Der neue und lebendige Weg in das Heiligtum
Kommentar zum Hebräer-Brief

Einleitung

Der neue und lebendige Weg in das Heiligtum

Der Brief an die Hebräer richtet sich an Christen, sowohl an wahre Gläubige als auch an bloße Bekenner, die aus dem Judentum hervorgegangen sind, aber noch an dem jüdischen Gottesdienst und seinen Gebräuchen festhielten. Sie standen in Gefahr, sich entmutigen zu lassen und zur alten Ordnung der Dinge zurückzukehren, da sie sich in der Verwirklichung ihrer Hoffnungen auf Christus als irdischen Messias getäuscht sahen und somit Verfolgungen ausgesetzt waren.

Der Heilige Geist zeigt ihnen, dass diese irdische Ordnung der Dinge nur vorübergehend war, und hebt die Überlegenheit des Christentums hervor, die neue Ordnung der Dinge, in der alles himmlisch und bleibend ist. Zu diesem Zweck weist Er auf die Gegensätze dieser beiden Ordnungen hin, die jeweils zu ihrer Zeit durch Gott aufgerichtet worden sind. Der Geist Gottes zeigt dabei aber auch Dinge auf, in denen diese beiden Ordnungen sich gleichen. Dadurch macht Er ihnen verständlich, dass die erste Ordnung, die aus Schatten und Bildern bestand, der zweiten Platz machen musste, die nur mit Wirklichkeiten zu tun hat.

Der Schreiber des Briefes geht in seiner Beweisführung schrittweise vor. Er nimmt dem Judentum Stück um Stück weg, um diese Teile durch etwas Besseres zu ersetzen. Im letzten Kapitel stellt er schließlich die Notwendigkeit fest, das alte System, dessen Zeit vorüber war, als Ganzes entschlossen aufzugeben, um sich mit Christus außerhalb des Lagers wiederzufinden, seine Schmach tragend. Er zeigt schließlich auch, dass die, die mit den jüdischen Verordnungen verbunden bleiben, kein Recht haben, von dem Altar der Gläubigen zu essen. Der Schreiber weist auch im Hauptteil des Briefes seine Leser auf die schrecklichen Folgen hin, die mit dem Aufgeben des Christentums unmittelbar in Verbindung stehen.

In Gnade möchte der Herr diese Gläubigen vom Judentum lösen, und zwar unmittelbar vor der endgültigen Zerstörung Jerusalems und des Tempels, die den Verordnungen des jüdischen Gottesdienstes ein tatsächliches Ende setzten! Welch eine Freude für die, die mit einem himmlischen Christus verbunden sind, der „derselbe ist, gestern und heute und in Ewigkeit“ (Heb 13,8)!

Der Verfasser des Briefes nennt uns seinen Namen nicht. Er stellt sich nicht als Apostel vor, weil er unseren Blick allein auf Jesus, den großen Apostel und Hohenpriester lenken möchte (Heb 3,1). Er macht sich mit den Empfängern des Briefes eins und zählt sich zu derselben Gruppe von Personen, die seit langem mit Gott in Verbindung standen. Das war in der Tat die Stellung der Juden: Für sie schloss sich das Christentum, diese neue Verbindung mit Gott, sozusagen an eine alte Beziehung an. Für die Heiden, die eigentlich nur Beziehungen mit den Dämonen hatten, war es nicht so (1. Kor 10,20-22).

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