Betrachtung über das Evangelium nach Matthäus

Kapitel 8-12: Das Wirken des Königs in Seinem Volk und dessen Ablehnung

Es war Zuneigung als auch göttliche Heilung. Er, der nun als das Lamm Gottes auf Seinem Weg zum Altar war, um die Sünde der Welt hinweg zunehmen, trug unsere Schwachheiten und unsere Krankheiten (Mt 8,17). Dies war der Herr Jesus in Israel. Er hatte weder Medikamente noch schrieb Er irgendeine Behandlung oder Therapie vor. Er sprach und es geschah. Er berührte das Fieber und es verschwand, den Aussätzigen und er wurde gereinigt. Es kam dabei zu einer persönlichen Begegnung, zu solch einer vollkommenen und tiefen Zuneigung, ja zu einem Kontakt von Auge mit Auge, Mund mit Mund und Hand mit Hand – und doch kam es nicht zu irgendeiner Verunreinigung des Herrn selbst. Gott handelte mit Gut und Böse in vollkommener Weise, indem der Herr Jesus alle unsere Lasten und Schwachheiten auf sich lud, sei es indem Er uns Zuneigung erwies oder Sühnung tat. Er aber blieb inmitten all dessen unbefleckt. Durch die Heiligkeit Gottes war Er stets von der Sünde getrennt und durch die Gnade und Macht Gottes bereinigte Er sie.

Dabei war und hatte Er nichts auf dieser Erde. Wenn Er der Meister war, so mussten seine Nachfolger damit rechnen keinerlei Höhlen der Füchse oder Nester der Vögel zu haben, denn Er selbst hatte keinen Ort wo Er sein Haupt hätte hinlegen können. Er war in der Absicht unsere Erlösung zu bewirken, in das vollständige Versagen des Menschen eingetreten. Dieses Versagen, das der Mensch durch die Sünde selbst verursacht hatte. Dem Rechte nach gehörte diesem Sohn des Menschen alles. Er hatte nicht den Garten Eden verwirkt, noch die Vollkommenheit und Schönheit der Stellung des Menschen in der Schöpfung Gottes.

Doch bei all Seiner Erhabenheit als derjenige, der Seine erste Stellung nicht verloren hatte, worin Adam versagt hatte mit all diesem was Er war, nahm Er dennoch nichts für sich auf dieser Erde. Er hatte nichts verloren und doch besaß Er nichts. Rechtlich gesehen war Er niemals Armut und Leid ausgesetzt. Die Erde auf der Er hätte wandeln sollen wäre keine von Dornen und Disteln gewesen, aber freiwillig nahm Er alle Leiden und alle Entbehrung auf sich und wandelte mit Leiden vertraut alle seine Tage (Jes 53,3). Er würde sich in die Hände boshafter Menschen übergeben, die gekommen waren um seinen Leib zu verzehren, obwohl Er die Heere des Himmels hätte haben können, zwölf Legionen von Engeln, um sich zu retten. So also, als einer der den Anspruch auf alles hatte, nahm er nichts – „Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er das Haupt hinlege“ (Mt 8,20).

Bei all Seiner Erniedrigung und Entsagung, war Er erhaben über allem was Ihn umgab. Er steht über den Krankheiten und verweist diese in ihre Schranken. Er spricht zu dem Wind und den Wellen und sie gehorchen Ihm. Er befiehlt Dämonen und auf Sein Wort hin verlassen sie einen Ort und gehen an einen anderen, obwohl sie ohne sein Wort ihre Freiheit nutzen konnten um hinauf und herab auf die Erde zu fahren und auf ihr umher zu gehen (Hiob 12; 1. Pet 5) Und Er vergibt Sünden. Die Schwiegermutter des Petrus (Mt 8,14.15), der See von Galiläa mit seinen Winden und Wellen (Mt 8,23–27), die armseligen Gadarener in ihrer Wut (Mt 8,28–34), der Gelähmte in Kapernaum in seinen Sünden und seiner Krankheit (Mt 9,1–8) – alle diese erzählen von seiner erhabenen, allumfassenden Autorität, welche stets in ihm war.

