Vorträge über den Propheten Maleachi

Kapitel 3: Der HERR kommt

Vers 1: Der Bote des Herrn

„Siehe, ich sende meinen Boten, damit er den Weg vor mir her bereite. Und plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr, den ihr sucht; und der Engel des Bundes, den ihr begehrt. Siehe, er kommt, spricht der Herr der Heerscharen.“ (Vers 1).

Damit kommen wir zu Kapitel 3: „Ich sende meinen Boten“. Das ist, wenn wir in das Neue Testament sehen, Johannes der Täufer gewesen. Wenn wir dann weiterlesen „und plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr“, dann bezieht sich das auf den Herrn Jesus selbst. Auch der Engel des Bundes, den sie begehrten, ist der Herr Jesus der auf die Erde kommen sollte. In einem tieferen Sinn wird er noch einmal kommen.

Wir denken bei dem Tempel daran, dass Er als der Säugling in den Tempel gebracht wurde, um beschnitten zu werden. Später war Er auch oft dort, denn es war das Haus seines Vaters. Und doch ist es ein Haus gewesen, aus dem genau genommen die Herrlichkeit Gottes längst entschwunden war, ohne je zurückgekehrt zu sein. Der Geist Gottes sagt uns, dass der Herr plötzlich kommen wird. In Matthäus 24 lesen wir, dass Er nach den Gerichten blitzartig auf die Erde kommen wird.

Verse 2.3: Gericht für das Volk Israel

„Wer aber kann den Tag seines Kommens ertragen, und wer wird bei seinem Erscheinen bestehen? Denn er wird wie das Feuer des Schmelzers sein und wie die Lauge der Wäscher. Und er wird sitzen und das Silber schmelzen und reinigen; und er wird die Kinder Levi reinigen und sie läutern wie das Gold und wie das Silber, so dass sie dem Herrn Opfergaben darbringen werden in Gerechtigkeit“ (Verse 2.3).

Der Herr greift auf den Vorwurf von Kapitel 2 Vers 17 zurück: „Wo ist der Gott des Gerichts?“ Er sagt gleichsam: „Passt einmal auf, wenn der Tag meines Kommens da ist, könnt ihr diesen und mein Kommen gar nicht ertragen! Deshalb seid froh, wenn ich noch nicht komme.“

Dann führt der Geist Gottes in Vers 2 diesen Gedanken weiter. Dort lesen wir von dem Feuer des Schmelzers. Das bedeutet: Wenn Gott kommt, übt Er Gericht aus. Jetzt geschieht, was sie zuvor nicht für möglich hielten. Er ist wie ein Schmelzer, der das Metall reinigen will. Das ist ein äußerst schmerzhafter Prozess! Das ganze Volk Israel ist betroffen. Die Kinder Israel hatten immer die Vorstellung, dass die Heiden ins Gericht müssten, sie selbst jedoch nicht. Hier muss der Herr ihnen jedoch sagen: „Ihr, die Kinder Levis, Ihr müsst in das Gericht!“ Das Gericht fängt immer beim Haus Gottes an, beim Besten, was Er hat! Bei dem Stamm, aus dem das Geschlecht Aarons hervorgegangen ist!

Vers 4: Der Maßstab des Anfangs wird angelegt

„Dann wird die Opfergabe Judas und Jerusalems dem Herrn angenehm sein wie in den Tagen vor alters und wie in den Jahren der Vorzeit“ (Vers 4).

Wenn Reinigung erfolgt ist, gibt es auch reine Opfergaben. Im ersten Kapitel war dies das große Problem: Es gab keine reinen Opfergaben. Und Gott nimmt es sehr ernst, wenn man Ihm vorwirft, die Bösen könnten ja machen was sie wollten.

Am Ende von Vers 4 sieht man, dass Er den Maßstab des Anfangs an das Volk anlegt. Schon immer ist Maßstab für das, was Verfall ist, das Ideal des Anfangs gewesen. Hier auch, wie in den Tagen des Anfangs, so werden sie auch dann in der Zukunft wieder Opfer bringen.

Das sagt Gott uns auch heute, wo wir viel Trauriges sehen. Er weist uns darauf zurück, wie es am Anfang war. Das ist Gottes Maßstab, Er gibt keinen neuen! Das ist ein Prinzip, das man immer wieder in der Schrift feststellen kann.

Vers 5: Gericht über Zauberer und falsch Schwörende

„Und ich werde euch nahen zum Gericht und werde ein schneller Zeuge sein gegen die Magier und gegen die Ehebrecher und gegen die falsch Schwörenden und gegen die, die den Tagelöhner im Lohn, die Witwe und die Waise bedrücken und das Recht des Fremden beugen und mich nicht fürchten, spricht der Herr der Heerscharen“ (Vers 5).

