Der erste Petrusbrief

Kapitel 1,22-2,10

Kapitel 1 Vers 22: „Da ihr eure Seelen gereinigt habt durch (oder: in eurem) den Gehorsam gegen die Wahrheit zur ungeheuchelten Bruderliebe, (so) liebet einander mit Inbrunst (oder: anhaltend, beharrlich) aus reinem Herzen.“

Hier beginnt der zweite Teil der Lehre unseres Briefes. Er geht bis Kapitel 2,10. Danach kommen die praktischen Ermahnungen, die auf die Lehre der ersten zwei Teile gegründet sind. Im ersten Teil haben wir die Gläubigen als die Gegenstände einer neuen Auserwählung gesehen, einer Auserwählung zu Kindern des Vaters, mit einem zukünftigen herrlichen Erbteil vor sich, das für sie aufbewahrt wird und wofür sie durch die Macht Gottes bewahrt werden. Und das alles in Gegenüberstellung mit ihrer früheren Stellung als Juden. In diesem zweiten Abschnitt sehen wir die neuen Verbindungen, in die diese Gläubigen aus den Juden gebracht sind (und wir natürlich auch) anstelle der alten, die für immer abgebrochen sind. Die Juden mögen in einer Ansprache noch allgemein als „Brüder“ angeredet werden (Apg 22,1), die Brüder sind jedoch solche, die den Herrn Jesus als ihren Heiland und Herrn angenommen haben (Apg 21,17; 28,15). Das sind „die Ihrigen“ (Apg 4,23).

Wenn es auch Gottes Ziel gewesen war, Israel als Volk dicht zu sich zu bringen (2. Mo 19,3-6), so wünschte das Volk doch nicht, in Seiner Nähe zu sein. Und als der lebendige Stein kam, auf den allein die bleibende Nähe, wovon ein Haus spricht, gegründet werden kann, verwarfen die jüdischen Bauleute Ihn als wertlos (Kap 2,4-9). So kamen nur solche, die auf den lebendigen Stein gebaut werden, in die unmittelbare Gegenwart Gottes und empfingen auf eine unendlich höhere und herrlichere Weise den Platz, den Gott ursprünglich Israel angeboten hatte (2. Mo 19,6). Aber auch sie empfingen dies nicht persönlich, sondern zusammen mit denen, mit denen sie jetzt verbunden waren, dem Volk Gottes, den Brüdern.

Sie hatten ihre Seelen gereinigt. Das Wort „Seele“ deutet oftmals den ganzen Menschen an, obwohl er dann vor allem im Zusammenhang mit seinem Leben gesehen wird (Kap 3,20). Aber hier ist wohl von dem inneren Menschen in seinem ganzen Umfang die Rede, von dem vornehmsten des Menschen, so wie auch in Vers 9; 2,11+25; 4,19.

Die Schrift sagt, dass der Mensch aus Seele, Geist und Leib besteht (1. Thes 5,23). Der Leib ist das äußere Instrument, durch das er handelt. Die inneren Kräfte des Menschen sind in seinem Geiste. Aber die Seele ist vor allem der Sitz des „Ich“, der bewussten Persönlichkeit und des Willens, und darum auch seiner Verantwortlichkeit Gott gegenüber.

Nun, wir haben unsere Seelen gereinigt. Es handelt sich bei uns also nicht um eine zeremonielle Reinigung, so wie bei den Priestern des Alten Testaments, die im Heiligtum Dienst tun mussten (2. Mo 30,19). Selbst die Besprengung mit dem Blut und die Asche der roten Kuh war für sie nur Reinigung des Fleisches (Heb 9,13). Es handelt sich bei uns auch nicht um die Reinigung von Gewohnheiten, ja, nicht einmal von Gefühlen und Gedanken. Es geht hier um die Reinigung der Quelle selbst.

Wir haben hier auch keine Ermahnung, uns zu reinigen, sondern es wird festgestellt, dass wir es in der Vergangenheit getan haben. Die Form weist auf einen bleibenden Zustand danach hin. Es ist die normale christliche Stellung, die uns immer wieder in den Briefen vorgestellt wird, sei es auch manchmal in anderen Ausdrücken. Das schließt aber die Verantwortung von fortdauernder Übereinstimmung mit dieser Stellung der Reinheit mit ein. Desgleichen, Selbstgericht zu üben, wenn wir darin versagt haben.

Wie haben wir diese Reinigung erreicht? Durch Gehorsam gegenüber der Wahrheit. Im Griechischen steht „in“ Gehorsam. Das ist stärker als „durch“.

Das wird nicht dadurch erreicht, dass wir die Wahrheit kennen oder begreifen lernen. Obwohl auch das in Wirklichkeit nicht möglich ist, ohne der Wahrheit im Herzen zu gehorchen (Joh 7,17), ist es doch möglich, eine gewisse intellektuelle Kenntnis zu erlangen, die außerhalb des Gewissens und des Herzens bestehen kann. Aber selbst wahre Erkenntnis ist bei Menschen immer unvollkommen. Es ist der Gehorsam gegenüber der Wahrheit, wodurch unsere Seelen gereinigt werden.

Der Herr sagte zu Petrus (Joh 13,10): „Wer gebadet ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, sondern ist ganz rein. Und ihr seid rein“. Das Wort Gottes, durch den Heiligen Geist angewendet (was in den Bildern der Schrift durch „Wasser“ vorgestellt wird), ist das Mittel, das den Menschen innerlich reinigt (Joh 3,5; 15,3; Eph 5,26). Im Blick auf die Gläubigen aus den Nationen sagt der Apostel, dass Gott ihre Herzen durch den Glauben gereinigt hat (Apg 15,9). Da haben wir das persönliche Mittel, das Gott gebraucht. Der Glaube in ihnen war die geistliche Energie, welche die Wahrheit als Gottes Wort annahm als die Offenbarung dessen, was Gott ist. Aber hier finden wir einen mehr auf das Praktische ausgerichteten Ausdruck. Wenn man wirklich glaubt, dass die Wahrheit Gottes Wahrheit ist, dann daraus kann nur Gehorsam gegenüber der Wahrheit folgen. Den Worten Gottes muss gehorcht werden. Der Gehorsam ist also der einzige Beweis, dass Glaube da ist, und er ist das persönliche Mittel, wodurch wir Teil an der reinigenden Kraft der Wahrheit bekommen haben. Und so wird die Sache hier den Gläubigen aus den Juden vorgestellt, die auch vor ihrer Bekehrung bekannten, an Gott zu glauben, und Sein Wort als Wahrheit anzunehmen.

Gehorsam reinigt die Seele. Vor der Bekehrung tut der Mensch nur seinen eigenen Willen. Darum sagt die Schrift, dass niemand da ist, der Gutes tut (Rö 3,12), denn Eigenwille ist Sünde für ein Geschöpf. „Die Sünde ist die Gesetzlosigkeit“ (1. Joh 3,4). Gesetzlosigkeit ist nicht die Übertretung des Gesetzes vom Sinai, sondern der Tatbestand, dass man sich nicht unter die Autorität Gottes begibt, der doch ein Mensch gehorchen muss. Darum wird der Antichrist, von dem gesagt wird, dass er nach seinem Wohlgefallen (oder: nach seinem Willen) handelt (Dan 11,36), der Mensch der Sünde genannt, der Sohn des Verderbens, der Gesetzlose (2. Thes 2,3+9). Nun, Gehorsam gegenüber der Wahrheit, das Wort Gottes, reinigt die Seele von dem eigenen Willen, dem Grundsatz der Sünde. Wann hat diese Reinigung durch Gehorsam gegen die Wahrheit nun stattgefunden? Als wir uns der Wahrheit unterwarfen. Gott sagte, dass wir Sünder waren, welche die ewige Verdammnis verdient hatten (Rö 3,19), und dass wir uns bekehren müssten (Apg 17,30). Wir unterwarfen uns diesem Urteil dadurch, dass wir es annahmen. Darauf sagte Gott zu uns, dass Er die Welt so lieb hätte, dass Er Seinen eingeborenen Sohn für sie gab, auf dass jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe (Joh 3,16). Wir glaubten das und nahmen den Herrn Jesus im Glauben an. Die Reinigung fand also bei unserer Bekehrung statt.

Die Bekehrung brachte uns in die Gesellschaft derer, die auch bekehrt waren. Sie waren auch der Wahrheit gehorsam geworden, und sie waren in demselben kostbaren Blut gewaschen und durch dasselbe Lamm erlöst und auch Gegenstände derselben Liebe, und hatten dieselbe Hoffnung. Alle die kostbaren Dinge, die ihre Herzen beschäftigen, beschäftigen jetzt auch unsere Herzen. Wir haben Gemeinschaft (Teilhaberschaft) darin, und wir sind Brüder, denn wir haben denselben Vater. Und der Genuss des einen an all dem, was wir gemeinschaftlich haben, kann niemals den Genuss des anderen darin vermindern, sondern nur erhöhen: Geteilte Freude ist doppelte Freude. So werden unsere Herzen von selbst dazu gebracht, unsere Geschwister zu lieben. Und alle Hindernisse, die früher bestanden, und die es unmöglich machten, die Brüder zu lieben: Sünde, Finsternis, Selbstsucht, weltliche und fleischliche Lust, sind nun durch die Reinigung unserer Seele verschwunden. Und es ist keine verstellte, geheuchelte Liebe, so wie in den Höflichkeitsformen dieser Welt; sie ist wirkliche, ehrliche Bruderliebe.

Aber aus Erfahrung wissen wir gut, dass die Verwirklichung dieser Bruderliebe im praktischen Leben häufig sehr schwach ist. Nicht umsonst finden wir immer wieder die Ermahnung, die Brüder zu lieben. Es ist das neue Gebot des Herrn (1. Joh 2,7-11). Und in Übereinstimmung mit unserem Vers nennt Johannes die Bruderliebe den Beweis, dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind (1. Joh 3,10-18). Darum ermahnt uns Petrus, dass wir einander mit Inbrunst und aus reinem Herzen lieb haben sollen.

Und er wiederholt diese Ermahnung in Kapitel 4,8. Das Wort „lieb haben“ steht in der Befehlsform (Aorist). Es ist also ein Befehl, dass wir einander ein für allemal mit Inbrunst lieben sollen. Die Liebe soll nicht nur eine Zeit währen, um dann wieder abzuflauen. Und sie soll „mit Inbrunst“ oder „intensiv“ sein. Die Liebe Gottes ist das Vorbild und der Maßstab. Nun, Gott liebte uns schon, als wir noch Sünder waren (Rö 5,8) und nichts Anziehendes an uns war. Die gleiche Liebe müssen wir den Brüdern gegenüber haben. Wir müssen sie lieben, wie ihr Charakter und ihr Zustand auch sein möge.

Ich möchte hierbei bemerken, dass das Griechische in diesem Vers zwei verschiedene Wörter für Liebe gebraucht. Das erste Mal heißt es fileo, was eine Gemütsbewegung andeutet, die dadurch erweckt wird, dass etwas Anziehendes in dem Gegenstand der Liebe zu finden ist. Durch die Reinigung unserer Seelen kamen wir in Verbindung mit den Brüdern und sahen etwas Anziehendes in ihnen: wir haben das oben behandelt. Aber das zweite Mal wird das Wort agape gebraucht. Dies Wort deutet einen Zustand an, der notwendig die betreffende Person zum Handeln zwingt. Der Ausgangspunkt ist hier mehr die Person, die liebt, obwohl es auch mit der Kostbarkeit des Gegenstandes der Liebe in Verbindung steht. Außer in Titus 3,4 wird das Wort agape überall gebraucht, wo von der Liebe Gottes zu den Menschen und von der Liebe des Menschen zu Gott die Rede ist. Und, außer in Johannes 5,20, auch überall für die Liebe des Vaters zu dem Sohn, und, außer in Joh 16, 27, für die Liebe des Vaters zu den Jüngern.

