Samuel, der Prophet (1. Samuel 1-7)

5. Das Aufrechthalten der Herrlichkeit Gottes (1. Sam 5-6)

„Und die Philister hatten die Lade Gottes genommen und brachten sie von Eben-Eser nach Asdod. Und die Philister nahmen die Lade Gottes und brachten sie in das Haus Dagons und stellten sie neben Dagon. Und als die Asdoditer am nächsten Tag früh aufstanden, siehe, da lag Dagon auf seinem Angesicht auf der Erde vor der Lade des HERRN; und sie nahmen Dagon und stellten ihn wieder an seinen Ort. Und als sie am nächsten Tag morgens früh aufstanden, siehe, da lag Dagon auf seinem Angesicht auf der Erde vor der Lade des HERRN; und zwar lagen das Haupt Dagons und seine beiden Hände abgehauen auf der Schwelle, nur der Fischrumpf war an ihm übrig geblieben. Darum treten die Priester Dagons und alle, die in das Haus Dagons gehen, nicht auf die Schwelle Dagons in Asdod bis auf diesen Tag.

Und die Hand des HERRN lag schwer auf den Asdoditern, und er verwüstete sie; und er schlug sie mit Beulen, Asdod und sein Gebiet. Und als die Leute von Asdod sahen, dass es so war, sprachen sie: Die Lade des Gottes Israels soll nicht bei uns bleiben; denn seine Hand ist hart über uns und über Dagon, unserem Gott. Und sie sandten hin und versammelten alle Fürsten der Philister zu sich und sprachen: Was sollen wir mit der Lade des Gottes Israels tun? Und sie sprachen: Man schaffe die Lade des Gottes Israels nach Gat. Und sie schafften die Lade des Gottes Israels hin. Und es geschah, nachdem sie sie hingeschafft hatten, da kam die Hand des HERRN über die Stadt, und es entstand eine sehr große Bestürzung; und er schlug die Leute der Stadt, vom Kleinen bis zum Großen, dass Beulen an ihnen ausbrachen.

Da sandten sie die Lade Gottes nach Ekron. Und es geschah, als die Lade Gottes nach Ekron kam, da schrien die Ekroniter und sprachen: Sie haben die Lade des Gottes Israels zu mir hergeschafft, um mich und mein Volk zu töten! Und sie sandten hin und versammelten alle Fürsten der Philister und sprachen: Sendet die Lade des Gottes Israels fort, damit sie an ihren Ort zurückkehre und mich und mein Volk nicht töte. Denn es war eine tödliche Bestürzung in der ganzen Stadt; die Hand Gottes war dort sehr schwer. Und die Leute, die nicht starben, wurden mit Beulen geschlagen; und das Geschrei der Stadt stieg zum Himmel empor.

Und die Lade des HERRN war sieben Monate im Gebiet der Philister. Und die Philister riefen die Priester und Wahrsager und sprachen: Was sollen wir mit der Lade des HERRN tun? Teilt uns mit, womit wir sie an ihren Ort senden sollen. Und sie sprachen: Wenn ihr die Lade des Gottes Israels fortsendet, so sollt ihr sie nicht leer fortsenden, denn ihr müsst ihm jedenfalls ein Schuldopfer erstatten; dann werdet ihr genesen, und es wird euch kundwerden, warum seine Hand nicht von euch weicht. Und sie sprachen: Welches ist das Schuldopfer, das wir ihm erstatten sollen? Und sie sprachen: Nach der Zahl der Fürsten der Philister, fünf goldene Beulen und fünf goldene Mäuse; denn eine Plage habt ihr alle und eure Fürsten. Und macht Abbilder von euren Beulen und Abbilder von euren Mäusen, die das Land verderben, und gebt dem Gott Israels Ehre; vielleicht lässt er seine Hand leichter werden über euch und über eurem Gott und über eurem Land. Und warum wollt ihr euer Herz verstocken, wie die Ägypter und der Pharao ihr Herz verstockt haben? Ließen sie sie nicht ziehen, als er seine Macht an ihnen ausgeübt hatte, und sie zogen weg? Und nun macht einen neuen Wagen und nehmt zwei säugende Kühe, auf die kein Joch gekommen ist; und spannt die Kühe an den Wagen und bringt ihre Kälber hinter ihnen weg nach Hause zurück. Und nehmt die Lade des HERRN und stellt sie auf den Wagen; und die goldenen Geräte, die ihr ihm als Schuldopfer erstattet, legt in ein Kästchen an ihre Seite, und sendet sie hin, dass sie wegziehe. Und gebt acht: Wenn sie den Weg zu ihrer Grenze hinaufgeht, nach Beth-Semes hin, so hat er uns dieses große Übel getan; wenn aber nicht, so wissen wir, dass nicht seine Hand uns geschlagen hat: Ein Zufall ist es uns gewesen.

