Kapitel 4

„Und es geschah, als Sanballat und Tobija und die Araber und die Ammoniter und die Asdoditer hörten, dass die Ausbesserung der Mauern Jerusalems fortschritt, dass die Lücken sich zu schließen begannen, da wurden sie sehr zornig. Und sie verschworen sich alle miteinander, zu kommen, um gegen Jerusalem zu kämpfen und Schaden darin anzurichten“ (4,1–2).

Zunächst gab es nur wenige einzelne Feinde, doch nun zeigt sich eine Vielzahl. Satan, der bemerkt hatte, dass Sanballat, Tobija und Geschem allein keinen Erfolg hatten, zieht andere zu ihrer Hilfe hinzu: die Araber, die Ammoniter und die Asdoditer, wobei die letzteren völlig neue Verbündete sind. Tatsächlich versammelt er ein Heer, denn die Waffe, die er jetzt ausprobieren will, ist Kraft. Doch was veranlasste den Feind, erneut das Werk zu verhindern? Es war der Bericht, den sie gehört hatten, „dass die Ausbesserung der Mauern Jerusalems fortschritt, dass die Lücken sich zu schließen begannen“. Es war nun offensichtlich, dass die Kinder der Gefangenschaft es ernst meinten und dass sie unter der Führung Nehemias entschlossen waren, das Böse auszuschließen, indem sie die Mauer errichteten und die Lücken verschlossen. Dies passt Satan nie, dessen Wunsch es immer ist, jede Trennung zwischen dem Volk Gottes und der Welt zu zerstören. Und so rief er seine Streitkräfte zusammen, um „die ohnmächtigen Juden“ von der Erreichung ihrer Absicht abzuhalten.

Und was hatten die Kinder Israel, um dieser mächtigen Aufstellung des Gegners zu begegnen? Sie hatten einen Anführer, der auf Gott vertraute und der die Lektion gelernt hatte, die Elisa seinen Diener gelehrt hatte, als der König von Syrien eine Armee gesandt hatte, um ihn zu ergreifen: „Mehr sind die, die bei uns, als die bei ihnen sind“ (2. Kön 6,16). Unerschrocken vor der wachsenden Zahl und dem zunehmenden Zorn des Feindes sagt er daher:

„Da beteten wir zu unserem Gott und stellten aus Furcht vor ihnen Tag und Nacht Wachen gegen sie auf“ (4,3).

Er vereinte so Abhängigkeit von Gott, von dem er wusste, dass in Ihm allein seine Kraft und seine Zuflucht lag, mit unaufhörlicher Wachsamkeit gegenüber dem „brüllenden Löwen“. Dies sind die zwei unsichtbaren Waffen, die Gott seinem Volk in Gegenwart des Feindes an die Hand gibt – Waffen, die zur Überwindung seiner stärksten Angriffe ausreichen. So sagte auch der Herr in Voraussicht der zunehmenden Macht Satans gegen seine Nachfolger: „Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt“ (Mt 26,41). Ebenso ermahnt der Apostel, „zu aller Zeit betend mit allem Gebet und Flehen in dem Geist und hierzu wachend in allem Anhalten“ zu sein (Eph 6,18), indem er wusste, dass Satan ohne die Aufrechterhaltung der Wachsamkeit die Seele bald zur Vergesslichkeit und Trägheit verleiten würde. Nehemia wurde daher in seinen Verteidigungsmethoden göttlich unterwiesen, was in der Tat einen Schutzwall zwischen sich und seinen Feinden erzeugte, gegen den ein Angriff lediglich eine begrenzte Zerstörung anrichten würde. Man beachte, dass die Wachsamkeit (Tag und Nacht) genauso ununterbrochen war wie das Gebet. In diesem Sinne gibt es keine Ruhe für den Christen. Nachdem er alles vollbracht hat, muss er immer noch widerstehen, denn so wie der Feind rastlos in seinen Angriffen ist, muss der Gläubige unaufhörlich seine Verteidigungsmittel gebrauchen.

