Botschafter des Heils in Christo 1863

Betrachtung über den ersten Brief von Paulus an die Korinther - Teil 8/10

Außer den vielen Mängeln, die in der Versammlung zu Korinth gefunden wurden, war es Satan auch gelungen, einen großen Irrtum. einzuführen, nämlich das Leugnen der Auferstehung der Toten Es handelte sich zwar nur um die Auferstehung des Leibes; aber durch diesen Irrtum wurde die Grundlage des ganzen Christentums angetastet. Gab es keine Auferstehung, so war auch Christus nicht auferstanden, und war Christus nicht auferstanden, so waren auch unsere Sünden nicht weggenommen, und somit war das Evangelium nur eine Fabel. – Ehe aber der Apostel in diesen Gegenstand weiter eingeht, erinnert er die Korinther zuerst an das Evangelium, das er ihnen verkündigt hatte, das sie auch angenommen, in welchem sie auch standen und in welchem sie das Heil besaßen, wenn sie anders an dem verkündigten Worte festhielten; es sei denn, dass sie vergeblich geglaubt hatten (V 1–2). Und das Evangelium, was Paulus selbst empfangen und ihnen überliefert hatte, war dieses: „dass Christus für uns gestorben ist, nach den Schriften; und dass Er begraben worden, und dass Er am dritten Tage auferweckt ist, nach den Schriften“ (V 3–4). – Die Auferstehung ist eins der wichtigsten Stücke des Evangeliums; denn wenn Christus nicht auferstanden wäre, welche Sicherheit würden wir dann haben, dass unsere Sünde weggenommen wäre? Hätte der Tod Ihn unter seiner Herrschaft behalten, so waren wir nicht erlöst, und unser Glaube wäre umsonst.

Der Apostel wählte also für seine Beweisführung der Auferstehung ein sicheres Fundament; denn die Errettung der Korinther, sowie aller Gläubigen, ist von der Tatsache der Auferstehung ganz und gar abhängig und aufs innigste damit verbunden. Deshalb sucht nun der Apostel diese Tatsache durch eine Menge glaubwürdiger Zeugen außer allen Zweifel zu stellen. Die Meisten von diesen lebten noch und verkündigten fortwährend den auferstandenen Christus. Paulus konnte aber auch sein eigenes Zeugnis hinzufügen; denn auch er hatte den Herrn in Herrlichkeit gesehen. Die Auferstehung Christi war also eine unleugbare Tatsache, wenn man nicht alle jene Zeugen als Betrüger oder Schwärmer erklären wollte. „Er ist gesehen worden von Kephas; danach von den Zwölfen. Danach ist Er von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal gesehen worden, von welchen die Meisten bis jetzt übriggeblieben, Etliche aber auch entschlafen sind. Danach ist Er von Jakobus gesehen worden, danach von allen den Aposteln; am letzten aber nach allen ist Er auch von mir, als einer unzeitigen Geburt – d. i. außer der Zeit 1 – gesehen worden. Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht würdig bin, ein Apostel genannt zu werden, weil ich die Versammlung Gottes verfolgt habe“ (V 5–9). – Welch ein nachahmungswürdiges Beispiel von Demut! Paulus hatte nicht vergessen, was er gewesen war und was er getan hatte. Er bekannte sie mit aller Offenheit und Zugleich mit dem tiefsten Gefühl des Schmerzes. Er schlug seine Sünde nicht deshalb weniger hoch an, weil er sie in der Unwissenheit und Unbekehrtheit seines Herzens getan hatte, wie dies leider so oft geschieht, sondern er betrachtete sie im Licht Gottes, und darum konnte er nicht anders als mit tiefer Betrübnis und Beugung seines Herzens in die Vergangenheit zurückblicken, besonders beim Gedanken an seinen Hass gegen die Versammlung Gottes, in welcher er den geliebten Herrn, dessen Leib sie ist selbst verfolgt hatte. Doch beim Rückblick auf diese traurige Vergangenheit, vergaß er nicht, die Gnade zu preisen, welche sich an ihm, dem Unwürdigsten, aus eine so ausnehmende Weise verherrlicht hatte. „Durch die Gnade Gottes aber bin ich, was ich bin; und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet, als sie alle; nicht aber ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir war“ (V 10). Wo wahre Erkenntnis unserer Sünde und unseres Nichts ist, da ist auch wahre Erkenntnis und Erhebung der Gnade Gottes.