Und die Männer taten so und nahmen zwei säugende Kühe und spannten sie an den Wagen, und ihre Kälber sperrten sie zu Hause ein. Und sie stellten die Lade des HERRN auf den Wagen, und das Kästchen mit den goldenen Mäusen und den Abbildern ihrer Beulen. Und die Kühe gingen geradeaus auf dem Weg nach Beth-Semes; auf einer Straße gingen sie, im Gehen brüllend, und wichen weder nach rechts noch nach links; und die Fürsten der Philister gingen hinter ihnen her, bis an die Grenze von Beth-Semes. Und die Bewohner von Beth-Semes ernteten die Weizenernte in der Talebene; und als sie ihre Augen erhoben und die Lade sahen, da freuten sie sich, sie zu sehen. Und der Wagen kam auf das Feld Josuas, des Beth-Semiters, und stand dort still; und es war dort ein großer Stein. Und sie spalteten das Holz des Wagens und opferten die Kühe als Brandopfer dem HERRN. Und die Leviten nahmen die Lade des HERRN herab und das Kästchen, das bei ihr war, in dem die goldenen Geräte waren, und setzten sie auf den großen Stein. Und die Männer von Beth-Semes opferten Brandopfer und schlachteten Schlachtopfer dem HERRN an jenem Tag. Und die fünf Fürsten der Philister sahen zu und kehrten an jenem Tag nach Ekron zurück.

Und dies sind die goldenen Beulen, die die Philister dem HERRN als Schuldopfer erstatteten: für Asdod eine, für Gaza eine, für Askalon eine, für Gat eine, für Ekron eine; und die goldenen Mäuse nach der Zahl aller Städte der Philister, nach den fünf Fürsten, von den festen Städten bis zu den offenen Dörfern; und sie brachten sie bis zum großen Stein Abel, auf den sie die Lade des HERRN niedersetzten, der bis auf diesen Tag im Feld Josuas, des Beth-Semiters, ist.

Und er schlug unter den Leuten von Beth-Semes, weil sie in die Lade des HERRN geschaut hatten, und schlug unter dem Volk siebzig Mann; da trauerte das Volk, weil der HERR eine so große Niederlage unter dem Volk angerichtet hatte; und die Leute von Beth-Semes sprachen: Wer vermag vor dem HERRN, diesem heiligen Gott, zu bestehen? Und zu wem soll er von uns hinaufziehen? Und sie sandten Boten zu den Bewohnern von Kirjat-Jearim und sprachen: Die Philister haben die Lade des HERRN zurückgebracht; kommt herab, führt sie zu euch hinauf“ (1. Sam 5–6).

Der Abschnitt des ersten Buches Samuel, der durch die Kapitel 5 und 6 abgedeckt wird, handelt von der ernsten Zeit in der Geschichte Israels, während der jede äußerlich sichtbare Verbindung zu Gott unterbrochen ist. Es wird uns gestattet zu sehen, dass Gott selbst in dieser traurigen Zeit die Majestät seines großen Namens aufrecht erhält.

Das Volk Gottes hat vollkommen darin versagt, Gott zu ehren. Schlimmer noch: Es hat versucht, das Symbol der Gegenwart Gottes – die Bundeslade – mit seinem eigenen sündigen Zustand zu identifizieren. Daher hat Gott in Gericht gehandelt und sich aus der Mitte des Volkes zurückgezogen. Während die Gottesfürchtigen im Volk in dieser Situation wegen der Untreue des Volkes Gottes gedemütigt gewesen sein mögen, müssen sie nicht um die Ehre Gottes fürchten. Getrennt von seinem Volk ist Gott in der Lage, seine Heiligkeit zu erweisen und seine Majestät aufrechtzuerhalten.

Die Philister offenbaren ihre Unwissenheit über Gott

Die Philister hatten sich gefürchtet, als sie hörten, dass die Lade in das Lager Israels gekommen war. Nachdem nun diese Bundeslade in ihre Hände gekommen war, platzieren sie die Lade mit kühner Dreistigkeit in das Haus ihres Götzen, als ob sie ihre Erbeutung als Sieg ihres Gottes Dagon über den Gott Israels feiern wollten. Ihr früheres Fürchten war genau so unnötig wie ihr jetziger Stolz fehl am Platz war.

