Das Berufsleben des Christen
Biblische Grundsätze für das Berufsleben

Exkurs: Belehrungen aus dem Buch der Sprüche

Das Berufsleben des Christen

Im Folgenden sehen wir uns im Buch der Sprüche um. Dieses Buch der Weisheit zeigt uns auf eindrückliche Weise, wie wir die göttlichen Gedanken im täglichen Leben anwenden können. Eine Reihe von Bibelversen bezieht sich direkt auf Knechte und ihre berufliche Tätigkeit. Andere Hinweise haben zumindest mittelbar mit unserem Arbeitsleben zu tun.

Als Himmelsbürger leben

„Denn vergeblich wird das Netz ausgespannt vor den Augen alles Geflügelten; sie aber lauern auf ihr Blut, stellen ihren Seelen nach“ (Spr 1,17.18).

An den Beginn stellen wir einen Grundsatz, der sich nicht nur auf den Beruf bezieht. Gerade Männer müssen aufpassen, dass ihnen ihr berufliches Umfeld nicht zum Verhängnis wird. Immer wieder sind es Kolleginnen, die versuchen, uns zu beeindrucken und in eine sündige Beziehung, in „ein Netz“ zu locken. Unser eigenes Fleisch, das heißt die sündige alte Natur, hat ebenfalls keinen anderen Wunsch.

Natürlich müssen wir diesen Vers noch allgemeiner verstehen. Es geht um jede Verbindung, die wir als himmlische Christen eingehen und die uns in unserem Glaubensleben behindert. Dazu kann der Eintritt in die Gewerkschaft oder den Arbeitgeberverband genauso gehören wie das ständige Treffen mit Arbeitskollegen außerhalb der Arbeitszeiten. Man kann sich durch hochinteressante, psychologisch aufgebaute Fortbildungen genauso binden lassen wie durch Stehlen und Neid. Diesem Netz entgeht der Christ im Bild des Geflügelten.

Vor den Gefahren einer sündigen, körperlichen Beziehung warnt Salomo im Buch der Sprüche immer wieder. Daher ist es nötig, sich bewusst zu machen, dass wir zu dem „Geflügelten“ gehören. Vögel sind in der Schrift öfters ein Hinweis in negativer Hinsicht, zum Beispiel von dämonischen Einflüssen usw. (Mt 13,32; Off 18,2; usw.). Hier aber scheint das Geflügelte ein Bild von Gläubigen zu sein (vgl. Mt 6,26). Wir sind wie Vögel, die zum Himmel gehören. Denn als Christen haben wir unsere Herkunft, unsere Zukunft und unser Wesen vom Himmel. Daher sollen wir uns danach ausstrecken, Himmelsnahrung aufzunehmen. Denn wer sich mit Unsauberem beschäftigt, wird dabei nicht rein bleiben. Fallen gibt es genug. Daher sollten wir uns bewusst bewahren lassen, indem wir ein Leben in Gemeinschaft mit Gott führen.

Vor der Habsucht in Acht nehmen

„So sind die Pfade all derer, die der Habsucht frönen: Sie nimmt ihrem eigenen Herrn das Leben“ (Spr 1,19).

„Der HERR lässt die Seele des Gerechten nicht hungern, aber die Gier der Gottlosen stößt er zurück“ (Spr 10,3).

„Besser wenig mit der Furcht des HERRN als ein großes Schatz und Unruhe dabei“ (Spr 15,16).

„Der Habgierige erregt Zank; wer aber auf den HERRN vertraut, wird reichlich gesättigt“ (Spr 28,25).

Wenn man arbeitet, um reich zu werden, wird man in viele Gefahren kommen. Eine solche Gesinnung nimmt uns sogar das, was aus Gottes Sicht der eigentliche Lebensinhalt eines Christen sein sollte. Denn unser ganzes Dasein wird nur dadurch beansprucht werden, mehr Geld und Ansehen anzuhäufen. Für die wesentlichen Dinge des Lebens bleibt keine Zeit, für die Familie keine Energie, für den Herrn keine Liebe mehr übrig. Der innere Friede geht so ohnehin verloren. Daher sollten wir uns vor einer Gesinnung der Habsucht besonders warnen lassen. Die Gier führt nur in die Irre. Wer aber Gott vertraut, wird gesegnet werden. Wird Gott nicht für den, der auf Ihn vertraut, sorgen?

Gott ehren

„Ehre den HERRN von deinem Vermögen und von den Erstlingen all deines Ertrags; so werden deine Speicher sich füllen mit Überfluss, und deine Fässer werden von Most überfließen“ (Spr 3,9.10).

