Der erste Brief an die Thessalonicher

Kapitel 2

Der erste Brief an die Thessalonicher

Nachdem der Apostel diese drei Hauptwahrheiten des Christentums festgestellt hat, erinnert er die Thessalonicher daran, wie er in ihrer Mitte gewandelt hat, denn er wünscht, dass auch sie durch denselben Geist geleitet würden und in derselben Gesinnung wandeln möchten. Paulus richtete keine Ermahnungen an andere, ohne sie selber strikte zu befolgen. Er hat nie andere ermutigt, die Verfolgungen um des Christus willen zu ertragen, ohne sie selber zu erdulden. Im Gegenteil, nachdem er in Philippi geschmäht und misshandelt wurde, hatte er mit Freimütigkeit seinen Angriff gegen die Mächte der Finsternis in Thessalonich erneuert, und das mit großer Kraft und unter viel Kampf (Verse 1 und 2).

Er hatte auch niemanden ermahnt, nur um Menschen zu gefallen, nein, er hatte die Wahrheit dargestellt als vor dem Angesicht Gottes – vor den Augen dessen, der die Herzen prüft (Verse 3 und 4). Der Apostel hatte den Gläubigen in Thessalonich nicht geschmeichelt, um sie zu gewinnen; auch hatte er nicht seinen materiellen Vorteil gesucht, sondern vielmehr mit eigenen Händen gearbeitet, um ihnen nicht zur Last zu fallen. ja, gleichwie eine Amme ihre Kinder nährt, hat er ihnen geistliche Nahrung dargereicht, indem er ihnen mit Freude das Evangelium Gottes mitteilte. Ihr geistliches Wohlergehen lag ihm so sehr am Herzen, dass er für sie sein eigenes Leben, dranzugeben bereit war (Verse 5–9).

In allen Wegen wandelte Paulus vor Gott im Licht und in der Kraft des Heiligen Geistes. Seine Hingabe an die Thessalonicher war eine völlige, und wenn der Apostel ihnen schrieb, wie sie wandeln sollten, so hatten sie in ihm selber das Vorbild. Sein Wandel war heilig, gerecht und untadelig, so dass er sie mit inniger Zuneigung ermahnen konnte, würdig des Gottes zu wandeln, der sie zu Seinem Königreich und Seiner Herrlichkeit berufen hatte (Verse 10–12).

Welch schönes Zeugnis über die Thessalonicher konnte Paulus ablegen, und zwar ohne befürchten zu müssen, dass ihm widersprochen würde! Er konnte mit allem Freimut Gott zum Zeugen anrufen, dass das, was er sagte, Wahrheit war. Doch nicht nur das; er konnte auch mit derselben Freimütigkeit zu ihnen sagen: Ihr seid Zeugen, ihr wisst, dass wir untadelig in eurer Mitte gewandelt sind. Es war bei Paulus nicht so, wie es zuweilen der Fall ist, dass man Gott als Zeuge für die Wahrheit seiner Worte anruft, während der Wandel das Gegenteil beweist. Nein, Paulus konnte sich auf die berufen, in deren Mitte er gelebt hatte; er brauchte nicht im mindesten zu befürchten, dass sie über ihn ein anderes Urteil fällen würden.