In Vers 5 liest man weiter, dass traurige Vorfälle vorgekommen sind. Nach den Belehrungen in Vers 2 überzeugt uns das sofort. Da gab es nicht nur Ehebrecher, sondern auch Zauberer und falsch Schwörende. Solche Menschen sind auch in unserer Zeit zur Genüge vorhanden. Solch ein Verhalten ist für Ihn ein Gräuel! Alles was dunkel und im Widerspruch zum hellen Licht der Wahrheit ist, hasst Gott. Aber es ist umso ernster, wenn wir daran denken: Er stellt diese Handlungen auf eine Stufe mit der Bedrückung der Schwachen: Witwen, Waise und Fremdlinge.

Die Schwachen mussten bei uns Menschen immer herhalten. Aber der Herr sieht es anders. Für ihn ist das so wichtig, dass Er das Recht dieser schwachen Personen schützt und daher eingreift.

„Und mich nicht fürchtet“, dass hängt damit zusammen. Die Gottesfurcht bewahrt uns von diesen Einflüssen. Ohne Gottesfurcht kommen wir in jede Art des Bösen hinein.

Vers 6: Der Herr bleibt derselbe!

„Denn ich, der Herr, ich verändere mich nicht; und ihr, Kinder Jakobs, ihr werdet nicht vernichtet werden.“ (Vers 6).

Man hat immer den Eindruck, Gott droht und warnt. Und doch mischt Er es gleichzeitig mit Zärtlichkeit. Er möchte niemanden vernichten, aber Er kann manche Dinge nicht übersehen oder schweigen.

Was können wir dabei für uns anwenden? Wir lesen in Vers 1 von dem Tag seines Kommens - das ist für uns ein wesentlicher Punkt. In 1. Thessalonicher 1,9 heißt es: „Wie ihr euch von den Götzenbildern zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten“.

Ich weiß nicht, ob es manchen so gegangen ist wie mir. Wenn man bei gläubigen Eltern aufwächst ist es ein furchtbarer Gedanke, allein zurückgelassen zu werden, wenn der Herr kommt. Welch eine Erleichterung ist es dann, wenn man sich dann bekehrt und weiß, dass man mit in den Himmel kommt.

Unser Herr kommt, und die Menschen dieser Welt gehen, sie müssen abtreten. Natürlich gibt es zwischen diesem Kommen des Herrn und dem in Maleachi einen ganz großen Unterschied: Der Heilige Geist spricht durch Maleachi nicht von der Entrückung der Gläubigen, sondern von dem Kommen Gottes in der Person des Messias zum Gericht auf dieser Erde. Zeitlich gesehen finden wir dieses Kommen nach den schlimmen Gerichten der Offenbarung in Kapitel 19. Das wird sein, wenn keiner mehr da sein wird, der irgendein Wort von Spott und Verachtung gegen den Sohn Gottes zu sagen vermag. Das ist der Tag seines Kommens.

Gläubige Christen kommen nicht ins Gericht

Aber wir Christen kommen nie mehr ins Gericht. Die Kinder Israel und die Nationen dagegen sehr wohl. Doch wir Christen erleben das Erziehungshandeln Gottes. Wir bedürfen der Züchtigung, um seiner Heiligkeit teilhaftig zu werden. Gott will uns in dieser Welt auch äußerlich zu dem machen, was wir eigentlich in seinen Augen schon sind. Er will uns formen, damit wir auch äußerlich sein Bild abgeben.

Wenn ein Schmelzer früher ein Metall reinigte, war der Läuterungsprozess erst dann beendet, wenn er in dem Metall sein eigenes Bild sah. 1. Petrus 1,6.7 zeigt uns einen ähnlichen Gedanken: „Worin ihr frohlockt, die ihr jetzt eine kurze Zeit, wenn es nötig ist, betrübt seid durch mancherlei Versuchungen; damit die Bewährung eures Glaubens, viel kostbarer als die des Goldes, das vergeht, aber durch Feuer erprobt wird, befunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi“.

Das ist der Gedanke. Der Herr bringt uns in seinen Erziehungswegen in einen Läuterungsprozess hinein. Er will uns immer mehr in sein Bild verwandeln. Das ist für uns oft sehr schmerzhaft. Der Herr allein weiß, wann dieser Prozess zu Ende ist und Er sich selbst in uns sieht. Manchmal hat man den Eindruck, dass Er manche der Seinen besonders prüft. Warum, weiß ich nicht. Der Herr ist der große Erzieher, und Er kennt die Herzen wie kein anderer. Ich kenne eine Schwester, die mir schon wiederholt gesagt hat, weil sie eine sehr leidgeprüfte Frau ist: „Der Herr liebt mich nicht mehr“. Aber ich musste ihr sagen, dass es so etwas nicht gibt. Doch es kann sogar so weit kommen, dass man meint, man würde im Feuer verzehrt. Natürlich kann man als Nichtbetroffener gut darüber reden. Wenn wir allerdings selbst in der Lage sind, hört sich das sicherlich anders an.

