Botschafter des Heils in Christo 1857

Esther

„Die Furcht des HERRN ist Unterweisung zur Weisheit, und der Ehre geht Demut voraus“ (Spr 15,33).

„Stolz geht dem Sturz, und Hochmut dem Fall voraus“ (Spr 16,18).

Zuerst 1 Leiden, und dann Herrlichkeit. Dies ist der bezeichnende Charakter des Pfades oder der Geschichte der Heiligen, wie wir es schon von alter Zeit her bestätigt finden. Erinnern wir uns nur in Verbindung mit dieser Wahrheit an die Geschichte von Joseph, Mose, David und vieler anderer. Aber gewöhnlich ist auch der Augenblick des tiefsten Drucks der Vorabend der Befreiung. In Ägypten hatte der Druck beinahe den höchsten Gipfel erreicht, als der Herr Mose für die Befreiung zubereitete. Gerade dann ist der Teufel am eifrigsten bemüht, seine armen Gefangenen recht tief in die Trübsale hinein zu ziehen und sie unter noch empfindlicherem Schmerz zum Schreien zu bringen, wenn der Herr mit seiner Erlösung nahe ist.

In den letzten Tagen, wenn Israels Kraft geschwunden und der Gebundene und der Freie dahin sind (vgl. 5. Mo 32,36), wenn der Feind wie eine Flut hineingedrungen ist, dann wird der Herr seine Standarte aufpflanzen und eine bessere Ordnung der Dinge einführen. Die Vorbereitung dieser besseren Ordnung aber ist gewiss nicht eine Zeit des lieblichsten Anblicks, sondern im Gegenteil, es ist gleichsam die Rückseite des so herrlichen Bildes.

Dies alles aber kann uns erfreuen und ermutigen. Während die Knospe bitter ist, verbreitet in demselben Augenblick die Blume ihren duftenden Geruch. Aber nicht nur sind zuerst Leiden und dann Herrlichkeit, sondern gewöhnlich Leiden der empfindlichsten Art gerade zu der Zeit, wenn die Herrlichkeit und die Errettung vor der Tür sind.

Es gibt eine Wahrheit, welche mit dieser in Verbindung steht oder, ich möchte lieber sagen, ihr gegenüber steht, nämlich diese: der Hochmut zuerst, und dann der Untergang oder das Gericht, und dies gerade in dem Augenblick der höchsten und völligsten Erhebung.

Die Erbauer Babels hatten einen großen Bund gemacht und ihre stolze Absicht, welche ihre Herzen erfüllte, war keine geringere als eine Stadt zu erbauen und einen Turm, dessen Spitze bis in den Himmel reichen sollte, und sie streckten ihre Hände aus, diesen stolzen Plan auszuführen. Aber in der Stunde der hochmütigsten Erhebung kam der Herr im Gericht hernieder (1. Mo 11).

Pharao versuchte sich zum ersten Mann in der Welt zu erheben und in dem Gedanken an seine Größe und in dem Gefühl seiner Unabhängigkeit hatte er den Joseph vergessen, und er erklärte, dass er von dem Gott Israels nichts wisse. Aber gerade dann fingen die Schalen des Zornes von der Hand des HERRN an, sich über ihn auszugießen (2. Mo 5).

Nebukadnezar lebte in seinem Palast und bewunderte seine Größe und sagte: „Ist das nicht das große Babel, das ich zum königlichen Wohnsitz erbaut habe durch die Stärke meiner Macht und zu Ehren meiner Herrlichkeit?“ Doch der Herr wachte über den Bösen und während das Wort des Hochmuts und der Erhebung in seinem Mund war und er sich erhob, wurde er erniedrigt (Dan 4).

Herodes wurde von dem Volk gepriesen als ein Gott und in demselben Augenblick machte das Gericht Gottes ein schreckliches Schauspiel aus ihm (Apg 12).

Solche furchtbaren Heimsuchungen in der Stunde des größten Glücks und in dem höchsten Stolz des Herzens sind uns sowohl in dem Propheten vorhergesagt als auch in den Geschichten dargestellt. Der „Morgenstern“ in Jesaja, der „Fürst von Tyrus“ in Hesekiel, „der Mensch der Sünde“ in dem Brief an die Thessalonicher und das „Tier“ in der Offenbarung, diesen allen ist der Untergang in dem Augenblick ihrer höchsten Vermessenheit angekündigt.

