Betrachtung über das Buch Esra (Synopsis)

Kapitel 1

Betrachtung über das Buch Esra (Synopsis)

Nun bringt Gott aber einen kleinen Überrest zurück, damit ihnen der wahre König vorgestellt werde, und Er lässt den Tempel an seiner Stätte wieder aufbauen, und zwar nach den Verheißungen, die durch den Mund Jeremias gegeben worden waren, und nach der Bitte seines Knechtes Daniel.

Dieser letztere, der, immer noch in Babylon war, besaß ein tieferes Empfinden von dem wahren Zustand des Volkes als diejenigen, die den Tempel wieder aufbauten, und er bekam auch viel ausgedehntere Auskunft über das zukünftige Los Israels und über die Absichten Gottes in Bezug auf es. Allerdings ist eine gebührende Wertschätzung dieser Rückkehr aus der Gefangenschaft auch nicht ohne Wichtigkeit, da es augenscheinlich ist, dass das Verständnis über das Handeln Gottes wegen der Wiederherstellung Israels, und wegen des Kommens des Messias selbst in ihre Mitte auf die Erde, mit diesem Ereignis verbunden ist. Es war der Wille Gottes, dass eine Frist gewährt werde. Aber der Lauf seiner Vorsätze in Bezug auf die Zeiten der Nationen und auf die Stellung seines Volkes war unverändert. Sie waren immer noch den Nationen untertan 1.

Es ist Kores (Cyrus), König von Persien, der dem Volk gebietet, nach Jerusalem zurückzukehren und den Tempel wieder aufzubauen. In gewisser Hinsicht selbst ein Vorbild eines weit herrlicheren Befreiers, bekennt er, dass der HERR, der Gott Israels, der wahre Gott ist. Er ist der gerechte Mann, erweckt „von Sonnenaufgang her. . . der tritt auf Fürsten, wie auf Lehm“. Von dem HERRN für diesen Zweck mit Namen berufen, begünstigte er Israel und erweist dem HERRN Ehre. Das war ein Mann, der durch die Gunst des allmächtigen Gottes ausgezeichnet und gesegnet war, ein Mann, dessen Verhalten gewisslich der Führung Gottes unterlag, dessen persönlicher Charakter sich nicht einmischte, weil es die Zeiten der Nationen waren, denn Gott hatte es in das Herz eines Mannes aus den Nationen eingegeben, dass er sein Volk begünstigen sollte. Das Wort Gottes durch Jeremia war erfüllt. Babylon wird gerichtet, ein charakteristisches Ereignis von größter Wichtigkeit. Tatsächlich ist aber das, was noch da ist, eine Verlängerung seiner Macht. Der Sitz der königlichen Gewalt, die Gott einem Menschen beschert, ist eine Stadt, die nicht die Stadt Gottes ist, diese Stadt ist weder das irdische noch das himmlische Jerusalem. Das Haus Davids hält nicht mehr das ihm anvertraute Zepter.

Es ist wahr, dass der Stab Judas bewahrt wird, auf dass „der Spross“ aus der Wurzel Isais diesem Stamme vorgestellt werden möchte. Aber die Macht der Nationen besteht immer noch; sie bestand sogar, als der Messias auf Erden war, und den Juden musste geboten werden, dem Kaiser das zu geben, was des Kaisers war. Die Darstellung Jesus, des wahren Messias, war bloß die Gelegenheit, dies in dem Ruf: „Wir haben keinen König, als nur den Kaiser“, völlig zum Ausdruck zu bringen.

Nichtsdestoweniger gibt Gott dem unter dem Gesetz schuldigen Volke eine Gelegenheit, den Glauben zu betätigen. Lasst uns die Grundsätze, die die Energie des Heiligen Geistes im Volk zur Zeit ihrer Rückkehr kennzeichnen, erforschen.

Fußnoten

  • 1 Das Kommen Christi änderte das nicht. Die Wiederherstellung des Überrests bot die Gelegenheit dazu dass Christus dem Volk nach den Verheißungen vorgestellt werde, Seine Verwerfung ließ aber ihr Haus öde, dass sie Ihn bis zu ihrer Buße in den letzten Tagen nicht mehr sehen sollten. Inzwischen, während seines Lebens auf Erden, haben wir nicht nur die von Gott durch die Regierungen der Herrscher aus den Nationen datierte Epoche bei Lukas, sondern wegen dieses Punktes bedrängt bezieht sich der Herr auf ihre Lage und vereitelt ihre Heuchelei, die das, was der Lohn ihrer eigenen Sünde war, ausnutzen wollte, um Ihn in eine ausweglose Lage zu bringen, indem Er ihnen sagte, sie sollten dem Kaiser geben, was des Kaisers war, und Gott, was Gottes war. Inzwischen wurden tiefere und gesegnetere Ratschlüsse ausgeführt.
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