Die Auferstehung Christi war also eine Tatsache, die durch eine große Menge glaubwürdiger Zeugen bestätigt und verkündigt wurde (V 11). Und deshalb fragt der Apostel: „Wenn aber Christus gepredigt wird, dass Er aus den Toten auferweckt ist, – wie sagen etliche unter euch, dass es keine Auferstehung der Toten gebe?“ (V 12) Dann zeigt er die unermesslichen Folgen, die mit der Leugnung dieser Tatsache verknüpft waren. Alles war in Frage gestellt: der Glaube, die Rechtfertigung, die Hoffnung – kurz, das ganze Christentum. „Denn wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, so ist auch Christus nicht auferweckt. Wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist denn unsere Predigt vergeblich; aber auch euer Glaube ist vergeblich. Wir werden aber auch als falsche Zeugen Gottes erfunden, weil wir von Gott gezeugt haben, dass Er den Christus auferweckt hat, welchen Er nicht auferweckt hat, wenn wirklich die Toten nicht auferweckt werden. Denn wenn die Toten nicht auferweckt werden, so ist auch Christus nicht auferweckt worden. Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, so ist euer Glaube eitel, so seid ihr noch in euren Sünden. So sind denn auch die, welche in Christus entschlafen sind, verloren. Wenn wir allein in diesem Leben auf Christus hoffen, so sind wir die elendesten unter allen Menschen; (V 13–19) denn nur Verleugnung, Hass und Verfolgung von Seiten der Welt ist das Teil der Gläubigen hienieden.

Welch eine Tragweite hatte dieser eine Irrtum, der doch an und für sich so gering zu sein schien! War er eine Wahrheit, so war das ganze Christentum Lug und Trug und der Glaube nur ein eitler Wahn. O möchte doch dieses Beispiel uns lehren, jeden Irrtum, so unbedeutend er auch scheinen möge, im Licht Gottes zu betrachten und mit dem Ernst Gottes zu behandeln!

Mit dieser Lehre von der Auferstehung sind Zugleich die gesegnetsten Wahrheiten für unser Herz verbunden. Christus, der in Gnaden unseren Platz unter dem Tod einnahm, um uns zu erretten, ist durch die Macht Gottes auferweckt worden. Er hat das Werk der Erlösung vollbracht, hat uns von der Sünde, von der Macht des Todes und des Satans völlig befreit. Seine Auferstehung ist das Siegel dieses Werkes, sowie die öffentliche Darstellung des Sieges im Menschen über alle Macht des Feindes. Beladen mit unseren Sünden, und für uns zur Sünde gemacht, starb Er am Kreuz, empfing den Lohn der Sünde, und stieg hinab ins Grab; aber ohne Sünde ist Er wieder auferstanden und hat sich als Überwinder über Sünde, Welt, Tod und Teufel zur Rechten Gottes gesetzt. Der Tod konnte Ihn nicht behalten, weil Er das Leben war. Und teilhaftig geworden seines Lebens, sind auch wir von der Sünde und all ihren Folgen, von der Macht des Todes und der Herrschaft dessen, der des Todes Gewalt hat, völlig befreit. Deshalb werden auch alle, die in Christus entschlafen sind, wegen ihrer Teilnahme an seinem Leben und vermöge des in ihnen wohnenden Heiligen Geistes, auferweckt werden. Unter diesen aber nimmt Christus einen besonderen Platz ein; Er ist der „Erstling der Entschlafenen“ (V 20). Würde Er nicht den Sieg davongetragen haben, so hätten auch wir für immer unter der Gewalt des Todes und unter der Herrschaft Satans bleiben müssen. Jetzt aber, seines Lebens und seines Geistes teilhaftig geworden, sind wir völlig gewiss, dass wir an seinem Sieg und an all den gesegneten Folgen desselben vollkommen teilhaben werden, und dass also auch der Leib unserer Niedrigkeit einmal dem Leib seiner Herrlichkeit gleichförmig sein wird.

