Betrachtung über den Propheten Haggai (Synopsis)

Betrachtung über den Propheten Haggai (Synopsis)

Die drei letzten Propheten weissagten nach der babylonischen Gefangenschaft. Wie wir in den Büchern Esra und Nehemia gesehen haben, führte Gott einen kleinen Überrest seines Volkes zurück, der aufs neue zu Jerusalem und in dem Land Juda seine Wohnstätte fand; doch wurde der Thron Gottes dort nicht wieder aufgerichtet noch auch das Königtum des Hauses Davids in der Herrschermacht hergestellt, die es vordem besessen hatte. Das Weltreich des heidnischen Hauptes war in gewisser Beziehung gerichtet worden, weil es seiner Pflicht gegen Gott, der ihm seine Herrschermacht verliehen hatte, nicht nachgekommen war. Inzwischen hatte ein zweites Weltreich, das inmitten der heidnischen Völker aufgerichtet wurde, den Platz des ersten eingenommen; und wenn das neue Reich sich auch unter der alles beherrschenden Hand Gottes (der die Herzen aller lenkt) den Juden geneigt zeigte, so behielt es doch das Volk Gottes unter seinem Joch. Israel blieb unter dem Joch von solchen, die nicht im Bund mit Gott waren, sondern seinen Verheißungen noch fern standen. Gott erkannte die Macht des Weltreiches, dem Er selbst seinen Platz gegeben hatte, an. Israel war daher von der Gunst derer, die um seiner Sünden willen es beherrschten, abhängig und hatte auf Gott zu warten, dass Er dieselben ihm günstig stimme, wobei es Ihm nach seinen gnädigen Anordnungen Gottesdienst darbrachte, bis der Messias, der sein Erlöser und Befreier sein sollte, gekommen wäre. Nahezu von allem beraubt, hatte Israel doch noch nicht die Güte seines Gottes eingebüßt, auf die es hätte rechnen sollen und die sich in der Rückkehr des Überrestes aus den Ländern, in denen sie gefangen gewesen waren, so offenbarlich erwiesen hatte. War auch alles andere verloren, so konnten sie doch die Furcht Gottes und sein Gesetz in ihren Herzen bewahren, und die Frömmigkeit konnte jetzt in der Weise in Ausübung kommen, wie Er es vorgeschrieben hatte (vgl. 5. Mo 30).

Die drei Propheten Haggai, Sacharja und Maleachi zeigen uns, welche Ermunterungen Gott dem Volk zukommen ließ, damit es in seiner neuen Stellung treu wäre; zugleich aber auch, wie Er dessen Untreue gegenüber Zeugnis abgelegt, was um der Abnahme der Frömmigkeit unter dem Volk sowie um des eingetretenen Mangels an jeder Ehrfurcht vor dem HERRN willen nötig war. Dieser unvollkommene Zustand, in dem sich das Volk vorübergehend befand, musste notwendigerweise den Tempel zum Mittelpunkt haben. Wenn Gott die Wiederherstellung ihres Gottesdienstes gestattete, dann war da der Ort, wo die Herzen des Volkes ihren Mittelpunkt finden mussten. In dieser äußeren Form musste die Frömmigkeit des Volkes als solche zum Ausdruck kommen. Hier musste es sich offenbaren, ob ihre Herzen wirklich zu Gott umgekehrt waren. So mangelhaft der levitische Dienst in seiner Wiederherstellung auch sein mochte, so war doch das Haus Gottes der Ort, mit dem alles, was der Wiederherstellung fähig war, in Verbindung stand; dort war der Mittelpunkt, wo alles dieses in Wirksamkeit treten musste.

Doch schon bald verlor der Glaube der Juden seine Kraft, und sie hörten auf zu bauen. Ohne Zweifel waren Schwierigkeiten vorhanden. Es waren jetzt nicht die Tage Salomos, in denen dem König, dessen Macht sich über alle Nachbarreiche erstreckte, alles zur Verfügung stand. Aber Gott hatte seine Freundlichkeit gegen sein Volk dadurch an den Tag gelegt, dass Er das Herz des Königs von Persien dahin gelenkt hatte, ihnen Wohlwollen zu beweisen. Israel hätte deshalb der Güte Gottes Vertrauen schenken und die Früchte dieser Güte erwarten sollen; da es jedoch voll Unglauben war, so schwand sein Mut rasch dahin.