Doch nun eröffnet sich eine neue Gefahrenquelle. Von außen gab es Angriffe und nun – ach! – gab es Ängste von innen.

„Und Juda sprach: Die Kraft der Lastträger sinkt, und es ist viel Schutt da, und so vermögen wir nicht mehr an der Mauer zu bauen“ (4,4).

Solange das Volk „Mut zur Arbeit“ hatte, machte die Gefahr von außen, der mit Wachsamkeit und Gebet begegnet wurde, nur wenig aus. Doch als das Volk selbst mutlos und erschöpft wurde, waren die Schwierigkeiten groß. Der Grund für die Verzagtheit Judas war zweierlei. Erstens sank „die Kraft der Lastenträger“. Juda hatte vergessen, dass der Herr die Kraft des Volkes war und dass Er, wenn Er die Last eines Dienstes auf die Schultern seines Volkes legt, auch die nötige Kraft zu dessen Ausführung schenkt. Zweitens sagten sie, dass es angesichts der Menge an Schutt unmöglich war, die Mauer zu bauen. Seit den Tagen Judas haben viele gleichermaßen gedacht. Der Verfall in der Versammlung ist so groß gewesen – so viel „Schutt“ ist von jeder Seite hereingebracht worden –, dass Seelen, verzagt in der Verwirklichung der Absonderung vom Bösen nach dem Wort Gottes, sich oft zur Akzeptanz genau der Sache verleiten ließen, die sie verurteilen. Sie halten es für unmöglich, sich jetzt an das Wort Gottes zu halten, die Autorität der Schrift über das Verhalten und die Handlungen der Versammlung wiederherzustellen, dem Herrn den ersten Platz in der Mitte seines versammelten Volkes zu geben, die Grenze der Absonderung zu ziehen zwischen denen, die sein sind und denen, die es nicht sind. Daher müsse man die Dinge so hinnehmen, wie sie sind. Zugegeben, dass es viel Schutt gibt, so ist dennoch klar, dass das Wort Gottes nicht von seinen Zusagen an sein Volk abweicht. So spricht der zweite Timotheusbrief eindeutig davon, dass die Verantwortung, die Mauer zu bauen, für die Heiligen genauso besteht, wenn das Haus Gottes in Trümmern liegt, wie als das Haus Gottes noch bestand. Tatsache war, dass die Wirkung der Machtentfaltung des Feindes und die Erwartung andauernden Kampfes das Herz Judas entmutigt hatte; und Juda versuchte, in dem Zustand der Lastenträger und den Hindernissen für seine Arbeit eine Rechtfertigung für seinen seelischen Zustand zu finden. Viele von uns können dies verstehen, denn unter ständiger Entmutigung und in Gegenwart aktiver Feinde zu arbeiten, ist darauf ausgelegt, den Geist zu versuchen und uns zu verführen, unseren Dienst zu verlassen. Dies gilt besonders, wenn wir aufgehört haben, unsere Kraft und Beweggründe zum Ausharren aus der Gemeinschaft mit Gott zu ziehen.

„Unsere Widersacher aber sprachen: Sie sollen es nicht wissen und es nicht sehen, bis wir mitten unter sie kommen und sie erschlagen und dem Werk ein Ende machen. Und es geschah, als die Juden, die neben ihnen wohnten, kamen und uns wohl zehnmal sagten, aus allen Orten her: Kehrt zu uns zurück!“ (4,5–6).