Diese so wichtigen und interessanten Wahrheiten, die Erhebung des Gerechten in dem Augenblick des höchsten Drucks und die Erniedrigung des Hochmütigen in seiner höchsten Selbstgefälligkeit, treten uns im Buch Esther in einer sehr bestimmten und auszeichnenden Weise entgegen. Dieses Buch schließt die Geschichtsbücher des Alten Testaments ab und mitunter enthält es die völligste und lebendigste Darstellung dieser zwei großen Grundsätze in den Wegen Gottes.

In dem Verzeichnis jener Hochmütigen, welche in ihrem höchsten Stolz ihrem Untergang begegneten, möchte ich besonders Haman, den Agagiter, hervorheben. Er war aus dem Geschlecht der Amalekiter, einem Geschlecht, womit der Herr auf immer Streit hatte, welches seine Herrlichkeit verachtete, und schon in der traurigen Wüste, in den ersten Augenblicken der Geschichte Israels anfing, seinen eigenen Glanz zu enthüllen (2. Mo 17).

Das Glück hatte diesen Haman auf eine merkwürdige Weise begleitet. „Nach diesen Begebenheiten machte der König Ahasveros Haman, den Sohn Hammedatas, den Agagiter, groß, und er erhob ihn und setzte seinen Stuhl über alle Fürsten, die bei ihm waren. Und alle Knechte des Königs, die im Tor des Königs waren, beugten sich und warfen sich nieder vor Haman … Da zog der König seinen Siegelring von seiner Hand und gab ihn Haman, dem Sohn Hammedatas, dem Agagiter, dem Widersacher der Juden. Und der König sprach zu Haman: Das Silber sei dir gegeben, und das Volk, um mit ihm zu tun, wie es gut ist in deinen Augen“ (Est 3,1.2.10.11). Dieses alles füllte das Herz des Haman so sehr mit Stolz, dass er keinen Widerspruch vertragen konnte. Und wenn der Diener Gottes ihn nicht ehren wollte, so musste das ganze Volk Gottes dafür büßen. In den Tagen dieses Amalekiters erscheint Esther. Sie war eine arme Gefangene aus dem Land Israel und war jetzt in dem Land der Perser. Und nicht nur nahm sie teil an der allgemeinen Betrübnis und den Leiden ihres Volkes, sondern ihr Herz hatte noch für sich besonders Kummer und Trübsal durchzumachen. Sie war eine in dieser Beziehung hilflose Waise, die nur unter der Mühe und Sorge ihres gottseligen Verwandten Mordokai stand.

Im Lauf der Zeit wurde sie ohne irgendwelche Bemühung oder einem Wunsch von ihrer Seite die am meisten begünstigte Frau des persischen Königs. Und nicht allein kam sie in diese Stellung ohne ihr Bemühen und ihren Wunsch, sondern sie hatte auch, obwohl sie an dem königlichen Hof war, gleich Daniel und anderen, ihre Absonderung für Gott unter den Gebräuchen der Nationen bewahrt (Est 2,15). Sie wollte keine Schuldnerin der Menschen sein und nahm, wie Abram von dem König von Sodom (1. Mo 14) nichts. Es war der Herr und nicht ihr Schmuck, welcher ihr in den Augen aller, die sie anschauten, Gunst verlieh. Selbst der König war von ihr eingenommen und die königliche Krone wurde auf ihr Haupt gesetzt. Dennoch blieb sie das einfache, jüdische Mädchen und gehorchte dem Mordokai gerade so wie an dem Tag, als dieser sie in sein Haus brachte.

Das war ein glücklicher Anfang. Sie fing bei sich selbst an, indem sie sich rein bewahrte. Und deshalb war sie ein für den Hausherrn brauchbares Gefäß (2. Tim 2). Jerusalem konnte sich einer solchen Tochter rühmen, auch wenn sie in dem Palast zu Susan war. Sie stand als ein Zeugnis der prophetischen Wahrheit da: „Ihre Fürsten waren reiner als Schnee, weißer als Milch; röter waren sie am Leib als Korallen, wie Saphir ihre Gestalt“ (Klgl 4,7). Und als sie im ferneren Verlauf der Zeit den Kummer ihres Volkes hörte, vergaß sie, wie Mose, Nehemia und anderen, alles, was je besaß, die Gemächlichkeit, die Annehmlichkeit und die Ehren des Palastes und gedachte nur an die Bürden ihrer Brüder.

