Johannes, Das Evangelium nach – Bibel-Lexikon

Dieses Evangelium unterscheidet sich in seinem Charakter sehr stark von den anderen drei so genannten „synoptischen Evangelien". Jedes von ihnen gibt einen vollständigeren Bericht von den Ereignissen als bei dem Evangelium von Johannes der Fall ist. Das Evangelium nach Johannes steht für sich selbst, vollständig in sich selbst. Jedes Evangelium hat seine eigene charakteristische Linie: Siehe dazu den Artikel Evangelien.

Es ist das Evangelium, in dem wir am vernehmlichsten die Offenbarung Gottes finden. Der Vater ist offenbart in dem Sohn sowohl durch Worte als auch durch Werke; und durch die Verwerfung des Sohnes wurde der Vater verworfen. Als Folge der Rückkehr des Sohnes zum Vater, der ihn gesandt hatte, würde der Heilige Geist von dem Vater in seinem Namen gesandt werden (Joh 14; 15; 16 ).

In Johannes wird, zusammen mit der Stellung des Menschen, das Geschenk des ewigen Lebens dargestellt, als ob der Herr Jesus bereits verworfen gewesen wäre und die Erlösung bereits vollendet gewesen wäre. Israel wird als durchweg rastlos gesehen: Es wird nicht von den Festen des HERRN gesprochen, sondern von „den Festen der Juden" und „die Juden" (aus Jerusalem und Judäa) werden von „dem Volk" unterschieden, womit Galiläer oder Besucher des Festes von den Gebieten außerhalb Judäas gemeint sein können.

Kapitel 1

Alle wesentlichen Namen des Herrn werden in diesem Kapitel vorgestellt:

  • Seine wesenhafte Gottheit vor der Schöpfung
  • der Schöpfer
  • das wahre Licht
  • der eingeborene Sohn (seine ewige Sohnschaft)
  • der Leibhaftige, das „Wort, das Fleisch wurde"
  • das Lamm Gottes
  • der Sohn Gottes
  • der Messias
  • der König Israels
  • der Sohn des Menschen.

Die Juden, „die Seinigen", nahmen ihn nicht an, aber „so viele ihn aufnahmen, gab er das Recht Kinder Gottes zu werden". Der Herr wurde ein Anziehungspunkt für solche, und er ist der eine, dem man hier folgen soll; er ist die Hoffnung Israels.

Ein flüchtiger Eindruck von der tausendjährigen Herrlichkeit wird in der Erklärung am Ende des Kapitels gegeben, wo Engel Gottes auf- und niedersteigen auf den Sohn des Menschen.

Kapitel 2

Kapitel 2 zeigt eine Art der tausendjährigen Segnung in dem Hochzeitsfest (Jesus als die Quelle des „guten Weines" - der besten Freude -, als der Wein Israel ausgegangen war), und sein göttliches Recht, den Tempel zu reinigen, wurde durch die Kraft der Aufrichtung des Tempels seines Leibes erprobt, durch den - für eine Zeit - der materielle Tempel beiseite gesetzt wurde. Der Abschnitt in Johannes 2,23-25 gehört inhaltlich zu Kapitel 3. Der Herr erkennt die, die wirklich sein sind 1.

Kapitel 3

Der Mensch, wie er von Natur aus ist benötigt ein Werk des Geistes, das in ihm stattfindet, damit er das Reiches Gottes erfassen kann und passend ist zum Eintritt in das Reich Gottes. Er muss aus Wasser und Geist geboren werden: Das, was durch den Geist geboren ist, ist im Gegensatz zum Fleisch. Das Wasser stellt bildlich zweifellos das Wort Gottes in seiner moralischen Kraft dar (vgl. Joh 15,3 ; 1. Pet 1,23 ). Dies sollte bei einem Lehrer Israels durch den prophetischen Ausspruch im Hinblick auf die irdischen Segnungen z.B. in Hesekiel 36,25 bekannt sein. Aber der Herr fährt fort, von himmlischen Dingen zu sprechen. Der Mensch, der ein Sünder ist, sein ganzer Zustand wie im Fleisch, egal ob Jude oder Grieche, gilt schon als gerichtet bei der Erhöhung des Sohnes des Menschen, dem Gegenbild der kupfernen Schlange. So konnte es Leben für den Menschen geben, durch den Tod eines anderen Menschen. Dies führt das Zeugnis der Liebe Gottes der Welt gegenüber ein, sowie seinen Vorsatz für den Menschen in der Gabe seines eingeborenen Sohnes, „damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe". Die Liebe Gottes beschränkt sich nicht auf die Juden.

