Bemerkungen zum Epheserbrief

Kapitel 6

Vers 1. Wir können die Kraft dieses Ausdrucks „Gehorsam im Herrn“ oder „dem Herrn entsprechend“ nicht verstehen, bevor wir nicht unseren Platz vor dem Herrn mit geistlichem Verständnis einnehmen. Christus hatte, als Er bei Seiner Mutter und Joseph war, die Kraft jener Beziehung in Sich selbst. Die Kraft, Gutes und Böses zu unterscheiden, führte Ihn zum Gehorsam. Ähnlich ist es auch mit uns. In Bezug auf unsere Beziehungen in der Welt haben wir zu gehorchen. Wir müssen unsere Stellung in Christus verstehen, um zum Gehorsam fähig zu sein. Gott bildete diese Beziehungen schon am Anfang. Natürliche Beziehungen sind von Gott; doch die Sünde hat alles verdorben. Der Herr handelt jetzt so: Er liefert kein Heilmittel für diesen ruinierten Zustand. Statt dessen führt Er einen neuen Menschen ein, indem Er Sich selbst ohne Sünde hingegeben hat, um die Sünde wegzunehmen. Dieser neue Mensch ist Christus. Offensichtlich erkennt dieser Neue Mensch das an, was Gott getan hat, um diese natürlichen Beziehungen aufzurichten. Aber Er handelt in einer Weise, die jenen Beziehungen überlegen ist. So erkannte Christus nichts in dieser Welt an, als Er Seinen öffentlichen Dienst begann. Doch als Einzelperson unterwarf Er Sich allem, indem Er inmitten des Bösen vollkommen war. Als Er in diese Welt kam, sagte Er: „Wußtet ihr nicht, daß ich in dem sein muß, was meines Vaters ist?“ (Lukas 2, 49).

Nichtsdestoweniger unterwarf Er Sich solange denen, welche sich für Ihn in der Stellung von Eltern befanden, bis Gott Ihn zu Seinem besonderen Dienst berief. Er handelte als von Gott kommend und als über einer Verpflichtung stehend. Der Christ steht in gleicher Weise durch Seine Einheit mit Christus über seinen Verpflichtungen, insofern er zu Gott eine neue Beziehung jenseits der Natur besitzt. Dennoch erkennt er diese Verpflichtungen dem Verständnis entsprechend an, welches ihm diese neue Beziehung mitgeteilt hat. Infolgedessen ist er unendlich gehorsamer, indem er als von Gott ausgehend gehorcht. Es ist nun unmöglich, daß ich als von Gott kommend Böses tue oder irgendetwas der Autorität Christi vorziehe. Ich bin unterwürfig in Übereinstimmung mit der Vollkommenheit Gottes in Christus; und gleicherweise wird durch die Einführung des neuen Menschen die Kraft der Verpflichtung aufrechterhalten. Doch das geschieht Gott entsprechend. Um zu handeln, wie Christus in der Welt gehandelt hat, benötigen wir geistliches Unterscheidungsvermögen. Gott kann die Beziehungen, die Er erschaffen hat, nicht verleugnen. Falls ich indessen in diesen Beziehungen handle als ein Mensch von oben und nicht von unten, werde ich aus ganzem Herzen gehorchen. Das geschieht aber aus einer höheren Stellung heraus, welche nichts Böses erlaubt, in welches ich von solchen Menschen, mit denen ich in dieser Beziehung stehe, gezogen werden könnte. Ich kann nämlich nichts Böses „im Herrn“ tun. Das ist ein sehr einfacher Grundsatz.

Verse 2–3. Paulus bezieht sich auf eine Verheißung, welche für viele eine Schwierigkeit darstellt, als gehörten jetzt zeitliche Verheißungen zu einer bestimmten Verhaltensweise. Das Zitat soll uns einfach zeigen, wie sehr Gott unter dem Gesetz Gehorsam schätzte. Dennoch glaube ich, daß zum Gehorsam gegen Eltern ein besonderer Segen gehört. Aber in der Ordnung der Regierung Gottes, in der Handlungsweise Gottes mit uns persönlich in der Welt, gibt es wichtige Gesichtspunkte, welche diesen Grundsatz umgestalten. Das jüdische System war ein Ausdruck der Regierung Gottes in dieser Welt; und die Segnung gehörte dem, der seinen Vater und seine Mutter ehrte.

Vers 4. Das ist eine wichtige Wahrheit für Eltern, welche daraus entströmt, daß die Kirche eine abgesonderte Menschengruppe ist. Offensichtlich verlangt Gott, daß die Kinder von Christen als Christen aufgezogen werden. In Bezug auf mein Kind soll ich als Christ handeln und nicht anders. Ich muß ihm gegenüber die Zucht Gottes anwenden und es wie einen Jünger erziehen. Es ist sehr schlecht, wenn wir anders handeln. Wenn es geschieht, daß Eltern sich bekehren, während ihre Kinder allmählich erwachsen werden, wird es für diese Eltern schwieriger sein, die Kinder in der gerade geschilderten Weise aufzuziehen. Gott ist jedoch treu, um diese Eltern zu leiten und sie entsprechend dem, was sie benötigen, zu führen. Für sie wird das ein Gegenstand des Gebets sein. In dem vorliegenden Vers setzt der Apostel voraus, daß die Eltern gerade damit beginnen, ihre Kinder aufzuziehen.