Die Erziehung des Herrn

Wir müssen uns sagen lassen, dass der Herr in seiner Erziehung mit uns wie mit den „Kindern Levis“ handelt, weil wir im übertragenen Sinn auch „Kinder Levis“ sind, Priester Gottes (vgl. 5. Mo 33,8-10). Gerade deshalb bringt uns der Herr auch so besonders in Prüfung. Er prüft das Beste, was Er hat, um es zu läutern. Ob es uns gefällt oder nicht, wir müssen es annehmen. Dann kommt jedoch auch die Frucht zutage und erfreut Ihn, auch wenn ich es vielleicht nicht erkennen kann. Vielleicht kann es ein Trost sein, dass Er sich freut. Der ganze Prozess des Fruchttragens ist ein solcher Gedanke. Da geht es um Ihn. Wann bringe ich Frucht? Wenn ich die Charakterzüge Christi zeige. Manchmal meint man, als Frucht zähle nur, einen anderen zur Bekehrung zu bringen. Das ist tatsächlich Frucht, aber nur ein Aspekt. Frucht bringen meint, seine Charakterzüge zu zeigen. Wenn es Ihm gelingt, dieses Gold und Silber so rein werden zu lassen, dass Er sein eigenes Bild darin sieht, dann beschließt Er den Läuterungsprozess, dann erlischt das Feuer.

Wenn wir hier von Zauberern, Ehebrechern und falsch Schwörenden lesen, dann finden wir Grundsätze Gottes, an die Er sich immer gebunden sieht, besonders wenn es um den Schutz gegenüber Witwen und Waisen und Fremdlingen geht. Das sind ewige, unveränderliche Grundsätze Gottes. Mögen wir nicht dem Geschmack dieser Welt folgen und Menschen, die an sich schon schwach sind, noch weiter unter die Füße treten. Die Grundsätze des Herrn verändern sich nicht - Er ändert sich ebenfalls nicht.

Gott bleibt bei dem, was Er von Anfang getan hat, Er ist der große Gott der sich nicht verändert. So ist z. B. der Gedanke des Hauses Gottes auch ein großer Gedanke, der sich durch die ganze Schrift zieht. Ich finde das sehr schön, dass Er gerade am Ende dieser israelitischen Periode noch einmal sagt: „Ihr Israeliten, die ihr mich so betrübt habt, sollt wissen: Ich bleibe derselbe, auch wenn ihr euch verändert!“ Er ist derselbe in jeder Hinsicht! In seiner Treue genauso wie in seinem Ernst. Auch als Herr, auch als Retter. Er verändert sich nicht.

Der Satz, „und ihr, Kinder Jakob, ihr werdet nicht vernichtet werden“, bedeutet doch: Er bleibt mein Heiland, ich gehe nie wieder verloren. Eine große Zahl von Christen meint, wieder verloren gehen zu können. Wir wissen oft gar nicht, wie tief sich das eingenistet hat. Dieser Gedanke ist dem Herrn fremd! Seine Hände halten uns fest und keiner kann uns herausreißen. Nicht nur raubt man sich selbst die Freude, sondern zugleich auch dem Herrn seine Ehre, wenn man daran nicht festhält. Wollen wir auch bedenken, dass wir Gläubige manchmal in Herzensnöte kommen, so dass wir anfangen zu zweifeln. Dann dürfen wir uns neu dem Worte Gottes zuwenden und annehmen, was Er sagt. Ihm neu dafür danken: „Wenn sein Wort nicht mehr soll gelten, worauf soll der Glaube ruhen?“. Wir sollten uns auch weiterhin als Christen darauf stützen.

Das Kommen des Herrn ist eine Tatsache, seine Läuterung auch. Er weiß aber den richtigen Zeitpunkt, die notwendige Dauer und Intensität. Stellen wir uns vor, dass Hiob zehn Kinder an einem Tag verlor! Gott kannte aber auch da das Ende. Wir lesen in Jakobus 5,11: „Von dem Ausharren Hiobs habt ihr gehört und das Ende des Herrn habt ihr gesehen, dass der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist“. So dürfen auch wir das sehen. Auch wenn der Herr uns in seiner Weisheit läutern muss, bleibt Er doch derjenige, der Mitgefühl hat. Er weiß was zu unserem Nutzen ist.