Für eine kurze Zeit wird ihm gestattet sein Werk ohne Hindernisse und Schwierigkeiten auszuführen (in der Zeit von Mt 8). Es war jedoch nur eine kurze Zeit die dem Herrn der Herrlichkeit in dieser Welt dazu gegeben wurde. Das Kind aus Bethlehem empfängt einen Moment lang die Würdigung der Nationen, aber schon bald danach ist er auf dem Weg nach Ägypten (Mt 2). So sendet das Licht von Galiläa ein oder zwei Lichtstrahlen hinaus in die Finsternis, doch es wäre sofort in der Finsternis erloschen, wenn der Mensch sich hätte durchsetzen können. Die Welt, die Juden, erweisen deutlich, dass sie ihre eigene Finsternis lieben und dafür kämpfen werden, weil sie an dem Licht Anstoß nehmen das jetzt strahlte. Die Häupter der Menschen stießen sich an ihm, denn Er war der Sohn des Joseph, wie sie sagten – der Zimmermann aus Nazareth. Sie beschuldigten Ihn der Gotteslästerung als Er die Sünden vergab. Sie beschuldigten Ihn als Freund von Zöllnern und Sündern als Er die Werke der Gnade ausführte. Sie beschuldigten Ihn als Beelzebub, weil Er die Dämonen austrieb. Sie beschuldigten Ihn als einen der den Sabbat brach, weil Er an jedem Tag den Bedürftigen und Leidenden Erleichterung brachte. Sie baten Ihn Zeichen zu tun, obwohl Er doch jeden Augenblick und jeden Ort Zeichen tat, welche so klar waren wie ein wolkenloser Morgenhimmel. Sie beschuldigten Ihn die Überlieferungen zu brechen als Er auf den Geboten Gottes bestand. Wir mögen wahrlich fragen, welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis hat (2. Kor 6,14). Die Feindschaft Ihm gegenüber mag wohl zu Beginn verhalten gewesen sein, aber sie wuchs mehr und mehr und schon bald tobte sie heftig und furchtlos. So wie es einst mit Herodes und Jerusalem gewesen war (Mt 2), so ist es jetzt mit den Schriftgelehrten und den übrigen Städten. Jerusalem geriet bei den Worten der Weisen aus dem Osten in Aufruhr, gemeinsam mit Herodes. Die Städte sind nun eins mit ihren Schriftgelehrten in der Ablehnung des Lichtes das in ihrem Land strahlte. Der Herr Jesus musste über sie wehklagen weil sie keine Buße taten. Es gab in der Tat eine Schar die ihm folgte, aber es war eine überaus flüchtige, wankelmütige Schar. Die Jünger waren von den Volksmengen angetan, aber der Herr weilte bei ihnen um mit ihnen auszuharren, anstatt bei ihnen Erfrischung zu finden.

Für uns heute ist es von ernster Bedeutung, dass der Herr in damaliger Zeit Israel als eine zerstreute Herde, ohne Nahrung sah. „Als er aber die Volksmengen sah, wurde er innerlich bewegt über sie, weil sie erschöpft und hingestreckt waren wie Schafe, die keinen Hirten haben“ (Mt 9,36). Dennoch gab es nach dem Urteil des großen Königs damals viel Religiosität. Es gab zahlreiche Sekten sowie Fastentage und es kam stets zu größter Erregung wenn in der Öffentlichkeit etwas geschah was religiös anstößig gewesen wäre. Dieses Geschlecht würde schon bald zeigen, dass sie nicht in den Gerichtssaal der Heiden gehen würden, damit sie nicht etwa sich selbst beschmutzen würden und dadurch verhindert wären, das Passah zu feiern. Das Geld was schon bald das Blut eines unschuldigen Mannes erkaufen würde, würden sie nicht in ihr Schatzhaus tun. Sie fürchteten einen Ausschluss aus der Synagoge und sie rühmten sich Moses. Der Heide wurde verachtet und der Samariter gemieden. Zeremonielle Reinheit wurde stets bewahrt. Es gab eine Vielzahl an Lehrern und Eifer war reichlich vorhanden. Und doch war Israel in den Augen dessen, der sie so sah wie Gott sie sah – ohne Hirten, zerstreut und ohne Nahrung. Das Land glich einem Feld, welches die Bodenbearbeitung im Frühling benötigte. Damals war keine Erntezeit, so wie es hätte sein sollen. Stattdessen gab es all diese Religiosität, wohin der Herr des Weinbergs jetzt gekommen war. In den Augen des Herrn der Ernte war es eher eine Zeit der „ersten Werke“ (Off 2,5), eine Zeit der Aussaat, und die Diener mussten in das Feld gesendet werden mit Pflug und Samen und nicht mit der Sichel.

