Das Evangelium nach Johannes

Kapitel 1

Das Evangelium nach Johannes

Das Evangelium des Johannes wurde offensichtlich einige Zeit später als die drei anderen Evangelien geschrieben. Matthäus, Markus und Lukas hatten ein jeder in der ihm göttlich bestimmten Weise die Geschichte von der Geburt Jesu Christi, von Seinen frühen Jahren, dem Anfang und Fortgang Seines Dienstes erzählt. Ihre Berichte setzt Johannes als bekannt voraus, denn sonst würden wir seine Eingangsworte kaum verstehen. Um die Zeit, als das erste Jahrhundert zu Ende ging, war die Person des Herrn Jesus – Er selbst ist die Burgfeste des Glaubens – bereits verfälschenden Angriffen ausgesetzt. Philosophische und halbheidnische Deutungen kamen in Umlauf und verbanden sich mit der christlichen Lehre, was zu verheerenden Auswirkungen geführt haben müßte, wäre man ihnen nicht in der Kraft des Geistes Gottes entgegengetreten. Solche Kraft nun wirkte durch die Schriften des Apostels Johannes, die er anscheinend schrieb, nachdem sowohl Paulus als auch Petrus bereits ein Vierteljahrhundert früher ihren Lauf vollendet hatten.

Die Christen jener frühen Tage wurden durch die sogenannten Gnostiker stark beunruhigt. Übersetzt bedeutet diese Bezeichnung „Wissende“. Von den Agnostikern wissen wir, daß es Leute sind, die jede sichere Erkenntnis über Gott und über göttliche Dinge verneinen. Die Gnostiker hatten ihren Standort auf der entgegengesetzten Seite. Sie beanspruchten, eingeweiht zu sein und höhere Erkenntnis zu haben. Aber ihre Lehren leugneten sowohl die eigentliche Gottheit als auch die wirkliche Menschheit Jesu. Auch gab es solche, die „Jesus“ und „den Christus“ voneinander trennten. „Christus“ erschien ihnen als ein Ideal, als die Verkörperung eines Zustandes, zu dem hin man sich fortschreitend höher entwickeln könnte; dagegen sollte „Jesus“ bloß der historische Mensch sein, der als der „Nazarener“ bekannt geworden war. Das Evangelium, wie Johannes es schrieb, trat diesen Irrtümern entgegen, und eben dazu war es bestimmt.

Bevor wir die Eingangsworte betrachten, mag es nützlich sein, die beiden Schlüsselverse von Kapitel 20 zu lesen, denn sie beinhalten die Absicht des Geistes Gottes bei der Abfassung dieses Evangeliums. Die berichteten Wunder sind alle „Zeichen“, die beweisen, daß Jesus der Christus ist, so daß es zwischen beiden keine Trennung geben kann. Sie erweisen Ihn auch als den Sohn Gottes und stellen dadurch Seine Gottheit fest. Der Glaube an diese Zeugnisse bringt das Leben; sie zurückzuweisen, bedeutet, im Tod zu bleiben. So erkennen wir die klare Absicht des Geistes Gottes bei diesem Evangelium. Daran sollten wir beständig denken, wenn wir uns nun damit beschäftigen. Diese Einsicht ist gleichsam ein wichtiger Schlüssel, um den Zugang zu seinen Schätzen aufzuschließen.

Die Eingangsworte des ersten Verses führen uns zu dem am weitesten zurückliegenden Augenblick, der unserm Geist noch zu erfassen möglich ist; jener Augenblick, wo zuerst begann, was jemals einen Anfang hatte; jener Augenblick, vor dem es nichts gab als GOTT – Gott allein! Und in jenem Augenblick des Anfangs war „das Wort“, d.h., es existierte. Nicht, daß es begann, es existierte bereits. Sein ewiges Sein ist damit verkündet, und wir werden vor den Zeitpunkt zurückversetzt, der in den einleitenden Worten von 1. Mose 1 liegt. Weiter war es das Wort – „bei Gott“. Und indem unsere Gedanken noch bei dem so fernen Augenblick verweilen, entdecken wir, daß Ihm – dem Wort – schon in jenem Anfang eine klar bezeichnete Persönlichkeit zukommt. „Das Wort“ ist nicht einfach ein allgemeiner Titel für die Gottheit, unabhängig von einer besonderen Unterscheidung; sondern indem es „bei Gott“ war, ist Ihm ausdrücklich ein besonderer, unterscheidbarer Platz zuerkannt.

