Hiskia (2. Chronika 29)

2. Chronika 29,1-11

Das 2. Buch der Chronika ist ein wichtiges Dokument der Heiligen Schrift. Wir finden in diesem Buche im Wesentlichen die Beschreibung der Könige von Juda. Wenn wir dieses Buch durchlesen, werden wir ein Auf und Ab bei diesen Königen finden, und mit ihnen auch bei dem Volk. Wir können dieses Buch der Chronika in dreierlei Hinsicht auf uns Christen anwenden:

  1. Wir finden in diesem Buch kirchengeschichtliche Richtlinien, gewisse kirchengeschichtliche Vorbilder. Manche haben in der Erweckung unter Hiskia ein Vorbild gesehen auf die Reformation, und dann in der Erweckung unter Josia ein Vorbild auf die Erweckung, die im vorigen Jahrhundert geschehen ist.
  2. Zweitens können wir dieses Buch – wie auch die ganze Heilige Schrift –, und wir müssen es auch, auf unseren ganz persönlichen Wandel anwenden. So zeigt dieses Auf und Ab der Könige von Juda ein wenig das Auf und Ab in unserem persönlichen Leben. Wir sehen einen Spiegel vor uns.
  3. Aber wir können es auch noch in einer dritten Weise auf uns anwenden, und das ist auch mein Gedanke, den ich habe: Wir können es anwenden auf das örtliche Zusammenkommen einer Versammlung. Und wir werden dann Belehrung finden; auch wenn ich keine heutige örtliche Versammlung mit dem Zustand unter Manasse vergleichen möchte, diesem schrecklichen Zustand, wo er die Söhne hat durchs Feuer gehen lassen, dann ist es vielleicht auch so, daß wir den guten Zustand unter Josia vielleicht nicht so finden in einer örtlichen Versammlung. Und dennoch können wir natürlich von allem lernen. Und das, so meine ich, ist von großem Segen, wenn wir so einmal das 2. Buch der Chronika durchlesen, und es dann auf unsere Herzen und Gewissen legen in bezug auf das Zusammenkommen als Versammlung, dann werden wir von allem lernen können. Einerseits von dem  Guten, wie wir es tun sollen, und andererseits von dem Verkehrten, was wir unterlassen sollen. Und in dieser Hinsicht möchten wir auch das 29. Kapitel betrachten.

Wir finden in diesem Kapitel drei Abschnitte von ungefähr 12 Versen. In dem ersten Abschnitt, den wir jetzt vor uns haben, finden wir 4 Dinge:

  1. Die Abstammung des Königs Hiskia. (Vers 1).
  2. Das Zeugnis Gottes über ihn (Vers 2).
  3. Er öffnete die Türen des Hauses Gottes (Vers 3).
  4. Hiskia ruft die Priester und Leviten zusammen und hält die bemerkenswerte Ansprache dieses 25jährigen Königs (ab Vers 4–11).

Dann finden wir zweitens ab Vers 12–24 die Reinigung oder die Vorbereitung zum wahren Gottesdienst. Und ab Vers 25 finden wir die Anbetung. Wir könnten auch das ganze Kapitel zusammenfassen und sagen: Wir haben hier vor uns die Wiederherstellung des wahren Gottesdienstes. Das ist der Inhalt dieses Kapitels.

Hiskia selbst

Aber zuerst möchte ich etwas sagen über Hiskia selbst. Wir finden in der Heiligen Schrift ganze 11 Kapitel, die sich mit Hiskia beschäftigen. Das ist überaus selten, daß eine einzige Person so ausgedehnt durch den Geist Gottes vor unsere Herzen gestellt wird. Bei Abraham haben wir etwas mehr als 13 Kapitel, aber hier bei Hiskia haben wir 11 Kapitel: Wir haben 3 Kapitel im Buch der Könige, 4 Kapitel im Buch der Chronika und wir finden 4 Kapitel im Propheten Jesaja. Und das zeigt uns schon, wie wichtig es ist, daß wir die Geschichte dieses Hiskias kennen. Und da möchte ich noch auf etwas Bemerkenswertes hinweisen, nämlich, daß gewisse Dinge von Hiskia uns dreimal in der Bibel erzählt werden. Zum Beispiel der Angriff von Sanherib wird uns dreimal berichtet, und dann auch noch die Geschichte seiner Krankheit und seiner Genesung. Auch das ist außerordentlich! Das ist selten. Es gibt wichtige Dinge, die werden nur einmal berichtet; und das genügt eigentlich schon. Man hört manchmal, daß wenn man jemanden auf etwas aufmerksam macht, daß etwas in der Bibel steht, er dann entgegnet: `Das steht aber nur einmal in der Bibel!´ Doch das genügt! Doch dann gibt es auch noch Dinge, die werden uns zweimal berichtet. Zum Beispiel von Othniel, der Kirjath-Sepher einnahm (Josua 15,16+17; Richter 1,12.13) – eine wichtige Sache –, dann wird uns zweimal berichtet, daß Gott vom Himmel auf die Erde blickt und keinen Gerechten, auch nicht einen findet (Psalm 14 und Psalm 53), fast wörtlich genau gleich. Dann gibt es noch viel seltener Dinge, die werden uns dreimal berichtet. Das ist zum Beispiel die Bekehrungsgeschichte von Saulus von Tarsus, sehr bemerkenswert, daß sie uns dreimal berichtet wird. Und dann eben auch Dinge dieses Mannes und Königs Hiskia: das zeigt uns, wie wichtig es ist, daß wir uns mit der Geschichte Hiskias beschäftigen. Aber dann gibt es auch noch Dinge, die uns viermal berichtet werden, aber dann handeln sie immer von der Person unseres Herrn Jesus Christus.

