Betrachtung über Apostelgeschichte (Synopsis)

Kapitel 10 + 11

Betrachtung über Apostelgeschichte (Synopsis)

Die Versammlung oder Kirche war errichtet; aber die Lehre ihrer Einheit, als Leib Christi außerhalb der Welt, war noch nicht ans Licht gestellt. Die Aufnahme des Kornelius kündigte diese Einheit nicht an, obwohl sie den Weg zu ihrer Offenbarung anbahnte.

Die ungeschwächte Kraft des Petrus, seine apostolische Autorität inmitten der Gläubigen, der Eintritt des Kornelius in das geistliche Haus Gottes in Verbindung mit dem Dienst des Petrus, und zwar nach der Berufung des Saulus, die eine neue Aussicht eröffnet – alle diese Tatsachen zusammengenommen waren nur eine Bestätigung dessen, was bisher geschehen war. Das ursprüngliche Werk war in keiner Weise beiseite gesetzt, um ein anderes hineinzubringen. Weder das Gesicht des Petrus noch die Zulassung des Kornelius offenbarte – ich wiederhole es – die Kirche. Diese beiden Tatsachen zeigten nur, dass unter jeglicher Nation der, welcher Gott fürchtete, Ihm angenehm war – mit einem Wort, dass sich die Gunst Gottes nicht auf die Juden beschränkte, und dass es nicht notwendig war, ein Jude zu werden, um an dem Heil, das in Christus ist, teilnehmen zu können. Die Einheit des mit seinem Haupt im Himmel vereinigten Leibes wurde nicht durch diese Tatsache der Zulassung der Heiden zu der Zahl der Erretteten hervorgebracht; aber sie bereitete den Weg zur Offenbarung dieser Wahrheit, weil in der Tat der Heide auf der Erde zugelassen war, ohne vorher ein Jude geworden zu sein. Das, was die Grundlage der Existenz der Kirche auf der Erde bildete, wurde im Einzelnen verwirklicht, obwohl die Lehre noch nicht bekannt gemacht worden war. Den Nationen als solchen war die Buße zum ewigen Leben gewährt. Der Heilige Geist – das Siegel christlicher Segnung unter den Juden, die Frucht der durch Jesum vollbrachten Erlösung – wurde sowohl den Nationen als den Juden gegeben. Die letzteren mochten sich darüber verwundern; aber es war nicht möglich, Gott zu wehren. Durch die Gnade konnten sie Ihn preisen für die Gabe, die Er in unumschränkter Weise denen gewährt hatte, die das Judentum nicht anerkennen konnte.

Von Apg 9, 32 – 11, 18 finden wir dann die Kraft des Geistes Gottes mit Petrus in der Mitte Israels, die Einführung der Nationen in die Versammlung auf der Erde, ohne dass sie Juden werden oder sich der alten Ordnung, die vorüberging, unterwerfen. Das Siegel des Geistes ist ihnen aufgedrückt; die Häupter der Versammlung zu Jerusalem sowie die eifrigsten Anhänger der Beschneidung erkennen diese Tatsache als den Willen Gottes an, indem sie sich derselben trotz ihrer Vorurteile unterwerfen und seinen Namen loben. Die Tür ist also den Nationen geöffnet. Das war ein großer Schritt. Die köstliche Lehre der Versammlung musste noch kundgemacht werden. Petrus hatte die Berufung der Nationen in seiner ersten Rede verkündigt; aber diese Berufung zu verwirklichen und ihren Bedingungen in Verbindung mit dem, was schon geschichtlich bestand, eine Form zu geben, erforderte die Dazwischenkunft, die Autorität und die Offenbarung Gottes. Der Fortschritt in der Offenbarung der Wahrheit ist durch die Langmut Gottes augenscheinlich; denn die Quelle dieser Offenbarung war sicher nicht die Weisheit des Menschen. Ganz jüdisch beim Beginn, war das Werk in Jerusalem begleitet von der Erklärung an das jüdische Volk, dass Jesus zurückkommen würde, wenn sie Buße täten. Dieses Zeugnis der Gnade wurde verworfen, und in der Person dessen, der es ablegte, gingen die Erstlinge der Versammlung hinauf zum Himmel. Nach der durch die Verfolgung hervorgerufenen Zerstreuung wirkte der Heilige Geist in seiner unumschränkten Freiheit in Samaria und unter den Proselyten. Saulus wird berufen durch die Offenbarung eines verherrlichten Christus und durch ein Zeugnis aus seinem Mund, das die Einheit der Heiligen auf der Erde, als ein Leib mit Ihm, ihrem Haupt im Himmel, ankündigt. Nach diesem empfängt ein frommer Heide (bekehrt, aber noch ein Heide) den Glauben an Christus und den Heiligen Geist, so dass – ausgezeichnet durch dieses Zeugnis, durch dieses Siegel, das von Gott selbst seinem Glauben verliehen war – die Apostel und die Jünger, die am meisten am Judentum hingen, ihn aufnehmen: Petrus durch Zulassung zur Taufe und die anderen durch Anerkennung dieser Handlung des Petrus.