Gott züchtigte infolgedessen sein Volk, tat dies aber zu der geeigneten Zeit. Er wendet dann ein Mittel an, das Er in seiner unumschränkten Gnade im Verlauf der Geschichte, die wir betrachtet haben, so oft benutzt hatte. Er erweckt einen Propheten, ja sogar ihrer zwei, um dem Volk neuen Mut einzuflößen und es anzuspornen, das Werk weiter fortzuführen. Zwei Dinge sind es, die betreffs des Tuns Gottes mit entscheiden helfen, was der geeignete Zeitpunkt für seine Dazwischenkunft sei: erstlich die Betrachtung des Zustandes und Verhaltens derer, mit denen Er es zu tun hat, und zweitens seine Leitung der äußeren Ereignisse. In dem vorliegenden Fall hatte Gott sein Volk genug gezüchtigt, um ihm zu zeigen, wie Er innerhalb der gnädigen Beziehungen, die Er jetzt vermittels der Propheten mit ihm anknüpfte, in seiner Regierung verfuhr. Er hatte einen Fürsten erweckt, der geneigt war (sofern das Volk im Glauben handeln wollte), dem Willen Gottes und den Verordnungen des Cyrus nachzukommen.

Nachdem Er in dieser Weise, sowohl im Blick auf den Zustand der Herzen als auch auf die Wege seiner Vorsehung, alles vorbereitet hatte (denn Er lässt alles zu unserem Guten mitwirken), sendet Er zur Belebung ihres Mutes und Glaubens seinen Propheten, um sie dahin zu bringen, dass sie sich an das Werk machten, dessen Ausführung stets ihre Pflicht gewesen wäre.

Sie hätten sich allezeit unmittelbar auf Gott stützen und das Werk fortsetzen sollen, es sei denn, dass sie gewaltsam daran gehindert worden wären 1. Auch jetzt werden sie aufgefordert, im Vertrauen auf Gott weiterzubauen, ohne die Gesinnung des Königs zu kennen. Auf Gott selbst musste ihre Zuversicht ruhen. War dies nicht der Fall, so hätte sich ja in ihren Arbeiten weder Frömmigkeit noch Glaube bewiesen. Gott hatte dafür gesorgt, dass von dem Augenblick an, da sie ihren Glauben offenkundig bewiesen hätten, ihnen die Unterstützung des Königs zuteil geworden wäre. In der Tat, Schwierigkeiten blieben nicht aus; da aber der Glaube in Tätigkeit war, so setzten sie der Feinde ungeachtet den Bau fort, wobei sie bezüglich der Antwort, die sie ihren Feinden erteilten, von der Weisheit Gottes geleitet wurden; und die Folge war, dass der König seine Einwilligung gab. Es mag wirklich eine Schwierigkeit vorhanden sein; wenn man sich aber auf dem Pfad befindet, den Gott vorschreibt, so kann nur der Unglaube des Herzens aus der Schwierigkeit ein Hindernis machen. Denn der Glaube rechnet auf Gott und bringt einfach seinen Willen zur Ausführung; vor Gott gibt es keine Schwierigkeiten. Der Unglaube ist nie in Verlegenheit, Entschuldigungen ausfindig zu machen, ja sogar solche Entschuldigungen, die scheinbar wohlbegründet sind; nur haben sie den einen Hauptfehler, dass in ihnen Gott außer acht gelassen wird.

Der Gegenstand, um den es sich bei Haggai handelt, ist der Tempel. Nachdem Gott die Gefangenen zurückgeführt hatte, suchten dieselben sofort ihre eigene Bequemlichkeit, trachteten aber nicht danach, das Haus des HERRN wieder aufzubauen. War es denn an der Zeit, ihre eigenen Häuser zu bauen? Allerdings war Ruhe genug da, um letzteres zu tun; Glaube war dazu nicht nötig, und die Welt setzte ihnen darin keinen Widerstand entgegen. Der Prophet zeigt, was die tatsächliche Folge hiervon war, nämlich die empfindlichen Züchtigungen Gottes, von denen gerade ihr zeitliches Hab und Gut betroffen wurde. Und weshalb diese Züchtigungen? Weil, indem sie das Haus Gottes vernachlässigten, sie Ihn selbst vernachlässigten. In der Tat, hätten sie Gott vor Augen gehabt, dann würden sie vor allem an sein Haus gedacht haben.

