Das Berufsleben des Christen
Biblische Grundsätze für das Berufsleben

Wie soll sich ein Vorgesetzter verhalten?

Das Berufsleben des Christen

Die Frage, wie man sich bei der Arbeit verhalten soll, betrifft nicht nur Angestellte und Arbeiter, sondern auch Arbeitgeber. Nicht immer sind sie Inhaber und Geschäftsführer eines Unternehmens. Zuweilen sind sie, wie wir schon gesehen haben, beides: einerseits Vorgesetzte von Mitarbeitern, andererseits sind sie innerhalb der Hierarchie eines Unternehmens selbst Mitarbeiter von Vorgesetzten.

Wir untersuchen in diesem Kapitel, wie sich Führungskräfte und Arbeitgeber gegenüber ihren Mitarbeitern verhalten sollen.

Zu Mitarbeitern „gut“ sein

In 1. Petrus 2,18 wendet sich der Apostel Petrus, wie wir schon gesehen haben, an Hausknechte. Es heißt dort:

„Ihr Hausknechte, ordnet euch den Herren in aller Furcht unter, nicht allein den guten und milden, sondern auch den verkehrten.“

Im Umkehrschluss wird in diesem Vers Gottes Wunsch deutlich, dass Christen, die Vorgesetzte sind, gute Vorgesetzte sein sollten. Sie sollen wohlwollend zu ihren Mitarbeitern sein. Sie sollen das tun, was moralisch anständig und ethisch vertretbar ist. Gut und gütig liegen eng beieinander. Wenn man ihr Handeln, ihre Eigenschaften und ihre Position beschreibt, soll das Urteil über christliche Führungskräfte lauten: Sie handeln gut und sind gut. Sie sind fleißig und übernehmen notwendige Initiativen zum Wohl des von ihnen verantworteten Bereichs bzw. des gesamten Unternehmens.

In diesem Zusammenhang kann man an das schöne Beispiel von Boas denken, der ein gutes Verhältnis zu seinen Mitarbeitern pflegte. Niemand nahm Anstoß an seinem Segensspruch „Der HERR sei mit euch!“ (Rt 2,4), weil es zu seinem Leben und zu seinem Umgang mit den Arbeitern passte. Zwischen ihm und seinen „Angestellten“ und umgekehrt war Vertrauen vorhanden; es herrschte eine gute Arbeitsatmosphäre.

Im Zusammenhang mit dem Gebet für das Unternehmen haben wir bereits gesehen, dass Mitarbeiter für die Führungskräfte beten sollten. Umgekehrt können wir aus dieser Begebenheit mit Boas ableiten, dass christliche Arbeitgeber und Führungskräfte für das Wohlergehen und den Segen ihrer Mitarbeiter beten sollten. Das schließt in jedem Fall das Gebet um ihre Bekehrung mit ein, wenn sie ungläubig sind.

Milde

Petrus spricht indirekt davon, dass Herren „milde“ sein sollen. Mit anderen Worten: Sie sollen nichts Un- oder Übermenschliches verlangen, sondern nachsichtig und gütig sein. Dazu gehört, dass sie nicht im Zorn oder Jähzorn ihre Beherrschung verlieren und ausfällig werden.

Vorgesetzte sollen somit nicht sich selbst oder einen perfekten Mitarbeiter zum Maßstab für die Arbeitsleistung einzelner Mitarbeiter machen. Nachsicht, Güte und Menschlichkeit sind Eigenschaften, die einen Vorgesetzten prägen sollen. Natürlich darf man nicht vergessen, dass ein Unternehmen seine Mitarbeiter nicht für einen guten Charakter, sondern für Arbeitsleistung bezahlt. Leistung kann demnach von jedem gefordert werden. Aber viele Menschen sind nur dann in der Lage, Höchstleistung zu erbringen, wenn die Arbeitsatmosphäre stimmt. Dafür sind die Führungskräfte maßgeblich verantwortlich. Gerade Christen sollten hier Vorbilder sein.

