Richter, Das Buch der – Bibel-Lexikon
Dieses Buch behandelt den Zeitraum vom Tod Josuas bis zur Zeit Samuels. Josua, der Mann des Glaubens, gab dem Volk vor seinem Tod gute Ratschläge und ernste Warnungen. Das Volk antwortete: „Dem HERRN, unserem Gott, wollen wir dienen und auf seine Stimme hören!" (Jos 24,24). Sie mussten nun - unter der Führung und Macht Gottes - ihre eigene Errettung bewirken. Sie dienten dem HERRN so lange wie Josua und die Ältesten, die er berufen hatte, lebten. Danach verließen sie Gott, vermischten sich durch Heirat mit den Kanaanitern und wandten sich dem Götzendienst zu. Das ist eine anschauliche Illustration der Geschichte der bekennenden Kirche, die nach den Zeiten der Apostel sehr schnell verweltlichte und von Gott gezüchtigt werden musste, wenn auch Erweckungen vorhanden waren, wie es in der Zeit der Richter der Fall war.
Es musste eine lange Auflistung von den Gebieten, aus denen die Stämme Israels die Kanaaniter nicht vertrieben hatten, angefertigt werden. Israel war also untreu, indem es ein Bündnis mit den Einwohnern einging, und trotz deren Boshaftigkeit ließ der HERR sie im Land bleiben, um Israel zu prüfen. In gleicher Weise ist der Kirche die Vermischung mit der Welt ein ständiger Fallstrick geworden. Während der Zeit, die das Buch Josua schildert, war der Engel des HERRN in Gilgal (der Ort, wohin die Israeliten im Geist stets zurückkehren sollten; es ist der Ort der Beschneidung, für den Christen bedeutet das die vollständige Trennung von dem ersten Menschen). Aber jetzt kam er nach Bochim und erinnerte sie daran, dass er sie aus Ägypten befreit hatte und ihnen zugesagt hatte, dass er niemals seinen Bund mit Israel brechen würde. Sie waren aufgefordert worden, keinen Bund mit den Völkern des Landes zu machen, aber sie hatten seiner Stimme nicht gehorcht. Der Fehler war nun unwiederbringlich. Das Volk weinte und opferte dort.
Trotzdem bildeten sie Bündnisse mit den Kanaanitern und opferten den Baalim. Daraufhin wurden sie von ihren Feinden unterdrückt; aber sooft sie sich zum HERRN wandten, erweckte er einen Richter, der sie aus der Hand ihrer Bedränger befreite. Wenn jedoch der Richter gestorben war, kehrten sie wieder zu ihren bösen Wegen zurück. Dieser Verlauf von bösem Tun, Unterdrückung, Buße und Befreiung erfolgte immer wieder über einen Zeitraum von über 300 Jahren. (Die Taten der Richter sind unter dem jeweiligen Namen aufgeführt.)
Die Kapitel 17 bis 21 sind nicht in historischer Reihenfolge wiedergegeben, sondern zusammengefasst, um das Innenleben des Volkes zu zeigen. Die Kapitel 17 und 18 zeigen einen traurigen Versuch, die Anbetung Gottes mit dem einheimischen Götzendienst zu vermischen. Siehe Micha, Nr. 1.
Die Kapitel 19 bis 21 zeigen den moralischen Charakter des Volkes, besonders des Stammes Benjamin, der ein schweres Gericht über sich brachte. Als die anderen Stämme die Vernichtung sahen, die sie über Benjamin gebracht hatten, kamen sie zum Haus Gottes und weinten, indem sie beklagten, dass ein Stamm in Israel fehlte. Aber es wird nicht erwähnt, dass sie über die Sünde weinten, die dies alles verursacht hatte.
Das Buch endet damit, dass wiederholt wird, was auch an anderer Stelle gesagt wurde: „In jenen Tagen war kein König in Israel; jeder tat, was recht war in seinen Augen." Gott wollte ihr König sein, wenn sie nur seine Untertanen hätten sein wollen.