Paulus war in der Tat ein Nachfolger des Herrn Jesus. Wenn wir dieses Zeugnis des Apostels lesen, dann denken wir unwillkürlich an das Leben unseres Herrn. Gewiss, zwischen dem Wandel des Herrn Jesus und dem der treuesten Seiner Jünger besteht ein himmelweiter Unterschied. Der Herr war die Vollkommenheit; bei Ihm war kein Fehler und kein Gebrechen; alles war bei Ihm in der schönsten Harmonie, in der vollkommensten Übereinstimmung; nichts war vorherrschend, so dass man nicht von diesem oder jenem Temperament sprechen kann; während selbst bei den besten der Jünger Jesu immer wieder Mängel und Unvollkommenheiten offenbar werden. Niemand kann mit solchem Recht ein Nachfolger des Herrn genannt werden wie Paulus. Er konnte sagen: „Ihr seid Zeugen, und Gott, wie göttlich und gerecht und untadelig wir legen euch, die Glaubenden, waren“ (Vers 10). Seine zärtliche Liebe und seine herzliche Zuneigung zur Versammlung des Christus waren vorbildlich. Christus hat die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben. Nun, Paulus kann hier und anderswo bezeugen, dass er die Gemeinde so liebte, dass er gern sein Leben für sie gegeben hätte. Und mit welcher Zartheit hatte er sie betreut! Wie eine Amme ihre eigenen Kinder pflegt, und wie ein Vater seine eigenen Kinder ermahnt, so hatte er die Heiligen erquickt und getröstet. Dabei hatte er nie nach dem Urteil der Menschen gefragt, sondern stets den Willen und das Wohlgefallen Gottes vor Augen gehabt.

In der Tat, Paulus war ein wirklicher Nachfolger des Herrn. Es ist trostreich und erquickend, sein Leben zu betrachten; sein Eifer, seine Hingabe stimmen uns zur Bewunderung, obwohl das alles nur die schwache Widerspiegelung des vollkommenen Bildes des Herrn ist. Vom Knecht richten wir unsere Blicke auf den Meister und rufen aus: wenn wir schon beim Knecht solche Liebe sehen, wie groß muss dann die Liebe des Meisters sein! Das macht unsere Herzen unaussprechlich glücklich. Er gab sein Leben für uns, o ja! aber nicht allein das, Seine Liebe ist unerschöpflich; Er pflegt uns und trägt uns immerfort auf Seinem Herzen. Er wendet Sein Auge nie von uns ab. Er geht mit uns durch alle unsere Leiden und trägt alle unsere Sorgen. O teurer Herr Jesus! Wie selig ist es, Dich zu kennen! Wie herrlich, mit Dir zu wandeln und jeden Augenblick Dein göttliches Erbarmen, Dein zartes Mitgefühl zu erfahren!

Gewiss, diese Nachfolge Jesu war beim Apostel nicht durch eigene Kraft, auch nicht kraft seines Apostelamtes gewirkt. O nein, er war ein Mensch gleicher Art wie wir; er musste wie wir alle von sich selber bezeugen: „Ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt“ (Römer 7,18). Was er gewesen ist, das ist er durch die Gnade Gottes, durch die Kraft des Heiligen Geistes geworden. Nur als der von Gott Begnadigte war er imstande, mit Gott so zu wandeln und so gesinnt zu sein. Welch ein herrlicher Triumph der Gnade! Nicht nur ist diese Gnade imstande, einen Sünder zu erlösen und in den Himmel zu bringen, sondern sie vermag so an ihm zu arbeiten, ihn so zu verändern, dass er, obwohl von Natur selbstsüchtig und hasserfüllt, sich selber verleugnet, um nur das Heil und das Wohl anderer zu suchen. Diese Gnade, die Paulus instand setzte, solch herrliche Früchte des Geistes hervorzubringen, ist auch uns geschenkt. Alles, was zum geistlichen Leben und zur Gottseligkeit gehört, ist uns gegeben. Der Heilige Geist wohnt in uns, um Gottes Kraft in Schwachheit zu vollbringen. Sicherlich wird sich niemand von uns anmaßen, es in einem Tag so weit zu bringen wie Paulus. Aber es gibt ein Wachsen in der Erkenntnis und in der Gnade; was Gott in Paulus wirkte, will Er auch in uns bewirken. Darum wollen wir uns Ihm völlig übergeben und uns durch Seinen Geist leiten lassen.