Ohne Drohungen

Wir haben schon die Verse in Epheser 6 im Blick auf das Verhalten von Arbeitnehmern betrachtet. Der Apostel Paulus fügt aber noch einen Vers im Blick auf Arbeitgeber und Vorgesetzte an:

„Und ihr Herren, tut dasselbe gegen sie und lasst das Drohen, da ihr wisst, dass sowohl ihr als auch euer Herr in den Himmeln ist und dass bei ihm kein Ansehen der Person ist“ (Eph 6,9).

Zunächst fragt man sich, worauf sich „tut dasselbe“ an dieser Stelle bezieht. Es kann nicht gemeint sein, dass sie (die Herren) ihren „Herren nach dem Fleisch“ gehorchen sollen – denn sie selbst sind ja diese Herren. Ein Vergleich der „Konstruktionen“ der Verse 5–8 (es geht um die Sklaven) und des Verses 9 (hier geht es um die Herren) zeigt, dass in etwa ein paralleler Aufbau vorliegt.

  • Die Verse 5 und 9 beginnen mit der Anrede: Ihr Knechte – Ihr Herren.
  • In Vers 5 werden die Knechte ermahnt, ihren Herren in einer aufrichtigen Weise gehorsam zu sein.
  • In Vers 9 heißt es parallel dazu, dass die Herren ihren Knechten nicht drohen sollen.
  • In den Versen 6 und 7 wird dann gezeigt, wie die Knechte gehorsam sein können: „indem ihr den Willen Gottes von Herzen tut“. Durch dieses Handeln mit Gutwilligkeit würden die Arbeitnehmer den Willen Gottes tun.
    Diese Beschreibung nimmt Paulus in Vers 9 wieder auf und zeigt, dass die Herren „dasselbe gegen die Knechte tun sollen“, nämlich den Willen Gottes. Diesen Willen Gottes aber könnten sie nur tun, wenn sie ihren Knechten nicht drohen.
  • Sowohl in Vers 8 als auch in Vers 9 schließt der Apostel die Argumentation mit den Worten ab: „Da ihr wisst“. Sie sollten in dieser Weise handeln (gehorsam sein bzw. nicht drohen), und zwar in dem Wissen, dass sie belohnt würden (Knechte) bzw. dass sowohl die Knechte als auch die Herren einen himmlischen Herrn haben, der in seiner Beurteilung unbestechlich ist.

Es geht dem Apostel also darum, dass die Herren in ihrem Verhalten gegenüber den Sklaven den Willen Gottes tun. Auf die heutige Zeit bezogen sollen sich die Arbeitgeber und Vorgesetzten gegenüber ihren Mitarbeitern und Angestellten dem Willen Gottes unterordnen, so wie wir ihn in der Bibel finden. Zwar ist es heute oft normal, dass Vorgesetzte den Druck, dem sie selbst ausgesetzt sind, ungefiltert an ihre Mitarbeiter weitergeben. Christen aber wissen, dass sie dann den Willen Gottes tun, wenn sie diesen Druck „auffangen“ und nicht ungefiltert weitergeben. Stattdessen sollen sie ihre Mitarbeiter positiv motivieren, gute Arbeit zu leisten.

Eine Atmosphäre der Angst behindert

Selbst wenn ein Abgabetermin, die Qualität eines Produktes oder die Sicherheit eines ganzen Prozesses in Gefahr zu sein scheint, sollten Vorgesetzte die Ruhe bewahren. Drohungen helfen niemand. Die Führungskraft verliert dadurch das Vertrauen ihrer Mitarbeiter, die wiederum in aller Regel in ihrer Leistungsfähigkeit gehemmt werden. So müssen Vorgesetzte lernen, dass sie von der positiven Einstellung ihrer Mitarbeiter abhängig sind und profitieren. Mitarbeiter wiederum sollten bedenken, unter was für einem Druck Führungskräfte stehen. Ein gutes Miteinander von beiden Seiten ist sehr hilfreich.

