Bezieht sich Matthäus 13,30 nur auf Israel oder auch auf die Gemeinde?

Wir lesen in Matthäus 13,30: "Lasst beides zusammen wachsen bis zur Ernte, und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Lest zuerst das Unkraut zusammen und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber sammelt in meine Scheune."

Bibelstelle(n): Matthäus 13,30

In den Gleichnissen in Matthäus 13 vom "Königreich der Himmel" ist von der Offenbarung Gottes und dem himmlischen Wesen auf Erden im allgemeinen die Rede. Die wahre christliche Kirche gehört natürlich auch zum Königreich der Himmel, doch ist sie nicht selbst das Königreich, welches viel weiter geht. Die Gleichnisse geben die Geschichte des Zeugnisses Gottes in dieser Welt im allgemeinen an, vom ersten Kommen des Herrn Jesu bis zum Abschluss der Regierungswege Gottes. (Vgl. die Erklärung des Herrn in den Versen Mt 13,37-43.) Der Acker ist weder die Kirche noch Israel (welches übrigens als Volk mit Kapitel 12 beiseite gesetzt ist), sondern die gesamte Welt (Vers 38), in der ja überall das Wort von Jesus verkündigt wird. Das Gleichnis vom Unkraut redet besonders vom Gericht der Bösen, welche sich mit dem christlichen wie mit dem jüdischen Zeugnis vermischt haben (unter Unkraut ist der Lolch zu verstehen, der dem Weizen sehr ähnlich ist). Dieses Gericht, die Ernte, die wir zum Beispiel in Offenbarung 14 wiederfinden, erfolgt erst in der Endzeit, also nach der Entrückung der Kirche (welche hier nicht ins Gesichtsfeld tritt). Es wird durch die Engel (die Schnitter) ausgeführt. Nach Vers 30 wird zuerst das Unkraut zusammengelesen, während der Weizen, der treue jüdische Überrest und die große Volksmenge in Offenbarung 7 zurückbleibt, um in die Segnungen des tausendjährigen Reiches eingeführt zu werden. Für die Kirche, von der dann die letzten drei Gleichnisse reden, verhält sich dies umgekehrt, wie das Gleichnis vom Fischnetz (Mt 13,47-50) andeutet. Dieses Fischnetz ist, wie leicht erkennbar, das Evangelium, in Verbindung mit der sichtbaren Gemeinschaft der Gläubigen; aber auch unechte "Christen" finden sich darin. Die echten Fische (die wirklich erretteten und wiedergeborenen Gläubigen) werden in Körbe gesammelt, Gott will sie für Seine Zwecke verwenden, während die unechten ausgeschieden werden. Diese Aufgabe des Ausscheidens ist den Fischern selbst gegeben, also auch uns als Zeugen des Evangeliums; der Geist Gottes macht die Unechten, die Bösen, früher oder später offenbar, und wir haben die Pflicht, über die Ordnung im Haus Gottes zu wachen und diese Ausscheidung schon heute praktisch zu verwirklichen. Aber wohlverstanden, es handelt sich für uns nur um das Ausscheiden, d.h. Zucht zu üben; nicht aber um zu richten. Das Gericht erfolgt auch in diesem Gleichnis durch die Engel (Vers 49), da wir nicht klar genug sehen, ja nicht richtig beurteilen können, wie der Herr in Vers 29 andeutet.


Online seit dem 07.09.2006.