Die Briefe an die Thessalonicher

2. Thessalonicher 2

Die Briefe an die Thessalonicher

Mit Kapitel 2 kommen wir zu dem Thema, das der Anlaß für diesen Brief war. Unruhestifter waren unter den Thessalonichern am Werk gewesen und hatten versucht, sie davon zu überzeugen, daß der Tag des Herrn schon gekommen sei, obwohl sie sehr wohl wußten, daß der Tag des Herrn schwere Gerichte mit sich bringen und wie ein Dieb in der Nacht kommen würde (siehe 1. Thes 5,1–3). Diejenigen, die versuchten, die Thessalonicher in die Irre zu rühren, argumentierten offensichtlich, daß die Verfolgungen und Drangsale, in die sie gekommen waren, solche Gerichte seien, die bewiesen, daß der Tag des Herrn schon gekommen sei.

Dies alles war jedoch reine Verführung, wie Vers 3 sagt. Die Methoden, die diese Widersacher benutzten und durch die sie um so wirksamer zu verführen suchten, paßten zu ihrer falschen Lehre. Sie zwangen den Thessalonichern ihre Ideen auf „durch Geist“, „durch Wort“ und sogar „durch Brief als durch uns“. Sie behaupteten dies nicht nur mündlich, sondern sie gaben auch vor, ihre Lehren durch Inspiration des Geistes Gottes empfangen zu haben. Der Geist Gottes gab in den christlichen Versammlungen der Anfangszeit inspirierte Aussprüche, wie die Apostelgeschichte bezeugt. Aber es gab auch falsche Aussprüche, die von einem Geist oder Geistern ausgingen, die nicht der Geist Gottes waren, wie in 1. Johannes 4,1–6 angedeutet wird. Diese Verführer mochten beanspruchen, daß sie ihre Lehren von einem Geist empfangen hatten. Wenn es so war, dann war es jedoch nicht der Geist Gottes. Sie gingen sogar noch einen Schritt weiter. Sie sandten den Thessalonichern einen Brief und erweckten den Anschein, als sei er von dem Apostel Paulus. Durch diesen Täuschungsversuch wollten sie den Eindruck erwecken, daß ihre irrigen Ideen seine Zustimmung fanden. Satan ist jedes Mittel recht, um sein Ziel zu erreichen. Gerade falsche Lehre wird sehr oft mit unaufrichtigen Methoden eingeführt.

Vielleicht fragt jemand, ob dieser Punkt denn wirklich so wichtig ist. Die Verfolgungen und Bedrängnisse waren doch da. Machte es nun wirklich soviel aus, ob diese Verfolgungen die Ankunft des Tages des Herrn bedeuteten oder nicht? Wie oft ist es so, daß wichtige Fragen praktischer Art von Punkten der Lehre abhängen, die uns unwesentlich erscheinen. Ja, es machte tatsächlich viel aus. Wenn der Tag des Herrn wirklich da war, dann war die Wahrheit, die Paulus ihnen am Ende von Kapitel 4 und am Anfang von Kapitel 5 des ersten Briefes offenbart hatte, offensichtlich auf den Kopf gestellt. Dieser Tag war ihnen zuvorgekommen und hatte sie wie ein Dieb überrascht. Ist es etwas Geringes, das Wort Gottes in Mißkredit zu bringen?

Weiterhin würde es bedeuten, daß Gläubige hier auf der Erde gelassen waren, um Drangsal zu erleiden, die als Gericht von seiten Gottes kommen würde. Ihre himmlische Hoffnung würde verdunkelt werden, und sie hätten die furchtbaren Dinge zu erwarten, die über die Erde kommen würden. War dies etwa unbedeutend? Durchaus nicht.

Wie begegnet der Apostel diesen irreführenden Lehren? Er begegnet ihnen in zweifacher Weise. Erstens, indem er die Thessalonicher an die Wahrheit erinnert, die er schon im ersten Brief dargelegt hatte. Zweitens, indem er weitere deutliche Unterweisungen über den Tag des Herrn und die Reihenfolge der Ereignisse gibt.