Indem es sich so verhält, möchte der denkende Verstand des Menschen vielleicht einwenden: „Dann können wir also nicht im vollen, eigentlichen Sinn von dem 'Wort' sagen, daß es wirklich Gott ist; auch wenn Es (Er) genau genommen kein Geschöpf ist, da wir ja erkennen, daß Er vor der Schöpfung da war.“ Solche Vernunftschlüsse sind den letzten Worten von Vers 1 – „das Wort war Gott“ – klar entgegengesetzt. Wesenhafte Gottheit gehörte Ihm zu. Es sind Versuche unternommen worden, die Kraft dieser erhabenen Aussage abzuschwächen und etwa zu übersetzen: „das Wort war göttlich“ oder „das Wort war ein Gott“, indem man sich auf das Fehlen des bestimmten Artikels stützte; das heißt, daß nicht gesagt würde: „das Wort war der Gott“. Indessen sagen uns Kenner der griechischen Sprache, daß es in dieser Sprache keinen unbestimmten Artikel gibt und daß das mit „Gott“ übersetzte Wort in kraftvoller Weise die eigentliche und absolute Gottheit bezeichnet. Wenn es heißen würde, daß das Wort der Gott war, würde die Gottheit auf „das Wort“ beschränkt und von daher die anderen Personen der Gottheit ausgeschlossen worden sein. Die Wörter sind mit göttlicher Genauigkeit ausgewählt: das „Wort“ war eigentlich und absolut Gott.

Vers 2 bringt uns dann zurück zu der ersten und zweiten Aussage von Vers 1. Diese klar bezeichnete Persönlichkeit, die „das Wort“ kennzeichnet, ist nicht etwas, das zu irgendeinem späteren Zeitpunkt angenommen worden wäre. Die ewige Persönlichkeit gehörte zu Ihm. Auf diese Weise war Er am Anfang bei „Gott“, denn diese Unterscheidung als Persönlichkeit liegt im Wesen der Gottheit. So haben wir vier Dinge, die in bezug auf das Wort festgestellt werden: Sein ewiges Sein, Seine bestimmte Persönlichkeit, Seine wesenhafte Gottheit, Seine ewige Persönlichkeit. Was wir auch sonst noch über das „Wort“ zu lernen haben, diese vier Einsichten sollten uns zur Beugung und demütiger Anbetung leiten.

Ein fünfter Punkt begegnet uns in Vers 3: Er ist der erschaffende Urheber, und das in einem alles umfassenden Sinn. Nun treten Dinge vor uns, die gemacht wurden, d.h., die ins Dasein kamen. In den Versen 1 und 2 wird ein anderes Wort gebraucht. Das „Wort“ kam nicht ins Dasein: Es (Er) war, denn Sein Dasein war ewig. Aber Er brachte alles hervor, was ins Dasein kam, denn Er erschuf „alle Dinge“. Um auch nicht das kleinste Schlupfloch für einen Irrtum zu lassen, wird dies im zweiten Teil des Verses nachdrücklich betont. Die Sprache ist bemerkenswert angesichts der modernen „fälschlich sogenannten Kenntnis“ (1. Tim 6,20), die so weithin unter das Volk gebracht wird und die sich große Mühe gibt, alles „ohne Ihn“ zu erklären. Ungläubige Geister hängen der Evolutionstheorie an trotz einer bemitleidenswerten Armut an Tatsachen, die sie stützen sollen. Die vorgebrachten Argumente sind eben deshalb so fragwürdig, weil sie IHN ausschließen, den Menschen aber verherrlichen möchten. In Wahrheit kann Er aber nicht ausgemerzt werden. Von all den ungezählten Dingen, die ursprünglich ihr Dasein empfingen, empfing auch nicht eines es ohne Ihn.

Bedenken wir diese Tatsache! Denn hier haben wir eine Erklärung dafür, daß die Himmel die Ehre Gottes erzählen und Gott bis zu einem gewissen Grad in dem Gemachten wahrgenommen werden kann, wie Römer 1,19.20 mitteilt. Das „Wort“ erschuf alle Dinge, und von daher kommt es, daß uns die Schöpfung, soweit sie reicht, einen wahren Ausdruck Gottes selbst und Seiner Gedanken gibt. Auch wir drücken unsere Gedanken in Worten aus; ebenso besteht die Bedeutung dieses großen Namens „WORT“ darin, daß Er, der ihn trägt, der Ausdruck all dessen ist, was Gott ist, und, wie die Verse 1 und 2 zeigen, IST Er selbst wesenhaft all das, was Er ausdrückt. Die Schöpfung, wie sie durch das Wort ins Dasein gerufen wurde, war nicht ein sinnloses Durcheinander, sondern eine Kundgebung der Macht und Weisheit Gottes.

In Vers 4 kommen wir zu einer sechsten bedeutungsvollen Tatsache. Das Wort umschließt wesenhaft Leben. In Ihm ist das Leben nicht von irgendwoher abzuleiten, sondern es ist ursprünglich und aus Ihm hervorgehend. Wenn wir das mit dem, was zuvor gesagt ist, verbinden, bemerken wir, wie umfassend die Gottheit des Wortes dargelegt und behütet ist. Die verwendeten Worte sind von äußerster Kürze und Einfachheit und doch voll göttlicher Fülle und Bedeutung. Gleich dem kreisenden Schwert des Cherubim in 1. Mose 3,24 wenden sie sich in jede Richtung, um in unserem Geist die Wahrheit, die den Einen betrifft, der der Baum des Lebens für den Menschen ist, unverletzt zu bewahren. Dieses Evangelium wird uns bald zeigen, wie das Leben des Gläubigen wahrhaftig von Ihm herkommt; doch ist dies nicht der Punkt in Vers 4, sondern vielmehr: „Das Leben war das Licht der Menschen.“ Dieser Punkt wird in den Eingangsversen des ersten Johannesbriefes ausführlicher behandelt. Das Leben ist geoffenbart worden, und daraus folgt, daß Gott, der Licht ist, sich im Licht geoffenbart hat, und in diesem Licht wandelt der Gläubige.