Das erste Wort (fileo) könnte auch übersetzt werden mit „gerne haben, leiden mögen“ (s. Fußnote bei Joh 21,15-17 in der englischen Übersetzung von John Nelson Darby). Wir könnten also 1. Pet 1,22 wie folgt lesen: Eure Seelen gereinigt habend im Gehorsam gegenüber der Wahrheit, zu der unverstellten Zuneigung zu den Brüdern, liebet einander inbrünstig mit der Liebe, die Gott zu dem Herrn Jesus hat und zu Dir, als Du noch ein Sünder warst (Rö 5,8).

Mit „aus reinem Herzen“ wird nicht Sündlosigkeit gemeint, sondern Aufrichtigkeit. Also ohne Nebenabsichten.

Kapitel 1 Vers 23: „..., die ihr nicht wiedergeboren seid aus verweslichem Samen, sondern aus unverweslichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes;…“

Die Brüder lieb haben ist nur möglich, weil wir wiedergeboren sind. Unsere alte Natur kann nicht lieben. Die neue Natur ist es, die uns dazu fähig macht. Unser Beweggrund, die Brüder zu lieben, ist, dass sie erlöst sind durch das Blut Christi, und dass wir dasselbe Teil mit ihnen haben. Unsere Fähigkeit zu lieben liegt in der neuen Natur, die wir in der Wiedergeburt empfangen haben. Und durch den Empfang der neuen Natur sind wir auch in die Familie Gottes aufgenommen worden.

In den Versen 22 und 23 finden wir die zwei Seiten der Wahrheit, die der Herr Jesus dem Nikodemus so deutlich vorstellt: „Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes eingehen“ (Joh 3,5). Nun finden wir in Johannes den Grundsatz vorgestellt und die Quelle, aus der alles hervorkommt. Es heißt da „von neuem“ geboren werden; das bedeutet, auf eine ganz neue Weise, von einem ganz neuen Ausgangspunkt her, aus einer ganz neuen Quelle des Lebens. Und der Nachdruck wird da auf die Quelle des neuen Lebens, den Heiligen Geist, gelegt.

Wasser ist in der Schrift ein Bild von dem Wort Gottes, so wie es durch den Heiligen Geist auf Herz und Gewissen der Menschen angewendet wird (Eph 5,26). Es ist also kein Bild von dem Wort Gottes als solchem. Lebendes Wasser stellt dasselbe vor, aber dort wird der Nachdruck auf den Heiligen Geist gelegt, der das Wort lebendig macht (Joh 4,10; 7,39). In Joh 3 nennt der Herr nicht allein das Wasser, sondern auch den Geist, um den Nachdruck darauf zu legen, dass die Wiedergeburt nur durch ein Göttliches Werk zustande kommt, und dass das neue Leben ein Göttliches Leben ist (2. Pet 1,4): „Was aus dem Geist geboren ist, ist Geist“. Hier bei Petrus finden wir immer wieder die praktische Seite, wie alles zustande kommt, und auch die praktischen Folgen davon. In Vers 22 die menschliche Seite, in Vers 23 die Göttliche Seite. In Vers 22 sehen wir ein Werk von uns und in Vers 23 das Werk Gottes.

Wir finden das gleiche in Joh 3, aber nicht ausführlicher entwickelt. „Wasser“ spricht von der reinigenden Kraft des Wortes Gottes (Eph 5,26). Der Heilige Geist lässt das Wort zum Herzen und zum Gewissen des Menschen sprechen und bringt ihn dazu, sich selbst zu verurteilen. Das ist das, was an anderen Stellen „Bekehrung“ oder „Buße“ genannt wird. Nun, Selbstgericht ist nach dem Worte Gottes die Art und Weise, wie wir gereinigt werden (1. Joh 1,9). Aber zur gleichen Zeit bewirkt der Heilige Geist ein neues Leben in dem Menschen, der sich so verurteilt hat. Die Reinigung findet nicht vor der Wiedergeburt statt, aber ebenso wenig findet die Wiedergeburt vor der Reinigung statt. Beides vollzieht sich gleichzeitig. Auch die Wiedergeburt kommt durch die Anwendung des Wortes Gottes (Jak 1,18; 1. Kor 4,15); sowohl hier als auch in Joh 3 und an anderen Stellen wird das ausdrücklich gesagt. Wir können die Wiedergeburt also nicht von dem Glauben trennen, so wie es manchmal geschieht.

Diese neue Natur ist die Göttliche Natur (2. Pet 1,4). Sie wird durch den Heiligen Geist in uns gewirkt und trägt den Charakter ihrer Quelle: „Was aus dem Geist geboren ist, ist Geist“ (Joh 3,6). Es ist das Leben des Herrn Jesus selbst (Kol 3,4). Ja, Er ist unser Leben. Und dieses Leben steht in Verbindung und beschäftigt sich mit Dingen, die Gott offenbart hat für diese neue Natur; Dinge, die weit über die Dinge des natürlichen Lebens hinausgehen.

Die Wiedergeburt ist also mit dem Wort Gottes verbunden. Hier wird es (das) lebendige und bleibende Wort Gottes genannt. „Das Wort“ ist die Offenbarung dessen, was Gott ist (Joh 1,1-14), in Seiner Natur, Seinem Charakter, Seiner Liebe, Seinen Wegen, kurzum in allem, was Ihn offenbart. Darum wird der Herr Jesus auch das Wort Gottes genannt. Und Er sagte von Sich, Er sei „durchaus das, was ich zu euch rede“ (Joh 8,25). Also drückten Seine Worte aus, was Er war. Das griechische Wort, das hier für „Wort“ (logos) gebraucht wird (in Vers 25 wird ein anderes Wort gebraucht), redet sowohl von dem inneren Gedanken als auch von dem Wort, durch das diesem Ausdruck verliehen wird. Wir sind also wiedergeboren durch das, was die Gedanken Gottes offenbar macht. Dann muss die neue Natur auch vollkommen mit Gott übereinstimmen.

Das Wort ist lebendig und bleibend (Heb 4,12). Es ist göttlich, und darum ewig und unveränderlich. Es ist die Offenbarung des lebendigen Gottes, - von Dem, in Welchem allein Leben ist -, und darum ist es lebendig. Es ist die Wahrheit und wird es ewig bleiben. Alles mag sich verändern und vorübergehen, aber das Wort Gottes verändert sich niemals und bleibt immer dasselbe. Wie wichtig ist es in unseren Tagen, in unseren Herzen die Sicherheit zu haben, dass das Wort Gottes das Wort Gottes ist, und dass es nicht aufgelöst werden kann (Joh 10,35).

Kapitel 1 Verse 24 und 25: „Denn alles Fleisch (ist) wie Gras, und alle seine Herrlichkeit wie des Grases Blume. Das Gras ist verdorrt, und die Blume ist abgefallen; aber das Wort (des) Herrn bleibt in Ewigkeit. Dies aber ist das Wort, welches euch verkündigt worden (ist).“

Die Notwendigkeit der Wiedergeburt aus unvergänglichem Samen, also durch das lebendige und bleibende Wort Gottes, sieht man aus diesen Versen (1. Kor 1,23). Gras deutet in der Schrift immer Kurzlebigkeit an (Ps 103,15; Mt 6,30). Nun, alles Fleisch ist Gras. Nichts ist beständig, was von dem Menschen oder in dem Menschen ist. Es mag Unterschiede geben; das Fleisch kann Herrlichkeiten haben. Paulus zählt etwas von diesen Herrlichkeiten auf, wenn er die Dinge nennt, worin das Fleisch sich rühmen kann, und worin ein natürlicher Mensch sich von einem anderen unterscheiden kann (Phil 3,4-6). Für das Zusammenleben der Menschen und auch für die Regierung Gottes über diese Erde ist es nicht einerlei, ob jemand in Unreinheit, Mord und Totschlag lebt, oder ob er sich um das Wohl der anderen bemüht. Es besteht ein Unterschied zwischen Heiden, die kriechende Tiere anbeten, und einem Israeliten, der den wahren Gott kennt, der zu dem Bundesvolk Gottes gehört und äußerlich seine Gottesdienstpflichten treu erfüllt.

Aber Jesaja ruft dem Volk zu: Alles Fleisch ist Gras (Jes 40,1-9)! Welcher sittliche Unterschied ist zwischen den Heiden, die Gott nicht kennen und darum den Götzen dienen, und den Juden, die das Wort Gottes haben und ihm dennoch nicht dienen? Mochte das Volk Israel durch die auserwählende Gnade Gottes einen besonderen Platz unter den Völkern einnehmen; ihre Geschichte hat bewiesen, dass es diese erhabene Stellung nur sehr kurz und sehr unvollkommen innegehabt hat. Danach fielen sie tiefer als die Völker, die um sie her wohnten. „Das Gras ist verdorrt, die Blume ist abgefallen; denn der Hauch des HERRN hat sie angeweht. Fürwahr, das Volk ist Gras“, schrieb der Heilige Geist durch den Propheten. Wenn der Geist des HERRN den dünnen Anstrich wegbläst, so dass die Wirklichkeit offenbar wird, stellt sich heraus, dass es keinen Unterschied zwischen Juden und Heiden gibt. Dann heißt es: „Es ist kein Unterschied; denn alle haben gesündigt“ (Rö 3,22).

Petrus zitiert Jesaja. Aber er schreibt nicht einfach ab. Jesaja schrieb: „Das Gras verdorrt, die Blume fällt ab“ (Englische Übersetzungen von John Nelson Darby und William Kelly und holländische Übersetzungen) Petrus schreibt: „Das Gras ist verdorrt, die Blume ist abgefallen“. Am Kreuz von Golgatha hat das Fleisch vollkommen bewiesen, wie es war. Nicht einmal mehr der Schein des Lebens oder der geringsten Nützlichkeit ist zu erblicken. Gott hat dafür nur noch das Gericht übrig (Lk 23,31). Der natürliche Mensch hat seinen Zustand vollkommen offenbart, indem er den Sohn Gottes, den Schöpfer des Menschen, verwarf und kreuzigte.

Für einen Jungbekehrten ist Jesaja 40 ein unverständliches Kapitel. Gott will Sein Volk trösten und sagt ihm dann, dass bei ihm nichts zu finden ist, worauf es sein Vertrauen setzen kann. Ist es nicht die schwerste Lektion, die ein Mensch lernen muss, und das zum größten Teil nach seiner Bekehrung, dass er nicht nur viele Sünden getan hat, sondern dass auch seine Natur unverbesserlich schlecht ist? Wie wehrt sich sein Hochmut dagegen, zu der vollen Erkenntnis zu kommen: „Ich weiß, dass in mir, dass ist in meinem Fleische, nichts Gutes wohnt!“ (Rö 7,18) Er findet keinen Trost in den Worten. Im Gegenteil, die Erfahrungen in der Praxis dieser Wahrheit machen ihn tief unglücklich.

Aber für den, der diese Lektion wirklich gelernt hat und von Römer 7,24 nach Römer 8,1-3 gelangt ist, bedeutet dies den größten Trost, dass Gott noch viel besser als er selbst weiß, dass nichts Gutes im Fleisch wohnt, und dass er deswegen von dem Fleisch auch nichts erwartet. Und Gott richtet dann sein Herz auf das Wort Gottes, das bis in Ewigkeit bleibt. Die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind nicht bereubar (Rö 11,29)! Was Gott durch Jesaja Israel versprochen hat, wird erfüllt werden. Und was uns Gott in Seinem Wort gesagt hat, soll unveränderlich stehen bleiben. Es bleibt bis in Ewigkeit.

