Das Berufsleben des Christen
Biblische Grundsätze für das Berufsleben

Sollte ein Christ die Arbeitsstelle von sich aus wechseln?

Das Berufsleben des Christen

Nachdem ein Christ eine Arbeitsstelle angetreten hat, sollte man zunächst davon ausgehen, dass er seinen Beruf dort mit Einsatz, Freude und Dankbarkeit ausübt. Wir alle wissen, dass dies jedoch nicht immer der Realität entspricht. Nicht selten hat man sich in der Einschätzung der Arbeitsatmosphäre, der Vorgesetzten und der Kollegen getäuscht.

Was ist dann zu tun? Sollte man die Arbeitsstelle wechseln, oder sollte man an diesem Ort ausharren? Wie immer gibt es keine pauschalen Antworten auf eine solche Frage. Welche Antworten finden wir zu diesem Thema in der Bibel?

Bleiben – ausharren

Gott erwartet grundsätzlich von uns, dass wir ausharren und die Stelle, die wir im Vertrauen zu Ihm angetreten haben, geduldig ausüben. Einen entsprechenden Hinweis finden wir in 1. Korinther 7: „Jeder, worin er berufen worden ist, Brüder, darin bleibe er bei Gott“ (1. Kor 7,24). Wir haben also den Auftrag, in dem Beruf und auf der Arbeitsstelle, die wir dankbar aus der Hand Gottes angenommen haben, zu bleiben. Das ist im Allgemeinen Gottes Wille.

Nicht selten stellt sich übrigens heraus, dass man nach einem Arbeitsplatzwechsel nicht das findet, was man sich erhofft hatte. Man hat vielleicht aus Enttäuschung heraus und wegen Kritik, die an einem geäußert worden ist, gekündigt. Aber beim neuen Arbeitgeber ist man wieder enttäuscht worden. Man ist sozusagen vom Regen in die Traufe gekommen. Allein schon diese Erfahrung sollte jedem als Warnung dienen, sein „Glück“ einfach durch einen Stellenwechsel zu suchen. Oftmals erhofft man sich von einem Wechsel mehr, als man schließlich bekommt.

Flucht?

Wer mit seinen Arbeitskollegen oder mit seinem Vorgesetzten nicht zurechtkommt, sollte deswegen nicht sofort seine Arbeitsstelle wechseln. Flucht ist in diesem Zusammenhang noch nie ein gutes Mittel gewesen, ein gutes Motiv ist Flucht erst recht nicht.

Denken wir für einen Augenblick an die Sklaven zur Zeit der Apostel. Sie waren und blieben rechtlose Sklaven, die überhaupt keine Chance hatten, ihre „Arbeitsstelle“ zu wechseln. Sie wurden wie eine Sache behandelt. Von dieser Situation sind wir weit entfernt. Dafür sollten wir dankbar sein. Dennoch sollten uns diese veränderten Rahmenbedingungen nicht zu einem falschen Verhalten verleiten. Denn die Grundsätze des Wortes Gottes, die in den Anweisungen an die Sklaven liegen, bleiben dieselben. In 1. Petrus 2,18 zum Beispiel werden die Sklaven ermahnt: „Ihr Hausknechte, ordnet euch den Herren in aller Furcht unter, nicht allein den guten und milden, sondern auch den verkehrten. Denn dies ist wohlgefällig, wenn jemand um des Gewissens vor Gott willen Beschwerden erträgt, indem er zu Unrecht leidet“ (1. Pet 2,18.19).

Wir sollen also nicht flüchten, sondern ertragen. Das gilt nicht nur für Sklaven, die ohnehin keine eigenen Rechte besaßen. Auch wir werden heute aufgefordert, uns entgegenstehende Umstände und Personen geduldig zu ertragen. Gerade dadurch können wir ein Zeugnis für den Herrn Jesus sein und uns als Christen bewähren.

Auf Gottes Weisung warten

In unserer Gesellschaft ist es üblich, dass Mitarbeiter sich nach attraktiven Alternativen umsehen. Wenn ihnen eine interessantere Stelle oder ein höheres Gehalt geboten wird, zögern viele nicht lange. Sie kündigen und unterschreiben einen neuen Vertrag bei einem anderen Arbeitgeber. Als Christen sollten wir auch hier nach Gottes Willen fragen.

