Jesus Christus ist derselbe

9. Das neue Opfer und das neue Heiligtum (9,1-28)

Jesus Christus ist derselbe

Der Apostel hat uns in Kapitel 7 das neue Priestertum Christi vorgestellt und in Kapitel 8 die damit verbundenen Segnungen des neuen Bundes. Hier in Kapitel 9 beschreibt er uns das neue Opfer Christi in seinem unendlichen Wert, zusammen mit dem neuen Heiligtum, zu dem das Opfer Christi Zutritt ermöglicht.

a) Das himmlische Heiligtum mit seinen materiellen Opfern (9,1–7)

Verse 1–5: Es hatte nun zwar auch der erste Bund Satzungen des Dienstes und das Heiligtum, ein weltliches. Denn eine Hütte wurde zugerichtet, die vordere – in der sowohl der Leuchter war als auch der Tisch und die Darstellung der Brote –, die das Heilige genannt wird; hinter dem zweiten Vorhang aber eine Hütte, die das Allerheiligste genannt wird, die ein goldenes Räucherfass hatte und die Lade des Bundes, überall mit Gold überzogen, in der der goldene Krug war, der das Manna enthielt, und der Stab Aarons, der gesprosst hatte, und die Tafeln des Bundes; oben über ihr aber die Cherubim der Herrlichkeit, den Sühndeckel überschattend, worüber jetzt nicht im Einzelnen zu reden ist.

Der Apostel erinnert zuerst an die Stiftshütte; nicht, um im Einzelnen über dessen Gegenstände zu sprechen, obwohl diese in ihrer symbolischen Bedeutung lehrreich sind, sondern um durch den Gegensatz die Vorzüglichkeit des himmlischen Heiligtums zu zeigen.

Wir lernen, dass, obwohl es Satzungen des Dienstes in Verbindung mit der Stiftshütte gab, sie doch im Wesentlichen ein „weltliches Heiligtum“ war. Durch ihren Prunk, ihre vollendeten Riten und ihre eindrucksvollen Zeremonien richtete sie sich besonders an den natürlichen Menschen und entsprach so völlig dieser Welt. Außerdem betont der Apostel ausdrücklich die beiden durch den Vorhang getrennten Teile der Stiftshütte, das Heilige und das Allerheiligste.

Verse 6.7.: Da nun dieses so eingerichtet ist, gehen zwar in die vordere Hütte allezeit die Priester hinein und verrichten den Dienst; in die zweite aber einmal im Jahr allein der Hohepriester, nicht ohne Blut, das er für sich selbst und für die Verirrungen des Volkes darbringt.

Nachdem der Apostel sich auf die Gestalt und die Geräte der Stiftshütte bezogen hat, fährt er fort, über die Priester, über die mit der Stiftshütte in Verbindung stehenden Opfer und über das Volk zu sprechen. In Zusammenhang mit dieser Hütte waren es die Priester, nicht das Volk, die den Dienst vor Gott erfüllten. Außerdem hatte in den zweiten Teil der Hütte allein der Hohepriester Zutritt, und das nur einmal im Jahr, und dann nicht ohne Blut, das er für sich selbst und für die Verirrungen des Volkes darbrachte.

Wir haben hier in den ersten sieben Versen eine Beschreibung dessen, was der Apostel im letzten Kapitel „das Lager“ nennt (Kap. 13,13). Das Lager bestand aus der Volksmenge, die dieses wunderschöne, für die Natur so eindrucksvolle Zelt umgab, mit einem als Allerheiligstes abgetrennten Teil, bedient durch eine Reihe von Priestern, die, vom Volk unterschieden, die Gottesdienste zugunsten des Volkes ausübten.

b) Die Bedeutung der Stiftshütte und ihrer Opfer (9,8–10)

Verse 8–10: … wodurch der Heilige Geist dieses anzeigt, dass der Weg zum Heiligtum noch nicht offenbart ist, solange die vordere Hütte noch Bestand hat, was ein Gleichnis auf die gegenwärtige Zeit ist, nach dem sowohl Gaben als auch Schlachtopfer dargebracht werden, die dem Gewissen nach den nicht vollkommen machen können, der den Gottesdienst ausübt, der allein in Speisen und Getränken und verschiedenen Waschungen besteht, in Satzungen des Fleisches, auferlegt bis auf die Zeit der Zurechtbringung.

Was können wir von der Stiftshütte und ihren Diensten lernen? Wir sind dabei nicht auf unsere eigenen Erklärungen angewiesen, denn es heißt hier ausdrücklich, dass der Heilige Geist die eigentliche Bedeutung anzeigt. Zunächst können wir lernen, dass der Dienst der Stiftshütte klar zeigt, dass unter dem Gesetz der Weg in die Gegenwart Gottes noch nicht offenbart war.