Er bittet sie, bezüglich „der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus und unseres Versammeltwerdens zu ihm hin“ dem Irrtum keine Aufmerksamkeit zu schenken. Auf welches Ereignis bezieht er sich mit diesen Worten? Eindeutig auf das, worüber er sie in Kapitel 4,15–17 seines ersten Briefes belehrt hatte. Wenn wir zu Christus in die Luft versammelt werden, bevor der Tag des Herrn kommt, wie können wir uns dann noch auf der Erde befinden, um die Wehen dieses Tages zu erleiden? Im Licht der Wahrheit, die sie schon gehört hatten, hätten die Thessalonicher niemals auf jene Verführer hören sollen. Doch sie waren ja erst jung bekehrt, gleichsam kleine Kinder in Christus, und somit noch nicht sehr geübt im Unterscheiden dieser Lehren, die sie gehört hatten. Viele von uns sind vielleicht in einem ähnlichen Zustand, und so mag es hilfreich sein, uns daran zu erinnern, daß die Wahrheit immer ein zusammenhängendes Ganzes bildet. Wir brauchen uns niemals durch neue Lehren erschüttern zu lassen, wenn sie im Widerspruch zu den Grundlagen stehen, die Gott zu früherer Zeit in unsere Herzen gelegt hat.

Mit Vers 3 beginnen seine weiteren Unterweisungen. Nicht nur wird die Versammlung Christus in der Luft begegnen, bevor der Tag des Herrn kommt, sondern es wird auch zwei große Ereignisse geben, die zuvor auf der Erde selbst geschehen müssen. Beide werden in Vers 3 erwähnt. Als erstes muß der „Abfall“ kommen, und zweitens muß „der Mensch der Sünde“ offenbart werden. Ersteres ist eine Bewegung, letzteres eine Person.

Die gesamte Geschichte lehrt uns, wie Bewegungen und Menschen miteinander verbunden sind, und zwar in dieser Reihenfolge. Zuerst entwickelt sich eine Bewegung, allzu oft von dem Gott dieser Welt hervorgerufen. Dann tritt im passenden Augenblick eine Person auf, die diese Bewegung zusammenrührt; dann kommt die Bewegung zu ihrem Höhepunkt und zu ihrem Ende. Der antike Imperialismus erreichte seinen Höhepunkt in Nebukadnezar; die republikanische Bewegung am Ende der Französischen Revolution gipfelte in Napoleon und die faschistische Bewegung im 20. Jahrhundert in Mussolini. So wird die Geschichte sich in einem weitaus gewaltigeren Ausmaß wiederholen, bevor der Tag des Herrn kommt.

Wir wollen uns im klaren darüber sein, was Abfall bedeutet. Es bedeutet durchaus nicht „vom Weg abkommen“, ein Erkalten bei Christen, wodurch die Welt in die Kirche eindringt und viele böse Dinge in ihre Mitte eingeschleust werden. Es geht vielmehr um ein vollständiges Aufgeben der Wahrheit Gottes, ein völliges Verlassen der früheren Grundlagen des Glaubens. Es hat in der Geschichte der Kirche nur allzu oft Verdrehungen und Verzerrungen der Wahrheit gegeben, was man mit dem Umpflanzen eines Strauches oder dem Fällen eines Baumes vergleichen könnte, wodurch das Aussehen eines sonst gepflegten und harmonischen Gartens zerstört wird. Doch so ist nicht der Abfall. Er ist eher einem Erdrutsch von solchen Ausmaßen vergleichbar, daß der ganze Garten vernichtet wird.

Es ist eine weit verbreitete Vorstellung, daß der Herr nicht wiederkommen wird, bevor die Welt durch die Verkündigung des Evangeliums und die Bekehrung der meisten, wenn nicht gar aller Bewohner der Erde, auf Sein Kommen vorbereitet ist. Die Stelle, die wir betrachten, stützt diese Vorstellung in keiner Weise, sondern sie sagt geradezu das Gegenteil aus. Tatsache ist, daß Seinem Erscheinen in Herrlichkeit der völlige Abfall vom Glauben bei denen vorausgeht, die sich vorher dazu bekannten. Dieser Abfall wird den Weg für die Offenbarung einer großen Persönlichkeit bahnen, die der direkte Vertreter Satans sein wird. Sie wird der „Mensch der Sünde“ genannt, denn in ihr findet die Sünde ihren höchsten Ausdruck. Dieser Mann wird durch die arroganteste Selbstüberhebung gekennzeichnet sein. Er wird Gott widerstehen, indem er behauptet, selbst Gott zu sein. Ein solcher Anspruch wäre in einem Volk, das sich christlich nennt, unmöglich. Es würde dort nur Spott hervorrufen. So muß der Abfall dem Auftreten dieses Mannes den Weg bereiten.