Ein weiteres bewegendes Zeugnis wird dem Herrn von Johannes dem Täufer ausgestellt, dessen Freude in dem Hören seiner Stimme erfüllt war, wobei er selbst in den Hintergrund tritt. Die beiden letzten Verse sind zweifellos die Worte des Evangelisten. Der Sohn wird vorgestellt, und das Ergebnis wird entweder ewiges Leben oder der Zorn Gottes sein.

Kapitel 4

Durch den Neid der Pharisäer musste sich der Herr zurückzuziehen und auf seinem Weg nach Galiläa durch Samaria ziehen, wo er eine arme Frau mit leerem Herzen traf - leer trotz all ihrer Bemühungen, Befriedigung in Sünde zu finden. Zu ihr spricht er von Gott als einem Geber und davon, dass er selbst in der Lage war, ihr lebendiges Wasser zu geben - Wasser, dass in dem, der es empfängt, eine Quelle Wassers werden wird, dass ins ewige Leben quillt - zweifellos das, was in Römer 8,2 „der Geist des Lebens in Christus Jesus" genannt wird, eine Quelle ewiger Befriedigung. In Verbindung damit wird der Vater offenbart als der, der Anbeter sucht. Am Ende des Kapitels stellt der Herr den Sohn eines königlichen Beamten wieder her, der zu diesem Zeitpunkt im Sterben lag, ein Bild von dem, was er in Israel tat, um den Glauben des gottesfürchtigen Überrests zu stärken, der zu Grunde ging.

Kapitel 5

Der kranke Mann wurde befähigt, das Bett zu tragen, auf dem er vorher hat liegen müssen. Die Segnung, die sich für ihn nutzlos in dem Teich von Bethesda befand, war jetzt von dem, was in dem Wort des Sohnes Gottes war, verdrängt 2. Dieses Wunder, das an einem Sabbat gewirkt wurde, diente der Herrlichkeit Gottes: „Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke". Der Vater und der Sohn sind eins in der Tätigkeit der Gnade. Der Vater richtet nicht; aber der Sohn macht lebendig und richtet. Derjenige, „der das Wort hört, und an den Vater glaubt, der ihn gesandt hat, hat ewiges Leben, und kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod in das Leben übergegangen". Die moralisch Toten hören nun seine Stimme und die, die gehört haben, sollen leben. Die in ihren Gräbern liegen werden auch hören und werden weiterkommen: Es wird eine Auferstehung des Lebens und eine des Gerichts geben 3. Leben wird in diesem Kapitel in Verbindung mit der Stimme des Herrn als dem Sohn gezeigt. Er bringt die Seele in das Licht des Vaters. Außer dem Zeugnis des Johannes gab es das dreifache Zeugnis seiner Herrlichkeit: Seine Werke, der Vater und die Schriften.

Kapitel 6

5.000 Männer werden durch die Macht Gottes mit Nahrung versorgt. Betroffen durch das Zeichen der Macht wollte die Menge, indem sie ihn als den Propheten erkannten, zum König machen. Aber er zieht sich auf einen Berg zurück, als der Priester. Die Jünger waren zu dieser Zeit auf dem See umgeben von Dunkelheit und Sturm. Der Herr geht zu ihnen, wandelnd auf dem See. Dies alles scheint eine Anwendbarkeit auf Israel zu haben: der Herr wird als Prophet, König und Priester gesehen. Er ist es, der sie in den ersehnten Hafen bringen wird.