Diese Auferstehung nun ist nicht einfach eine Auferstehung der Toten, sondern die im Herrn Entschlafenen werden, als Gegenstand der Gunst Gottes, aus ihren Gräbern auferweckt werden. Unzertrennlich mit Christus vereinigt, werden sie nicht nur den Tod verlassen, sondern wie Er, die Toten; sie werden aus den Toten auferstehen (vgl. Lk 20,35; Phil 3,11). Ohne Zweifel werden alle Menschen aus ihren Gräbern hervorgerufen werden, und zwar durch Christus, dem alles Gericht Übergeben ist; aber die Auferstehung der Gottlosen wird mit der der Gerechten Weber nach denselben wirkenden Grundsätzen, noch zu derselben Zeit sein. Die einen kommen zur Auferstehung des Lebens, die anderen zur Auferstehung des Gerichts – d. i. der zweite Tod. Die einen werden auferweckt, weil sie den Geist und das Leben Christi haben; die anderen, entblößt von diesem Geist und diesem Leben, werden durch den herrlichen Machtruf Christi aus ihren Gräbern hervorgerufen, um gerichtet zu werden. Die einen haben Teil an der ersten Auferstehung, die vor dem tausendjährigen Reiche Christi stattfinden wird; die anderen werden erst nach Vollendung dieses Reiches auferweckt und vor den großen, weißen Thron gestellt werden (vgl. Off 20). dieser Unterschied ist in dem Wort Gottes deutlich offenbart, und ist von großer Wichtigkeit.

Die Auferstehung nun muss durch den Menschen sein; „denn weil durch den Menschen der Tod gekommen (ist), so auch durch den Menschen die Auferstehung der Toten“ (V 21). in diesen Worten werden uns zwei große Grundsätze vorgestellt. Der Mensch hatte alles verloren; er lag gefangen unter der Sünde und ihren Folgen, und nur durch einen Menschen konnte er aus diesem Zustand errettet werden. Gott selbst trat ins Mittel. Er sandte seinen eingeborenen Sohn in die Welt; und als Mensch ist Christus für den Menschen gestorben und als Mensch für den Menschen wieder auferstanden. Sein Sieg ist unser Sieg. Eine Pflanze mit Ihm in seinem Tod wie in seiner Auferstehung, sind wir völlig aus jenem Zustand errettet, wo Sünde und Tod uns gefangen hielten, und sind in eine Stellung versetzt, wo das Böse seinen verderblichen Einfluss nicht mehr ausüben kann. Die Sünde und die Macht des Feindes bleiben für immer außerhalb der neuen Schöpfung, in welche wir durch die Auferstehung gebracht sind. Es ist die Frucht der Macht Gottes, die uns für immer von aller Verantwortlichkeit, worin wir von Natur waren, befreit hat. Wir haben in und mit Christus einen herrlichen und vollkommenen Sieg erlangt. „Denn gleich wie in dem Adam alle sterben, also werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht werden“ (V 22). Hier werden uns die beiden Häupter zweier Geschlechter oder Familien vorgestellt – Adam und Christus. Die Familie ist von dem Haupt hervorgegangen und in gewisser Beziehung von demselben abhängig. Adam nun brachte den Tod in die Mitte seiner Nachkommen; er kam über alle, die mit ihm in Verbindung waren; „denn der Tod ist zu allen Menschen hindurchgedrungen.“ Christus, in welchem das Leben ist, bringt das Leben in die Mitte der Seinen; alle besitzen es in Ihm, die an seinen Namen glauben. So wie der Tod den ersten Adam und sein Geschlecht charakterisiert, so charakterisiert das Leben den zweiten Adam und die, welche sein sind; aber dieses Leben ist in der Macht der Auferstehung, ohne welche es den seinigen nicht mitgeteilt werden könnte. Das Weizenkorn war zwar vollkommen in sich selbst, aber ohne in die Erde zu fallen, würde es allein geblieben sein. Christus aber ist für ihre Sünden gestorben; und jetzt, nachdem Er alle ihre Sünden getilgt hat, teilt Er ihnen das Leben mit.

