Simson
Glaubensheld und Versager

Simsons Triebe – eine letzte Warnung

Simson

Die ersten drei Verse von Richter 16 stellen eine vorletzte Bewährungsprobe für den Richter Simson dar. Sie sind auch noch einmal ein letzter Appell, den Gott an seinen Knecht richtet.

Die Begierden des Fleisches

Wie leicht lassen wir uns als Christen nicht durch den Heiligen Geist, sondern durch unsere eigenen, fleischlichen Begierden leiten. Simson geht wieder in den Bereich der Philister, wo er nichts anderes erwarten kann, als Kontakt mit den ungläubigen Menschen dieser Welt. Wenn er diese Feinde des Volkes Gottes überwinden wollte, dann sicherlich nicht, indem er mit ihnen gemeinsame Sache machte.

Gerade junge Christen sollten sich vorsehen, was ihre Kontakte zu ungläubigen Menschen betrifft. Natürlich ist es wichtig, dass wir im Gespräch mit den uns umgebenden Menschen in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz oder in der Schule bleiben. Wenn wir den Wunsch haben, ihnen durch ein Traktat, einen Kalender oder eine Bibel zu dienen, müssen wir auch eine gewisse Offenheit für ihre Bedürfnisse zeigen.

Es ist allerdings grundverkehrt zu meinen, dass wir ihnen helfen könnten, indem wir Gemeinschaft mit ihnen pflegen. Nicht Lot, sondern Abraham konnte den Menschen von Sodom eine Hilfe sein. Er lebte getrennt von dieser Welt, hingegeben für seinen Gott. Das machte ihn zu einem nützlichen Instrument in der Hand Gottes, zum Segen seiner Umgebung.

Simson sieht eine Prostituierte in Gaza und ist mit dieser intim zusammen. Es war nichts als seine fleischliche Lust, die ihn dorthin trieb. Vielleicht gehst du nicht zu einer Prostituierten, sondern „begnügst“ dich mit Internetpornographie. Aber auch das ist eine schlimme Sünde vor Gott. Erst dann, wenn dir bewusst ist, dass Gott das alles sieht, beurteilt und verurteilt, wenn du dein Leben vor Gott führst, wirst du von diesen Sünden lassen können.

Die Belehrungen von Römer 6 und 7 sind für einen solchen Glaubenssieg von großer Bedeutung. Es ist das Bewusstsein, dass das eigene Ich, das Fleisch im Gläubigen, nichts anderes tun kann als zu sündigen. Gott hat uns aber durch den Heiligen Geist ein neues Leben geschenkt, dass nichts anderes tun kann und will, als Gott zu ehren.

Wir müssen uns bewusst machen, dass das Fleisch mit dem Herrn Jesus an seinem Kreuz Christi gestorben ist. Es hat daher kein Anrecht an dem Christen. Er muss nicht sündigen. Er muss sich keine falsche Seite im Internet anschauen. Er kann auf den Herrn Jesus schauen, der den Gläubigen zum Gutestun führt. Wer das erlebt, weiß, was Glaubenssiege sind.

Ein vorletzter Glaubenssieg

Wenn ein Gläubiger Gemeinschaft mit der Welt pflegt, bleibt das seiner ungläubigen Umgebung nicht verborgen. Wir sollten nie meinen, niemand bekäme mit, wenn wir innerlich in der Welt leben. Das muss ja nicht heißen, dass ein junger, männlicher Christ direkt eine enge Freundschaft mit einer ungläubigen Frau eingeht. Es reicht, seine ganze Zeit in der Welt des Internets zu verbringen. Auch das werden unsere Mitmenschen, seien sie gläubig oder nicht, bemerken.

So wurde es auch hier bekannt, als Simson zu dieser Prostituierten in Gaza ging. Die Philister umstellten das Haus, um ihn dann am Morgen zu erschlagen. Sie hatten aber übersehen, dass Gott noch immer auf der Seite dieses – wenn auch inzwischen schwachen – Dieners stand.

Er führt es so, dass Simson um Mitternacht aufsteht und offenbar ahnt, dass er nicht unbemerkt in dieses Haus hineingekommen war und Feinde auf ihn lauerten. Zum letzten Mal vor seinem großen Fall lesen wir davon, dass er eine äußerlich eindrucksvolle Tat vollbringt. Er ergreift die Flügel des Stadttors und die beiden Pfosten und reißt sie samt dem Riegel heraus und legt sie auf seine Schultern. Auf diese Weise beeindruckt er seine Feinde derart, dass sie offenbar verschämt davonschleichen müssen.