Was dann folgt, findet seine Anwendung in der gegenwärtigen Zeit. Der Sohn des Menschen war das wahre Brot vom Himmel. Das Werk Gottes war, dass Menschen an Gott glauben sollten. Es wird hier der Gegensatz zwischen dem Manna und der neuen und himmlischen Nahrung aufgezeigt. Verglichen mit Johannes 5 , wo der Sohn Gottes die Leben gebende Macht besitzt, wird das Leben hier eher aus der Sicht der menschlichen Inbesitznahme dargestellt: „Wenn jemand von diesem Brot isst, wird er leben in Ewigkeit." Aber dafür musste Christus sterben - er musste sein Fleisch für das Leben der Welt geben. „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tage." Seinen Tod sich anzueignen bedeutet, seinen Tod zu akzeptieren in allem, in dem das Fleisch moralisch lebt, um Leben in dem zu finden, der vom Himmel ist, und der dorthin zurückgekehrt ist. Das stellt jeden auf die Probe.

Kapitel 7

Die irdische Segnung, von der das Laubhüttenfest ein Bild ist, ist zurückgestellt, verschuldet durch die Verwerfung Christi: Sogar seine Brüder glaubten nicht an ihn. Aber der große Tag des Festes ist der achte, ein Bild von dem Tag der neuen Schöpfung und der ewigen Segnung; davon ist der Geist Unterpfand, indem er von einem verherrlichten Christus gesandt ist. An diesem Tag stand Jesus da und rief: „Wenn jemand dürste so komme er zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Dies aber sagte er von dem Geist, den die an ihn Glaubenden empfangen sollten." Die Juden werden in Zwietracht und Dunkelheit zurückgelassen.

Kapitel 8 bis 10

Der Herr ist nun als das Licht offenbart, in Übereinstimmung mit dem, was von ihm in Kapitel 1 gesagt wird. Jene, die zu ihm einen Fall abscheulicher Sünde brachten, in der Hoffnung ihn in Verlegenheit zu bringen, wurden selbst durch das Licht seines Wortes überführt: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe zuerst den Stein auf sie." Sie gingen einer nach dem anderen aus seiner Gegenwart hinweg, überführt von ihrem eigenen Gewissen. Das Zeugnis seines eigenen Wortes als das Licht der Welt folgt und wird von den Juden eindeutig verworfen. Als er schließlich Zeugnis gibt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham wurde, bin ich", hoben sie Steine auf, um auf ihn zu werfen.

Indem er durch ihre Mitte hindurchging, ging der Herr seinen Weg und in Kapitel 9 gibt er einem blindgeborenen Mann das Augenlicht. Hier sehen wir das Zeugnis seines Werkes. Die Führer der Juden waren selbst blind und sagten von Jesus: „Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist." Bestürzt durch die einfache Argumentation des armen Mannes, werfen sie ihn aus der Synagoge. Daraufhin offenbart Jesus sich selbst ihm als der Sohn Gottes und als solcher verehrte er ihn. Als der Hinausgeworfene findet er sich in der Gesellschaft von einem, dessen herrliche Person bekannt ist. Aber der Jude wird durch das Licht, das hineingekommen ist, noch blinder.

Sowohl im Wort als auch im Werk verworfen, wird der Herr in Kapitel 10 nun als der Hirte der Schafe offenbart, was in enger Verbindung mit dem gelesen werden muss, was vorausgeht. Wenn die Juden seine Jünger aus der Synagoge warfen, war es der Herr, der sie aus dem jüdischen Schafhof hinausführte. Für diese war er der Hirte und die Tür der Schafe. Ohne Zweifel wird hier sein Tod angedeutet. Durch ihn sollte jeder, der hineingeht, gerettet werden und Freiheit und Nahrung finden, im Gegensatz zu dem jüdischen System, in dem diese Dinge nicht gefunden wurden. Er ist der gute Hirte und gibt sein Leben für die Schafe. Dort ist eine gegenseitige Kenntnis oder eine Vertrautheit zwischen ihm und dem Schaf, die von einer neuen und himmlischen Ordnung sind, wie sie zwischen dem Vater und ihm herrscht. Auch gibt es nun keinen Schafhof, aber eine Herde und ein Hirte: Daher sind Juden und Griechen in einer Herde vereint. Des Weiteren gibt er seinen Schafen ewiges Leben und bewahrt sie als vom Vater gegeben, auf der absoluten Sicherheit seiner eigenen und seines Vaters Hand. Als die Juden wiederum suchten, ihn zu greifen, entwich er auf die andere Seite des Jordan.