Jenes Licht, in dem Menschen wandeln sollen, ist nicht nur das Licht der Schöpfung – so wundervoll es ist –, sondern auch das Licht, das in dem Wirken und Reden des Wortes entfaltet worden ist. Als das Wort geoffenbart wurde, da schien das Licht, und es war ein Bereich der Finsternis, in dem diese Offenbarung geschah. In 1. Mose 1 lesen wir, wie durch das göttliche Wort das Licht der Schöpfung inmitten der Finsternis aufbrach, und siehe! die Finsternis schwand. Hier nun haben wir das Licht einer weit höheren Ordnung, und es erscheint inmitten moralischer und geistlicher Finsternis, die nur durch ein wahres Erfassen des Lichtes vertrieben werden konnte. Ach, ein solches Erfassen war nicht gegeben. Aber wenn auch die Finsternis noch fortbestand, so gab es doch kein anderes Licht für den Menschen als „das Leben“. In diesen Aussagen findet sich kein Widerspruch, denn, wie es oft der Fall ist, spricht Johannes auch hier von Dingen hinsichtlich ihres abstrakten Charakters und ist noch nicht bei Ereignissen im Gang der Geschichte angekommen.

Doch wie geschah es, daß das Leben des Wortes wirklich in der Finsternis schien und zum Leben des Menschen wurde? Vers 14 gibt die Antwort auf diese Frage. Bevor wir zu diesem Vers kommen, liegt in den Versen 6 – 13 ein wichtiger Abschnitt vor uns, der uns gestattet, die Dinge in einem geschichtlichen Überblick zu sehen. Johannes des Täufer wird zu dem Zweck eingeführt, die überragende Bedeutung des „wahren Lichtes“ zu enthüllen. Eben dieser Johannes war „ein Mensch, von Gott gesandt“, der zum Zeugnis kam, „auf daß er zeugte von dem Lichte“. Wohl stimmt es, daß in Johannes 5,35 von ihm als „einer scheinenden Lampe“ gesprochen wird. Johannes schien gleich einer Lampe und gab Zeugnis, daß derjenige das wahre Licht war, „der, in die Welt kommend, jeden Menschen erleuchtet“. Das bedeutet nicht, daß jeder Mensch erleuchtet wird – das würde Vers 5 widersprechen –, sondern es meint, daß Er nicht nur ein Bruchteil des Lichtes war, wohl aber der Sonne glich, die ihre Strahlen ins ganze Universum aussendet. Nicht eine einzelne Nation konnte im Alleinbesitz des wahren Lichtes sein. So läßt dieses Evangelium schon bei seinem Beginn unsere Gedanken die engen Grenzen Israels überschreiten.

In den letzten Versen dieses Abschnitts (10–13) haben wir weitere historische Aussagen, die das, was uns in den Versen 4 und 5 mitgeteilt worden ist, noch ausführlicher erläutern und klarstellen. Wir haben schon begriffen, daß das Wort eine Person in der Gottheit ist, daß Sein Leben als Licht für die Menschen scheint, obwohl inmitten der Finsternis. Jetzt finden wir, daß eben diese Welt der Sitz dieser Finsternis war, daß Er in sie eintrat, und daß diese Welt, obwohl Er sie geschaffen hatte, sich Ihm doch so entfremdet hatte, daß sie Ihn nicht kannte. In diesem Vers handelt es sich wieder nicht um Israel oder die Juden, sondern um die Welt. Das Licht, wie es durch die Propheten verbreitet worden war, mochte im wesentlichen auf Israel beschränkt sein, nicht aber das Leuchten des wahren Lichts.

Der Apostel Johannes erwähnt oft die Welt in seinen Schriften, und er benutzt immer ein Wort, das wir auch in unsere Sprache übernommen haben, wenn wir von „Kosmos“ sprechen. Dabei denken wir an das Universum als ein geordnetes Ganzes oder manchmal auch in einem engeren Sinn an unsere Welt, auch als ein geordnetes Ganzes. Letzteres ist der Sinn von „Welt“ in Vers 10. Als Schöpfer hatte Er das Universum als ein geordnetes Ganzes erschaffen, und es war ein wundervoller Augenblick, als Er in einer besonderen Weise darin gefunden wurde. Das war der Fall, als Er in diesen enger begrenzten Kosmos (die Welt) eintrat, die sich – es ist traurig zu sagen – durch die Sünde so verderbt und entfremdet hatte, daß sie Ihn nicht einmal kannte.