Lasst uns hier bemerken, dass die Errettung nicht nur in der Tatsache besteht, lebendig gemacht und fromm zu sein, sondern in der völligen Befreiung, so dass Gott uns Sich selbst darstellen kann in Gerechtigkeit, die Er einem jeden darreicht, der durch die Wirkung Gottes das Leben hat. Kornelius war fromm, und das in Wahrheit; aber er hört Worte von einem für ihn vollbrachten Werke, wodurch er errettet werden kann und, wie wir wissen, auch errettet wurde. Endlich ist das Siegel des Heiligen Geistes auf den Glauben an Jesum der Grund, auf dem diejenigen, die Gott annimmt, anerkannt sind, das will sagen: es ist der völlige Beweis für den Menschen.

In Apg 11, 19 beginnt die Mitteilung der neuen Ordnung der Dinge, durch die der Dienst Pauli sich auszeichnet: Unter denen, die zerstreut wurden nach dem Tod des Stephanus, und die sogar bis nach Antiochien zogen und den Herrn Jesum verkündigten, gab es etliche, die, weil sie aus Cypern und Cyrene waren, gewöhnlich mehr mit Griechen in Verbindung standen. Sie wandten sich daher in dieser alten Hauptstadt der Seleuciden auch an die Griechen, und viele nahmen ihr Wort an und wandten sich zum Herrn. Die Versammlung zu Jerusalem, die schon durch die Bekehrung des Kornelius, wodurch Gott den Eintritt der Nationen gezeigt hatte, vorbereitet war, erkennt auch dieses Ereignis an und sendet Barnabas, der aus Cypern gebürtig war – nach Antiochien. Er ist ein guter Mann und erfüllt mit dem Heiligen Geist. Sein Herz ist voll von Freude, als er dieses Werk der Gnade Gottes sieht; und eine große Menge wird dem Herrn hinzugetan (V. 24).

Noch ist alles mit dem Werk zu Jerusalem verbunden, obwohl es sich jetzt auch auf die Nationen erstreckt. Barnabas, der augenscheinlich nicht mehr ausreichte für das Werk und jedenfalls von Gott geleitet wurde, reist ab, um Paulus zu suchen, der nach Tarsus gegangen war, als sie ihn in Jerusalem zu töten getrachtet hatten (Apg 9, 29). Und diese beiden Männer versammeln sich mit der Kirche zu Antiochien und lehren eine zahlreiche Menge. Dennoch findet dies alles, ich wiederhole es, in Verbindung mit Jerusalem statt, woher einige Propheten kommen und eine Hungersnot ankündigen. Die Bande zwischen der Herde von Antiochien und Jerusalem als Mittelpunkt geben sich zu erkennen und werden enger geknüpft durch die Sendung einer Unterstützung an diese religiöse Hauptstadt des Judentums und des Christentums, insofern man seinen Anfang in dem jüdischen Überrest findet, der an Jesum als den Christus glaubte. Barnabas und Saulus selbst werden mit Überbringung dieser Unterstützung der Christen in Antiochien für ihre bedürftigen Brüder beauftragt und gehen hinauf nach Jerusalem, um diesen Dienst zu erfüllen. Dieser Umstand führt uns nach Jerusalem zurück, wo uns der Geist noch etwas von den Wegen Gottes zu zeigen hat.

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