Vers 7: Versagen von Anfang an - dennoch ein Aufruf zur Umkehr

„Seit den Tagen eurer Väter seid ihr von meinen Satzungen abgewichen und habt sie nicht bewahrt. Kehrt um zu mir, so will ich zu euch umkehren, spricht der Herr der Heerscharen. Und ihr sprecht: ‚Worin sollen wir umkehren? ' (Vers 7)

Auch in diesem Vers greift der Geist Gottes auf den Anfang zurück. Es handelt sich um verheerende Aussagen: Von den Tagen der Väter an war das Volk von den Satzungen Gottes abgewichen. Das ist die Erkenntnis, die man beim Lesen der Schrift oft findet. Gott sagt etwas, und wir Menschen tun es nicht. Dies ist eine grundsätzliche Haltung des Menschen, dass er einfach nicht will, was Gott will. Ich habe ein Stelle aus Jesaja vor Augen, in der es heißt (Kapitel 48, 8b): „Denn ich wusste, dass du sehr treulos bist und dass man dich von Mutterleib an einen Übertreter genannt hat“. Ein kleines Kind kann natürlich nicht direkt nach der Geburt ein Übertreter sein, aber wir Menschen haben von Anfang an zu Gott „nein“ gesagt. Deswegen sagt uns die Schrift das hier so deutlich.

Dann heißt es aber beinahe unerwartet: „Kehrt um zu mir, so will ich zu euch umkehren, spricht der Herr der Heerscharen.“ Man fragt sich, wie Gott das in diesem Umfeld sagen kann. Er hat ein solches Herz für sein Volk, dass Er immer wieder an die Bereitschaft zur Umkehr appelliert. Gott will sich seinem Volk wieder zuwenden.

Das ist auch für uns heute wichtig. Es kann durchaus sein, dass es für den einen oder anderen das letzte Mal ist, einen solchen Appell zu hören. Morgen kann es dafür zu spät sein! „Kehr um zu mir!“ Natürlich gilt das auch in einem anderen Sinne für uns Christen. Wir haben auch vieles, was wir immer wieder dem Herrn bekennen müssen. Das Volk damals war satt, selbstgefällig, selbstgerecht, arrogant und überzeugt von sich selbst: „Worin sollen wir umkehren? Bei mir kann doch gar nichts Sündiges sein!“ Gott macht jedoch klar, dass in dem zeremoniellen Gottesdienst seines Volkes eine ganze Menge von Fehlverhalten lag.

Verse 8-10: Gott berauben

„Darf ein Mensch Gott berauben, dass ihr mich beraubt? Und ihr sprecht: „Worin haben wir dich beraubt?“ Im Zehnten und im Hebopfer. Mit dem Fluch seid ihr verflucht, und doch beraubt ihr mich, ihr, die ganze Nation! Bringt den ganzen Zehnten in das Vorratshaus, damit Speise in meinem Haus sei; und prüft mich doch dadurch, spricht der Herr der Heerscharen, ob ich euch nicht die Fenster des Himmels öffnen und euch Segen bis zum Übermaß ausgießen werde“ (Vers 8-10).

Hier finden wir die interessante Aussage Gottes, dass Menschen Ihn berauben können. Natürlich müssen wir das vor dem Hintergrund des Opferdienstes verstehen. Es geht hier um die Zehnten und die Hebopfer. Die hatte das Volk nicht Gott, sondern sich selbst gebracht. Man muss hier, um die Aussage besser zu verstehen, dass Wort ganzen unterstreichen. Hier geht es um die Quantität der Opfer.

In Kapitel 1 ging es um die Qualität der Opfer. Dort brachte man Schlechtes, hier bringt man zu wenig. Quantität ist auch etwas, was uns Menschen liegt: Gott bekommt etwas, wir dagegen viel. Genau das bedeutet, Gott zu berauben! Wie oft muss der Herr in dieser Weise auch zu uns sprechen. Wir müssen dann bekennen: „Ich bin wieder abgewichen von dem, was Du von mir erwarten kannst.“ Das ist ja in der Geschichte der Menschheit immer so gewesen. Sei es bei Adam, oder sei es bei Noah. Gott hatte ihm die Herrschaft über die Erde anvertraut, aber er konnte sich selbst nicht beherrschen. Und als Gott dem Menschen das Priestertum anvertraute? Sofort versagt es. Warum? Weil es abwich von den Satzungen, von dem Wort Gottes. Das ist sicherlich der Punkt, um den es hier geht. Wenn nicht Gottes Wort uns leitet, geht es schief. Leitet es uns, haben wir Erfolg. Gottes Wort ist der Maßstab, um den es geht. Es vermittelt uns Weisheit, Klarheit und Licht. Wenn wir uns daran halten, gibt uns auch der Herr seinen Segen dazu. Das dürfen wir auch in diesem Abschnitt lernen. Wir leben am Anfang des dritten christlichen Jahrtausends. Keiner will sich mehr beugen, jeder begehrt auf!