Und dann kam Er, um diesen Punkt noch näher zu bestimmen, tatsächlich zu einem ziemlich unbekannten Winkel in diesem Kosmos, und zwar in „das Seinige“, wie es die Prophezeiungen angekündigt hatten. Doch sein eigenes Volk – Israel –, mit dem jenes „Seinige“ verbunden war, nahm Ihn nicht an. Er wurde verworfen, denn die Finsternis konnte Ihn nicht begreifen. Doch ungeachtet dieser Tatsache gab es Ausnahmen, wie dieses Evangelium uns zeigen wird. Einige nahmen Ihn auf und glaubten an Seinen Namen. Sie waren nicht von der Finsternis. Ihre Augen waren geöffnet, und sie erkannten Ihn, als sie die Herrlichkeit Seines Namens schauten und glaubten. Als Folge erhielten sie von Ihm das Recht, Kinder Gottes zu werden, nicht etwa bessere oder mehr erleuchtete Juden. Das Wort lautet hier ausdrücklich „Kinder“, ein Wort, das Johannes gewöhnlich benutzt – im Unterschied zu dem Wort für „Söhne“, das mehr von Paulus gebraucht wird. Hier ergibt sich bei beiden eine gewisse Verschiedenheit. Es geht in beiden Fällen um die gleiche gesegnete Beziehung zu Gott, aber bei „Söhnen“ wird unsere Reife und Stellung in der Beziehung zu Gott vornehmlich gesehen; bei „Kindern“ liegt der Nachdruck auf der Tatsache, daß wir wahrhaft aus Gott geboren sind.

Vers 13 hebt die Bedeutung dieser Tatsache durch Gegenüberstellung hervor. Die Juden rühmten sich, daß Abrahams Blut in ihren Adern flösse, ebenso wie auch heutzutage ein Mensch sich darauf etwas zugute tun mag, daß er aus adeligem oder sogar königlichem Blut entsprossen ist. Jene demütigen Seelen jedoch, die, von der Regel ausgenommen, Christus annahmen, als Er kam, waren aus Gott geboren. Der Wille der Fleisches würde das nie geleistet haben, denn das Fleisch ist Gott völlig entgegengesetzt. Der Wille des Mannes, selbst nicht des besten unter ihnen, konnte es ebensowenig vollbracht haben, weil diese Sache seine Kraft gänzlich überstiege. Ihre Geburt war aus Gott und damit ein göttlicher Akt. Und der, den sie im Glauben aufnahmen, gab ihnen das Recht, diesen Platz auch äußerlich einzunehmen, weil er dem Leben nach schon der ihre war.

Ja, wieso konnte es geschehen, daß jene frommen Juden, die uns in Lukas 1 und 2 flüchtig begegnen, Christus im selben Augenblick annahmen, wo Er ihnen erschien? Nicht weil sie Abrahams Blut in sich hatten, nicht weil das Fleisch in ihnen von überlegener Qualität war und sie dazu angetrieben hätte, nicht weil sie dem mächtigen Willen irgendeines Mannes gefolgt wären, sondern einfach, weil sie aus Gott geboren waren. Ich wiederhole: es war ein göttlicher Akt! Wenn wir zu Kapitel 10 kommen, werden wir dieselbe grundlegende Tatsache in anderer Form dargestellt finden. Als der Hirte zur Herde kam, fand Er dort einige, die „seine eigenen Schafe“ waren, die Seine Stimme hörten und von Ihm hinausgeführt wurden. Da waren viele, die der Nationalität nach Seine Schafe waren, die aber nicht Seine eigenen Schafe waren, in dem Sinn, wie es Maria Magdalene und die Jünger und die Familie zu Bethanien und Simeon und Anna waren. Diese Menschen waren aus Gott geboren, und sie waren es, die Ihn aufnahmen.

In Vers 14 nehmen wir den Gedanken von Vers 5 wieder auf. Wir finden bezüglich des Wortes eine siebte bedeutsame Tatsache. Er wurde Fleisch und wohnte unter uns. Die Verse 1 und 2 sagen uns, was Er in Seinem Wesen und in ewiger Weise war. Vers 14 sagt uns, was Er wurde. Er wurde Fleisch, d.i., Er nahm vollkommene Menschheit an; dadurch wurden uns die sechs anderen großen Tatsachen enthüllt, um aus ihnen geistlichen Nutzen zu ziehen. Nur dadurch, daß Er selbst in dieser Weise eine Beziehung zur Schöpfung herstellte, konnte der Absolute und in sich selbst Existierende von den Menschen erkannt werden.