So wie es dem Meister erging so musste es auch Seinen Dienern ergehen. Bei der Aussendung der Zwölf in Matthäus 10, gibt der Herr ihnen, so wie es auch bei ihm selbst war, den Dienst zu Heilen. Aber Er warnt sie in Bezug auf das was vor ihnen lag, dass sie wie Schafe inmitten von Wölfen sein würden; dass sie vor Gerichte gebracht werden würden um Seinetwillen; dass sie Feinde unter ihren eigenen Brüdern finden werden; dass sie ausharren müssen bis zum Ende und als Beelzebub bezeichnet werden würden, so wie es bei Ihm ebenfalls gewesen war. Er kannte die Umstände die mit ihrem Zeugnis für Gott in einer solchen Welt einhergingen. Die Sonne mit Heilung in ihren Flügeln war aufgegangen (Mal 3,20) und Israel hätte singen sollen „Preise den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht alle seine Wohltaten! Der da vergibt alle deine Ungerechtigkeit, der da heilt alle deine Krankheiten“ (Ps 103,3.4). Aber das Israel damaliger Tage konnte dieses Lied nicht lernen, denn sie lehnten es ab geheilt zu werden. Israel wollte nicht.

Dies ist überaus merkwürdig, wo doch der Mensch eigentlich weiß seine Vorteile zu nutzen. Er kennt die Freude der Wiederherstellung und freut sich über Tage der Gesundheit und des Vermögens. Aber derart ist die Feindschaft des Fleisches, dass wenn Segen in Verbindung mit den Ansprüchen und der Gegenwart Gottes kommt, dieser nicht willkommen ist. Wir lieben die guten Dinge, die uns schmeicheln und verwöhnen, aber nicht die Dinge die uns näher zu einem heiligen Gott bringen. Und doch können wir von Christus nichts anderes empfangen. Er bringt Gott zu uns in Verbindung mit Segen. Dies ist Seine gute und vollkommene Gabe (Jak 1,7), dies sind Seine Wege und Sein Werk in dieser Welt. Er verherrlicht Gott, während Er dem Sünder Befreiung schenkt. Wenn der Mensch ruiniert ist, so ist Gott verunehrt; und der Herr Jesus vollführt ein vollkommenes Werk, indem Er den Namen und die Wahrheit Gottes rechtfertigt, ebenso vollkommen wie er Befreiung, Leben und Segen dem Menschen bringt.

Dies ist stets so gewesen und muss in den Wegen Gottes mit dieser Welt so sein. Sein Anspruch auf Gerechtigkeit bestand seit je her, ebenso wie dem Bedürfnis des Sünders immer begegnet worden ist. Gott wird nicht Seine Ehre um unseres Segens willen aufgeben. Er wird beides sicherstellen; gerecht sein während Er ein Rechtfertiger ist. Bloße Barmherzigkeit ist Seinen Wegen unbekannt! Es ist Barmherzigkeit gegenüber dem Sünder, gegründet auf der Befriedigung Gottes. Es ist Blut auf dem Gnadenthron. Das Blut zeugt davon, dass das Lösegeld bezahlt ist und gibt der Barmherzigkeit die volle Befugnis all ihre Schleusen zu öffnen. Gerechtigkeit und Friede küssen einander (Ps 85,11).

Das ist die Macht des Kreuzes Christi, dass beide Charakterzüge Gottes – Gerechtigkeit und Friede sich vereinen. Beide Charakterzüge sind aber auch die Grundlage des Dienstes des Herrn Jesus auf der Erde, um den es in dem vor uns liegenden Teil nun geht. Als der Herr selbst voranging – wie in Matthäus 4 – heilte Er alle Krankheiten, trieb Dämonen aus und reinigte den Aussätzigen. Aber in all diesem predigte Er, „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen“ (Mt 3,2) Er verkündigte Gottes Ansprüche während Er gleichzeitig den Bedürfnissen des Menschen begegnete. Ebenso ist es nun in Matthäus 10. Indem Er die zwölf Apostel zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel aussendet, beauftragt und befähigt Er sie die Kranken zu heilen, die Aussätzigen zu reinigen, die Toten aufzuerwecken und Dämonen auszutreiben. Aber gleichzeitig befiehlt Er ihnen zu predigen, dass „das Reich Gottes nahe gekommen ist“. Gottes Rechte, so mag ich es noch einmal wiederholen, sollten verkündigt werden, während damit einhergehend das Leid des Menschen gemildert werden sollte.

