Der zweite Brief an die Korinther

Kapitel 8

Der zweite Brief an die Korinther

Das Erwecken von Zuneigungen und Fürsorge bei den Korinthern

Der Apostel Paulus hatte versucht, der Versammlung in Korinth seine Sorge im Blick auf die Gläubigen deutlich zu machen, vor Gott zu leben. Nun möchte er bei ihnen die praktische Verwirklichung ihrer Fürsorge für diejenigen inmitten des Volkes Gottes bewirken, die bedürftig sind.

„Wir tun euch aber kund, Brüder, die Gnade Gottes, die in den Versammlungen Mazedoniens gegeben worden ist, dass bei großer Drangsalsprüfung das Übermaß ihrer Freude und ihre tiefe Armut übergeströmt sind in den Reichtum ihrer Freigebigkeit. Denn nach Vermögen, ich bezeuge es, und über Vermögen waren sie von sich aus willig und baten uns mit vielem Zureden um die Gnade und die Gemeinschaft des Dienstes für die Heiligen. Und nicht nur, wie wir gehofft hatten, sondern sie gaben sich selbst zuerst dem Herrn, und uns durch Gottes Willen,“ (Verse 1-5).

Paulus möchte die Zuneigungen der Korinther für andere wecken, indem er ihnen das Beispiel der Versammlungen Mazedoniens vorstellt. Diese hatten geholfen, den Bedürfnissen ihrer verfolgten Geschwister in Jerusalem und Judäa zu begegnen. Wenn es auch auf den ersten Blick ihre Gabe war, so war es doch zugleich und sogar in erster Linie die Gnade Gottes, die sie fähig machte, den Bedürftigen der armen Geschwister zu entsprechen, denn auch die Mazedonier selbst gingen durch Übungen und hatten große Armut. Aber auch wenn sie durch Drangsale im Blick auf die „zeitlichen Dinge“ hindurchgehen mussten, so besaßen sie doch eine überströmende Freude im Blick auf die geistlichen Segnungen. Diese Freude in geistlichen Dingen machte sie zu willigen Gebern in materiellen Dingen im Blick auf diejenigen, von denen sie die geistlichen Segnungen erhalten hatten. Sie hatten daher den Apostel flehentlich und mit viel Zureden gebeten, Gemeinschaft mit ihnen zu pflegen und ihre Gabe den Geschwistern in Judäa zu überbringen.

Nicht nur das. Hinter den Gaben der Mazedonier für die Heiligen stand die gesegnete Tatsache, dass sie sich selbst dem Herrn gegeben hatten. Das machte es für sie leicht, den Willen Gottes auszuführen: Sie gaben sich selbst in die Hände des Apostels, damit dieser ihre Gabe weitergeben möge. Freude im Herrn führte sie dazu, sich selbst ganz dem Herrn hinzugeben, um seinen Willen zu tun. Dieser beinhaltete, dass sie auch denjenigen etwas gaben, die dem Herrn angehörten. Hinter ihrem Dienst in materiellen Dingen stand also ein geistliches Motiv.

„... so dass wir Titus zugeredet haben, dass er, wie er zuvor angefangen hatte, so auch bei euch auch diese Gnade vollbringen möchte. Aber so wie ihr in allem überströmend seid: in Glauben und Wort und Erkenntnis und allem Fleiß und in eurer Liebe zu uns, achtet darauf, dass ihr auch in dieser Gnade überströmend seid“ (Verse 6.7).

Nun wünscht der Apostel, dass die Gnade, die in den Versammlungen Mazedoniens zu sehen war, auch in der Versammlung in Korinth erkennbar werde. Er hoffte, dass Titus mithelfen könnte, in ihrer Mitte dieses Ziel zu erreichen. Paulus erkennt an, dass die Versammlung in Korinth in mancherlei Hinsicht überströmend war. Sie besaßen Glauben, Wort, Erkenntnis, allen Fleiß und Liebe zu Paulus. Aber er wünschte, dass sie darüber hinaus in der Gnade überströmend würden, die Sorge trägt für die Bedürftigen unter Gottes Volk.

„Nicht befehlsweise spreche ich, sondern wegen des Fleißes der anderen und um die Echtheit eurer Liebe zu prüfen“ (Vers 8).

Zwar ermahnte der Apostel die Korinther, aber er nötigte sie nicht durch einen Befehl dazu zu geben. Er nahm vielmehr den Fleiß und die Freiheit der Mazedonier zum Anlass, um die Korinther aufzurütteln, mit derselben Gnade zu handeln. So würden sie die Echtheit ihrer Liebe für das Volk des Herrn beweisen.

Christus - das vollkommene Vorbild

„Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet“ (Vers 9).

Um diese Liebe aufzuwecken, erinnert der Apostel die Korinther daran, dass sie in Christus das deutlichste Beispiel für eine Haltung des Gebens finden. Der Reiche mag von dem Überfluss seiner Reichtümer geben. Andere, wie die Gläubigen in Mazedonien, mögen anderen aufgrund eines Überflusses an Freude geben, auch wenn sie selbst in großer Armut lebten. Aber in Christus sehen wir Einen, der reich war und um unsertwillen arm wurde, um anderen wahre Reichtümer zu geben.

Grundsätze des Gebens für andere

„Und ich gebe hierin eine Meinung; denn dies ist euch nützlich, die ihr nicht allein das Tun, sondern auch das Wollen vorher angefangen habt, seit vorigem Jahr. Nun aber vollbringt auch das Tun, damit, wie die Bereitschaft zum Wollen, so auch das Vollbringen da sei nach dem, was ihr habt. Denn wenn die Bereitschaft vorhanden ist, so ist jemand angenehm nach dem, was er hat, und nicht nach dem, was er nicht hat. Denn nicht damit andere Erleichterung haben, ihr [aber] Bedrängnis, sondern nach der Gleichheit: In der jetzigen Zeit diene euer Überfluss für deren Mangel, damit auch deren Überfluss für euren Mangel diene, damit Gleichheit werde; wie geschrieben steht: „Wer viel sammelte, hatte keinen Überfluss, und wer wenig sammelte, hatte keinen Mangel““ (Verse 10-15).

