Wüstenwanderung – Bibel-Lexikon

Die Israeliten wurden auf ihrer Reise durch die Wüste stets von Gott geleitet. Er sagte ihnen, welchen Weg sie zu wählen hatten und auch wann und wo sie ihre Zelte aufschlagen sollten. Er war es, der sie auf Grund ihrer Sünde in der Wüste umherirren ließ (4. Mo 32,13).

Die Berichte über die Wüstenwanderung der Kinder Israel sind von den unberechtigten Angriffen, denen viele Teile der Schrift ausgesetzt sind, nicht verschont geblieben. Obwohl viele der erwähnten Orte heute nicht mehr identifiziert werden können und der tatsächliche von dem Volk beschrittene Weg daher nicht ausfindig gemacht werden kann, gibt es dennoch genügend Anhaltspunkte, um die Route im Wesentlichen bestimmen zu können. Es lässt sich zudem beweisen, dass die einzelnen Berichte einander nicht widersprechen. Die oben zitierte Stelle spricht von einer 40 Jahre dauernden Wanderung, dennoch begann die eigentliche Wüstenwanderung erst im zweiten Jahr nach der ersten Ankunft des Volkes in Kades-Barnea (oft einfach Kades genannt).

Reisende haben die Regionen besucht, durch welche die Israeliten gezogen sein sollen, und meinten ohne zu zögern, dass die Rinder und Schafe der Israeliten möglicherweise nicht genügend Futter gefunden haben könnten, um davon zu leben. Wir lesen in 2. Mose 12,38, dass die Kinder Israel aus Ägypten „Kleinvieh und Rinder, sehr viel Vieh" heraufbrachten. Vor der Durchquerung des Jordan wird von den zweieinhalb Stämmen gesagt, dass sie „viel Vieh, in gewaltiger Menge" besaßen (4. Mo 32,1), aber dies war nach dem Sieg über die Midianiter. Der Großteil der von Midian erbeuteten Rinder und Schafe ist wohl diesen Stämmen zugefallen, während die anderen Stämme „das Gold und das Silber, das Kupfer, das Eisen, das Zinn und das Blei" (4. Mo 31,22) und die übrige Beute nahmen.

Es war den Israeliten verboten, ihr Kleinvieh und ihre Rinder „dem Berg gegenüber" (2. Mo 19,2) grasen zu lassen, was voraussetzt, dass es dort Weideland gab. Die Amalekiter wohnten ebenfalls dort und hatten zweifellos Vieh (2. Mo 17,8; 34,3). Der gegenwärtige Zustand der Wüste ist kein Beweis dafür, wie es dort damals aussah. Es ist wohl bekannt, dass die Beduinen den Ackerbau nicht fördern. Sie haben auf ausgiebige Weise die Bäume zerstört, um Holzkohle herzustellen, welche sie dann verkaufen können. Dies führt dazu, dass die Fruchtbarkeit des Bodens abnimmt. Ein Reisender des 19. Jahrhunderts berichtete, dass „die Gärten an den Quellen Moses, die häufig von englischen und französischen Diplomaten von Suez aus aufgesucht wurden, und die Gärten in den Tälern des Jebel Musa ("Berg Moses", der Berg Sinai) unter der Obhut der griechischen Mönche des Katharinenklosters" Beweise für die Fruchtbarkeit des bewirtschafteten Bodens böten.

Der unfruchtbare Zustand der Wüste im Allgemeinen schließt nicht die Tatsache aus, dass Teile von ihr fruchtbar sind. So gibt es in den meisten Teilen der Sinai-Halbinsel Hinweise auf Vegetation. Die zahlreichen Täler des Sinaimassivs sind voller Sträucher und Gras.

Viel weiter nördlich, nahe Kades, war es möglich, im Gebirge zu wohnen, wie es die Amalekiter und Kanaaniter taten (4. Mo 14,40-45).

Es ist daher sinnlos, aus dem gegenwärtigen Zustand des Landes, durch das die Israeliten zogen, irgendwelche Schlüsse zu ziehen. Wenn sie nach dem Auszug aus Ägypten weiterhin viel Vieh besaßen, so konnte Gott ebenso einfach ihr Vieh versorgen, wie er ihnen selbst Manna vom Himmel gab.

