Was ist ein Hebopfer?

Was mit den Hebopfern gemeint? Wurden die 32 midianitischen Jungfrauen in 4. Mose 31, die zu dem Hebopfer des HERRN gehörten, wirklich geopfert?

Bibelstelle(n): 2. Mose 25,1-8; 36,3-7; 3. Mose 7,28-36; 10,14-15; 4. Mose 6,13-20; 18,19-32; 31; Esra 8,24-30; Maleachi 3,8.10

Was ist ein Hebopfer?

Ein Hebopfer war eine von dem HERRN geforderte oder freiwillige materielle Gabe. Die bekanntesten Hebopfer sind zweifellos die Zehnten, die alle Israeliten von ihren Erstlingen geben sollten. Wir können die Hebopfer in zwei verschiedene Arten unterteilen:

  1. Vorgeschriebene Hebopfer. Hierzu zählt vor allem die Abgabe des Zehnten. Gott hatte dem Volk dieses Gebot auferlegt, damit der Stamm Levi, der ja kein Erbteil 1 in Kanaan erhalten hatte, materiell versorgt werden konnte. Die Leviten und die Priester standen vollzeitig im Dienst für Gott und konnten so auch gar nicht Ackerbau oder Viehzucht betreiben, um sich selbst zu versorgen (4. Mo 18,20-32). Weiterhin wurden von den Friedensopfern immer die Schenkel (meistens nur der rechte Schenkel) als Hebopfer dem HERRN gegeben, die letztlich die Priester und ihre Familien zur Speise erhielten (3. Mo 7,28-36; 10,14-15; 4. Mo 6,13-20; 18,19).
  2. Freiwillige Hebopfer. Als Gott Mose die Anweisungen für den Bau der Stiftshütte gab, ließ er ihn von dem Volk ein Hebopfer fordern. Jeder, der “willigen Herzens” war, sollte die für den Bau notwendigen Materialien bringen: Gold, Silber, Kupfer, Purpur, Karmesin, Byssus, Ziegenhaar, rot gefärbte Widderfelle, Seekuhfelle, Akazienholz, Öl, Gewürze, Räucherwerk und Edelsteine (2. Mo 25,1-8). Dieses Hebopfer war völlig freiwillig und das Volk gab sogar so viel, dass man ihm nachher wehren musste (2. Mo 36,3-7). Auch zur Zeit Esras finden wir ein ähnliches Hebopfer an wertvollen Materialien, das der König Artasasta, seine Räte und Fürsten, sowie Israeliten für den Aufbau des Tempels gegeben hatten (Esra 8,24-30).

Wie die angeführten Beispiele zeigen, bestanden die Hebopfer immer aus materiellen Gaben. Das Volk gab sie dem HERRN und sie wurden für die Versorgung der Leviten oder für den Aufbau des Heiligtums verwendet. Interessant ist noch das Hebopfer in Hesekiel 45 und 48: bei der zukünftigen Aufteilung des Landes Kanaan im 1000jährigen Reich sollte eine 25.000 x 25.000 Ruten große Fläche für das Heiligtum, die Leviten und den Fürsten als Hebopfer gegeben werden.

Das Hebopfer in 4. Mose 31

In 4. Mose 31 lesen wir, wie Gott Mose auffordert, an den Midianitern Rache zu üben, weil sie das Volk verführt und in Hurerei und Abtrüngigkeit gebracht hatten (4. Mo 25). Aus dem siegreichen Kampf bringen die Kämpfer eine große Beute mit: 675.000 Stück Kleinvieh, 72.000 Rinder, 61.000 Esel und 32.000 Jungfrauen. Diese Beute sollte aufgeteilt werden, so dass die Kämpfer eine Hälfte davon erhielten und die andere Hälfte an die restliche Gemeinde Israel gegeben wurde. Von diesen Hälften wiederum sollte ein Hebopfer für den HERRN gegeben werden. Die Kämpfer sollte 1 aus 500 geben, die Gemeinde sollte 1 aus 50 geben (V. 28-30).

Die Frage, die sich nun stellt, ist, was mit den midianitischen Jungfrauen geschah. Wie oben angeführte Stellen zeigen, handelt es sich bei den Hebopfern nicht um Tiere, die geschlachtet und auf dem Altar geopfert wurden, sondern um materielle Gaben, die für die Versorgung der Priester und Leviten bestimmt waren. So können wir auch hier davon ausgehen, dass diese Jungfrauen als Mägde für die Israeliten bestimmt waren. Es ist ausgeschlossen, dass sie ihnen zur Frau gegeben wurden, denn gerade diese Vermischung mit den Midianitern war ja der Grund für Gottes Zorn und den Rachefeldzug gewesen. Auch dürfen wir nicht davon ausgehen, dass sie geschlachtet und geopfert wurden. Menschenopfer waren für Gott ein Gräuel (5. Mo 12,31; Jer 7,30-31). Somit bleibt als einzige sinnvolle Möglichkeit nur, dass sie Sklavinnen für die Israeliten wurden, was mit dem Sinn der Hebopfer – die Versorgung der Leviten – gut zusammen passt.

Welche Bedeutung haben die Hebopfer für uns?

Auch heute hat Gott viele von uns materiell gesegnet. Wir haben heute nicht mehr die gesetzliche Aufforderung, den Zehnten zu geben und doch freut sich Gott, wenn wir ihm von dem, was er uns gegeben hat, zurückgeben und es für sein Werk einsetzen (2. Kor 9,6-7; 1. Chr 29,14). Insbesondere steht dabei die Versorgung der Diener Gottes im Mittelpunkt, die ihre Arbeit aufgegeben haben und ihre ganze Zeit für das Werk Gottes einsetzen. Gott lässt uns die Freiheit, weniger als den Zehnten zu geben, aber wir dürfen auch mehr geben. Wir können dabei an unser Geld denken, aber auch an unsere Zeit, unsere Fähigkeiten und unsere Besitztümer, die wir Gott zur Verfügung stellen können.

Paulus hatte den Korinthern geschrieben, dass sie an jedem Sonntag etwas zurücklegen sollten (1. Kor 16,1-4) – je nach ihrem Wocheneinkommen 2 – was an die regelmäßige Abgabe des Zehnten in Israel erinnert. Aber wir können und sollten auch die Gelegenheiten sehen, wo wir “außerplanmäßig” etwas für den Herrn geben können. Alles, was er uns hier auf der Erde geschenkt hat, dürfen und sollen wir auch in seinem Sinn verwalten. Wenn wir dabei nur an uns denken, muss er dann nicht, wie auch bei Israel, klagen: “Darf ein Mensch Gott berauben, dass ihr mich beraubt? Und ihr sprecht: 'Worin haben wir dich beraubt?' Im Zehnten und im Hebopfer” (Mal 3,8). Wenn wir Gott etwas von unserem Besitz geben, dann tauschen wir es gegen seinen Segen und sammeln uns Schätze im Himmel 3.

Gott sagt in Maleachi 3,10: “Bringt den ganzen Zehnten … und prüft mich doch dadurch, ob ich euch nicht die Fenster des Himmels öffnen und euch Segen bis zum Übermaß ausgießen werde.”


Online seit dem 26.02.2009.

Fußnoten

  • 1 D.h. keine Landstücke.
  • 2 Und nicht, je nachdem wie gut die Gemeindestunde war...
  • 3 Übrigens ist das die Bank mit dem höchsten Zinssatz.