Elisa, der Prophet

Leben aus dem Tod

Wir sind nun am Ende von Elisas gnädigem Dienst mit all seinen lehrreichen Unterweisungen für die Menschen seiner Tage aber auch für uns. „Und Elisa starb, und man begrub ihn“. Wenig später geschah etwas Beeindruckendes. „Und es kamen Streifscharen der Moabiter ins Land, als das Jahr anfing. Und es geschah, als sie einen Mann begruben, siehe, da sahen sie die Streifschar, und sie warfen den Mann in das Grab Elisas; und als der Mann hineinkam und die Gebeine Elisas berührte, da wurde er lebendig und erhob sich auf seine Füße“ (2. Kön 13.20.21.).

Wie wundervoll sind die Wege Gottes! Die Berührung mit dem toten Propheten erweckte den Toten zum Leben. So wird es auch mit Israel am Ende sein. Einer der Charaktere des Herrn Jesus ist der des Propheten, wie bei Mose. Auf den hätte Israel hören sollen, als Er in Gnade zu ihnen kam (5. Mo 18,18.19). Sowohl Petrus in Apostelgeschichte 3,22.23 als auch Stephanus in Apostelgeschichte 7,37 stellten das nach seiner Himmelfahrt dem Volk eindringlich vor Augen. Zerstreuung und Tod sind über sie gekommen, weil sie Ihn verworfen haben. Aber Israel wird noch mit dem Propheten in Berührung kommen, wie bei Mose. Verglichen mit der gewaltigen Drangsal, die kurz bevorzustehen scheint, war die Invasion der Moabiter eine Banalität. Dann wird Israel jedoch mit dem gestorbenen Christus in Berührung kommen. Eine nationale Wiederbelebung wird das Ergebnis sein, das in der Schrift immer wieder mit der Auferstehung aus den Toten verglichen wird (Hes 37,1–14; Dan 12,1.2; Hos 6,1.2; Röm 11,15).

Gott hat mit uns, die wir an den Erretter glauben, nach dem gleichen Prinzip gehandelt. Der Kontakt mit Ihm, der geschlachtet wurde, hat uns, die wir tot waren in Sünden und Vergehungen, zum Leben erweckt. Es ist vergebliche Mühe, wenn wir Ihn den geistlich Toten als vorbildlichen Menschen und Muster-Prediger vorstellen, dessen Lehren alle folgen sollten. Nichts davon wird die Bedürfnisse des Sünders stillen. Sühnung wird nur durch das Blut erlangt und Leben – ewiges Leben – kann nur als Frucht des Todes unser Teil sein. Das war es, was der Herr in der Synagoge zu Kapernaum lehrte und was viele, sogar einige seiner Jünger, als harte Rede deklarierten (Joh 6,60). Diese Worte sind nicht weniger hart für die fleischlichen Religionsanhänger des zwanzigsten Jahrhunderts, aber der wahrhaft Gläubige sagt freudig: „Und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir; was ich aber jetzt lebe im Fleisch, lebe ich durch Glauben, durch den an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat“ (Gal 2,20).

Wir können die Lektion jedoch noch etwas ausweiten. Wenn Christus durch seinen Tod Frucht im Leben anderer bewirkt, können auch Christen fruchtbringend für andere sein. So sagt der Herr selbst in Johannes 12,24: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht“. Hier wird bewusst eine abstrakte Ausdrucksweise verwendet. In erster Linie bezieht sich das Wort auf den Herrn selbst, man kann es jedoch allgemein auch auf die Christen anwenden. Wir sind alle Weizenkörner und wenn Gottes Getreidespeicher am Ende voll sein soll, muss jedes Korn Frucht bringen und sich vermehren. Wie bei der Elternpflanze muss jedes Korn in die Erde fallen und sterben. Er geht auf dem Pfad voran, dem wir alle folgen sollten.

Das ist die praktische Anwendung des Todes auf uns. In Gottes Augen sind wir alle mit Christus gestorben und unser Leben ist verborgen mit Christus in Gott (Kol 3,3). Das müssen wir praktisch täglich umsetzen, wenn wir für Gott Frucht bringen wollen. Das sehen wir beispielhaft an dem Apostel, der in 2. Kor 4,11 sagt: „Denn wir, die wir leben, werden allezeit dem Tod überliefert um Jesu willen, damit auch das Leben Jesu an unserem sterblichen Fleisch offenbar werde“. Das Ergebnis für andere finden wir in dem darauffolgenden Vers: „Daher wirkt der Tod in uns, das Leben aber in euch“. Sowie der Mensch Paulus außer Sichtweite war und Christus in seinem Reden und Handeln sichtbar wurde, war das mit Segen für seine Zuhörer verbunden. Wie ist das mit uns? Sind wir geistlich fruchtbar? Werden durch uns weitere Weizenkörner hervorgebracht? Leider müssen bei solchen Fragen viele beschämt den Kopf senken! Persönliche Aufdringlichkeit im Predigen und fleischliche Schwäche im Lebenswandel machen unser Zeugnis so häufig zunichte. Gott konnte und kann immer noch die gebrauchen, die sich selbst im Tod verbergen, damit Christus erhoben werden kann. Leben aus den Toten ist die große Lektion aller Zeiten, die wir überall im Wort Gottes finden. Mögen sowohl der Leser als auch der Schreiber diese Lektion gut lernen.

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