Vers 1

Nun, Hiskia wurde König, als er 25 Jahre alt war (Vers 1). Und er war ein Sohn von Ahas. Ahas war ein sehr gottloser Mann. Wir lesen von ihm in Kapitel 28,22 dieses schreckliche Zeugnis: „Und in der Zeit seiner Bedrängnis, da handelte er noch treuloser gegen Jehova, er, der König Ahas.“ Und in Vers 24: „Und Ahas brachte die Geräte des Hauses Gottes zusammen und zerschlug die Geräte des Hauses Gottes; und er schloß die Türen des Hauses Jehovas, und machte sich Altäre in allen Ecken Jerusalems.“ Das war der Vater von Hiskia.

Vers 2

Und wenn wir hier lesen, daß Hiskia „tat, was recht war in den Augen Jehovas, nach allem, was sein Vater David getan hatte“(Vers 2), – wißt ihr, was das ist? Das ist Gnade. Es ist sehr wunderbar, daß es Gnade gibt, daß bei einem so gottlosen Vater ein so gottesfürchtiger König vor unsere Blicke gestellt wird. Und das macht uns klar, wie wichtig die Gnade ist. Und dann macht es uns noch etwas klar, nämlich daß Gott aus dem Bösen Gutes hervorkommen lassen kann. Wir Menschen können immer nur das Gute verderben, aber Gott kann tatsächlich vor einen ganz finsteren Hintergrund in Seiner Gnade Gutes hervorbringen. Das hat Simson schon klargemacht, als er sagte: „Aus dem Fresser kam Fraß, und aus dem Starken kam Süßigkeit“ (Richter 14,14). Das ist unser Gott, der auch – und das macht uns glücklich, und das tröstet uns auch in sehr schweren Tagen – daß Gott das vermag; in dem Verfall des Menschen kann Er anknüpfen an den einzelnen Seelen, um wieder Gutes hervorkommen zu lassen.

Dann wird auch noch der Name seiner Mutter erwähnt: Abija, die die Tochter Sekarjas war. Wir können nicht genau feststellen, welcher Sekarja das war; und wir wissen auch sonst nichts von dieser Abija, außer vielleicht von der Bedeutung ihres Namens: `Mein Vater ist Jehova`. Die Frau dieses gottlosen Ahas, so dürfen wir wohl annehmen, war eine Frau, die mit Gott verkehrte, die ein Verhältnis hatte mit Gott. Und wir erkennen, nicht nur in diesem sondern in vielen Fällen der Heiligen Schrift, daß der Einfluß der Mutter – und das ist sehr wichtig für die Schwestern – sehr stark ist. Manchmal denke ich, daß der Einfluß der Schwestern auf das Zusammenkommen der Versammlung viel größer ist, als wir denken. Sie haben Einfluß auf ihre Männer, und sie haben Einfluß auf ihre Söhne. Und so war es Abija, `Mein Vater ist Jehova`. Welch ein schöner Name; und wir können annehmen, daß das auch der Zustand dieser Mutter war, daß sie sich inmitten dieses Verfalls und Niedergangs unter Ahas geborgen fühlte in der Gemeinschaft mit Gott.

Wenn wir den großen Charakter von Hiskia nennen möchten, dann müssen wir eigentlich 3 Könige erwähnen; im 2. Buch der Chronika werden 3 Könige hervorgehoben, indem etwas von ihnen gesagt wird, das wir nur bei diesen dreien finden: sie haben nach ihrem Vater David gehandelt. Der eine ist Josaphat in Kap 17,3: „Und Jehova war mit Josaphat; denn er wandelte auf den früheren Wegen seines Vaters David...“. Und wenn wir diese Geschichte betrachten, dann werden wir besonders Frömmigkeit und Gerechtigkeit bei ihm finden. Der andere König ist Josia in Kap. 34,3: „Und er tat, was recht war in den Augen Jehovas; und er wandelte auf den Wegen seines Vaters David und wich nicht zur Rechten noch zur Linken.“ Und wenn wir die Geschichte Josias lesen in der Schrift und besonders auch im 2.Buch der Chronika, dann sehen wir einen Mann, der Ehrerbietung hatte gegenüber Gott, und der besonders gekennzeichnet war durch Gehorsam zu Gott. Sehr schön, das zu sehen. Aber wenn wir dann den großen Charakter Hiskias sehen möchten und diese Geschichte betrachten, dann werden wir bei ihm Glauben und Energie finden. Das war ein Mann des Glaubens und auch der Energie, wir werden das gleich sehen. Und das macht uns froh, diesen Mann zu betrachten in diesen letzten schweren Tagen, in denen wir stehen. Und wir erkennen, daß es für den Glauben immer einen Weg gibt, sowohl im persönlichen Leben, als auch in der Familie, als auch was das örtliche Zusammenkommen als Versammlung angeht. Für den Glauben gibt es immer einen Weg. Ich höre manchmal, daß junge Familien sagen: „Es ist so schwierig in der Schule, das kann man nicht mehr ertragen, die Welt ist so groß in ihrem Einfluß....“, doch so spricht der Glaube nicht! Der Glaube weiß wohl, wie schwer der Einfluß dieser Welt ist in unseren Tagen, auch bei unseren Kindern. Aber der Glaube spricht anders. Er sagt: „Es gibt einen Weg, es gibt einen Weg der Gottesfurcht und des Gehorsams Gottes Wort gegenüber, auch in den letzten Tagen, auch für unsere Kinder.“Glaube; und aus diesem Glauben kommt dann diese Energie hervor, die wir hier bei Hiskia finden.

