Babylon – Bibel-Lexikon
Babel

Nimrods „Babel" war zweifellos mit der bekannten Stadt Babylon, und mit dem Königreich, dessen Hauptstadt es war, verbunden. In 1. Mose 11,2 wird gesagt, dass Babel in einer Ebene im Land Sinear gebaut wurde, welches sie, nach Osten ziehend, fanden. Diese Richtung stimmt gut überein mit der Lage Babylons am Fluss Euphrat.

Historiker sprechen von einer außerordentliche Größe der Stadt, obwohl die Maße nicht genau bekannt sind. Sie hatte einen rechteckigen Grundriss und 25 Tore an jeder Seite. Von den Toren gab es Straßen, die einander rechtwinklig kreuzten. Die Häuser waren nicht sehr dicht aneinander gebaut, sodass innerhalb der Stadt genügend Platz war für Gärten und sogar Felder und Weingärten. Es wird gesagt, dass die Mauern ungefähr 20 m stark, 90 m hoch und die Tore aus Kupfer waren. Der Euphrat floss durch die Stadt; an den Ufern des Flusses waren starke Mauern gebaut mit kupfernen Toren. In der Stadtmitte gab es eine Brücke, die den Euphrat überspannte. Außerhalb der Stadt war ein See angelegt, um die Wasser bei Überschwemmungen abzufangen; tiefe Gräben, gefüllt mit Wasser, umringten die Stadt.

Wir lesen auch von den „hängenden Gärten", welche Nebukadnezar für seine Frau Amyitis oder Amyhia, die Tochter eines medischen Königs baute, um dem Ort eine Ähnlichkeit zu den Bergen und bewaldeten Hügel ihres Heimatlandes zu geben. Diese Gärten waren angeblich in Terrassen von verschiedener Höhe gebaut.

In mehrfacher Hinsicht bestätigt die Schrift die Behauptungen der Historiker. In Jeremia 50,11 wird von Babylon gesagt: „Plünderer meines Erbteils, denn mögt ihr auch hüpfen wie eine dreschende junge Kuh und wiehern wie starke Pferde". In Jeremia 51,12.58 werden ihre breite Mauern erwähnt und in Jesaja 45,2 ihre Tore aus Kupfer und Riegel aus Eisen. Nebukadnezar rühmte „das große Babylon", welches er gebaut hatte durch die Stärke seiner Macht und zur Ehre seiner Herrlichkeit (Dan 4,27).

Inmitten der Überreste, die in den verschiedenen Ruinenhügeln gefunden wurden, gibt es einige Ziegelsteine, mit einem Stempelaufdruck der Namen der Könige Neriglissar und Labynetus. Die große Mehrheit der gefundenen Ziegel tragen aber den Namen Nebukadnezars. Babylon wurde aus gebrannten Ziegelsteinen gebaut, weil es keine Steine in der Nähe gab. In späteren Jahren wurden die Hügel für den Bau anderer Städte wegen ihrer Ziegel geplündert.

Von den frühen Regierungen in Babylon ist nur wenig mit Sicherheit bekannt. Rawlinson gibt nach Aussagen Berossus’ von 2458 bis 625 v.Chr. verschiedene Dynastien der Meder, Chaldäer, Araber und Assyrer und schlussendlich der Babylonier von 625 bis 538 v. Chr. an.

Die Reiche Babylon und Assyrien sind in der Geschichte stark vermischt. Manchmal sind sie unabhängig voneinander, manchmal sind sie einander Tribut schuldig. 745 v. Chr. hat Tiglat-Pileser wohl das spätere Königreich von Assyrien gegründet, und wegen seiner Siege wurde er Herrscher Babyloniens, wie das Königreich von Babylon genannt wurde. Um 722 v. Chr. wurde Merodak-Baladan König von Babylon. Noch im selben Jahr sandte er Botschafter zu Hiskia, nachdem er von seiner Krankheit gehört hatte. Das wird beschrieben in 2. Könige 20,12 wo er Berodak-Baladan genannt wird. 703 v. Chr. vertrieb Sanherib, der König von Assyrien, Merodak und Babylon wurde von Unterkönigen aus Assyrien regiert. Im Jahr 680 v. Chr. wurde Esar-Haddon König von Assyrien, wobei er seinen Gerichtshof in Babylon hatte. Vermutlich während der Regierungszeit seines Sohnes und Nachfolgers Assurbanipal wurde Manasse, der König von Juda, dorthin gefangen weggeführt (2. Chr 33,11; 652–648 v. Chr.).

Um das Jahr 625 v. Chr. stand Nabopolassar gegen den König von Assyrien auf und gründete das spätere Königreich von Babylon. Zusammen mit Cyaxares (in Dan 9,1 Ahasveros genannt), dem Gründer des medischen Königreichs, griff er Ninive an, nahm es ein und machte somit der assyrischen Herrschaft ein Ende.

