Sühnungstag – Bibel-Lexikon

Dies war einer der feierlichsten Tage im ganzen Jahr. Genau wie am Sabbat wurde dem Volk geboten, keinerlei Arbeit zu tun. Am Versöhnungstag sollten sie außerdem ihre Seelen kasteien, und dies auf Grund einer ewigen Satzung (3. Mo 16,29-31). Der Zeitpunkt im Jahr, auf den dieser Tag fiel, nämlich auf den zehnten Tag des siebten Monats, ist sehr bezeichnend, besonders wenn man ihn in Verbindung mit den anderen Festen sieht. Siehe Feste.

Die vorgeschriebenen Handlungen für den Versöhnungstag werden in 3. Mo 16; 3. Mo 23,26-32 und 4. Mo 29,7-11 berichtet. Die erste Stelle gibt uns einen detaillierten Bericht davon, was der Hohenpriester an diesem Tag zu tun hatte. Die zweite zeigt uns, wie das Volk sich an diesem Tag verhalten sollte, was in 3. Mose 16 nur kurz erwähnt wird. Aus der dritten Stelle schließlich erfahren wir, welche Opfer neben denen in 3. Mose 16 erwähnten darzubringen waren. Aus diesem Abschnitt wird ersichtlich, dass der Versöhnungstag eine gnädige Vorkehrung von Seiten Gottes war, damit die Beziehung des Volkes zu dem heiligen Gott, der unter ihnen wohnte, aufrechterhalten werden konnte.

Folgende Punkte sind zu bemerken:

  1. Das Hineintreten in das Heiligtum. Aaron durfte wegen des Versagens seiner Söhne im priesterlichen Dienst nicht jederzeit ins Heiligtum gehen, sondern nur einmal im Jahr am Versöhnungstag als Repräsentant des Volkes, und er musste allein gehen. Selbst dann ging er nicht hinein, um Gemeinschaft zu haben, sondern zur Reinigung der Verunreinigungen eines Volkes, in dessen Mitte Gott wohnte. Er musste den heiligen Leibrock aus Leinen anziehen und musste mit einer Wolke von Räucherwerk und mit Blut eintreten, damit er nicht starb. Was im Gegensatz dazu für den Christen gilt, findet man in Hebräer 9,7-12.
  2. Aaron musste für sich und sein Haus Opfer darbringen: einen jungen Stier zum Sündopfer und einen Widder zum Brandopfer. Aaron und seine Söhne stellen symbolisch die Gläubigen dar, die jetzt als eine Gemeinschaft von Priestern die Versammlung bilden, und wurden deshalb, bildlich gesprochen, vom Volk Israel, dem irdischen Lager, unterschieden.
  3. Für die Gemeinde wurden zwei Ziegenböcke (siehe Ziegenbock) zum Sündopfer und ein Widder zum Brandopfer benötigt. Über die zwei Ziegenböcke wurde das Los geworfen, und der, auf den das Los fiel, war für den HERRN und wurde als Sündopfer geopfert. Dies war, genauso wie der Stier für Aaron und sein Haus, das Sühnungsangebot Gott gegenüber. Danach wurde der andere Bock herbeigebracht, nachdem er vor den HERRN gestellt worden war. Aaron legte seine beiden Hände auf ihn und bekannte auf ihn „alle Ungerechtigkeiten der Kinder Israel und alle ihre Übertretungen nach allen ihren Sünden" (3. Mo 16,21). Er legte sie auf den Kopf des Bockes, der dann weggeschickt wurde in die Wüste, in das Land des Vergessens. In den zwei Ziegenböcken sehen wir die beiden Seiten der Sühnung, nämlich die, die den Charakter und die Heiligkeit Gottes betrifft, und die, die dem Bedürfnis des Sünders nach Beseitigung seiner Sünden entspricht 1. Siehe Sühnung.
  4. Sühnung wurde für das Heiligtum, für das Zelt der Zusammenkunft und für den Altar getan wegen der Unreinheit der Kinder Israel.

Der Versöhnungstag war einmal im Jahr gemäß einer ewigen Satzung und steht damit in starkem Kontrast zu dem einen vollkommenen Opfer des Herrn Jesus, durch das der Gläubige vollkommen gemacht worden ist in Ewigkeit (Heb 10,1-18).

Die wiederholte Anweisung, in Verbindung mit diesem großen Tag ihre Seelen zu kasteien, hat eine wichtige prophetische Bedeutung in Bezug auf Gottes irdisches Volk Israel. Wenn das Fest des Posaunenhalls am ersten Tag des siebten Monats bildlich das Zeugnis des Herrn darstellt, das die Nation aus ihrem langen geistlichen Schlaf aufwecken wird, so weist der Versöhnungstag auf die moralische Wirkung hin, die in ihnen erzeugt wird, wenn sie den anschauen, den sie durchstochen haben, und um ihn trauern. Dann werden sie auch verstehen und bekennen, dass er wegen ihrer Übertretungen verwundet wurde (vgl. Sach 12,10-14; Jes 53; Ps 51).

Fußnoten

  • 1 Für die priesterliche Familie gibt es keinen Ziegenbock, der in die Wüste geschickt wird: Sie gehören zum Inneren, wo Gott verherrlicht ist. Die irdischen Heiligen werden am Ende der Tage in dem neuen Bund "die Vergebung der Sünden" haben. In Verbindung damit wird dem Aspekt des weggeschickten Ziegenbocks Bedeutung verliehen – der Sünden wird nicht mehr gedacht.

Verweise auf diesen Artikel

Großer Versöhnungstag | Versöhnungstag


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