„Er tat, was recht war in den Augen Gottes, wie sein Vater David getan hatte“ (Vers 2). Dieser Hiskia hatte gleichsam zwei Stützpunkte. Der eine Stützpunkt war das Wort Gottes, das ist ein völliges sich Stützen auf Gottes Wort in dem Wunsch, dem Worte Gottes gehorsam zu sein. Und das zweite ist, sich zu erinnern an Väter, die vor uns gewesen sind, die auch dem Worte Gottes gehorsam waren. Wir finden diese beiden Wahrheiten der Lehre nach in 2. Timotheus 3. Am Anfang des Kapitels macht er klar, daß die letzten Tage schwere Zeiten sein werden. Aber kennen wir dann den Inhalt dieses Kapitels? Wir lesen 2 Mal in diesem Kapitel dieses `Du aber`. Jedesmal hat der Apostel etwas anderes im Auge. In Vers 10 lesen wir: „Du aber hast genau erkannt meine Lehre, mein Betragen...“. Da erinnert Paulus an sich selbst und seinen Wandel. Er erinnert den jungen Timotheus daran, daß er mit dem Apostel zusammen gewesen ist und sein Betragen gesehen und seine Lehre gehört hat, und gesehen hat, wie er sich benommen hat. Und das war eine große Hilfe für diesen jungen Mann. Und so ist es auch für uns eine große Hilfe, wenn wir an Väter denken, vielleicht sind sie schon heimgegangen, die uns das Wort Gottes gepredigt haben, und die uns in ihrem Wandel vorangegangen sind, und wir dürfen jetzt ihr Vorbild noch haben. Die zweite Stelle ist in Vers 14: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast,...“ und dann kommt er auf die Heiligen Schriften zu sprechen. Wir sehen hier diese beiden Seiten und haben dieses schöne Bild bei Hiskia, daß er diese zwei Stützpunkte hatte, das, was Gott gesagt hat, und auch das Leben dieses treuen David, dieses Mannes nach dem Herzen Gottes.

Vers 3a

In Vers 3 finden wir das, was er zu allererst tut. Hier steht „im ersten Monat“. Aber ich glaube, wir können sagen, daß er es am ersten Tage des ersten Monats tat. Und zwar können wir das aus Vers 17 schließen: „Und sie fingen am ersten des ersten Monats an zu heiligen.“ Er hat gleich begonnen, sich mit dem Hause Gottes zu beschäftigen! Das war seine allererste Beschäftigung. Er hat nicht gesagt: „Jetzt baue ich mir erst einmal selbst ein Haus, und dann mache ich es mir erst einmal richtig gemütlich; und wenn ich dann noch ein bißchen Zeit habe für die Versammlung – natürlich gehe ich regelmäßig noch in die Versammlung, so, wie ein anderer ein Hobby hat...“, aber so war das hier nicht. Hier wurde etwas wahr, was der Herr Jesus gesagt hat: „Trachtet aber zuerst nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugefügt werden“ (Mt 6,33). Ist das nicht wichtig, für Euch Jungen? Daß ihr Prioritäten setzt! Und diese Priorität hatte Hiskia gesetzt, als er am ersten Tage des ersten Monats die Türen des Hauses Gottes öffnete. Was bedeutet das? Nun, die Türen waren verschlossen. Und wir haben das in Kapitel 28,24 gelesen. Sein Vater hatte das getan. Das war ein Zustand geworden, daß niemand mehr in dieses Haus hineinkommen konnte. Und jetzt war es das Anliegen dieses Hiskia, daß die Tür geöffnet wurde, daß das Haus Gottes ein Anziehungspunkt werden sollte für gottesfürchtige Menschen. Und jetzt sage ich etwas wichtiges: Ist die örtliche Versammlung, auch hier in Soest, ein Anziehungspunkt für gottesfürchtige Menschen? Ein Anziehungspunkt für Menschen, die die Gnade suchen. So war der Herr Jesus, als er hier auf der Erde war, er war tatsächlich ein Anziehungspunkt für die Menschen. Ich denke an jene Frau, die zu ihm kam, von der Gnade angezogen. Er war gerade in einem Hause eines Pharisäers. Da kommt die sündige Frau: von der Gelehrsamkeit der Pharisäer war sie nicht angezogen, aber von der Gnade unseres Herrn Jesus. „Er öffnete die Türen.“ Wir müssen das sehr gut verstehen. Es geht nicht darum – auch das habe ich mehrfach gehört in den letzten Jahren – das Zusammenkommen attraktiv für die Welt zu machen. Das ist etwas ganz anderes, als das, was ich meine. Aber ich meine, es muß ein Ort sein, daß geistliche Menschen, und Menschen, die die Gnade und auch die Wahrheit suchen, angezogen werden von diesem Platz. Das zeigt uns das Öffnen der Türen.