Das griechische Wort für „Wort“ Gottes in dem Vers 23 (logos) ist nicht dasselbe wie in Vers 25 (zweimal rema). Das Wort „logos“ gibt mehr den innerlichen Gedanken Gottes und den Ausdruck an, während das Wort „rema“ angibt, was wirklich gesprochen wird (und z. B. in den Evangelien zu uns gelangt ist) und darum auf den ausgesprochenen Willen Gottes hinweist. Der Herr Jesus gebraucht das Wort z. B., wenn Er ausdrücklich einen Unterschied macht zwischen den Schriften Moses und Seinen Worten (Joh 5,47). Er macht auch einen Unterschied zwischen Seiner „Sprache“ und Seinem „Wort“ (logos) (Joh 8,43), obwohl Er dann nicht das Wort „rema“ gebraucht. Erst nachdem der Gedanke Gottes (logos) angenommen wird, können die Worte verstanden werden, die diesen Gedanken ausdrücken.

Das Wort (des) Herrn gibt also nicht allein die Gedanken Gottes wieder, sondern auch Seinen ausgesprochenen Willen. Und weil Gott der Unveränderliche ist, ist Sein Wort auch unveränderlich. Es bleibt bis in Ewigkeit. Im Griechischen steht ein Artikel vor Ewigkeit. Damit ist die uns bekannte Ewigkeit gemeint, in der sich nichts mehr verändern wird.

Das Wort war in der Predigt des Evangeliums zu ihnen gekommen. Die Worte: „als die frohe Botschaft verkündigt (evangelisiert, siehe Fußnote E. Ü.)“ werden im Griechischen in einem selbständigen Hauptwort mit Geschlechtswort ausgedrückt. Es könnte buchstäblich mit „Frohebotschaftsverkündigung“ übersetzt werden.

Alles, was ihnen im Evangelium angeboten war, war der ausdrückliche Wille Gottes, ihnen zu geben, und es war unveränderlich sicher bis in Ewigkeit. Es war der ausdrückliche Wille des Ewigen (Herr = HERR = der ewig Seiende). Und das „Wort (des) Herrn“ ist für uns niedergeschrieben, so dass auch wir es in den Schriften haben. Inmitten einer Welt, die Gott und Christus verworfen hat und nun weit von Gott entfernt ist, worin sich daher täglich alles verändert und schließlich alles im Gericht vernichtet werden wird, haben wir etwas von Gott, das Er Selbst uns gegeben hat. Und wenn die Himmel mit gewaltigem Geräusch vergehen und die Elemente im Brande aufgelöst werden und die Erde und die Werke auf ihr verbrennen werden (2. Pet 3,10), wird das Wort Gottes bleiben, so dass gesehen werden wird, dass alles, was uns darin gesagt ist, wahr ist.

Kapitel 2 Vers 1: „Habt nun abgelegt alle Bosheit und allen Trug und Heuchelei und Neid und alles üble Nachreden.“

Der Apostel Paulus schreibt an die Heiligen und Getreuen in Ephesus und Kolossä, dass sie den alten Menschen abgelegt oder ausgezogen und den neuen angezogen haben (Eph 4,22-24; Kol 3,9-11). Dieselbe Wahrheit stellte uns Petrus in den letzten Versen des ersten Kapitels vor, allerdings nicht so dem Grundsatz nach wie Paulus, sondern mehr auf praktische Weise, so wie er es überall in diesem Brief tut. Und wirklich, diese Sache ist der Wendepunkt in dem Leben eines Gläubigen. Eigentlich beginnt das Christenleben erst dann. Nicht dass die Bekehrung und die Wiedergeburt dann erst stattfinden. Aber die Seele sieht erst dann, dass sie mit Christus gekreuzigt und der alte Mensch für immer hinweg getan ist vor dem Angesicht Gottes, und dass Gott ihn nun ansieht in der neuen Natur, die er in der Wiedergeburt empfangen hat.

Vor unserer Bekehrung waren wir im Fleische (Rö 7,5). Nach unserer Wiedergeburt waren wir nicht mehr im Fleische, aber wir waren noch fleischlich (Rö 7,14). Wir hatten ein neues Leben empfangen, das den Charakter Dessen trug, Der es bewirkt hatte, das ist der Heilige Geist (Joh 3,6). Aber unsere Gedanken und Gesinnungen waren noch nicht ganz nach dem Geist. Vor unserer Bekehrung taten wir alles, um unser Fleisch zu befriedigen. Nach unserer Bekehrung wünschte unsere neue Natur, Gott zu dienen. Wir sahen, dass wir sehr viele Sünden getan hatten. Wir wollten das nicht mehr tun und versuchten, uns selbst zu verbessern. Unser Fleisch sollte nicht mehr sündigen.

In diesem Kampf unterstützte uns der Herr nicht. Er Selbst hat auf jede mögliche Weise das Fleisch geprüft und es als vollkommen verdorben und unverbesserlich schlecht befunden. Er hat uns das in Seinem Wort mitgeteilt, aber wir glaubten es nicht. Nun, in einem Kampf des Unglaubens kann uns der Herr nicht stützen. Aber Er leitete diesen Kampf doch so, dass wir dadurch das Fleisch wirklich zu erkennen lernten und so dazu gebracht wurden, auch in dem, was unseren Zustand betrifft, nur auf Ihn und Sein Werk zu vertrauen.

Wenn wir auf uns selbst sehen, so wie wir von Natur waren, sehen wir keinen Punkt, auf dem unser Auge auch nur mit der geringsten Zufriedenheit ruhen kann. Wir sehen nur Verderben. Der alte Mensch wurde verdorben nach den betrügerischen Lüsten (Eph 4,22). Wie schrecklich ist es, sich selbst als einsgemacht mit diesem Menschen vor dem Angesicht eines heiligen und gerechten Gottes zu sehen. Das reicht aus, um in die tiefste Verzweiflung der Seele zu geraten. Wir sehen das in dem Ausruf: „Ich elender Mensch, wer wird mich retten von diesem Leibe dieses Todes“ (Rö 7,24)? Und dahin will der Herr die Seele bringen, auf dass sie dann die Antwort Gottes verstehen kann, dass unser alter Mensch mit Christus gekreuzigt ist und Gott uns daher nur in der neuen Natur sieht, die wir in der Wiedergeburt empfangen haben. Dann wissen wir, dass keine Verdammnis ist für die, die in Christo Jesu sind (Rö 8,1). Und wir nehmen die Stellung an, mit Christus gestorben zu sein (Rö 6,2-11). Wir haben den alten Menschen abgelegt. Und wir haben den neuen Menschen angezogen, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit; wir sehen, dass das unser wahrer Charakter ist, und sehen uns selbst also vor das Angesicht Gottes gestellt. Und Gott legt uns Sein Siegel auf als Anerkennung, dass wir ganz von Ihm sind, indem Er uns den Heiligen Geist gibt (2. Kor 1,21+22). Dann sind wir geistlich und im Geiste, weil unsere Gedanken, unsere Gesinnung und unsere Stellung dann gekennzeichnet sind durch den Heiligen Geist.

Diese Dinge sind von großer Bedeutung für das praktische Leben. Ja, sie sind der einzige Grund, aus dem ein christlicher Lebenswandel hervorkommen kann. Denn nur in dieser Stellung haben wir Kraft, das abzulegen, was mit dem alten Menschen verbunden ist. Sowohl im Epheser- wie auch im Kolosserbrief und auch hier finden wir dann auch diese Verbindung. Wenn ich den alten Menschen ausgezogen habe, wie kann ich dann mit seinen Taten fortfahren? Dann muss ich seine Gewohnheiten, seine Regungen und seine Triebfedern ablegen.

Petrus hat als Kennzeichen des neuen Menschen besonders die Bruderliebe genannt (1,22), Nun, dann müssen wir alles von dem alten Menschen ablegen, was die Wirksamkeit der Bruderliebe verhindert. Hier werden unsere Herzen geprüft. Sind wir, jeder persönlich, bereit, das abzulegen, was in uns die Wirksamkeit der Göttlichen Liebe den Brüdern gegenüber hindert? Es werden verschiedene Dinge genannt, die alle im Widerstreit mit der Liebe zu den Brüdern stehen. Sind wir bereit, Opfer zu bringen, um die Wahrheit, die uns hier vorgestellt wird, und die wir nur bewundern können, und für die wir nur danken müssen, in der Praxis zu verwirklichen?

Das Wörtchen „nun“ verbindet das zweite Kapitel mit den letzten Versen von Kapitel 1. Wir wissen, dass die Einteilung in Kapitel und Verse nicht von dem Heiligen Geist inspiriert ist, sondern dass sie tausend Jahre nachdem Gott das letzte Bibelbuch gegeben hat, eingefügt wurde. Und hier ist die Einteilung nicht zweckdienlich gewesen. Kapitel 2 hätte bei 1,22 beginnen müssen.

Das griechische Wort für „leget nun ab“ ist ein Zeitwort in der Form des Aorist. Das bedeutet, dass es nicht eine fortschreitende Handlung angibt, sondern eine Handlung, die einmal für alle Zeiten getan ist, die aber bleibende Folgen hat. Dementsprechend schreibt Professor Greijdanus, dass diese Handlung in der Vergangenheit stattgefunden hat. Aber in Zusammenhang mit der Befehlsform von Vers 2 sehen wir auch, dass es eine Ermahnung ist. Darum übersetzen viele: „Leget nun ab“. Keine von beiden Übersetzungen aber gibt meines Erachtens ein richtiges Bild von dem, was es eigentlich bedeutet.

Die Bedeutung ist nicht, dass wir, wenn Bosheit, Betrug, Heuchelei usw. in unserem Leben vorkommen, diese ablegen, also aus unserem Herzen entfernen müssen. Wir werden ermahnt, in einem Zustand zu sein, in dem wir solche Dinge in unserem Leben nicht zulassen. Wir haben einst den alten Menschen abgelegt, aber wir müssen ihn ausgezogen haben mit seinen Werken (Eph 4,22; Kol 3,9)! Wie kann ich im Glauben verwirklichen, dass der alte Mensch mit Christus gekreuzigt ist - also durch Gott im Gericht hinweg getan ist, weil nichts Gutes an ihm war - und dann seinen Grundsätzen, seinen Gesinnungen und Taten einen Platz in meinem Leben lassen? Ich muss also in einem Zustand sein, in dem ich die in Vers 1 genannten Dinge ein für allemal aus meinem Leben hinweg getan habe. Wenn ein Aussätziger geheilt war und er gereinigt werden musste (3. Mo 14,1-9), finden wir zunächst die grundsätzliche Reinigung in Verbindung mit Blut und mit lebendigem Wasser. Diese Reinigung wurde durch den Priester zustande gebracht, und dieser erklärte ihn daraufhin für rein (3. Mo 14,7). Aber daraufhin musste diese Person sich selbst und ihre Kleider waschen und alles Haar des Leibes scheren. Dann war er rein. Kleider sind ein Bild von den Gewohnheiten und der Lebensführung des Menschen. Das Haar spricht von dem, was aus dem Fleisch nach außen kommt. Er musste sich also nicht nur baden (das Wort Gottes in Selbstgericht auf sich anwenden), sondern auch seine Gewohnheiten und seine Lebensführung reinigen, indem er sie an dem Worte Gottes prüft. Und dabei musste alles, was aus dem Fleisch nach außen dringt, selbst wenn der natürliche Mensch es als einen Zierrat empfunden hatte (Haupthaar, Bart und Augenbrauen), ganz und gar abgeschoren werden. Und das musste er am ersten und am siebten Tag tun; ein Bild eines bleibenden Zustandes. Dann war er praktisch rein und konnte ungestört seinen Platz inmitten des Volkes Gottes einnehmen und seine Vorrechte ausüben.

