Das Leben Abrahams

1. Mose 21

Das Leben Abrahams

Nach der Lektion in Kapitel 20 sehen wir, daß der Sohn der Mittelpunkt des ganzen Glaubens wird. Abraham war ein Bild des Wandels im Glauben, und jetzt sehen wir Isaak als Bild des Herrn im Mittelpunkt. Aber erst mußte Kapitel 20 vorüber sein. In Kapitel 20,16 Silber, der Preis der Versöhnung (eigentlich steht dort: tausend Silber). Die Augen Saras wurden dadurch bedeckt. So wird alles durch die Erlösung gesehen. Andere sehen in ihr den verworfenen und gekreuzigten Heiland. Auch bei uns ist es so, daß das zwischen unseren Augen und der Welt und umgekehrt steht. Wenn wir alles in diesem Licht sehen, und die Welt uns auch so sieht, dann kann der Herr im Mittelpunkt stehen. Nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir. (Gal 2,20).

Jehova suchte Sara heim (V. 1). So dürfen wir Gott sehen. Der Herr sagt zu Seinem Volke: „Darum, daß du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast“ (Lk 19,44). Er wollte Leben in ihr erwecken, wie Er geredet hatte. Er wollte etwas von Sich Selbst offenbaren. Abraham wird in Kapitel 20 ein Prophet genannt.  Amos sagt: „Der Herr, Jehova, tut nichts, es sei denn, daß er sein Geheimnis seinen Knechten, den Propheten, geoffenbart habe.“ (Kap 3,7). Abraham stellt den Grundsatz des Glaubens dar. Der Glaube ist aus der Verkündigung (Röm 10,17), der Ursprung liegt bei Gott. Der Glaube gibt die durch Gott gewirkte Antwort. Abraham nannte den Namen seines Sohnes Isaak, d.h. „Lachen“, die Freude des Glaubens. Wie schon gesagt, ist der Glaube aus der Verkündigung. Auf Hebräisch sind es nur drei Worte, die Gott gesprochen hat: So wird dein Same sein. Die Geschichte finden wir in 1. Mose 15,5. Zähle die Sterne. Das ist menschlich gesehen unmöglich, aber er zweifelte nicht, er war nicht schwach im Glauben. Er achtete nicht auf den eigenen, bereits erstorbenen Leib, auch nicht auf das Absterben des Mutterleibes der Sara, sondern er gab Gott die Ehre (Röm 4,19–22). Welch ein Beispiel ist dieser große ausharrende Glaube! Er war das einzige, was Abraham hatte. Wir haben das Wort, das voller Verheißungen ist, worin Gott zu uns redet. Unsere Antwort muß sein zu glauben, unsere Hand auf die Verheißungen zu legen, Gott bei Seinem Wort zu nehmen, Der nicht lügen kann (Tit 1,2).

Erst wird über Sara gesprochen. Das erinnert uns an 1. Mose 18,12–15, wo Sara lacht, das Lachen des Unglaubens. Außerdem leugnet sie es noch. Aber in 1. Mose 21 sehen wir den Glauben Saras, wie in Hebräer 11,11. weil sie Den für treu erachtete, Der die Verheißung gegeben hatte.

Sara als Glaubensheldin zu sehen, erweckt Verwunderung. Dennoch ist es der Heilige Geist, der dies aufschreiben läßt. Wir hätten dies nicht gesehen. Der schwere Weg, diesen Glauben im AT zu erreichen, wird im NT nicht genannt. Wir lesen jedoch in 1. Mose 18, daß Sara schwieg. Sie ließ Gott das letzte Wort. Wir müssen das Haupt senken und annehmen, was Gott sagt. Das ist ein sehr wichtiger Grundsatz. Das Annehmen dessen, was Gott sagt, ist Glaube. Der Unglaube räsonniert: „Ja, aber ...“ Der Glaube beugt sich vor Gottes Wort, auch wenn wir es nicht verstehen oder nicht damit einig sind. Der Herr ermutigt uns. (Lk 18,27).