Auf zwei weitere Gefahren wird in den Versen 5 und 6 hingewiesen. Die Widersacher versuchten, die Arbeiter in einem ständigen Zustand der Besorgnis zu halten, indem sie einen plötzlichen Angriff androhten, und sie so zu ermüden, wie sie es teilweise im Fall Judas mit der Belastung durch ständige Sorge erreicht hatten. Darüber hinaus kamen die Juden, die „neben ihnen wohnten“ (d. h. keine Einwohner Jerusalems waren, sondern in unmittelbarer Nähe zu ihren Feinden über das Land verstreut waren), und beteuerten den Arbeitern wiederholt – „wohl zehnmal“ –, dass eine echte Gefahr drohte und ihre Widersacher ihre Drohungen mit Sicherheit ausführen würden. Es gab daher wenig, wenn nicht gar nichts Ermutigendes zu sehen, doch Gefahren jeglicher Art umgaben sie, die sowohl die Weiterführung ihres Werkes als auch ihre eigenen Leben bedrohten.

„Da stellte ich an niedrigen Stellen des Raumes hinter der Mauer, an nackten Plätzen – da stellte ich das Volk auf nach den Familien, mit ihren Schwertern, ihren Lanzen und ihren Bogen. Und ich sah zu und machte mich auf und sprach zu den Edlen und zu den Vorstehern und zu dem übrigen Volk: Fürchtet euch nicht vor ihnen! Gedenkt des Herrn, des großen und furchtbaren, und kämpft für eure Brüder, eure Söhne und eure Töchter, eure Frauen und eure Häuser!“ (4,7–8).

Doch wenn der Feind in seinen Angriffen auch unermüdlich war, so war Nehemia nicht weniger ausdauernd in seiner Wachsamkeit und Verteidigung. Der Rest des Kapitels (Verse 7–17) gibt uns eine höchst interessante und detaillierte Beschreibung der Methoden, die er zum Schutz des Volkes und zum Fortschreiten der Arbeit einsetzte, und der Art, in der sie bauten. Zunächst sorgte er für die Verteidigung, indem er das Volk „nach den Familien, mit ihren Schwertern, ihren Lanzen und ihren Bogen“ aufstellte, „an niedrigen Stellen des Raumes hinter der Mauer, an nackten Plätzen“. Diese waren sowohl sorgfältig platziert als auch völlig gewappnet, denn wenn es um Satan geht, sind wir machtlos, es sei denn, wir befinden uns am richtigen Platz und sind mit göttlichen Waffen ausgestattet (siehe Eph 6,10–17). Darüber hinaus belebte er die Edlen, die Vorsteher, und den Rest des Volkes mit Worten der Ermahnung: „Fürchtet euch nicht vor ihnen! Gedenkt des Herrn, des großen und furchtbaren, und kämpft für eure Brüder, eure Söhne und eure Töchter, eure Frauen und eure Häuser!“ Die Häufigkeit der an das Volk Gottes gerichteten Ermahnung in der Schrift, sich nicht zu fürchten, zeigt, wie sehr wir dazu neigen, in den Kämpfen, die wir auszutragen haben, der Furcht nachzugeben. Es ist sowohl das erste Anzeichen des fehlenden Vertrauens in Gott als auch der sichere Vorläufer einer Niederlage, wenn Furcht weiter unsere Seelen in Besitz nimmt. Daher musste, wenn Israel in früheren Zeiten zum Kampf auszog, die Ankündigung gemacht werden, die auch an das Heer Gideons erging: „Wer ist der Mann, der sich fürchtet und verzagten Herzens ist? Er gehe und kehre in sein Haus zurück, damit nicht das Herz seiner Brüder verzagt werde wie sein Herz“ (5. Mo 20,8).

Doch während Nehemia das Volk ermahnte, sich nicht zu fürchten, bietet er das Gegenmittel: „Gedenkt des Herrn“, spricht er, „des großen und furchtbaren.“ Er wusste, dass das Volk, wenn es einmal den Charakter und die Gegenwart Gottes erfassen würde, wenn es Ihn durch den Glauben einbeziehen und den Feind daran messen würde, was Er war, neuen Mut schöpfen würde und sagen könnte: „Wenn Gott für uns ist, wer gegen uns?“ (Röm 8,31). Nehemia versuchte so, ihre Arme für den Kampf zu stärken, und so fuhr er fort: „Und kämpft für eure Brüder.“ Wenn der Kampf auch dem Herrn gehörte, so mussten sie dennoch für all das kämpfen, was sie in dieser Welt liebten.