Falls eine christliche Mutter ihr Kind in die Welt einführt oder diesen Eingang in die Welt erlaubt 1, muß sie eine heftige Rückwirkung erwarten, wenn ihr Kind sich inmitten der Welt befindet. Aber Gott ist einer Mutter gegenüber treu, die des Herrn Anordnungen treu folgt. Wo immer es eine Pflicht gibt, ist Gott da; und Gott ist darin treu, uns Gelingen zu schenken, obwohl wir vielleicht durch manche schmerzliche Stunde zu gehen haben. Aber ach! Wir lieben das Leichte. Andererseits ist es für uns nicht richtig, das Wort Gottes als Gesetz zu benutzen, um unser Kind zum Gehorsam zu zwingen. Wir hören häufig Eltern zu ihren Kindern sagen, daß Gott sie, wenn sie nicht brav sind, strafen wird. Damit stellen sie diese unter ein Gesetz. Das sollte nicht sein. Ich sollte für mein Kind ein Christ sein. Gott kann Eltern nicht segnen, die aus der christlichen Religion für ihre Kinder ein strenges Gesetz machen, und natürlich noch viel weniger, wenn sie für sich selbst zulassen, daß sie zur Weltförmigkeit und weltlichen Beweggründen zurückkehren. Sie sollten bezüglich ihrer Kinder Christen sein und mit ihnen entsprechend der Wahrheit handeln, in welche Gott sie hineingeführt hat.

Verse 5–6. Der Ausdruck „als dem Christus“ ist auffallend. Was nicht in der Weise Gottes getan wird, sollte überhaupt nicht getan werden. Hinsichtlich unseres eigenen Willens benötigen wir Unterwürfigkeit und geistliches Unterscheidungsvermögen, um zu erkennen, wann die Unterwürfigkeit unumschränkt zu sein hat. Wenn nichts Böses darin liegt, daß ich mich unterordne, handle ich als von Gott, ohne zu fragen, ob die Autorität weise ist oder nicht. Ich selbst bin dann in meinem Gehorsam weise. In solchen Fällen beunruhige ich mich nicht, wenn es um die Frage geht, ob ich meinem [irdischen; Übs.] Herrn gehorchen soll in dem, was er mir sagt. Ich tue, was er wünscht – egal, was. Ich tue es vor und für Gott.

Vers 7. Es spielt eine geringe Rolle, wohin Gott mich in dieser Welt gestellt hat – vorausgesetzt, ich diene Christus. Diesen Grundsatz dürfen wir auf die gewöhnlichsten Umstände des Lebens anwenden. Sogar wenn ich ein Feuer anzünde, kann ich es als für den Herrn tun. Wie ehrenvoll wird diese Handlung dadurch! Was ich tue, tue ich für Ihn und weil Er wünscht, daß ich es tue. Ich tue es guten Willens für den Herrn Jesus, indem ich Ihm mit Liebe diene.

Vers 8. Die christliche Religion hat ihren Weg in die Mitte des Bösen gefunden und Freiheit gegeben, wo es keine gab. Sie wurde sogar den armen Sklaven mitgeteilt, und zwar ohne sie aus diesem Stand der Knechtschaft herauszunehmen. Das Evangelium berührt diese Stellung nicht. Paulus anerkannte die Sklaverei als ein Recht, als er Onesimus zu seinem Herrn zurück sandte und letzterem sagte, er solle diesen Sklaven in Gnade wie einen Bruder behandeln. (Philemon 16). Christus kam dort hinein, wo die Sünde herrschte. Seine Gabe ist eine Kraft, die allem auf der Erde weit überlegen ist und selbst in der Mitte dessen, was hier gefunden wird, bestehen kann.

Vers 9. Ihr seid Sklaven Christi und Knechte Christi; und bei Ihm gibt es kein Ansehen der Person. Als Sklave darfst du Ihm dienen, wie niedrig auch deine Stellung hinsichtlich dieser Welt sein mag; und falls du ein Herr bist, solltest auch du Ihm dienen, welche Vorzüge du hienieden auch besitzen magst.

Vers 10. Hier liegt die Stärke. Welche Freude ist es, sagen zu können: Wenn ich schwach bin, ist Christus meine Kraft. Wir genießen diese Kraft nicht, wenn wir uns in einigem Abstand zum Herrn aufhalten und uns mit den Umständen auseinandersetzen, anstatt uns im Gebet zu Jesus zurückzuziehen. Wenn wir uns dem Gebet anvertrauen, wird alles bald überwunden sein.

Vers 11. Wir müssen die ganze Waffenrüstung Gottes anziehen; denn wenn wir nur die Wahrheit, aber nicht die Gerechtigkeit angezogen haben oder nur die Gerechtigkeit ohne die Wahrheit, kann der Teufel uns erreichen. Der erste Rat, den der Heilige Geist uns hier gibt, lautet: „Seid stark in dem Herrn!“, und als zweiten die Aufforderung, die ganze Waffenrüstung Gottes zu tragen. Die Waffen des Menschen sind nämlich kraftlos gegen geistliche Bosheit. Der Mensch dieser Welt erfährt nichts davon, daß er ein Ziel der Angriffe Satans ist; denn in Wirklichkeit ist er sogar Satans Sklave, der niemals befreit wurde. Doch der Christ ist Gegenstand seiner Angriffe; und wenn er nicht mit der ganzen Waffenrüstung Gottes bekleidet ist, erreichen ihn die Pfeile des Feindes. Niemand kann ihm widerstehen außer derjenige, der so bekleidet ist; denn Satan ist immer da mit seinen Fallstricken und Listen. Oft kommt er als Löwe, doch gewöhnlich als Schlange. Er versucht uns zu erreichen und die Spitze seiner Waffe in uns eindringen zu lassen. Er beabsichtigt seinen Schlag gegen jeden ungeschützten Teil unseres [geistlichen; Übs.] Körpers zu führen, der nicht mit dieser Waffenrüstung Gottes bedeckt ist.