Das griechische Wort für „Bosheit“ wird auch gebraucht, um im Allgemeinen alle Schlechtigkeit und Bosheit anzudeuten (1. Kor 14,20; Jak 1,21; V. 16). Aber in dem Zusammenhang, in dem es hier vorkommt, soll es wohl die böse Gesinnung des Herzens in Gegenüberstellung zu der feurigen Liebe von 1,22 darstellen. Wie unwürdig ist diese Gesinnung für ein Kind von dem Gott, Der Liebe ist, von dem die Liebe zu den Brüdern der Beweis ist, dass er aus dem Tod in das Leben übergegangen ist (1. Joh 3,10-18). Wie nahe kommt es dann dem, was die Schrift einen Mörder nennt.

Aus dem Obenstehenden kommt Trug in seinen verschiedenen Formen hervor. Auch in Römer 1,29 finden wir beide Dinge zusammen. Aber da ist das griechische Wort nicht durch „Trug“, sondern durch „List“ übersetzt. Weiter finden wir u. a. in Mt 26,4; 1. Thes 2,3 und 2. Kor 12,16  dasselbe. Es geht hier um ein unzuverlässiges, verschlagenes und falsches Gemüt und um ein ebensolches Handeln, das in Gegensatz zu Wahrheit und Aufrichtigkeit steht, wie der Herr sie bei Nathanael sah (Joh 1,48). Betrug ist das Gegenteil von durchsichtigem Wesen, wozu wir berufen sind, in der Nachfolge und der Verkündigung Dessen, in Dessen Mund kein Betrug gefunden wurde (1. Pet 2,22). Jedes Wort des Herrn und jede Tat offenbarte, wer und was Er war (Joh 8,25). Bosheit und Betrug stehen in der Einzahl, weil sie mehr die innere Gesinnung des Herzens angeben. Die folgenden drei Worte stehen in der Mehrzahl, weil sie die Handlungen und Äußerungen angeben, worin sich die Gesinnung unseres Herzens offenbart.

Heuchelei heißt: wir wollen vorstellen, das zu sein, was wir nicht sind, und wir wollen nicht sein, was wir in Wirklichkeit sind (Gal 2,13; Mk 12,15). Es ist das Gegenteil von Einfalt und Aufrichtigkeit. Es fehlt die innere Wahrhaftigkeit (siehe 1,22). Der Neid missgönnt anderen Menschen Dinge, die man selbst nicht hat (Gal 5,26), und verführt dazu, Dinge, die wirklich gut sind, zu verkleinern oder zu leugnen. Wie schrecklich, wenn ein Gläubiger einen Bruder oder eine Schwester geistlich guter Dinge wegen beneidet und sie darum verkleinert oder leugnet. Leider findet man selbst unter den Dienern des Herrn, die selbst eine Gabe von Ihm empfangen haben, dass man andere um ihre Gabe beneidet, und ihnen den Platz nicht gönnt, den ihnen der Herr gegeben hat.

Zum Schluss kommt die Ermahnung, „alles üble Nachreden“ abzulegen. Wie vielseitig ist dieses Böse. Wie viel Böses wird gesprochen, oftmals selbst unter dem Vorwand, für des Herrn Ehre zu eifern und um das Böse rechtmäßig zu verurteilen. Wie oft tun wir dann den Dienst Satans, welcher der Ankläger der Brüder und der Lügner von Anfang ist (Off 12,10). Es ist nicht schwierig, Fehler und Schwächen bei den Brüdern und Schwestern zu finden. Dafür braucht man kein Mikroskop. Aber hilft man ihnen, indem man miteinander darüber spricht? Wenn wir erst versuchen, den Balken aus unserem Auge zu entfernen, werden wir lange Zeit kein Bedürfnis haben, über den Splitter bei den anderen zu sprechen (Mt 7,1-5). Und daneben würden wir die Erfahrung gesammelt haben, auf welche Weise allein wir unseren Brüdern helfen können, den Splitter aus ihren Augen zu holen. Unsere eigene Erfahrung beim Entfernen des Balkens aus unserem Auge würde uns zeigen, welch eine schmerzliche Operation es ist, und mit welch einer Vorsicht und Zartheit dies geschehen muss, um nicht bleibenden Schaden anzurichten. Wie schon gesagt, stehen die in diesem Vers genannten fünf Sünden in enger Verbindung miteinander. Bosheit ist der Anfang, der zu List und Betrug führt. Daraus kommen Heuchelei und Falschheit hervor; man will sich anders zeigen als man ist. Das führt zu Neid, denn wir sehen bei anderen die Dinge, die wir selbst vorgeben zu besitzen, obwohl wir sie nicht haben. Und das wiederum führt zu übler Nachrede, um den anderen herabzuziehen von der Stelle, wo er sich befindet. Doch wird die Aufmerksamkeit auf jede einzelne Sünde besonders gelenkt durch das immer wiederholte „und“. Denn jede für sich ist eine große und besondere Sünde.

Kapitel 2 Vers 2: „Und als neugeborene Kindlein seid sehr begierig nach der vernünftigen, unverfälschten Milch, auf dass ihr durch dieselbe wachset zur Errettung.“

Das Wörtchen „als“ bedeutet hier keinen Vergleich, sondern gibt die Wirklichkeit an. Die Empfänger des Briefes (und auch wir) werden als neugeborene Kinder angesprochen. Und auf diesen Ausdruck wird besonderer Nachdruck gelegt. Das griechische Wort für „Kind“ bedeutet ein gerade geborenes Kind (Apg 7,19; Lk 2,12; 18,15), ja es wird selbst für ein noch nicht geborenes Kind gebraucht (Lk 1,41+44), unterschieden von dem kleinen Kind, das noch nicht oder kaum sprechen kann (1. Kor 13,11; Gal 4,1). Und das wird noch verstärkt, indem das Wort „neugeboren“ hinzugefügt wird.

Petrus gebraucht diesen Ausdruck aber nicht wie Paulus und Johannes, um damit ein Maß geistlicher Reife anzudeuten (1. Kor 3,1+2; Heb 5,12+14; Joh 2,13+18). Er greift hier zurück auf die Wiedergeburt in 1,23. In diesem Sinne sind wir alle neugeborene Kinder. Es soll das neue Leben in seiner Reinheit andeuten, so wie wir es bei der Wiedergeburt empfangen haben. Das neugeborene Kind verlangt nach einer Speise, die aus derselben Quelle kommt, aus der es hervorgegangen ist, nach der Milch seiner Mutter. So verlangt das neue Leben, das aus dem Wort entstanden ist (1,23), nach demselben Wort als seine Speise. Dies normale Verlangen kann durch Abweichungen geschwächt oder vielleicht ganz und gar zum Verschwinden gebracht werden. Darum muss das Ablegen dessen, was Vers 1 uns vorstellt, vorangehen. Aber hier werden wir ermahnt, sehr begierig nach dieser Nahrung zu sein. Allein dadurch wachsen wir. Aber in dieser Bedeutung bleiben wir neugeborene Kinder, bis wir in der Herrlichkeit sind. Das Eigenschaftswort vor „Milch“ weist darauf hin, dass es nur eine Speise gibt, die Milch. Es ist unverfälschte, es ist saubere Nahrung.

Das griechische Wort (logikos), das durch vernünftig übersetzt ist, kommt nur hier und in Römer 12,1 vor. Es könnte auch mit „einsichtsvoll“ übersetzt werden. Viele denken, dass es mit dem Wort logos in Zusammenhang steht (1,23). Nun, es ist deutlich, dass die Milch das Wort Gottes vorstellt, und sie ist Speise, die einsichtsvoll und vernünftig macht. Je mehr wir davon essen, umso mehr Einsicht werden wir in geistlichen Dingen erlangen.

Durch das Wort wachsen wir zur Errettung. In den Ohren vieler ist dies ein seltsamer Ausdruck. Aber wir haben schon gesehen, dass Petrus, obwohl er auch von dem gegenwärtigen Besitz der Errettung der Seele spricht, gewöhnlich die Errettung in der Zukunft meint (1,5), wenn Seele und Leib zusammen daran teilhaben werden.

Nun, durch das Wort werden wir genährt mit den Dingen aus Gottes Auferstehungswelt, deren Mittelpunkt der verherrlichte Herr im Himmel ist. Und das ist vernünftige Milch; sie macht uns einsichtsvoll. Je mehr wir diese herrlichen Dinge kennen und begreifen lernen, umso mehr werden wir von allem frei und abgesondert, was nicht damit übereinstimmt. Und so trennen wir uns jetzt schon moralisch von all den Dingen, von denen wir endgültig getrennt werden, wenn der Herr kommt, und wir die volle Errettung des Leibes und der Seele empfangen werden. Wir wachsen zur Errettung.

Wie kommt es, dass so viele Kinder Gottes nicht „sehr begierig“ nach der unverfälschten und vernünftigen Milch des Wortes Gottes sind? Es kommt daher, dass so viele „den alten Menschen mit seinen Werken“ nicht ausgezogen haben (Kol 3,9) und nicht von der Welt abgesondert sind. Wie kann ein weltlich gesinnter Gläubiger Wert auf solche Dinge legen, die im vollkommenen Gegensatz zu den Dingen dieser Welt stehen, ja, die ihm das Gericht über die weltlichen Dinge ankündigen? Es ist eine sehr ernste Sache, weltlich gesinnt zu sein. Es verhindert jegliches Wachstum und bringt Tod in die Seele.


Kapitel 2 Vers 3: „…wenn ihr anders geschmeckt habt, dass der Herr gütig ist.“

Diese Worte sind eine (etwas veränderte) Anführung aus Psalm 34. Da steht das Wort des HERRN. Der Apostel wendet es hier auf den Herrn Jesus an, wie wir in Vers 4 erkennen. Welch ein herrlicher Gedanke war es für die Gläubigen aus den Juden, dass der Gekreuzigte, an Den sie glaubten, um Deswillen sie von ihren Volksgenossen verworfen und aus deren Mitte sie öffentlich hinausgeworfen wurden, welche das Vorrecht für sich in Anspruch nahmen, das Volk des HERRN zu sein, dass ER der HERR war. Ja, Er ist der ewige Gott.

Und wenn Israel geschmeckt hat, dass Jehova gut ist, und wenn der gläubige Überrest bald in der Zukunft aufgerufen wird, auf Ihn zu vertrauen, weil sie erfahren haben, dass Er gütig ist, wie viel mehr haben wir es dann gemerkt. Um uns vom ewigen Verderben zu erretten, ist Er hier auf die Erde gekommen, um an unserer Stelle das Gericht eines heiligen und gerechten Gottes zu tragen. In Vers 24 werden wir bald lesen: „Der selbst unsere Sünden an seinem Leibe auf dem Holze getragen hat“. Durch alles, was sie im ersten Kapitel gelesen hatten, waren sie an Seine Güte erinnert worden. Sie hatten es in der Tat geschmeckt, so wie auch jeder Christ.

Und das ist auch eine Voraussetzung für jegliches Wachstum. Solange ein Wiedergeborener noch nicht in seiner Seele geschmeckt hat, wer der Vater und der Sohn für ihn sind, gibt es kein „Wachsen zur Errettung“. Aber wie gesegnet ist es für das Herz, Ihn zu kennen in Seiner alles übersteigenden Güte. Das gibt vollkommenes Vertrauen auf Ihn und macht uns von allem unabhängig, was hier in der Welt ist. Wir wissen dann, dass wir in allen Umständen und vor allen Dingen auf Ihn vertrauen können. Und bewirkt es nicht in unseren Herzen das Verlangen, hinüberzugehen in die Welt Gottes, in diese Welt geistlicher Dinge, die Gott für uns bereitet hat, wo der Herr Jesus der Mittelpunkt ist? Dann werden wir in der Tat wissen, was es bedeutet, zu Christus als zu dem lebendigen Stein gekommen zu sein.