„Und es geschah, als unsere Feinde hörten, dass es uns bekannt geworden war und dass Gott ihren Rat vereitelt hatte, da kehrten wir alle zur Mauer zurück, jeder an sein Werk. Und es geschah von diesem Tag an, dass die Hälfte meiner Diener an dem Werk arbeitete, während die andere Hälfte die Lanzen und die Schilde und die Bogen und die Panzer hielt; und die Obersten waren hinter dem ganzen Haus Juda, das an der Mauer baute. Und die Lastträger luden auf, mit der einen Hand am Werk arbeitend, während die andere die Waffe hielt. Und die Bauenden hatten jeder sein Schwert um seine Hüften gegürtet und bauten. Und der, der in die Posaune stieß, war neben mir“ (4,9–12).

Die Folge des wachsamen und kraftvollen Wirkens Nehemias und seiner Vorbereitung auf die Verteidigung war die Entmutigung des Feindes. „Widersteht dem Teufel, so wird er von euch fliehen“ (Jak 4,7), wenn auch nur „für eine Zeit“. Der Feind erfuhr, dass Nehemia von seinen Plänen gehört und Gott somit ihren Ratschluss durchkreuzt hatte. Für den Moment schien er zurückgewichen zu sein, denn die Juden konnten alle zur Mauer zurückkehren – jeder zu seiner Arbeit. Auf diese Weise antwortete Gott auf den Glauben seines hingegebenen Dieners, indem Er die Pläne des Widersachers vereitelte. Doch Nehemia kannte die Methoden Satans und glaubte nicht eine Minute lang, dass die Gefahr vorüber war. Zu gut kannte er dessen unaufhörliche Feinseligkeit, um glauben zu können, dass er seine Pläne gegen das Volk und das Werk des Herrn aufgegeben hatte. Daher traf Nehemia, während die Bauleute ihre Arbeit wieder aufnahmen, wirksame Vorkehrungen zur Verteidigung im Fall eines plötzlichen Angriffs. Wir lesen, dass er seine Arbeiter in zwei Gruppen aufteilte, von denen die eine baute und die andere „die Lanzen und die Schilde und die Bogen und die Panzer hielt.“ Dann stellte er die Obersten hinter das ganze Haus Juda – offensichtlich, um sie zum Widerstand bei einem feindlichen Angriff zu ermutigen (4,10). Aus der Beschreibung der Art und Weise, in der sie bauten – „die Bauenden hatten jeder sein Schwert um seine Hüften gegürtet und bauten“ – und den anderen Einzelheiten, die hinzugefügt werden, können einige höchst interessante Belehrungen gezogen werden.

Zuallererst sollten die verschiedenen Gruppen von Arbeitern benannt werden. Es gab einige, die dem Werk völlig hingegeben waren. Wiederum gab es andere, die gänzlich mit den Kriegswaffen beschäftigt waren (4,10). So ist es auch in der Versammlung Gottes. Einige der Diener Gottes sind zur Erbauung berufen und speziell dafür geeignet. Sie beschäftigen sich daher mit Seelen und mit der Versammlung und arbeiten daran, sich selbst und andere in ihrem heiligsten Glauben aufzubauen. Sie beten im Heiligen Geist, trachten danach, die Wahrheit der Versammlung unter den Heiligen aufrechtzuerhalten und kümmern sich um die Heiligkeit des Hauses Gottes. Es gibt andere, die zum Kampf berufen sind, die die Angriffe des Feindes auf die Wahrheit Gottes schnell erkennen und in der Kraft des Heiligen Geistes weise genug sind, ihnen mit den Waffen ihrer Kriegsführung zu begegnen. Dabei sind ihre Waffen nicht fleischlich, sondern göttlich mächtig zur Zerstörung von Festungen, indem sie Vernunftschlüsse zerstören und jede Höhe, die sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes, und jeden Gedanken gefangen nehmen gegen unter den Gehorsam des Christus (2. Kor 10,4.5). Die Bauleute, die Lastenträger, die aufluden, werden ebenfalls unterschieden (4,11). Jeder hatte seine festgesetzte Aufgabe, und alle arbeiteten an demselben Ziel.