Isaak bedeutet „Lacher“, „Lachen“. Er brachte dem Haus und dem Leben Abrahams Freude. Was Gott uns gibt, macht unser Leben froh, es ist nicht die falsche Freude, die Satan verspricht. Die große Lektion für uns ist, den Herrn Jesus als den Mittelpunkt unseres Lebens zu sehen. Sara ist das Prinzip der Gnade. Glaube an sich gibt keine Frucht. Gott gibt Frucht (Gnade) als Antwort auf den Glauben. Die Gnade wird immer bewirken, daß „der Same kommt und den ersten Platz erhält und daß Er stets größer wird. „Entwöhnt“ (V.8) bedeutet: Gelöst von natürlichen Hilfsquellen, selbständig. Der Herr hat keine Verbindung zu natürlichen Dingen. Das hat uns auch etwas zu sagen. Das „entwöhnte Kind“ deutet eine bestimmte Stufe der Reife an (Ps 131,2). Es mutet etwas merkwürdig an, daß der Dichter sich in diesem Vers mit einem entwöhnten Kind vergleicht. Ein Säugling wird in den Armen seiner Mutter still, weil er dort Nahrung findet. So ist es auch in der „Kinderzeit“ eines Gläubigen. Es ist nicht selbstverständlich, daß wir den Herrn lieben und schätzen aufgrund dessen, was Er ist. Meistens geht es mehr um das, was Er gibt, all das Schöne und Liebliche, womit wir umgeben sind. Dennoch ist das nicht das Wesen der Sache. Um das zu sehen, ist es nötig, „entwöhnt“ zu sein, wenn nicht mehr die Nahrung die Hauptsache ist, sondern die Tatsache, daß Ruhe vorhanden ist, weil die Person der Mutter Anziehungskraft ausübt. So muß es auch in unserem Leben sein. Nicht Seine Gaben, sondern Seine Person soll uns anziehen.

Es ist bemerkenswert, wie oft Isaak mit Lachen in Verbindung steht. Vor seiner Geburt erklang das Lachen des Unglaubens, nicht nur bei Sara, sondern auch bei Abraham (1. Mo 17,17.18). Wir haben gesehen, wie die Gnade Gottes hierauf antwortet und wie der Unglaube beschämt wird. Wir haben auch gesehen, wie dann die Herzen von Abraham und Sara mit Lachen gefüllt werden. In 1. Mose 21,9 finden wir den Spott (dasselbe Wort wie „Lachen“) von selten Ismaels. Es ist das ungläubige, spottende Fleisch. Aber jetzt ist die Behandlung anders, denn der Sohn der Verheißung ist geboren. „Treibe die Magd und ihren Sohn aus, denn der Sohn der Magd soll nicht mit meinem Sohn Isaak erben.“ Durch seine Geburt ist die Lage verändert. Die Magd mit ihrem Spotten und Lachen wird von dem Herrn beiseitegesetzt. Der Charakter Ismaels wird offenbar, als Isaak den Platz erhält, der ihm gebührt. So wird der Charakter des Fleisches hervorkommen, wenn der Herr persönlich Seinen Platz in unserem Herzen einnimmt. Der Kampf wurde erst offenbar, als Isaak entwöhnt wurde. Auch wir lernen das Fleisch erst kennen, wenn der Herr Seinen Platz erhält. Diese Lektion muß die Person aus Römer 7 noch lernen. Er kann die Gedanken Gottes erst verstehen (Röm 8), wenn der Herr Seinen Platz erhält. Der alte Mensch hat keinen Platz für Gott.

In Galater 4 wird dies Prinzip angewandt auf Israel (das Fleisch von Natur) und auf diejenigen, die aus Glauben, nach der Verheißung Kinder sind. Das ist ein deutliches Beispiel typologischer (vorbildlicher) Anwendung; weiter wurden als Beispiele dafür angeführt: der dreschende Ochse, dem das Maul nicht verbunden werden durfte, was praktisch für Israel galt (5. Mo 25,4), aber als Grundsatz jetzt angewandt wird (1. Kor 9,9; 1. Tim 5,18), sowie das Verbot, in einem ungleichen Joch zu sein (5. Mo 22,19; 2. Kor 6,14).