Das Volk ließ sich durch die Furcht des HERRN leiten und gab den Worten des Propheten, Seines Knechtes, Gehör. Doch dem Glauben tritt noch eine andere Schwierigkeit entgegen: er muss zu seinem Schmerz erkennen, wie gering alles ist, was der Überrest seines Volkes auszuführen vermag, wenn Gott diesen aus der Gefangenschaft zurückbringt. Was sie tun können, ist nichts im Vergleich mit der früheren Offenbarung seiner Herrlichkeit inmitten seines Volkes. Die Folgen des Falles des Volkes und der Gefangenschaft, die es zu erdulden gehabt hatte, machen sich in allem fühlbar. Gott kann seine Herrlichkeit nicht als gleichbedeutend mit einer Herrschermacht hinstellen, die von der Seinigen verschieden ist, und die infolge seines gerechten Gerichts, Seiner Regierung auf Erden, über sein Volk ausgeübt wird und auch notwendigerweise ausgeübt werden muss. Er kann, weil Er sein Volk liebt, dasselbe emporheben, ihm wieder seinen Platz geben; aber das ist dann nicht mehr dieselbe Sache wie früher. Er kann jene unmittelbare Verbindung, welche die Offenbarung seiner Macht und Herrlichkeit mit sich bringt, nicht wiederherstellen. Dieses Verhältnis hatte im Gericht sein Ende gefunden. Das Bewusstsein von diesem niedrigeren Zustand ist geeignet, den Glauben zu schwächen.

Durch das Zeugnis des Propheten kommt Gott in seiner Gnade dieser Schwierigkeit entgegen. Es ist ein sehr trauriger Anblick, wenn man sehen muss, wie das, was Gott als einen Gegenstand des Segens hingestellt hatte, in Verfall geraten ist, und wie das, was auf den Trümmern von jenem errichtet wird, so schwach und gering dasteht, auch wenn selbst dieses Geringe eine Frucht seiner kostbaren Gnade ist.

Der Prophet, ohne Sorge darüber, was wohl die Absichten des Königs sein möchten, ermutigt das Volk, indem er ihre Gedanken auf den HERRN selbst hinlenkt und sie darauf aufmerksam macht, dass es schließlich doch der HERR sei, der regiere, der für sie Sorge trage, und dessen Wunsch es sei, dass sie im Blick auf das, was Er für sie war, handeln und seine Ehre im Auge haben möchten. Denn so schwach sie auch waren, wollte Er doch in dieser Weise in Beziehung zu ihnen stehen.

In dem Zeugnis, das Gott ablegen lässt, nimmt Er aber auch voll Gnade darauf Rücksicht, welche Wirkung das geringe Aussehen dessen, was sie für Ihn tun konnten, naturgemäß haben musste; denn Gott denkt an alles, was sein Volk angeht. Er bewies sich jetzt ebenso treulich als ihr Gott, wie Er dies in den besten Zeiten ihrer Geschichte getan hatte. Es trat dies jetzt sogar noch deutlicher als früher zutage. Er war mit ihnen. Er wollte das Wort aufrecht halten, das aus seinem Mund gekommen war, als Er sie aus Ägypten heraufführte. Sein Geist würde in ihrer Mitte bestehen. Sie sollten sich nicht fürchten. Indem Er jedoch den Glauben dieses schwachen Überrestes durch seine zärtlichen Gnadenerweisungen aufrichtet, geht Er noch auf Dinge ein, die viel ferner liegen. Wenn Er auch, weil sie gefallen waren und jetzt eine andere Ordnung der Dinge hergestellt war, sich nicht unter ihnen offenbar machen konnte, sollte doch die Zeit kommen, da Er selbst in seiner Macht einschreiten würde. Er würde alle Dinge erschüttern, weil die Kreatur das Gewicht seiner Herrlichkeit nicht ertragen konnte, und würde durch seine Macht seiner Herrlichkeit eine Stätte bereiten und seinen irdischen Wohnort mit seiner Herrlichkeit erfüllen.