Hieran kann einmal mehr gesehen werden, wie glücklich es für das Volk Gottes ist, wenn jeder den besonderen Platz, für den er berufen ist, wahrnimmt und ihn für den Herrn ausfüllt. Es ist das Vergessen dieser Wahrheit, das in jedem Zeitalter zu Verwirrung in der Versammlung geführt hat. Daher kann die Wichtigkeit des Ausfüllens des Platzes, für den wir göttlich ausgestattet wurden (und das Zufriedensein mit diesem Ausfüllen) nicht zu stark betont werden. Wenn wir Lastenträger sind – Lastenträger für andere –, lasst uns nicht danach trachten, Bauleute zu werden. Und wenn wir Bauleute sind, lasst uns im Bauen ausharren. Der Herr und nicht der Diener bestimmt zur Arbeit und stattet den Diener dafür aus.

Doch ob Bauleute oder Lastenträger, ein Merkmal kennzeichnete sie beide: Sie waren „mit der einen Hand am Werk arbeitend, während die andere die Waffe hielt“ (4,11). Dies enthüllt den Charakter der Zeit, in der sie arbeiteten. Es waren in der Tat gefahrenvolle Zeiten – Zeiten, wie wir gesehen haben, in denen die Macht Satans sich zunehmend in ihrem Widerstand gegen das Volk Gottes offenbarte. Diese Zeiten waren typisch für die, in denen Judas arbeitete, insbesondere als er seinen Brief schrieb. Denn bei ihm finden wir die gleichen zwei Dinge – das Schwert und das Werkzeug. Er hielt es für notwendig, mit Eifer für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen (Jud 3), und auch er ermahnte die Empfänger seines Briefes, sich selbst auf ihren allerheiligsten Glauben zu erbauen (Jud 20). Dies ist auch der Charakter der heutigen Tage – der gefahrvollen Zeiten, in die unser Los gefallen ist. Wir können daher von den Arbeitern Nehemias den göttlichen Weg lernen, sich auf die Angriffe des Feindes vorzubereiten: Während wir unsere Verteidigungswaffen in der einen Hand halten und unser Schwert um unsere Hüften gegürtet ist, sollten wir eifrig mit der Arbeit beschäftigt sein. Die Gefahr liegt darin, die Bedürfnisse der Seele zu vernachlässigen, wenn Schwierigkeiten durch Satans Angriffe auf die Wahrheit auftreten – dann mit der Arbeit aufzuhören und mit dem Feind beschäftigt zu sein. Dabei übersieht man die Notwendigkeit sorgfältigen und andauernden Dienstes für Christus zur Erhaltung und Ernährung der Seelen, wodurch diese befähigt werden, die feindlichen Angriffe abzuwehren. Das Volk Gottes kann nicht mit Streitigkeiten ernährt oder erbaut werden – ein warnendes Wort, das in der heutigen Zeit nicht zu sehr betont werden kann. Unsere Arbeit, selbst wenn sie in Erwartung und Wachsamkeit vor dem Feind getan wird, ist es zu bauen. Und je eifriger wir bauen, desto sicherer werden wir sein, wenn der Feind zum Anschlag ausholt. Die Waffen müssen bereit sein, doch unsere Aufgabe ist es, den Bau der Mauer fortzusetzen.