Vers 12. Wir streiten nicht mit Fleisch und Blut, d. h., gegen Menschen, wie die Israeliten gegen die Kanaaniter zu kämpfen hatten. Nein! Sondern gegen die geistlichen Bosheiten, gegen die Mächte dieser Welt! Wenn das Fleisch im Christen wirkt, kann Satan ihn angreifen. Das Fleisch hat überhaupt keine Kraft gegen Satan. „Der aus Gott Geborene bewahrt sich, und der Böse tastet ihn nicht an.“ (1. Johannes 5, 18). Ein vollkommenes Beispiel finden wir in Jesus. Der neue Mensch in uns wird niemals versucht. Diese bösen Mächte befinden sich im Himmel, von wo sie noch nicht hinausgetrieben worden sind; und in ihrer Bosheit wirken sie nicht in einer grob anstößigen, sondern in einer geistlichen Weise. Christus sitzt noch; und Seine Feinde sind noch nicht unter Seine Füße gelegt worden. Wir haben jedoch die Verheißung, daß der Gott des Friedens bald Satan unter unsere Füße zertreten wird. (Römer 16, 20). Es ist wichtig, daß wir uns nicht von Satan erschrecken lassen, da wir in Christus den Sieg über den Feind unserer Seelen gewinnen. Dennoch ist es nötig, daß wir uns vor seinen Hinterhalten hüten und wissen, was gegen uns wirkt.

Was uns bewahrt ist die Macht des Heiligen Geistes auf dem Weg des Gehorsams. Die Gegenwart des Feindes im Himmel hat alles Gute, das Gott jemals dem Menschen gegeben hat, beeinträchtigt; und so ist es immer noch. Das gilt sogar für die Christenheit auf der Erde; denn die Himmel sind noch nicht verwandelt. Die Atmosphäre (Luftraum) ist böse. Doch es wird gesagt: „Widerstehet dem Teufel, und er wird von euch fliehen!“ (Jakobus 4, 7). Wenn Satan in uns Christus begegnet, flieht er, weil Christus ihn besiegt hat. Das Fleisch vermag ihm nicht zu widerstehen. Wenn ich im Fleisch bin, überwindet mich der Feind, wie wir es bei Petrus sehen. Petrus vermochte nach seinem Fall seine Brüder zu stärken, da er sich selbst und seine Schwachheit kennen gelernt hatte sowie auch die Gnade Christi. Das sollten wir uns gut merken! Indem wir im Heiligen Geist wandeln, sind wir vor den Pfeilen des Feindes geschützt.

Vers 13. In den vorherigen Versen wird die allgemeine Stellung eines Kindes Gottes in bösen Tagen betrachtet. Jetzt wird von der Waffenrüstung mehr in den Einzelheiten gesprochen. Wir sahen zweierlei: 1. Wir müssen mit der ganzen Waffenrüstung bewaffnet sein. 2. Wir müssen mit der ganzen Waffenrüstung Gottes bewaffnet sein. Ausschließlich diese Waffenrüstung kann den Angriffen des Feindes widerstehen. Es gibt Zeiten, in denen uns der Feind angreift und in denen Gott zuläßt, daß wir mehr oder weniger versucht werden. Die ganze gegenwärtige Haushaltung (Dispensation) ist der „böse Tag“, an dem Satan erlaubt ist, seine Macht auszuüben. Christus ist von der Erde abwesend; und Satan darf seine Macht auf derselben entfalten.

Es gibt Augenblicke, in denen wir in Frieden Gemeinschaft mit dem Herrn genießen, ohne daß der Feind uns stört. Dann ist alles Friede. Es gibt indessen auch Zeiten, in denen wir die Macht Satans fühlen müssen. Zweifellos ist auch die Macht Christi da, aber um zu kämpfen. Darum wird gesagt: „Nehmet die ganze Waffenrüstung Gottes!“ Hier wird von dem Widerstand gegen die offensichtlichen Angriffe Satans gesprochen. Dabei geht es nicht einfach darum, wie es bei Israel der Fall war, gewisse Siege zu gewinnen, gewisse Gebiete zu erobern und im Land Fortschritte zu machen. Das ist nicht der Gedanke, der unmittelbar vor dem Apostel steht. Insoweit wir mit dem Heiligen Geist erfüllt sind, besitzen wir schon alles, obwohl wir gleichzeitig in den himmlischen Örtern Krieg führen müssen. Satan versucht, unser Vertrauen zu zerstören, uns von dem Genuß Christi abzuhalten und das Bewußtsein von uns zu nehmen, daß wir alles in Ihm besitzen. Was wir also in dieser Stellung zu tun haben, ist, fest zu stehen. Alles gehört uns; und wenn wir feststehen, besitzen wir es auch. Satan versucht, unseren Standpunkt zu erschüttern. Darum werden wir aufgefordert, unsere Rüstung anzuziehen und fest zu stehen.