Vers 3b

Aber dann besserte er sie aus (Vers 3). Er hat sie nicht einfach ausgehängt! Sondern er hat sie ausgebessert, so daß man sie öffnen konnte und auch wieder schließen konnte. Das ist eine wichtige Sache. Wir werden das im Verlauf der Betrachtung dieses Kapitels noch sehen. Es ist eine ganz wichtige Sache, die Türen richtig zu bedienen: Die Tür zum Platz des Zusammenkommens, die Tür zur praktischen Verwirklichung des Priesterdienstes. Diese Türen mussten ausgebessert werden, damit sie wieder gottgemäß benutzt werden konnten. Wir verstehen sehr wohl diese bildliche Sprache, was das auch für uns zu bedeuten hat.

Vers 4

In Vers 4 finden wir dreierlei Personen. Zuerst finden wir den König: „...und er ließ die Priester und die Leviten kommen...“. Der König ist in diesem Kapitel ein Bild von den Brüdern, die besonders Verantwortung tragen in einer örtlichen Versammlung (König hat immer mit Autorität zu tun), wo eine gewisse sittliche Autorität vorhanden ist; vergleichbar mit dem „Engel der Versammlung“ in den Sendschreiben. Das repräsentiert der König in diesem Kapitel. Und es ist sehr wichtig zu sehen, daß ein Zusammenkommen in gewisser Weise geistlicher, sittlicher Autorität bedarf. Es ist sehr traurig, wenn es örtliche Versammlungen gibt, wo es diese moralische Autorität von Brüdern nicht mehr gibt. Das ist ein Problem unserer Tage. Es ist wahr, daß es, nachdem die Apostel heimgegangen waren, keine persönliche, amtliche Autorität mehr in der Versammlung gegeben hat.  Aber dennoch gibt es noch sittliche Autorität in unseren Tagen. Ich weiß aber auch, daß sie angegriffen wird. Manch ein Bruder hat mir geklagt, der lange in einer örtlichen Versammlung getragen hat, wie er angegriffen wird. Ich habe manchen getröstet und ich habe gesagt: „Sittliche Autorität kann angegriffen werden, aber dennoch bleibt sie bestehen, wenn sie wirkliche Autorität ist.“ Und der König ist hier ein Bild dieser sittlichen Autorität von Brüdern in einer örtlichen Versammlung.

Dann finden wir zweitens die Priester. Sie sind ein Bild von allen Gläubigen, und zwar als die, die mit Gott verkehren. Die Priester sind solche, die mit Gott verkehren, die Umgang haben mit Gott. Und da sind wir alle angesprochen, Brüder und Schwestern, wir sind angesprochen, und es entsteht die Frage: Gibt es hier in Soest Brüder und Schwestern, die einen ständigen und vertrauten Umgang mit Gott und mit dem Herrn Jesus haben, die gewohnheitsmäßig verkehren in der Gegenwart Gottes?

Und die Leviten sprechen von den Gaben. Das ist alles nicht schwer zu erkennen. Jeder, und ich möchte es erst noch allgemein hier sehen, jeder Bruder und jede Schwester nach 1. Kor 12 hat eine Gabe, eine Aufgabe in der örtlichen Versammlung.

Und diese werden jetzt gefragt und werden nach Osten gestellt. Das ist auf dem Platz gegen Osten. Und das zeigt uns, um was es jetzt geht. Das ist ganz wichtig, daß sie gegen Osten standen. Im Osten geht die Sonne auf. Und es ist nicht schwer zu erkennen, was das bedeutet: Das Aufgehen des Herrn Jesus als die Sonne der Gerechtigkeit zeigt uns Sein Kommen in Herrlichkeit. Und dieses Kommen in Herrlichkeit mit uns für diese Welt hat zu tun mit Verantwortung. Wir werden bestimmt an diesen Abenden von Gnade sprechen, wir werden auch von Verantwortung etwas sagen müssen. Wir sind tatsächlich Gott verantwortlich für das, was wir tun. Sie werden hier gegen Osten gestellt, und da wird ihnen gezeigt, daß sie verantwortlich sind vor dem Herrn. Das sind wir alle! Es geht nicht darum, was vielleicht die Brüder an uns sehen, sondern es geht darum, daß wir auch als Gläubige als Verantwortliche vor Gott stehen.Und daß der Grundsatz auch für uns Gläubige gilt: „..., denn was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten“ (Gal 6,7).