Früher waren viele Menschen selbstständige Landwirte. Für sie hat dieser Vers eine buchstäbliche Bedeutung. Aber diese Segensverheißung gilt – in übertragenem Sinn – uns allen.

Wenn wir Gott nicht nur mit dem Mund, sondern auch durch eine offene Hand für sein Werk ehren, wird Er sich segensreich erweisen (2. Kor 8,6). Denn wer gibt, wird empfangen und mehr bekommen, als er gegeben hat (vgl. Mal 3,10), obwohl dieser Segen oft nicht materieller Art ist. Gott hat sich noch nie etwas schenken lassen, ohne sich als der große Gott und Schöpfer zu erweisen. Handel treiben aber können wir nicht mit Gott.

Gutes vorenthalten

„Enthalte kein Gutes dem vor, dem es zukommt, wenn es in der Macht deiner Hand steht, es zu tun“ (Spr 3,27).

Wer die Position eines Vorgesetzten einnimmt, kann aus diesem Vers einen wertvollen Hinweis entnehmen: „Der Arbeiter ist seines Lohnes wert“ (vgl. Lk 10,7). Nicht immer steht es in der Macht der Führungskraft, außergewöhnliche Leistungen materiell zu vergüten. Man sollte allerdings nie versuchen, jemand bis zum Letzten auszunutzen, ohne ihm das zu vergüten, was er geleistet hat.

Das Herz bewahren

„Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist; denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens“ (Spr 4,23).

Dieser Spruch findet in vielen Bereichen unseres Lebens eine Anwendung, auch im Arbeitsleben. Es kommt auf unser Herz an, was wir suchen: Ob wir nach Reichtum und Ansehen streben, ob wir es auf eine Affäre absehen, ob wir neidisch und aggressiv im Blick auf Kollegen oder Vorgesetzte reagieren – alles geht von unserem Herzen aus. Daher sollten wir Morgen für Morgen aufrichtig vor Gott treten und Ihn bitten, unser Herz auf Ihn und sein Wort auszurichten. Es geht um ein wahrhaft lebenswertes Leben. Das ist das Ergebnis eines bewahrten Herzens.

Das Wort Gottes

„Trinke Wasser aus deiner Zisterne und Fließendes aus deinem Brunnen“ (Spr 5,15).

Es ist wichtig, dass wir vor dem Verlassen des Hauses aus der reinen Zisterne des Wortes Gottes getrunken haben. Das Wasser wird in der Bibel verschiedentlich als ein Symbol für das Wort Gottes benutzt (vgl. Eph 5,26). Schon für Kinder ist es lebensnotwendig, früh am Morgen vor der Schule einen Abschnitt aus der Bibel zu lesen (vgl. Ps 143,8). Nur so kann unser Herz in der richtigen Weise geformt werden. Wenn wir uns durch das Böse um uns herum prägen lassen, wird unser Leben entsprechend aussehen. Das Wort Gottes und das Gebet (vgl. Ps 5,4) sind die entscheidenden Bewahrungsmittel, die Gott uns (gerade auch für diese Zeit) geschenkt hat.

Damit reden wir keiner gesetzlichen Pflicht des morgendlichen Bibellesens und Betens das Wort. Manche fühlen sich nicht in der Lage, morgens das Wort Gottes zu lesen. Aber kann ein Christ ohne das Lesen eines Bibelverses und wenigstens eines kurzen Gebets die Herausforderungen des Tages bestehen?

Faulheit

„Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh ihre Wege und werde weise. Sie, die keinen Richter, Vorsteher und Gebieter hat, sie bereitet im Sommer ihr Brot, sammelt in der Ernte ihre Nahrung ein. Bis wann willst du liegen, du Fauler? Wann willst du von deinem Schlaf aufstehen? Ein wenig Schlaf, ein wenig Schlummer, ein wenig Händefalten, um auszuruhen – und deine Armut wird kommen wie ein Draufgänger und deine Not wie ein gewappneter Mann“ (Spr 6,6–11).

„Wer mit lässiger Hand schafft, wird arm; aber die Hand der Fleißigen macht reich. Wer im Sommer einsammelt, ist ein einsichtsvoller Sohn; wer zur Erntezeit in tiefem Schlaf liegt, ist ein Sohn, der Schande bringt“ (Spr 10,5).

„Wie der Essig den Zähnen und wie der Rauch den Augen, so ist der Faule denen, die ihn senden“ (Spr 10,26).

„Die Seele des Faulen begehrt, und nichts ist da; aber die Seele der Fleißigen wird reichlich gesättigt“ (Spr 13,4).

„Wo keine Rinder sind, ist die Krippe rein; aber viel Ertrag ist durch die Kraft des Stieres“ (Spr 14,4).