Vers 14. In diesem Vers werden die Mittel zum Widerstand vor mich gestellt. Unsere Lenden müssen mit Wahrheit umgürtet sein. Anderenfalls wären wir wie ein Schiff mit voll ausgebreiteten Segeln, aber ohne Ballast – es würde untergehen. Ballast, um dem Schiff Stabilität zu verleihen, ist unbedingt nötig. Es steht geschrieben: „Heilige sie durch die Wahrheit: dein Wort ist Wahrheit“ (Johannes 17, 17) und etwas weiter: „Ich heilige mich selbst für sie, auf daß auch sie Geheiligte seien durch Wahrheit.“ (Johannes 17, 19). Christus heiligte Sich selbst als Ausdruck aller Wahrheit Gottes im Menschen. Er besaß nicht nur die Kenntnis der Wahrheit. Er war Selbst die Wahrheit. Wir sollen nicht nur die Wahrheit kennen, sondern unsere Zuneigungen sollen auch durch dieselbe gefüllt und regiert werden. Wenn unsere Herzen von Jesus erfüllt sind, werden wir durch die Wahrheit geheiligt, wie sie in Jesus ist. Das macht uns frei und heiligt uns.

Das Wort „Nieren“ [im Wort Gottes; Übs.] spricht von allem, was in uns ist. Die inneren Gefühle, die inneren Gedanken, alles wendet sich an Gott. Das Herz ist bei Gott. Alles, was nicht von Ihm ist, wird gerichtet. Ich befinde mich mit Ihm in Gemeinschaft. Ich befinde mich in Seiner Gegenwart – werde von Ihm belehrt. Der Apostel dringt darauf, daß unsere Gedanken und unsere Gefühle von der Wahrheit beherrscht werden – daß das, was der Heilige Geist uns lehrt, über unsere Herzen regiert. Damit müssen wir beginnen. Das Herz muß frei sein – frei von der Macht jeder Lust und jedes geistlichen Irrtums. Dann besitzen wir Freiheit in der Wahrheit. Wir können nicht glücklich sein, wenn wir unseren Herzen erlauben, allem nachzulaufen, was sich uns anbietet; denn dann sind wir in unserem Dienst nicht fähig, Satan zu widerstehen. Vielleicht nehmen wir sogar das Böse nicht wahr. Seine Auswirkungen werden anfangs nicht empfunden. Doch an einem bösen Tag offenbart es sich. (Siehe Hiob!). Satan streift um uns herum und sucht, uns zu überwältigen. Das ist der Grund, warum wir unsere Herzen nicht ohne Achtsamkeit oder Wachsamkeit hinter allem her laufen lassen dürfen. Satan wird dann nämlich am bösen Tag über uns Gewalt gewinnen. Der fest gegründete Christ unterscheidet Gutes und Böses. Seine Gedanken schweifen nicht länger hienieden herum. Wenn unsere Gedanken im Himmel bei Jesus sind, befinden wir uns in Sicherheit. Es ist für uns unmöglich, auf der Erde glücklich zu sein, wenn wir nicht in Heiligkeit wandeln. Dort im Himmel dürfen wir unsere Herzen freilassen, weil es dort nichts anderes gibt als Heiligkeit und die Herrlichkeit Gottes. Aber hier in Anwesenheit des Feindes und mit solchen trügerischen Herzen benötigen wir Wahrheit, um letztere zu leiten. „Stehet nun, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit!“ Das heißt, daß das, was sich in Christus befindet, auf unsere Neigungen angewandt wird, damit das Herz Verständnis über geistliche Dinge besitzt und wir Christus entsprechend wandeln.

Beachten wir, daß alles, was wir gerade gesagt haben, ausnahmslos für jeden Christen gilt; denn er befindet sich in der Wahrheit. Er hat die Gerechtigkeit des Glaubens und besitzt das Evangelium des Friedens. Der Apostel wünscht indessen, daß wir diese Gnaden auf unserem praktischen Wandel nutzen. Falls unsere Herzen vom Geist Jesu geleitet werden, sind wir uns bewußt, daß wir in allem, was uns betrifft, in praktischer Gerechtigkeit wandeln. Satan vermag am bösen Tag nichts gegen uns zu sagen. Nichts kann uns schwächen in unserem Kampf mit ihm. Falls kein gutes Gewissen vorliegt, wenn die Gerechtigkeit nicht verwirklicht wird, haben wir keine Kraft. Wir müssen uns dann am Tag des Kampfes verstekken. Wenn Satan die Kinder Gottes angreift, dann handelt er auf dem Grundsatz der Heiligkeit Gottes. Sie werden überwältigt, wenn etwas auf ihren Gewissen liegt, bezüglich dessen eine weltliche Person überhaupt kein Unbehagen fühlt. Indem der Heilige Geist auf das Gewissen einwirkt, kann Er Seine Kraft ausschließlich der Heiligkeit mitteilen; und für Ihn gibt es keine andere als nur die Heiligkeit Gottes.

