Betrachtung über Esther

Kapitel 6

Betrachtung über Esther

Aber der unsichtbare Gott war in jener Nacht tätig. Der König konnte nicht schlafen (Esther 6), obwohl der erste Tag des Festes (Kap.5) auch für Esther ein bitteres Fest war (Kap. 5,14 Anm. d. Ü.), bevor das Fest mit dem König fortgesetzt wurde (Kap. 7 Anm. d. Ü.). „In jener Nacht floh dem König der Schlaf.“ Er befahl, das Buch der Denkwürdigkeiten der Zeitereignisse zu bringen; die Vorsehung Gottes war am Werk. Es wurde nun eine Aufzeichnung gefunden, dass Mordokai von dem Anschlag der Kämmerer berichtet hatte und der König fragt „Welche Ehre und Auszeichnung ist Mordokai dafür erwiesen worden?“ „Es ist ihm nichts erwiesen worden“ antworteten seine Diener. In diesem Moment betritt Haman den Hof des Königs. Er wollte zum König und ihn um das Leben Mordokais bitten, aber er wusste nicht, was im Herzen des Königs war. Er wird zum König hereingeführt und dieser - ganz erfüllt von dem, was in seinem Herzen war - fragt ihn, was dem zu tun sei, den er ehren wolle. „Was ist dem Mann zu tun, an dessen Ehre der König gefallen hat?“

Haman aber dachte nur an sich selbst. Er wurde so in seiner eigenen Falle gefangen und hielt sich in keiner Weise zurück. Er schlägt dem König vor die höchsten Ehrungen zu verleihen - höher als sie jemals jemand bekommen hat. „Der Mann, den der König zu ehren wünscht - man bringe ein königliches Kleid, womit der König sich kleidet, und das Pferd, auf dem der König reitet, und auf dessen Kopf die königliche Krone gesetzt wird; und man übergebe das Kleid und das Pferd den Händen eines der vornehmsten Fürsten des Königs; und man bekleide den Mann, den der König zu ehren wünscht, und man lasse ihn auf dem Pferd durch die Straßen der Stadt reiten und rufe vor ihm her: So wird dem Mann getan, den der König zu ehren wünscht“ (Vers 7-9). Und dann sagt der König plötzlich zu Haman: „Eile, nimm das Kleid und das Pferd, wie du gesagt hast, und tu so mit Mordokai, dem Juden, der im Tor des Königs sitzt; lass nichts ausfallen von allem, was du gesagt hast.“

Welch ein Fall! Wie schrecklich muss es für diesen verderbten Mann gewesen sein, dass er, als der Vornehmste im Reich, dem Mann, für den er den größten Hass empfand, diese Ehre erzeigen musste, dazu noch in der von ihm selbst vorgeschlagenen Weise! Aber es war unmöglich, sich dem Wort des Königs zu widersetzen. „Und Haman nahm das Kleid und das Pferd, und er bekleidete Mordokai, und ließ ihn durch die Straßen der Stadt reiten und rief vor ihm her: So wird dem Mann getan, den der König zu ehren wünscht!“ An diesem Tag war Hamans Rückkehr zu seiner Frau und seinen Freunden völlig anders. „Haman aber eilte nach seinem Haus, traurig und mit verhülltem Haupt. Und Haman erzählte seiner Frau Seresch und allen seinen Freunden alles, was ihm begegnet war. Da sprachen seine Weisen und seine Frau Seresch zu ihm: Wenn Mordokai, vor dem du zu fallen angefangen hast, vom Geschlecht der Juden ist, so wirst du nichts gegen ihn vermögen, sondern du wirst ganz und gar vor ihm fallen.“ Das ist die verborgene Angst der Nationen vor den Juden. Solange die Juden von Gott beiseitegesetzt sind, mag für die Nationen alles gut erscheinen. Aber wenn der Tag kommt, an dem die Juden erhöht werden, muss jeglicher Ruhm der Nationen von der Erde verschwinden. Den Juden steht es nach Gottes Gedanken zu, Herrscher auf der Erde zu sein. Die Juden werden das Haupt sein und die Nationen der Schwanz.

Nächstes Kapitel »« Vorheriges Kapitel