Kapitel 2 Vers 4: „Zu welchem kommend, (als) zu einem lebendigen Steine, von Menschen zwar als unbrauchbar verworfen, bei Gott aber auserwählt, kostbar, ...“

Hier wird das Kommen nicht als etwas Einmaliges, was in der Vergangenheit stattgefunden hat, sondern als etwas Fortdauerndes dargestellt. Wir sind unablässig von dem Herrn abhängig. Wir sahen etwas Anziehendes an Ihm - dass Er gütig war (Vers 3) - und gingen zu Ihm. Aber wir müssen bei Ihm bleiben, wie einst die zwei Jünger es taten (Joh 1,40). Wir müssen nicht nur von dem Fleisch des Sohnes des Menschen essen und Sein Blut trinken, um das ewige Leben zu empfangen. Wenn wir aus diesem Grund zu Ihm gegangen sind, dann wird es ein fortwährendes Essen und Trinken, und so bleiben wir in Ihm und Er in uns (Joh 6,53-57). Wir wissen, wie leicht unsere Herzen dazu neigen, sich zu verirren, und wie wir uns immer wieder von Ihm wegbewegen. Aber wir können ohne Ihn nicht auskommen. Und so wird es ein fortwährendes „Kommen“ sein. Solche, die nie aufrichtig von Seinem Fleisch gegessen und von Seinem Blut getrunken haben, gehen wieder weg, um nie wieder zurückzukehren (Joh 6,66). Sie haben keine Teilhabe an dem gestorbenen Heiland bekommen und können darum auch nicht bleibend mit dem lebendigen Herrn verbunden sein. Sie tragen keine Frucht (Joh 15,1-6). Am Ende wird es heißen: „Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns“ (1. Joh 2,19).

Lasst uns darauf achten, dass im Vers 4 „zu welchem“ steht. Christentum ist keine Lehre, kein Zusammenhang von Vorschriften, nach denen wir uns richten sollen, keine Weltanschauung; es ist eine Person: der Sohn des lebendigen Gottes. Und es ist diese Person als offenbart, vollkommen in Sich Selbst, aber weiterhin auch in denen, die in einer lebendigen Verbindung mit Ihm stehen. Sie haben Sein Leben empfangen, das in ihnen wohnt, und das sich bei ihnen in den unendlich vielen Kleinigkeiten auswirkt, die zusammen das tägliche praktische Leben ausmachen. Darin wird Christus durch die Kraft des Heiligen Geistes offenbart.

Und Er, zu Dem wir gekommen sind, ist nicht allein gütig (V. 3), sondern Er ist auch ein Stein, ein Felsen. Wer auf Ihn vertraut und auf Ihm ruht, soll nicht beschämt werden. Die Pforten des Hades werden nicht überwältigen, was auf diesen Felsen gebaut ist (Mt 16,18).

Der Gedanke von dem Bauen auf den Felsen, besonders, was das Haus Gottes angeht, war für die Gläubigen aus den Juden nichts Neues. Das erste Mal, dass das Wort Gottes von einem Haus Gottes auf Erden spricht, geschieht, nachdem Jakob auf einem Stein geruht hatte, den er später aufrichtete und zu einem Zeichen machte (1. Mo 28,11-18). Am Ende seines Lebens nennt Jakob prophetisch Joseph, den Heiland der Welt (Zaphnath-Paneach; 1. Mo 41,45), den Stein Israels (1. Mo 49,24). Wenn er auf das Leiden und die darauf folgende Herrlichkeit des Joseph sieht, führt ihn der Heilige Geist zu einem prophetischen Blick auf Christus, so, wie Er in Joseph wiedergespiegelt wird. Wir sehen hier auch, wie der Fels gebildet wurde: durch das Leiden und die Herrlichkeit von Joseph. Der mächtige Felsen von Mt 16 und 1. Pet 2 ist geformt in dem Tod und der Auferstehung Christi. Und Mose musste auf dem Felsen stehen, um die Herrlichkeit des Herrn sehen zu können (2. Mo 33,21). Als er das Volk segnete, sagte er, dass Gott der Felsen ist; Jehova, der Gott Israels (5. Mo 32,3+4). Und so könnte ich fortfahren mit den Psalmen und anderen Büchern.

Paulus ist nicht der erste, der uns mitteilt, dass der Felsen Christus ist (1. Kor 10,4). Der Herr Selbst hatte es schon erklärt (Mt 16,18). Und Er tat es mit der Tiefe, die alle Seine Worte kennzeichnen. Es wurden endlose Vermutungen angestellt, wer der Herr war, weil in Wirklichkeit in den Herzen kein Werk war, was Ihn wertschätzte. Und dann fragte Er Seine Jünger: „Wer sagt ihr, dass ich bin“. Er wollte wissen, was sie von Ihm dachten, welchen Wert Er für sie hatte. Simon Petrus antwortete: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“. Das war das wahre Bekenntnis, das Fundament der Versammlung und aller wahren christlichen Praxis.

Ich meine mit dem zuletzt Gesagten nicht den ersten Teil des Bekenntnisses. Dass der Herr der Christus war, der Gesalbte von Gott für Israel, war keine neue Offenbarung. Finden wir dieses Bekenntnis nicht schon bei der kananäischen Frau, wenn sie Ihn als Sohn Davids anruft (Mt 15,22)? Diese Wahrheit geht auch nicht weiter, als dass Er in der Mitte Israels von Zion aus über die ganze Erde regieren wird.

Aber der Vater hatte dem Petrus offenbart, dass der Herr der Sohn des lebendigen Gottes war. Niemand hatte das vor dieser Zeit bekannt, und es ist deutlich, dass das viel weiter geht als das Bekenntnis, dass Er der Messias Israels sei. Der Sohn Gottes, so wie wir Ihn besonders im Evangelium nach Johannes offenbart finden, ist der Schöpfer, der ewige Gott Selbst. Petrus bekennt Ihn als den Sohn des lebendigen Gottes, also als die Quelle allen Lebens. Nun, durch Seine Auferstehung aus den Toten wurde gezeigt, dass Er die Macht des Lebens hatte (Rö 1,4). Das Bekenntnis des Petrus legt also starken Nachdruck darauf, dass der Herr der Überwinder dessen ist, der die Macht des Todes hatte (Heb 2,14). Er ist eingegangen in den Tod, in das Totenreich, aber die Macht des Todes konnte Ihn dort nicht halten. „Hinaufgestiegen in die Höhe, hat er die Gefangenschaft gefangen geführt“ (Eph 4,8-10). Darum würde auch die Versammlung, die Er auf diesen Felsen (Christus, der Sohn des lebendigen Gottes) bauen würde, durch die Pforten des Hades (des Totenreiches) nicht überwältigt werden können, jeder, der zu ihr gehören würde, würde Sein Leben (Joh 5,25), Sein Auferstehungsleben (Joh 20,22), empfangen haben, denn Er, das Haupt der Versammlung, war der Erstgeborene aus den Toten (Kol 1,18). Nun, da Israel Ihn nicht als seinen Messias annahm, sollte das alte Gebäude beiseite gesetzt werden, und Er wollte das neue aufrichten.

Denn in der Tat, die Bauleute Israels fanden ihn unbrauchbar für ihren Bau. Das griechische Wort für „verwerfen“ weist auf eine vorhergehende Untersuchung hin, bei welcher der Gegenstand als unbrauchbar erkannt und darum verworfen wird. Darum möchte ich dieses Wort wie Darby mit „als unbrauchbar verworfen“ übersetzen. Hier wird nicht gesagt, dass die Führer Israels es waren; das finden wir mehr in Vers 7. Hier wird der Nachdruck darauf gelegt, dass es Menschen, Geschöpfe waren, die den Sohn des lebendigen Gottes, der von Gott auserwählt und kostbar für Ihn war, als unbrauchbar verwarfen. Es steht kein Artikel vor Menschen. Es geht hier also nicht darum, bestimmte Menschen anzuzeigen, sondern der Nachdruck wird darauf gelegt, dass die Ihn Verwerfenden Menschen waren, unbedeutende Geschöpfe. Das Wort „Menschen“ muss also hier in Gegenüberstellung mit Gott gelesen werden. Ist es nicht der Höhepunkt boshafter Vermessenheit, dass Menschen Den als unbrauchbar verwerfen, Den Gott als Sohn über Sein Haus gegeben hat (Heb 3,6)? Gott hatte gerade Ihn auserwählt, um Sein ganzes Werk zu tun. „Denn es war das Wohlgefallen der ganzen (göttlichen) Fülle, in ihm zu wohnen und durch ihn alle (Dinge) mit sich zu versöhnen“ (Kol 1,19+20). Von Ihm hatte Gott gesagt: „Dieser ist mein geliebter Sohn, ihn höret“ (Lk 9,35).

Kapitel 2 Vers 5: „...seid auch ihr selbst als lebendige Steine aufgebaut, ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlannehmlich durch Jesum Christum.“

Hier steht bei „lebendige Steine“ das Wörtchen „als“, was in Vers 4 bei dem Herrn, „einem lebendigen Stein“, nicht steht. Der Herr ist in Wesen und Wahrheit, in Sich Selbst, ein lebendiger Stein. Wir sind das nicht. Das Wörtchen „als“ drückt einen Vergleich aus. Wir kommen also, wie es lebendige Steine tun sollten, zu Ihm. Aber ich meine, dass die Bedeutung doch noch stärker ist und dass sie mehr den Sinn hat: als, - wie ihr auch seid - lebendige Steine. Aber doch ist der Ausdruck schwächer, als es von dem Herrn in Vers 4 gesagt wird.

Es ist kennzeichnend für den Brief, dass der Heilige Geist Petrus so oft das Wort „lebendig“ gebrauchen lässt (1,3+23; 3,10+18; 4,2+5+6). Wenn wir uns selbst als lebendige Steine betrachten (24+5), dann müssen wir einmal prüfen, wie wir das geworden sind. Dann kommen wir zu einer göttlichen Quelle, zu dem, was der Vater Sich vorgenommen hat. Wir waren keine Steine. „Staub bist du, und zum Staube sollst du zurückkehren“ (1. Mo 3,19). Es war nichts in uns, dem man vertrauen konnte, heißt es doch: „Gott aber sei wahrhaftig, jeder Mensch aber Lügner“ (Rö 3,4). Der Herr vertraute sich denen nicht an, die an Seinen Namen glaubten, „denn er selbst wusste, was in dem Menschen war“ (Joh 2,23).

Petrus wusste, wie er ein Stein geworden war. Das war damals, als er dem Zeugnis über den Herrn glaubte und zu Ihm ging. Da sagte der Herr zu ihm: „Du bist Simon, der Sohn Jonas, du sollt Kephas heißen (was verdolmetscht wird: Stein)“ (Joh 1,42). Der Sohn Gottes nahm Simon in Besitz und gab ihm einen anderen Namen; nur der Herr eines Sklaven kann diesem einen anderen Namen geben. Durch seinen Glauben an den Herrn bekam Petrus Teil an der Natur des lebendigen Felsens, des lebendigen Steins. Und dieser Stein gab dem, der zu Ihm kam, Seine Natur. Und hier dehnt Petrus das, inspiriert durch den Heiligen Geist, auf alle Gläubigen aus. Wir sind lebendige Steine, die innerlich dieselbe Natur und dasselbe Leben haben wie der lebendige Stein. Er hat uns in jeder Hinsicht Sich gleichgemacht, ausgenommen natürlich Seine Gottheit. Er ist ein lebendiger Stein - wir sind lebendige Steine. Er ist kostbar vor Gott - wir sind angenehm gemacht in dem Geliebten (Eph 1,6). Er ist der von Menschen verworfene Stein - wir werden gleichfalls verworfen. In jeder Hinsicht sind wir mit Ihm einsgemacht. Das ist ein kostbares Vorrecht. Alles in Christus war der vollkommene Abglanz Gottes. Und wir, die wir in Christus sind, haben hierdurch in Gottes Augen die ganze Vollkommenheit Christi.