Es ist jedoch gerade dieses vollkommene und wunderbare Werk des Herrn, das das Herz des Menschen nicht annehmen will. Dennoch liegt gerade in der Annahme Seines Werkes alle Ehre des Menschen. Der Mensch wird gesegnet und Gott naht sich ihm. Doch das will der Mensch nicht. Das Manna – wenn es so ganz unmittelbar vom Himmel kommt und dies in stetiger Weise – wird nach kurzer Zeit verdorben sein, mag es auch weiß wie Koriander-Samen und süß wie Honig sein (2. Mo 16). Und so werden der Herr Jesus und Seine Diener abgelehnt, sie müssen leiden, obwohl sie Heilung in alle Städte des Landes bringen. Das wahre Manna vom Himmel wurde nicht angenommen, trotz dessen Segenswirkung (Joh 6). Merkwürdig erscheint dies – ich sage es noch einmal. Aber – die Feindschaft des Fleisches ist dafür verantwortlich.

Indem wir nun den Dienst des Herrn betrachten, so wie wir Seine Geburt im ersten Teil des Evangeliums gesehen haben, erkennen wir wiederum besondere Charakterzüge des Evangelisten Matthäus. All die Umstände die mit Seiner Geburt als der Bethlehemiter einhergingen – wie wir es in Matthäus 12 gesehen haben – waren ausschließlich Dinge die Matthäus schildert. So ist in diesem zweiten Teil des Evangeliums, Matthäus der einzige Evangelist der den Dienst des Herrn als das Licht von Galiläa, entsprechend der jüdischen Prophezeiung beschreibt. Er ist ebenso der einzige der uns von der Einschränkung die auf den Dienst der Zwölf gelegt wurde, berichtet: „Geht nicht auf einen Weg der Nationen, und geht nicht in eine Stadt der Samariter; geht aber vielmehr zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel“ (Mt 10,5.6) So konsequent jüdisch schreibt Matthäus. Er ist auch der einzige der von dem Königreich als dem Reich des Himmels spricht, ein Titel der eher den dispensationalen oder nationalen Charakter des Reiches, anstatt dessen moralischen, abstrakten Charakter hervorhebt, der uns eher in dem anderen Titel mitgeteilt wird („Reich Gottes“).

Über den Dienst von Johannes dem Täufer mit der Frage, wer der Herr ist, berichten Matthäus und Lukas. Auch das Seufzen des Herrn über den Unglauben der Städte, das in Lukas erwähnt wird, finden wir am Ende von Kapitel 11 bei Matthäus. Im Anschluss daran sind der Vater, der Sohn – das Haupt aller Dinge in Sich selbst – und die Familie, die durch den Vater in souveräner Weise und durch das Wirken Seines Geistes zu Sich gezogen und belehrt wird, die Gegenstände der Gedanken des Herrn. Er betritt gleichsam den Boden auf dem Er in Johannes steht. Soeben hatte Er den moralischen Verfall Israels beklagt (Mt 11,20–24) und im nächsten Augenblick blickt Er auf zu dem Ratschluss und der Macht des Vaters, der in Gnade Seelen lebendig macht und sie zur Ruhe bringt, die der Leben spendende Sohn, im Auftrag des Vaters, für sie bereit hält (Mt 11,25–30). Dies ist in der Tat eher der Charakter des Johannes-Evangeliums, als es bei Matthäus der Fall ist.

