Apokryphen – Bibel-Lexikon

Bezeichnung1 für die Bücher, die den Abschriften der Septuaginta hinzugefügt wurden, die aber nicht zu der Heiligen Schrift an sich (auch als Kanon der Heiligen Schrift oder kanonische Bücher bezeichnet) gehören. Der Begriff selbst bedeutet „verborgen", „geheim", „okkult". Hinsichtlich eines Anspruches, ein Teil der Heiligen Schrift zu sein, müssen sie als „unecht" bezeichnet werden.

Es gibt solche Schriften sowohl in Verbindung mit dem A.T. als auch mit dem N.T. Die Bezeichnung „Apokryphen" hat jedoch im Allgemeinen Bezug zum A.T., während solche Schriften in Verbindung mit dem N.T. unter der Bezeichnung „Apostolische Väter" bekannt sind.

Die alttestamentlichen Apokryphen sind:

  • 1. Esdras
  • 2. Esdras
  • Tobit (oder Tobias)
  • Judith
  • Zusätzliche Kapitel zum Buch Esther
  • Weisheit Salomos
  • Jesus Sirach (oder Ekklesiasticus; zitiert Ecclus)
  • Baruch, einschließlich Brief des Jeremia
  • Gesang der drei Männer im Feuerofen
  • Die Geschichte der Susanna
  • Bel und der Drache
  • Das Gebet Manasses
  • 1. Makkabäer
  • 2. Makkabäer

Das Konzil von Trient erklärte im Jahre 1546, dass die Apokryphen zur Heiligen Schrift gehören. Dabei wurde seitens des Konzils der Anspruch erhoben, vom Heiligen Geist geleitet zu sein. Die 14 oben genannten Bücher waren in der englischen Authorized (King James) Version von 1611 enthalten, werden aber heute eher selten an die kanonischen Bücher angehängt. Neben den oben genannten Büchern gibt es noch einige weitere (wie 3., 4. und 5. Makkabäer, das Buch Henochs usw.), die jedoch von niemand als Teil der Heiligen Schrift angesehen werden.

Zu den Apokryphen kann Folgendes gesagt werden:

  1. Die kanonischen Bücher des A.T. wurden auf Hebräisch geschrieben (mit Ausnahme von Teilen aus Esra und Daniel, die in Chaldäisch verfasst sind), während die Apokryphen in Griechisch oder Lateinisch überliefert sind […].
  2. Obwohl angenommen wird, dass die Apokryphen nicht später als 30 v. Chr. geschrieben wurden, verweist der Herr an keiner Stelle auf irgendeine Stelle in den Apokryphen. Auch kein Schreiber des N.T. zitiert sie als autoritativ, obwohl der Herr und die Apostel sehr häufig die kanonischen Bücher anführen (wie z.B. „es steht geschrieben" in Mt 4,4-7 und „die Schrift sagt" in Rö 9,17).
  3. Die Juden nahmen die Apokryphen nicht als Teil der Schrift an, obwohl ihnen „die Aussprüche Gottes anvertraut worden sind" (Rö 3,2).
  4. Nachdem einige der unechten Bücher der Septuaginta (das A.T. im Griechischen) und der lateinischen Übersetzung der Septuaginta hinzugefügt wurden, waren manche frühen christlichen Schreiber im Zweifel darüber, ob sie angenommen werden sollten oder nicht. Diese Unsicherheit bestand mehr oder weniger, bis das oben genannte Konzil von Trient beschloss, dass der größte Teil der Apokryphen zum Kanon der Heiligen Schrift gerechnet werden müsse. Zum Glück hatte zu dieser Zeit die Reformation die Augen vieler Christen für die extreme Verdorbenheit der römischen Kirche geöffnet, und indem sie die Ansprüche dieser Kirche verwarfen, wurden sie auch befreit von ihrem Urteil in Bezug auf die Apokryphen.
  5. Die inneren Anzeichen einer rein menschlichen Urheberschaft sollten jeden Christen überzeugen, dass die Apokryphen keinen Teil der Heiligen Schrift bilden können.

Ausdrücke der Autoren selber zeigen, dass sie nicht daran dachten, dass ihre Bücher für Heilige Schrift angesehen werden sollten. Es gibt auch Widersprüche in ihnen, was für menschliche Werke „normal" ist. Ebenso finden sich in ihnen böse Lehren. Ein Beispiel möge genügen: „Almosen befreien vom Tode und werden von allen Sünden reinigen" (Tobit 12,9). Die Heilige Schrift ist als die Quelle der Wahrheit von solchem Wert, dass alles, was in irgendeiner Weise diese Quelle verunreinigen könnte, mit Entschiedenheit und Verachtung zurückgewiesen werden sollte. Manche Teile der apokryphen Bücher mögen als Geschichte wahr sein, aber in jeder anderen Hinsicht müssen wir sie als falsch abweisen. [...] Die Bibel selbst bringt ihr eigenes Zeugnis in die Herzen und Gewissen der Heiligen, die willens sind, ihre Kraft auf sich einwirken lassen (Off 22,18).

Fußnoten

  • 1 Artikel gegenüber dem englischen Original leicht überarbeitet unter Zuhilfenahme von "So entstand die Bibel…", Bielefeld : CLV, 1992.

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Heilige Schrift