Vers 5

Und jetzt beginnt er seine Ansprache (Vers 5). Und er sagt zuerst: „Höret mich,...“. Das ist das erste. Er versucht ihnen, das Ohr des Herzens zu öffnen. Wie wichtig ist das, daß die Ohren unserer Herzen geöffnet sind! Der Prophet Jeremia muß einmal klagen, daß dieses Volk unbeschnitten ist an ihren Ohren (Jer 6,10), daß es nicht hören will. Seht ihr, wir leben in einer Zeit, wo die Christen und auch die Gläubigen so viel reden, aber können wir noch hören? „Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Versammlungen sagt (s. Offg.2+3). Und es gibt dieses vollkommene Vorbild unseres Herrn Jesus Christus, als Er hier auf der Erde war: „Er weckt mir das Ohr, damit ich höre gleich solchen, die belehrt werden“ (Jes 50,4). Das hat unser Herr Jesus verwirklicht! Wir lesen das in den Evangelien, daß er die ganze Nacht hindurch im Gebet war, und da hat er sein Ohr geöffnet für die Stimme Gottes. Und das ist das allererste, was auch in diesen Tagen gesagt werden muß, daß doch die Ohren unserer Herzen offen sind.

Und das zweite, was er ihnen sagt, ist: „Heiliget euch nun,...“. Und das ist die persönliche Reservation für Gott. Ich möchte jetzt klarmachen, was Heiligung ist, wir werden das am dritten Abend dann ganz deutlich sehen. Wir haben dort einen sehr schönen Vers, der erklärt, was Heiligung ist. Ich möchte das einmal vorwegnehmen. In Vers 32 lesen wir, daß sie spontan Brandopfer brachten, und dann in Vers 33: „Und der geheiligten waren: 600 Rinder und 3000 Schafe.“ Die einen Tiere in Vers 32 haben sie gebracht, also geopfert, aber in Vers 33 haben sie Tiere geheiligt, sie haben sie separat gestellt. Das ist Heiligung. Ich weiß nicht, ob das der deutlichste Vers der Heiligen Schrift ist, der klarmacht, was Heiligung ist. Für Gott separat stellen, für Gott reservieren, das ist Heiligung. Und jetzt kommt die nächste Aufforderung: „Heiliget das Haus Jehovas.“. Und die vierte Aufforderung: „Bringet die Unreinigkeit des Heiligtums hinaus.“. Wichtig ist es jetzt, die Reihenfolge zu beachten. Zuerst sollten sie das Ohr öffnen, dann sich persönlich heiligen, und dann auch die Heiligung des Hauses Gottes. Wir finden das im 1.Korintherbrief. In 1. Korinther 6 haben wir die persönliche Heiligung, und in 1. Korinther 3 haben wir die gemeinsame Heiligung, des Hauses Gottes. Und beides Mal steht es, und deswegen ist es für uns noch viel wichtiger als für die Gläubigen des Alten Testamentes, beides steht in Verbindung mit der Innewohnung des Heiligen Geistes. In 1. Korinther 6,19 wird gesagt, daß unser „Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist“. Und in 1. Korinther 3,16: „Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ Welch ein Beweggrund, sich für Gott zu heiligen, sich für Gott zu reservieren. Und dann kommt das vierte, nämlich das man sich trennt von aller Ungerechtigkeit. Das ist das, was in 2. Timotheus 2 vor unsere Blicke gestellt wird, daß wir abstehen von der Ungerechtigkeit, von den Gefäßen zur Unehre. „Bringet die Unreinigkeit aus dem Heiligtum hinaus.“

Vers 6

Und dann fährt er fort und sagt ein Bekenntnis: „Unsere Väter haben treulos gehandelt“ (Vers 6). Ein Bekenntnis über ihren Zustand, ein schonungsloses Bekenntnis. Das ist wirklich ein Nachkommen Davids. Wisst Ihr, das gefällt mir bei David so. Ich habe mich oft gefragt: warum wird David der Mann nach dem Herzen Gottes genannt? Er hatte doch auch schwere Sünden begangen. Aber etwas war bei David da, nämlich, wenn Gott ihm klar machte, daß er etwas Böses getan hatte, dann war er bereit dies schonungslos zu bekennen. Er hat seine Sünde nicht verharmlost. Er hat auch nicht anderen die Schuld gegeben. Das ist doch immer das erste, was wir tun. Das fing schon bei Adam an, als er in Sünde fiel, zu allererst hat er seiner Frau die Schuld gegeben, dann hat er Gott die Schuld gegeben. Das ist, was das Fleisch tut, das ist, was der Mensch tut, er gibt Gott die Schuld, wenn etwas schiefgeht in seinem Leben, wenn er etwas Verkehrtes macht und er gibt den anderen Schuld. In einem einzigen Satz hat das Adam zusammenbringen können. Er hat gesagt: „die Frau, die du mir gegeben, gab mir und ich aß!“ Aber es geht darum, schonungslos zu bekennen. Es sagte mir mal ein alter Bruder, das habe ich nicht vergessen, er sagte: „Auch bei der Wiederherstellung muß man darauf achten: ein echtes Bekenntnis ist, wenn man niemand anderem die Schuld gibt, als nur noch  sich selbst.“ Wenn man sagt: „Ich bin zwar Schuld, aber die Brüder haben auch Schuld!“, dann ist das Bekenntnis nicht echt. Es kann natürlich sein, daß die Brüder auch Schuld haben. Aber wenn man nur sich selber sieht, wenn man nur noch seine eigenen Fehler sieht, das ist ein echtes Bekenntnis. Und hier sehen wir, daß er damit anfängt: Unsere Väter haben, und jetzt zählt er auf: erstens treulos gehandelt. Was ist das? Treulos handeln ist das Gute nicht tun, das von Gott Verordnete nicht tun, das ist treulos. Zweitens haben sie das getan, was böse ist. Sie haben etwas unterlassen. Vielleicht eine Illustration, zu dem was Jakobus sagt, wenn jemand weiß Gutes zu tun und tut es nicht, dann ist es Sünde. Sie haben also das von Gott Verordnete nicht getan, und sie haben das Böse getan. Und drittens, sie haben Jehova unseren Gott verlassen. Ich glaube, daß es besonders damit in Verbindung steht, daß er in Jerusalem und in dem Tempel seinen Namen wohnen ließ. Man kann das Verlassen und Verachten dieser wunderbaren Wahrheit, die der Herr Jesus uns mitgeteilt hat, dieser Verheißung, dass wo zwei oder drei sich versammeln zu meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte, das kann verblassen in unserm Leben, das kann uns unwichtig werden. Wir können den Herrn in dieser Hinsicht verlassen. Und das haben sie getan, sie haben ihr Angesicht von der Wohnung Jehovas abgewandt. Sie haben sich von den Grundsätzen des Zusammenkommens nach dem Wort abgewandt.