Wenn also der Weg in das Allerheiligste noch nicht offen war, so war damit klar die Ungenügsamkeit der Opfer bewiesen. Sie konnten den Opfernden dem Gewissen nach nicht vollkommen machen.

Schließlich waren diese Dinge während ihres Bestehens ein Abbild zukünftiger Dinge. Diese Abbilder konnten Gott jedoch niemals zufriedenstellen noch den Bedürfnissen der Menschen entsprechen. Unter einem solchen System war Gott „eingeschlossen“ und der Mensch „ausgeschlossen“. Das jüdische System konnte uns weder den Himmel öffnen noch uns dafür passend machen.

Leider hat die Christenheit die Belehrungen des Heiligen Geistes missachtet, und statt in der Stiftshütte ein Vorbild zu sehen, gebraucht sie diese als ein Beispiel für ihren religiösen Dienst. Damit hat sie die „Güter“ verloren, auf die diese Abbilder hinweisen. So hat die Masse der Christenheit wiederum prachtvolle Gebäude errichtet, sonderte bestimmte Teile dieser Gebäude als besonders heilig ab, schuf sich eine Klasse von Priestern, scharf getrennt von den Laien, um den religiösen Dienst zugunsten des Volkes auszuüben. Damit hat dieses System das Muster des jüdischen Lagers übernommen, das den Menschen von Gott fernhält und niemals das Gewissen vollkommen machen kann.

Es ist gut, hier daran zu erinnern, dass das „vollkommene“ bzw. „gereinigte“ Gewissen, von dem der Apostel in den Kapiteln 9 und 10 spricht, durchaus verschieden ist von dem woanders erwähnten „guten Gewissen“. Solche, die einmal gereinigt sind, haben nun ein gereinigtes Gewissen, sie haben kein Gewissen von Sünden mehr (Kap. 10,2). Das setzt voraus, dass dieses Gewissen vorher in Sündennot war, aber nun die Erfahrung gemacht hat, dass der Gläubige durch das kostbare Blut Christi gereinigt ist und niemals ins Gericht kommen wird. Ein gutes Gewissen ist ein Gewissen, das im Blick auf unseren praktischen Weg und Wandel nicht belastet ist.

c) Das neue Opfer (9,11–23)

Vers 11: Christus aber – gekommen als Hoherpriester der zukünftigen Güter, in Verbindung mit der größeren und vollkommeneren Hütte, die nicht mit Händen gemacht, das heißt nicht von dieser Schöpfung ist.

Mit dem Kommen Christi hat sich alles geändert: Wir haben einen neuen Hohenpriester, eine größere und vollkommenere Hütte und ein neues Opfer. Aaron war Hoherpriester in Bezug auf Dinge der gegenwärtigen Welt. Christus ist unser „Hoherpriester der zukünftigen Güter“. Das Opfer Christi sichert dem Gläubigen zwar auch für diese Zeit schon Segnungen, aber die „Güter“, hinsichtlich deren Christus Hoherpriester ist, sind noch „zukünftig“. So behält der Geist Gottes das Ende unserer Wüstenreise im Auge. In Kapitel 2,10 haben wir gelernt, dass Christus viele Söhne zur Herrlichkeit bringt. In Kapitel 2,5 lesen wir von dem „zukünftigen Erdkreis“. Kapitel 4,9 berichtet uns von der Sabbatruhe, die aufbewahrt ist. Und in Kapitel 6,5 lesen wir wieder von dem „zukünftigen Zeitalter“. Christus ist unser Hoherpriester, der uns auf der Wüstenreise unterstützt, um uns in die zukünftigen Güter (d. i. Segnungen) einzuführen, und zwar am Ende unserer Wüstenreise in der zukünftigen Welt.

Wurde das aaronitische Priestertum durch das Priestertum Christi beiseitegesetzt, so in gleicher Weise die irdische Hütte durch „die größere und vollkommenere Hütte“. Die irdische Hütte war mit Händen gemacht und war von dieser Schöpfung. Die vollkommenere Hütte ist „der Himmel selbst“ (V 24).

Vers 12: … auch nicht mit Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut – ist ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen, als er eine ewige Erlösung erfunden hatte.