Das war ein glücklicher Fortgang. Sie hatte sich selbst vor der Befleckung bewahrt und machte sich jetzt eins mit den Leiden der anderen. Sie hatte gegen die persönlichen Verirrungen gewacht und war jetzt frei und fähig zu dienen. Schon stand sie umgürtet da und wartete nur auf ihren Ruf. Dies ist der wahre Zustand eines jeden Nachfolgers des Herrn Jesus, ja der einzig wahre und geeignete Zustand, in welchem jemand als Diener des Hauses Gottes berufen werden kann. Esther, die Königin, war jetzt auf das Sorgsamste bemüht, sich mit dem Zustand ihres Volkes in dem ganzen Reich des königlichen Landes vertraut zu machen und sie stellt sich völlig unter dessen Last.

Israel befand sich in dem gegenwärtigen Augenblick unter dem größten Druck. Der Hochmut Hamans, welcher in dieser Zeit die persische Monarchie zu befehligen hatte, konnte die  Standhaftigkeit des Juden Mordokai, der sich weigerte, vor ihm niederzufallen, nicht ertragen und er gewann so sehr die Oberhand, dass es ihm gelang, das ganze Volk der Juden (die zerstreuten Gefangenen in allen persischen Provinzen) unter das Urteil des Todes zu bringen. Aber der Herr, wie wir gesehen haben, hatte schon einen verborgten Pfeil in seinem Köcher. Der errettende Stein des Baches war schon für die Schleuder bereit (1. Sam 17,40).

Wir haben Esther gut anfangen und auch gut fortfahren sehen. In der Gemeinschaft des Herrn wurde sie durch sein Licht und seine Kraft geleitet. Sie hatte einen verborgenen, sehr gesegneten und vertrauten Umgang mit Ihm, obwohl wir nichts von Gesichten der Verzückung oder irgendetwas anderem der Art hören, und ich darf auch sagen, dass in diesen Tagen keine Offenbarungen durch Gesichte stattfanden. Es war aber in ihr erreicht, was nur in der Stellung des Glaubens in jedem Stand und Alter erreicht werden kann: Gemeinschaft mit Gott.

Sie vertraute allein auf Gott wie Sadrach und andere (Dan 3). Wenn es Ihm wohlgefiel, so konnte Er sie befreien, daran zweifelte sie nicht. Aber ob es Ihm wohlgefiel oder nicht, sie hatte nur ihre Pflicht zu tun und sie konnte und wollte alles in der Sache des Dienstes Christi wagen. Ihre Seele war, wie die des Sadrach und seiner treuen Begleiter, für jede Konsequenz vorbereitet: „Komme ich um, so komme ich um“, sagte sie. Welch eine kostbare und liebliche Arbeit in der Hand des Herrn! Sie war in der Tat sowohl zu einem demütigen als auch zu einem brauchbaren Gefäß seines Hauses zubereitet.

Doch noch mehr. Wir sehen, in welch naher Gemeinschaft Esther mit den Gedanken Gottes stand. Sie scheint die göttliche Methode mit ihren stolzen Widersachern beobachtet zu haben, denn sie schlägt mit diesem bösen Haman genau Gottes eigenen Weg ein. Sie handelt nicht in unruhiger Eile, sondern bereitet ruhig ihre Pläne vor, um diesen Amalekiter, dessen Herz bis an den Rand mit Hochmut gefüllt war, gemäß des göttlichen Weges zu Fall zu bringen, und zwar in dem Augenblick seines höchsten Eigendünkels.