Dieses Leben, das wir empfangen haben, ist auf jede mögliche Weise schon in seiner Quelle geprüft und erprobt. Es ist durch Tod und Gericht gegangen. Es ist durch alle Wogen und Wellen des Göttlichen Zornes gegangen, und auf der anderen Seite in Auferstehung, in göttlicher Herrlichkeit und Kraft wieder offenbart. Es ist ein Überwinderleben außerhalb des Bereichs der Macht der Finsternis. Es gibt keine irdische noch höllische Macht, weder Menschen noch Teufel, die dieses Leben, das der schwächste und unbekannteste Gläubige empfangen hat, antasten können.

In 5. Mose 10 finden wir ein Bild des oben stehenden, obwohl es da mehr in praktischer Weise betrachtet wird. Mose, als Bild des Herrn Jesus, haut die steinernen Tafeln aus dem Felsen und bringt sie zu Gott, Der die Worte, die auf den ersten Tafeln waren (Christus), darauf schreibt (2. Kor 3,3), und legt sie dann in die hölzerne Lade (das Bild des Herrn).

Als lebendige Steine sind wir aufgebaut. Christus, der Felsen, ist das Fundament, und wir sind darauf erbaut. Es ist das Werk Christi - Er baut Seine Versammlung (Mt 16,18). Als wir durch den Glauben an Ihn lebendige Steine wurden, gebrauchte Er uns, um den Bau weiter auszuführen. Das ist also nicht eine durchgehende Tätigkeit, sondern ist ein für allemal geschehen.

Hier kommt Petrus, und zwar nur hier, der Lehre des Paulus über die Versammlung nahe. Aber obwohl er die Verbundenheit der Gläubigen sieht, spricht er doch nicht über die Einheit des Geistes und den Leib Christi. Nur in den Briefen des Paulus finden wir die Wahrheit über die Versammlung in all ihrer Tiefe und Vollkommenheit offenbart. Petrus spricht von dem, was Christus baut, und nicht über das, was mit Ihm vereinigt ist.

Die Hütte, die Wohnung Gottes in ihrer Mitte, unterschied Israel von allen Völkern. Dieses Zelt offenbarte das Verlangen Gottes, in der Mitte der Menschen zu wohnen. Aber selbst in diesem Bild sehen wir, dass dies allein aufgrund der Erlösung möglich war. Erst nach dem Auszug aus Ägypten wird über die Wohnung Gottes gesprochen (2. Mo 15,13+17). Es war kein „geistliches“, sondern ein „mit Händen gemachtes“ Haus (2. Chr 6,18; Heb 9,24). Als Gott dann auch aufgrund des Abfalls des Volkes das Haus verlassen musste, blieb ein totes Gebäude übrig; es war nur noch ein Zeugnis davon, dass das Leben aus ihm entwichen war. Der Herr sagt zu den Menschen Jerusalems: „Siehe, euer Haus wird euch wüst gelassen (Mt 23,38), und Er verließ den Tempel und kündigte dessen Vernichtung an.

Aber Gott gibt Sein Vorhaben nicht auf. In dem Herrn Jesus wohnte Er auf der Erde (Joh 1,14; Kol 1,19). Als der Herr Jesus nach vollbrachtem Werk die Erde verließ und zum Himmel auffuhr, kam der Heilige Geist hernieder, um eine Wohnstätte Gottes im Geist zu bilden. Und Christus baute das Haus, den Tempel Gottes, der in Ewigkeit die Wohnung Gottes sein wird (Eph 2,22+21).

Petrus spricht also über das Haus Gottes als ein von Christus erbautes Haus, das aber noch nicht fertig war. Das ist dasselbe, was wir in Eph 2,21 finden. Es ist die Versammlung nach Gottes Ratschluss. Dieser Tempel, oder Wohnung, wird erst vollendet sein, wenn der Herr Jesus kommt. Dann werden die verstorbenen Gläubigen auferweckt und die lebenden Gläubigen verwandelt werden. In diesem Augenblick ist die Versammlung nach Gottes Ratschluss vollzählig auf der Erde anwesend. Das Haus ist dann vollendet und wird aufgenommen in die Herrlichkeit. Dort wird es ewig die Wohnung Gottes sein (Off 21,2; Joh 14,16+17).

Paulus spricht auch über den Tempel oder das Haus Gottes in einer anderen Bedeutung, nämlich als ein Haus, das durch Menschen gebaut wird, durch solche, die den Platz von Baumeistern in der Christenheit einnehmen (1. Kor 3,9-17; 1. Tim 3,15). Da kann mit Holz, Heu und Stoppeln gebaut werden, mit Grundsätzen, die die Erprobung durch Feuer (Gottes durchforschende und prüfende Heiligkeit) nicht überstehen und darum Menschen hineinbringen, die nicht durch Gold (göttliche Herrlichkeit und Gerechtigkeit), Silber (der Preis, der für die Erlösung bezahlt worden ist) und köstliche Steine (der Widerschein göttlicher Herrlichkeit (Off 4,3) vorgestellt werden können. Da bilden also Gläubige und Ungläubige zusammen das Haus, so dass es in der Zeit des Verfalls mit einem großen Haus verglichen werden muss, worin Gefäße zur Ehre und Gefäße zur Unehre sind (2. Tim 2,20). Das ist auch der Charakter der „Wohnung Gottes im Geist“ (Eph 1,22), obwohl mit diesem Namen nicht der Verfall angedeutet wird, sondern die Tatsache, dass der Heilige Geist jetzt auf der Erde in der Versammlung wohnt.

Es ist bemerkenswert, dass die Wahrheit über das Haus Gottes nicht in Jerusalem offenbart wurde, wo doch diese Stadt im Alten Testament unlöslich damit verbunden war, so wie sie es auch in Zukunft wieder sein wird (Ps 132,13). Gott gebrauchte Paulus, um es den Ephesern zu schreiben, und später dem Timotheus, als dieser in Ephesus war (1. Tim 3,15). Petrus schreibt es auch an die gläubigen Juden, die in der Gegend von Ephesus wohnten. Nicht Jerusalem, und noch weniger Rom, ist der Name, den Gott mit der Versammlung verbunden hat. Die Versammlung zu Ephesus wird uns durch den Heiligen Geist vorgestellt, damit wir daran erkennen können, was die Versammlung nach den Gedanken Gottes ist, und leider gleichzeitig auch, was der Mensch mit diesem herrlichen, ihm anvertrauten Gut gemacht hat (Eph 1 - 4; Apg 19,9; 20,17-37; Off 2,1-7).

Der Herr hat den Tempel verlassen und ihn zu „ihrem“ Haus erklärt (Mt 24,1). Der Tempel ist nicht mehr das Haus des Vaters, seitdem die Menschen von Jerusalem den Herrn endgültig verworfen haben. Aber wie schwer war es für die Jünger, dies in ihren Herzen zu verwirklichen. Wir sehen in der Apostelgeschichte, welche Stellung der Tempel in Jerusalem für sie einnahm, und wie sie die Verbindung mit ihm nie wirklich abbrachen. Zum Schluss hat der Herr eingegriffen, indem Er Jerusalem und den Tempel durch die Römer verwüsten ließ.

Im Brief an die Hebräer versuchte der Apostel, die Gläubigen aus den Juden von dem Alten zu lösen, indem er ihnen die alles übersteigende Herrlichkeit des Herrn und Seines Werkes vor Augen stellt. Hier stellt ihnen Petrus das „geistliche“ Haus Gottes vor, um sie geistlich unabhängig von Jerusalem zu machen, und um sie innerlich mit den durch den Apostel Paulus in ihren Wohnorten gegründeten Versammlungen zu verbinden. Welch kostbarer Gedanke war es für die Gläubigen, ein Teil dieses wunderbaren Hauses zu sein, worin Gott in Ewigkeit wohnen wird. Mochte das alte Haus in Jerusalem von großen, kostbaren und gehauenen Steinen gebaut sein (1. Kön 5,17), es waren tote Steine. Das neue Haus war aus lebendigen Steinen zusammengesetzt, und sie selbst waren diese lebendigen Steine. Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, ist das Fundament. Sie, die das Leben Christi besitzen, bilden das Gebäude. Der Herr Selbst ist wieder das „Haupt der Ecke“ (V 7), der krönende Schlussstein, durch den das Haus vollendet wird. Das ganze Gebäude muss notwendig Christus sein, wenn es die Wohnung Gottes sein will; Christus persönlich, und danach, wie Er in den Seinen geformt wird.

In der Tat, wir, unser Leben, müssten der Ausdruck von dem sein, was Christus ist (2. Kor 3,3). Wir sind verantwortlich, dass es so ist. Wie herrlich würde es sein, wenn die Welt in mir und in dir Christus erkennen könnte. Wenn wir der Widerschein Seiner Gnade, Liebe und Wahrheit, ja, all dessen, was Er ist, wären! Einmal wird es so sein. In der heiligen Stadt Jerusalem, die von Gott aus dem Himmel herabkommt, scheinen alle Steine in ihrer ganzen Herrlichkeit (Off 21,19). Verglichen mit Off 4,3 sehen wir, dass diese Herrlichkeit die Herrlichkeit Gottes ist. Sie offenbaren diese Herrlichkeit in dem, was sie in sich selbst sind, und es gibt nichts mehr, was dies hindert. Es sind dieselben lebendigen Steine, mit denen der Herr Jesus nun baut; wir dürfen uns selbst darin sehen. Aber unser Moses hat uns dann behauen und geschliffen, bis aller Schmutz, alle Rauheit, alle Unebenheiten verschwanden und Gottes Finger alle Seine Gedanken vollkommen auf uns schreiben konnte (5. Mo 10,1-5). Dann werden wir der Ausdruck der Gedanken Gottes (logos) sein, so, wie es die ersten steinernen Tafeln (Christus) waren.

...ein heiliges Priestertum....

Wie alle wahren Gläubigen lebendige Steine sind, so sind sie auch Priester. Ihre Verbindung mit dem verherrlichten Herrn im Himmel, dem großen Priester über das Haus Gottes (Heb 10,21), gibt ihnen diese Stellung. Wie die Söhne Aarons aufgrund ihrer natürlichen Geburt Priester waren, so sind die Gläubigen es durch ihre geistliche Geburt. Der Apostel sagt nicht, dass sie lebendige Steine und heilige Priester sein sollten, sondern, dass sie es sind. Natürlich müssen wir uns nun praktisch als Priester verhalten und den Priesterdienst praktisch ausüben. Aber um das tun zu können, müssen wir erst Priester sein. Wir müssen erst in der Stellung sein, um die Vorrechte, die mit dieser Stellung verbunden sind, in Anspruch nehmen zu können. Wir werden keine Priester dadurch, dass wir geistliche Schlachtopfer darbringen, sondern wir können dieses tun, weil wir Priester sind.

Wir sind ein Priestertum, ein Geschlecht von Priestern. In Israel bildete allein das Geschlecht Aarons das Priestertum. Wir gehören alle zu dem Haus unseres Hohenpriesters. Und darum entspricht unsere Priesterschaft der gegenwärtigen Stellung Christi in dem Himmel.

Wir müssen bedenken, dass Christus wohl Priester nach der Ordnung Melchisedeks ist (Heb 5,6), aber dass Er die Priesterschaft Aarons ausübt. Melchisedek war der König-Priester, der Segnende (1. Mo 14,18-20; Heb 7,1). Das ist die Stellung Christi im tausendjährigen Reich.