Kapitel 11

Hier wird die Herrlichkeit des Sohnes Gottes offenbart, Jesus legt sich selbst dem Glauben seiner Eigenen als die Auferstehung und das Leben dar. Es wird zugelassen, dass Lazarus stirbt, aber es war um der Herrlichkeit Gottes willen, dass der Sohn Gottes dadurch verherrlicht würde. Er verkörpert und stellt in seiner eigenen Person den Sieg über den Tod dar und eine vollkommen neue Ordnung des Lebens im Menschen, die nur der Sohn durch die Menschwerdung und den Tod bereitstellen konnte. In der Auferstehung des Lazarus wird dies im Bild dargestellt, aber zur gleichen Zeit entsteht eine Krise durch die Achtung seines Zeugnisses den Juden gegenüber. Er ist nun durch die Führer des Volkes gegen den verschwört, der entschied, dass es nützlich war, dass ein Mensch für die ganze Nation sterben sollte. Der Hohepriester sprach dies durch Inspiration, und der Geist fügt hinzu: „und nicht für die Nation allein, sondern damit er auch die zerstreuten Kinder Gottes in eins versammelte." Alles war nun für die letzte Handlung bereit.

Kapitel 12

Maria, in Gemeinschaft mit ihrem Herrn, salbt seinen Leib für sein Begräbnis und das Haus wird von dem Geruch der Salbe erfüllt. Der gottesfürchtige Überrest in Bethanien wird durch den Platz gekennzeichnet, den der Herr in ihren Herzen hatte. Maria wird durch ihre tiefe Anerkennung seines Wertes charakterisiert. Ein letztes Zeugnis wird der Tochter Zion gegeben, als ihr König nach Jerusalem reitet, auf einem Eselfüllen sitzend. Er ritt mitten durch die Menge und hörte ihr Zeugnis, dass er Lazarus auferweckt habe. Die Pharisäer waren in diesem Moment verwirrt.

Nachdem seine Herrlichkeit als Sohn Gottes offenbart worden ist und er Jerusalem als der Sohn Davids vorgestellt worden ist, äußern gewisse Griechen den Wunsch, Jesus zu sehen. Diese waren Nichtjuden und ihre Bitte dient der Offenbarung einer weiteren Herrlichkeit des Herrn Jesus. Er ist der Sohn des Menschen. Die Stunde war gekommen, dass der Sohn des Menschen verherrlicht werden sollte. Er konnte nicht das Königreich einnehmen und Segen bringen für Juden oder Griechen, ohne zu sterben. Während die Herrlichkeit des Königreichs hinausgeschoben werden würde, würde er selbst als der Sohn des Menschen verherrlicht werden und würde durch das Sterben wie das Weizenkorn viel Frucht hervorbringen. Aber diese war für eine andere Welt - für das ewige Leben. Das eigene Leben in der Welt musste gehasst werden, um einem verworfen Christus zu folgen. Wir sehen hier, was die Ratschlüsse Gottes im Bezug auf den Menschen, der verherrlicht im Himmel ist, sind und wie der Tod des Sohnes des Menschen diese Herrlichkeit zur Folge haben würde. Aber die Welt ist nun endgültig gerichtet und sein Fürst hinausgeworfen und ein erhöhter Sohn des Menschen wird das anziehende Objekt und der Sammelpunkt für den Glauben. Das Kapitel schließt mit der endgültigen Verwerfung der Juden. Von da an ist der Dienst des Herrn persönlich und gilt den Seinen, denen, die ihm wirklich angehören.