„Der Weg des Faulen ist wie eine Dornenhecke, aber der Pfad der Aufrichtigen ist gebahnt“ (Spr 15,19).

„Faulheit versenkt in tiefen Schlaf, und eine lässige Seele wird hungern“ (Spr 19,15).

„Wegen des Winters will der Faule nicht pflügen; zur Erntezeit wird er begehren, und nichts ist da“ (Spr 20,4).

„Liebe nicht den Schlaf, damit du nicht verarmst; tu deine Augen auf, so wirst du satt Brot haben“ (Spr 20,13).

„Die Begierde des Faulen tötet ihn, denn seine Hände weigern sich zu arbeiten“ (Spr 21,25).

„Am Feld eines faulen Mannes kam ich vorüber, und am Weinberg eines unverständigen Menschen. Und siehe, er war ganz mit Disteln überwachsen, seine Fläche war mit Unkraut bedeckt und seine steinerne Mauer eingerissen. Und ich schaute es, ich richtete mein Herz darauf; ich sah es, empfing Unterweisung: Ein wenig Schlaf, ein wenig Schlummer, ein wenig Händefalten, um auszuruhen – und deine Armut kommt herangeschritten, und deine Not wie ein gewappneter Mann“ (Spr 24,30–34).

Es gibt kaum ein Thema, das Salomo ausführlicher beleuchtet als die Faulheit. Wir alle kennen faule Arbeitskollegen. Vielleicht gehören wir selbst dazu. Für Selbstständige folgt aus Faulheit früher oder später die Konsequenz, dass sie Insolvenz anmelden müssen. Damit kann eine ganze Familie in den Ruin gezogen werden. Wer faul ist, dem steht kein Lohn zu. Denn was der Mensch sät, das wird er auch ernten (Gal 6,7). Von nichts kommt nichts, sagt der Volksmund. Das gilt auch für die Arbeit. Ohne Rinder kann man nicht pflügen und die Krippe mit Korn füllen (vgl. Spr 14,4). Es bedarf der Anstrengung und bewussten Einsatzes, um sich Nahrung beschaffen zu können. Sonst ereilt uns die Armut schneller, als wir erahnen.

Als Arbeitnehmer kann man sich mit einem sicheren Gehalt schon einmal einen „faulen Lenz“ machen. Aber früher oder später wird das deutlich werden. Wie tragisch, wenn uns dann ungläubige Arbeitskollegen darauf hinweisen müssen, dass wir unrecht tun. Wenn aus eigener Faulheit Arbeitslosigkeit oder beruflicher Ärger resultiert, sollten wir ernsthaft Buße tun und umkehren.

Die Folgen von Faulheit

Man kann sich an Faulheit sehr gewöhnen. Denn Faulheit führt zu größerer Faulheit. Sie wird durch „Dornenhecken“, also zum Beispiel sich türmende Aktenberge und unerledigte Arbeiten sichtbar. Wenn man nicht arbeitet, wird man dann auch nichts haben, um sein Essen bezahlen zu können – das führt zu Hunger.

Das Tragische ist, dass zu dieser Faulheit noch die Begierde des Faulen hinzukommt, so dass der Faule sein ohnehin schwieriges Leben weiter ruiniert. Zugleich nutzt der Faule jede Gelegenheit, aus seiner Sicht unentwirrbare Schwierigkeiten als Vorwand für seine Untätigkeit zu benutzen. Es führt nur zu weiterer Armut.

Natürlich braucht jeder Mensch Pausen, Arbeitspausen und ein Ausruhen und Erholung. Das ist also in Sprüche 24 nicht gemeint, wenn vor dem Ausruhen gewarnt wird. Es geht dem Geist Gottes darum, dass wir wachsam sein müssen und uns nicht erlauben können, die Dinge, die uns aufgetragen sind, einfach liegen zu lassen. Schneller, als wir denken, haben wir den richtigen Zeitpunkt für die Arbeit verpasst. Und dann kommt die Armut unausweichlich auf uns zu.

Die Faulheit bringt nicht nur Schande auf uns selbst, sondern auch auf die Familie und – was besonders tragisch ist – auf den Herrn Jesus. Das sollten wir deshalb besonders bedenken, als wir unseren Namen durch unsere Beziehung zum Herrn Jesus bekommen haben: Christen. Es passt nicht zu unserem Auftraggeber und nicht zu uns Christen, wenn wir faul sind. Für die Auftraggeber sind Faule wie „Essig auf Zähnen“ und „Rauch in den Augen“ – kaum zu ertragen (Spr 10,26).

Das Gegenteil ist, wenn wir frühzeitig aufstehen, um rechtzeitig in die Schule und an den Arbeitsplatz zu kommen. Auch das Beten und Bibellesen sollten wir nicht übergehen. Denn in diesem Bereich können wir ebenfalls faul werden.