Das goldene Zepter des Königs war gegen sie ausgereckt, und sofort erhielt sie die königliche Verheißung, ihr alles zu geben, was immer sie verlangen möchte, selbst bis zur Hälfte des Königreichs. Dennoch verharrt sie in Geduld und lädt den König und Haman zu einem Festmahl ein. Beide kommen – und erneut wird das halbe Königreich zu ihrer Verfügung gestellt. Aber sie verhält sich immer noch geduldig und lädt sie zum zweiten Mal ein. War denn aber dies nichts anderes als Geduld, Ruhe und Selbstverleugnung? War es nichts mehr (wie vortrefflich dies auch immer sein mag) als ein Widerstand der Gärung und der Leidenschaft des Bösen? Oder war es nur Tugend und ein wohlgeartetes Herz, im Gegensatz zu dem leidenschaftlichen Weg einer Herodias (Mk 6,23)? Dies alles mag es gewesen sein, aber es war auch mehr. Es war das Verhalten einer Person, welche den Weg Gottes kannte und welche in den gleichen Fällen seinen Weg nachahmte. Der Herr, im Besitz aller Macht, ist geduldig, und über vierhundert Jahre kann Er ausharren mit einem Amoriter, bis das Maß seiner Sünden voll ist (1. Mo 15,13–15). Ebenso ist es hier. Die Eine, welche von Ihm gelernt hatte, die Eine, welche in der Schule seiner Gemeinschaft gewesen war, konnte trotz Besitz der Hilfsquellen eines Königreichs so geduldig sein und den Menschen der Erde zu dem vollen Maß seiner Sünden vorangehen lassen.

Sie lädt also Haman und den König zum zweiten Mal zu ihrem Festmahl ein, und gerade an diesem Tag ging Haman mit voller Freude und mit einem fröhlichen Herzen einher. Er erzählte seiner Frau und seinem Freund von seiner Größe und seinem Glück und fügt, indem seine hochmütigen Gedanken und seine Selbstgefälligkeit sich steigern, mit großer Freude hinzu, dass die Königin Esther ihn und den König allein zu ihrem Mahl eingeladen hätte. Dies ist wohl zu beachten. Ich werde aber nicht nötig haben, daran zu erinnern, wie dieser Mensch in seiner stolzen Erhebung in einem einzigen Augenblick erniedrigt wurde und wie das Gericht Gottes plötzlich über dies alles herniederfuhr. Diese Geschichte wird uns bekannt sein. Ebenso werde ich nicht nötig haben, davon zu reden, wie Esther und ihr Volk in dem Augenblick des tiefsten Drucks befreit wurden und wie dieser Streit zwischen Furcht und Hoffnung in dem ruhmvollsten und wunderbarsten Triumph der Hoffnung endete. Die Juden hatten das Urteil des Todes in sich selbst, aber da war einer, welcher den Tod aufhob und den Schatten des Todes in einen lieblichen Morgen verwandelte. „Den Juden war Licht und Freude und Wonne und Ehre zuteil geworden. Und in jeder einzelnen Landschaft und in jeder einzelnen Stadt, überall, wohin das Wort des Königs und seine Anordnung gelangte, war Freude und Wonne bei den Juden, Gastmahl und Festtag. Und viele aus den Völkern des Landes wurden Juden, denn die Furcht vor den Juden war auf sie gefallen“ (Est 8,16.17). Der so traurige Monat hatte seine Sorgen in Freude und seine Trauer in einen fröhlichen Tag verwandelt. Esther war Königin, und was den Mordokai betrifft, so war er „der Zweite nach dem König Ahasveros und groß bei den Juden und wohlgefällig der Menge seiner Brüder; er suchte das Wohl seines Volkes und redete zum Frieden seines ganzen Geschlechts“ (Est 10,3).