Gott sagt uns gewissermaßen: „Ihr Christen, wenn ihr treu sein wollt, seid Ihr immer noch an mein Wort gebunden. Nur dann gibt es Segen. Wenn Ihr es aber nicht wollt, gibt es keinen Segen.“ Das dürfen wir auch auf unseren geistlichen Wohlstand anwenden. Ich bin nur reich in Christus, wenn ich auch Christus gehorsam sein will. Gott hat für uns immer etwas, und gibt uns immer etwas.

Was mich sehr beeindruckt ist die Aussage über das Berauben: „Ihr beraubt mich.“ Kann man das in unsere Praxis übertragen? Ist das nicht auch ein Punkt, der wahr ist und wahr wird, wenn ich nur gleichgültig die christlichen Zusammenkünfte besuche? Wir haben schon darüber nachgedacht, dass es nicht gut ist, unsren Herrn in einer Art Automatismus anzubeten. Es reicht nicht, wenn unsere Füße in den Zusammenkünften sind; Er will unser Herz haben! Hat Er es nicht, berauben wir Ihn.

Wenn man sich fragt, was man in der Woche tun sollte, damit das Herz am Sonntag erfüllter ist: Kann ich nicht ein etwas mehr an meinen Heiland denken? Wir sollen uns nicht nur um die Bewahrung im Alltag kümmern, so wertvoll sie ist. Wir wollen uns einmal ganz gezielt mit dem Herrn Jesus beschäftigen! Wir dürfen daran denken, wie und was Er ist, wie „schön“ Er für Gott ist. Das erfüllt das Herz und gibt eine ganz andere Lebensrichtung.

Ich habe einmal folgenden Fall erlebt. Ein Bruder war oft Sonntagmorgens in der Stunde des Brotbrechens zugegen, und man bemerkte, dass er Brot und Kelch an sich vorübergehen ließ. Er hatte wohl einen Grund, der für ihn auch seine Berechtigung haben mochte. Vielleicht war etwas geschehen, das ihn bedrückte. Er meinte, das zeigen zu müssen, indem er Brot und Kelch vorbeigehen ließ. Meint ihr, das ist richtig? Beraubt man nicht durch solch ein Verhalten den Herrn? Ich verstehe durchaus, dass man betrübt ist durch manches, was falsch sein könnte in der Mitte der Gläubigen. Aber mit solch einer Reaktion beraubt man den Herrn! Damit mache ich außerdem die Geschwister traurig. Ich sage das nur, weil ich es erlebt habe und mich das sehr beschäftigte. Natürlich kann man den Herrn nicht in absoluter Weise berauben. Denn Er besitzt alles in sich selbst und hat auf alles Anspruch, den Er auch geltend macht.

Vers 13: Aufstand gegen den Herrn

„Eure Worte sind trotzig gegen mich gewesen, spricht der Herr. Und ihr sprecht: ‚Was haben wir miteinander wider dich beredet?'“(Vers 13).

„Sag uns doch, was wir miteinander über dich beredet haben“, ist die Sprache eines rebellischen Volkes. Vielleicht sagen wir in unseren Herzen: „So sagen wir es ja nicht.“ Aber kann es nicht auch bei uns sein, ohne dass es uns auffällt? Das wäre traurig und wir müssen uns darunter demütigen.

Wir haben in Vers 7 bereits ein ähnlich rebellisches Wort gelesen: „Worin sollen wir umkehren?“ Ist es denn möglich, am richtigen Platz zu sein und dennoch umkehren zu müssen? Wir werden vor dem Herrn einsehen müssen, dass unser Leben immer erhebliche Defizite in der Treue und in der Hingabe hat. Auch wenn wir an das Zusammenkommen denken. Wie manches kommt vielleicht aus unserem Mund hervor, und was haben wir für Empfindungen, die nicht von Ihm sind. Gibt es nicht Dinge, deretwegen wir umzukehren haben? Vielleicht auch, wenn man an das Thema Gewohnheiten denkt. Es gibt eine verheerende Gewohnheitsmäßigkeit, die den Blick auf den Kern des Zusammenkommens verschließt! „Das machen wir doch immer so, wir sind immer hier, jede Woche dreimal!“ Der Herr möge uns Frische und neue Klarheit geben, warum wir das tun. Wenn man diese Frage ernst nimmt, findet man eine ganze Reihe von Gründen, die uns zur Umkehr mahnen.