Das große Ziel in der Verbreitung dieses wunderbaren Evangeliums ist, daß solche, die sich bekehren, dann auch zur Anbetung geführt werden. Als wir unseres erstes Kindlein hatten, noch ganz klein, besuchte uns der alte Bruder Eduard Kogut in unserem Haus. Dann beguckt er sich das kleine Kind und er hat nicht gesagt „ich hoffe, das es zum Glauben an den Herrn Jesus kommt“, sondern er hat gesagt, „ich hoffe, daß aus diesem Kind ein Anbeter wird“. Das setzt natürlich das andere voraus. Aber das muß immer das Ziel sein, in unseren Gedanken, in unseren Wünschen, daß Menschen zum Glauben an den Herrn Jesus kommen, daß sie dann den kostbaren Platz des Zusammenkommens erkennen und daß sie dann zu Anbetern werden.

Vers 7

In Vers sieben heißt es: die Lampen sind ausgelöscht und dem Gott Israels kein Räucherwerk geräuchert. Das erste ist die Wirksamkeit des Geistes Gottes. Das ist eine ganz wichtige Sache in den Zusammenkünften. Die Lampen sind ausgelöscht. Wir denken natürlich an 1. Thessalonicher 5: „den Geist löschet nicht aus“. Das können wir ganz grundsätzlich tun, indem wir einen Mann hinstellen in den Zusammenkünften, der alles organisiert. Das ist weit verbreitet in der Christenheit, daß ein Mann den Auftrag hat, den ganzen Gottesdienst zu leiten: das ist grundsätzlich den Geist Gottes aus zu löschen. Er könnte aber auch ausgelöscht sein, indem wir in Formen erstarrt sind, und nicht mehr wirklich auf die Leitung des Geistes in den Zusammenkünften hören können. Wir könnten auch so den Geist Gottes auslöschen, praktischerweise auslöschen. Das ist eine wichtige und ernste Wahrheit. Das ist von aller größter Bedeutung, daß der Geist Gottes wirken kann und daß er führen kann in den Zusammenkünften. Sonst kann das Wort der Weissagung, das prophetische Wort, ...  das ist ganz wichtig auch in unseren letzten Tagen. Das prophetische Wort ist, daß durch das, was ein Bruder aus der Bibel liest in den Zusammenkünften, und durch das, was und worüber er spricht, der Herr Herzenszustände aufdeckt. Das ist etwas sehr großartiges vor Gott, der Dienst der Prophetie. Ich bin sehr erfreut, daß es das gibt. Dann sitze ich mit hundert Geschwistern und bin in Gefahr etwas Verkehrtes zu tun. Und dann steht ein Bruder auf, der weiß gar nichts von meiner Gefahr. Und er liest einen Vers, und dann legt Gott genau den Finger auf die Sache, und ich sitze inmitten dieser hundert Geschwister, und keiner weiß, daß es wegen mir ist; nur ich weiß es und Gott weiß es. Das zeigt uns etwas von seiner Zartheit, wie Gott mit seinen Kindern umgeht. Und das ist auch für Jungbekehrte eine ganz wichtige Sache, auch für solche, die sich aus der Welt bekehren, daß sie in den Zusammenkünften zur Wortverkündigung den Dienst der Prophetie finden. Jungbekehrte Menschen beschäftigen sich noch nicht mit den Grundsätzen des Zusammenkommens. Ich möchte dies mal ganz deutlich sagen, so wichtig das ist. Jungbekehrte Menschen haben geistliche Bedürfnisse, haben Fragen, die sie beschäftigen. Und da ist ganz wichtig, daß diese Fragen beantwortet werden. Ein Bruder, der schon über dreißig Jahre mit uns den Weg geht, der aus der Welt kam, und er sagte uns: Überzeugt wurde ich von diesem Platz, weil jedesmal, als ich in die Wortverkündigung kam, genau auf meine Herzensfragen ich Antwort fand. Und da musste ich sagen: da ist Gott. Ich denke an eine Begebenheit, als ich ein Knabe noch war. Da kam eine ungläubige Frau bei uns vom Dorf in die Zusammenkunft. Nach der Stunde, als wir noch vorm Lokal zusammen standen, sagte diese Frau: Bei euch ist Gott! Sie hat sich meines Wissens nicht bekehrt, aber sie mußte anerkennen: da ist Gott. Warum wußte sie das? Weil ihr Herzenszustand offenbar wurde während der Zusammenkunft. Deshalb ist es so wichtig, den Geist Gottes nicht auszulöschen.

