Wie ist Galater 2,18 zu verstehen?

Paulus sagt in Galater 2,18, dass ich, wenn ich mich selbst unnötig wieder unter das Gesetz stelle, dadurch zum „Übertreter“ werde. Wie ist „Übertreter“ in diesem Fall zu verstehen? Stelle ich mich somit wieder auf die „böse“ Seite? Was übertrete ich denn damit?

Bibelstelle(n): Galater 2,18

Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir, wie so oft, den gesamten Zusammenhang des Verses lesen, in dem er steht. Es geht hier in Galater 2,11-21 um die Rechtfertigung aus Gnade im Gegensatz zu der Werkgerechtigkeit durch Einhalten des Gesetzes. Paulus stellt dazu klar fest, dass „aus Gesetzeswerken kein Fleisch gerechtfertigt werden wird“, und dass die Rechtfertigung „nur durch den Glauben an Jesus Christus“ zu erhalten ist (V. 16).

Der Apostel Petrus hatte dies nicht beachtet. Im Umgang mit Gläubigen aus den Nationen handelte er auf der Grundlage der Gnade, im Umgang mit den Juden wieder auf Grundlage des Gesetzes. Dabei wurde ihm nicht bewusst, dass dies ein Widerspruch in sich selbst ist. Wenn Petrus, der selbst ein Jude war, mit denen aus den Nationen zusammen aß, war das dem Gesetz nach eine Sünde. Vor den Juden stellte er sich aber wieder als einen Gesetzesdiener dar (V. 12). Wie sollte das zusammen passen? Paulus machte ihm deutlich, dass er sich, wenn er sich auf die Rechtfertigung durch Christus stützte, nicht mehr unter das Gesetz stellen konnte. Wer die Rechtfertigung durch Christus sucht, gibt ja gerade zu, dass er das Gesetz nicht einhalten kann und nimmt den stellvertretenden Tod des Christus für seine eigene Rechtfertigung an. Wenn sich Petrus nun doch wieder unter das Gesetz stellte, sagte er damit aus, dass er einen Fehler begangen hatte, indem er Christus angenommen hatte. Er stellte sich dadurch als einen Übertreter des Gesetzes dar. Das ist die Aussage von Vers 18. Auf der einen Seite hatte er dem Gesetz abgesagt, es „abgebrochen“, indem er Christus annahm, auf der anderen Seite stellte er sich wieder darunter, er „baute es auf“.

Wie fatal dieses Verhalten war, macht Paulus in Vers 17 deutlich. Dort schreibt er, dass durch dieses Verhalten Christus selbst als ein „Diener der Sünde“ dargestellt wurde. Wer die Zuwendung zur Rechtfertigung durch Christus als ungenügend, als Sünde darstellte, zog damit Christus selbst in ein falsches Licht. Petrus sagte also mit seinem Verhalten, dass Christus die Juden zur Sünde verführte. In Vers 21 zieht Paulus ein weiteres Fazit aus diesem Verhalten: wenn die Gerechtigkeit durch das Gesetz käme, hätte Christus nicht sterben müssen.

In Vers 19 führt Paulus weiter aus, dass das Gesetz zu einem Gläubigen in Christus in keiner Beziehung mehr steht. Er sagt, dass er durch das Gesetz dem Gesetz gestorben ist. Wenn wir Jesus Christus persönlich angenommen haben, ist unser alter Leib gewissermaßen mit ihm mitgekreuzigt worden. Er hat am Kreuz das rechtmäßige Gericht für unsere Sünden stellvertretend getragen und so das Urteil des Gesetzes auf sich genommen. Mit ihm sind auch wir gestorben und haben neues, göttliches Leben erhalten. Wenn wir nun mit ihm gestorben sind, hat das Gesetz keinen Bezug mehr zu uns, denn „wer gestorben ist, ist freigesprochen von der Sünde“ (Röm 6,7).

Auf uns als Nichtjuden können wir den Vers 18 in Galater 2 also nicht direkt auf uns anwenden. Er betrifft Juden, die Jesus Christus als Herrn und Heiland angenommen haben und dann doch wieder zum Gesetz zurückkehren. Natürlich können wir auch zur Gesetzlichkeit neigen, aber darum geht es in dieser Stelle nicht (vgl. dazu Kol 2,6-8.20-23).


Online seit dem 28.11.2006.