Männer und Frauen nach Gottes Plan
Eine Bibelarbeit zu 1. Petrus 3,1-9

Vers 9

Vers 9: „...und vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern im Gegenteil segnet, weil ihr dazu berufen worden seid, dass ihr Segen erbt.“

Nicht Böses mit Bösem vergelten

Petrus kommt jetzt auf einen Punkt zu sprechen, der viele Menschen seit ihrer frühen Kindheit kennzeichnet. Wenn uns jemand etwas Böses getan hat, sind wir geneigt, es ihm auf geeignete Weise heimzuzahlen, sei es in Taten oder mit Worten. Wörtlich bedeutet vergelten „etwas wegtun“ oder „weggeben“. Es wird im positiven wie im negativen Sinn gebraucht (z. B. 2. Tim 4,8.14). Das vollkommene Beispiel dafür, richtig zu reagieren ist der Herr Jesus. Von Ihm schreibt Petrus: „... der, gescholten, nicht wiederschalt, leidend, nicht drohte“ (1. Pet 2,23). In der Bergpredigt sagte der Herr Jesus: „Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen, sondern wer dich auf deine rechte Wange schlägt, dem halte auch die andere hin“ (Mt 5,39). Paulus geht noch einen Schritt weiter und schreibt: „Segnet, die euch verfolgen; segnet, und flucht nicht“ (Röm 12,14). Diese Aufforderung gilt generell, nicht nur im geschwisterlichen Miteinander. Die Thessalonicher fordert er auf: „Seht zu, dass niemand Böses mit Bösem jemand vergelte, sondern strebt allezeit dem Guten nach, sowohl zueinander als auch zu allen“ (1. Thes 5,15). Es heißt ausdrücklich zueinander (d. h. im Kreis der Gläubigen) und zu allen (d. h. Ungläubige sind davon nicht ausgeschlossen).

Das Böse beschreibt hier etwas, das dem Wesen nach böse, schlecht oder übel ist. Ein Scheltwort auszusprechen bedeutet, jemanden zu schmähen oder zu beschimpfen. Es kommt außer in diesem Vers noch in 1. Timotheus 5,14 vor.

Segnet

Die letzte und siebte Aufforderung lautet, dass wir einander segnen sollen. Das Wort „segnen“ hat eine doppelte Bedeutung. Es kann „loben“ und „preisen“ bedeuten. Es kann ebenfalls bedeuten, dass man gut von jemandem spricht. Petrus baut bewusst einen Gegensatz auf. Böses mit Bösem zu vergelten und Scheltwort mit Scheltwort, ist negativ. Wir sollten das nicht nur unterlassen, sondern im Gegenteil gut voneinander reden. Es gibt im Volk Gottes kaum ein größeres und zerstörerisches Übel, als schlecht übereinander zu reden. Jakobus vergleicht die Zunge nicht ohne Grund mit einem Feuer, das einen ganzen Wald anzündet (Jak 3,5). Doch es ist eine Sache, dieses Übel zu vermeiden und eine andere Sache, einander zu segnen und gut voneinander zu reden. Paulus schreibt den Philippern: „Im Übrigen, Brüder, alles, was wahr, alles, was würdig, alles, was gerecht, alles, was rein, alles, was lieblich ist, alles, was wohllautet, wenn es irgendeine Tugend und wenn es irgendein Lob gibt, dies erwägt“ (Phil 4,8). Der Mund redet immer aus der Fülle des Herzens (Mt 12,34). Unsere Gedankenwelt (was wir erwägen) hat einen großen Einfluss auf das, was wir sagen und schließlich tun.

Petrus begründet seine Aufforderung zu segnen damit, dass wir berufen sind, Segen zu erben1. Ein Erbe ist ein Anteil, den jemand bekommt. Es ist immer unverdient. Niemand hat einen Anspruch darauf. Dennoch hat Gott uns gerade dazu berufen, Segen zu erben. Dieser Segen beschränkt sich nicht auf das, was in Zukunft auf uns wartet, sondern schließt jede gute Gabe ein, die Gott uns in der Gegenwart schenkt. Das Gute, das Gott uns gibt, ist ein Geschenk der Gnade. Petrus spricht häufig von der Berufung:

  • Wir sind berufen, heilig zu sein (Kap 1,15)
  • Wir sind aus der Finsternis ins Licht berufen (Kap 2,9)
  • Wir sind zum Leiden berufen (Kap 2,21)
  • Wir sind zum Segen berufen (hier)
  • Wir sind zur ewigen Herrlichkeit berufen (Kap 5,10).

Die Tatsache, dass wir durch die Gnade dazu bestimmt sind, von Gott gesegnet zu werden, sollte uns dazu motivieren, andere zu segnen und nicht schlecht über sie zu reden. Vergessen wir nicht, dass unsere Geschwister ebenso dazu berufen sind. Darin unterscheiden wir uns nicht von ihnen.

Fußnoten

  • 1 Einige übersetzen hier: „Segnet, weil ihr dazu berufen sein, damit ihr Segen ererbt“ (so z. B. Menge). Doch das gibt den Sinn nicht korrekt wieder und wäre ein gesetzliches Prinzip. Unser Segen hängt nicht davon ab, ob wir andere segnen, sondern er begründet die Aufforderung, zu segnen. Wir segnen, weil wir gesegnet sind.
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