Gott zeigte dadurch, dass Er sich aus der Mitte seines eigenen Volkes zurückzog, deutlich, dass Er die Schuld seines Volkes nicht billigt. Nun will Er offenbar machen, dass Er es nicht dulden kann, wenn seine Herrlichkeit durch seine Feinde verfinstert wird. Die Feinde des Volkes Gottes müssen lernen, dass Gott in seinen Regierungswegen einen Triumph über sein Volk erlauben mag, aber Er selbst niemals eine Niederlage erleiden wird.

Gott steht selbst für seine Ehre ein

Nachdem die Lade Gottes in das Haus von Dagon gestellt worden war, handelte es sich nicht länger um eine Angelegenheit zwischen den Philistern und Israel, sondern um eine Sache zwischen Dagon und dem Gott Israels. Bei diesem Wettstreit kann es nur ein einziges Ergebnis geben. Dagon stürzt auf die Erde vor die Bundeslade. Um zu beweisen, das ganze sei nichts anderes als ein Zufall, stellt man Dagon wieder an seinem Platz. Aber dadurch wird die Majestät Gottes und die Nutzlosigkeit eines Götzen nur noch deutlicher. Dagon stürzt diesmal nicht nur auf den Boden, sondern zerbricht in Stücke. Dadurch wird das Haus Dagons zu einem verächtlichen Ort unter den Menschen.

Aber das ist nicht das einzige Mittel, durch das Gott seine Majestät aufrecht erhält. Er hat seine Verachtung über den Götzen ausgeschüttet. Nun wird Er mit den Götzendienern in Gericht handeln. „Und die Hand des Herrn lag schwer auf den Asdoditern“ (Kapitel 5,6). Viele werden verwüstet, andere durch Krankheiten und Beulen getroffen. In ihrer Not suchen die Philister Asdods den Rat ihrer Fürsten, die raten, die Lade nach Gath zu senden.

Weder Götter können dem Menschen helfen noch er sich selbst

Die Stadt Gath war als Wohnplatz der letzten Enakim bekannt – einem Geschlecht von Riesen (Jos 11,21–22; 1. Sam 17,4). Dennoch nützt die Macht des Menschen nichts gegen die Macht Gottes, denn wir lesen: „Die Hand des Herrn kam über die Stadt, und es entstand eine sehr große Bestürzung; und er schlug die Leute der Stadt, vom Kleinen bis zum Großen“ (Vers 9).

Schließlich wird die Bundeslade nach Ekron gesandt, dem Sitz ihres Gottes Baalzebub – einem Gott, dem die Macht zugesprochen wurde, Krankheiten zu heilen. So hofft man offenbar, Erleichterung von der Geißel zu erhalten. Aber diese Hoffnung ist vergebens, denn das Gericht Gottes kommt mit einer vermehrten Härte, denn wir lesen: „Es war eine tödliche Bestürzung in der ganzen Stadt; die Hand Gottes war sehr schwer daselbst“ (Vers 11). So hält Gott seine Herrlichkeit aufrecht und offenbart die Ohnmacht der Dämonen, den Menschen von den Züchtigungen zu befreien.

Gott ist und bleibt ein heiliger Gott

Wie ernst ist der göttliche Kommentar, den wir in Psalm 78 über diese Ereignisse finden. Nachdem es dort von Israel heißt, „seine Priester fielen durch das Schwert, und seine Witwen weinten nicht“ (Vers 64), fährt der Psalmist fort: „Da erwachte, gleich einem Schlafenden, der Herr gleich einem Helden, der da jauchzt vom Wein; Und er schlug seine Feinde von hinten, gab ihnen ewige Schmach“. Wenn der Mensch in seiner Torheit versucht, die Herrlichkeit Gottes mit Götzen gleichzusetzen, wird Gott seine Herrlichkeit im Gericht aufrechterhalten. Und dann übt Gott im Gericht Barmherzigkeit. Denn Gott ist auch der Schöpfer, und selbst wenn seine Geschöpfe in Finsternis und Götzendienst herabgesunken sind, wird ihr Ruf in ihrem Elend bis „zum Himmel empor“ (5,12) steigen.

Aber wie oft benutzt der Mensch die Tatsache, dass Gerichte in göttlicher Vorsehung ausgeübt werden, um sein Herz gegen Gott zu verhärten. So war es auch mit den Philistern. Sieben Monate vergehen, bis sie versuchen von ihrer ernsten Notlage befreit zu werden. Ihr Volk ist zu diesem Zeitpunkt nicht nur durch eine schwere Krankheit geschlagen worden, sondern ihr Land ist von einer Mäuseplage verdorben.