Er wird dann aus dem Heiligtum herauskommen auf die Erde, um zu segnen (3. Mo 9,23). Aber jetzt ist Er innerhalb des Heiligtums, um dort den Dienst für das Volk in der Wüste auszuüben. Das Volk sieht Ihn nicht. So trägt unsere Priesterschaft auch den Charakter der Priesterschaft Aarons, während die königliche Priesterschaft von Vers 9 mehr den Charakter Melchisedeks trägt.

Nahe bei Gott zu sein, ist der kostbarste und kennzeichnendste Charakter eines Priesters. Bei Israel durften nur die Priester Gott im Heiligtum nahen; und so ist es jetzt auch noch. Wir sind näher bei Gott als irgendein Sohn Aarons, ja, als Aaron selbst je gewesen ist. Niemand von den Söhnen Aarons durfte in das Allerheiligste eingehen, und er selbst durfte es nur einmal im Jahr betreten, und dann nicht ohne Räucherwerk und Blut. Wir aber haben den freien Zugang durch den zerrissenen Vorhang (Heb 10,19-22). Den hat jedes Kind Gottes, auch das jüngste und schwächste. Eine besondere Priesterklasse steht im vollkommenen Widerspruch zum Christentum. Sie leugnet die Vollkommenheit des Werkes Christi und die grundsätzliche Stellung des Christen. Beim Tod Christi ging das ganze jüdische Gottesdienstsystem zu Ende. Welch ein unermessliches Vorrecht haben wir als Christen!

„…um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlannehmlich durch Jesum Christum.“

Das ist unser Dienst als Priester: fortdauernd Gott anzubeten. Wir sind geistliche Priester und keine fleischlichen und haben geistliche Dinge darzubringen. Die Priester des Alten Testaments brachten Tiere als Brand- und Dankopfer, und Mehl und Öl als Speisopfer. Woraus bestehen unsere Opfer? „Durch ihn nun lasst uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen“ (Heb 13,15).

Unsere geistlichen Opfer bestehen aus dem, was durch den Heiligen Geist in unseren Herzen gewirkt wird, wenn wir uns in der Gnade erfreuen. Sie sind das, was aus unseren Herzen zu Gott aufsteigt, wenn wir durch die Größe dessen bewegt werden, was uns gegeben ist, und durch die Liebe, die es uns gab. Wir sehen unsere Erlösung und bewundern ihre Größe.

Wir sehen den Preis, den Gott dafür bezahlt hat, indem Er Seinen eingeborenen Sohn gab. Wir sehen die Stellung, in die wir gebracht worden sind. Wir sehen die Herrlichkeit der Person und das Werk des Sohnes Gottes. Unsere Herzen werden dadurch bewegt, und wir geben in der Kraft des Heiligen Geistes Ausdruck davon, indem wir vor Gott aussprechen, was wir davon verstanden haben. Und Gott will, dass unsere Herzen Einsicht erlangen über Sein Wohlgefallen in Christus, so dass alles, was Christus ist, und alles, was Er uns von Gott bekannt gemacht hat, zum Gegenstand des Dankes, des Lobes, und der Anbetung in Seinem Haus wird.

In den Bildern des Alten Testaments wird uns das deutlich vorgestellt. Die Priester brachten allezeit Opfer, die von dem Leben des Herrn auf der Erde (Speisopfer) redeten, oder die Ihn in Seinem Werk auf dem Kreuz in den verschiedenen Betrachtungsweisen (Brand- und Dankopfer) vorstellten, oder die Seine persönlichen Herrlichkeiten zeigten (Räucherwerk). So stellt der Vater uns all die Herrlichkeiten Seines Sohnes und des Werkes vor, damit wir sie bewundern sollen, so wie Er Sein Wohlgefallen in Ihnen findet, und um das, was wir mit unseren Herzen sehen, vor Ihm auszusprechen. Diese Opfer sind allezeit angenehm vor Gott. Alles, was von dem Herrn Jesus redet, ist angenehm vor Ihm. Und über dies nahen wir Gott, bekleidet mit dem Wert des Werkes des Herrn.

Das ist der Dienst des Priesters jetzt; der Dienst, zu dem Gott jeden Gläubigen ruft, es sei Mann oder Frau, jung oder alt. Üben wir diesen Dienst alle aus?

Es kann Hindernisse geben. Wenn wir verunreinigt sind, müssen erst unsere Füße gewaschen werden (Joh 13). Ich kann nicht im Heiligtum sein und über die unterbrochene Gemeinschaft trauern, unterbrochen durch das, was ich getan habe. Erst muss der Heilige Geist die Gemeinschaft wiederherstellen. Bevor das nicht geschehen ist, kann es keine Anbetung im Heiligen Geist geben. Ich habe dann nicht aufgehört, ein Priester zu sein, aber ich bin unfähig, den Priesterdienst auszuüben. Erst muss ich gereinigt werden gemäß der Reinheit des Ortes, an den ich gebracht worden bin.

Es können auch andere Hindernisse da sein. In den Bildern des 3. Buches Mose finden wir, dass Blindheit, Lähmungen, Verkrüppelungen, Kleinwuchs, Unfruchtbarkeit und andere Dinge für den Priesterdienst unfähig machten (3. Mo 21). Eine solche Person durfte wohl von der priesterlichen Speise essen, sich aber nicht dem Altar nähern, um das Brot Gottes darzubringen. Die Töchter Aarons durften wohl von der priesterlichen Nahrung essen, denn sie gehörten zur priesterlichen Familie, aber sie durften nicht im Heiligtum dienen. Ein schwacher geistlicher Zustand oder ein Mangel an geistlicher Kraft, so wie er in den Töchtern bildlich vorgestellt wird, kann uns unfähig machen, praktischen Priesterdienst auszuüben. Aber das ist nach den Gedanken Gottes nicht der normale Zustand eines Gläubigen.

Die Berufung Gottes für jeden Gläubigen heißt, dass er sich praktisch als Priester offenbart. Das bedeutet, er soll hineingehen in das Heiligtum, in die unmittelbare Nähe Gottes, um dort die Opfer darzubringen, die der Heilige Geist zuvor in seinem Herzen gewirkt hat beim Betrachten und Bewundern der Person und des Werkes des Herrn Jesu und der Gnade und der Liebe Gottes, die darin geoffenbart werden. Ist ein herrlicherer und höherer Dienst denkbar?

Kapitel 2 Vers 6: „Denn es ist in der Schrift enthalten: ‚Siehe, ich lege in Zion einen Eckstein, auserwählt, kostbar; und wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden'.“

Zur Bekräftigung des hier Gesagten zitiert der Apostel nun diesen Text (Jes 28,16), allerdings nicht wörtlich. In der Tat sind die Verse 4 und 5 die fundamentale Erfüllung dieser Prophezeiung. Jesaja sieht prophetisch in der Endzeit die Führer Israels, erschreckt durch die große Macht und Feindschaft der überströmenden Flut (Assur), einen Bund mit dem Tod und einen Vertrag mit der Hölle schließen. Um sich gegen Assur zu schützen, werden sie sich mit dem Antichristen, dem Menschen der Sünde (2. Thes 2,3-9), verbinden, der nur nach seinem eigenen Willen handelt, und mit dem Gott lästernden Haupt des wiederhergestellten Römischen Reiches (Off 13,6). Der Heilige Geist nennt diese beiden den Tod und die Hölle. Aber die Herrscher über die Juden werden erkennen, dass die Lüge (die teuflische Macht) keine Zuflucht ist, und dass die Falschheit keine Zuflucht bietet.

Für den gläubigen Überrest gibt es aber einen Ruhepunkt. Gott hat in Zion einen Grundstein, einen erprobten Stein, einen köstlichen Eckstein gelegt, der gut gegründet ist. Wer auf diesen Stein vertraut, „wird nicht ängstlich eilen“. Der Messias mag verworfen und gekreuzigt sein und die Mächte der Bosheit scheinbar überall die Oberhand behalten, am Ende wird Er doch Sein Volk erlösen und die Feinde richten. Dieser Stein wird die Weltreiche vernichten (Dan 2,35), das Böse richten und die ganze Erde erfüllen.

So, wie an vielen Stellen wird diese Erlösung mit Zion verbunden. Wenn dieser Name bildlich gebraucht wird, stellt er die Gnade Gottes in Verbindung mit dem Königtum vor (Heb 12,22). Nachdem das Volk Gott in Samuel als König verworfen hatte (1. Sam 8,7), kam unter Saul der vollständige Abfall. Und dann offenbarte Gott Seine Gnade, indem Er in David den Sieg über alle ihre Feinde und vollkommene Befreiung gab, und indem Er kam, um in ihrer Mitte zu wohnen (2. Sam 5,7). Es ist also Gnade nach vollkommener Untreue. Aber diese Gnade ist verbunden mit David und Zion, der Stadt Davids (Ps 132).

Die jüdischen Gläubigen, denen Petrus schrieb, lebten nicht in der Zeit, in der die Prophezeiung erfüllt wurde. Aber Petrus wendet sie an, denn der erprobte Eckstein, worauf der Überrest bald sein Vertrauen setzen wird, ist der lebendige Stein, auf den sie gebaut sind. Mag das Volk als ganzes den Herrn verworfen haben, so dass es den Segen nicht empfangen kann; dies ist kein Hindernis für den Überrest, durch die Gnade den Segen dennoch zu empfangen, und zwar in seiner christlichen Form und Vollkommenheit. Alles ruht auf dem Tod und der Auferstehung des Herrn; sowohl Seine künftige Regierung in Jerusalem über die ganze Erde als auch jetzt schon die geistlichen Segnungen, die unser Teil sind und von denen Petrus uns einen Teil vorstellt, die aber in ihrer Vollkommenheit durch Paulus geoffenbart werden.

Nun ist es noch nicht der Tempel der Herrlichkeit, der künftig in Jerusalem sein wird. Jetzt ist es ein geistliches Haus und ein heiliges Priestertum, um geistliche Schlachtopfer darzubringen während der Zeit der Verwerfung Christi durch das Volk Israel. Die Gläubigen können die Verheißungen genießen, sofern sie mit den Wegen Gottes in dieser Zeit übereinstimmen. Und wenn ihnen nun etwas entgeht von dem, was dem gläubigen Überrest in der letzten Zeit zuteil wird, so hat Gott etwas Besseres für uns vorgesehen (Heb 11,40).

Kapitel 2 Verse 7 und 8: „Euch nun, die ihr glaubet, (ist) die Kostbarkeit; (den) Ungehorsamen aber: ‚Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, dieser ist zum Eckstein (wörtlich: Haupt der Ecke) geworden', und ‚ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses', die sich, da sie nicht gehorsam sind, an dem Worte stoßen, wozu sie auch gesetzt worden sind.“

Der Stein ist nicht allein in den Augen Gottes kostbar, sondern auch in den Augen des Glaubens. Wie schwach der Gläubige auch sein mag, der Glaube sieht so wie Gott sieht.