Vers 14: Gottseligkeit ein Mittel zum Gewinn?

„Ihr sprecht: ‚Vergeblich ist es, Gott zu dienen, und was für Gewinn, dass wir seinen Dienst versahen, und dass wir vor dem Herrn der Heerscharen in Trauer umhergingen?'“ (Vers 14).

Die Menschen damals scheinen die Nachfolge hinter Gott her als eine Art Gewinn angesehen zu haben. Ähnliche Gedanken findet man auch im 1. Timotheusbrief. Es gab Menschen, die meinten, Gottseligkeit sei ein Mittel zum Gewinn. Wenn sie enttäuscht wurden, wandten sie sich ab. Das ist natürlich besonders verwerflich, wenn man Gottes Wahrheit mit materiellem Gewinn in Verbindung bringt.

Hier sprachen die Menschen: „Was für ein Nutzen liegt überhaupt darin, dass wir auf die Huld Gottes warten, dass wir in Trauer eingehen?“ Anders ausgedrückt: „Warum sollte ich Buße tun, was ist das für ein Gewinn?“ Die gleiche Sprache der Rebellion! Gott sagt uns diese Dinge nicht, um uns den Kopf zu waschen, sondern die Füße! Er will uns zurückzubringen in die Gemeinschaft mit sich selbst. Es ist immer nötig, dass Er uns zurück zu sich bringt. Das ist die Belehrung des Propheten Maleachi, der ein Prophet der Endzeit ist. Deswegen ist er ja auch ein Prophet für uns, die wir ebenfalls in der Endzeit leben.

Verse 15.16: Übermut - Furcht des Herrn

„Und so preisen wir nun die Übermütigen glücklich: ‚Nicht nur sind die Täter der Gottlosigkeit aufgebaut worden, sondern sie haben auch Gott versucht und sind entkommen'. Da unterredeten sich miteinander, die den Herrn fürchten, und der Herr merkte auf und hörte; und ein Gedenkbuch wurde vor ihm geschrieben für die, die den Herrn fürchten und die seinen Namen achten“ (Vers 15.16).

Hier finden wir den gleichen Gedanken wie in Kapitel 2,17. Das Volk spricht: „Gott kümmert sich nicht um die Gesetzlosen, und den Gottlosen geht es gut.“

Dann verbindet sich etwas mit dem vorherigen, aber es kommt auch etwas Neues: der wahre Überrest. Leute die sich miteinander unterreden, die sich Gedanken machen, wie sie treu sein und Gott folgen können. Das bedeutet für uns ganz praktisch, dass es auch heute noch möglich ist zu verwirklichen, was Versammlung heißt, sogar im 20. Jahrhundert. Wir haben Gemeinschaft „miteinander“ über diese Fragen. Das ist die Belehrung die in Vers 16 steht.

Wenn die Situation am schlimmsten und der Tag am dunkelsten wird, strahlt die Gnade Gottes umso stärker hervor. Ist die Finsternis am größten, treffen sich die Treuen und reden miteinander. Historisch ist das z.B. der Fall gewesen, als der Herr Jesus kam und einige der damals Treuen auf Ihn warteten. Wenn wir an Simeon oder die Prophetin Anna denken, und sicherlich auch an Maria und Joseph; und manche anderen mehr, deren Blick auf den Kommenden gerichtet waren.

Diese unterredeten sich. Das lesen wir bei Anna sogar wörtlich, denn sie sprach zu allen, die in Jerusalem auf die Erlösung warteten, von dem Kommen des Messias (vgl. Lk 2,38). Da merkte Gott auf und hörte. Das ist insofern sonderbar, weil man sich fragt: Hat Gott vorher nicht aufgemerkt? Das ist sicherlich nicht gemeint! Aber Gott nimmt von Menschen, die gerne gehorsam sein wollen, besonders Kenntnis.

Das wird auch durch das Gedenkbuch ausgedrückt. Gott muss sein Gedächtnis natürlich nicht stützen. Aber Er macht uns klar, dass das Ihm so wichtig ist, dass gewissermaßen ein Gedenkbuch für Ihn geschrieben wird, um das für die Ewigkeit festzuhalten. Auch sonst kann man in der Bibel feststellen, dass wenn ein Gedenkbuch geschrieben wird, es für Ereignisse geschieht, die im Stillen gelaufen sind und sonst in Vergessenheit geraten wären. Es ging um Dinge, die kaum aufgefallen sind. Da handelte es sich um Menschen, die man heute als „fromme Schwärmer“ oder „christliche Fundamentalisten“ abtun würde. Aber Gott schreibt ein Gedenkbuch.