In manchen Unternehmen hat sich in der heutigen Zeit eine Arbeitsatmosphäre entwickelt, die durch Drohungen und Provokationen geprägt ist. Beides ist verkehrt, und alle Beteiligten sind betroffen. Mitarbeiter sollen ihre Vorgesetzten nicht provozieren, und Vorgesetzte sollen ihren Mitarbeitern nicht drohen. Jedem sollte klar sein, dass eine Atmosphäre der Angst vorübergehend zwar eine gewisse Leistungsfähigkeit bewirken mag. Dauerhafte Höchstleistung ist dadurch aber niemals möglich. Vor allem werden Arbeitnehmer versuchen, sich dem Druck zu entziehen. Dafür gibt es manche Beispiele: Die einen wechseln ihren Arbeitsplatz, andere „feiern krank“, wieder andere verbünden sich mit Gewerkschaften usw.

In einer Haltung von Demut führen

Den Führungskräften wird in Epheser 6,9 dann noch deutlich gemacht, dass sie vor Gott keine höhere Stellung einnehmen als Sklaven. Der Herr „in den Himmeln“ ist derselbe Herr für Sklaven und Herren. Er richtet ohne Ansehen der Person. Für Ihn macht es keinen Unterschied, ob jemand Herr ist oder nicht. Was bei Ihm zählt, ist die Tatsache, dass man den Willen Gottes tut. Dazu sollten wir uns gegenseitig anreizen.

Ein Christ als Vorgesetzter ist sich somit bewusst, dass er nicht als Herr seiner selbst handelt, sondern einen Herrn im Himmel hat, dem gegenüber er verantwortlich ist. So wie ein Angestellter oder Arbeiter sich seinem Vorgesetzten unterordnen muss, so ist dieser dem Herrn unterstellt. Er handelt also nicht souverän allein in eigener Autorität, sondern besitzt eine vom Herrn abgeleitete Kompetenz und muss für alles, was er von einem Mitarbeiter fordert, einmal Rechenschaft ablegen.

Ohne Ansehen der Person

Der Apostel Paulus fügt noch das Beispiel Gottes an, der ohne Ansehen der Person richtet. Im Kolosserbrief steht der Hinweis, dass bei Gott „kein Ansehen der Person“ ist, genau zwischen den Ermahnungen an die Knechte und an ihre Herren (Kol 3,25). Auch für Mitarbeiter gilt, dass sie sich nicht durch ihren Namen, ihre Verwandtschaft, ihr Christsein (zum Beispiel in einem christlich geführten Unternehmen usw.) Vorteile erhoffen sollten.

Im Epheserbrief wird dieser Gedanke konkret auf die „Herren“ bezogen. Selbst wenn man in einer hohen Führungsposition tätig ist und daher das Ansehen von Menschen genießt, wird man bei Gott keine Vorteile durch diese Stellung bekommen. Gott wird jedes Fehlverhalten objektiv be- und verurteilen. Gott beurteilt nicht nach Ansehen bei den Menschen, bestimmten Fähigkeiten oder sonstigen Vorzügen einer Person. Genau das ist vorbildlich für Führungskräfte im Blick auf ihr Verhältnis zu ihren „Knechten“, zu ihren Mitarbeitern. Jemand, der ihnen sympathischer ist, darf keine Vorteile bekommen. Jemand, der Christ ist, sollte dadurch weder geringeren noch höheren Anforderungen ausgesetzt sein.

Vielleicht dachte Paulus, als er dies schrieb, an Gottes Wort in 3. Mose 19,15: „Ihr sollt nicht unrecht tun im Gericht; du sollst nicht die Person des Geringen ansehen und nicht die Person des Großen ehren; in Gerechtigkeit sollst du deinen Nächsten richten.“ Gott will nicht, dass wir Unterschiede zwischen Geringen und Großen machen. Auch Er macht dies nicht. Daher dürfen wir Ihn in dieser Hinsicht zum Maßstab unseres Handelns machen.

Vermutlich gehört dies mit zu den schwierigsten Aufgaben eines Vorgesetzten: unparteiisch sein. Gott erwartet das aber von jeder Führungskraft, besonders von den Vorgesetzten, die Christen sind.

Rechtes und billiges Verhalten der Herren

In Kolosser 4 finden wir noch einen wichtigen Hinweis im Blick auf die Bezahlung von Mitarbeitern, wie wir bereits gesehen haben:

Ihr Herren, gewährt euren Knechten das, was recht und billig ist, da ihr wisst, dass auch ihr einen Herrn im Himmel habt“ (Kol 4,1).