„Kein Räucherwerk“, ich denke, das wir das verbinden können mit wahrem Gebet. Das Zusammenkommen als Versammlung ist auch ein Bethaus. Jetzt kommt die Frage: wird noch gebetet?  Steigen wirklich noch Gebete zu Gott empor? Ich bin völlig frei zu sprechen hier, da ich keine Umstände hier kenne. Und diese Frage müssen wir uns stellen. Beten wir noch? Bruder Kelly hat einmal geschrieben, daß der Herr uns manchmal nach der Gebetsstunde fragen müßte: was muß ich jetzt tun, was habt ihr denn gewollt? Habt ihr wirklich etwas erbeten?

Und dann auch noch kein Brandopfer. Das spricht von Anbetung. Das Zusammenkommen zum Brotbrechen, wo wir beisammen sind, wo gleichsam diese Opfer des Lobes und Dankes emporsteigen dürfen, diese Frucht der Lippen, die seinen Namen segnen. Wir werden noch mehr davon sehen an den Abenden. Natürlich sagen wir: Wir waren doch letzten Sonntag hier beim Brotbrechen alle beisammen, aber ich frage dich jetzt persönlich, ist aus deinem Herzen Anbetung zu Gott emporgestiegen? Ist es auch von dir wahr, was die Braut im Hohenlied sagte, daß, „als der König an seiner Tafel saß, meine Narde ihren Duft gab“ (Hohelied 1,12)? Wißt ihr, Anbetung ist eigentlich nicht das, was der Bruder betet – er ist nur der, der die Gedanken und Herzen führt – sondern die Frage ist, ob während dem Gebet oder Lied, das wir singen, aus deinem oder meinem Herzen wirklich Anbetung zu Gott emporsteigt. Das war also nicht mehr da.

Vers 8 und 9

Dann sehen wir in Vers 8+9, daß das Gericht anfängt am Hause Gottes. Diese ernste Wahrheit, der wir in 1. Pet 4 begegnen. Am Anfang von Vers 8 sehen wir Gottes richterliches Handeln mit Seinem Volk. Weiter bedeutet Mißhandlung auch Kränkung, anstelle von Verwüstung könnte man auch Betrübnis sagen, das Gezisch ist eigentlich zum Hohne werden. Und dann sind solche, nämlich die Väter, durch das Schwert gefallen, geistlicher Tod ist eingetreten, praktischerweise in einem toten Zustand. Und dann haben wir noch die Gefangenschaft. Und ich zweifle nicht daran, daß die Gefangenschaft von der Verweltlichung spricht. Christen, die verweltlicht sind, die weltlich geworden sind, die sind in Gefangenschaft. Es sind keine freien Christen mehr. Sie sind unter dem Diktat des Fürstenkönigs dieser Welt. Ist das nicht schrecklich? Und es gibt auch verweltlichte Christen, die meinen, sie hätten jetzt die Freiheit. Das ist nicht wahr. Sie sind in Gefangenschaft! Welch ein Gericht ist das doch, wenn eine Verweltlichung kommt, in einer örtlichen Versammlung – ich werde bestimmt keine einzelnen Punkte nennen, sondern ich werde versuchen zu zeigen, daß es der ganze Einfluß der Welt ist; es kann auch vorkommen, ich habe das an einer örtlichen Versammlung erlebt, daß eine Brüderstunde ganz nach weltlichen Grundsätzen abgehalten wurde, indem man das wie eine Sitzung abhielt. Das ist auch Welt! Es gibt so viele Möglichkeiten verweltlicht zu werden: Gefangenschaft.

Vers 10

Und jetzt ist es in dem Herzen von Hiskia, Vers 10, einen Bund zu machen. Wir finden natürlich ganz verschiedene Bündnisse im Alten Testament; hier haben wir den Bund von Hiskia, und das zeigt, daß er wieder geordnete Verhältnisse mit Gott haben möchte. Ist das auch in unseren Herzen, daß wir auch in der örtlichen Versammlung geordnete Verhältnisse mit Gott haben möchten, denn „Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens.“ Hiskia wollte geordnete Verhältnisse mit Gott haben.

Vers 11

In Vers 11 finden wir diesen Aufruf: „Meine Söhne, seid nun nicht lässig.“ Das Gegenteil von lässig ist: eifrig zu sein. Im Schwyzerdütsch ist das ein schwieriges Wort, es hat eine etwas andere Bedeutung. Das ist das erste, was er jetzt sagt, daß doch Eifer für Gott bei ihnen gefunden werde. Ich muß da an einen alten Mann denken: an Abraham. Das hat mich immer gewundert, daß, wenn man so die Geschichte von Abraham liest, wie dieser Mann sitzen konnte! Er konnte dort unter seiner Terebinthe sitzen. Aber als der HERR ihn besuchte in 1. Mose 18  – das ist mir ein sehr wertvolles Kapitel – da sehen wir dann diesen alten Mann, wie er beginnt zu rennen! Der HERR kommt! Da sitzt er nicht mehr, er beginnt, seine Leute anzutreiben, seiner Frau Sarah sagt er: „Back schnell!“, und zu dem Knaben sagt er: „Nehme eilends!“ Und er beeilte sich, da wurde alles eifrig in dem Hause Abrahams, als es um den HERRN geht. Das ist das, was hier vor uns steht: Seid nicht lässig, nehmt es nicht so locker mit dem Zusammenkommen als Versammlung, sondern seid eifrig für den Herrn.