Die Tatsache, daß das Wort Fleisch wurde, verbürgt nicht nur, daß Er wirklich einen menschlichen Leib besaß (was schon von einigen der frühesten Irrlehrer geleugnet wurde), sie begründet ebenso, daß Er die Engel außer acht gelassen und sich des Samens Abrahams angenommen hat. In jedem wesenseigenen Sinn ist Er ein Mensch geworden. Es ist bezeichnend, daß gerade in diesem Evangelium, das schon bei Beginn Seine Gottheit entschieden zur Geltung bringt, Er von sich selbst als von einem „Menschen“ spricht (8,40). Schließlich wurde alles, was Gott ist, in einem Menschen geoffenbart. Er wohnte unter uns „voller Gnade und Wahrheit“. Die Grundlage ist die Erkenntnis Gottes. Wenn solche Erkenntnis uns ohne die Gnade erreicht hätte, würde sie uns vernichtet haben; aber hier war jemand von beidem erfüllt, von Gnade und Wahrheit, und so wohnte Er unter uns.

Vers 14 hat eine Einschaltung, die in unseren Bibeln in Klammern gesetzt ist; auch Vers 15 hat eine solche Einschaltung. Die erste sagt uns, daß die Apostel und „so viele ihn aufnahmen“ (V. 12) Seine Herrlichkeit anschauten, „eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater“. Sie war nicht wie die Herrlichkeit vom Sinai. Die letztere war mit Majestät und gerechter Forderung verbunden; diese jedoch entsprach einer liebevollen und innigen Beziehung.

Die zweite Einschaltung berichtet mit kurzen Worten das Zeugnis des Johannes, das einige Verse später ausführlich dargelegt wird. Es zeigt uns, wie er um die frühere Existenz und deshalb um die göttliche Herrlichkeit des Einen weiß, dessen Zeuge er war. Historisch gesehen, kam Er nach ihm, sowohl im Blick auf Seine Geburt als auch den Beginn Seines Dienstes, aber Er war vor ihm, und so nahm Er den ersten und höchsten Platz ein.

Wenn wir die beiden Einschaltungen einmal übersehen, so ergibt sich: „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, voller Gnade und Wahrheit, und aus seiner Fülle haben wir alle empfangen.“ Hier ist noch einmal das Ergebnis für die glaubenden „wir“ festgehalten. Nur „so viele ihn aufnahmen“ können in Wahrheit sagen, wir „empfingen“ aus Seiner Fülle; solche können es aber auch wirklich sagen, und zwar sie alle, Gott sei gepriesen dafür! Eine Fülle von Gnade und eine Fülle von Wahrheit sind das Teil eines jeden Gläubigen, selbst des schwächsten unter ihnen, obwohl sie niemals Seine ganze Fülle zu erschöpfen vermögen. In auffälliger Weise wird die Gnade betont. Wir brauchen sie, aufgehäuft gleich hohen Bergen – „Gnade um Gnade“. Das Gesetz wurde durch Moses gegeben; es umschrieb die Forderungen Gottes, richtete aber nichts aus. Gnade und Wahrheit sind durch die Ankunft des Herrn Jesus eingeführt und in der Tat hier auf Erden aufgerichtet worden.

Schließlich hat Johannes jene Person, die das Wort ist und die schon die Aufmerksamkeit des Menschen auf sich zog, zuverlässig erkannt. Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, voller Gnade und Wahrheit: und siehe! diese Fülle ist in Jesus Christus. Diese herrliche Einleitung in das Evangelium hat uns geradewegs zu JESUS geführt.

An dieser Stelle treten weitere Herrlichkeiten dieses Einen vor unser Auge. Er offenbart den Gott, den kein Mensch je gesehen hatte. Als der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, konnte Er Ihn als den Vater völlig kundtun. In dem Wort „Schoß“ haben wir ein menschliches Bild, doch müssen wir uns davor hüten, es in der menschlichen Vorstellung zu gebrauchen. Das Bild wird woanders in der Schrift benutzt, um die engste Vereinigung und die innigste Vertrautheit anzuzeigen. Der Sohn ist so völlig eins mit dem Vater und steht in der Vertrautheit Seiner Gedanken, daß Er Ihn in Vollkommenheit kundtun kann. Unser Vers sagt nicht, daß Er in dem Schoß war, so als wäre es ein Ort, den Er verlassen haben könnte, sondern daß Er dort ist. Es ist ein ewiges „ist“ – Er war immer dort, Er ist es, Er wird immer in des Vaters Schoß sein. „Das Wort ward Fleisch“ bedeutet, daß die Gnade und die Wahrheit in Christus erschienen sind und dadurch Gott als Vater völlig geoffenbart worden ist.

Die Verse 19 – 28 vermitteln uns das Zeugnis des Johannes, das er gab, als er am Jordan taufte. Es ist sehr verschieden von den Berichten in den anderen Evangelien. Wir finden zunächst seine negative Seite, weil die religiösen Führer, von Neugierde getrieben, zu ihm kamen und gerne wissen wollten, ob er denn der Christus wäre, oder Elias oder der Prophet, von dem Mose geredet hatte. Sein Zeugnis war klar und fest; er war keiner von diesen, sondern die Stimme eines Rufenden in der Wüste, von der Jesaja gesprochen hatte. Als sie ihn dann wegen seiner Taufe befragten, hörten sie sein positives Zeugnis. Da war Einer bereits mitten unter ihnen, den sie nicht kannten, der aber um so viel größer war als er, Johannes, selbst, so daß er nicht würdig war, Seine Sandale zu lösen. Indem er dieses anschauliche Bild benutzt, drückt Johannes sein Gefühl für die höchste Herrlichkeit des Einen aus, dessen Offenbarung bevorstand.