Die levitischen Opfer wurden beiseitegesetzt durch das eine große Opfer Christi, der mit seinem eigenen Blut in den Himmel selbst eingegangen ist, vorgebildet durch das Allerheiligste. Mehr noch, im Gegensatz zum aaronitischen Priester, der nur „einmal im Jahr“ hineinging, ist Christus „ein für alle Mal“ in den Himmel eingegangen. Er ist dort eingegangen, um seinen priesterlichen Dienst zugunsten derer auszuüben, denen Er eine ewige Erlösung geschaffen hat.

Verse 13.14: Denn wenn das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer jungen Kuh, auf die Verunreinigten gesprengt, zur Reinheit des Fleisches heiligt, wie viel mehr wird das Blut des Christus, der durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, um dem lebendigen Gott zu dienen!

Das Blut Christi, durch das eine ewige Erlösung erfunden wurde, setzt das Blut von Böcken und Stieren beiseite. Das Blut dieser Tiere hatte zwar eine heiligende Wirkung, soweit es die Reinigung des Körpers betraf (s. 4. Mo 19,7.8). Aber das Blut Christi reinigt das Gewissen. Das Blut eines durch einen Priester geopferten Tiers wird durch das Blut Christi gänzlich beiseitegesetzt, der „durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat“. Durch den Heiligen Geist wurde Christus Mensch, durch den Heiligen Geist lebte Er ein vollkommenes Leben. So hat Er durch den ewigen Geist als vollkommener Mensch „sich selbst ohne Flecken Gott geopfert“ (vgl. Lk 1,35; Apg 10,38). In Kapitel 2 Vers 9 lesen wir, dass Er „durch Gottes Gnade für alles (oder: jeden) den Tod schmeckte“. Hier sehen wir nun, dass Er sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat. So können wir dem Sünder verkündigen, dass Christus sich Gott geopfert hat, aber für ihn.

Für den Glaubenden besteht die Auswirkung dieses großen Opfers darin, dass das Gewissen „von toten Werken“ gereinigt ist. Wenn wir sehen, dass Christus sich ohne Flecken Gott geopfert hat und dass Gott dieses große Opfer angenommen hat und völlig befriedigt durch Christus und sein vergossenes Blut ist, dann ist das Gewissen des Gläubigen von jedem Gedanken befreit, noch selbst etwas für die Erlangung der Segnungen tun zu müssen. Solche Werke, so gut sie an sich sein mögen, wären nur tote Werke. Das Gewissen ist jetzt freigemacht; der Gläubige wird ein Anbeter Gottes.

Vers 15: Und darum ist er Mittler eines neuen Bundes, damit, da der Tod stattgefunden hat zur Erlösung von den Übertretungen unter dem ersten Bund, die Berufenen die Verheißung des ewigen Erbes empfingen.

So sehen wir, dass das Opfer Christi der Heiligkeit Gottes und dem Bedürfnis des Sünders entspricht und dass Christus der Mittler des neuen Bundes ist. Er ist es, durch den alle Segnungen des neuen Bundes denen gesichert werden, die berufen sind, die Verheißung des ewigen Erbes zu empfangen.

Verse 16.17: (Denn wo ein Testament ist, da muss notwendig der Tod dessen eintreten, der das Testament gemacht hat. Denn ein Testament ist gültig, wenn der Tod eingetreten ist, weil es niemals Kraft hat, solange der lebt, der das Testament gemacht hat.)

Der Apostel hat gezeigt, dass, „da der Tod stattgefunden hat“, der Gläubige die Verheißung des Erbes empfängt. Um die Notwendigkeit des Todes zu verdeutlichen, erinnert er in diesen beiden eingeschalteten Versen an die Tatsache, dass unter Menschen das Erbe aufgrund des Testaments erst angetreten werden kann, wenn der Tod dessen eintritt, der das Testament gemacht hat.

Verse 18–22: Daher ist auch der erste Bund nicht ohne Blut eingeweiht worden. Denn als jedes Gebot nach dem Gesetz von Mose zu dem ganzen Volk geredet worden war, nahm er das Blut der Kälber und der Böcke mit Wasser und scharlachroter Wolle und Ysop und besprengte sowohl das Buch selbst als auch das ganze Volk und sprach: „Dies ist das Blut des Bundes, den Gott für euch geboten hat.“ Aber auch die Hütte und alle Gefäße des Dienstes besprengte er ebenso mit dem Blut; und fast alle Dinge werden mit Blut gereinigt nach dem Gesetz, und ohne Blutvergießung gibt es keine Vergebung.

Der Schreiber fährt nun fort, uns zu zeigen, dass die Segnungen des neuen Bundes und das neue Heiligtum nur erlangt werden können, „da der Tod stattgefunden hat“, was im Vorbild in dem ersten Bund und der irdischen Hütte angedeutet wurde. Der erste Bund wurde mit Blut eingeweiht. Die Hütte und alle ihre Gefäße wurden mit Blut besprengt – der Beweis, dass man Gott ohne Blut nicht nahen noch von Ihm gesegnet werden kann.

