Der Dienst der Propheten und das prophetische Wort
Der Dienst der Propheten und das prophetische Wort

Prophetischer Dienst im Neuen Testament

Der Dienst der Propheten beschränkt sich nicht auf das Alte Testament. Das Neue Testament spricht ebenfalls von Propheten und von dem Dienst der Weissagung (Prophezeiung). Dabei müssen wir unbedingt zwischen dem Dienst der Propheten in der ersten Zeit des Christentums und dem Dienst der Propheten heute unterscheiden:

  1. Der Dienst der Propheten in der ersten Zeit des Christentums: Paulus schreibt den Ephesern, dass die Versammlung (Gemeinde oder Kirche) auf die Grundlage der „Apostel und Propheten“ aufgebaut ist (Eph 2,20). Diese Aussage bezieht sich auf die erste Zeit des christlichen Bekenntnisses auf der Erde, als die Kirche Gottes ihren Anfang nahm. Die 12 Apostel und die von Gott gegebenen Propheten (gemeint sind nicht die Propheten des Alten Testamentes, sondern die Zeitgenossen der Apostel) haben im Auftrag Gottes die Gläubigen in der Wahrheit unterwiesen. Anders als heute stand das Neue Testament noch nicht zur Verfügung, so dass diese Männer direkt im Auftrag Gottes redeten und die christliche Wahrheit offenbarten, die damals neu und unbekannt war. Diese Mitteilung (Verkündigung) geschah mündlich und schriftlich. Von diesen Männern schreibt Paulus: „Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, um die Dinge zu kennen, die uns von Gott geschenkt sind; die wir auch verkündigen, nicht in Worten, gelehrt durch menschliche Weisheit, sondern in Worten, gelehrt durch den Geist, mitteilend geistliche Dinge durch geistliche Mittel“ (1. Kor 2,12.13). Ein Beispiel für einen solchen neutestamentlichen Propheten ist Lukas, der im Auftrag Gottes zwei inspirierte Bücher geschrieben hat (sein Evangelium und die Apostelgeschichte). Judas und Jakobus könnten als weitere Beispiele genannt werden. Wir profitieren bis heute von dem Dienst dieser Propheten. Allerdings gibt es heute diesen Dienst der Propheten nicht mehr. Die Wahrheit ist offenbart und der Dienst von Aposteln und Propheten in diesem Sinn ist nicht mehr erforderlich.

    Ebenfalls an die Epheser schreibt Paulus von Personen, die eine Gabe an die Gemeinde sind: „Und er hat die einen gegeben als Apostel und andere als Propheten und andere als Evangelisten und andere als Hirten und Lehrer“ (Eph 4,11). Hier geht es nicht darum, dass ein Bruder die Gabe des Propheten hat, sondern dass er selbst in seiner Person eine Gabe Gottes an die Versammlung ist. Gemeint ist nicht die örtliche Gemeinde, sondern die weltweite Versammlung Gottes auf der Erde. Erneut werden die Propheten unmittelbar mit den Aposteln verbunden, d.h. es geht um die Brüder, durch die Gott die christliche Wahrheit vermittelt hat. Evangelisten, Hirten und Lehrer gibt es bis heute. Propheten in diesem Sinn gibt es – ebenso wie die Apostel – nicht mehr.
  2. Der Dienst der Propheten heute: Davon lesen wir vor allem in 1. Korinther 14. Dort geht es darum, dass Gläubige im Auftrag Gottes zu den Herzen und Gewissen anderer reden. Diesen Dienst gibt es bis heute und er ist sehr nötig. Er wird im Öffentlichen (in den Zusammenkünften der Gläubigen) und im Verborgenen (im privaten Bereich) getan. In Römer 12,6 spricht Paulus ausdrücklich davon, dass Weissagung (Prophezeiung) eine Gnadengabe Gottes ist.

    Wenn es um die Zusammenkünfte der Gläubigen geht, beschränkt sich dieser Dienst auf Männer, denn Frauen sollen in den Zusammenkünften nicht reden (1. Kor 14,34–36). Im privaten Bereich kann dieser Dienst jedoch durchaus von Schwestern wahrgenommen werden. Der Evangelist Philippus hatte z.B. vier Töchter, von denen es ausdrücklich heißt, dass sie weissagten (Apg 21,9). Diesen Dienst werden sie jedoch nicht in den öffentlichen Zusammenkünften der Gläubigen ausgeübt haben.

    1. Korinther 14 beginnt mit folgender Aussage: „Strebt nach der Liebe; eifert aber nach den geistlichen Gaben, viel mehr aber, dass ihr weissagt. Denn wer in einer Sprache redet, redet nicht Menschen, sondern Gott; denn niemand versteht es, im Geist aber redet er Geheimnisse. Wer aber weissagt, redet den Menschen zur Erbauung und Ermahnung und Tröstung“ (1. Kor 14,1–3). Das macht deutlich, welchen Wert der prophetische Dienst heute hat, vor allen Dingen – aber nicht ausschließlich – in den Zusammenkünften der Gläubigen. Wenn wir 1. Korinther 14 im Zusammenhang auf uns einwirken lassen, kommen wir zu der Schlussfolgerung, dass prophetischer Dienst heute mehr denn je gefragt ist. Wie im Alten Testament benutzt Gott seine Diener heute, um uns seinen Willen nahe zu bringen – so wie er grundsätzlich in seinem Wort offenbart ist. Er möchte uns aufrütteln und unsere Herzen – wenn sie kalt geworden sind – wieder brennend für unseren Herrn machen.
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