Dieses war der Anfang des Zeugnisses des Johannes. Es wird bald noch bestimmter und kraftvoller werden, wie die folgenden Verse es zeigen.

Im letzten Teil dieses Kapitels treten einige der gewaltigen Folgerungen vor uns, die aus der Fleischwerdung des Christus hervorgehen. Wir finden in Johannes 1 nicht nur viele Seiner Namen und Titel, sondern auch eine Entfaltung der verschiedenen Dienste und Aufgaben, die Er vollführt.

Auch die Großen dieser Welt erfüllen verschiedene Aufgaben. Die Königin zum Beispiel erscheint bei einer Gelegenheit als Oberbefehlshaber, bei einer anderen als Schirmherrin usw. Als Staatsoberhaupt kommt sie diesen Aufgaben nach und außerdem noch anderen. Es überrascht daher nicht, daß das „Wort“, indem Es Fleisch wurde, mehrere Ämter annehmen und Aufgaben von höchstem Rang und ewiger Bedeutung ausführen wollte. Wenn wir nun Vers 29 lesen und auch das anschließende Zeugnis des Johannes beachten, so haben wir die erste dieser beiden Aufgaben. Er ist „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt“.

In der Tat sagte Johannes: Hier ist das eine, wirkungsvolle und nie zu wiederholende OPFER von ewigem Wert. Schon im Alten Testament finden wir das Lamm als Opfertier in besonderer Weise bezeichnet; von daher kommt der Titel. Jesus ist das Lamm, das Gott ersehen hat, und wenn Er durch Sein Opfer die Sünde der Welt wegnimmt – nicht bloß deine oder meine oder Israels Sünde, sondern die Sünde das ganzen „Kosmos“ – dann ist ein Werk von solcher Erhabenheit ausgeführt worden, daß seine Ergebnisse in Ewigkeit bleiben. Dieses Werk war zu TUN, und hier ist sein VOLLBRINGER. Wir denken in der Regel an die Sünde in ihren mannigfachen Äußerungen und zehntausendfachen Einzelfällen, doch hier erscheint sie als ein einziges riesenhaftes und furchtbares Problem, dessen vollständiger Lösung und Beseitigung wir begegnen. Gott möchte ein Weltall haben – das Universum als ein geordnetes Ganzes – das gänzlich und ewig von der Sünde gereinigt ist; und hier ist der, der es durch Sein Opfer vollbringt. Er ist das Opfer der Zeitalter, und in diesem Opfer sehen wir die Grundlage von allem, was folgt. Wenn ER es nicht wäre, dann könnten keine Folgen im Sinn von Segen und Herrlichkeit eintreten.

Johannes setzte sein Zeugnis fort, um Jesus als den auszuweisen, von dem er vorher gesprochen hatte, und um zu erklären, daß der Zweck seiner Taufe nicht darin bestand, einen gottesfürchtigen Überrest in Israel auszusondern, sondern auch das Lamm Gottes dem Volk Israel zu offenbaren. Er hatte gesehen, wie der Geist gleich einer Taube auf Ihn herniederfuhr und auf Ihm blieb – es war kein Niedersteigen und ein Zurückkehren, wie es bei der von Noah ausgesandten Taube der Fall gewesen war. Als Johannes seinen Auftrag empfing, war ihm gesagt worden, daß dies das Erkennungszeichen dessen sein sollte, dessen Vorläufer er war, der nicht nur mit Wasser, sondern mit dem Heiligen Geist taufen würde.

Mit einem solchen Zeugnis stellte Johannes den Herrn Jesus offensichtlich als den großen SEGENSSPENDER vor. Als das Opfer nimmt Er die Sünde der Welt weg; als Segensspender erfüllt Er sie mit dem Licht und der lebendigen Kraft des Geistes Gottes. Es wird deutlich, daß wir hier zwei Teile eines Ganzen vor uns haben, und beide Aussagen beruhen auf breiter, umfassender Grundlage. Jeder Gläubige weiß es heute, daß seine Sünden weggenommen sind und er den Heiligen Geist empfängt; doch ist das fast ein geringfügiger Vorgang in der Fülle des Gesamtgeschehens. Und eben um dieses Ganze geht es hier, und zwar in abstrakter Betrachtung. Historisch gesehen, ist die Sünde noch nicht völlig abgeschafft und auch der Geist noch nicht auf alles Fleisch ausgegossen; doch Er war hier, der beides zustande bringen würde.