Tüchtigkeit

„Eine tüchtige Frau ist ihres Mannes Krone, aber wie Fäulnis in seinen Gebeinen ist eine schändliche“ (Spr 12,4).

„Die Hand der Fleißigen wird herrschen, aber die lässige wird fronpflichtig sein“ (Spr 12,24).

„Der Hunger des Arbeiters arbeitet für ihn, denn sein Mund spornt ihn an“ (Spr 16,26).

„Die Gedanken des Fleißigen führen nur zum Überfluss; und jeder, der hastig ist – es ist nur zum Mangel“ (Spr 21,5).

„Kümmere dich gut um das Aussehen deines Kleinviehs, richte deine Aufmerksamkeit auf die Herden. Denn Wohlstand ist nicht ewig; und währt eine Krone von Geschlecht zu Geschlecht? Ist geschwunden das Heu und erscheint das junge Gras und sind eingesammelt die Kräuter der Berge, so dienen Schafe zu deiner Kleidung, und der Kaufpreis für ein Feld sind Böcke; und genug Ziegenmilch ist da zu deiner Nahrung, zur Nahrung deines Hauses, und Lebensunterhalt für deine Mägde“ (Spr 27,23–27).

„Wer sein Land bebaut, wird mit Brot gesättigt werden; wer aber nichtigen Dingen nachjagt, wird mit Armut gesättigt werden“ (Spr 28,19).

„Eine tüchtige Frau, wer wird sie finden? Denn ihr Wert steht weit über Korallen“ (Spr 31,10).

Das Gegenstück zur Faulheit sind Tüchtigkeit und Fleiß. Und hier ist es bemerkenswert, dass Salomo in Sprüche 12,4 zunächst von der Ehefrau eines „Arbeiters“ spricht. Durch ihre Tüchtigkeit in Familie und Haushalt, nach Sprüche 31 sogar weit darüber hinaus, ist sie eine wichtige Hilfe für ihren Mann. Wenn er selbst fleißig ist, wird sie so zu seiner Krone. Denn die Krone passt nur zum Mann, wenn er selbst entsprechend lebt. Man sieht sie, und das ist zur Ehre für ihn und sie zusammen. Wenn sie sich aber schändlich verhält, dann schadet das ihrem Mann. So hat es die Ehefrau von arbeitenden Männern in der Hand, ob ihr Ehemann geehrt ist (vgl. auch 1. Kor 11,7). Wir suchen nicht Ehre vor Menschen, sondern Gottes Wohlwollen. Aber Gott ehrt die Seinen, die fleißig und tüchtig sind. Das entwertet im Übrigen nicht diese Tätigkeiten der Frau. Wie wir immer wieder gesehen haben, stellt ihre Tätigkeit im Haushalt, ihr Arbeiten für den Ehemann und die Kinder, eine sehr wertvolle „Arbeit“ dar.

Salomo nennt uns ein Motiv für die Arbeit. Selbst wenn es zweifellos edlere Beweggründe gibt, so ist es doch gut, daran zu denken, dass wir arbeiten müssen, um essen zu können. Denn wer „nicht arbeiten will, soll auch nicht essen“ (2. Thes 3,10). So sollten uns der Hunger und das Bewusstsein, dass wir für unsere Familie sorgen sollen, zur Arbeit antreiben.

Vor allen Dingen aber sollen wir wissen, dass Fleiß zum Überfluss führt, wenn er nicht mit Hast und Unrecht verbunden ist. Wir sollten dabei allerdings nicht übersehen, dass wir in der heutigen Zeit keine Verheißung haben, dass es uns äußerlich gut geht. Überfluss für uns bedeutet: ein Leben im Segen unter der guten Hand Gottes. Das ist ein geistlicher Segen, der aus der Freude an Gott und seinem Wort, aus erlebter Gemeinschaft mit Ihm und mit den Seinen und aus zunehmender Einsicht seiner Gedanken besteht. So wird man wirklich glücklich im Leben.

Ohne Fleiß jedenfalls geht Wohlstand sehr schnell verloren. Gott segnet uns, wenn wir fleißig sind und diese Arbeit in einem Leben tun, das für Ihn zur Verfügung steht. Für uns Christen ist das nicht in erster Linie äußerliches Wohlergehen, sondern innerer Wohlstand, wie oben beschrieben. Die Schlussverse des Buches der Sprüche zeigen noch einmal den gewaltigen Segen, der in der Tüchtigkeit eines treuen Arbeiters liegt. Nach diesem Segen sollten wir uns alle ausstrecken.