In der Auferstehung aber gibt es, wie schon vorhin angedeutet worden, eine gewisse Ordnung, nach welcher die Ratschlüsse Gottes ihre Erfüllung finden. „Christus – Erstling. Danach die, welche des Christus sind, bei seiner Ankunft. Dann das Ende, wenn Er das Reich dem Gott und Vater überliefert, wenn Er alles Fürstentum und alle Gewalt und Macht weggetan haben wird“ (V 23–24). Paulus geht hier nicht weiter in die Einzelheiten ein, sondern gibt nur eine allgemeine Übersicht von dem, was geschehen wird. Sein Zweck ist, die Auferstehung zu beweisen, und deshalb führt Er die einzelnen Tatsachen nur kurz an, und auch nur insoweit, als sie mit diesem Gegenstand in Verbindung stehen. Christus ist also die Erstlingsfrucht der Auferstehung, und danach jene, welche sein sind, bei seiner Ankunft. Sie werden lebendig gemacht gemäß der Kraft des Lebens welches in Christus ist; es ist die Auferstehung des Lebens. Er hat den Vater verherrlicht und darum hat Er von Ihm Gewalt über alles Fleisch empfangen, damit Er das ewige Leben gebe allen, die Er Ihm gegeben hat (Joh 17,2). Und für diese hat Er die Herrschaft des Todes über sie zerstört, und sie des ewigen– Lebens teilhaftig gemacht; und dieses Leben wird bei der Auferweckung auch an ihrem Leib offenbart werden. Die Auferstehung der Gottlosen findet hier keine Erwähnung; denn nachdem der Apostel von der der Gerechten, bei der Ankunft Christi, gesprochen hat, sagt er: „dann das Ende, wenn Er das Reich dem Gott und Vater überlieferte usw.“ Wir wissen aber nach Offenbarung 20, dass zwischen diesen beiden Tatsachen wenigstens ein Zeitraum von tausend Jahren liegt, während welcher Periode Christus als König über die ganze Erde herrschen wird, auf welcher dann Friede und Gerechtigkeit wohnen werden. „Denn Er muss herrschen, bis dass Er alle Feinde unter seine Füße gelegt hat. Der letzte Feind, der weggetan wird, ist der Tod“ (V 25–26). alles wird Ihm unterworfen werden, alles muss anerkennen, sei es freiwillig oder gezwungen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters. Wenn Er kommt, wird Er sein Reich empfangen, und wird mit großer Macht handeln. Er wird sich alles unterwerfen, wird alle Autorität und Gewalt abschaffen und alle Feinde unter seine Füße legen – zuletzt auch den Tod. Die Zerstörung desselben steht in Verbindung mit der Auferstehung der Gottlosen, die durch den Machtruf Christi aus ihren Gräbern hervorgerufen werden. Christus hat durch seine Auferstehung und Verherrlichung des Vaters Gewalt über alles empfangen; auch der Tod hat seine Herrschaft über die Gottlosen verloren. Er zerstört jenen, indem Er diese auferweckt, um sie auf ewig dem zweiten Tod, dem See des Feuers, zu übergeben. Danach wird das Ende sein, wenn Er das Reich dem Gott und Vater überliefert. „Er (Gott) hat alles seinen Füßen untergeordnet (Ps 8,7). Wenn Er aber sagt, dass alles untergeordnet ist, so ist es klar, dass es mit Ausnahme dessen ist, welcher Ihm alles untergeordnet hat. Wenn Ihm aber alles untergeordnet ist, dann wird auch der Sohn selbst dem untergeordnet sein, der Ihm alles untergeordnet hat, auf dass Gott alles in allem sei“ (V 27–28). Bei dieser Unterordnung des Sohnes handelt es sich nicht um seine Natur, sondern um seine Stellung als Mensch und um seine Herrschaft über alle Dinge. Wenn alle Macht und Gewalt zunichtegemacht, wenn alle Dinge seinen Füßen unterworfen, alle Feinde zur Anerkennung seiner Herrschaft gebracht sind, und zuletzt auch der Tod hinweggetan ist, dann gibt Er alles dem Vater zurück, der es Ihm untergeordnet hat; ja, Er selbst ist dann in seiner Stellung als Mensch völlig untergeordnet, wie Er es auch hienieden war, damit Gott alles in allem sei. Er hört nie auf, eins mit dem Vater zu sein, ebenso wenig wie dies der Fall war, als Er in Niedrigkeit auf dieser Erde wandelte; aber nachdem alles erfüllt ist, was in Psalm 8 und Hebräer 2, in Betreff der Unterwerfung aller Dinge unter den Menschen, unter Christus, gesagt ist, wird Er alles der Alleinherrschaft Gottes übergeben. Er selbst wird dann für immer seinen Platz als Mensch, als Haupt der ganzen Familie der Erlösung einnehmen, obwohl Er zu gleicher Zeit Gott ist, hochgelobt in Ewigkeit, und eins mit dem Vater.