Galater 4 geht noch einen Schritt weiter. Es hat symbolische und prophetische Bedeutung. Ohne Galater 4 würde dies als eine „typische Anwendung der Brüder“ bezeichnet werden. Sogar die von Gott nicht gewollte Verbindung mit Hagar wird von Gott gebraucht, da sie nun besteht. Hagar ist ein Bild des gegenwärtigen Jerusalem (Gal 4,25). Wenn die Galater zum Gesetz zurückkehren würden, würde Ismael wieder seinen alten Platz einnehmen! Der eigene Wille genügt nicht, nur Gnade aufgrund des Glaubens. Wir müssen uns ganz übergeben.

In Vers 8 finden wir ein großes Mahl. Alle sind in Gemeinschaft mit dem Gott und Vater, was auf Erden das Höchste ist. In 3. Mose 3 und 7 sehen wir das Friedensopfer, von dem sowohl Gott als auch Aaron (Bild vom Herrn) und das Volk ihr Teil erhielten. In dieser Gemeinschaft lernen wir die Gnade vollkommen kennen, jedoch auch das, was im schärfsten Gegensatz dazu steht: Ismael, der Spötter. Nur Er kann das bewirken, Er allein ist der Mittelpunkt. Wenn Er den ersten Platz in unserem Leben einnimmt, dann wird auch jetzt Ismael der Spötter sein.

Das Wort war übel in Abrahams Augen (V.11). Der Weg Gottes kann persönliche Leiden und Selbstverleugnung mit sich bringen. „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst...“ (Lk 9,23). Das heißt nicht, etwas preisgeben, opfern, sondern Selbstverleugnung, nein sagen zum eigenen Ich, mit sich selbst nichts mehr zu tun haben wollen, d.i. die Magd und den Sohn austreiben. Dann unser Kreuz aufnehmen. Damit ist nicht Krankheit oder Kummer gemeint, denn das wird uns auferlegt, sondern die Verwerfung seitens der Welt. Wir müssen das Kreuz liegen sehen und aufnehmen. Wenn wir das tun, dann haben wir Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus und erfahren es in besonderer Weise. Wir genießen die Liebe und Gemeinschaft des Herrn. „Und folge mir nach.“

Das mißfiel Abraham. In 1. Mose 17,18 sagt er: „Möchte doch Ismael vor dir leben.“ Es sind die Gedanken des natürlichen Menschen, den Menschen für gut zu halten und vor Gott bestehen zu lassen. Auch der Glaube kann meinen, daß der natürliche Mensch vor Gott noch Wert hat. In wieviel Religionen ist das der Fall? In „gesetzlichen“ Kreisen, wo man auf den eigenen Kampf gegen das Böse vertraut. Sara besaß besseres Verständnis als Abraham, und Gott zeigt das auch. Erst dann erhält Isaak den ihm gebührenden Platz. Erst sehen, dann verwirklichen. Wir dürfen nur vertrauen auf das, was Christus getan hat. Der alte Mensch ist gekreuzigt, aber wir müssen das auch praktisch verwirklichen.

In Galater 4 finden wir Gesetz und Gnade. Der Grundsatz des Gesetzes ist der Feind der Gnade, und zwar nicht nur bei der Bekehrung, sondern auch im Leben des Gläubigen. Besonders das letzte wird hier gesehen. Die Gnade hat mehr Einsicht. Obwohl es eigenartig anmutet, daß Ismael vom Standpunkt der Gnade weggeschickt werden mußte, war es doch so, denn Gott hatte es gesagt. Der Herr Jesus hat ein Recht auf uns, wir müssen unser ganzes Leben Ihm geben, aber wenn das der Grund ist, für uns, dann ist es Ihm nicht wohlgefällig, denn Er sucht Liebe und Hingabe. Es gibt zwei Gefahren für uns: entweder Zügellosigkeit oder gesetzliche Gesinnung. Nicht das alte Gesetz, aber tun, was wir wollen, das bedeutet, Ismael im Hause behalten.