Verleumden

„Sechs sind es, die der HERR hasst, und sieben sind seiner Seele ein Gräuel: … wer Lügen ausspricht als falscher Zeuge, und wer Zwietracht ausstreut zwischen Brüdern“ (Spr 6,16–19).

„Verleumde einen Knecht nicht bei seinem Herrn, damit er dir nicht fluche und du es büßen musst“ (Spr 30,10).

Leider gibt es in jedem Unternehmen Menschen, die andere verleumden und zu Unrecht lästern. Sie streuen die Saat des Misstrauens aus, indem sie mit jedem Kontakt suchen, jedem etwas anderes erzählen, vor allem, was Kollege A über Kollege B gesagt haben soll. Ihnen kommt es nicht darauf an, ob das stimmt, was sie sagen. Sie wollen nur selbst im Mittelpunkt stehen und andere gegeneinander aufbringen. Damit werden sie zu falschen Zeugen und handeln in böser, vorsätzlicher Weise.

Manchmal sind in einer schwierigen Auseinandersetzung Zeugenaussagen nötig; vielleicht auch, wenn einmal etwas schiefgegangen ist. Wie gut, wenn wir dann als aufrichtige und wahre Zeugen bekannt sind! Sonst ist unser ganzes Zeugnis als Christen zerstört. Denn früher oder später kommt ein falsches Verhalten ohnehin heraus.

Selbstüberschätzung

„Besser, wer gering ist und einen Knecht hat, als wer vornehm tut und Mangel an Brot hat“ (Spr 12,9).

Es scheint eine Angewohnheit aus den USA zu sein, die man auch hierzulande immer wieder antrifft: Man gibt in Lebensläufen oft vor, Alleskönner und Alleswisser zu sein. Wenn man sich heute Bewerbungen und Lebensläufe anschaut, könnte man fast meinen, die legendäre „Eier legende Wollmilchsau“ gefunden zu haben. Aber die gibt es nicht. Natürlich wollen wir vorsichtig sein, solche Beschreibungen zu verallgemeinern. In jedem Fall gilt: Auch wenn es heutzutage keine anerkannte Tugend mehr sein mag, sollten wir Christen ehrlich und bescheiden sein. Es ist noch immer gut gewesen, unter- und nicht überschätzt zu werden.

Fürsorge

„Der Gerechte kümmert sich um das Leben seines Viehs, aber das Herz der Gottlosen ist grausam“ (Spr 12,10).

Arbeitgeber haben die Pflicht der Fürsorge für ihre Arbeitnehmer. Vielleicht ist mancher an dieser Stelle erstaunt über diesen Vergleich von Vieh mit Menschen. Diesen Bezug finden wir jedoch mehrfach im Neuen Testament (vgl. 1. Kor 9,9; 1. Tim 5,18; Lk 10,7). Wenn sich ein Mensch um sein Vieh kümmert, wie viel mehr sollte er für seine Angestellten Sorge tragen.

Vor diesem Hintergrund erscheint eine Anwendung dieses Verses durchaus legitim. Jakobus prangert bei den Reichen an, dass sie ihren Knechten den Lohn vorenthalten haben. Das ist in den Augen Gottes ein solches Vergehen, dass Er mit Gericht eingreift. Ein christlicher Vorgesetzter hat also eine Fürsorgepflicht und sollte sich darum kümmern, dass seine Mitarbeiter nicht nur (über-)leben, sondern angemessen leben können. Es ist leicht, grausam zu sein. Grausamkeit ist jedoch das Kennzeichen eines Gottlosen. Wenn sich ein Gerechter schon um seine Tiere kümmern soll, wie viel mehr um Menschen, die für ihn arbeiten.

Die richtigen Ziele verfolgen

„Wer sein Land bebaut, wird mit Brot gesättigt werden; wer aber nichtigen Dingen nachjagt, ist unverständig“ (Spr 12,11).

Wer als Arbeitnehmer eine Aufgabe hat, soll sie mit Fleiß zielorientiert angehen. Man kann vielen unnötigen Dingen nachjagen, statt mit Energie die Arbeit zu tun, die aufgetragen worden ist. Nur wer tut, was ihm gesagt wurde, hat das Recht, den Lohn anzunehmen. Es geht nicht darum, auf seiner Arbeitsstelle seine Zeit „abzusitzen“, sondern sich so einzubringen, dass man zum Wohl des Unternehmens oder der Organisation beiträgt. Nur so ist auch der eigene Arbeitsplatz dauerhaft gesichert.

Rechtmäßiger Lohn

„Vermögen, das auf nichtige Weise erworben ist, vermindert sich; wer aber allmählich sammelt, vermehrt es“ (Spr 13,11).

„Der Neubruch der Armen gibt viel Speise, aber mancher geht zugrunde durch Unrecht“ (Spr 13,23).

