Das kostbare Blut Christi

Vorbemerkungen

Das kostbare Blut Christi

In der christlichen Welt mehren sich in den letzten Jahren die Äußerungen von Menschen, die sagen, sie könnten mit dem «Blut eines Gekreuzigten» nichts anfangen. Hinter dieser Gotteslästerung aus dem Mund solcher, die durchaus noch den Namen «Christ» tragen wollen, steht ein Angriff gegen das Fundament des christlichen Glaubens. Es ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zum endgültigen Abfall vom Christentum (s. 2. Thes 2,3). Denn einzig und allein „das Blut Jesu Christi ... reinigt uns von aller Sünde“ (1. Joh 1,7)!

Wir wollen uns nicht mit solchen Äußerungen und ihren Hintergründen befassen, sondern untersuchen, was die Heilige Schrift uns über die Bedeutung des Blutes mitteilt. Die damit verbundene Wahrheit hat ihren höchsten Ausdruck, ja, ihre Erfüllung am Kreuz von Golgatha gefunden. Denn dort hat der Herr Jesus „Frieden gemacht durch das Blut seines Kreuzes“ (Kol 1,20).

Blut und Seele

Das Blut hat in der ganzen Heiligen Schrift seinen eigenen, besonderen Platz. Schon in 1. Mose 9,4–6 hatte Gott zu Noah, dem Stammvater aller Menschen nach der Sintflut, gesagt:

„Nur das Fleisch mit seiner Seele, seinem Blut, sollt ihr nicht essen; und wahrlich, euer Blut, nach euren Seelen, werde ich fordern; von jedem Tier werde ich es fordern, und von der Hand des Menschen, von der Hand eines jeden, seines Bruders, werde ich die Seele des Menschen fordern. Wer Menschenblut vergießt, durch den Menschen soll sein Blut vergossen werden; denn im Bild Gottes hat er den Menschen gemacht.“

Eine weitere bedeutsame Schriftstelle finden wir in 3. Mose 17, wo es in den Versen 11 und 12 heißt:

„Denn die Seele des Fleisches ist im Blut, und ich habe es euch auf den Altar gegeben, dass es Sühnung tut für eure Seelen; denn das Blut ist es, das Sühnung tut durch die Seele. Darum habe ich zu den Kindern Israel gesagt: Niemand von euch soll Blut essen.“

Diese und andere Stellen (wie 5. Mo 12,23: „Das Blut ist die Seele“) offenbaren uns schon im Alten Testament die Gedanken Gottes über das Blut. Wir entnehmen daraus zunächst, dass das Blut „die Seele“ aller lebendigen Wesen ist. Das ist jedoch offensichtlich nicht als buchstäbliche Gleichsetzung des materiellen Blutes mit der Seele zu verstehen, obwohl gewisse Religionsgemeinschaften dies lehren und deshalb Bluttransfusionen untersagen, weil dadurch angeblich die Seelen verschiedener Menschen vermischt würden.

Blut ist etwas Materielles, die Seele dagegen immateriell. Was haben zwei so verschiedene Begriffe wie das Blut, das eine wichtige Rolle beim Stoffwechsel spielt, und die Seele, der Sitz der Individualität, der Gefühle und Wünsche, kurz gesagt, das natürliche Leben mit seinen Äußerungen, miteinander zu tun?

Nochmals: Gott setzt „Blut“ nicht buchstäblich mit „Seele“ gleich. Wenn es allerdings darum geht, einen konkreten, sichtbaren Ausdruck für die unsichtbare Seele zu benennen, gibt es wohl keinen besseren als eben das Blut. Für ein Lebewesen, das verblutet ist, gibt es kein Zurück mehr ins Leben. Der Tod ist unwiderruflich eingetreten. Mit dem Blut hat das Leben – und damit auch die Seele – den Körper verlassen. Unter diesem Gesichtspunkt ist die biblische Aussage zu verstehen: „Denn die Seele des Fleisches ist im Blut.“ Das Blut ist in Gottes Wort das sichtbare Symbol des Lebens und der Seele.

Es geht uns hier weder darum, was Menschen sich beim Gedanken an «Blut» vorstellen mögen noch um menschliche wissenschaftliche Erkenntnisse über das Blut, sondern einzig und allein um Gottes Gedanken, die uns in der Heiligen Schrift offenbart sind. Er hat sie uns mitgeteilt, damit wir sie erforschen und verstehen, was Er uns dadurch zu sagen hat. Wie für alle anderen im Wort Gottes benutzten Begriffe gilt auch hier: „... nicht in Worten, gelehrt durch menschliche Weisheit, sondern in Worten, gelehrt durch den Geist, mitteilend geistliche Dinge durch geistliche Mittel“ (1. Kor 2,13). Wenn wir bei der Beschäftigung mit diesem ernsten Gegenstand „jeden Gedanken gefangen nehmen unter den Gehorsam des Christus“ (2. Kor 10,5), kann sie uns zur Belehrung und zum reichen Segen dienen. Wir können und wollen diesen kostbaren Gegenstand jedoch nicht «sezieren», sondern ihn ehrfurchtsvoll und anbetend betrachten.

Kein Genuss von Blut

Die beiden oben angeführten Bibelstellen enthalten noch zwei weitere Belehrungen. Die eine ist mehr praktischer Natur und betrifft unser tägliches Leben, die andere steht mit unserer Errettung in Verbindung und hat ewige Folgen.

Nach der Sintflut hat Gott, der Schöpfer, Noah und damit der gesamten Menschheit das Recht gegeben, Fleisch zu essen und dazu Tiere zu schlachten. Der Verzehr von Fleisch soll den Menschen darauf hinweisen, dass schon sein irdisches Leben durch den Tod unschuldiger Tiere erhalten wird. Dabei soll die Achtung vor dem Schöpfer darin zum Ausdruck kommen, dass der Mensch, der das Fleisch der Tiere verzehrt, auf das Blut verzichtet, weil dies das Symbol der Seele ist, die ihren Ursprung bei Gott hat (vgl. 1. Mo 1,20 mit Anmerkung; 2,7).1

Dem aus Ägypten erlösten Volk Israel wurde erneut der Verzehr von Blut verboten – offenbar, weil die Menschheit sich inzwischen nicht mehr an das Gebot hielt, das Gott Noah und seinen Nachkommen gegeben hatte (3. Mo 17,10). Im Neuen Testament wird dieses auch für die Christen als bindend bezeichnet (Apg 15,20.29). Es handelt sich also nicht um ein spezifisch jüdisches oder christliches Gebot, sondern um eine der gesamten Menschheit auferlegte Pflicht. Durch den Verzicht auf das Blut soll der Mensch die Autorität seines Schöpfers anerkennen. Wenn in der Welt auch kaum Kenntnis und Verständnis dieser Anweisung Gottes vorhanden ist, bleibt die Tatsache als solche, wie sie an verschiedenen Stellen des Wortes Gottes mitgeteilt wird, doch bestehen. Als unserem Herrn gehorsame Jünger sollen wir dieses Gebot als Ausdruck und Bestandteil der gottgewollten Lebensordnung auf der Erde beachten.

Fußnoten

  • 1 Zugleich untersagte der Schöpfer dem Geschöpf, das Blut eines Mitmenschen zu vergießen, d. h. ihn zu töten, und setzte fest, dass es ab jetzt eine Autorität geben sollte, die denjenigen, der einen anderen Menschen tötet, mit dem Tod bestraft (1. Mo 9,6). Im Gegensatz dazu hatte Gott für das von Kain vergossene Blut Abels sich selbst die Bestrafung des Schuldigen vorbehalten (1. Mo 4,8-15).
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