Wir könnten sagen, daß wir die Zusammenkünfte nicht versäumen dürfen. Das wäre gesetzlich und nicht so, wie der Herr es wünscht. Die Frage ist, ob bei uns das Verlangen besteht, jeden Seiner Wünsche zu erfüllen, als ob es ein zwingendes Gesetz wäre. Wir finden beim Herrn, daß Er durch Samaria gehen mußte, weil dort eine Frau war, die Ihn brauchte (Liebe!). Das war es auch, was Ihn am Kreuz festhielt. „Wenn du herabsteigst...!“ (Mt 27,42), aber Seine Liebe hielt Ihn dort fest. Das ist der Sohn Gottes, der mich geliebt hat (Gal 2,20). Das möchte Er auch bei uns sehen. Ebenso wie bei Abraham besteht auch bei uns die Gefahr, daß wir dem Fleisch doch noch einen Platz geben.

Wir müssen auf die Art und Weise des Gehorsams achten (V. 14). Früh am nächsten Morgen. Wenn die Einsicht vorhanden ist, dann gibt es keinen Aufschub mehr. Wir haben die Neigung, etwas aufzuschieben, wenn es nicht nach unserem Sinn ist. Das ist eine Lehre; wenn wir die Gewißheit haben, dann laßt es uns so schnell wie möglich tun, auch wenn es gegen unser Gefühl ist. Dazu ist Gnade nötig. Uns fehlt die Lektion des Lachens. Der Grund, daß die Gnade dann nicht die Grundlage ist, liegt darin, daß nicht der wahre Isaak unsere Gedanken erfüllt. Laßt uns wie Abraham das, was uns im Wege steht, aufgeben. Das wird sehr schmerzhaft sein, denn nach menschlichem Ermessen wird Ismael umkommen. Aber es darf nichts übrigbleiben. Herz, Augen und Gedanken müssen auf Ihn gerichtet sein (Off 22,20).

Dies ist das letzte Kapitel in der Geschichte Abrahams. In Kapitel 22 beginnt die Geschichte Isaaks. Es ist ähnlich wie in Johannes 12, in den letzten Tagen vor dem Kreuz. Isaak ist treu, ein Bild des Herrn Jesus. Er ist auch ein Bild von uns, die nach dem Geiste sind, den Christen. In dieser Zeit war der Herr mit den Seinen zusammen (Mahl in Bethanien). Jetzt, da der Sohn da ist, muß Ismael weggetan werden, d.h. Israel nach dem Fleische. Von V.22 ist Israel prophetisch gesehen wieder in Verbindung mit Gott. Die Nationen kommen zu Israel als dem von Gott gesegneten Volk. Sie kommen zu Abraham, nicht umgekehrt, ein Bild vom 1000-jährigen Reich. Hier finden wir noch Israel nach dem Fleisch, Ismael (Hagar). Der Schlüssel liegt in Vers 14: „Und sie ging hin“. Israel befindet sich in der Wüste Beerseba. Beerseba bedeutet „Eidesbrunnen“, denn die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar (Röm 11,29). Gott erinnert sich seines Bundes. Den gleichen Gedanken finden wir auch in 3. Mose 6,2 beim Brandopfer: „die ganze Nacht“. Ebenso wie wir, wird auch Israel bewahrt aufgrund des Werkes am Kreuz, um in Zukunft den Bund zu erneuern, und zwar in Verbindung mit Abraham, dem Mann des Glaubens.

Einen Hinweis auf Beerseba finden wir in Vers 17b. Wir lesen nicht, daß der Knabe weinte, aber Gott hörte die Stimme des Knaben, an dem Ort, wo er war. Der Unterschied zwischen Isaak und Ismael ist, daß Abraham Isaak hingibt (Kap. 22), indem er an den Verheißungen festhält. Auch für Ismael gab es Verheißungen (Kap. 16). Aber Hagar ist an der Grenze ihres Gesichtskreises, am Rande der Verzweiflung. Alle Hoffnung ist abgeschnitten. Einen anderen Gegensatz sehen wir, als Abraham eine Frau für seinen Sohn sucht, während Hagar eine Frau aus Ägypten, ihrem Vaterland wählt. Wir sehen fleischliche Beziehungen, aber keinen Glauben bei ihr.