Paulus hat den Korinthern das Beispiel der Versammlungen Mazedoniens und vor allem das alles überragende Vorbild des Herrn Jesus vor die Herzen gestellt. Er hatte ihnen kein apostolisches Gebot auferlegt. Das unterstreicht er jetzt, indem er den Korinthern seine Meinung als einen Ratschlag weitergibt. „Seit vorigem Jahr“ hatten sie bereits damit begonnen zu tun, nämlich den bedürftigen jüdischen Geschwistern zu helfen. Das sollten sie jetzt vollenden. Ihr Geben sollte auf der Grundlage richtiger Prinzipien sein:

  1. Das Geben sollte aus einer „Bereitschaft zum Wollen“ hervorkommen, oder wie der Apostel etwas später sagt: „Gott liebt einen fröhlichen Geber“ (2. Kor 9,7).
  2. Sie sollten geben „nach dem, was ihr habt“. Es geht nicht darum, das Bedürfnis anderer dadurch zu stillen, dass man sich selbst oder einen Dritten in die Lage eines Bedürftigen hineinbringt. So würde man nur die Last bei einer Person erleichtern, indem man sie auf einen anderen legt - das aber ist nicht der Gedanke Gottes.
  3. Das Geben sollte zu einer „Gleichheit“ führen. Es geht hierbei nicht notwendigerweise um eine Gleichheit an Wohlstand oder sozialer Stellung, sondern darum, dass jeder in gleicher Weise von einer Lage äußerlicher Not befreit leben kann. Der Apostel gibt als Beispiel dieser Gleichheit das Manna an. Es mag einen großen Unterschied zwischen der Menge des Manna gegeben haben, die von den verschiedenen Personen in Israel gesammelt wurde. Einige sammelten viel, andere eher wenig. Aber alle waren in der Weise gleich, als jedes Bedürfnis gestillt war.

Die Vorsorge des Apostels, um jeden Verdacht zu vermeiden

„Gott aber sei Dank, der denselben Eifer für euch in das Herz des Titus gegeben hat; denn er nahm zwar das Zureden an, aber weil er sehr eifrig war, ist er von sich aus zu euch gegangen. Wir haben aber den Bruder mit ihm gesandt, dessen Lob im Evangelium durch alle Versammlungen verbreitet ist. Aber nicht allein das, sondern er ist auch von den Versammlungen zu unserem Reisegefährten gewählt worden mit dieser Gnade, die von uns bedient wird zur Herrlichkeit des Herrn selbst und als Beweis unserer Bereitschaft; wobei wir dies zu vermeiden suchen, dass uns jemand übel nachredet dieser reichen Gabe wegen, die von uns bedient wird; denn wir sind auf das bedacht, was ehrbar ist, nicht allein vor dem Herrn, sondern auch vor den Menschen. Wir haben aber unseren Bruder mit ihnen gesandt, den wir oft in vielen Stücken erprobt haben als einen, der eifrig ist, nun aber noch viel eifriger durch das große Vertrauen zu euch. Sei es, was Titus betrifft, er ist mein Genosse und in Bezug auf euch mein Mitarbeiter; seien es unsere Brüder, sie sind Gesandte der Versammlungen, Christi Herrlichkeit. So erbringt nun ihnen gegenüber, angesichts der Versammlungen, den Beweis eurer Liebe und unseres Rühmens über euch“ (Verse 16-24).

In dem restlichen Teil des Kapitels lernen wir etwas über die Sorge des Apostels dafür, dass die Gaben der Heiligen verteilt würden in einer Weise, die über jeden Verdacht erhaben ist, sowohl vor dem Herrn als auch vor den Menschen. Er kann Gott dafür danken, dass auch Titus in seinem Herzen denselben Eifer hatte wie er selbst (vgl. Vers 16 mit Kapitel 7,12). Damit alles über jeden Verdacht oder jeden Zweifel erhaben sein würde, sendet der Apostel noch zwei andere Brüder mit Titus.

Einer von ihnen war nicht nur aus Sicht des Apostels bewährt, sondern sein Lob war im Evangelium durch alle Versammlungen verbreitet. So war dieser Bruder von den Versammlungen ausgewählt worden, um die Spenden zu verwalten. Auf diese Weise konnte auf der einen Seite dem Bedürfnis der Heiligen entsprochen, auf der anderen Seite aber auch die Herrlichkeit des Herrn bewahrt werden. Damit konnte jeder Anlass für Zweifel vermieden werden. Der zweite Bruder war einer, der sich oft als eifrig in vielen Stücken erwiesen hatte. Zudem besaß er „großes Vertrauen“ zu der Versammlung in Korinth.

Wenn irgendjemand Fragen hatte im Blick auf diese Brüder, so sollte er wissen, dass der diese beiden Brüder begleitende Titus ein Genosse und Mitarbeiter des Apostels war, gerade was die Fürsorge für die Versammlung in Korinth betraf. Die beiden anderen Brüder waren wohlbekannt als Boten der Versammlungen, so dass sie dadurch gewissermaßen die Herrlichkeit Christi darstellen. So konnten die Korinther mit ganzem Vertrauen ihre Liebe vor diesen Brüdern und den Versammlungen erbringen, indem sie ihre Gabe dem bedürftigen Volk Gottes schenkten und auf diese Weise das Rühmen des Apostels im Blick auf die Korinther rechtfertigten.

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