Der Abfall wird von der Art sein, daß die Menschen bereit sein werden, solche ungeheuren Ansprüche eines Mannes, der doch nur ein Mensch ist, als durchaus möglich und vernünftig anzuerkennen. Die Vergöttlichung eines Menschen wird demnach die logische Folge dieser Bewegung sein. Das wirft viel Licht darauf, welche Hauptrichtung der Abfall haben wird. Gott wird entthront, und der Mensch wird sich selbst auf den Thron setzen.

Wenn wir die große Christenheit unserer Tage im Licht dieser Tatsachen betrachten, sehen wir zweifellos sehr bedrohliche Anzeichen dieses nahenden Abfalls. Die kommenden Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Alle Strömungen des „aufgeklärten“ religiösen Denkens und Lehrens gehen in die Richtung, die in dieser Schriftstelle angedeutet wird. Wenn Gott in ihrem Gedankengebäude überhaupt noch einen Platz hat, dann wird Er in weite Ferne gerückt, und die Evolution tritt völlig in den Vordergrund. Die Evolution ist nur eine armselige Schöpfung ihres eigenen Verstandes. Man hat ihr jedoch eine erstaunliche Kraft zugeschrieben, indem der Mensch als die Krone und Frucht dieser evolutionären Entwicklung betrachtet wird. Somit ist der Mensch für sie von größter Wichtigkeit und nicht Gott. Darüber hinaus erwartet man, daß der evolutionäre Prozeß nicht mit dem heutigen Menschen endet, sondern sich fortsetzen wird, bis er einen Supermenschen hervorgebracht hat. Wie einfach und selbstverständlich wird es dann erscheinen, wenn der Mensch der Sünde sich bei seinem Auftreten als der lang erwartete Supermensch darstellen wird.

Der Apostel hatte die Thessalonicher vor diesen Dingen gewarnt, als er zuerst kurz bei ihnen war und ihnen das Evangelium verkündigte. Wir mögen uns wundern, daß er bei einem so kurzen Besuch Zeit fand, über solche Dinge zu sprechen, und daß er es für angebracht hielt, das zu tun, obwohl sie noch nicht lange bekehrt waren. Und doch war es so. Paulus wußte sehr gut, daß das „Geheimnis der Gesetzlosigkeit“ schon wirksam war, wie er uns in Vers 7 mitteilt. Dieser Ausdruck bedeutet, daß die Gesetzlosigkeit in ihrer geheimnisvollen oder verborgenen Form schon damals in den Herzen der Menschen wirksam war. Die gesetzlose Selbstüberhebung, die am Ende der Haushaltung ganz offen zutage treten wird, war schon am Anfang vorhanden, wenn auch in verborgener Form. Somit waren die Warnungen des Apostels notwendig.

Und wieviel notwendiger sind sie für uns, auf die das Ende der Zeitalter gekommen ist! Wir wollen sie uns zu Herzen nehmen.

Ist uns allen klar geworden, daß der Abfall und die Offenbarung des Menschen der Sünde dem Tag des Herrn vorausgehen müssen? Die menschliche Bosheit muß ihren Höhepunkt erreichen, bevor der Herr im Gericht darauf antworten wird.

Wenn uns das klar ist, verstehen wir gut, daß das Kommen des Herrn für Seine Heiligen und unser Versammeltwerden zu Ihm hin in die Luft dem völligen Abfall vorausgehen muß. Die echten Gläubigen werden niemals vom Glauben abfallen. Solange die wahre Kirche Gottes noch hier ist, wird durch die Kraft des Heiligen Geistes noch ein Zeugnis auf der Erde aufrechterhalten und der Abfall in seiner vollen Entfaltung aufgehalten. Die Räder des Wagens drehen sich nur mühsam, da die Bremse noch angezogen ist. Wird die Bremse bei der Entrückung der Gläubigen in den Himmel plötzlich gelöst, wird der Wagen ungehindert zu seinem endgültigen Zusammenbruch losfahren.

In Vers 8 wird der Mensch der Sünde der „Gesetzlose“ genannt. Gesetzlosigkeit ist das eigentliche Wesen der Sünde. Sie ist die Ablehnung jeder herrschenden Autorität, und deswegen steht sie in tödlichem Gegensatz zu Gott. Die Gesetzlosigkeit, die schon lange in verborgener Form wie ein unterdrücktes Feuer innerhalb der Christenheit wirksam war, wird in dem Gesetzlosen zur vollen Entfaltung kommen.