Kapitel 13 und 14

In Kapitel 13 wäscht der Herr die Füße seiner Jünger, die Stunde ist gekommen, dass er aus dieser Welt zum Vater hingehen sollte. Das tut er in Anbetracht seines großen Werkes. Sein Ziel war, sie in moralischer Angemessenheit auf dem neuen Platz vorzubereiten, zu dem er hinging, und an dem sie mit ihm teilhaben sollten. Die Wirkung des Wortes (das Wasser) würde sie moralisch frei machen, in die Gemeinschaft mit ihm einzugehen und sie zu genießen, wenn er zum Vater gegangen sein wird. Von Anfang an waren sie komplett gewaschen oder gebadet (wie bei der Weihung der Priester) und das musste nicht wiederholt werden. Aber es war nötig, um die himmlischen Dinge zu genießen, dass eine beständige praktische Reinigung durchgeführt würde, die durch die Waschung der Füße allein (Siehe Waschung) dargestellt wird. Dieses gnädige Werk wird dem Jünger als Bild dargestellt, um dies auch gegenseitig zu tun. Alles, was die Gemeinschaft trübt, sollte beseitigen werden durch die Anwendung des Wortes. Sie waren als Knechte passend, den Herrn in der Welt zu repräsentieren und dafür mussten sie zuallererst für ihn selbst passend sein. Auf Judas treffen diese Dinge nicht zu. Nachdem er den Bissen aus der Hand des segnenden Herrn genommen hatte, ging Judas sofort hinaus, um ihn zu verraten. Es war aber Nacht. Das Kapitel zeigt die Kenntnis des Herrn von allem Bösen, dem sein Volk in dieser Welt ausgesetzt sein kann.

Im Gegensatz zu dem, was hier als vom Menschen aufgedeckt wird, bringt der Herr die Verherrlichung des Sohnes des Menschen ans Licht, in dem die Herrlichkeit Gottes zuerst gesichert sein würde. Er sollte sogleich verherrlicht werden. Seine Jünger würden durch ihre Liebe zueinander, was das von dem Herrn gegebene neue Gebot ist, ihm angehören. Was das Fleisch ist, sogar in einem Heiligen Gottes, wird in Petrus aufrichtiger aber selbstbewusster Versicherung der Treue bis zum Tod dargestellt. Angesichts alles dessen, was der Mensch ist, gab es genug, was die Jünger im Blick auf die Tatsache, dass Christus sie verlassen würde, erschreckte. Aber sie mussten an Jesus glauben (Kapitel 14) wie sie an Gott glaubten. Dann würde ihr Herz nicht bestürzt. Er ging hinweg, um ihnen eine Stätte im Haus seines Vaters zu bereiten und würde wiederkommen, um sie zu sich zu nehmen. Er selbst war der Weg, die Wahrheit und das Leben - der Offenbarer des Vaters und des Weges zum Vater. Er war eine göttliche Person, die sagen konnte: „Ich bin in dem Vater und der Vater ist in mir". Er ging zum Vater und was irgend sie im Namen des Sohnes bitten sollten, würde der Vater tun. Und weiter: „Wenn ihr um etwas bitten werdet in meinem Namen, werde ich es tun." Das setzt voraus, dass sie in der Kenntnis seiner Interessen während seiner Abwesenheit sein würden. Sie sollten seine Gebote halten, wenn sie ihn liebten.

Er würde den Vater bitten, der ihnen einen anderen Sachwalter geben würde, den Geist der Wahrheit, der für immer bei ihnen bleiben würde: Er würde in ihnen sein. Des Weiteren würde er sie nicht als Waisen zurücklassen, er würde selbst zu ihnen kommen. Der Sachwalter würde sie alles lehren und in Erinnerung rufen, was er ihnen gesagt hatte. „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch." Wenn sie ihn liebten würden sie sich darüber freuen, dass er zum Vater ging. Alle diese Aussagen, die seinem Weggang vorausgingen, dienten dazu, die Jünger fähig zu machen, seinen Interessen zu dienen, wenn er von ihnen gegangen sein sollte.

Kapitel 15

Der Herr zeigt in diesem Kapitel, wie er an die Stelle des Weinstocks getreten ist, zu dem Israel von dem HERRN gesetzt worden ist (Ps 80 ; Jes 5 ). Israel hatte in dieser Funktion völlig gefehlt, soweit es die Frucht betrifft. Der Herr war der wahre Weinstock und keine Frucht konnte gebracht werden, außer durch das Bleiben in ihm: Wie er gesagt hat: „Ohne mich könnt ihr nichts tun." Die Jünger sollten in seiner Liebe bleiben, indem sie seine Gebote hielten. Er nennt sie Freunde, nicht mehr Knechte, denn alle Dinge, die er von seinem Vater empfangen hatte, hatte er ihnen kundgetan. Aber sie sollten einander lieben. Die Welt würde sie hassen, weil sie nicht von ihr waren: Sie hat ihn wie auch immer zuerst gehasst. Aber wenn der Sachwalter gekommen war, der Geist der Wahrheit, sollte er Zeugnis geben im Bezug auf den Herrn und die Jünger würden es in gleicher Weise tun, weil sie von Anfang an mit ihm gewesen waren.