Andererseits, je näher wir uns bei Gott aufhalten, desto mehr sucht Satan uns zu überraschen. Es ist für einen Menschen unmöglich, in rechter Weise die Heiligkeit Gottes zu ermessen, falls er nicht fest in der Gnade steht und standhaft den Angriffen Satans begegnet. Wenn wir nicht entsprechend dem Licht, das wir zu haben bekennen, vor Gott wandeln, ist Gottes Kraft nicht mit uns; und oft hält Gott sogar das Licht zurück, in dem wir nicht zu wandeln begehren. Falls wir in irgendeiner Sache gesündigt haben, müssen wir bei der Gnade Zuflucht suchen. Falls wir gewohnheitsmäßig im Geist wandeln, werden wir, sobald wir gestrauchelt sind, uns selbst vor Gott richten, bevor Satan uns angreift; denn Gott ist gut und treu in Seiner Gnade; und wir werden ruhig sein. Christus war immer in Gemeinschaft mit Seinem Vater; und als der böse Tag kam, war Er ruhig. (Um einen gefallenen Gläubigen zu sehen, blicke auf das Beispiel Davids in Psalm 32, 5! „Du hast vergeben die Ungerechtigkeit meiner Sünde …“).

Der Heilige Geist befiehlt also, mit dem Brustharnisch der Gerechtigkeit bekleidet zu sein, weil mit diesem Waffenstück nichts auf unserem Gewissen liegt. Ein Mann kann sein Schwert nicht benutzen, wenn er krank ist. Gott beginnt demnach damit, wie wir schon gesagt haben, den Menschen selbst zu kräftigen. Danach spricht Er von dem Zeugnis, das dieser abzulegen hat. Gott möchte, daß der Krieger auf die Schlacht vorbereitet ist.

Vers 15. Wer heilig und gerecht in seinem täglichen Wandel ist, steht in Gemeinschaft mit Gott. Er befindet sich in Frieden und in Ruhe hinsichtlich allen seinen Verbindungen mit Gott. Er ist wachsam bezüglich dessen, was gut ist, indem er weiß, daß sich Satan auf der Pirsch befindet. Er hat indessen keine Furcht, weil er weiß, daß er mit Gott wandelt. Nichts kann ihn auf seinem Weg beunruhigen. Infolgedessen befindet er sich in Frieden. Der Titel „Gott des Friedens“ wird Gott häufiger als jeder andere gegeben. (1. Thessalonicher 5, 23; Hebräer 13, 20; Römer 16, 20 usw.). Wenn ein Gedanke im Zusammenhang mit dem Wesen Gottes besonders hervorsticht, so ist es der Friede. Die Seele, welche sich in Gott aufhält, ist voller Friede. Sie erfreut sich vollkommen des Evangeliums Gottes. Sie genießt Seine Gnade. Sie ist in Frieden und geht aus der unmittelbaren Gemeinschaft mit Gott hinaus zu einem Wandel durch diese arme Welt. In diesem Geist des Friedens sind alle ihre Wege durch Frieden gekennzeichnet. Ein derartiger Charakter ist ihrem ganzen Wandel in unserer Welt aufgedrückt. Nachdem Gott der Seele diesen Platz vor Ihm geschenkt hat, beginnt Er damit, sie über den Wandel zu belehren; und der Wandel einer solchen Person hienieden nimmt an dem genannten Evangelium des Friedens teil. Zuerst genießen wir diesen Frieden gemeinsam mit Gott durch das Evangelium aufgrund der Wirksamkeit des Werkes Christi. Außerdem versetzt uns dieser Friede in Gemeinschaft mit Gott und macht uns glücklich in dem, was gut ist. Solche Gemeinschaft ermöglicht uns, die Sünde und die Rebellion des Herzens zu überwinden. Alles, was uns dann begegnet, offenbart in unserem Wandel durch den Heiligen Geist jenen Frieden, den wir genießen. Es ist schön, eine Seele zu sehen, welche die Kraft eines solchen Friedens in die Welt hineinbringt.

Auf diesem treuen Wandel erlebt der Christ die feurigen Pfeile des Bösen. Je treuer er ist, desto mehr sucht Satan ihn zu beunruhigen. Wenn er einen bösen Gedanken durch das Herz schießen läßt, so ist das ein Pfeil. Doch die Seele des Treuen ist in Frieden. Nichts kann ihn beunruhigen, obwohl Satan diesen Frieden stören möchte. Wenn verborgene Selbstzufriedenheit sich in ein Herz einschleicht, ist es der Feind, der unser Vertrauen wegnehmen möchte. Wir erblicken Christus in diesem ruhigen und vollkommenen Vertrauen inmitten Seiner Leiden. (Johannes 18, 11). Friede bewahrte Seine Seele. Das heißt nicht, daß Er Freude daran hatte, den Kelch zu trinken. Aber Er empfand Freude, ihn aus der Hand Dessen zu nehmen, Der ihn Ihm darreichte. Nichts konnte Sein Vertrauen erschüttern. Alle Pfeile Satans wurden am Schild des Glaubens ausgelöscht. Als Er im Herzen zerbrochen und von der Bosheit der Menschen überwältigt war, sagte Er: „Ich preise dich, Vater!“ (Matthäus 11, 25). Wenn wir einer Versuchung begegnen, sollen wir nicht andere Menschen anklagen oder ihnen Vorwürfe machen, sondern unsere Zuflucht bei Gott nehmen. Aber häufig handeln wir umgekehrt. Wir mißtrauen Gott. Wenn wir auf Schwierigkeiten treffen, zweifeln wir an Gott und tadeln Ihn für die Ungerechtigkeit der Menschen. Satan versucht Mißtrauen zu erwecken. Darum sagt der Apostel, daß wir den Schild des Glaubens aufnehmen müssen.