In diesem kurzen Abschnitt von Vers 20–28, der gleichsam eine Parenthese bildet, finden wir also in Verbindung mit der Auferstehung höchst wichtige Grundsätze und herrliche Ratschlüsse Gottes entfaltet. Der Tod ist durch den Menschen und das Leben ist durch den Menschen; der Tod durch den ersten, das Mm durch den zweiten Adam. In der Auferstehung ist Christus der Erstling, danach die, welche sein sind, bei seiner Ankunft. Sie stehen mit Ihm in der innigsten Verwandtschaft; sie sind Teilhaber seines Lebens, seines Geistes und seines Sieges über Sünde, Welt, Tod und Teufel. Christus, der auferstandene Mensch, ist Herr über alle Dinge, und hat Macht über alles Fleisch. Er zerstört zuletzt den Tod, nachdem Er auch die Gottlosen, durch ihre Auferweckung zum Gericht seiner Herrschaft entrissen hat, und übergibt dann das Reich dem Gott und Vater, und ist selbst als Mensch dem untergeordnet, der Ihm alles untergeordnet hat.

In Vers 29 nimmt nun der Apostel den mit dem 19. Verse abgebrochenen Faden der Gedanken wieder auf; und wir werben die Erklärung dieser Stelle nicht schwierig finden, sobald wir sie in Verbindung mit dem 18. und 19. Verse betrachten. Dort hatte der Apostel gesagt, wenn es keine Auferstehung gäbe, so wären die in Christus Entschlafenen verloren, und die Gläubigen wären die elendesten unter allen Menschen; und hier fährt er im Blick auf jene Leugnung der Auferstehung fort, zu fragen: „Was werden sonst die tun, die für die Toten getauft werden, wenn überhaupt Tote nicht auferweckt werben? Warum werden sie auch für sie getauft?“ (V 29) Die Gläubigen werden hier gleichsam wie ein Kriegsheer betrachtet, was in dieser Welt für den Namen Jesu und für die hoffende Herrlichkeit kämpft, und in diesem Kampf viele Entbehrungen und Verfolgungen, und mancher sogar, wie namentlich zu jener Zeit, den Tod zu erdulden hat. War es nun nicht töricht, ein Christ zu werden, oder in die Stelle jener einzutreten, die, wenn es keine Auferstehung und also auch keine Hoffnung der Herrlichkeit gab, nichts als den Tod gefunden hatten? War es nicht töricht, sich durch die Taufe in die Reihen jenes Heeres einführen zu lassen, um nichts weiter als Elend und Tod zu finden? Und in diesem Gedanken fortgehend, fragt der Apostel weiter: „Warum sind auch wir jede Stunde in Gefahr? Täglich sterbe ich, bei eurem Rühmen welches ich in Christus Jesus, unserem Herrn, habe. Wenn ich nach Menschenweise einen Tierkampf in Ephesus bestanden habe, – was nützt es mir, wenn Tote nicht auferweckt werden?“ (V 30–32) Gewiss würde es große Torheit gewesen sein, wenn er ohne Zweck und Nutzen einen Weg verfolgt hätte, der ihm jede Stunde neue Gefahren brachte, und auf dem der Tod von allen Seiten auf ihn lauerte, so dass er, was sein Gefühl betraf, täglich starb; denn dies war sein Ruhm in Christus, für dessen Namen er sich einer steten Lebensgefahr aussetzte. Besonders war dies in Ephesus der Fall gewesen, wo die Wut der Menschen eine solche Höhe erreicht, dass er gleichsam einen, in jener Zeit üblichen Tierkampf zu bestehen hatte (vgl. 2. Kor 1,8–9; 1. Kor 4,8–12). Jedenfalls ist dieser Kampf bildlich und nicht buchstäblich zu verstehen, wie wir eine ähnliche Redensart auch wohl an anderen Stellen finden, wie z. B. in 2. Timotheus 4,17, wo Paulus sagt, dass er aus dem „Rachen des Löwen“ gerettet sei. Was würde nun für ihn dies alles für einen Nutzen gehabt haben, wenn die Toten nicht auferweckt wurden?