Die Philister wenden sich nun an Wahrsager, für die sie berühmt waren (Jes 2,6). Offenbar erkennen die Wahrsager, dass der Herr seine eigene Herrlichkeit in diesen Gerichten aufrecht erhält. Daher raten sie den Philistern, dem Gott Israels Ehre zu erweisen und die Bundeslade nach Israel zurückzubringen, verbunden mit einem Schuldopfer. Zudem schlagen sie vor, dass die Lade auf eine Weise zurückgeführt wird, die deutlich zeigt, dass sie erkannt haben, dass das, was geschehen ist, von der Hand Gottes aus geschehen ist und nicht einfach Zufall war.

Gott hat alles in der Hand – auch seine Feinde müssen seine Pläne erfüllen

Dementsprechend wird die Lade auf einen neuen Wagen gestellt, der von zwei säugenden Kühen gezogen wird, deren Kälber weggenommen wurden. In völlig unnatürlicher Weise verlassen die Kühe ihre Kälber und bringen die Lade nach Beth-Semes, ohne von den Menschen weiter angetrieben zu werden. Dabei brüllen sie und beweisen, dass sie durch eine Macht handeln, die übernatürlich und stärker als der eigentliche Instinkt ist. So lässt sich Gott herab, diesen Heiden in ihrem Elend zu begegnen, und zugleich stellt Er seine Ehre in den Augen seiner Feinde wieder her. Gott macht offenbar, dass der Sieg der Philister über das sündige Israel kein Sieg über Gott war. Ihr Schuldopfer, wie unwissend es auch gebracht wird, ist eine Anerkennung, dass die Eroberung der Lade nur Gericht von einem Gott gebracht hat, den sie jetzt zu versöhnen suchen.

Nun wechselt die Szene, und die Bundeslade befindet sich wieder unter dem Volk Gottes in Beth-Semes. Sie nehmen die Lade mit Freude auf und opfern dem Herrn Schlachtopfer. Es zeigt sich jedoch, dass es sich um fleischliche Freude handelt von Herzen, die noch nicht angesichts der Sünde zusammengebrochen sind. Sie waren glücklich, die Bundeslade wieder zu besitzen, indem sie zu Recht den Segen vorhersahen, der mit ihr verbunden ist. Aber offensichtlich hatten sie kein Bewusstsein von der Sünde, die die Ursache für den Verlust der Lade gewesen ist. Sie mussten noch lernen, dass Gott Ehre gebührt, während diejenigen, deren Zustand so schlecht war, Demut gut anstand.

Das Bewusstsein von Sünde wird schnell fallen gelassen

Die Leichtfertigkeit ihrer Herzen wird offenbar durch einige von ihnen, die in die Bundeslade hineinschauen. Im selben Augenblick bestraft der Herr diese Übeltat und bewahrt seine Herrlichkeit durch das Gericht an den 70 Mann, die er tötet. Die Männer von Beth-Semes sagen sofort: „Wer vermag vor dem Herrn, diesem heiligen Gott, zu bestehen?“ (6,20).

Mit großer Bestimmtheit können wir antworten: Niemand von dem sündigen Geschlecht Adams kann vor dem heiligen Herrn, Gott, stehen – es sei denn, er ist geschützt durch das Blut Christi. Um in die Lade hineinzuschauen, mussten diese Männer notwendigerweise den Gnadenstuhl wegrücken, auf den das Blut gesprengt war. So standen sie sofort als nackte Sünder vor einem heiligen Gott. Gericht muss so das Ergebnis sein.

Der Sünder findet durch das vergossene Blut ewigen Schutz

Von 1. Mose bis zur Offenbarung lehrt uns die Bibel die große Lektion, dass ohne Blutvergießung keine Vergebung möglich ist. Von dem Augenblick an, an dem der Herr, Gott, unsere gefallenen Eltern mit Röcken von Fell bekleidete (1. Mo 3,21), und sie aus dem Paradies vertrieben wurden, bis zu dem letzten Abschnitt in der Offenbarung, der deutlich macht, dass nur diejenigen, die ihre Kleider gewaschen haben, das Recht am Baum des Lebens haben (Off 22,14) und so durch die Tore der Stadt hineingehen können.

Und doch! Auch die heutigen Anhänger des Modernismus zertrampeln wie die Männer von Beth-Semes erneut mit dreister Unverschämtheit das Blut Christi unter ihren Füßen. So versuchen sie, vor dem heiligen Herrn, vor Gott aufgrund ihrer eigenen Werke und unabhängig vom Werk Christi zu stehen. Die verderbte Christenheit ist den Weg Kains gegangen. Und zu ihnen sagt Gott: „Wehe ihnen!“ (Judas 11).

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