Galater 4 verdeutlicht, daß nicht Hagar, sondern Ismael das Bild von Israel ist. Zwei Bündnisse, wovon Hagar den Berg Sinai, das Gesetz darstellt. Unter dem Gesetz gab es Segnungen von Gott aufgrund von Gehorsam und Verantwortung. Das führt zum Tode. So war es bei Israel. Dennoch hört Gott die Stimme des Volkes, wenn es unter diesem Joch dem Tode nahe ist. dem Tode nahe ist. Hager bekommt Brot und einen Schlauch Wasser mit.

Auch im Gesetz ist etwas Nahrung enthalten (Hes 18). Sie haben das alttestamentliche Wort. Wasser ist ein Bild des Wortes Gottes in seiner reinigenden Kraft, aber vom Heiligen Geist auf Herz und Gewissen angewendet (Eph 5,26). Aber das Wasser war in seinem Schlauch, nicht direkt aus der Quelle! Dennoch war sie dem Tode nahe. Es ist ein Zustand der Verblendung, der Brunnen wird nicht gesehen. Gott öffnet die Augen, wenn der Schlauch leer ist, wenn nur noch die Form übrig ist. In den ersten zehn Jahrhunderten nach dem Werk auf Golgatha hatte man Ehrfurcht vor dem Worte Gottes. Es wurde äußerst genau abgeschrieben. Wenn nur ein einziger Buchstabe falsch geschrieben war, wurde das ganze Buch von neuem geschrieben (Masoretischer Text). Die Form, der Buchstabe wurde festgehalten, nicht aber die lebendige Kraft. Die Auslegungen (der Talmut)   sind tot. Das ist immer die Gefahr bei Dogmatik. Es ist eine Lehre ohne Leben. Hagar füllt wiederum den Schlauch und bleibt nicht bei der Quelle. Wir müssen auf die Genauigkeit des Wortes achten. Hagars Stimme (Sinai) wurde nicht gehört. Aufgrund des Gesetzes vom Sinai ist das Volk nicht zu retten. Hagar ist das gegenwärtige Jerusalem, deren Kinder in der Sklaverei sind. Jerusalem ist nicht das Volk selbst.

Johannes 5,39; Apostelgeschichte 3,18.23.24, auch in Röm 3 finden wir das Vorrecht des Juden. Ihnen waren „Aussprüche Gottes“ anvertraut worden. Es kommt Gericht über Israel, aber auch wenn es vom Herrn gezüchtigt wird, auch wenn es beiseitegesetzt ist, auch wenn es durch die große Drangsal muß, ist es doch bei Beerseba, in einer besonderen Stellung. Die Nationen, die diesem Volk etwas antun, werden gerichtet.

Schon in 1. Mose 16 fanden wir Ismael am Rande des Todes. Dort war es bei dem Brunnen Beer Lachai Roi, dem Brunnen des Lebendigen, Der Sich offenbart. Dort war Erquickung, Rückkehr zum Worte Gottes. Das wird einmal stattfinden. Es ist auffällig, wie häufig in 1. Mose Brunnen erwähnt werden; auch bei Isaak (und Rebekka), Jakob und Mose. Der Aufenthalt beim Brunnen ist ein Zeichen der Treue (vgl. Joh 4), sehr wichtig in der Heiligen Schrift. Ein Bild des lebendig gemachten Wortes Gottes. Alles geistliche Wachstum ist mit diesem Brunnen verbunden. Isaak wohnte bei dem Brunnen. Im Vorbild ist das der Platz,  an dem wir, die Familie Gottes, mit dem Herrn wohnen. Wie ist es in der Praxis? Halten wir uns viel bei diesem Brunnen auf? Der „Schlauch“ ist hiermit nicht gemeint! Wie ist es beim Dienst am Wort? Wir sehen den Augenblick, da Ismael dem Tode nahe war. Das gilt auch für die heutige Jugend. „Und Gott hörte die Stimme des Knaben“.