Kapitel 16

Der Herr warnt die Jünger vor der Verfolgung, mit der sie von Seiten der Welt konfrontiert werden würden. Er würde sie verlassen, aber das war zu ihrem Nutzen, weil der Sachwalter an seiner Stelle zu ihnen kommen würde. Dieses große Ereignis würde auf der einen Seite seinen Einfluss auf die Welt haben, und auf der anderen Seite auch auf die Jünger. Der Welt würde der Heilige Geist die Darstellung der Sünde, der Gerechtigkeit und des Gerichts geben, während die Jünger durch ihn in die ganze Wahrheit geleitet würden. Er würde den Sohn verherrlichen und ihnen die Dinge des Vaters zeigen, die den Sohn betreffen. Der Herr würde durch den Tod eine Zeit von ihnen weggenommen werden, aber sie würden ihn wieder sehen, was sie wirklich taten, ein Vorgeschmack dessen, was jetzt in einer noch höheren Weise eintreffen wird. Sie sollten sich darüber freuen mit einer Freude, die niemand von ihnen nehmen könnte, in der Kenntnis und dem Genuss der neuen Beziehung mit dem Vater, in die er sie eingeführt hatte. Die Welt würde sich darüber freuen, ihn losgeworden zu sein: Ein schreckliches Zeugnis von ihrem Zustand.

Die Jünger verstanden die wahre Bedeutung der Ausführung des Herrn über den Vater nicht, als er ihnen die Liebe des Vaters zu ihnen versicherte, in der sie sich jetzt direkt an den Vater in dem Namen des Sohnes wenden konnten. Das heißt, dass sie in der Weise des Herrn nahen dürfen und ihre Bitten gewährt werden. Wenn es die Gegenwart des Vaters für einen Moment nicht gegeben, würden sie zerstreut werden und ihn allein lassen. Der Herr sprach diese Dinge zu ihnen, damit sie in ihm Frieden haben möchten, wohingegen sie in der Welt Drangsal haben sollten.

Kapitel 17

Es folgt ein Gebet zu dem Vater, in dem der Herr uns erlaubt, seine Wünsche für die Seinen nach dem Ratschluss seines Vaters zu kennen. Es ist in drei Teile geteilt:

  1. Der erste Teil (bis Vers 5) bezieht sich auf seine eigene Herrlichkeit und die Herrlichkeit des Vaters.
  2. Der zweite Teil (bis Vers 19) bezieht sich auf die damals anwesenden (elf) Jünger.
  3. Der dritte Teil bezieht sich auf solche, die durch ihre Worte an ihn glauben sollten. Ewiges Leben, die Offenbarung des Namens des Vaters und die Beziehung zu ihm, in die die Jünger folglich gesetzt sind, ihr Platz in der Welt, ihre Einheit in der Gegenwart und in der Zukunft, Herrlichkeit mit Christus, die alle Glaubenden teilen werden und die Liebe des Vaters zu dem Herrn Jesus, in die die Seinen gebracht worden sind, sind einige der Themen in diesem Abschnitt.

Kapitel 18

Jesus wird im Garten durch Judas verraten. Die Qual des Herrn wird hier nicht beschrieben, was vielleicht mit seiner Darstellung als der Sohn Gottes in diesem Evangelium zusammenhängt. Jene, die gesandt waren, ihn gefangen zu nehmen, fallen auf die Erde nieder. Er wird vor Kajaphas und Pilatus angeklagt, dem er bezeugt, dass er ein König ist. Die Juden wählen Barabbas.

Kapitel 19

Jesus wird für schuldlos erklärt, aber von Pilatus verurteilt, nachdem er den Juden als ihr König präsentiert worden ist. Sie fordern seine Kreuzigung, indem sie erklären, dass sie keinen „König als nur den Kaiser" haben. Am Kreuz befiehlt er seine Mutter dem Johannes an. Nachdem Jesus alles vollbracht hat, gibt er seinen Geist auf. Aus seiner durchstochene Seite fließt Blut und Wasser heraus (vgl. 1. Joh 5,6-8 ).