Der Herr kann in der Tat deutlich machen, dass man seinen Wohnort (und Arbeitsplatz) wechseln soll. Denken wir beispielsweise an Aquila und Priszilla. In Apostelgeschichte 18,2 lesen wir, dass sie von Rom nach Korinth umgezogen waren. In Vers 18 heißt es dann, dass sie mit dem Apostel Paulus aus Korinth abreisten und nach Ephesus kamen. Aus Römer 16,3 können wir schließen, dass dieses Ehepaar wieder nach Rom zog. Später finden wir sie erneut in Ephesus (1. Kor 16,19; 2. Tim 4,19).

Aquila und Priszilla zogen allerdings nicht wegen ihres Berufes um. Dennoch wird gerade in Apostelgeschichte 18 ihr Beruf ausdrücklich erwähnt. Einmal waren es die äußeren Umstände, nämlich die Verfolgung durch Klaudius, die ihren Umzug nötig machten. Ein anderes Mal waren sie Begleiter des Apostels Paulus, der sie möglicherweise gebeten hatte, mit ihm zu reisen. Er legte Wert auf die Gesellschaft dieser beiden gottesfürchtigen Diener. Der Anlass ihrer späteren Umzüge ist uns nicht bekannt. Die Schrift schweigt darüber.

Wir wollen für uns daraus lernen, dass wir einen deutlichen Hinweis vonseiten Gottes nötig haben, um von einem Ort zum nächsten bzw. von einer Stelle zu einer anderen zu wechseln. Die Höhe des Gehalts oder die Arbeitsatmosphäre allein sollte nie in erster Linie unsere Motivation sein. Äußere Umstände, die bei Aquila und Priszilla insofern eindeutig waren, als sie durch Klaudius vertrieben wurden, können für einen Christen nur bedingt den Ausschlag geben. Das Beispiel Moses zeigt, dass die Umstände sehr günstig waren, um am Hof des Pharao Karriere zu machen. Dennoch war es nicht Gottes Wille.

Sehr schwierige Umstände im Betrieb, im Unternehmen, können – bei aller vorsichtigen Zurückhaltung – durchaus zum Anlass werden, über einen Stellenwechsel nachzudenken, besonders dann, wenn sich eine andere Möglichkeit zeigt. Vielleicht erlebt man über einen längeren Zeitraum hinweg „Mobbing“. Oder das Unternehmen ist durch Streitsucht geprägt. Vielleicht muss man auch in einem Umfeld von Unmoral leben, mit der man sich nicht täglich auseinandersetzen will. So kann es ungöttliche Praktiken im Unternehmen oder sogar im direkten Umfeld des Mitarbeiters geben, die ihn – nachdem er darauf hingewiesen hat, dass er sich als Christ damit nicht einsmachen könne – veranlassen, die Abteilung oder das Unternehmen zu verlassen.

Dann gilt: „Wenn du aber frei werden kannst, so benutze es vielmehr“ (1. Kor 7,21). Gerade im Blick auf solche Entscheidungen ist es unbedingt nötig, das tägliche Leben in Gemeinschaft mit Gott zu führen, indem wir sein Wort lesen und ein Gebetsleben führen (was für einen Christen ohnehin selbstverständlich sein sollte). Zudem sollten wir bereit sein, Ihm in allem gehorsam zu sein. Nur dann werden wir seine Stimme von den listigen Hinweisen Satans und den Wünschen unseres Fleisches, also der in uns wohnenden Sünde, unterscheiden können.

„Zwang“ durch Umstände

Bei Aquila und Priszilla haben wir gesehen, dass Gott manchmal Umstände zulässt, die einen Wechsel des Wohnortes und damit des Arbeitsplatzes nötig machen. Auch in unserem Leben kann es dazu kommen, dass wir gar nicht anders können, als den Arbeitsplatz zu wechseln.