In Vers 16a sehen wir Das Sich Entfernen unter dem Bündnis Gottes, in Verbindung mit Seiner Herrlichkeit. Der Zweck des Bündnisses war, daß Israel sich selbst kennenlernen sollte. Gott gab das Gesetz um der Übertretungen willen (Gal 3,19), um dem Menschen seinen verlorenen Zustand und die Notwendigkeit der Gnade zu zeigen. Hagar ruft nicht nach Gnade. Das Gesetz sieht, daß das Ziel nicht erreicht ist, und das Kind will sterben. Dennoch ist sie diejenige, die das Wasser gibt, so wie das Gesetz den gläubigen Überrest zur Umkehr bringt, so daß er auf den Platz der Gnade kommt. „Errette mich von Blutschuld, Gott!“ (Ps 51,14). Danach wird der Geist der Gnade ausgegossen.

In Vers 16b sagt Hagar: „... daß ich das Sterben des Kindes nicht ansehe“! Symbolisch bedeutet das, daß das Prinzip der Rechtfertigung aus Werken seine Machtlosigkeit fühlt. „Das dem Gesetz Unmögliche...“ (Röm 8,3). Es liegt nicht an Gott, sondern an dem natürlichen Menschen. Wir können auch an den heutigen Platz Israels denken. Die Existenz des Volkes Israel beweist, daß Gott Sein Volk nicht verlassen hat. Aber es gibt Unterschiede in der Art, wie Gott mit jemand ist. In 3. Mose 26,24.28 sagt Gott, daß Er ihnen entgegenwandeln würde. „Aber selbst auch dann, wenn sie im Lande ihrer Feinde sind, werde ich sie nicht verachten,... denn ich bin Jehova, ihr Gott.“ (3. Mo 26,44). „Denn ich, Jehova, ich verändere mich nicht“ (Mal 3,6). „Denn wer euch antastet, tastet seinen Augapfel an“ (Sach 2,8). Hagar sagt, was Israel unter dem Gesetz ausspricht. Hagar ist nicht eine Personifizierung des Gesetzes, sondern des Bündnisses. Im 1. Buch Mose finden wir viele Vorbilder, auch sonst in der Schrift, sowie in einzelnen Charakteren (der Herr als Lamm, Bock, Turteltaube).

Galater 4,26: das Jerusalem droben ist unsere Mutter, das Gesetz der Zuchtmeister (Gal 3,24). Die Sträucher (V.15) sind ein Bild von Israel (vgl. „im Dickicht festgehalten“; Kap. 22,13). Es ist der natürliche Mensch an sich, ohne Verbindung mit Gott.

In Vers 18 sagt Gott: „Stehe auf, nimm den Knaben und fasse ihn mit deiner Hand, denn ich will ihn zu einer großen Nation machen“. Das Prinzip des Gesetzes, das nur für Israel war und ist, bleibt bestehen. Wohl gibt es einen neuen Bund, aber in ihren Herzen. Das Gesetz wird dann gehalten, und der Segen ist nicht mehr davon abhängig. Wir sind nie unter dem Gesetz gewesen, ebenso wenig wie die Gläubigen aus den Juden.

Auch in Kapitel 16 finden wir bei Hagar keinen Glauben. Sie hat Gott zwar gehört, aber sie glaubt nicht. Sie macht keine Anwendung auf ihr eigenes Herz und Leben. Gott beschäftigte sich mit Hagar, wie Er es jetzt auch tut. Aber Hagar, die ägyptische Magd, nimmt es nicht an. Öffnen wir unsere Herzen dem Worte Gottes?