Was ist nun aber die Triebfeder zu solch einem Gott wohlgefälligen, Ihm würdigen Wandel? Nichts weniger als das Bewusstsein, dass wir zu Gottes Königreich und zu Seiner Herrlichkeit berufen sind (Vers 12). Welch eine hohe Berufung! In Gottes eigenem Königreich sollen wir wohnen in Ewigkeit, und Gottes eigene Herrlichkeit soll unser ewiges, glückliches Teil sein. Dem neuen Jerusalem, der Braut des Lammes, ist die Herrlichkeit Gottes zuteil geworden. Wunderbares Vorrecht! Was wird es sein, wenn wir, in Anbetung versunken, unsere Kronen zu den Füßen des Lammes niederwerfen werden! Was ist selbstverständlicher, als dass unser Wandel hienieden in Übereinstimmung mit solcher Hoffnung sein muss!

Das Mittel, durch das uns diese wunderbaren kommenden Dinge mitgeteilt werden, ist Gottes Wort. Gott hat geredet, um sich selber und Seine Ratschlüsse zu offenbaren. Er hat dieses Evangelium dem Apostel Paulus anvertraut, und dieser hat dasselbe verkündigt in dem Bewusstsein seiner Verantwortlichkeit dem Herrn gegenüber (Siehe Vers 4). Und die Thessalonicher ihrerseits hatten das Wort aufgenommen mit Freudigkeit, nicht als ein Wort von Paulus, sondern als das Wort von Gott selbst, der es ihnen durch den Mund des Apostels mitteilte (Vers 13). Bemerkenswerte Übereinstimmung! Gott wirkte in Paulus, so dass dieser Worte Gottes redete, und Gott wirkte in den Herzen der Thessalonicher, dass diese die von Paulus gesprochenen Worte nicht als Menschenworte, sondern als Gottes eigene Worte annahmen. So ist es auch heute noch: derselbe Geist, der die Worte schenkt, bewirkt auch, dass sie als Seine Worte anerkannt und aufgenommen werden. Und Paulus fügt bei: „wie es wahrhaftig ist“. Er war sich dessen völlig bewusst, dass das, was er sprach, nicht seine Worte, sondern Gottes Worte waren, gleichwie er im ersten Brief an die Korinther lehrt, dass er durch den Geist geistliche Dinge durch geistliche Mittel (Worte) mitteile (1. Kor 2,13). Kostbare Wahrheit! In unsern Tagen des Zweifels und Unglaubens ist dies von unberechenbarem Gewicht. Gott hat sich nicht nur offenbart in Seinem Sohn, sondern wir haben auch eine Offenbarung Gottes im Wort, das der Heilige Geist uns lehrt. Wenn dies nicht so wäre, wer würde uns dann sagen, was wir als Offenbarung Gottes und was wir als mangelhafte Übermittlung dieser Offenbarung betrachten müssten? Nein, Gott sei Dank, wir haben einen festen Grund für unsern Glauben, das Wort Dessen, der nicht lügen kann. Gott hat dafür gesorgt, dass Sein ganzer Ratschluss bis in die kleinsten Einzelheiten unanfechtbar in der Heiligen Schrift verankert ist, so dass wir nicht mehr auf menschliche Überlieferungen angewiesen sind.

In den Versen 14–16 weist der Apostel die Gläubigen in Thessalonich darauf hin, dass sie, im Blick auf die zahlreichen Verfolgungen, Nachahmer der Versammlungen in Judäa geworden waren. Das diente zu ihrem Trost und zu ihrer Ermunterung. Hierdurch wurde doch bewiesen, dass diejenigen, die durch den Glauben das Evangelium annahmen, ob sie nun in Thessalonich oder in Judäa wohnten, ob sie Juden oder Griechen waren, dieselben Verfolgungen zu erdulden hatten. Überall hatte das Evangelium dieselbe Wirkung. Während die Gläubigen in Judäa von den Juden verfolgt wurden, hatten diejenigen in Thessalonich vor allem von ihren Mitbürgern Verfolgung zu erleiden. Die Predigt des Kreuzes war den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit. Die bekehrten Juden brauchten sich also nicht darüber zu verwundern, dass sie von ihren eigenen Stammesgenossen verfolgt wurden, wie dies ja aus der Apostelgeschichte mannigfach hervorgeht.