Die Erzählungen bei Johannes unterscheiden sich von denen welche wir in den anderen Evangelien finden. In Matthäus und Markus, möchte ich sagen, gibt es im Allgemeinen keine Vorstellung der Leben-gebenden Macht Gottes; keine Begebenheiten in denen dieses göttliche Werk das Hauptthema oder der kennzeichnende Gedanke ist. Die Berufung von Matthäus selbst (Mt 9) scheint einem solchen Charakter noch am nächsten zu liegen. Die berichteten Begebenheiten in Matthäus sind aber, allgemein gesagt, Darstellungen von gelebtem Glauben, von dem Wirken des Glaubens.

Bei Lukas haben wir von beiden Seiten Darstellungen. Im Allgemeinen ist es jedoch bei Lukas so wie bei Matthäus und Markus – gelebter Glaube charakterisiert die erzählten Ereignisse. Dennoch haben wir bei Petrus (Lk 5), den samaritischen Aussätzigen (Lk 17), Zachäus (Lk 19) sowie dem sterbenden Übeltäter am Kreuz (Lk 23), Fälle der belebenden Macht Gottes, oder anders gesagt – Begebenheiten in denen Seelen wahrhaftiges, göttliches Leben geschenkt wurde.

Bei Johannes haben wir jedoch im Gegensatz dazu nur eine Begebenheit in dem der gelebte Glauben im Vordergrund zu stehen scheint, jedoch viele andere Erzählungen von dem Beginn des göttlichen Lebens in einer Seele. Bei dem Hauptmann von Kapernaum sehen wir Glauben (Joh 4); aber, in allen anderen Fällen ist es das göttliche Leben das wir sehen. Welch ein erhabener Blickwinkel! Bei Andreas, Petrus, Philippus und Nathanael (Joh 1); bei der Frau von Samaria und den Samaritern die anschließend durch die Worte der Frau erweckt wurden (Joh 4); bei dem Sünder aus Matthäus 8, bei den blinden Bettlern aus Matthäus 9 und bei Nikodemus (Joh 3; Mt 3; Mt 7; Mt 19), sehen wir den Beginn des Lebens, wir empfangen Eindrücke der lebenspendenden Kraft Gottes.

Der Unterscheid ist beachtenswert und doch völlig in Übereinstimmung mit dem Charakter eines jeden Evangeliums. Bei Matthäus, wie wir es bereits gesehen haben, ist der Herr inmitten Seines eigenen Volkes Israel, Zeugnis gebend von Sich selbst in Gnade und Macht und Israels Zustand prüfend. Ebenso, möchte ich sagen, mit einigen Unterschieden, ist es bei Markus. Wir würden daher dort nicht Begebenheiten der Belebung erwarten, sondern Begebenheiten des Glaubens (wo er gefunden wurde wie bei einem Überrest) – oder das traurige Zeugnis des allgemeinen Unglaubens. Bei Lukas ist der Herr mehr außer Landes und dabei frei um als der Eine zu wirken, der sowohl zu den Menschen im Allgemeinen als auch zu Israel gekommen war. Folglich erhalten wir dort eine breitere Bandbreite Seines Werkes, eine vielfältigere Darstellung von Begebenheiten, sowohl von lebendigem Glauben als auch von der lebenspendenden Kraft. Aber bei Johannes, ist der Herr der Leben gebende Sohn, das Wort wurde Fleisch, voller Gnade und Wahrheit, den Sündern Leben gebend, sodass sie Söhne Gottes werden. Diese Verschiedenartigkeit ist auffallend sowie bedeutsam.

In dem zur Betrachtung stehenden Evangelium prüfte der Herr Israel. Aber Er erfand ihren Zustand als mangelhaft. Das Licht hatte wiederum sein Werk in dem Land getan. Wie gerne hätte Er es vom Schlaf erweckt und dann erfreut und geführt, entsprechend dessen wahren Charakter. Aber die Finsternis würde dies nicht zulassen. Das Licht brachte diese Tatsache hervor. Es richtete in moralischer Hinsicht alles um es herum. Der Herr selbst übte kein Gericht aus, Er würde auch nicht streiten noch schreien, noch Seine Stimme auf der Straße hören lassen. Er würde das geknickte Rohr nicht zerbrechen noch den glimmenden Docht auslöschen (Mt 12,19.20). Er raubte jedoch den Hausrat des Starken (Mt 12,29). Aber – wie Simson – würde Er nicht Israel berühren. Er kam nicht um zu richten, sondern um zu retten.

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