Bei dieser Frage der Auferstehung handelt es sich aber nicht um die Unsterblichkeit der Seele, obgleich es wahr ist, dass der Tod dieselbe nicht antasten kann, sondern um die Auferstehung des Menschen. Gott hat es mit dem Menschen zu tun, und der Mensch besteht aus Seele und Leib. Er muss von alle dem, was er im Leib getan hat Rechenschaft ablegen; und dies wird er tun, nachdem er auferweckt ist. Im Tod wird die Seele vom Leib getrennt, mag der Mensch glücklich oder unglücklich, errettet oder verloren sein; und in diesem Zustand ist der Gläubige weder mit Herrlichkeit bekleidet, noch wird an dem Ungläubigen das Gericht ausgeübt werden. Sobald man deshalb die Auferstehung leugnet, leugnet man die wahren Beziehungen Gottes zu den Menschen, und man macht den Tod zum Ende desselben. Wohl würde dies in Übereinstimmung mit dem Willen des natürlichen Menschen sein; aber der Apostel ruft mit großem Ernst den Korinthern zu: „Lasst euch nicht verführen! Böser Verkehr verdirbt gute Sitten. Werdet nüchtern in Gerechtigkeit und sündigt nicht; denn etliche sind in Unkenntnis von Gott; ich sage es euch zur Schande“ (V 33–34). Paulus betrachtet die Unsittlichkeit als die Quelle der Leugnung der Auferstehung; und dies ist sehr wahr; denn wenn es keine Auferstehung gibt, so „lasst uns“ – gleich dem unvernünftigen Geschöpf – „essen und trinken, denn morgen sterben wir“ (V 32).