Gott war seinem Knecht noch einmal zu Hilfe gekommen. In diesem Sinn war Simson noch einmal davongekommen. Aber was brachte dieser ein? Hatte er einen Feind überwunden? Hatte er die Feinde besiegt? Nein, in sinnloser Weise hatte er lediglich das Stadttor demoliert.

So können auch wir Christen die Kraft, die Gott uns für unser Glaubensleben gibt, in vollkommen sinnloser Weise einsetzen. Damit haben wir zwar eine Tat vollbracht, vielleicht sogar eine Glaubenstat, aber mit welchem Ziel, mit welchen Nutzen? Gott möchte nicht, dass wir unsere Kräfte sinnlos vergeuden. Das mag zwar andere beeindrucken, hat aber vor Gott keinen Wert.

Fehlendes Selbstgericht

Wir lesen noch, das Simson die Flügel des Stadttors auf den Gipfel des Berges trug, der gegen Hebron hin liegt. Offenbar war sich Simson bewusst, dass er sich an einem falschen Ort befand.

Hebron war die Stadt, die Kaleb zugesprochen worden war. Er ist eins der schönsten Beispiele für einen Glaubensmann in der Zeit des Volkes Israel. Wollte sich Simson sozusagen diesen Mann als Vorbild nehmen? Dachte er an Kaleb und wollte so in Richtung dieses „Glaubensortes“ gehen und seine Glaubenstat nachahmen?

Auch das Tragen des Stadttores auf seinen Schultern sah nach einer großen Glaubenstat aus. Aber passte der innere Zustand von Simson zu diesem äußerlichen Zeugnis? War er moralisch wirklich auf einem Höhepunkt seines Lebens?

Rein äußerlich mochte es so aussehen. Er offenbart seine Stärke. Und – bildlich gesprochen – steigt er sogar auf einen Berg, auf den Gipfel eines Berges. Das sieht auf den ersten Blick gut aus. Denn der Gipfel eines Berges spricht von einer moralischen Höhe.

So können auch wir nach außen hin etwas vorgeben, was innerlich weit entfernt von unserem wirklichen Zustand ist. Lasst uns da ehrlich mit uns und anderen sein.

Es ist gut, in Richtung von Hebron zu gehen. Hebron bedeutet übersetzt: Gemeinschaft. Gibt es etwas Besseres, als echte Gemeinschaft mit Gott zu pflegen? Wir müssen allerdings feststellen, dass Simson nie in Hebron angekommen ist. Es ist tragisch, wenn man weiß, wie wichtig Gemeinschaft mit Gott ist, wenn man es jedoch versäumt, diese tatsächlich zu verwirklichen.

Was ist nötig, um Gemeinschaft mit Gott und dem Herrn Jesus zu haben? Man muss sein Leben und die einzelnen Taten in das Licht des Wortes Gottes stellen, um es aus Gottes Sicht zu beurteilen. Selbstgericht beinhaltet, dass man traurig ist über seine Sünden und sich bewusst macht, dass der Herr Jesus für jede einzelne Sünde am Kreuz von Golgatha sterben musste. Das führt dazu, dass man traurig ist, Gott verunehrt zu haben. Als Konsequenz fasst man einen Herzensentschluss, dem Herrn Jesus gehorsam zu sein und in Abhängigkeit von Ihm sein Leben zu führen.

Simson scheint ein solches Selbstgericht nie gekannt zu haben. Er machte einfach immer weiter und überprüfte weder die Motive seines Handelns noch seinen Lebensweg. Er wusste, dass er durch Gottes Gnade eine außergewöhnliche Kraft besaß. Auf diese stützte er sich, statt sich bewusst zu machen, dass Gott diese Kraft jederzeit wegnehmen konnte. Wohin das führte, sehen wir in den nächsten Versen dieses Kapitels.

Wenn ein Christ sich etwas auf seine Herkunft – zum Beispiel gläubige Eltern oder den Namen der Familie – einbildet, wird er früher oder später Schiffbruch erleiden wie Simson. Wenn ein Gläubiger meint, dass die Hilfe des Herrn in vergangener Zeit ein automatisches Anrecht auf Hilfe in künftiger Zeit bedeutet, wird er wie Simson in die Irre gehen. Gott ist uns gar nichts schuldig. Er wird nicht zulassen, dass seine Diener seine Ehre in den Dreck ziehen. Wenn Gott hilft, dann wegen seiner eigenen Barmherzigkeit.

Niemand sollte denken, er sei die einzige Ausnahme. Wer Gott ehrt, wird von Ihm geehrt. Wer seine eigene Ehre sucht, wird zu Fall kommen. Simson ist dafür ein tragisches und warnendes Beispiel.

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