So ist die bedeutende Schlussfolgerung: „Ohne Blutvergießung gibt es keine Vergebung.“ Hier handelt es sich nicht einfach um die Blutbesprengung, sondern um das „Blutvergießen“ – die gerechte Grundlage, auf der Gott allen Vergebung gewähren kann und mitteilt, dass allen denen, die glauben, vergeben ist.

Vers 23: Es war nun nötig, dass die Abbilder der Dinge in den Himmeln hierdurch gereinigt wurden, die himmlischen Dinge selbst aber durch bessere Schlachtopfer als diese.

Die Stiftshütte und ihre Geräte waren nur „Abbilder der Dinge in den Himmeln“. Man konnte durch Reinigung des Fleisches, erlangt durch das Blut von Böcken und Stieren, in die irdische Stiftshütte eintreten. Die Reinigung der himmlischen Dinge aber erforderte bessere Schlachtopfer.

d) Das neue Heiligtum (9,24–28)

Vers 24: Denn Christus ist nicht eingegangen in das mit Händen gemachte Heiligtum, ein Gegenbild des wahrhaftigen, sondern in den Himmel selbst, um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen;

Der Schreiber sprach von besseren Opfern, indem er mit den Worten begann: „Christus aber, gekommen“ (V. 11); nun lenkt er unsere Aufmerksamkeit auf das neue Heiligtum mit den Worten: „Denn Christus ist nicht eingegangen in das mit Händen gemachte Heiligtum, ein Gegenbild des wahrhaftigen, sondern in den Himmel selbst.“ Dort in der Gegenwart Gottes erscheint der Herr Jesus jetzt als unser großer Hoherpriester, um sein Volk vor dem Angesicht Gottes zu vertreten. Das Erscheinen Christi im Himmel vor dem Angesicht Gottes „für uns“ ist das ständige Zeugnis dafür, dass der Himmel unser Teil ist und für den Gläubigen geöffnet wurde.

Verse 25–28: … auch nicht, damit er sich selbst oftmals opferte, wie der Hohepriester alljährlich in das Heiligtum hineingeht mit fremdem Blut; sonst hätte er oftmals leiden müssen von Grundlegung der Welt an. Jetzt aber ist er einmal in der Vollendung der Zeitalter offenbart worden zur Abschaffung der Sünde durch sein Opfer. Und ebenso wie es den Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht, so wird auch der Christus, nachdem er einmal geopfert worden ist, um vieler Sünden zu tragen, zum zweiten Mal denen, die ihn erwarten, ohne Sünde erscheinen zur Errettung.

Jedes Hindernis, das dem Gläubigen den Zutritt zum Himmel verwehrt, wurde der Gerechtigkeit Gottes entsprechend durch das eine ewig wirksame Opfer weggetan. Die jährliche Wiederholung der levitischen Opfer war ein Beweis ihrer Ungenügsamkeit, Sünde hinwegzutun. Im Gegensatz zu diesen Opfern ist Christus einmal in der Vollendung der Zeitalter zur Abschaffung der Sünde durch sein Opfer offenbart worden. „Und ebenso wie es den Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht“, so wurde Christus einmal geopfert, um die Sünden vieler zu tragen. So wurde durch das eine große Opfer Christi die Sünde hinweggetan, die Sünden wurden getragen, und Tod und Gericht wurden von dem Gläubigen entfernt.

Das herrliche Ergebnis für den Gläubigen besteht darin, dass, wenn Christus zum zweiten Mal erscheint, Er nichts mehr mit der Sünde zu tun haben wird. Mit der Sünde hat Er sich bei seinem ersten Kommen beschäftigt, das zweite Mal erscheint Er einzig und allein, um sein Volk von einer Welt der Sünde und der Macht des Feindes zu erretten und sie in die aufbewahrte Ruhe zu führen.

Dieser Abschnitt führt uns also ein dreimaliges Erscheinen des Herrn Jesus vor. Sein Erscheinen in der Vergangenheit auf dem Kreuz, um die Sünde abzuschaffen, die Sünden zu tragen und das Gericht abzuwenden (V. 26); sein gegenwärtiges Erscheinen im Himmel selbst als der große Hohepriester zugunsten seines Volkes (V. 24); und sein zukünftiges Erscheinen in Herrlichkeit zur endgültigen Erlösung seines Volkes aus dieser argen Welt mit all ihren Versuchungen und Schwachheiten (V. 28).

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