„Es wird aber jemand sagen“, fährt dann der Apostel weiter fort: „Wie werden die Toten auferweckt? und mit welchem Leib kommen sie?“ (V 35) Auf diese neugierige Frage aber gibt er keine bestimmte Antwort. Er bezeichnet vielmehr einen solchen Frager als einen Toren, indem er täglich Gelegenheit hat, im Reich der Natur eine genügende Antwort zu finden. – Das in die Erde geworfene Samenkorn muss zuvor sterben, ehe ein neuer Körper, wie er ihm nach dem Willen des Schöpfers gegeben wird hervorkommt; und Er gibt jeglichem von dem Samen seinen eigenen Körper (V 36–38). Ebenso ist auch der Auferstehungsleib eine Frucht der Macht Gottes und nach dem freien Willen dessen, der ihn der Seele zu einer herrlichen Wohnung gibt. Immer aber wird es ein wahrhaft menschlicher Leib bleiben. Es wird ein Leib sein, der für seinen Bewohner ganz und gar geeignet ist. So wie es aber verschiedene Arten von Fleisch gibt, so gibt es auch himmlische und irdische Körper, und sowie sich die Herrlichkeit der Sonne von der des Mondes und die verschiedenen Sterne untereinander sich an Herrlichkeit unterscheiden, so unterscheidet sich auch die Herrlichkeit der himmlischen von der Herrlichkeit der irdischen Körper (V 39–41). Dass hier nicht von verschiedenen Stufen oder Graden der Herrlichkeit desselben die Rede sein kann, geht sehr deutlich aus 1. Johannes 3,2 hervor, wo gesagt ist: „Wir wissen aber, dass, wenn (Er) offenbart ist, wir Ihm gleich sein werden; denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist.“ Wenn wir aber alle, auch dem Leib nach, Ihm gleich sind so werden wir es auch untereinander sein; und es kann hier also von verschiedenen Graden in unserer Herrlichkeit durchaus keine Rede sein. Wir sagen: unsere Herrlichkeit; denn es ist die Herrlichkeit der Versammlung, welche die Fülle dessen ist, der alles in allem erfüllt. Sie wird Ihm vollkommen gleich sein. Sie gehört, wie Er, dem Himmel an und wird deshalb auch der himmlischen Herrlichkeit teilhaftig werden. Es gibt aber auch eine irdische Herrlichkeit, wovon aber an dieser Stelle nicht weiter die Rede ist. Die himmlische Herrlichkeit bezeichnet den Charakter unserer Auferstehung. Unsere Leiber werden unverweslich und herrlich, Gefäße der Kraft und geistig sein. „Es wird gesät in Verwesung; es wird auferweckt in Unverweslichkeit. Es wird gesät in Unehre; es wird auferweckt in Herrlichkeit; es wird gesät in Schwachheit; es wird auferweckt in Kraft; es wird gesät ein natürlicher Leib; es wird auferweckt ein geistiger Leib. Es gibt einen natürlichen Leib, und es gibt einen geistigen Leib“ (V 42–44). alles, was an die Sünde, an den Staub und das Irdische erinnert, wird bei unserer Auferstehung vollkommen verschwunden sein. Der verwesliche Leib mag entseelt, mag in die Erde gelegt und ganz und gar zu Staub werden – bei der Auferstehung aus den Toten wird er in Herrlichkeit und Ehre wieder zum Vorschein kommen, ohne die geringste Spur seines früheren niedrigen Zustandes an sich zu tragen.

Indem nun der Apostel in diesen köstlichen Gegenstand weiter eingeht, kommt er auf den großen Unterschied zwischen dem ersten und dem zweiten Adam, und zwischen denen, die mit dem ersten und denen die mit dem zweiten Adam in Verbindung sind. „Also steht auch geschrieben: Der erste Mensch, Adam, ist geworben zu einer lebendigen Seele; (1. Mo 2,7) der letzte Adam zu einem lebendig machenden Geist. Aber das Geistige war nicht zuerst, sondern das Natürliche, danach das Geistige. Der erste Mensch ist von der Erde, von Staub; der zweite Mensch – der Herr vom Himmel“ (V 45–47). Der Leib des ersten Adams war ein natürlicher Leib, aus demselben Staube gemacht, wie der aller Tiere; sein Leben war das einer lebendigen Seele. Nachdem Gott den Adam aus dem Staub der Erde gebildet hatte, blies Er ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Hierdurch kam er in Verbindung mit Gott, oder wie Paulus dies auf dem Areopag in Athen ausdrückte: „Wir sind göttlichen Geschlechts!“ Sein Betragen hätte diesem entsprechen sollen, und Götz selbst würde sich ihm offenbart haben, um ihn moralisch in dem Zustand zu erhalten, worin er durch diesen Odem des Lebens gekommen war. Allein obwohl er frei vom Tod war, weil ihm Gott den Odem des Lebens eingehaucht hatte, so blieb er dennoch nur eine lebendige Seele. Er hätte nie zu einem lebendig machenden Geist werden können, weil er das Leben nicht als sein Eigentum, als aus ihm selbst hervorkommend, besaß, sondern als von Gott gegeben, durch dessen Macht es auch bewahrt werden musste. Die Bedingung für ein fortdauerndes Leben in diesem Zustand war ein vollkommener Gehorsam gegen die Gebote Gottes; und sobald dieser aufhörte, war auch Zugleich die Beziehung zu Gott zerstört, und der Tod mit all seinen Schrecken stand vor der Tür. „An dem Tag, wo ihr davon esst, werdet ihr des Todes sterben.“ Adam hat gegessen, und darum war seine Beziehung zu Gott vernichtet und der Tod sein Teil. Wir alle sind nun nach seinem Fall aus ihm hervorgekommen, und haben deshalb den Zustand, in welchen die Sünde ihn gebracht, mit all seinen Folgen von ihm geerbt. Wenn nun Gott uns wieder mit sich in Verbindung bringen wollte, so musste Er uns einen anderen aus dem Himmel senden, der ein lebendig machender Geist war, und also die Macht hatte, uns das Leben mitzuteilen. Und diese Macht finden wir in dem letzten Adam; Er ist zu einem lebendig machenden Geist geworben. Er hat nicht nur das Leben einer lebendigen Seele, sondern hat das Leben in sich selbst, und kann deshalb lebendig machen welchen Er will. Dies ist von großer Wichtigkeit, weil Er als ein wahrhaftiger Mensch auf der Erde war. Es ist jetzt nicht allein Gott, der lebendig macht, welchen Er will, sondern auch der letzte Adam, Christus, das Haupt eines neuen Geschlechts, hat diese Macht in sich selbst; denn es steht geschrieben: „Gleichwie der Vater das Leben in sich selbst hat, also hat Er auch dem Sohn gegeben, das Leben in sich selbst zu haben“ (Joh 5,26). Und in Bezug auf uns ist gesagt: „Dies ist das Zeugnis: dass Gott uns das ewige Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht“ (1. Joh 5,11–12).