Die Schlußfolgerung, die Johannes in Vers 34 zieht, ist von weitragender Bedeutung. Sie bestätigt sein Zeugnis in den Versen 15 und 27. Hier war der Sohn Gottes, und das Zeugnis Seiner Sohnschaft konnte er, Johannes, ablegen. Der Heilige Geist ist eine Person in der Gottheit, und hier ist ein Mensch, zu dessen Verfügung diese göttliche Person steht, so daß Er Ihn, einer Taufe gleich, auszugießen vermag. Wer kann dieser Mensch sein? Kein geringerer als der Sohn Gottes selbst, eine andere Person innerhalb der Gottheit. So werden wir unmittelbar zu dem Punkt geführt, der das Hauptthema dieses Evangeliums ist (siehe 20,31). Hier war der Sohn in Seiner Menschheit, und deshalb konnte alles so geschehen. Der Sohn Gottes und das Wort sind eins.

An dem folgenden Tag sprach Johannes ein ähnliches Zeugnis aus, nur daß es sich mehr auf Seine Person als auf Sein Werk bezog.

Doch es war die Person in ihrem Charakter als das Opferlamm, und gerade mit diesem Charakter ist eine besondere Anziehung verbunden, wie Offenbarung 5 zeigt. Auch hier wurde diese Anziehungskraft gefühlt, denn zwei der Jünger des Johannes hörten ihn so sprechen, und alsbald verließen sie Johannes, um sich Jesus anzuschließen. Kein Dienst für Gott kann wahrhaftiger sein, als wenn er die Zuhörer von dem menschlichen Diener löst und sie Christus zuführt. Ein solcher wahrer Diener war Johannes der Täufer.

Jesus weist den Wunsch der beiden Jünger, sich bei Ihm aufzuhalten, nicht zurück; Er ermutigt sie vielmehr, bei Ihm zu bleiben. Er ist nicht nur das Opfer und der Segensspender, sondern auch der MITTELPUNKT, zu dem hin alle sich versammeln. Das hatten die beiden Jünger, einer inneren Eingebung folgend, wahrgenommen, und ihr Verhalten genügt, um uns den Herrn Jesus in dieser Eigenschaft hier vorzustellen. In der jetzigen Zeit gilt das Wort des Herrn: „Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen“ (12,32); in künftigen Tagen wird dies auch sichtbar erfüllt werden. Doch unter all den Myriaden werden Andreas und der andere Jünger den Vorzug haben, daß sie die ersten waren, die in dem Herrn Jesus den von Gott bestimmten Mittelpunkt erkannten.

Vers 41 läßt uns erkennen, daß das, was geschehen war, in dem Herzen des Andreas eine Offenbarung bewirkt hatte: Jesus war der Christus. Wieder müssen wir an den Vers in Kapitel 20 denken – Er taufte mit Heiligem Geist, daher war Er der Sohn Gottes; Er war der von Gott bestimmte Mittelpunkt, daher war Er der Christus. Danach suchte Andreas als erstes seinen eigenen Bruder Simon auf, um ihm seine Entdeckung mitzuteilen, und „so führte er ihn zu Jesu“. Es ist seitdem oft geschehen, daß ein stärkerer und höher begabter Mensch von einem durchaus einfachen Zeugen zum Heiland geführt worden ist. Dieser Dienst des Andreas ist, soweit uns Berichte vorliegen, seine eindrucksvollste Tat gewesen. Simon war immer bereit, das Wort zu ergreifen, und unter den Jüngern gewöhnlich der erste, der sprach. Aber als er zu dem Herrn Jesus geführt wurde, hatte er nicht das erste Wort. Jesus ließ ihn sofort wissen, daß Ihm sein Name und seine Abstammung bekannt war, und dann gab Er ihm einen neuen Namen. Bei Daniel und seinen Freunden sehen wir, daß große Könige gern ihre Besitzrechte über Diener und Sklaven dadurch betonten, daß sie ihre Namen änderten. In der gleichen Weise machte auch der Herr Seinen Anspruch auf Simon geltend, als er zu Ihm kam. Doch dadurch, daß Er ihm einen Namen gab, der „Stein“ bedeutete, tat Er mehr als dies: Er fügte ihn jenem Haus hinzu, das vor Seinem Blick stand, wovon jedoch Simon in jenem Augenblick noch nichts wußte. Simon hatte in der Tat nichts zu sagen, soweit es uns berichtet wird. Indessen war von großer Bedeutung, was der Herr meinte und was Er sagte.

Wir brauchen nur 1. Petrus 2 aufzuschlagen, um zu sehen, daß Petrus es zu der Zeit wohl verstanden und auch uns darüber etwas zu sagen hatte. Indem er zu Christus als dem lebendigen Stein kam, wurde er selbst ein lebendiger Stein im Blick auf das Haus Gottes, das in der gegenwärtigen Zeit erbaut wird; und wie er es uns in jenem Kapitel zeigt, ist das, was auf ihn zutraf, auch für uns wahr; auch wir kommen, jeder zu seiner Zeit, zu diesem lebendigen Stein. Doch schon damals wurde deutlich, daß Jesus selbst sich als der BAUMEISTER des Hauses Gottes offenbarte, und zwar in der Weise, wie Er dem Simon begegnete, obwohl Simon selbst und auch die übrigen es zu jener Zeit nicht erahnten. Dies ist ein weiteres Werk, das der Herr Jesus vollbringt.