Das wird aber erst dann der Fall sein, wenn die Gläubigen durch das Kommen des Herrn vom Schauplatz der Auseinandersetzung entrückt sind. Augenblicklich werden die Kräfte des Bösen noch zurückgehalten, wie die Verse 6 und 7 ausführen. Da gibt es den, „der zurückhält“, und auch das, „was zurückhält“. Der erste Ausdruck bezieht sich zweifellos auf den Heiligen Geist, der zu dieser Zeit persönlich auf der Erde ist, wie es nie vorher der Fall war und auch später nicht wieder sein wird. Der zweite Ausdruck bezieht sich, wie wir glauben, auf die Gegenwart der Kirche auf der Erde. Die Kirche ist das Haus Gottes, worin der Heilige Geist wohnt.

Wir haben vermutlich nur eine geringe Vorstellung davon, wie groß der hemmende Einfluß auf das Wirken der Gesetzlosigkeit ist, den die Gegenwart der Heiligen auf der Erde ausübt. Sie mögen arm und schwach sein, aber der Geist Gottes, der in ihnen wohnt, ist allmächtig. Gelegentlich wird dieser hemmende Einfluß in unmißverständlicher Weise deutlich, wenn zum Beispiel eine spiritistische Sitzung versagt, weil ein entschiedener, ernster Christ im Gebäude anwesend ist. Das ist schon mehr als einmal vorgekommen. Haben nicht viele von uns schon beobachtet, daß der Verlauf eines gottlosen Gesprächs in einem Zimmer oder Büro durch den Eintritt eines entschiedenen Dieners Christi plötzlich unterbrochen wurde?

Wenn die Versammlung in den Himmel entrückt ist und somit der Heilige Geist kein Haus mehr auf der Erde hat, werden sich die dramatischen Folgen sehr schnell einstellen. Die unterdrückte Gesetzlosigkeit wird in dem Gesetzlosen zum Ausbruch kommen, und für einen kurzen Augenblick wird Satan ungehindert wirken können. Dieser kommende Gesetzlose wird von Satan inspiriert werden und wird dessen Macht auf alle Weise wirksam werden lassen. Es ist auffallend, welche deutlichen Ausdrücke die Schrift benutzt. Satan wird ihn stützen mit aller Macht, sogar mit Zeichen und Wundern der Lüge, so daß aller Betrug der Ungerechtigkeit sich auf die Menschen auswirken wird, die zurückgelassen sind, um gerichtet zu werden.

Die gewaltige Macht Satans wird sich jedoch nur für kurze Zeit entfalten können. Wenn der Gesetzlose auf der Erde offenbar wird, wird ihn das Gericht schnell ereilen. Der Herr Jesus wird vom Himmel erscheinen und seine Macht völlig zerstören, indem er ihn lebendig ergreift und in den Feuersee wirft (Off 19,20). Wie angemessen ist es doch, daß dieser völlig gesetzlose und ungehorsame Mensch, die Personifizierung satanischer Macht, von dem Herrn Jesus persönlich gerichtet wird, dem völlig unterwürfigen und gehorsamen Menschen, der Personifizierung der Macht und Majestät Gottes! In dieser Auseinandersetzung darf kein Stellvertreter vermitteln!

Wir stellen auch hier wieder fest, wie gerecht alles Handeln Gottes mit dem Menschen ist. Diejenigen, die diesem Betrug der Ungerechtigkeit zum Opfer fallen, sind dieselben, die die Liebe zur Wahrheit, als sie sie hörten, nicht annahmen. Da sie die Wahrheit nicht liebten, glaubten sie ihr nicht, vielmehr hatten sie Wohlgefallen an der Ungerechtigkeit. Und nun nimmt sie der Betrug der Ungerechtigkeit gefangen. Sie glauben der Lüge und werden von Gott gerichtet. Früher sandte Gott ihnen die Wahrheit, sie hörten das Evangelium durch Menschen, die es „durch den vom Himmel gesandten Heiligen Geist“ (1. Pet 1. 12) verkündigten. Jetzt schickt Gott ihnen eine wirksame Kraft des Irrwahns. Mit ihnen geschieht jetzt das, was früher dem widerspenstigen Volk Israel geschah, als Er „ihre Augen verblendet und ihr Herz verstockt“ hatte (Joh 12,40; siehe auch Apg 28,26.27). Ist dieses Handeln Gottes ungerecht? Im Gegenteil; Er handelt in absoluter und vollkommener Übereinstimmung mit Seiner Gerechtigkeit.