Die Chronologie des Buches der Richter birgt einige Schwierigkeiten. Aus verschiedenen Abschnitten wird klar, dass die Zeiträume, in denen die Richter regierten, nicht aufeinanderfolgend gewesen sein können. Die 480 Jahre vom Auszug aus Ägypten bis zum vierten Jahr Salomos (1. Kön 6,1) verkürzen notwendigerweise die Periode der Richter. Ein Abschnitt im Buch selbst zeigt, dass zwei Unterdrückungen zur selben Zeit miteinander einhergingen, nämlich die der Philister und der Kinder Ammon (Ri 10,7). In Apostelgeschichte 13,20 lesen manche Übersetzungen, dass Gott ihnen Richter für einen Zeitraum von 450 Jahren gab bis zu dem Propheten Samuel. Das würde nicht mit den 480 Jahren aus 1. Könige 6,1 übereinstimmen. Aber es gibt eine abweichende Lesart von Apostelgeschichte 13,20, die von manchen Herausgebern des griechischen Testaments und in der ÜELB übernommen wurde - unabhängig von allen Fragen der Chronologie. Man kann lesen: „... ließ er sie deren Land erben - etwa 450 Jahre. Und danach gab er ihnen Richter." Demnach werden die 450 Jahre nicht auf die Zeit der Richter angewandt. Diese Zeitdauer mag also gebildet worden sein, indem man vom Tod Jakobs an rechnet, weil die Verheißung dem Samen Abrahams gegeben wurde.
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Jahre |
Zeit, die Israel in Ägypten verbrachte |
430 |
Zeit, die Jakob in Ägypten lebte |
-17 |
Zeit, die Israel in der Wüste verbrachte (5. Mo 8,2) |
40 |
Zeit bis zur Verteilung des Landes an die einzelnen Stämme (vgl. Jos 14,10) |
7 |
Summe |
460 |
Die 480 Jahre (1. Kön 6,1) können auf diese Art und Weise angeordnet sein, auch wenn dies nicht absolut richtig sein mag.
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Jahre | ||
Vom Auszug aus Ägypten bis zur Überquerung des Jordan |
40 |
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Von der Überquerung des Jordan bis zur Verteilung des Landes |
7 |
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Zeit der Ruhe unter Josua und den Ältesten (Ri 2,7) |
12 |
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Unterdrückung durch den König von Mesopotamien (Ri 3,8) |
8 |
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Othniel (Ri 3,11) |
40 |
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Unterdrückung durch die Moabiter (Ri 3,14) |
18 |
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Ehud und Schamgar (Ri 3,30) |
80 |
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Unterdrückung durch den König Jabin (Ri 4,3) |
20 |
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Debora und Barak (Ri 5,31) |
40 |
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Unterdrückung durch die Midianiter (Ri 6,1) |
7 |
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Gideon (Ri 8,28) |
40 |
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Abimelech (Ri 9,22) |
3 |
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Tola (Ri 10,2) |
23 |
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Jair (Ri 10,3) |
22 |
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Im Westen |
Im Osten |
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Unterdrückung durch die Philister, während der Simson, Eli und Samuel Richter waren (Ri 13,1) |
40 |
Unterdrückung durch die Kinder Ammon (Ri 10,8) |
18 |
Jephta (Ri 12,7) |
6 |
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Ibzan (Ri 12,9) |
7 |
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Elon (Ri 12,11) |
10 |
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Von Mizpa (1. Sam 7,12.13) bis zur Salbung Sauls |
9 |
Abdon (Ri 12,14) |
8 |
Saul (im ersten Teil seiner Regierungszeit war Samuel noch Richter) |
40 |
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David |
40 |
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Salomos viertes Jahr |
3 |
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Summe*
Abzug wegen Teilen von Jahren, die als ganze Jahre gezählt wurden |
492 - 12 |
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Summe |
480 |