Der erste Teil ihrer Reise aus Ägypten verlief von Raemses zum Roten Meer. Raemses lag östlich des Nils, aber einige vermuten es weiter nördlich als andere. Der westliche Arm des Roten Meeres erstreckte sich zweifellos weiter nach Norden, als es heute der Fall ist, und es kann daher nicht mit Sicherheit gesagt werden, an welcher Stelle das Meer durchquert wurde. Die Stationen vor dem Durchzug durch das Rote Meer waren Raemses, Sukkot, Etam und Pi-Hachirot (2. Mo 12,37; 13,20; 14,2; 4. Mo 33,3.5-7). Danach folgte ein dreitägiger Marsch in die Wüste Sur bzw. Etam (2. Mo 15,22; 4. Mo 33,8). Es ist auffallend, dass Etam in 4. Mose Orte beiderseits des Roten Meeres bezeichnet. Das Wort bedeutet wohl „Grenze des Meeres" (was von Fürst angezweifelt, jedoch nicht durch einen besseren Vorschlag ersetzt wird) und könnte sich so auf beide Seiten des Meeres beziehen. Die Wüste Etam mag sich um das Ende des Golfes von Suez erstreckt haben, wie man es in manchen Karten findet.

Der zweite Teil ihre Reise führte die Kinder Israel vom Roten Meer zum Berg Sinai, entlang der Ostseite des Golfes von Suez. Die Wüste Sin, der Berg Sinai und der Horeb, die auf diesem Teilstück lagen, sind im Wesentlichen identifiziert. Die einzelnen Stationen dieses Abschnitts waren Mara, Elim, ein Lager am Schilfmeer, die Wüste Sin, Dophka, Alusch, Rephidim und die Wüste Sinai (2. Mo 15,23.27; 16,1; 17,1; 19,1; 4. Mo 33,8-15). In der Wüste Sinai hielten sich die Israeliten vom dritten Monat des ersten Jahres ihres Auszugs bis zum zweiten Monat des zweiten Jahres auf. In dieser Zeit wurde ihnen das Gesetz gegeben (4. Mo 10,11; 33,16).

Der dritte Teil ihrer Reise verlief vom Sinai nach Kades-Barnea in der Wüste Paran, das etwa 150 km nördlich des Sinais lag. Auf diesem Abschnitt werden uns nur drei Zwischenstationen genannt, nämlich Tabera, Kibrot-Hattaawa und Hazerot (4. Mo 11,3.34.35; 33,16.17; 5. Mo 9,22). In Tabera brannte das Feuer des Herrn unter ihnen. In Kibrot-Hattaawa gelüstete es das Volk nach Fleisch, und Gott gab ihnen Wachteln. Anschließend brachte er eine große Plage über sie (4. Mo 11,4.31-34). In Hazerot traten Mirjam und Aaron gegen Mose auf und Mirjam wurde mit Aussatz geschlagen (4. Mo 12,10). Von Kades-Barnea wurden die zwölf Kundschafter ausgesandt (4. Mo 12,16; 13,1-26). In 4. Mose 33,18 wird statt Kades der Ort Ritma genannt, der offenbar in derselben Gegend lag. Die Kundschafter werden in dieser Stelle nicht erwähnt.

Die Israeliten blieben eine längere Zeit in Kades oder Ritma in der Wüste Paran, da sie auf die Rückkehr der Kundschafter warteten. Angesichts des Berichts der ungläubigen Kundschafter brach unter ihnen ein Aufruhr aus, sodass Gott ihnen schwor, dass sie das Land nicht betreten sollten. Vielmehr sollten sie durch die Wüste wandern, damit alle Männer, die aus Ägypten ausgezogen waren, sterben sollten - abgesehen von Josua und Kaleb. Ungeachtet dessen drangen sie in das Land ein und wurden von den Amalekitern angegriffen (4. Mo 14,33-45). Dann folgte der Aufstand Korahs (4. Mo 16).

