Kinder lieben, mit Kindern leben
Christliche Familie im Alltag

Vorwort

Kinder lieben, mit Kindern leben

Mia und Ben sind seit 18 Jahren verheiratet. Sie haben vier Kinder, zwei Jungen und zwei Mädchen. Es ist Montagmorgen halb sieben. Noch ist die Familienwelt einigermaßen in Ordnung. Aber kurz darauf geht es los. Der erste Sohn steht mal wieder zu spät auf. Seiner Schwester fällt plötzlich ein, dass sie die Hausaufgaben übers Wochenende nicht gemacht hat. Der Jüngste hat überhaupt keine Lust, in die Schule zu gehen, und die älteste Tochter blockiert das gemeinsame Badezimmer, weil sie – wie immer – viel zu lange braucht. Ben ist schlecht gelaunt, weil er ein Gespräch mit seinem Vorgesetzten vor sich hat, mit dem er ständig im Clinch liegt. Mia hat um neun Uhr einen Termin beim Arzt. Das Frühstück wird mehr oder weniger im Stehen eingenommen und ist von Hektik gekennzeichnet. Immerhin wird noch ein kurzer Bibelvers gelesen, und dann nichts wie weg. Um viertel vor acht kehrt Ruhe ein – zumindest vorübergehend.

Kurz nach Mittag geht es weiter. Ein Sohn kommt mit einer Fünf in Mathe nach Hause. Eine der Töchter hat mal wieder Stress mit ihrer Freundin gehabt und ist in Tränen aufgelöst. Am Nachmittag wollen die Jungen unbedingt Fußball spielen, müssen aber gleichzeitig zum Musikunterricht. Für die Mädchen ist „Chillen“ angesagt. Um 18:00 Uhr soll das gemeinsame Abendessen sein. Leider kommt Ben (wie so oft) später nach Hause als geplant, und von den vier Kindern ist (ebenfalls mal wieder) nur eines pünktlich.

Schließlich trifft man sich dann abends noch kurz zu einer gemeinsamen Familienandacht, und danach möchten Mia und Ben gerne den Feierabend genießen. Doch weit gefehlt. Die beiden Großen wollen diskutieren: „Warum dürfen wir dieses nicht, und warum müssen wir jenes unbedingt tun? Die anderen machen das doch auch ... und überhaupt. Wir dürfen ja gar nichts, und die anderen haben es doch viel besser als wir.“ Gegen 23:00 Uhr ist dann endlich Schluss. Erschöpft geht man zu Bett. Bis zum nächsten Morgen um halb sieben ...

Herzlich willkommen im Alltag einer christlichen Familie.

Das Beispiel ist beliebig gewählt. So ähnlich könnte jedoch der Tagesablauf in manchen christlichen Familien aussehen. Der Alltag ist geprägt von vielfältigen Anforderungen und Herausforderungen, die nicht immer einfach sind. Kinder zu lieben und mit Kindern zu leben ist kein Spaziergang. Kinder stehen im Spannungsfeld von Elternhaus, Freunden, Gemeinde und natürlich Schule und Ausbildung. Eltern fühlen sich häufig überfordert mit dem, was ihre Kinder nach Hause mitbringen. Ein altes Sprichwort sagt: „Kleine Kinder, kleine Sorgen – große Kinder, große Sorgen.“ Das kommt nicht von ungefähr. Hinzu kommt, dass Kinder heute mehr und mehr in einem unchristlichen – wenn nicht sogar antichristlichen – Umfeld aufwachsen. Eltern werden mit Fragen konfrontiert, die sie aus eigener Lebenserfahrung nur wenig kennen. Das gilt speziell – aber nicht nur – für die rasant zunehmende mediale Vernetzung unserer Zeit, deren Geschwindigkeit viele Eltern kaum noch folgen können.

Das Thema „Christliche Familie im Alltag“ ist hochaktuell und wichtig. Wie schaffen wir es, Kinder für den Herrn Jesus zu erziehen? Wie schaffen wir es, Kinder wirklich zu lieben und mit ihnen glücklich zu leben? Wie können wir Familienleben nach Gottes Plan verwirklichen? Hat die christliche Familie überhaupt noch eine Zukunft? Oder ist sie ein Auslaufmodell, das irgendwo auf dem Abstellgleis steht? Ist es heute noch möglich, als Familie so zu leben, wie Gott es uns in der Bibel zeigt?

Die Antwort ist eindeutig Ja! Die Bibel spricht im Alten wie im Neuen Testament über die Familie. Sie gibt uns Hinweise und Beispiele, wie wir unser Familienleben so gestalten können, dass es zum Segen und zum Glück ist. Das ist bis heute möglich. Die Hinweise der Bibel sind zeitlos. Gottes Gedanken über die Familie sind kein Relikt vergangener Zeiten. Wir müssen nur richtig hinschauen, dann werden wir sehen, wie aktuell sie sind.

Die Familie – aus biblischer Sicht im Normalfall immer noch bestehend aus Vater, Mutter und einem oder mehreren Kindern – ist eine von Gott gewollte Lebensform, mit der Er uns Menschen segnet, vorausgesetzt, wir folgen den Anweisungen, die Gott uns dazu gibt. Familie im Alltag zu leben macht Freude. Familie im Alltag zu leben stellt uns gleichzeitig vor große Herausforderungen. Sie zu meistern, ist nicht immer einfach. Dieses Buch soll dazu eine kleine Hilfestellung sein. Es soll motivieren, Familie nach Gottes Plan im Alltag besser zu leben. Ich möchte keine simplen „Patentrezepte“ anbieten (die es ohnehin nicht gibt), sondern auf die Bibel hinweisen und dabei Mut machende Denkanstöße geben.

Als Autor dieses Buches bin ich mir durchaus bewusst, dass ich ein Thema behandle, bei dem ich selbst in der Praxis meines eigenen Familienlebens viele Fehler gemacht habe – und leider immer noch mache. Meine eigenen Kinder könnten darüber manches berichten. Insofern gibt es keinen erhobenen Zeigefinger gegen irgendjemanden. Es gibt vielmehr das Bedauern eigener Fehler, die Hoffnung, daraus gelernt zu haben und zu lernen, und den Wunsch, andere daran teilhaben zu lassen. Ich habe lange gezögert, dieses Buch zu schreiben. Was gibt mir jetzt den Mut, es doch zu tun? Es ist die Hoffnung, anderen Eltern dabei zu helfen, Fehler zu vermeiden, die ich selbst als Vater gemacht habe.

Die erwähnten Beispiele in diesem Buch sind bewusst so gewählt und verändert, dass sie keine Rückschlüsse auf bekannte Personen in meinem Umfeld zulassen.

Für konstruktive Hinweise und Korrekturen aus dem Leserkreis bin ich jederzeit dankbar.

Wetter, im Oktober 2015

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