Kapitel 20

Kapitel 20 beschreibt die Auferstehung des gesegneten Herrn und seine Folgen. Maria Magdalene, unkundig über das große Ereignis, aber mit der tiefsten Zuneigung für ihren Herrn, kam früh am Morgen des ersten Wochentages zur Gruft. Er war nicht mehr dort. Sie ruft Petrus und Johannes herbei, die, indem sie liefen und in die Gruft schauten, Kenntnis nahmen von dem, was sie als Beweis von dem sahen, was sie glaubten. Sie gingen wieder nach Hause. Maria, mit weniger Einsicht aber mehr Zuneigung, bleibt noch dort. Ihr offenbart sich der Herr persönlich. Er erlaubt es ihr aber nicht, ihn zu berühren (ohne Zweifel als Zeichen, dass die Beziehung zu den Seinen nicht länger irdischer Art war), er sendet sie mit der überraschenden Nachricht zu den Jüngern: „Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und meinem Gott und eurem Gott." Er setzt sie in seine eigene Beziehung als Mensch vor seinem Vater und Gott. Dann finden wir ein Bild von der Versammlung, die in der Wahrheit dieser Beziehung versammelt ist, in deren Mitte er selbst seinen Platz einnimmt. Er brachte ihnen Frieden, indem er ihnen versichert, dass er wirklich derselbe war, der an das Kreuz genagelt wurde und durchstochen worden war. Dann gibt er ihnen ihren Auftrag: „Wie der Vater mich ausgesandt hat, sende ich auch euch", und verkündet wiederum Frieden. Nachdem er dies gesagt hatte, hauchte er in sie und sprach: „Empfangt Heiligen Geist!" Dies darf nicht mit Apostelgeschichte 2 verwechselt werden, wo die Niederkunft des Heiligen Geistes mit Macht beschrieben wird. Hier handelt es sich um den Geist des Lebens in Christus Jesus (Rö 8,2 ), um das neue Leben. Thomas, der sah und glaubte, repräsentiert den jüdischen Überrest in den letzten Tagen, der dann auch glauben wird, wenn er den Herrn sehen wird.

Kapitel 21

Der Fischfang steht mit dem Werk Christi in Verbindung mit der Erde. Geleitet durch Petrus gehen die Jünger fischen, aber fangen nichts. Der Herr erscheint ihnen und sagt ihnen, dass sie das Netz auf der rechten Seite des Schiffes auswerfen sollten. Nun waren sie nicht in der Lage das Netz wegen der Menge der Fische zu ziehen. Wir finden hier nicht, dass das Netz riss. 153 große Fische sind gefangen worden. Sie erkennen nun den Herrn und finden ein fertig bereitetes Frühstück, zu dem sie eingeladen werden. Dies alles deutet die Wiederaufnahme der irdischen Verbindung des Herrn mit seinem Volk Israel an, das er für eine reichliches Versammeln von Seelen aus dem See der Nationen nach der Beendigung des gegenwärtigen Zeitalters benutzen wird.

Anschließend finden wir die völlige Wiederherstellung von Petrus in einem Abschnitt größter Gnade und andeutungsweise den jeweiligen Anteil und Dienst sowohl von Petrus als auch von Johannes.

Es ist nicht überraschend, dass ein Buch, in dem die göttliche Herrlichkeit des Sohnes Gottes in besonderer Weise offenbart wird, mit einer Behauptung des Apostels schließt, dass selbst die Welt die geschriebenen Bücher über seine Taten nicht fassen würde.

Fußnoten

  • 1 Der "dritte Tag" von Kapitel 2 bezieht sich wahrscheinlich auf das tausendjährigen Reich: Johannes' Zeugnis ist das erste (Vers 35), Christus' Dienst das zweite (Vers 43) und das Tausendjährige Reich das dritte.
  • 2 Einige Verfasser lassen von den Satzteil "die auf die Bewegung des Wassers warteten" (Vers 3 - 4) aus, aber es ist zweifellos ein Teil von dem, was Gott niederschreiben ließ und was festgehalten werden sollte.
  • 3 Bei dem Wort "Gericht" in Vers 22, 24, 27, 29 handelt es sich um das griechische Wort κρισις.