Aber nicht nur sollte die Erde erschüttert werden. Das war bereits öfter geschehen; doch hatte der Feind, der über die Macht der Finsternis verfügte, stets die Menschen dazu verleitet, alles von neuem zu verderben und, wenn immer Gott etwas in eine Segensstellung eingesetzt hatte, dies seiner Würde zu entkleiden. Jetzt aber sollten die Himmel und die Erde sowie das Meer, d. h. die von oben ausgeübte Herrschaft sowie alles, was sich hienieden in einem geordneten Zustand befand, jede fest bestehende Ordnung und alles, was ungeordnet in der Welt hin und her wogte, samt allen Nationen erschüttert werden; und dann würde das Ersehnte aller Nationen kommen, und das Haus, das sie jetzt unter so viel Beschwerde wieder aufbauten, das im Vergleich mit seiner früheren Herrlichkeit so verächtlich erschien, würde durch den Herrn mit Herrlichkeit erfüllt werden.

Der hebräische Ausdruck, den ich mit: „das Ersehnte der Nationen wird kommen“, wiedergegeben habe, lässt sich sehr schwer übersetzen. Wenn ich den Zusammenhang betrachte, so bin ich der Meinung, dass der von mir angegebene Sinn der richtige ist 2. Es will mir scheinen, als ob der Geist Gottes sich mit Absicht eines unbestimmten Ausdrucks bedient habe, der für ein Gemüt, welches über das, was die wahre Herrlichkeit des Hauses ausmachte, ein Verständnis hatte, den Messias mit einschließen konnte. In der Stelle soll die gewisse Zusicherung gegeben werden, dass das Haus mit Herrlichkeit erfüllt werden wird. Inzwischen sollte ihm äußere Herrlichkeit verliehen werden. Das Silber und das Gold waren des Herrn. Doch die Nationen, die zu Boden geworfen und unterdrückt sind und sich gegenseitig unterdrücken, die nicht wissen, woher sie Glück, Stärke und Frieden erwarten sollen, werden in dem Einen, der allein der Herrlichkeit des HERRN eine Stätte bereiten und wahren Frieden darreichen wird – mit einem Wort, sie werden in Christus allein Segen und Befreiung finden; und Er wird die Herrlichkeit des Hauses sein, das der arme Überrest jetzt baute.

Die letzte Herrlichkeit des Hauses soll sogar noch größer sein als die erste. Es heißt nicht: „Die Herrlichkeit des letzten Hauses“; das Haus wird Gott am Ende mit noch mehr Herrlichkeit erfüllen als im Anfang, und der Friede des HERRN selbst wird dort seinen Sitz finden. Dies wird in den letzten Tagen in Erfüllung gehen. Er, der das Haus mit Herrlichkeit erfüllen wird, ist tatsächlich gekommen; aber selbst zu der Zeit, als Er ewigen Frieden für unsere Seelen machte, war die Welt in einem solchen Zustand, dass Er zu dem Volk sagen musste: „Wähnt nicht, dass ich gekommen sei, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ Wenn Er alle Nationen erschüttert hat, dann wird Er in seiner Herrlichkeit kommen und die Erde zu einer Friedensstätte machen.

Den Schluss des Buches Haggai bilden zwei weitere Weissagungen, die sich gleich seinem übrigen Inhalt auf das Haus beziehen. Indem das Volk des HERRN vernachlässigte, war es gewissermaßen unheilig geworden. Ein heiliger Gegenstand kann einen unheiligen nicht heilig machen, sondern wird selbst durch irgendetwas Unreines befleckt, da Heiligkeit alles Böse unbedingt ausschließt. Die Gegenwart des Bösen hebt die Heiligkeit auf durch die einfache Tatsache, dass es gegenwärtig ist, es sei denn, dass die Heiligkeit solcher Natur ist, dass ihr bloßes Vorhandensein alles ihr Entgegengesetzte ausschließt, wie dies bei der Natur Gottes der Fall ist. Wenn Gott jedoch ein freier Zugang sowie der Ihm gebührende Platz gewährt wird, dann kann Er durch die Macht seiner Gegenwart segnen. So kam es denn, dass von dem Tag an, da das Volk jene Gegenwart anzuerkennen und zu verwirklichen suchte, Segen derselben entströmte.

Die zweite Weissagung beschäftigt sich noch einmal mit der Erschütterung aller Dinge. An jenem Tag soll der Beherrscher Judas, der Erbe Davids, wie ein Siegelring an der Hand Dessen sein, der alle Dinge erschüttern wird. Einerseits ermutigt also die Weissagung das Volk zu der Zeit, da sie gegeben wurde und sie einer Ermutigung auch so dringend bedurften; andererseits weist sie unter Serubbabels Namen auf Den hin, der, wenn Gott den Himmel und die Erde erschüttern wird, der wahre Same Davids und der Erbe seiner Krone (den Gedanken Gottes gemäß) sein wird – auf den Christus Gottes, den aus dem Volk Erwählten.