Ein weiteres biblisches Beispiel dafür finden wir in Joseph. Er war treu in dem, was er zu tun hatte. Da er Sklave war, konnte er über sein Leben ohnehin nicht selbst bestimmen. Da seine Brüder ihn verkauft hatten, war er gezwungen, bei Potiphar zu arbeiten, einem Hofbeamten des Pharao, dem Obersten der Leibwache. Als dessen Frau Joseph später verleumdete, wurde er ins Gefängnis geworfen und musste dort wieder neu „seinen Mann stehen“, was er mit Hingabe und in Treue tat. Wir hören keine Klagen, dass er sich über diese schwierigen Umstände beschwert hätte (vgl. 1. Mo 37,36; 39).

In unserem Leben mag es Zwänge ganz anderer Art geben. Eine solche Situation tritt vielleicht ein, wenn Eltern krank und pflegebedürftig werden, so dass man es als persönliche Aufgabe sieht, ihnen zur Seite zu stehen. Auch bei einem schweren Krankheitsfall innerhalb der Familie muss man möglicherweise Veränderungen im persönlichen Umfeld vornehmen. Heute erleben wir es zudem nicht selten, dass ein Unternehmen Konkurs anmeldet oder eine Reihe von Arbeitsplätzen ersatzlos gestrichen wird. Dann bleibt nichts anderes übrig, als sich nach einer neuen Stelle umzusehen.

Übrigens sollten ältere, kurz vor der Rente bzw. Pension stehende Arbeitnehmer nicht an ihrem Stuhl „kleben“, wenn Mitarbeiterstellen in ihrem Arbeitsbereich reduziert werden sollen. Nicht selten erleben jüngere Arbeitnehmer, wie ältere Kollegen es ihnen schwermachen können. Oft haben sie ohnehin schon Not, mit ihrem Gehalt eine noch wachsende Familie ernähren zu müssen. Wenn sie dann wegen eines älteren Kollegen, der wegen seiner längeren Betriebszugehörigkeit stärkere Rechte auf den Verbleib des Arbeitsplatzes besitzt, arbeitslos werden, wachsen solche Nöte.

Die Einwilligung in einen Aufhebungsvertrag bzw. die Kündigung ist für ältere Christen in aller Regel mit erheblichen Einschnitten verbunden. Aber sie können solche Einschränkungen normalerweise besser verkraften als jüngere Menschen, die noch über etliche Jahre Geld verdienen müssen. Wir sprechen allerdings hier nicht von 50-Jährigen, die oftmals große Schwierigkeiten haben, in diesem Alter noch eine passende und angemessen bezahlte Arbeitsstelle zu finden, und die noch 17 Jahre arbeiten müssen, bis sie eine Rente oder Pension erhalten.

Karrieregründe

Ganz anders sollten wir die Dinge beurteilen, wenn es in erster Linie oder sogar allein um unsere Karriereplanung geht. Wenn wir unseren Arbeitsplatz wechseln, um mehr Geld zu verdienen, um in den Augen der Welt oder sogar der Mitgläubigen „angesehener“ zu sein oder um auf der Karriereleiter wieder ein Stück weiter nach oben zu kommen, können wir zur Unterstützung jedenfalls nicht die Schrift heranziehen. Im Gegenteil, sie fordert uns sogar auf: „Sinnt nicht auf hohe Dinge, sondern haltet euch zu den Niedrigen“ (Röm 12,16).

Bitten wir den Herrn Jesus, dass Er uns durch seinen Geist in unserem Leben – auch in unserem Arbeitsleben – leitet. Denn wir wollen nicht Sklaven der Menschen, Sklaven der Welt oder gar Sklaven unseres Portemonnaies, unserer Karriere oder unseres Ansehens sein. Erinnern wir uns an 1. Korinther 7,24: „Jeder, worin er berufen worden ist, Brüder, darin bleibe er bei Gott.“ Wer nach diesem Grundsatz handelt, bleibt vor übereilten Schritten bewahrt, ohne dass diese Aussage die Freiheit eines Christen verneint, aufgrund einer klaren Weisung Gottes eine berufliche Veränderung vorzunehmen.

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