„Das Haus des Gerechten ist eine große Schatzkammer; aber im Einkommen des Gottlosen ist Zerrüttung“ (Spr 15,6).

„Das Brot der Falschheit ist einem Mann süß, aber danach wird sein Mund voll Kies“ (Spr 20,17).

„Erwerb von Schätzen durch Lügenzunge ist verwehender Dunst; solche suchen den Tod“ (Spr 21,6).

Manche versuchen, auf nichtige Weise ihr Vermögen zu erhöhen: durch Glücksspiele oder Aktien- und andere Spekulationen. Das aber ist nicht der Weg, den Gott uns weist. Wir sollen unser Vermögen auf gerechte und angemessene Weise erwerben. Natürlich kann Vermögen, das auf Spekulationen zum Beispiel mit Aktien beruht, für eine Zeit lang erhalten bleiben. Doch diese „Arbeitsweise“ findet nicht die Zustimmung Gottes, sie ist in seinen Augen Sünde. Ein Christ sollte davon lassen. Auf Dauer wird man damit keine echte Nahrung erzielen, sondern den Mund sozusagen „voller Kies“ haben – aber diesen kann man nicht essen, davon kann man nicht leben.

Wir wollen damit nicht sagen, dass man nicht zum Beispiel für sein Alter sinnvoll vorsorgen sollte. In dem Moment aber, wo dies auf unrechte Weise (z. B. durch Steuerbetrug) oder auf spekulative Weise geschieht, kann Gott sein „Ja“ nicht dazu geben. Immer bleibt die Frage nach dem Motiv für das, was wir finanziell tun, bestehen. Die oben genannten Beispiele sind nur eine Art von nichtiger Vermögensmehrung. Man kann dies natürlich auch durch Unrecht, Lüge, Betrügen usw. tun. Alle diese Wege, reich zu werden, sind böse. Oftmals erleben wir, dass Menschen – leider auch Christen – früher oder später entlarvt werden, die auf betrügerische Weise reich geworden sind.

Es ist besser, auf eine gerechte Weise einen Neubruch1 vorzunehmen – also einen Acker neu anzulegen, um Schritt für Schritt aus schwierigen Verhältnissen herauszukommen –, als auf eine unrechte Weise zu schnellem Gewinn zu gelangen. Schneller Gewinn führt selten zu einem ruhigen Leben. Der innere Frieden wird auf diese Weise ohnehin nicht erreicht. Dies gilt umso mehr, wenn unser Gewinn durch Lügen erzielt wird. Früher oder später kommt das auf unseren Kopf zurück. Zu was für einer Schande führt das!

Auf Gott vertrauen

„Befiehl dem HERRN deine Werke, und deine Gedanken werden zustande kommen“ (Spr 16,3).

Viele erleben es, dass ihre Arbeit von Kollegen und Vorgesetzten nicht wertgeschätzt wird. Vielleicht missachten sie uns und unsere Arbeit. Da ist es gut zu wissen, dass wir Gott unsere ganze Arbeit anvertrauen können. Er weiß, aus welchen Motiven wir die Dinge getan haben. Er weiß in gerechter Weise und in Güte zu beurteilen, was wir getan haben.

Wir sollten Ihm vertrauen, dass Er uns zur rechten Zeit den Lohn und die Anerkennung für unsere irdische Arbeit schenkt, die wir nötig haben. Er wird uns am Arbeitsplatz beistehen, damit unsere Werke nicht dauerhaft wertlos erscheinen. Wenn wir in schwierige Situationen am Arbeitsplatz kommen, wird Er uns beistehen.

Genügsam sein

„Besser wenig mit Gerechtigkeit als viel Einkommen mit Unrecht“ (Spr 16,8).

Wer viel Geld verdient, ist in unserer Gesellschaft geehrter als der, der wenig verdient. Das macht es nicht einfach, bescheiden und genügsam zu leben. Zudem haben wir noch die alte Natur in uns, so dass wir uns von einem mehr oder weniger ausgeprägten Egoismus nicht freisprechen können. Wenn wir die Gelegenheit haben, an mehr Geld zu kommen, dann nutzen wir sie meist gern und stehen sogar dabei in Gefahr, Kompromisse einzugehen.

Halbwahrheiten, Korruption und Ellenbogen passen nicht zu einem Gläubigen. Wer seine Arbeit mit einem guten Gewissen und innerer Ruhe tun kann, sollte dankbar dafür sein – auch dann, wenn er sich keine großen „Sprünge“ erlauben kann. Bei Gott zählt nicht, wie viel Geld und Gut wir haben, sondern wie wir das Anvertraute verwalten. Denn letztlich gehört alles Ihm. Lieber wenig Einkommen mit einem guten Gewissen und in innerer Ruhe als ein hohes Einkommen, das Kompromisse von uns verlangt: in Sachen Arbeitszeit, Gleichförmigkeit mit der Welt, Lügen, Korruption und Ellenbogen …

Segen durch treue Arbeit

„Ein einsichtiger Knecht wird über den schändlichen Sohn herrschen und inmitten der Brüder die Erbschaft teilen“ (Spr 17,2).