Die Herren – Arbeitgeber und Vorgesetzte – werden ermahnt, ihren Mitarbeitern das zu geben, „was recht und billig“ ist. Damit haben wir uns schon im Einzelnen beschäftigt. „Recht“ weist auf einen gerechten Lohn bzw. ein solches Gehalt hin, das man nach Tarifvertrag oder anderen Vereinbarungen und im Blick auf vereinbarte Leistungen zahlen muss. Man handelt nach allgemein verbindlichen Maßstäben. Zur Zeit des Herrn war es gerecht, mindestens einen Denar am Tag für Arbeit in einem Weinberg zu bezahlen (vgl. Mt 20,2). Solch einen „Mindestlohn“ gibt es auch heute, ob tariflich vereinbart oder nicht.

Nun stellt sich die Frage, ob „rechter“ (gerechter) Lohn darin besteht, dass in einem Unternehmen gleiche Aufgaben und gleiche Leistungsfähigkeit auch identisch bezahlt werden müssen. Wenn man das Gleichnis des Herrn über den Hausherrn und den Weinberg (Mt 20,1–16) zugrunde legt, ist das nicht notwendig. Dort sehen wir, dass manchmal unterschiedliche Arbeit gleich bezahlt wird und dass somit auch „gleiche“ Arbeit unterschiedlich bezahlt werden kann. Bei der Anwendung dieses Gleichnisses gilt es allerdings zu berücksichtigen, dass es dem Herrn nicht darum geht, durch diesen Vergleich irdische Verhältnisse zu regeln (vgl. Lk 12,14). Er stellt hier die Souveränität Gottes vor, der frei ist, jedem das zu schenken, was Er will. Dennoch zeigt dieses Gleichnis, dass ein Arbeitgeber eine gewisse Freiheit besitzt, „sein“ Vermögen nach Kriterien zu verteilen, die aus seiner Sicht angemessen sind.

Damit sind wir bei dem zweiten Stichwort, das Paulus nennt: „Billigkeit“ ist mehr ein subjektives Empfinden. Hier wird einem Arbeitnehmer ein Gehalt zugebilligt, das eine – heute würden wir sagen: vereinbarte, zugestimmte – Abweichung von dem „gerechten“ Lohn darstellen kann. Auch hier geht es um eine gewisse Art von Gerechtigkeit, denn ein Mitarbeiter kann nicht einfach nach persönlichem Ermessen behandelt, beurteilt und bezahlt werden. Dennoch wird, wenn es darum geht, „billig“ zu verfahren, der konkrete Fall nach persönlichem Empfinden beurteilt. Es geht also um ein persönliches Entscheiden darüber, was gerecht ist.

Gerechtigkeit und Billigkeit gehören zusammen. Zunächst müssen die Behandlung und das Gehalt gerecht sein, also objektiv im richtigen Rahmen stehen. Das ist der Tarifvertrag oder eine für die Mitarbeiter transparente Regelung in einem Unternehmen. Innerhalb eines solchen Rahmens aber gibt es persönliche Ermessensspielräume. Und hier ist das persönliche Gerechtigkeitsempfinden eines Vorgesetzten gefragt. Es gibt Mitarbeiter, die ein größeres Volumen an Arbeit bewältigen als andere. Es gibt solche, die gerade in der Schnittstelle zu anderen Abteilungen sehr hilfreich sind. Andere wiederum sind Schlüsselpersonen, was die interne Arbeitsatmosphäre betrifft.

Solche Kriterien könnten im Blick auf die „Billigkeit“ in das Festlegen der Gehaltshöhe mit einfließen. Auch hier sollte der Vorgesetzte darauf achten, seine Entscheidungen transparent zu machen, das heißt, man muss sie nachvollziehen können. Es geht natürlich nicht darum, dass jeder das Gehalt seines Kollegen kennt. Wer jedoch seine Entscheidungen nicht erklären kann, dürfte es schwer haben, die Loyalität der Mitarbeiter zu bekommen oder zu bewahren.

