Elisa, der Prophet

Wagen von Feuer

Das besondere Interesse des lebendigen Gottes an denen, die eine Beziehung zu Ihm haben, zeigt sich deutlich, als der König von Syrien versucht, gegen Elisa anzugehen. Ihm war daran gelegen, denjenigen loszuwerden, der Joram gewarnt und somit seine Aktionen torpediert hatte. Deshalb sandte er ein großes Heer mit Pferden und Wagen nach Dothan, um ihn zu holen (2. Kön 6,13). Was hätte ein hilfloser Mann gegen solch eine Horde ausrichten können? Mit Sicherheit nichts. Aufgrund der bemerkenswerten Art und Weise, wie seine geheimen Pläne kundwurden, hätte der König von Syrien jedoch wissen müssen, dass er tatsächlich gegen Gott kämpfte – eine sehr ernste Angelegenheit! Der Gott, den er vollkommen außer Acht gelassen hatte, machte schon kurz darauf seine neuen Pläne hinfällig.

Zum Schrecken von Elisas Diener, war die Stadt bei seinem Erwachen am Morgen von einem Heer umzingelt. „Ach, mein Herr!“, sprach er, „was sollen wir tun?“ „Fürchte dich nicht“, entgegnete der Prophet, „denn mehr sind die, die bei uns, als die bei ihnen sind“. Das Auge des Glaubens des Mannes Gottes konnte sehen, was das natürliche Auge nicht sehen konnte. Als auf Elisas Gebet hin die Augen des jungen Mannes geöffnet wurden, sah er einen Berg voll feuriger Pferde und Wagen rund um Elisa. Der Mann, der bei der Entrückung seines Führers einen Einblick in himmlische Sphären bekam, hatte den Himmel stets vor seinem Herzen. Sein ganzes Leben als Diener des Herrn war stark geprägt von den Umständen zu Beginn dieses Dienstes. So war es auch bei Jesaja: Als er seinen Auftrag erhielt, sah er die Herrlichkeit des Herrn (Jes 6), daher spricht er in seinen Schriften an vielen Stellen von der Herrlichkeit des Herrn! Noch mehr gilt das schließlich für den Dienst des Apostels Paulus. Die Tatsache, dass er zu Beginn seiner Laufbahn den verherrlichten Christus sah, verlieh seinem ganzen folgenden Dienst einen besonderen Charakter. Der verherrlichte Christus ist bei Paulus – mehr als bei jedem anderen Schreiber – Thema.

Es gab an diesem Tag zwei Heere um Dothan. Der Diener sah die Syrer und wurde entmutigt, der Prophet sah die himmlische Armee und war zuversichtlich. Eine ähnliche Begebenheit haben wir in 1. Mose 32, 2, als die Engel Gottes mit Jakob zusammentrafen, und dieser dem Ort den Namen Machanaim gab – „zwei Lager“. In Psalm 119,150.151 sagt der Psalmist: „Genähert haben sich die, die bösen Plänen nachjagen; ... (Aber) Du bist nahe, HERR“. Auch wenn wirklich Gefahr droht, ist doch Gott näher als alle unsere Feinde. Wir sollten uns einmal fragen, welche Heere wir heutzutage sehen – das Lager derer, die uns hassen oder „dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die die Errettung erben sollen“? (Heb 1,14). Auch inmitten der Bedrohungen und Gefahren können wir mit Elisa sagen: „Denn mehr sind die, die bei uns, als die bei ihnen sind“.

Dann geschah etwas Bemerkenswertes. Elisa betete, dass die Syrer mit Blindheit geschlagen würden. Diese war hier eine Gnade, bei den Sodomitern war sie Gericht (1. Mo 19,2). Die Syrer lernten zwei großartige Lektionen:

1. Dass es unmöglich ist, Gottes Volk anzutasten, und

2. dass sich die Güte Gottes selbst auf die Nationen erstreckt.

1 Als die Syrer Samaria erreichten und ihre Augen geöffnet wurden, war der Mann, den sie suchten, Elisa, tatsächlich bei ihnen, ohne dass eine List oder ein Trick dahintersteckte. Der König Israels war an dieser Stelle gewillt, den Anweisungen des Propheten Folge zu leisten. „Und die Streifscharen der Syrer kamen seitdem nicht mehr in das Land Israel“. Dieses erstaunliche Ereignis beendet den Feldzug. Wenn auch Israel nichts aus den wundervollen Wegen Gottes lernte, Syrien hatte vorübergehend begriffen.

Für uns, die Nationen, ist es interessant festzustellen, dass die göttliche Gnade im Alten Testament hin und wieder einen Strahl zu Menschen außerhalb des Volkes Israel sendet. Gott ist wirklich gütig und gnädig. Und so ist es auch bedeutsam, dass die Aufforderung an die Christen in Römer 12,20: „Aber wenn dein Feind hungrig ist, gib ihm zu essen; wenn er durstig ist, gib ihm zu trinken; denn wenn du dieses tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln“ ein Zitat aus dem Alten Testament (Sprüche 25,21–22) ist.

Unser Kapitel (2. Könige 6) zeigt uns, dass es einen Gott gibt, dem es möglich ist, alle Mittel des Feindes auszumanövrieren und seine Strategien zu Fall zu bringen. Das ist der Gott, auf den die Seinen in den schwierigen Umständen ihrer Wüstenreise blicken sollen.

Fußnoten

  • 1 Im Original heißt es hier noch: „The wording of verse 19 in the Authorised Version has caused Elisha to be suspected of untruthfulness by some; substitute 'and' for 'but,' and all is plain.“ Dieser Satz wurde ausgelassen.
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