„Denn euch hat Jehova erwählt, vor ihm zu stehen“ (Vers 11). Das ist etwas überaus wichtiges, daß wir geistlicherweise vor dem Herrn stehen. Ich denke dabei an Elia (1. Könige 17,1), er konnte das sagen, zurecht konnte er sagen: „Jehova, vor dessen Angesicht ich stehe.“ Das ist der Ausgangspunkt von jedem Handeln. Wir werden uns morgen damit beschäftigen, daß sie ab Vers 12 beginnen zu handeln. Aber der Ausgangspunkt zu jedem Handeln ist, daß wir vor Gott stehen, alles aus Seiner Gegenwart heraus tun. Ich möchte etwas lesen aus Jeremia 15,19 : „Darum spricht Jehova also: Wenn du umkehrst, so will ich dich zurückbringen, daß du vor mir stehest; und wenn du das Köstliche vom Gemeinen ausscheidest, so wirst du wie mein Mund sein. Jene sollen zu dir umkehren, du aber sollst nicht zu ihnen umkehren.“ Dieser Vers hat einen Kern, und dieser Kern ist der Satz: „..., daß du vor mir stehest...“ Sonst wäre das andere nicht möglich. Und wenn sie das Haus reinigen werden, wir werden das morgen behandeln, dann werden sie unterscheiden müssen zwischen Gutem und Bösem. Wir denken an Hebräer 5,14 : „Die feste Speise aber ist für Erwachsene, welche vermöge der Gewohnheit geübte Sinne haben zur Unterscheidung des Guten sowohl des Bösen.“ Seht ihr, das fehlt uns doch manchmal, daß wir nicht unterscheiden können, was gut und was böse ist. Und das ist ein Zeichen des Niedergangs. Ich glaube, daß es der Prophet Jesaja ist, der das anklagt und sagt: „Wenn man das Böse zum Guten macht und das Gute zum Bösen.“ Wie können wir das unterscheiden? Indem wir vor dem Herrn stehen. Nur in der unmittelbaren Gegenwart und des Bewußtseins der Heiligkeit des Herrn und vor seinem Angesicht stehen, dann können wir auch unterscheiden zwischen dem Guten und dem Bösen. Erst dann finden wir Kraft auch das Böse wegzutun und das Gute festzuhalten.

Vers 11

Vers 11: „...vor ihm zu stehen, daß ihr ihm dienet, und um seine Diener und Räucherer zu sein.“ Hier kommt der Dienst und auch die Anbetung vor unsere Blicke. Hierzu fordert Hiskia die Priester und Leviten auf: Dienet und räuchert! Die Aufgabe der Leviten ist mehr das Dienen, und die der Priester mehr des Räucherns. Und ich sagte schon, daß das Räucherwerk ein Bild der Gebete und auch der Anbetung ist, die zu Gott emporsteigen. Wenn wir zusammen sind, um Brot zu brechen, dann ist auch das in dem Räuchern zu sehen. Ich möchte versuchen klar zu machen, was der Rauch ist, der emporstieg. Bei den Gebeten und auch bei den Gebeten steigt geistlicherweise Rauch auf. Das ist, wenn wir beten in Namen des Herrn Jesus. Die Brüder im Französischen hängen das an jedes Gebet. Sie schließen kein Gebet zum Vater, ohne daß sie beten „in dem kostbaren Namen unseren Herrn Jesus“. Und es geht mir nicht so sehr darum, daß wir das jedesmal anhängen, sondern daß es Wirklichkeit ist, daß wir uns bewußt sind, daß wir nur etwas erbitten können durch die Annehmlichkeit Christi. Das ist Gebet in Seinem Namen. In dem wir gleichsam unsere Gebete einhüllen in die Wohlannehmlichkeit Christi und sie dann Gott vorstellen. Und auch genauso in der Anbetung. Gott möchte auch heute noch, auch hier in Soest, daß es solche gibt, die IHM, und nicht sich selber dienen. Das ist die große Frage: WEM dienst Du? Dir selbst, oder dem Herrn? Es gibt nur zwei Möglichkeiten, entweder sind wir Egoisten und unser ganzes Denken dreht sich um unsere Person, oder wir blicken auf unseren Herrn und unser ganzes Denken dreht sich um die Person unseres Herrn Jesus. Seht Ihr, diesen Gegensatz finden wir schon in Phil 2,22: „Alle suchen das Ihrige, nicht das, was Christi ist.“ Auch wenn wir am Worte dienen: suchen wir uns selbst, oder suchen wir unseren Herrn? IHM zu dienen, um Seine Diener und Räucherer zu sein.

Möchte das doch mehr und mehr wahr werden bei uns, daß wirklich wahre Anbetung aufsteigt, indem sie eingehüllt ist in die kostbare Person und Annehmung unseres Herrn Jesus Christus, der sich selbst für uns gegeben hat.

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