Vers 16. Völliges Vertrauen auf Gott wird benötigt. Von einer Stellung aus, in der wir alle Stürme von oben beobachten, sind wir in Frieden. Falls wir indessen dieses Vertrauen nicht haben, gibt es Umstände, die uns beunruhigen. Das ist unsere Lage: Wir befinden uns auf der Erde und das Fleisch ist noch in uns. Satan befindet sich im Himmel; aber Christus steht höher, nämlich zur Rechten Gottes. Christus hat Satan noch nicht ausgetrieben (damit der Glaube auf die Probe gestellt wird). Durch den Glauben können wir indessen die Wahrheit für uns in Anspruch nehmen, daß Christus alles getan, den Sieg über Satan errungen und über alle Himmel hinaufgestiegen Seinen Platz zur Rechten Gottes eingenommen hat. Damit befinden auch wir uns über allen Umständen. Ich kenne Christus. Ich bin Gott nahe. Ich betrachte alles Gott und nicht den Umständen entsprechend. In 4. Mose sehen wir, wie Israel, als kein Wasser da war, Gott die Schuld gab und Mose an sich selbst und seine eigene Wichtigkeit dachte. (4. Mose 20). Wir verhalten uns in Anfechtungen häufig in derselben Weise. Das ist jedoch ein Mangel an Vertrauen auf Gott. Satan möchte die Verbindungen zwischen uns und Gott zerreißen. Aber Gott hat uns offensichtliche Proben Seiner Liebe geschenkt, indem Er Seinen Sohn gab, der alle Gewalt im Himmel und auf der Erde besitzt. Satan kann uns Seine Gnade nicht wegnehmen. Wenn unsere Lenden jedoch nicht umgürtet sind, wird unsere Gemeinschaft unterbrochen.

Vers 17. Die Errettung einer Seele, die einmal zu Gott gebracht worden ist, steht fest. Diese Wahrheit ist ein Helm, ein Schutz, der uns vor den Attacken des Feindes beschirmt. Es besteht ein Unterschied zwischen dieser gesegneten Stellung und einem Wirken für die Errettung. In meinen Kämpfen mit dem Feind trage ich auf meinem Haupt die Sicherheit meines Heils. Satan kann mich nicht erreichen; ich habe ewiges Leben. Dahinein kann Satan nicht eindringen. Das gibt Kühnheit im Kampf. In dem Bewußtsein, daß Gott uns errettet hat, schreiten wir voran. Das Haupt ist aufgerichtet (aber wegen der Furcht Gottes nicht mit Stolz). Indem wir auf Ihn vertrauen, fürchten wir nichts. Das ist der Fall, wenn wir die Zuneigungen Christi besitzen. Wir sind in einen solchen Stand versetzt, daß wir mit Kühnheit durch eine uns mitgeteilte Kraft, die uns die Waffenrüstung Gottes benutzen läßt, vorangehen können. Das wünscht Gott für uns. Es ist eine gesegnete Stellung, um im Kampf fest zu stehen. Bei dem Gericht über den inneren Menschen wird die Wahrheit angewandt. Praktische Gerechtigkeit sichert das Gewissen vor den Anschlägen des Feindes. Die Macht des Friedens vermittelt unserm Wandel ihren Charakter. Vertrauen auf die Liebe Gottes löscht die vergifteten Pfeile des Zweifels aus. Die Gewißheit des Heils schenkt uns Kühnheit, vorwärts zu gehen.

Im Vorhergehenden haben wir gesehen, daß der Apostel damit beginnt, uns vorzustellen, was uns innere Stärke gibt, nämlich Verteidigungswaffen gegen die Angriffe des Feindes. Jetzt spricht er von den Angriffswaffen und beginnt mit dem Schwert des Geistes als das Mittel, an einem bösen Tag der Macht Satans zu widerstehen. Paulus spricht vom Schwert als ein Mittel, bestehen zu können. Der Helm wird vor das Schwert gestellt, weil dann, wenn dieses Vertrauen, diese Sicherheit, fehlt, wir das Schwert des Geistes nicht richtig benutzen können. Alle Drohungen, Warnungen und Vorschriften hinsichtlich der Heiligung werden in der Hand Satans genauso viele Mittel, uns mit Beschlag zu belegen, falls wir nicht die Zuversicht haben, daß Gott für uns ist. Ohne diese Zuversicht vermag Satan sogar das Wort Gottes zu benutzen, um uns zu überwältigen. Dieses Wort wird „Schwert des Geistes“ genannt. Es geht nicht um unser Verständnis, sondern um den Geist Gottes in uns. Der Geist Gottes allein, kann das Schwert des Wortes handhaben. Es ist dieser Geist, der uns an die richtigen Bibelstellen im Augenblick der Versuchung erinnert. Davon haben wir ein treffendes Beispiel in Christus während der Stunde Seiner Versuchung. Wir mögen über die Dinge Gottes nachdenken. Das hilft aber nichts gegen den Feind. Der Geist muß in uns wirken und das Wort Gottes anwenden. Offensichtlich kann der Heilige Geist nicht auf diese Weise das Wort Gottes benutzen, wenn wir Ihn betrübt haben und unsere Lenden nicht umgürtet sind. Im Gegenteil, Satan verwendet dann dieses Wort gegen uns. Falls ein Christ nicht das glückliche Gefühl hat, für Gott da zu sein, vermag er nichts zu sagen, wenn Satan eine Versuchung vor ihn stellt. Die kleinste Warnung des Wortes beunruhigt und überwältigt den Gläubigen, weil das Wort nicht durch den Heiligen Geist eine Waffe in seiner Hand gegen den Feind ist. Statt dessen befindet es sich in der Hand des Feindes und richtet sich gegen den Gläubigen. Es ist natürlich wahr, daß Gott das Wort als Mittel benutzt, von Sünde zu überführen und auf diese Weise die Seele aufzuwecken, indem Er auf das Gewissen einwirkt. Aber zu jeder Zeit, in der dieses Wort nicht auf dem Grundsatz der Gnade nutzbar gemacht wird, handelt es sich nicht um ein Werk des Heiligen Geistes. Falls die Überführung von Sünde uns dahin leitet, Gott zu mißtrauen, kommt sie nicht von Ihm, sondern vom Feind. Der Heilige Geist überführt uns von Sünde durch das Wort. Doch Er zeigt auch die Zuflucht in Christus. Er treibt uns nicht in Verzweiflung.