Diese Verse sollten solchen Christen ein Anstoß zur Selbstprüfung sein, die so sehr danach verlangen, Wunderkräfte zu besitzen, besonders im Hinblick auf „Heilungen und Sprachenreden“. Mögen sie zur Kenntnis nehmen, daß, obwohl es am Anfang dieser Haushaltung durchaus solche wunderbaren Wirkungen in der Kraft des Heiligen Geistes gab, es vorhergesagt ist, daß es an ihrem Ende eine gewaltige Entfaltung ähnlicher Mächte geben wird, aber dann falschen, satanischen Ursprungs. Wir leben heute kurz vor diesem Ende, und es ist auffallend, wie es eine Wiederbelebung eigenartiger Vorgänge gibt, die für sich in Anspruch nehmen, Wunderwirkungen göttlichen Ursprungs zu sein. Wir behaupten nicht, daß alle diese Vorkommnisse falsch und satanisch sind, aber viele von ihnen waren es mit Sicherheit, und wenn wir sie nicht alle genau anhand der Schriften prüfen, werden wir leicht zu unserem Schaden betrogen werden.

Wenn wir uns noch einmal kurz die ersten zwölf Verse dieses Kapitels anschauen, sehen wir, daß unmittelbar nach dem Kommen des Herrn für die Seinen folgendes geschehen wird:

  1. Eine große Bewegung im Bereich des menschlichen Denkens wird im Abfall enden und ihren Höhepunkt in dem Menschen der Sünde erreichen.
  2. Eine große Bewegung im satanischen Bereich wird auf eine starke Zusammenballung der Mächte der Finsternis hinauslaufen und ihren Höhepunkt in Wundern der Lüge erreichen, die so raffiniert ersonnen sind, daß sie die abgefallene Menschheit vollständig verführen werden.
  3. Eine große Bewegung der Regierung und Macht Gottes wird daraufhinauslaufen, daß Er diese Menschen in ihrer Täuschung und ihrem Unglauben verhärten wird; die Verhärtung wird ihren Höhepunkt erreicht haben, wenn der Herr Jesus bei Seiner Erscheinung in Herrlichkeit durch Gericht eingreift.

Als erstes wird die Entrückung der echten Gläubigen stattfinden; dann folgt der Abfall der verdorbenen Christenheit, die sich völlig abgewandt hat, und als letztes die Beseitigung dieser gesamten ekelhaften Sache durch das Gericht Gottes.

Hier gibt es keinerlei Hoffnungsschimmer für solche, die das Evangelium ablehnen. Es gibt für solche Menschen nach dem Kommen des Herrn keine zweite Möglichkeit, sich zu bekehren. Die ernste Feststellung lautet: „Damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Wohlgefallen gefunden haben an der Ungerechtigkeit“ (Vers 12).

Wie wohltuend ist der Gegensatz zwischen den Versen 12 und 13! Die gläubigen Thessalonicher – und auch wir – sind von Gott erwählt zur Errettung, einer Errettung, die vollendet wird, wenn der Herr für uns kommen wird und wir Seine Herrlichkeit erlangen. Hierzu sind wir durch das Evangelium berufen worden. Indem wir dem Evangelium geglaubt haben, haben wir der Wahrheit geglaubt, und so besitzen wir von Anfang an das, was uns vor der Lüge schützt, der die von Satan Verführten zu ihrem ewigen Verderben glauben werden.

Die „Heiligung des Geistes“ bezieht sich nicht auf das fortschreitende Werk des Geistes in den Herzen der Gläubigen, um sie mehr und mehr nach dem Willen Gottes zu formen. Es bezieht sich vielmehr auf das Absondern für Gott, das durch das anfängliche Wirken des Geistes Gottes an den Seelen der Menschen zustandegebracht wird, ein Wirken, das zum Ziel hat, daß der Geist Gottes in uns Wohnung nimmt, nachdem wir dem Evangelium geglaubt haben. Durch dieses souveräne Werk des Geistes sind wir geheiligt worden.

Deshalb heißt die Aufforderung an uns: „Steht fest“. Wir sollen die apostolischen „Überlieferungen“ oder „Unterweisungen“ beachten. Die Thessalonicher besaßen diese Unterweisungen in zweifacher Weise: durch den mündlichen Dienst des Apostels und durch den geschriebenen Brief. Wir haben sie nur in dieser einen Weise. Laßt uns deshalb desto mehr die apostolischen Schriften genau beachten. Wir besitzen wirklich eine gute Hoffnung durch die Gnade, so daß wir getröstet und befestigt sein können.

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