Das besondere war, dass diese Juden den Herrn fürchteten. Sie achteten auch seinen Namen. Sein Name spielt eine besondere Rolle in diesem Buch. Man kann Ihn fürchten, vor Ihm zittern, Ihn achten, aber auch verachten. Gott bringt diesen Namen mit seiner Heiligkeit in Beziehung. Auch wir dürfen das immer direkt mit Ihm in Verbindung bringen. Das ist der Name in dem wir Rettung haben.

Verse 17.18: Gott verschont die Seinen

„Und sie werden mir, spricht der Herr der Heerscharen, zum Eigentum sein an dem Tag, den ich machen werde; und ich werde sie verschonen, wie ein Mann seinen Sohn verschont, der ihm dient. Und ihr werdet wieder den Unterschied sehen zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient“ (Verse 17.18).

Dann lesen wir, dass diese Leute Gott zum besonderen Eigentum sein sollen. In anderen Sprachen wird gesagt, dass darin liegt, dass sie für Gott ein besonderer Schatz sind. Sie sind für Gott wie ein Juwel in der abgefallenen Masse. So wichtig ist das Gott. Das erinnert uns auch an den Gedanken, den man auch in den Sendschreiben findet, wie Gott an dem Überrest ein besonderes Interesse zeigt. Gott macht einen Unterschied in Vers 18 zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen. Wir Christen sind für Gott „interessante“ Leute. Die Welt dagegen ist in diesem Sinn für Ihn uninteressant.

Alle Menschen sind von Natur aus Sünder und schuldig. Aber wenn es darum geht, mit wem sich Gott in seiner Gunst beschäftigt, gibt es einen großen Unterschied zwischen seinen Kindern und der Welt.

Mich beeindruckt auch der Vers 17, in dem Gott sagt: „Ich werde sie verschonen wie ein Mann seinen Sohn verschont, der ihm dient“. Warum ist das so interessant? Das Normale ist, dass ein Vater seinen Sohn verschont, Ihn viel besser behandelt als einen anderen Menschen, der nicht sein Sohn ist. Weil dies das Normale ist, hat Gott das gerade nicht getan! Er hat seinen Sohn nicht verschont, damit Er den anderen Heil anbieten könnte (vgl. Rö 8,32). Das ist ungemein beeindruckend!

Verse 19.20: Das Kommen des Herrn

„Denn siehe, der Tag kommt, brennend wie ein Ofen; und alle Übermütigen und alle Täter der Gottlosigkeit werden zu Stoppeln werden; und der kommende Tag wird sie verbrennen, spricht der Herr der Heerscharen, so dass er ihnen weder Wurzel noch Zweig lassen wird. Aber euch, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen mit Heilung in ihren Flügeln. Und ihr werdet ausziehen und hüpfen wie Mastkälber“ (Vers 19.20).

Ich möchte noch etwas zu dem Schluss dieses Buches sagen. Es ist eine Art Zusammenfassung. Der kommende Tag, der Tag des Gerichts, wird noch einmal erwähnt. Es werden alle Übermütigen und Täter der Gesetzlosigkeit vernichtet werden. Achtet bitte einmal darauf, dass das die klare Antwort ist auf die rebellische Sprache von Kapitel 3,15. Dort haben die Leute gesagt: „Die Täter der Gesetzlosigkeit werden aufgebaut, die Übermütigen sind glücklich.“ Aber wenn man das Wort gegen Ihn und gegen seine Heiligkeit richtet, antwortet Gott mit großem Ernst. Ich habe den Eindruck, dass das hier besonders deutlich wird. Er sagt dann auch, dass diejenigen, die seinen Namen fürchten, glücklich sein werden.

Dann finden wir hier das Stichwort: Sonne der Gerechtigkeit. Wenn der Herr Jesus für den gläubigen Überrest wiederkommen und Gericht ausüben wird, werden die Strahlen alles Ungerechte verbrennen, da gibt es keine Gnade. Das ist ein wichtiger Gedanke, der uns Christen nicht kalt lässt, wenn dieses Gericht uns auch nicht treffen wird. Wir Christen wissen, dass der gleiche Herr kurz vorher als der Morgenstern erscheinen wird, gewissermaßen wenn die Nacht am dunkelsten geworden ist.