Wie gesegnet ist es doch, den Geist in dem Leben dieser teuren und ehrenwerten Frau zu beobachten. Zunächst ist sie besorgt, sich selbst rein zu bewahren und ist voll der tiefsten Sympathien für ihr Volk. Sie vertraut allein auf den Herrn und ist völlig bereit, mit aller Aufopferung seinen Willen zu tun. Welch eine Fülle von Belehrung stellt dies eine Beispiel vor unsere Seele. Und doch sehen wir, wie man zu sagen pflegt, wie sehr ihr die Umstände entgegen waren. Sie war in einer Lage des Lebens, die einen echten Israeliten erforderte, einen wahren Nasiräer, der viel Wachsamkeit und Selbstverleugnung besaß. Allein ihr Leben und ihr Umgang mit dem Herrn waren so verborgen, so innig und rein, dass es schien, als sei sie in die tiefsten Geheimnisse seiner Gedanken eingedrungen. Sie handelte gegen den großen Widersacher, wie wir schon gesehen haben, genau nach Gottes eigenem Weg und in einer stets nahen Gemeinschaft mit Ihm. Wir sehen auch, dass, sobald ihr Plan gegen den Stolz Hamans zur Reife gekommen war, der Herr in demselben Augenblick anfing, gegen ihn zu handeln und die Werkzeuge seines Verderbens vorzubereiten. Es war nämlich genau zu derselben Nacht zwischen den beiden Tagen, an welchen die Königin Esther ihre Festmahle bereitet hatte, dass der Herr in das Herz des Ahasveros den Traum gab, welcher den Amalekiter in seinem Hochmut erniedrigte (Est 6). Deshalb möge niemand sagen, dass die Umstände gegen ihn seien. Es ist nur nötig, dass wir mit aller Entschiedenheit des Herzens und mit aller Einfalt des Auges mit der Kraft in Gemeinschaft bleiben, welche für alle Umstände passend ist, wie uns die Königin Esther hier ein so schönes Beispiel gegeben hat.

Schon habe ich am Anfang an die zwei großen Grundsätze erinnert, die wir in der Geschichte der Esther und des Haman in einer so ausgezeichneten Weise verwirklicht finden: die Erhebung des Gerechten in dem Augenblick des tiefsten Drucks, und die Erniedrigung des Mächtigen in der Stunde seiner hohen, stolzen Gedanken. Diese Grundsätze in den Wegen Gottes werden sich immer wieder aufs Neue in der Geschichte der Menschen bewahrheiten.

Es wird aber noch eine Krise in der Geschichte dieser Erde kommen, welche die schrecklichste und ausgedehnteste von allen ist, wogegen jede vorhergegangene nur eine Vorübung und Schatten war. Sie wird in eine Zeit fallen, wo die Menschen, wie zu der Zeit des Noah, in einer stolzen und schrecklichen Sicherheit dahin leben, wo sie, wie jene, inmitten ihrer Hochzeitsfeste, in ihrem Kaufen und Verkaufen nichts ahnen, bis die Flut der Gerichte Gottes über sie hereinbricht. Äußerer Wohlstand und Selbsterhebung gehören gewöhnlich zusammen und werden auch diese Tage kennzeichnen. Und sehen wir nicht jetzt schon, wie alles wirksam ist, um solche Zeiten herbei zu führen? Nehmen die Bequemlichkeiten und Verschönerungen des menschlichen Lebens nicht auf eine wunderbare Weise zu? Wünscht sich dieses Geschlecht nicht Glück wegen der Vorzüge, welche es genießt, während es im Stillen jene bedauert, welche in den Staub dahin sanken, ehe diese Vorzüge bekannt waren? Und sind sie nicht auf das Eifrigste bemüht, alle Hilfsquellen zu vervielfältigen, um die Tage des irdischen Glücks herbei zu führen, wo sie sagen können: „Ruhe aus, iss, trink, sei fröhlich“?

Ja, dies alles sehen wir und der treue Gott gebe uns recht einfältige Augen und einen wahrhaft nüchternen Sinn, um dies alles mit seinen Augen zu sehen und zu entfliehen. Er mache uns durch seinen Geist recht fähig, um uns selbst, wie wir es hier bei Esther gesehen haben, von allem unbefleckt zu bewahren, um einen steten verborgenen und innigen Umgang mit Ihm zu verwirklichen und auf die Ankunft des Herrn zu warten.

Fußnoten

  • 1 Dieser Text ist aus dem Englischen übersetzt und stammt aus der Zeitschrift „Words of Truth for the Saints of God“, Band 3, S. 257 ff. (1840er Jahre). Später wurde der Artikel nachgedruckt in „The Christian's Friend“ 1875, siehe hier: http://www.stempublishing.com/magazines/cf/1875/Esther.html. Der Text ist ebenfalls nachgedruckt in “Words in Season“ 1896, S. 331 ff.
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