Es war von Jesus selbst ausgegangen, daß Er Philippus fand, wie Vers 43 zeigt, und Er stellte sich ihm vor mit der Aufforderung: „Folge mir nach!“ Diese wenigen Worte waren offensichtlich ausreichend. Der sie sprach, stellte sich mit ihnen dem Philippus als der FÜHRER dar, der mit Recht allen und jedem gesetzmäßigen Gehorsam gebot. Philippus folgte Ihm nach und suchte auch andere zu gewinnen, obwohl er noch nicht viel verstanden hatte. Zu Nathanael vermochte er nur von „Jesus von Nazareth, dem Sohn Josephs“ zu sprechen; das war weder eine erhabene noch eine sehr korrekte Bezeichnung dessen, dem nachzufolgen er gerade begonnen hatte. Sie bewirkte, daß Nathanael zunächst etwas voreingenommen war, doch genügte sie, um ihn zu einer Unterredung mit dem Herrn zu bringen.

Jesus begann auch dieses Gespräch, und zwar durch einen Ausruf, der Ihn für Nathanael als einen Beurteiler des menschlichen Herzens auswies. Hier war ein Israelit ohne Trug, wenn auch nicht ohne Sünde; jedenfalls ein Mensch, dem eine heuchlerische, unredliche Gesinnung fremd war und der rechtschaffen und aufrichtig in seinem Geist vor Gott stand; und Jesus wußte darum, wie Seine Antwort auf Nathanaels verwunderte Frage: „Woher kennst du mich?“ dartut. Der Herr enthüllte es, daß Er der RICHTER aller ist, vor dem alle Menschen bloß und aufgedeckt sind, und der jedem Menschen den ihm gebührenden Platz zuweisen kann. Nathanael war gekommen, um Jesus von Nazareth zu sehen, und nun lernte er den kennen, der alles von ihm wußte und der in ihm lesen konnte, als sei er ein aufgeschlagenes Buch. Wer konnte dieser Jesus sein?

Wir finden Nathanaels Antwort in Vers 49, und wieder müssen wir an jene Verse in Kapitel 20 denken. Er ist „der Sohn Gottes“, und Er ist auch „der König Israels“. Als ernster und gottesfürchtiger Israelit wartete Nathanael auf den König, und er würde bereit gewesen sein, auf diese Tatsache jeden denkbaren Nachdruck zu legen. Doch in der Gegenwart dieses Richters der Menschen, der die Herzen erforschte, verlagerte sich aller Nachdruck auf den zwingenden Gedanken, daß Er der Sohn Gottes sein müsse, und wenn das zutraf, dann war Er auch der König Israels. Laßt uns denn in Vers 50 beachten, daß Jesus die Huldigung Nathanaels als nicht fehl am Platz, sondern als die Frucht seines Glaubens annahm. Er hatte Jesu Worte gehört und hatte geglaubt, und weil er glaubte, huldigte er Ihm.

In Vers 50 scheint ein Gegensatz zwischen Hören und Sehen zu bestehen. Hören führt zum Glauben, aber ein Tag kommt, wo wir größere Dinge sehen werden, als wir gehört haben. Wenn dieser Tag des Schauens anbricht, werden wir den Sohn des Menschen sehen, und Er wird der große Verwalter des Lichts und der Segnungen in Gottes Universum sein. Engel werden ihren Platz zum Dienst einnehmen, doch jeder ihrer Dienste wird in Abhängigkeit von Ihm gesteuert und ausgeübt werden. Als Sohn des Menschen wird Er auch diese Aufgabe, entsprechend den Weissagungen in Psalm 8, ausführen. Tatsächlich spricht dieser Psalm von Ihm als „ein wenig unter die Engel erniedrigt“; das hatte Bezug auf Seine Todesleiden, wie Hebräer 2 uns unterweist. Psalm 8 spricht ferner von Seiner Herrschaft, die Er über die Werke Jehovas auf der Erde und dem Meer ausüben wird. Unser Vers in Johannes 1 zeigt, daß die Engel Ihm unterworfen sein werden, doch Hebräer 2 führt den Gedanken weiter und sagt, daß, wenn „alle Dinge“ unterworfen sein werden, dies auch bedeutet, daß es „nichts“ mehr gibt, „was Ihm nicht unterworfen ist“. Der Sohn des Menschen wird die Himmel ebenso wie die Erde beherrschen.

Doch bevor wir Kapitel 1 verlassen, laßt uns noch beachten, daß wir nicht nur einen flüchtigen Blick auf die verschiedenen Werke (Dienste, Aufgaben) getan haben, die Er als das fleischgewordene Wort vollbringt, sondern daß auch alle Seine wichtigen Titel hervorgetreten sind: Jesus, der Messias; der Christus; der eingeborene Sohn; das Lamm Gottes; Jesus von Nazareth; der König Israels; der Sohn des Menschen. Das ganze Kapitel ist einer Fundgrube gleich, und die verschiedenen Offenbarungen sind wie Goldadern, denen wir nachspüren dürfen.

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