Die Perspektive von Israel ist die Sonne der Gerechtigkeit, die Perspektive der Christen der glänzende Morgenstern. Er wird uns zu sich in die Herrlichkeit nehmen. Der Gedanke des Kommens Christi ist ein zentraler Aspekt der Schrift. Für uns bezieht er sich ganz besonders auf die Entrückung. Kommt Er dann gut sieben Jahre später als die Sonne der Gerechtigkeit, werden wir Ihn begleiten. Das Neue Testament macht uns das klar.

Wir haben nicht mehr viel Zeit, bis der Herr kommt. Daher sollten wir uns fragen: Was ist noch zu tun? Jedenfalls sollten wir die Menschen in dieser Welt vor dem Gericht warnen und ihnen die Botschaft des Evangeliums bringen. Aber manches muss bei uns in Ordnung gebracht werden! Auch zwischenmenschliche Dinge sollten geordnet sein, wenn der Herr kommt. Das sind ernste Erwägungen, die wir haben sollen. Wenn der Herr gekommen ist, kann ich meinem Nachbarn nicht mehr sagen, dass er sich bekehren soll. Dann kann ich nicht mehr meinen Bruder um Vergebung bitten. Das Kommen hat also für uns auch einen ernsten Aspekt.

Verse 22.23: Der Blick zurück und voraus

Gedenkt des Gesetzes Moses, meines Knechtes, das ich ihm auf dem Horeb an ganz Israel geboten habe - Satzungen und Rechte. Siehe, ich sende euch Elia, den Propheten, ehe der Tag des Herrn kommt, der große und furchtbare“ (Vers 22.23).

Der Geist Gottes lenkt noch einmal unsere Gedanken auf das Wort. Und zwar das Wort, das lange zurückliegend gesprochen wurde. Wieder haben wir diesen Gedanken, dass Er uns auf das zurücklenkt, was Er am Anfang getan hat. Wir wenden das in einem allgemeinen Sinn an und sagen: Was der Herr einmal getan hat, darauf richtet Er immer wieder unsere Gedanken.

Gleichzeitig erwähnt Er Elia, den Propheten; nicht den Elia der schon gekommen ist. „Siehe ich sende euch Elia.“ Wer das ist, weiß ich nicht. Vielleicht eine Persönlichkeit, die in der Kraft und nach den Grundsätzen des Elia auftritt. Jedenfalls handelt es sich nicht um den historischen Elia, den Propheten des Alten Testaments. Auffällig ist aber, dass wenn ich in der Zeit Maleachis leben würde, der Geist mich zurück auf Mose und in Zukunft auf Elia gewiesen hätte. Mein Leben, das in der Gegenwart abläuft, orientiert sich an zwei Dingen. An dem, was das Wort Gottes früher gesagt hat, und an dem Kommen des Herrn in der Zukunft. Genau das ist wahres Christentum. Wir erinnern uns an das was Er getan hat, aber auch daran, dass Er kommen wird. Unsere Gegenwart bestimmt sich durch den Blick zurück und den in die Zukunft.

Vers 24: Geordnete Familienverhältnisse

„Und er wird das Herz der Väter zu den Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern wenden, damit ich nicht komme und das Land mit dem Bann schlage“ (Vers 24).

Gott sagt abschließend: Ich bringe auch die familiären Verhältnisse in Ordnung. Wir haben ein Schlagwort unserer Tage, das Wort von dem Generationenproblem, von den Spannungen, die zwischen den Generationen bestehen. In einem Sinn mag das natürlich richtig sein, aber in einem anderen Sinn ist das auch unnormal. Es ist ja das Traurige, das nicht nur die Söhne, sondern auch wir Väter versagen! Aber das ändert sich, wenn der Herr kommt. Und das ist ein großer Trost. Wenn der Herr Jesus kommt, wird jede Unordnung verschwinden. Natürlich betrifft das hier auf der Erde den Überrest. Aber wir können das auch geistlich übertragen.

Gott kann uns eine Einmütigkeit geben. Das erfordert, dass wir ganz nah bei dem Herrn leben. Es gibt es einen großen Unterschied zwischen dem Propheten Maleachi und dem Neuen Testament. Hier lesen wir: „Damit ich nicht komme und das Land mit dem Bann schlage.“ Gott kann bei dem alttestamentlichen Volk den Ernst des Gerichtes nicht übersehen. Aber wenn wir den Blick auf die letzten Worte des Neuen Testamentes richten, kann der Herr Jesus nicht anders, als von Gnade zu reden (vgl. Off 22,21). Das ist ein charakteristischer Unterschied zwischen dem Alten und dem Neuen Testament. Gnade ist das Thema des Neuen Testaments. Trotzdem wollen wir festhalten, dass auch Maleachi im Zeichen der Liebe spricht, so wie es Kapitel 1,2 schon andeutet: „Ich habe euch geliebt, spricht der Herr.“

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