„Siehst du einen Mann, der gewandt ist in seinem Geschäft – vor Königen wird er stehen, er wird nicht vor Niedrigen stehen“ (Spr 22,29).

„Ein treuer Mann hat viele Segnungen; wer aber hastig ist, reich zu werden, wird nicht schuldlos sein“ (Spr 28,20).

Wer als Arbeitnehmer treu seine Arbeit macht, wird nicht selten dadurch eine berufliche Aufwertung erleben. Er wird gesegnet sein. Wer zudem gewandt und begabt ist, steht vielleicht sogar vor „Königen“, vor solchen, die eine wichtige Stellung einnehmen. Auch wenn wir solche alttestamentlichen Verheißungen nicht ohne Weiteres auf die christliche Zeit übertragen können, zeigt doch die Erfahrung vieler Christen, dass Gott auch heute einen solchen äußeren Segen schenken kann. Wir können ihn nicht einklagen und auch nicht darauf setzen. Aber im Rückblick haben manche Gläubige es so erlebt. Damit predigen wir kein „Wohlstandsevangelium“, das treuen Christen äußerlichen Segen verspricht. Dennoch hat Gott in manchen Fällen auch äußerlichen Segen geschenkt, wenn man Ihm treu war. Auch darin ist Er souverän.

Im Fall von Sprüche 17 wird ein einsichtiger und damit treuer Knecht sogar zu einem ganz neuen Stand erhoben. Er wird den Erben gleichgestellt bzw. nimmt unter ihnen eine Vorrangstellung ein. So kann Gott unsere Arbeit segnen, indem Er uns weit mehr gibt als einen Lohn. Einerseits sollen wir unsere Arbeit in dem Bewusstsein tun, dass wir Kinder Gottes sind. Andererseits aber kann der Herr treue Arbeit insofern segnen, als Er uns weitere Aufgaben, zum Beispiel im geistlichen Bereich, überträgt.

Alkohol

„Der Wein ist ein Spötter, starkes Getränk ein Lärmer; und jeder, der davon taumelt, wird nicht weise“ (Spr 20,1).

„Wer Freude liebt, wird ein Mann des Mangels werden; wer Wein und Öl liebt, wird nicht reich“ (Spr 21,17).

„Sei nicht unter Weinsäufern und nicht unter denen, die Fleisch verprassen; denn ein Säufer und ein Schlemmer verarmen, und Schlummer kleidet in Lumpen“ (Spr 23,20.21).

Diese Verse haben nicht direkt mit dem Beruf zu tun. Aber Alkohol stellt auch im Beruf zunehmend ein Problem dar. Daher berücksichtigen wir dieses Thema an dieser Stelle. Das Trinken von Alkohol löst keine Probleme – weder in der Familie noch im Beruf. Man flüchtet vielmehr davor, einen bestehenden Konflikt anzusprechen und, soweit das möglich ist, auf vernünftige Weise zu lösen.

Wer einmal damit anfängt, Alkohol im Übermaß zu trinken – und wir meinen hier nicht eine einmalige Trunkenheit oder ein zeitweises Betrinken2, sondern den täglichen Konsum, um Sorgen „herunterzuspülen“ –, kommt oft nicht mehr davon los. Man führt sich selbst in die Armut und verkürzt sein eigenes Leben, wird beziehungsunfähig und zerstört gesunde Körperfunktionen. Dasselbe gilt im Übrigen für eine Tablettenabhängigkeit und auch für Drogen. Gewinnen kann man mit einem solchen Verhalten nichts, im Gegenteil, es führt nur zu Mangel.

Bei allen Warnungen sollten wir uns als Kinder Gottes immer bewusst machen, was für Hilfsquellen wir bei unserem gütigen Gott haben. Er ist so groß, dass Er alle Sterne kennt, und zugleich so barmherzig, dass Er unsere zerbrochenen Herzen heilt (vgl. Ps 147,3.4).

Vorbild

„Ein Herrscher, der auf Lügenrede achtet, dessen Diener sind alle gottlos“ (Spr 29,12).

Jeder Mensch übt durch das, was er tut, Einfluss auf seine Umgebung aus. Besonders gefordert sind Vorgesetzte und Führungskräfte, auf die viele Mitarbeiter schauen. Was sie tun, wird von vielen nachgeahmt. Sie haben Einfluss durch ihre Position. So können Vorgesetzte ein Vorbild zum Guten oder zum Schlechten sein.