Dies ist aber nicht alles, was uns hier mitgeteilt wird. Der Apostel sagt weiter: „Der erste Mensch ist von der Erde von Staub.“ Er hat seinen Ursprung von der Erde, und dies nicht nach, sondern vor seinem Fall. Gott machte ihn aus dem Staub der Erde, und weil er gefallen ist, so muss er auch wieder zum Staub zurückkehren. Der zweite Adam aber, obwohl Er ebenso wahrhaft Mensch ist, als der erste, ist der Herr vom Himmel. Und wir, als zum ersten Adam gehörend, sind von der Erde, von Staub; und „wie der von Staub ist, so sind auch die, welche von Staub sind;“ aber sobald wir das Leben des zweiten Adams empfangen haben, haben wir Teil an der Herrlichkeit, die Er als Mensch besitzt. Wir sind Ihm gleich; denn „wie der Himmlische ist, so sind auch die Himmlischen“ (V 48). Ehe dies aber stattfinden konnte, musste Christus zuerst alle Gerechtigkeit erfüllt, eine Versöhnung für die Sünde gemacht, den Tod überwunden und die Macht Satans gebrochen haben. Er musste ein Ende machen mit dem ganzen Zustand des ersten Adams, damit Er danach als der zweite und letzte Adam, als der lebendig machende Geist, das Haupt eines neuen geistlichen Geschlechts werden konnte – eines Geschlechts, das vollkommen mit Ihm vereinigt ist, welches teilnimmt an allen Vorrechten, die dem Zustand vor Gott angehören, worin Er nach der Kraft des Lebens, wodurch Er sie lebendig gemacht hat, gekommen ist. Also mit dem zweiten Adam vereinigt und durch seinen Geist lebendig gemacht, sind wir in einen Zustand versetzt, der uns nicht allein von dem traurigen und elenden Zustand eines Sünders völlig getrennt hat, sondern auch zu gleicher Zeit himmelweit von dem Zustand verschieden ist, worin Adam vor dem Fall war, weil wir des Lebens teilhaftig geworben, welches von Ewigkeit her bestand und bis in alle Ewigkeit bestehen wird, und wir mit dem Herrn vom Himmel völlig eins geworden sind (Schluss folgt).

Fußnoten

  • 1 Die Bekehrung des Paulus, die durch die Erscheinung Christi in Herrlichkeit bewirkt wurde, ist ein Vorbild der Bekehrung Israels in den letzten Tagen. Auch sie werben den in Herrlichkeit sehen, in welchen sie gestochen haben, und durch eine unumschränkte Gnade errettet werden. Diese Zeit war aber noch nicht da; und deshalb nennt sich Paulus eine „unzeitige Geburt“, weil er vor dieser Zeit durch die Erscheinung Christi die Errettung erlangt hatte.
Nächstes Kapitel »« Vorheriges Kapitel