Das Wort wird uns als eine zu benutzende Waffe vorgestellt, weil es in zweifacher Weise wirkt. Erstens: Der Heilige Geist vermag, indem Er das Wort gebraucht, in uns zu wirken und uns einen Gegenstand vorzustellen, der unsere Herzen mit Freude und Hoffnung erfüllt. Zweitens kann Er es verwenden, wenn Er uns von Sünde überführen will. Tatsächlich will der Geist uns zeigen, was die Folgen einer Sünde sind. Er wird indessen niemals sagen, daß Christus für unsere Seelen nicht ausreicht. Er kann das Zeugnis nicht verleugnen, das Er in Hinsicht auf die Herrlichkeit und das Werk Jesu in Gnade ablegt. Er benutzt die Heiligkeit Gottes, um in uns das tiefste Empfinden für Sünde hervorzurufen. Er wird jedoch niemals sagen, daß Gott nicht der Gott der Gnade für uns ist. Für einen Christen, der den Frieden genießt und dem die Liebe des Vaters geoffenbart wurde, ist vollkommen klar, daß es nicht der Geist Gottes ist, der irgendwelche anderen Gefühle hinsichtlich der Sünde hervorruft. Wenn wir gefehlt haben, will der Geist Gottes uns traurig machen; aber Er wird niemals sagen, daß der Herr des Hauses nicht unser Herr ist. Ein solcher Gedanke wäre eine Frucht des Unglaubens.

Doch hier geht der Apostel noch ein wenig weiter. Er setzt voraus, daß Glaube ausgeübt wird und legt das Wort in unsere Hand. Satan will uns einreden, daß wir nicht fähig sind, das Schwert des Geistes zu benutzen. Dann wird dieser selbe Geist, der uns an eine Bibelstelle erinnert, Satan zum Schweigen bringen. Blicke noch einmal auf Christus in Seiner Versuchung – auf Christus, der nie Seine Zuversicht verlor! Dort war der Geist Gottes in Kraft. Christus hatte Seine Lenden umgürtet und den Brustharnisch der Gerechtigkeit angetan. Er blieb ruhig und wußte die richtige Bibelstelle für die gegebenen Umstände anzuführen. Paulus setzt einen Christen voraus, der in dieser Kraft des Geistes feststeht und den Mund Satans völlig zum Schweigen bringt, wenn dieser auf tausend Weisen versucht, ihn stolpern zu lassen. Indem ein solcher Christ über alle Verteidigungswaffen verfügt, kann er das Schwert des Geistes anwenden; und wenn der Heilige Geist in ihm nicht betrübt ist, legt Dieser Zeugnis ab von der Gunst Gottes. Das Wort Gottes ist die kraftvollste Waffe der Stärke bei einem Christen.

Verse 18–20. Die zweite dieser [Angriffs-; Übs.] Waffen, die uns geschenkt worden sind, ist das Gebet im Heiligen Geist. Das ist jenes Gebet, welches der Energie eines geistlichen Lebens entspringt, in dem der Heilige Geist in uns nicht betrübt ist. Derselbe Geist, der in uns wirkt, benutzt das Wort, wird zu einem Geist der Fürsprache und wünscht ein Eingreifen Gottes zugunsten der Erlösten und des Werkes Gottes in der Welt. Die Seele befindet sich zufrieden in der Gegenwart Gottes. Sie wacht, anstatt zuzulassen, daß sie überrascht werden könnte. Ihre Gebete werden, anstatt anzuklagen, der Kraft des Heiligen Geistes entsprechen. Wir vermögen dann, das Gebet als Menschen zu gebrauchen, die gewacht haben und während ihres Wachens Gegenstände für das Eingreifen Gottes fanden. Wir mögen angefochten sein, niedergeworfen – wir befinden uns indessen nicht unter der Gewalt des Feindes.