Offenbar verbrachten die Israeliten etwa 37 Jahre damit, dreimal den Weg zwischen Kades und Ezjon-Geber am Golf von Akaba zurückzulegen, aber viele der Zwischenstationen können nicht identifiziert werden. Manche mögen auch weiter westlich gelegen haben. Es wird jedoch nicht berichtet, wie lange die Kinder Israel an den verschiedenen Orten blieben. Zudem ist es möglich, dass einige der Lagerplätze nicht erwähnt werden.

Wenn man 4. Mose 20,22-29 mit 5. Mose 10,6 vergleicht, so wird deutlich, dass Mosera und der Berg Hor als derselbe Ort betrachtet werden, was damit zu erklären ist, dass Mosera am Fuß des Berges Hor lag. Mosera (oder Moserot) ist daher ein anerkannter Ort, an den die Israeliten zogen, als ihre eigentliche Wüstenwanderung begann. Sie brachen von Kades (oder Ritma) auf und zogen nach Rimmon-Perez und dann zu weiteren Stationen, bis sie zum ersten Mal in Mosera (oder am Berg Hor) ankamen, obwohl es offenbar nicht weit davon entfernt war (4. Mo 33,19-30).

Von Mosera zogen sie südwärts nach Ezjon-Geber, wobei sie an vier Stationen Halt machten (4. Mo 33,31-35).

In Ezjon-Geber kehrten sie um und zogen wieder nordwärts, bis sie ein zweites Mal in Kades (oder Kades-Barnea) ankamen, wobei keine Zwischenstationen zwischen diesen weit voneinander entfernten Orten angegeben werden. In Kades starb Mirjam. Das Volk murrte und der Fels wurde geschlagen, wodurch Mose und Aaron der Anordnung des Herrn zuwider handelten (4. Mo 20,1-13).

Von Kades aus zog das Volk zum Berg Hor, ohne dass eine Zwischenstation erwähnt wird, außer vielleicht Beerot-Bne-Jaakan in 5. Mose 10,6. Aaron starb am Berg Hor und wurde dort begraben (4. Mo 33,37-39). Die Kinder Israel wurden von dem kanaanitischen König Arad angegriffen, der besiegt und dessen Städte zerstört wurden (4. Mo 21,1-3).

Der König von Edom weigerte sich, die Israeliten durch sein Land ziehen zu lassen, sodass sie wieder zum Roten Meer (also zum Golf von Akaba) zurückkehren mussten, um das Land Edom zu umziehen (4. Mo 20,14-21; 21,4), wobei sie auf ihrem Weg vermutlich durch Gudgoda und Jotbata kamen (5. Mo 10,7). Vom Roten Meer aus gingen sie zunächst den Weg der Ebene westlich an Edom vorbei (5. Mo 2,8), bevor sie dann östlich des Jordan und des Toten Meeres entlang zogen, bis sie gegenüber von Jericho ankamen, wo ihre Wüstenreise endete. Die einzelnen Stationen dieses letzten Teilabschnitts waren Elat und Ezjongeber (5. Mo 2,8), Zalmona, Punon, Obot, Ijje-Abarim (oder Ijjim) (4. Mo 21,10.11; 33,41-45), der Bach Sered, der Bach Arnon (4. Mo 21,12.13; 5. Mo 2,13.14.24), Dibon-Gad, Almon-Diblataim (4. Mo 33,45.46), Beer, Mattana, Nachaliel, Bamot, der Pisga (oder das Gebirge Abarim vor Nebo) und die Ebenen Moabs, „jenseits des Jordan von Jericho" (4. Mo 21,16.18-20; 22,1; 33,47.48).

Die Schrift berichtet uns von vielem Versagen und Murren der Israeliten während ihrer Wüstenreise, was dem Christen als ernste Warnung dienen soll, wie 1. Korinther 10,1-14 zeigt. Bezüglich der bildlichen Bedeutung der Wüstenwanderung der Israeliten, siehe Wüste.

 


Verweise auf diesen Artikel

Reise der Israeliten | Wüstenreise | Wüstenzug


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