Die „Herren“ und Arbeitgeber sollen zudem nie vergessen und sich dessen immer bewusst sein, dass sie selbst einen „Vorgesetzten“ im Himmel haben. Auch sie haben einen Herrn, dem sie Gehorsam schuldig sind. Sie mögen auf der Erde das Sagen haben, im Himmel aber ist einer über ihnen, der jede Autorität über sie besitzt.

Kein ungleiches Joch mit Ungläubigen

Eine besondere Gefahr für Christen als Führungskräfte besteht darin, dass sie ein ungleiches Joch mit Ungläubigen eingehen. Davor warnt der Apostel Paulus in 2. Korinther 6. Dort heißt es:

„Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen. Denn welche Genossenschaft haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? … Oder welches Teil ein Gläubiger mit einem Ungläubigen?“ (2. Kor 6,14.15).

In der Beratungsbranche, bei Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern sowie bei Handwerkern ist es üblich, dass sich mehrere Personen – in verschiedener Art und Weise – an einem Unternehmen beteiligen. Eine beschränkte Personenzahl genießt gemeinsame Rechte und muss gemeinsame Pflichten wahrnehmen. Gläubige, die zusammen mit Ungläubigen solch eine berufliche Verbindung eingehen, sind in einem „ungleichen Joch“. Genau davor warnt der Apostel. Ja, er zeigt auf, dass ein solcher Zusammenschluss für einen Christen geistlich unmöglich ist.

Selbst im besten Fall – wenn ein ungläubiger Partner außerordentlich hochstehende ethische Grundsätze hat und in dieser Hinsicht keine Schwierigkeiten in der Geschäftsführung entstehen – entspringt seine Haltung nicht aus einem Gehorsam gegenüber Gott. Sie sind das Ergebnis von Überzeugungen ohne Gott und haben damit immer Bezug zu seinem Eigenwillen, auch wenn dieser äußerlich unter einem Deckmantel von Menschenfreundlichkeit oder Selbstlosigkeit erscheinen mag.

Eine solche feste und freiwillige Verbindung eines Gläubigen mit einem Ungläubigen, eine Verbindung eines Christen, der durch den Tod Jesu erlöst worden ist und eine himmlische Ausrichtung haben sollte, mit einem Menschen, von dem der Herr sagt: „Ich kenne dich nicht“ (vgl. Mt 7,23), bedeutet, dass wir den Tempel Gottes, in dem der heilige Gott wohnt, mit einer Person verbinden, die Finsternis ist. Das ist ein Affront gegen Gott und führt dazu, dass die weltlichen Grundsätze des Ungläubigen früher oder später auf den Gläubigen abfärben.

Es könnte sein, dass wir im Blick auf die Eheschließung eines Gläubigen mit einem Ungläubigen sehr harsch urteilen. Könnte es sein, dass wir einen vergleichbaren beruflichen Zusammenschluss viel milder sehen, obwohl dieses Thema in paralleler Weise im Neuen Testament behandelt wird? Gott will kein solches Joch von Gläubigem mit Ungläubigen und ruft uns ausdrücklich auf, aus einer solchen Gemeinschaft herauszugehen (vgl. 2. Kor 6,17). Wir sollten die Ermahnung des Herrn sehr ernst nehmen. Wenn wir das nicht tun, laufen wir Gefahr, durch die Gewöhnung an eine unbiblische Gemeinschaftsform innerlich mehr und mehr abzustumpfen, so dass wir das Böse einer solchen Beziehung früher oder später nicht mehr erkennen.

Sonstige Hinweise

Natürlich finden wir in der Bibel – direkt oder indirekt – noch weitere Anweisungen an Führungskräfte. Eine Führungskraft muss, das sagt schon der Titel, führen können. Das erkennen wir besonders an Mose, dem Gott diese Fähigkeit mitgegeben hatte. Man kann in diesem Zusammenhang an das Wort aus dem Buch der Sprüche denken: „Wo keine Führung ist, verfällt ein Volk“ (Spr 11,14). Das gilt zweifellos auch für Unternehmen. Als in der Richterzeit keine Führung da war, war es um das Volk Israel schlecht bestellt. Immer dann, wenn Gott einen neuen Richter und Führer erweckte, ging es dem Volk Gottes gut. Denn dann übernahm eine Person Verantwortung für das Volk. Meistens waren es Männer wie Othniel, Ehud oder Gideon. Aber in einem Fall lesen wir, dass Barak zu ängstlich war, um diese Führungsrolle anzunehmen. Da erweckte Gott ausnahmsweise eine Frau – Debora. Und weil sie so weise war, ihre Führungsverantwortung aus dem Hintergrund zu verwirklichen, konnte sie zum Segen des Volkes Gottes arbeiten.

