Gewissen – Bibel-Lexikon

Das bewusste Wissen von Gut und Böse. Dies war eine Folge von Adams Fall. Er konnte keine Kenntnis von Gut und Böse haben, bevor irgendetwas Böses da war. Es ist erstaunlich, dass das Wort Gewissen nicht im A.T. vorkommt. Im N.T. wird das Wort συνείδησις gebraucht, wörtlich „Mitwissen". Dies stimmt überein mit dem, was Gott sagte, nachdem Adam gefallen war: „Siehe der Mensch ist geworden wie einer von uns, zu erkennen Gutes und Böses" (1. Mo 3,22). Das oben genannte Wort kommt nur einmal in der Septuaginta vor, in Prediger 10,20 „Auch in deinen Gedanken fluche dem König nicht".

Diese Kenntnis von Gut und Böse ist universal: einige der gottlosesten Heiden wussten zum Beispiel, dass solche Dinge wie stehlen etc. falsch waren. Sie sind deshalb „sich selbst ein Gesetz". Ihr Gewissen zeugte mit, wobei ihre Gedanken sich untereinander anklagten oder entschuldigten (Rö 2,14.15).

Das Gesetz gab mehr Licht über das, was Gut und Böse war. Paulus sagte: „Aber die Sünde hätte ich nicht erkannt als nur durch Gesetz. … Du sollst nicht begehren" (Rö 7,7). Das Christentum bringt das Gewissen in das Licht Gottes, das vollkommen offenbart ist in seinem Wort. Der Gläubige wird somit geübt, ein Gewissen frei von Verstößen gegenüber Gott und Menschen zu haben. Dies kann man ein Gewissen ohne Anstoß nennen (Apg 24,16).

In der Schrift wird das Gewissen mit bestimmten Eigenschaften belegt. So gibt es

  1. ein „gutes Gewissen”, welches es einem, wenn man des Bösen beschuldigt wird, ermöglicht zu wissen, dass die Anklage unwahr ist (1. Pet 3,16),
  2. ein „reines Gewissen”, welches gekennzeichnet ist durch Absonderung vom Bösen (1. Tim 3,9),
  3. ein „schwaches Gewissen”, in Bezug auf das Essen von Fleisch, das Halten von Tagen, usw. (1. Kor 8,7).
  4. ein gereinigtes Gewissen (Heb 9,14).

Durch Glauben an die unbegrenzte Wirksamkeit des Blutes Christi hat der Gläubige kein Gewissen von Sünden mehr. Dies bedeutet nicht, dass er kein Bewusstsein von Sünde mehr hätte, aber im Hinblick auf die Anschuldigung der Sünden vor Gott ist das Gewissen gereinigt. Paulus spricht von manchen, die ihre Gesinnung und ihr Gewissen befleckt haben (Tit 1,15) und von anderen, die im Zuge ihres Abfalls vom Glauben ihr „Gewissen mit einem Brenneisen gehärtet haben" (1. Tim 4,2). Ein verhärtetes Gewissen ist unempfindlich für das, was es eigentlich schnell berühren sollte.

Das Gewissen sollte bei einem Christen in der Sichtweise Gottes geübt werden, welche vollkommen in Christus geoffenbart worden ist, und durch das Wort geleitet werden. Sonst können viele Handlungen die zur Unehre Gottes sind, legitimiert werden unter Berufung auf das Gewissen. Dies wird deutlich an dem Beispiel von Paulus vor seiner Bekehrung. Er konnte sagen, dass er ein gutes Gewissen vor Gott hatte, und dennoch hatte er Männer und Frauen ins Gefängnis werfen lassen, weil sie Christen waren. Zweifelsohne tat er dies mit einem Gewissen, das ihn nicht anklagte, sowie der Herr sagte: „Es kommt aber die Stunde, dass jeder, der euch tötet, meinen wird, Gott einen Dienst zu erweisen" (Joh 16,2). Paulus, im Eifer für den Judaismus, verblendete seine Augen so sehr, dass er nicht imstande war in seinem Gewissen den Gott zu erkennen, der das Gesetz gegeben hatte und auch seinen Sohn gesandt hatte; noch konnte er sehen, dass Gott außerhalb des Gesetzes handeln konnte. Er besaß ein nicht erleuchtetes Gewissen und legte somit einen Eifer ohne Erkenntnis an den Tag, durch welchen sogar der Christ in die Irre geführt werden kann.


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