Der zitierte Bibelvers lässt sich auf Vorgesetzte anwenden. Wie tragisch, wenn ihr Einfluss derart negative Auswirkungen hat, dass die Mitarbeiter oder Kollegen in ihrem Handeln keine Frömmigkeit erkennen lassen und dabei auf ihren Vorgesetzten verweisen, der Christ ist. Christliche Vorgesetzte tragen eine hohe Verantwortung. Gott wird eines Tages Rechenschaft von ihnen fordern.

Sanktionen (Zuchtmaßnahmen)

„Durch Worte wird ein Knecht nicht zurechtgewiesen; denn er versteht, aber er folgt nicht“ (Spr 29,19).

„Wenn einer seinen Knecht von Jugend auf verhätschelt, so wird dieser am Ende zum Sohn werden“ (Spr 29,21).

Menschen korrigieren sich in der Regel nur, wenn sie dafür (von außen) motiviert werden. Selbst gutes Zureden (am Arbeitsplatz) hilft manchmal nicht. Wenn jemand nicht erkennt, dass sein Tun Konsequenzen für ihn hat (indem man ihm z. B. kündigt), wird er sich in der Regel nicht ändern. Gott weiß besser als wir, dass im Menschen nichts Gutes wohnt. Danach müssen sich die Sanktionsmechanismen, wie man das heute in der Sprache der Personalarbeit (Human Resources) nennt, richten. Es geht also darum, dass schlechtes Verhalten durch Maßnahmen wie Tadel, Abmahnung, Gehaltsminderung, Kündigung usw. bestraft wird.

Zudem ist es wichtig, dass Mitarbeiter wissen, dass sie nicht tun und lassen können, was sie wollen. Wenn nötig, sind deutliche Schranken aufzuzeigen und klar zu vermitteln, welche Regeln zu befolgen sind. Sonst zieht man sich früher oder später einen „Sohn“ heran, der sich die Position seines Vorgesetzten anmaßt und ihn möglichst schnell „beerben“ will. Das wäre zum Schaden für alle Beteiligten.

Gefährliche Beförderungen

„Unter dreien erzittert die Erde, und unter vieren kann sie es nicht aushalten: unter einem Knecht, wenn er König wird … unter einer Magd, wenn sie ihre Herrin beerbt“ (Spr 30,21–23).

Wenn ein Mitarbeiter aus der Gruppe auf einmal die Vorgesetztenfunktion erhält, besteht die Gefahr, dass das Gefüge eines Unternehmens bzw. Unternehmensbereichs gestört wird. Bislang war er Kollege unter Kollegen – jetzt wird er zum Vorgesetzten derer, mit denen er vorher auf einer Stufe stand. Viel hängt davon ab, wie dieser „neue Vorgesetzte“ mit seinen Kollegen umgeht, mit denen er ehemals auf Augenhöhe zusammengearbeitet hat. Wie immer hängt die Atmosphäre von allen Beteiligten ab. Insofern muss es nicht so weit kommen, wie wir es in dem zitierten Bibelvers lesen, der von einer extremen Beförderung spricht – vom Sklaven zum König.

Leicht können schwierige Verhältnisse mit Neid, Rache und Streit entstehen. Diese Probleme könnte man verhindern, wenn man weise vorgeht und Lösungen sucht, die solche Verwerfungen vermeiden. Nicht immer ist das möglich; aber es ist ratsam. Die Erfahrung vieler zeigt das.

Die richtigen Prioritäten

„Besorge draußen deine Arbeit und bestelle sie dir auf dem Feld; danach magst du dann dein Haus bauen“ (Spr 24,27).

Es fällt uns Menschen leicht, zuerst unser eigenes Glück und unsere eigenen Interessen zu suchen. Aber Gott fordert uns auf, zuerst an unsere Pflichten zu denken (die Arbeit). Danach mögen wir uns dann um unsere eigenen Dinge und Freuden kümmern (das Haus). Dass der Herr vor allem anderen an der ersten Stelle kommt, sei nur am Rande erwähnt.

Fußnoten

  • 1 Neubruch ist urbar gemachtes Land, also Land, das nach der Umwandlung zum Beispiel von Wiese oder Wald in Ackerland entstanden ist.
  • 2 Um nicht falsch verstanden zu werden: Auch eine einmalige Trunkenheit oder ein gelegentliches Betrinken ist Sünde und damit verwerflich. Aber in diesem Abschnitt geht es um eine Alkoholabhängigkeit, die damit nicht verbunden ist.
Nächstes Kapitel »« Vorheriges Kapitel