Zugleich ersehen wir aus diesen Versen, in welch einem traurigen Zustand sich das Volk der Juden befand. Israel wurde, nachdem es den Herrn Jesus gekreuzigt und das Zeugnis des Heiligen Geistes abgelehnt hatte, als Volk von Gott verworfen. Nun ruhte Sein Zorn über ihm. Allerdings war dieser Zorn noch nicht zur Entfaltung gekommen, und das Gericht war noch nicht hereingebrochen; aber Gott hatte sich ein anderes Volk erwählt, ein Volk aus Juden und Nationen, dessen Hoffnung und Erwartung nicht wie bei Israel irdischer Natur, sondern himmlischen Wesens ist. Israels verworfener König, „diesen Jesus“ (Apg 2,36), den Gott in den Himmel aufgenommen und dort mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt hat, ist das Haupt dieses himmlischen Volkes, der Versammlung oder Gemeinde. Mit Ihm, der im Himmel ist, sind die Gläubigen nun verbunden, und in Ihm sind sie „in den himmlischen Örtern“ (Eph 2,6) gesegnet mit jeder geistlichen Segnung. Zu dieser Versammlung wird nicht nur der Gläubige aus den Nationen, sondern auch der Gläubige aus Israel hinzugefügt (Siehe Apg 2,47). Beide werden in eine ganz neue Stellung gebracht. Sie werden Glieder am Leib des Christus, der Ekklesia, und infolgedessen hört jeder nationale Unterschied auf und die nationalen Vorrechte fallen weg.

Als Volk waren die Juden verworfen. Sie hatten nicht nur das Gesetz Übertreten, sondern auch ihre Propheten, die ihnen in Gnaden gesandt worden waren, getötet, ja sie hatten sogar ihren eigenen König, den Herrn Jesus, verworfen und ans Kreuz geheftet, und nun offenbarten sie ihren ganzen Hass gegen alle, die sich, zum Namen Jesus bekannten. Sie wollten verhindern, dass das Evangelium der Gnade Gottes in Christus, das sie selber von sich gestoßen hatten, von den Nationen angenommen würde. Dadurch hatten sie das Maß ihrer Sünden voll gemacht. Das Gericht der Verhärtung war über sie gekommen. Ohne Tempel und Altar sind sie noch heute über die ganze Erde zerstreut, ohne Licht und Erkenntnis der Wahrheit. Gottes Zorn bleibt auf ihnen bis auf die Zeit, da die Fülle der Nationen eingegangen sein wird, und das Urteil, das bereits über sie ausgesprochen ist, vollstreckt werden wird. Dann wird sich Gott Seines mit Abraham geschlossenen Bundes wieder erinnern – Seine Berufung und Erwählung sind unbereubar – und während die Masse des Volkes durch die Gerichte vertilgt werden wird, wird ein Überrest erwählt und bewahrt werden, welcher der verheißenen Segnungen teilhaftig werden soll.