Nebukadnezar, Mitregent neben Nabopolassar, nahm Jerusalem ein und führte viele Gefangene und heilige Geräte im Jahr 605 v. Chr mit nach Babylon. Im Jahr 604 v. Chr. starb Nabopolassar und Nebukadnezar besaß von da an die Alleinherrschaft. Im Jahre 603 v. Chr. rebellierte Jojakim, weshalb Nebukadnezar im Jahr 597 v. Chr. Jerusalem erneut einnahm und Hesekiel nach Babylon weggeführt wurde (2. Kön 24,1–16). Dies wird die große Wegführung genannt.

Mattanja wurde als König in Jerusalem gelassen und sein Name in Zedekia umgewandelt; er regierte 11 Jahre (2. Kön 24,17–20). Als er gegen Babylon rebellierte, kam wieder Nebukadnezar, und nach einer Belagerung von 18 Monaten nahm er Jerusalem im Jahr 586 v.Chr. ein drittes Mal ein, zerstörte die Stadt und verbrannte das Haus des HERRN und vernichtete damit das Königreich Juda (2. Kön 25,1–26). Zur persönlichen Geschichte des Königs, siehe Nebukadnezar. 562 v. Chr. starb Nebukadnezar. Er war das „Haupt von Gold" in Daniels großem Bild (Dan 2,31–45). Die Herrlichkeit des späteren babylonischen Reichs begann und endete also mit ihm.

Die Könige des babylonischen Reiches waren:

Jahr v.Chr.

König

626

Nabopolassar

605

Nebukadnezar II., Mitregierender

604

Nabopolasser stirbt; Nebukadnezar regiert alleine.

562

Ewil-Merodak besteigt den Thron. Er erhöht Jojakin im 37. Jahr seiner Gefangenschaft (2. Kö 25,27)

560

Nergal-Schar-Ussur besteigt den Thron. Vielleicht ist er der gleiche, wie der Prinz Nergal-Sarezer (Jer 39,3.13).

556

Labaschi-Marduk besteigt den Thron. Er regiert 9 Monate und wird ermordet.

556

Nabonid (auch Labynetus genannt), ein Thronräuber. Sein Sohn Belsazar regiert später zusammen mit ihm.

539

Babylon wird von den Persern eingenommen und Belsazar getötet. Ende des babylonischen Reiches.

Babylon nimmt wegen seiner Hurerei mit Israel einen großen Platz im A.T. ein; in fast jedem Kapitel von Jeremia 20 bis 52 wird Babylon erwähnt. Babylon ist auch von Wichtigkeit, weil es das erste der vier großen Reiche ist, die von Daniel vorhergesagt werden. Das Königreich des Herrn, das im Haus Davids gegründet und in Juda fortgesetzt wurde, hörte wegen der Übertretungen des Volkes für eine bestimmte Zeit auf zu existieren. Damit begann die „Zeit der Nationen"1. Zu Nebukadnezar wird gesagt: „Du, o König, du König der Könige, dem der Gott des Himmels das Königtum, die Macht und die Gewalt und die Ehre gegeben hat; .... du bist das Haupt aus Gold" (Dan 2,37.38). Babylon war Gottes Instrument durch welches Juda gezüchtigt wurde, und wegen des Stolzes und der Bosheit des Königs von Babylon kam es auch unter die Zuchtrute des Allmächtigen.

Die Zerstörung Babylons wurde in der Heiligen Schrift genau vorhergesagt, obwohl manche von diesen Prophezeiungen noch zukünftig sein mögen, nämlich der durch den Herrn (wovon Kores ein Bild ist) vollbrachte Sturz des letzten Inhabers einer Nebukadnezar ähnlichen Macht, welches das Tier, das letzte Haupt des wiedererstanden römischen Reiches ist (Jes 13,6–22; 14,4; 21,2–9; 47,1–11; Jer 25,12–14; 50; 51). Ihr Untergang war unerwartet. Nach dem Tod Nebukadnezars blieb Babylon noch 24 Jahre lang der Sitz des königlichen Hofes. Im Jahr 539 v. Chr. wurde die Stadt auf erstaunliche Weise von den Persern eingenommen. Es wurde eine Nacht gewählt, in der die Bewohner ein Fest halten wollten, und die ganze Stadt sich der Trunkenheit und Ausschweifungen hingeben würde. Das Wasser des Flusses wurde umgeleitet, so dass die Truppen hindurch ziehen konnten. Die Tore wurden geöffnet vorgefunden und die Stadt wurde eingenommen. Auch das ist vorhergesagt in der Heiligen Schrift. Kores wird als Gottes Hirte beschrieben und gebraucht, um die Nationen zu unterwerfen (Jes 44,28; 45,1–2). Erneut wird die unerwartete Plötzlichkeit des Angriffs erwähnt: „Aber es kommt ein Unglück über dich, das du nicht wegzaubern kannst; und ein Verderben wird über dich herfallen, das du nicht zu sühnen vermagst; und plötzlich wird eine Verwüstung über dich kommen, die du nicht ahnst" (Jer 47,11). Wir lesen auch, dass Belsazar in der Nacht, in der er sein großes Festmahl machte, getötet wurde (Dan 5,30). Einige Denkmale zeigen, dass Babylon durch Gobryas, Kores' General, eingenommen wurde. Viele nehmen an, dass die Einnahme der Stadt durch Verrat unter den Einwohnern erleichtert wurde.