Dann gab es den Posaunenbläser. „Und der“, schreibt Nehemia, „der in die Posaune stieß, war neben mir“ (4,12). Der Gebrauch der heiligen Posaunen lässt sich aus 4. Mose 10 erschließen. Sie dienten „zur Berufung der Gemeinde und zum Aufbruch der Lager“ (4. Mo 10,2). Darüber hinaus sollte in Zeiten des Krieges Lärm geblasen werden – ein Lärm, der nicht nur das Volk versammelte, sondern auch vor Gott kam und zu Ihm rief –, sodass sie vor ihren Feinden gerettet würden. Zudem gab es die Anweisung, dass in die Posaunen nur die Priester blasen sollten, die durch ihre Nähe zu Gott die Einsicht hatten und in Gemeinschaft mit den Gedanken Gottes waren. So sollte hier derjenige, der in die Posaune blies, neben Nehemia sein, damit er nur auf den Befehl des Meisters hin blies. Es war Nehemias Aufgabe, den Augenblick zu bestimmen, in dem der Ton erschallt, und die des Bläsers, die erste Andeutung der Gedanken und des Willens Nehemias zu erfassen. Gleicherweise ist es auch heute so, dass nur die, die im Genuss ihrer priesterlichen Vorrechte, in Nähe zu Christus und Gemeinschaft mit seinen Gedanken wissen, wann Alarm zu schlagen ist. Nach dem eigenen Willen oder der eigenen Gefahreneinschätzung zu blasen würde nur zu Verwirrung führen, die Bauleute von ihrer Arbeit rufen und so dem Feind in die Hände spielen. Um zum richtigen Zeitpunkt Alarm zu schlagen, mussten sie nahe bei ihrem Herrn sein und ihre Augen auf ihn gerichtet halten.

„Und ich sprach zu den Edlen und zu den Vorstehern und zu dem übrigen Volk: Das Werk ist groß und weitläufig, und wir sind auf der Mauer zerstreut, einer von dem anderen entfernt. An den Ort, woher ihr den Schall der Posaune hören werdet, dahin versammelt euch zu uns. Unser Gott wird für uns kämpfen!“ (4,13–14).

Als nächstes gibt Nehemia Anweisungen an die Edlen, die Vorsteher und an das übrige Volk, was zu tun war, wenn sie den Schall der Posaune hörten. Verstreut, wie sie notwendigerweise durch ihre Arbeit waren, sollten sie sich beim Schall der Posaune um Nehemia und den Bläser versammeln. Der Herr (wenn wir nun von der geistlichen Belehrung sprechen) war mit dem, der den Alarm geschlagen hatte. Er hatte den Befehl gegeben, und der Bläser hat in die Posaune geblasen; und auf das Zeichen hin, das ausgegangen war, sollte sich das Volk versammeln. Für den Moment mussten die Arbeiten unterbrochen werden, um sich um den Herrn zu versammeln und sich gemeinsam gegen den Feind zu stellen. Es wäre Untreue gewesen, beim Schall der Posaune mit der Arbeit fortzufahren, denn der Auftrag des Herrn für das Volk wäre zu diesem Zeitpunkt die Verteidigung und der Kampf gewesen und nicht der Bau. Oft kommt es vor, dass einige Bauleute die Bauarbeiten als weitaus schönere Arbeit ansehen als den Kampf, doch die einzige Frage, die sie sich stellen sollten, ist: Ist die Posaune erschallt? Wenn dies der Fall ist, müssen sie den Aufforderungen Folge leisten. Dies bringt uns auf einen weiteren wichtigen Aspekt. In all diesen Anordnungen steuert einer alles. Nehemia gibt Befehle, und die Aufgabe des Volkes, ob Vorsteher, Edle oder das übrige Volk, war schlichter Gehorsam. So sollte es immer sein. Der Herr – in der wirklichen Bedeutung seines Titels als „Herr“ – fordert die Untergebenheit aller seiner Diener unter seinen Willen, wie er in der Schrift ausgedrückt wird.