Der letzte Teil dieses Kapitels redet nun noch von der innigen Gemeinschaft, die zwischen den Heiligen besteht. „Wir aber, Brüder, da wir für kurze Zeit von euch verwaist waren, dem Angesicht, nicht dem Herzen nach, haben uns umso mehr befleißigt, euer Angesicht zu sehen, mit großem Verlangen“ (Vers 17). Es war Paulus nur für kurze Zeit vergönnt gewesen, sich in Thessalonich aufzuhalten. Satan hatte durch eine Verfolgung ihn gezwungen, Thessalonich zu verlassen, und später war er verhindert worden, zu ihnen zurückzukehren. Und nach dieser Rückkehr sehnte er sich sehr. ja, er sagt. „Wir haben uns umso mehr befleißigt, euer Angesicht zu sehen, mit großem Verlangen. Deshalb wollten wir zu euch kommen (ich, Paulus, nämlich), einmal und zweimal, und der Satan hat uns verhindert“ (Verse 17 und 18). Der Apostel Paulus hing mit inniger Liebe an seinen geistlichen Kindern in Thessalonich; er trug sie alle auf seinem Herzen. Er konnte sie nicht vergessen, und darum sehnte er sich immerwährend nach ihnen. Man hätte ihm keine größere Freude bereiten können, als ihm Gelegenheit zu geben, wieder nach Thessalonich zurückzukehren. Satan jedoch wusste dieses zu verhindern. Der „Menschenmörder von Anfang“ sucht immer, die Freude und Gemeinschaft der Heiligen zu beeinträchtigen oder gar zu zerstören. Doch was Satan zum Schaden ersann, ließ Gott zum Guten wenden. Durch diese gewaltsame Trennung wurde das Band der Liebe und Gemeinschaft zwischen Paulus und den Thessalonichern nur um so stärker und inniger. Auch wurde durch diese Trennung der Herr selber, von dem die Gläubigen niemals getrennt werden können, mehr und mehr Mittelpunkt in den Herzen der Heiligen. Besonders dann, wenn wir auf unserer Wüstenwanderung durch Trübsale zu gehen haben, werden unsere Blicke hingelenkt auf Christus, der wiederkommen wird, um unsere Sehnsucht des Herzens völlig zu stillen und das Maß der Freude voll zu machen.

Das Auge des Apostels war auf die Ankunft des Herrn gerichtet. „Denn wer ist unsere Hoffnung oder Freude oder Krone des Ruhmes? Nicht auch ihr vor unserem Herrn Jesus bei Seiner Ankunft? Denn ihr seid unsere Herrlichkeit und Freude“ (Verse 19. 20). Es scheint, als wollte der Apostel hier sagen: „Sind wir auch jetzt noch getrennt, dann werden wir für immer vereinigt sein; werden wir jetzt durch die List Satans gehindert, einander zu sehen, bald kommt der Herr, und dann wird uns nichts mehr scheiden, dann können wir die gegenseitige Gemeinschaft ungehindert genießen; ist es jetzt nicht möglich, an eurer Auferbauung und Befestigung im Glauben zu arbeiten, dann werden wir miteinander die Herrlichkeit des Herrn schauen und die Freuden des Himmels genießen; auch werde ich, dann die Früchte meiner Arbeit in eurer Mitte ernten.“ Der Apostel tröstet sich angesichts der Trennung von seinen geliebten Thessalonichern mit der Hoffnung auf die Ankunft des Herrn. Wie schön und herrlich! Welch ein Trost für die Seele: die Hoffnung auf Seine Wiederkunft! Dann werden nicht nur alle Tränen abgetrocknet sein, dann hört nicht nur alles Leiden auf, dann gibt es auch keine Trennung mehr. Alle Heiligen werden für immer vereinigt sein; alle, die uns auf dieser Erde verließen, und die wir hienieden nie sahen, werden wir in der Herrlichkeit zu sehen bekommen. Eine ununterbrochene Gemeinschaft wird unser Teil sein, und keine Gefahr, die diese Gemeinschaft irgendwie beeinträchtigen könnte, wird die Seele mehr beunruhigen.