Falls ich schlechte Nachrichten höre – sei es in Bezug auf die Kirche (Versammlung) Gottes, sei es eines Bruders –, macht dieses mich traurig und niedergeschlagen, wie es auch Paulus erlebte, der mit äußeren Kämpfen und inneren Befürchtungen zu tun hatte. (2. Korinther 7, 5). Aber wenn Satan nichts in uns gefunden hat, wird trotz dieser Traurigkeit und aus der Niedergeschlagenheit heraus Gemeinschaft mit Gott folgen, anstatt daß wir unsere Gefühle herum streifen lassen. Wir befinden uns in der Gegenwart Gottes. Wir wachen mit Ihm, um zu Ihm sprechen zu können. Falls das indessen nicht der Fall ist, wird Satan uns unversehens in Augenblicken der Sorglosigkeit überwinden. Wenn wir mit Gott wandeln, werden bei uns Gebete hervorgerufen, die den Gedanken Gottes entsprechen. Das zerbrochene Herz findet in Jesus die vollkommene Gewißheit der Gunst Gottes. Die Philipper in ihrem Leidenszustand waren Gott begegnet, anstatt sich durch die Leiden erschrecken zu lassen. (Philipper 1, 28). Obwohl ich betrübt bin, wird diese Betrübnis, wenn ich mich in der Kraft des Heiligen Geistes aufhalte, umso mehr lebendige Fürsprache bei Gott hervorrufen. Es ist kostbar zu sehen, was Anfechtungen, sogar Züchtigungen, bewirken können. Falls unser Wandel geistlich ist, werden solche nur eine Gelegenheit bieten, den Sieg zu erringen und Satan wegzutreiben. Alle Glieder sind mit dem Haupt verbunden und durch Seinen Geist an allem interessiert, was Christus betrifft. Sie können nicht immer in diesem oder jenem Fall selbst handeln. Doch sie können wie der Hauptmann zu Christus sagen: „Sprich nur ein Wort, und mein Knecht wird gesund werden!“ (Matthäus 8, 8).

So wie wir gesehen haben, daß das Wort Gottes das Schwert des Geistes ist, so erkennen wir auch, welche Wichtigkeit der Herr dem Gebet zumißt. Es gibt zwei Arten von Gebet. Das eine Gebet ist ein Ausdruck unserer Bedürfnisse; das andere wird in der Kraft des Heiligen Geistes ausgesprochen und darum unfehlbar beantwortet. Sowohl für die Handhabung des Schwertes des Geistes als auch für das Gebet muß schon ein christliches Leben vorhanden sein. Um für andere beten zu können, muß unser eigenes Leben in Verbindung mit Gott stehen. Unter den Christen gibt es viel zu wenig Fürbitte, weil sie zu den Gebetsstunden kommen nach einem täglichen Leben der Gleichgültigkeit, das von den gegenwärtigen Dingen vollauf beschlagnahmt ist. Als Folge enthüllen ihre Gebete die Schwachheit des Einzelnen und nicht das Werk des Heiligen Geistes zugunsten der Kirche. Ach!, zu oft handelt es sich um eine Auseinandersetzung mit unserem eigenen Versagen. Wären wir darin auf unserem täglichen Weg wachsam, würden unsere Gebete wirklich Fürbitten sein und nicht Tag für Tag ein Flehen wegen unserer Fehler. Wir sollten danach verlangen, daß unsere persönlichen Gebete uns dazu befähigen, für alle Heiligen zu beten. Ohne diesen Charakter werden sie niemals jene kraftvolle Energie des Heiligen Geistes aufweisen. Satan wird irgendwelche Mittel finden, um die Christen umzuwerfen. Wie wünschenswert ist es daher, daß sich solche unter uns aufhalten, welche die Hilfe Gottes zu den Erlösten bringen. Je mehr wir als Einzelpersonen oder als Gruppe an unserem Standort in dieser Welt treu sind, desto mehr sind wir den Hinterhalten des Feindes ausgesetzt; und falls wir nicht nahe bei Gott weilen, wird der Feind einen Weg finden, Verwüstung anzurichten.

Wir erkennen hier, daß die treuesten und fortgeschrittensten Christen ihre Abhängigkeit von Gott und allen Erlösten fühlen. Paulus‘ apostolische Gabe hing in einem gewissen Sinn von den Gebeten aller Erretteten ab. Gott bestimmte es so, damit die Kirche in ihren Zuneigungen verbunden sei. (2. Korinther 1, 11). Der Apostel befand sich in einer herausragenden Stellung, und dennoch erhielt er möglicherweise Kraft durch die Gebete einer armen bettlägerigen Frau. Am letzten Tag werden allerdings alle verborgenen Früchte sichtbar. Es ist ermutigend zu sehen, daß Gott die verborgenen Glieder, welche die am wenigsten ehrenwerten in den Augen des Fleisches sind, ehrt. Dieser Gedanke veranlaßt uns, demütig an unserem Platz zu wandeln. Häufig bleiben jene Personen vor menschlichen Augen verdeckt, welche die Mittel des Segens für solche sind, die auffallende Plätze einnehmen. Wir sollten an das Lob denken, das Gott mitteilt und nicht die Menschen. Der einzige Beweggrund in unserem Dienst sollte die Verherrlichung Gottes sein. Falls mein Herz, das niemand sehen kann, nicht schlägt, vermag ich nicht zu rennen. Es gibt Personen, die wirklich das Herz der Kirche ausmachen. Es sind nicht oft die sichtbaren Dinge, welche Gott am meisten schätzt.

Verse 21–24. In diesen letzten Versen erkennen wir den Ausdruck des Feingefühls in Paulus, wenn er Tychikus zu den Ephesern sendet. Wir sehen, wie er mit den Zuneigungen der Erlösten rechnet.

Fußnoten

  • 1 Anm. d. Übers.: Es geht hier wohl um die sogenannte Einführung in die Gesellschaft, wie sie früher und in be­stimmten gehobenen Gesellschaftskreisen gepflegt wurde.
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