Schließlich teilt Nehemia dem Volk mit: „Unser Gott wird für uns kämpfen!“, wobei er sich in der Glaubensprüfung ohne Zweifel auf Gottes eigenes Wort stützt, das wir im Zusammenhang mit dem Alarmschlagen in Kriegszeiten bereits berührt haben. Denn wenn Gott das Volk zur Verteidigung seiner Interessen zusammenrief, würde Er es mit Sicherheit aus der Macht des Feindes befreien. Und welchen Mut sollte uns die Gewissheit machen, dass wir zuversichtlich auf Gottes Hilfe zählen können, wenn wir durch seine Gnade mit Ihm gegen den Feind verbunden sind. Es ist ein Kriegsschrei – „Unser Gott wird für uns kämpfen!“ –, der gleichzeitig seine Diener ermutigen und das Herz des Widersachers in Schrecken stürzen wird.

„So arbeiteten wir an dem Werk, und die Hälfte von ihnen hielt die Lanzen vom Aufgang der Morgenröte an, bis die Sterne hervortraten. Auch sprach ich in jener Zeit zum Volk: Jeder übernachte mit seinem Diener innerhalb Jerusalems, so dass sie uns nachts zur Wache und tagsüber zum Werk dienen. Und weder ich noch meine Brüder noch meine Diener noch die Männer der Wache, die in meinem Gefolge waren – wir zogen unsere Kleider nicht aus. Jeder ging mit seiner Waffe zum Wasser“ (4, 15–17).

Das Kapitel schließt mit drei weiteren Einzelheiten. „So“, d. h. auf diese Weise, spricht Nehemia, „arbeiteten wir an dem Werk, und die Hälfte von ihnen hielt die Lanzen vom Aufgang der Morgenröte an, bis die Sterne hervortraten.“ Sie waren also jederzeit auf der Hut, vorbereitet auf den Feind, und unermüdlich in ihrem Dienst. Sie wirkten während des Tages, vom frühen Morgen bis in die späte Nacht, denn – wie wir bereits gesehen haben – sie hatten Mut zur Arbeit. Gleichzeitig sagte er auch zum Volk: „Jeder übernachte mit seinem Diener innerhalb Jerusalems, sodass sie uns nachts zur Wache und tagsüber zum Werk dienen.“ Den Tag für die Arbeit und die Nacht zur Wachsamkeit. Satan liebt die Dunkelheit. Sie ist das Element, in dem er lebt und sich aufhält, genauso wie seine Nachfolger die Dunkelheit mehr lieben als das Licht, weil ihre Taten böse sind (Eph 6,12; Joh 3,19). Die Diener des Herrn sollten daher nie aufhören, wachsam zu sein, doch sie müssen Vorkehrungen für die Nacht genauso wie für den Tag treffen, wie wir im Hohelied von den sechzig Helden lesen, die „um Salomos eigenes Tragbett“ standen und „sie alle führen das Schwert, sind geübt im Kampf; jeder hat sein Schwert an seiner Hüfte, zum Schutz vor dem Schrecken in den Nächten“ (Hld 3,7.8). Weiter lernen wir aus der Anweisung Nehemias, dass der Ort der Sicherheit „innerhalb Jerusalems“ war, hinter den Mauern, die gebaut wurden, und dass die, die drinnen waren, am Tag arbeiten und in der Nacht Wache halten sollten.

Schließlich sagt Nehemia: „Und weder ich, noch meine Brüder, noch meine Diener, noch die Männer der Wache, die in meinem Gefolge waren – wir zogen unsere Kleider nicht aus. Jeder ging mit seinen Waffen zum Wasser.“ Diese Aussage wird, wie zu beobachten ist, nicht in Bezug auf das ganze Volk getroffen, sondern nur in Bezug auf Nehemia, seine Brüder und sein persönliches Gefolge – Diener und die Männer der Wache. Er setzte so im Kreis seiner eigenen Verantwortung ein gesegnetes Beispiel persönlicher Hingabe. Er wusste sich selbst, seine eigene Ruhe und Bequemlichkeit, im Dienst für den Herrn zu verleugnen, und litt Trübsal als ein guter Streiter (2. Tim 2,3).

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