Doch die Erwartung von Jesu baldigem Kommen tröstet nicht nur die Seele bei dem Getrenntsein hienieden und inmitten der Mühsal dieser Erde, sondern sie ermutigt und erquickt das Herz des Knechtes des Herrn auch bei all seiner Arbeit am Evangelium. Die Früchte seiner Arbeit sind nicht verloren; er wird sie bei der Ankunft des Herrn wiederfinden. Bei Seiner Wiederkunft würden, die Thessalonicher die Freude und die Krone des Ruhmes des Apostels sein. Allerdings, das Wichtigste, das, was unser Herz in erster Linie begehren soll, ist, den Herrn selbst zu sehen und Ihm gleich zu sein. Dies ist das Teil aller Heiligen. Doch die Früchte, welche das Werk des Heiligen Geistes in uns, die Folge der Kraft des Glaubens und der Treue vor dem Herrn sind, sind nicht bei allen die gleichen, obwohl sie bei jedem Kind Gottes von ein und demselben Herrn gewirkt werden. In Thessalonich hatte die Arbeit des Paulus Viele zur Erkenntnis Jesu und zur Erwartung Seiner Wiederkehr gebracht. Diese Arbeit wird bei der Ankunft des Herrn gekrönt werden, indem diese Gläubigen in der Herrlichkeit glänzen werden als die Frucht der Wirksamkeit des Apostels. Diese Hoffnung erquickt sein Herz; sie versichert ihm, dass Gott des Werkes seiner Hände gedenken werde und dass die Früchte seiner Bemühungen nicht verloren sind. Wenn er auch für das Heil der Gläubigen in Thessalonich nicht weiterarbeiten konnte, so wusste er doch, dass der Herr sie bewahren und sie alle in die Herrlichkeit bringen würde. Dort sollte er die Gegenstände seiner Liebe und seines Verlangens als seine Herrlichkeit und Freude sehen und genießen können.

Und wie für Paulus, so ist für jeden Arbeiter am Evangelium, ja, für jeden Heiligen in seinen Werken das Kommen Jesu die Hoffnung der Seele, jeder Dienst wird dann nach seinem wahren Wert geschätzt und belohnt. Bei allem Widerstand Satans, bei jeder bitteren Enttäuschung richtet sich der Blick des Gläubigen auf die herrliche Ankunft Jesu, die ihn zugleich anspornt, das Werk, das der Herr in seine Hände gelegt hat, mit Treue und Eifer zu verrichten.

Von welch ausnehmend praktischer Bedeutung ist doch die Erwartung der Ankunft des Herrn für die Gläubigen! Sahen wir am Schluss des ersten Kapitels, wie diese Erwartung in unmittelbarer Verbindung mit der Bekehrung steht und die Freude jeder gläubigen Seele ausmacht, so sehen wir hier, wie sie das Herz des Gläubigen bei jeder Trennung und Mühsal hienieden erhebt und erfreut, und wie sie die Seele des Arbeiters im Weinberg des Herrn tröstet und ermutigt. Die Umstände, in denen sich Paulus befand, gaben ihm Anlass, mitzuteilen, was seine Seele tröstete und erfreute. Durch, die List Satans – wenn auch unter Gottes Zulassung – war er der Gemeinschaft mit den Thessalonichern beraubt. Doch sein Herz erhebt sich nach oben und sucht die Belohnung seiner christlichen Liebe in dem Bewusstsein, dass der Wiederkommende jedes Hindernis wegnehmen und die Ratschlüsse Gottes hinsichtlich der Heiligen erfüllen wird. Dass sein Auge auf diesen Tag gerichtet war und seine Seele dadurch, getröstet und ermutigt wurde, ist ein Beweis davon, wie sehr das Herz des Apostels von dieser freudigen Erwartung erfüllt war. Christus war für ihn die Quelle und der Gegenstand all seiner Zuneigungen, und darum sehnte sich sein Herz nach der Ankunft des Herrn, die alle seine Wünsche und das innige Verlangen seiner Seele befriedigen würde. O, möchten wir dem Apostel hierin gleichen! Möchten auch unsere Herzen bei aller Mühsal des Glaubenspfades Trost und Ermutigung finden in der Erwartung von Jesu naher Wiederkunft! Steht das geistliche Leben bei uns in lebendiger Frische, dann wird die Hoffnung auf das Kommen des Herrn das Herz mit der freudigen Zuversicht erfüllen, dass bald alle Wünsche der Seele in Herrlichkeit erfüllt sein werden. Kostbare, herrliche Hoffnung!

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