Gott war mit dem Knaben“ (V. 20ff). Israel hat doch eine Zukunft! Er wohnte in der Wüste, nicht im Lande. Das ist unser Erbteil (Isaak). Ismael ist nie in das Land gekommen.

Ist der „Bogenschütze“ das Kennzeichen Israels? Er wird über seine Feinde herrschen. Auch in Zukunft werden die Waffen mit Macht gebraucht werden.

Paran bedeutet „verschönern“. Ägypten ist das Bild des Menschen ohne Gott. Letztlich wird es doch Segen für Israel geben,, Israel wird der Kanal des Segens sein (Hes 47). Dann wird Ägypten „mein Volk“ genannt werden, zusammen mit Israel (Jes 19,18–20).

Wieder finden wir Abraham und Abimelech, aber jetzt im Gegensatz zu Kapitel 20. Damals wurde Abraham wegen seiner Handlungsweise beschämt. Diesmal anerkennt Abimelech vor Abraham, daß Gott mit ihm sei. Auch wir können praktisch vor Ungläubigen beschämt werden, wir haben dann keine geistliche Kraft. Zwischen den beiden Ereignissen hat Abraham auf Sarah hören müssen und Ismael fortgeschickt. Das bedeutete für Abraham die Verurteilung seines Tuns, als er in einem Akt des Unglaubens Hagar genommen hatte. Abraham wollte Ismael vor Gott bestehen lassen. Jetzt muß er ihn fortschicken, wodurch die Tat des Fleisches verurteilt wurde. Nachdem dies geschehen ist, kommt Abimelech zu ihm und anerkennt, daß Gott mit ihm sei. So ist es auch bei uns. Wenn bei uns angerichtete Dinge vorhanden sind, haben wir keine geistliche Kraft. Wenn wir aufmerksam sind und unsere Wege in Seinem Licht richten, den eigenen Weg wegtun, folgt geistliche Wiederherstellung, die auch von anderen bemerkt werden wird. Das sehen die Menschen. Abimelech stellt fest, daß Gott Abraham mit irdischen Dingen segnet. Es geht sogar noch weiter: Abimelech erinnert Abraham daran, daß er in dem Land ein Gast ist. Diese Erfahrung seitens der Welt werden auch wir machen. Wenn die Welt unsere Segnungen anerkennt, dann auch, daß wir hier nicht zu Hause sind.

In diesem Abschnitt sehen wir auch die Zukunft hinsichtlich Israels. Israel wird der Mittelpunkt alles Segens sein. In Sach 8,23 sehen wir das gleiche Bild wie hier in Vers 22. Es ist Israel im 1000-jährigen Reich. Die Menschen werden sehen, daß Gott mit ihnen ist. Abraham ist sich seiner Stellung bewußt, er tadelt Abimelech. Die Wasserbrunnen waren von Abraham gegraben worden. Das Anrecht auf den Segen steht Israel zu. Ihnen gehören die Verheißungen (Röm 9,4). Dennoch gibt Abraham ihm sieben junge Schafe, er handelt in Gnade. Sie sind ein Bild des Herrn in Seinem Werk als Quelle alles Segens, als Mittelpunkt der Handlungen Gottes (Ps 87). Dementsprechend handelt Abraham. Er ruft den Namen des ewigen Gottes an (V.33), nicht den des Allmächtigen.

Im Gegensatz zu Ismael lebte Abraham bei dem Brunnen. Der Mensch des Glaubens lebt mit dem Worte. Wir sind das Volk des Buches, ein Volk, das durch den Heiligen Geist lebendig gemacht ist, Beerseba ist der Eidesbrunnen der Treue Gottes. Abimelech hatte sich den Brunnen Abrahams angeeignet, das Symbol des Wortes als Quelle der Erquickung. Die Philister sind das Bild des Namenchristentums, das im Fleische das Wort in Besitz nimmt. Das läßt Gott nicht zu. Der Glaube gräbt den Wasserbrunnen.

Für Abraham ist es schmerzlich, von Abimelech daran erinnert zu werden, daß er trügerisch handeln könnte (V. 23; vgl. Kap. 20,7).

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