Einen weiteren wichtigen Hinweis findet man in Sprüche 29,21: „Wenn einer seinen Knecht von Jugend auf verhätschelt, so wird dieser am Ende zum Sohn werden.“ Es ist eine wichtige Fähigkeit von Führungskräften, ihre Mitarbeiter zu fordern und gerecht zu behandeln. Wenn man jemand aus Sympathie oder anderen Gründen, die nicht in der Leistung des Mitarbeiters liegen, bevorzugt, wird dies auf lange Sicht zum Schaden des Unternehmens sein. Natürlich gibt es keine absolute Objektivität in der Beurteilung von Personen. Eine Führungskraft aber wird sich bemühen, möglichst unvoreingenommen mit den Mitarbeitern zu verfahren.

Wenige Hinweise für Führungskräfte

Vielleicht sind manche „normalen Angestellte“ ein wenig enttäuscht, dass an dieser Stelle nur wenige Hinweise für Führungskräfte stehen. Während die „Sklaven“ vielfach ermahnt werden, finden sich im Neuen Testament tatsächlich nur wenige Warnungen und Anordnungen für „Herren“. Das dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass es in der damaligen Zeit nur wenige Christen gab, die als Herren Sklaven besaßen. Christliche Arbeitnehmer wissen zudem, dass die (menschliche) Verantwortung ihrer Vorgesetzten deutlich höher ist als ihre eigene.

Die Vielfalt der Belehrungen im Neuen Testament für „Sklaven“, also für untergeordnete Mitarbeiter, zeugt zudem vom besonderen Interesse, das Gott am sogenannten einfachen Arbeitnehmer hat. Er gibt sich regelrecht Mühe, ihn im Blick auf sein Arbeitsleben zu begleiten. Mitarbeiter sind schnell entmutigt. Daher hilft Gott ihnen durch ausführliche Ermahnungen und Ermunterungen, Ihm treu zu leben. Die Personen, die sich unterordnen sollen, werden in der Regel zuerst angesprochen, erst danach die „Führungskraft“. Für Gott ist die Unterordnung ein Wesenszug von besonderem Wert. „Unterordnung ist das heilende Prinzip für die Menschheit“ hat einmal jemand gesagt.

Diese vergleichsweise knappen Belehrungen für „Herren“ haben noch eine zweite Seite. Wir wollen uns selbst fragen, ob es Gottes Wille ist, dass wir persönlich solche Führungspositionen übernehmen sollten. Gott schließt sie nicht aus. Er hat seine „Philemons“ inmitten der Christen (Philemon war Gutsherr). Er selbst bewirkte, dass Joseph und Daniel Führungspositionen bekamen. So ist eine gläubige Person in einer Führungsposition immer dann zum Segen, wenn es nicht ihr ganzes Bestreben war, an einen solchen Platz zu kommen.

Wir sollten allerdings bedenken, dass hohe Positionen in unserer Gesellschaft in dieser Welt, dem System Satans, sehr leicht damit einhergehen, dass man in dieser Welt Einfluss nimmt. Das will Gott aber nicht. Denn ein Christ gehört nicht mehr zu dieser Welt (Joh 17,14), die unter dem Gericht Gottes steht (Joh 16,8.11) und daher nicht mehr reformierbar ist. Auch aus diesem Grund stehen Führungskräfte in besonderer Gefahr. Diese trifft auch auf die Methoden zu, die sie anwenden müssen, um an solche Führungspositionen zu gelangen bzw. um sie zu behalten. Auch sind heute oft die Methoden zweifelhaft, die in der Führung von Mitarbeitern anzuwenden sind. Manches stammt aus atheistischen Philosophien und soziologischen Konzepten, anderes aus fernöstlicher Mystik usw. Ein sehr weites Feld …

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