In Daniel 6,1 heißt es: „Darius, der Meder, bekam das Königreich." Neben dem biblischen Zeugnis wird der Name dieses Königs nur auf sehr wenigen Keilschriften gefunden. Es war vielleicht Astyages, ein medischer König. Er wurde von Kores besiegt, der es als einen Vorteil gesehen haben mag, ihn in Babylon regieren zu lassen, so lange er lebte. Astyages, der Meder, und Kores, der Perser, bildeten zusammen das sogenannte medopersische Reich.

Persien erlangte die Vormachtstellung und Babylon wurde zu einer königlichen Residenz. Es gab vereinzelte Aufstände, bei deren Unterdrückung die Stadt immer mehr zerstört wurde. Im Jahre 478 v. Chr. kehrte Xerxes2 von seiner wenig glorreichen Invasion Griechenlands zurück und zog durch die Stadt, plünderte den Tempel des Belus und ließ seine mächtigen Türme als einen Ruinenhaufen zurück. Im Jahre 323 v. Chr. versuchte Alexander der Große, diese Gebäude wiederherzustellen und setzte 10.000 Leute dafür ein; doch bevor der ganze Schutt weggeräumt war, trat sein plötzlicher Tod ein; somit blieb es verwüstet.

Die Schrift ist sehr deutlich, was die völlige Zerstörung der Stadt anbelangt: „Und Babel, die Zierde der Königreiche, der Stolz des Hochmuts der Chaldäer, wird sein wie die Umkehrung Sodoms und Gomorras durch Gott. Es wird niemals bewohnt werden und keine Niederlassung mehr sein von Geschlecht zu Geschlecht; und der Araber wird dort nicht zelten, und Hirten werden dort nicht lagern lassen. Aber Wüstentiere werden dort lagern, und ihre Häuser werden voller Uhus sein; und Strauße werden dort wohnen und Böcke dort hüpfen; und wilde Hunde werden heulen in seinen Palästen und Schakale in den Lustschlössern" (Jes 13,19–22).

Heute erstrecken sich große Hügel kilometerweit. Wenn Hilla (ungefähr 32º 27’ N, 46º 25’ O) als Zentrum genommen wird, erstrecken sich die Hügel ungefähr 4,5 km in Richtung Norden. Ungefähr 9 km südwestlich von Hilla steht das bekannte Schutthaufen mit dem Namen Birs Nimrood, der angeblich die Stätte des alten Tempels des Belus ist. Es gibt drei große Haufen östlich des Flusses: der Mujelibe oder Mukallibe, der Kasr oder Palast, und der Amran.

Die moralischen Kennzeichen Babylons waren götzendienerische Verdorbenheit und Weltlichkeit, was vollkommen in Babylon der Großen dargestellt werden wird (Off 14,8; 16,19; 17,5). Es stellt bildlich den Ort dar, an den gottesfürchtige Menschen durch ihre Weltförmigkeit von Gott weggezogen werden.

Im N.T. wird Babylon in 1. Petrus 5,13 erwähnt. Es gibt Beweise in den Schriften des Josephus, dass es 40 Jahre nach Christus viele Juden in diesem Bezirk gab. Bei dem Versammlung der Apostel in Jerusalem (Apg 2,1–41) ist die Rede von Parthern, Medern und Elamitern (Apg 2,9). Einige nehmen deshalb wohl zurecht an, dass Petrus seinen ersten Brief in Babylon verfasste, da er Pontus an erste Stelle setzt, um dann mit Galatien, Kappadozien, Asien und Bithynien fortzufahren. Es gibt deshalb keinen Grund, daran zu zweifeln, dass Petrus hier den alten Bezirk von Babylon meint, wo durch die Gnade Gottes einige der „Auserwählten" wohnten.3

Fußnoten

  • 1 Die Zeit der Nationen wird enden, wenn die Macht zu Juda, dem Haus Davids, zurückkehrt, nämlich wenn der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit erscheinen wird.
  • 2 Ahasveros.
  • 3 Siehe dazu "Das Neue Testament im Überblick" von A. Remmers, Kapitel "1. Petrus", Absatz "Entstehungszeit und -ort".

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