Bitte um eine Auslegung von 1. Mose 4, 6-7.

Bitte um eine Auslegung von 1. Mose 4,6-7: "Und der HERR sprach zu Kain: Warum bist du ergrimmt, und warum hat sich dein Angesicht gesenkt? Ist es nicht so, dass es sich erhebt, wenn du recht tust? Und wenn du nicht recht tust, so lagert die Sünde vor der Tür. Und nach dir wird sein Verlangen sein, du aber wirst über ihn herrschen."

Bibelstelle(n): 1. Mose 4,6-7

1. Antwort: Die Stelle ist nicht leicht auszulegen, am ehesten im Blick auf ihre prophetisch-symbolische Bedeutung, etwa so: Kain war ergrimmt, weil der HERR sein Opfer, ein Opfer von den Früchten seiner eigenen Hände, nicht angenommen hatte, weil es nicht Gottes, sondern Kains Ehre zum Ausdruck brachte, während Abel im Verständnis von Gottes Gedanken über Schuld und Sühne ein blutiges, daher Gott wohlgefälliges Opfer darbrachte, ein Vorbild des stellvertretenden Opfers von Jesus Christus. Das verletzte Kains Hochmut, weil damit Abel als Gerechter anerkannt war und er, Kain, sich dadurch verurteilt sah. Anstatt sich zu demütigen, ergrimmte er und ließ sich von seinem unbußfertigen Herzen leiten, weil er eben "aus dem Bösen" war (1. Joh 3, 12). Hier hören wir Gott mit ihm in Gnaden rechten, um ihn zu warnen. Warum er denn zürne, wenn er selbst richtig und gut handeln wollte, hatte er doch keinen Grund dazu; denn Abel hatte keine Veranlassung gegeben, dass er ihm mit Hass und Zorn begegne. Gott sagt gleichsam, Kain käme ja das Erstgeburtsrecht zu und Abel würde sich ihm willig unterstellen, wenn Kain gut handeln wollte, und Kain würde als erster Anwärter den Segen davon genießen können. Aber wenn Kain eben nicht gut und richtig, in Abhängigkeit von Gott, handele, dann sei eben Sünde vorhanden und für diesen Fall sei das Sündopfer zur Sühne gegeben. Das hatte Abel verstanden und darum opferte er ein Lamm, wogegen Kain dies verweigert hatte. Das hebräische Wort, das hier mit "Sünde" wiedergegeben ist, bedeutet zugleich auch "Sündopfer". Symbolisch ist Abel bekanntlich das erste Vorbild auf den Herrn Jesus als den Gerechten, der um Seiner Gerechtigkeit willen von seinen Brüdern, den Juden, getötet wurde. Gleicherweise ist Kain das erste Vorbild des Volkes Israel, das seinen Messias verworfen und gekreuzigt hat. Es hätte als Gottes auserwähltes Volk gleichsam das Erstgeburtsrecht (vgl. 2. Mo 4,22: "Mein Sohn, mein erstgeborener, ist Israel") an Gottes Segnungen gehabt, denn ihm waren sie zuerst gegeben. Aber es wurde abtrünnig, und als Gott Seinen verheißenen Messias und Sohn sandte, hasste es diesen und tötete Ihn wegen Seiner Gerechtigkeit, wie Kain seinen Bruder. Daher musste Israel es erleben, dass es – wenigstens zeitweise – seine Segnungen verlor und Gott sich einem anderen Volk, der Versammlung Jesu Christi, zuwandte. Die Geschichte des Apostels Paulus zeigt, wie Israel, wiederum gleich Kain, eifersüchtig auf die aus den Nationen, die das Heil empfingen, wurde und diese auf alle Weise feindselig verfolgte. Die weitere Geschichte Kains als ruheloser Flüchtling und Emigrant ist ebenfalls ein Vorbild auf die Geschichte Israels.

2. Antwort: Ein tiefes und weitgehendes Rechten Gottes mit Kain! "Warum bist du ergrimmt?" Der Stolz des sündigen Menschen kann es nicht ertragen, dass Gott begnadigt. Der Mensch will den Zugang zum Paradies ertrotzen, darum hasst er alles, was mit der Gnade in Verbindung steht. Er hat Christus ans Kreuz gebracht und getötet. Gott wird das Blut von den Menschen fordern. Für die, welche glauben, ist das Blut des Christus zur Sühnung; für die, welche den Erlöser gleich Israel verworfen haben, kommt Sein Blut auf sie und ihre Kinder. Wer in der Welt verharrt, wird ihre Schuld teilen. Wer aber an Christus glaubt, dem will Gott das Blut des Herrn zurechnen; was der Mensch böse dachte, hat Gott zum Guten gewendet. "Ist es nicht so, dass es sich erhebt, wenn du recht tust?" Wenn es einen Menschen gibt, der recht tut, d.h. ohne Sünde ist, wird Gott ihn annehmen. "Und wenn du nicht recht tust, so lagert die Sünde vor der Tür." Gott stellt dem, der nicht recht tut, d.h. gesündigt hat, gleichsam ein Heilmittel, ein Sündopfer vor die Tür. Gott sagt zu Kain: Du hättest die Führerschaft haben sollen, du hättest der sein sollen, der Abel erleuchtete, du hättest so im Licht des Verheißenen stehen sollen, dass Abels Verlangen nach dir gewesen wäre, Hilfe durch Christus zu bekommen, und du würdest dadurch über Abel geherrscht haben, dass du ihn zum Segen geleitet hättest. Gott könnte die Juden fragen: Wo ist Christus? Was habt ihr mit Meinem Sohn gemacht? Weil sie Ihn umgebracht haben, sind sie gleich Kain Flüchtlinge und Unstete auf Erden. Dennoch will Gott sie nicht umbringen; Er bewahrt die Juden, um an Seinem Tage die abgebrochenen Beziehungen wieder anzuknüpfen und Rache an denen zu nehmen, welche Sein Volk verfolgt haben.


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