Das in Vers 22 erwähnte Gericht ist, wie mir scheint, nicht dasjenige, welches das Haupt des Tieres trifft, sondern vielmehr jenes, von dem die Nationen ereilt werden sollen, die an jenem Tag gegen Jerusalem heraufziehen werden. Alles, was sich den Rechten des HERRN gegenüber, die nach seinen Ratschlüssen in Jerusalem ihren festen Sitz und Ausgangspunkt finden werden, erhebt (welche Rechte in dem Haus, das die Juden bauten, ihren verkörperten Ausdruck fanden), wird gänzlich umgestürzt werden. Dasselbe kann ohne Zweifel im allgemeinen auch von dem Reich des Tieres gesagt werden, doch besteht dieses Reich unter ganz anderen Bedingungen. Gott hatte Jerusalem der Macht des Hauptes dieses Weltreiches unterstellt. Die Untaten, um derer willen es von dem Gericht betroffen wird, sind noch verwegener und unerträglicher als jene, deren sich die Nationen schuldig gemacht haben.

Alles zusammengenommen finden wir also in dieser Prophezeiung den Hinweis darauf, dass die Segnung auf der Erde mit dem Haus in Verbindung steht, und dass, so gering dasselbe auch erscheinen mochte, doch seine letzte Herrlichkeit größer sein wird als die erste. Gott will nach seinen Gnadenratschlüssen alles herrlich herstellen und etwas viel Vortrefflicheres zuwege bringen als das, was dem Menschen anvertraut und durch seine Vermittlung hergestellt worden war. In Verbindung damit steht die Erschütterung aller Dinge durch seine mächtige Hand sowie die Einsetzung des Erben Davids als Desjenigen, welcher der Gegenstand der Liebe Gottes und das Gefäß seiner Macht ist.

Man wird bemerken, dass, obwohl der Geist Gottes da ist, um sein Volk zu segnen, um es zu ermutigen und vermittels des Dienstes, der Gott in seinem Haus dargebracht werden sollte, mit demselben in Verbindung zu bringen, Er doch die Herrscherrechte des heidnischen Weltreiches anerkennt. Die Zeitangaben, die den einzelnen Weissagungen beigefügt sind, richten sich nach den Regierungsjahren des heidnischen Königs. Es ist der Wille des Geistes, dass das, was Gott ist, Gott gegeben werde, und dass das, was des Kaisers ist, demjenigen zuteil wurde, der damals die Stelle des Kaisers einnahm. Gott hatte ihm diesen Platz gegeben. So werden wir die vollkommene Weisheit verstehen, die sich in der Antwort des Herrn offenbart (Mk 12, 17), und auch, in welcher Weise sich diese Weisheit im Wort kundgibt.

Maleachi spricht nicht davon, dass etwas aufgerichtet oder hergestellt werden solle, wie Haggai und Sacharja dies tun. Er kündigt nur an, dass das Gericht dasjenige treffen würde, was in Israel als das Ergebnis des gnädigen Werkes Gottes, Seiner Wiederherstellung des Überrestes, dastand; er zeigt, wie wenig der Gottesdienst, vermittels dessen Er zwischen sich und Israel eine Verbindung hergestellt hatte, in einer Ihn verherrlichenden Weise ausgeübt wurde.

Fußnoten

  • 1 Dies geschah in der Tat (siehe Esra 4,24); weil aber der Geist des Unglaubens in ihren Herzen wirksam war, so hatte jene gewaltsame Verhinderung augenscheinlich zur Folge, dass sie allen Mut verloren und keinerlei Versuch machten, das Werk von neuem zu beginnen. Vielmehr sagten sie: „Die Zeit ist nicht gekommen, dass das Haus des HERRN gebaut werde.“ Erst das Zeugnis, das der Geist durch den Propheten ablegen ließ, rüttelte sie aus diesem Zustand der Erstarrung wieder auf.
  • 2 Anderenfalls, wenn der Sinn durch den folgenden Vers beherrscht sein sollte, würde der Ausdruck sich auf „die köstlichen Dinge der Nationen“ beziehen, die bestimmt wären, das Haus herrlich zu machen.