Einmal wird diese Kostbarkeit im ganzen Weltall geoffenbart werden. „Könige werden über ihn ihren Mund verschließen“ (Jes 52,15). Obwohl das nun noch nicht so ist, weil das Volk Israel Ihn verworfen hat, darf doch der gläubige Überrest (und wir mit ihm) jetzt schon im Voraus dies genießen. Die Kostbarkeit ist für uns: Gott hat sie uns gegeben. Es geht hier also nicht darum, dass wir uns fragen, ob der Herr für uns kostbar ist. Er ist in Sich Selbst kostbar, und Gott hat diese Kostbarkeit für uns geoffenbart und sie uns dargereicht, damit wir sie genießen können. Der Vater findet Sein ganzes Wohlgefallen in dem Sohn, und Er wünscht, dass wir es auch tun. Darum beschreibt Er diese Herrlichkeit in Seinem Wort. Aber nur der Glaube kann sie sehen und bewundern. Darum konnte Johannes ausrufen: „Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater“ (Joh 1,14) während zur gleichen Zeit die Brüder des Herrn nicht an Ihn glaubten (Joh 7,5) und Seine Verwandten sagten: „Er ist von Sinnen“ und Ihn fangen wollten (Mt 3,21). Hier sehen wir die Gegenüberstellung von Gläubigen und Ungläubigen. Obwohl Er doch für die Gläubigen kostbar ist, ist Er ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses für die Ungehorsamen. Hier haben wir eine von den Stellen (Jesaja 28,16), in der die Propheten Dinge offenbarten, die weitergingen als ihre Einsicht, und von denen sie wussten, dass diese nicht an sie selbst gerichtet waren (1,10-12). Dem Jesaja wurde die wunderbare Kostbarkeit dieses „Steins“ nicht deutlich gemacht. Aber nun war sie in ihrem vollen Wert denen gezeigt, die glaubten.

Leider war die Masse des Volkes ungläubig. Und für sie war der Stein, den die Bauleute, die Führer des Volkes, als unbrauchbar verworfen hatten, obwohl Er im Himmel erhöht war über alle Obrigkeiten und Gewalten, nur ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses! Auch dieses war vorhergesagt. Gott wusste, wie schwer es sein würde, anzunehmen, dass gerade sie, die nach ihrem eigenen Urteil und dem des Volkes die Baumeister Israels waren, den durch Gott zum Fundament gegebenen Stein als wertlos beiseite werfen würden (Jes 8,14; 53,1-4; Ps 118,22). Das sollte offenbar machen, dass sich die, zu denen das Volk als zu seinen geistlichen Führern aufsah, als unfähig erwiesen hatten, das geistliche Haus Gottes aufzubauen. Wir finden in den Evangelien, dass selbst die Apostel es nicht glauben konnten, dass die Obersten den Herrn endgültig verwerfen und kreuzigen würden. Darum konnten sie so viele Stellen, die darüber sprachen, nicht verstehen.

Jetzt konnten sie diese begreifen. Sie hatten mit ihren eigenen Augen gesehen, dass Er, Der durch die Propheten als Der von Gott gesandte Messias vorgestellt war, und Der durch die Offenbarung Seiner persönlichen sittlichen Herrlichkeit und die Wunder Göttlicher Macht und Güte unwidersprüchlich hat sehen lassen, dass Er der HERR Selbst war, durch die Hohenpriester und Schriftgelehrten verworfen und gekreuzigt worden war (Mk 15,31+32). Jetzt konnten sie Stellen wie die ersten Verse von Jesaja 53 und den von Petrus hier und in Apg 4 angeführten Psalm 118,22 begreifen. Der Herr Selbst führt diesen Vers an (Mt 21,42). Er steht den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes gegenüber (Vers 23-46) und sagt ihnen, dass der auserwählte Stein von Gott zum Fundament gegeben war, aber dass sie Ihn verwarfen. Er sagt gewissermaßen: „Hier bin ich, und ihr verwerft mich“.

Aber was tat Gott mit diesem verworfenen Stein? Er erweckte Ihn aus den Toten und gab Ihm einen Platz zu Seiner Rechten in dem höchsten Himmel: „über jedes Fürstentum und jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen, und hat alles seinen Füßen unterworfen“ (Eph 1,20-22). Das ist die Bedeutung des Ausdrucks „zu einem Haupt der Ecke geworden“ (Siehe Fußnote Elberf. Üb.). So ist Er, der Erstgeborene aus den Toten, „das Haupt der Ecke“, der Schlussstein des Hauses Gottes, von dem Er auch das Fundament ist.

Die „Ungehorsamen“ sind hier das jüdische Volk als Ganzes genommen. Die Verherrlichung des Herrn ist für sie ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses. In der Apostelgeschichte sehen wir, dass sie die größten Feinde des Evangeliums von dem verherrlichten Herrn sind. Sie stoßen sich an dem Wort, wozu sie auch gesetzt sind. „Das Wort“ ist hier wieder „logos“, also der Ausdruck der Gedanken Gottes, so wie das vollkommen in dem Herrn ist. Weil die Juden ungehorsam sind, wollen sie sich nicht dem Wort der Gnade unterwerfen. Darum gibt es für sie auch keine Hilfe. Wenn ein sündiges und schuldiges Volk das Wort der Gnade verwirft, gibt es keine Rettung.

Sie sind nicht gesetzt, um ungehorsam zu sein! Die Lehre, dass Gott Menschen vorausbestimmt hat, verloren zu gehen, steht ebenso sehr im Widerspruch mit der Schrift wie der Gedanke, dass der Mensch Kraft hat, das Gute zu tun. Alles, was böse ist, erwächst allein aus dem Menschen, so wie alles Gute nur aus der Gnade Gottes hervorkommt. Gott hat niemals einen Menschen zum Sünder gemacht, und Er hat weder Wohlgefallen an dem Tode des Sünders noch daran, dass er ewig in der Hölle sein muss. Im Gegenteil: „Gott, unser Heiland, der will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1. Tim 2,4).

Aber Gott ist Gott. Wenn der Mensch sich in Hochmut und Vermessenheit weigert, gehorsam zu sein, so steht Gott über allem. Er bot Seine Gnade und Wahrheit in Christus einem ungehorsamen Volk an, das in seinem Hochmut all Seine Güte und Langmut verwarf. Sie stießen sich an dem Wort, das Ihn offenbarte. Sie waren nicht gesetzt, um ungehorsam zu sein! Aber indem sie ungehorsam bis zum äußersten waren, bestimmte Gott, dass sie sich an dem Wort, das ihnen die Gnade anbot, stoßen sollten, an dem Wort, durch das jeder, der es annahm, gerettet wurde und den vollen Segen empfangen konnte.

Kapitel 2 Vers 9: „Ihr aber (seid) ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, damit ihr die Tugenden (dessen) verkündigt, der euch berufen hat aus (der) Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.“

In diesem Vers sehen wir den gläubigen Überrest aus den zwei Stämmen, an die der Brief gerichtet ist, in die Segnungen gebracht, die nach 2. Mose 19 und Hosea 1 für das gesamte Volk Israel bestimmt waren.

Das Wörtchen „ihr“ zeigt den Gegensatz zu den Ungehorsamen aus den vorigen Versen an. Deshalb muss es hervorgehoben werden. Die Ungehorsamen, das Volk als ganzes, konnten die verheißenen Segnungen nicht empfangen, weil diese den Gehorsam voraussetzten (2. Mo 19,5+6); wir wissen, dass die Geschichte des Volkes eine Geschichte des Ungehorsams war. Als nun Gott in Seiner großen Barmherzigkeit in dem Herrn Jesus, dem Diener der Beschneidung, die Erfüllung gegeben hatte (Rö 15,8), verwarfen sie Ihn, in Welchem Gott die Erfüllung anbot.

Die Gläubigen konnten die Segnungen also nicht mit dem ganzen Volk empfangen. Weil sie nun aber gehorsam geworden waren und ihr Vertrauen auf Den gesetzt hatten, Der durch das Volk verworfen war, hat Gott sie doch in die gesegnete Verbindung mit Sich Selbst gebracht, die Er dem Volk angeboten hatte. Dass die Segnungen nun himmlisch waren und dementsprechend einen viel höheren Charakter hatten, veränderte doch die Tatsache nicht, dass sie in Übereinstimmung mit den Verheißungen angenommen waren. Aber der Grund war nun nicht mehr ihr Gehorsam, sondern der Gehorsam des Herrn Jesus. Für sie war es Gnade.

Selbstverständlich sind wir, die Gläubigen aus den Nationen, in dieselbe Verbindung mit Gott und in dieselben Segnungen gebracht. Aber wir waren „Fremdlinge betreffs der Bündnisse der Verheißungen, keine Hoffnung habend und ohne Gott in der Welt“ (Eph 2,12).

Israel war das auserwählte Volk. Gott hatte sie aus allen Völkern der Erde auserwählt, damit sie Sein irdisches Volk seien (5. Mo 7,6; 10,15; Ps 135,4). Aber die Gläubigen, an die der Brief gerichtet ist (mit Ihnen also auch an uns), sind durch den Vater auserwählt zur Sohnschaft (1,2). Als solche sind wir nicht einzeln auf uns allein gestellt, sondern wir sind Glieder einer Familie, von einem „Geschlecht“, der Familie Gottes. Das Wort weist auf die Zusammengehörigkeit durch Geburt, auf Familienbeziehungen, hin. Es steht wieder kein Artikel vor „Geschlecht“, um anzuzeigen, dass mehr der Charakter gemeint ist, aber auch, dass nicht allein sie Glieder dieses Geschlechts sind. Durch unendliche Gnade sind auch wir, die Gläubigen aus den Nationen, die ohne Gott in der Welt waren, Gott nahe gekommen durch das Blut Christi (Eph 2,12), und durch unsere Wiedergeburt sind wir in dasselbe Geschlecht gebracht worden.

“…ein königliches Priestertum…“

Wenn wir diesen Vers mit Vers 5 vergleichen, sehen wir den Unterschied zwischen einem heiligen und einem königlichen Priestertum. Das erste ist dazu da, um geistliche Schlachtopfer darzubringen, die Gott angenehm sind durch Jesus Christus. Das zweite dient dazu, die Tugenden Dessen zu verkündigen, „der uns aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat“. Der Dienst des heiligen Priestertums wendet sich also von Seiten der Menschen an Gott, der Dienst des königlichen Priestertums von Seiten Gottes an den Menschen. Der erste ist im Heiligtum, der zweite in der Welt.

In Melchisedek sehen wir das Bild eines königlichen Priesters. Er geht aus in die Welt, um Brot und Wein zu bringen, und um zu segnen (1. Mo 14,18-20). Wir wissen, dass er ein Bild von dem Herrn Jesus ist, so, wie dieser künftig im tausendjährigen Reich die Priesterschaft ausüben wird (Heb 6,20; Heb 7). Er wird in Seiner himmlischen Herrlichkeit auf die Erde kommen, um zu segnen, und so Gott zu offenbaren in Seiner Majestät und in Seiner Güte als der große Geber. Der Herr ist zwar jetzt schon Priester nach der Ordnung Melchisedeks. Aber weil Er noch durch Israel verworfen ist und das Gericht noch nicht ausgeführt wurde, kann Er die königliche Priesterschaft noch nicht ausüben. Er ist nun noch der Priester im Heiligtum; das entspricht der Priesterschaft Aarons.

Durch unsere Verbindung mit Ihm sind auch wir heilige Priester, wie wir in Vers 5 gesehen haben. Wir gehen in das Heiligtum ein, um Gott geistliche Schlachtopfer darzubringen, und um Fürbitte für andere zu tun. Später werden wir, wie der Herr, königliche Priester sein. Kronen werden wir tragen und auf Thronen sitzen (Off 4,4). Wir werden die priesterlichen weißen Kleider tragen und den Priesterdienst ausüben (Off 5,8-10). Wir werden vollkommen die Herrlichkeit des Herrn und die Vollkommenheit Seines Werkes offenbaren, nicht durch unsere Worte allein, sondern durch das, was wir sind. Wir selbst sind dann die Offenbarung von Gottes Herrlichkeit und Gnade, wie der Herr Jesus dann auch vollkommen Gott offenbaren wird.

Aber nun, bevor der Herr Sein königliches Priestertum ausübt, sind wir berufen, dies schon zu tun. Wir müssen die Tugenden, die kostbaren Eigenschaften Dessen verkündigen, Der uns aus der Finsternis zu Seinem wunderbaren Licht berufen hat, nicht so sehr durch Worte, sondern durch unser ganzes Verhalten. Wir verstehen unter „verkündigen“ gewöhnlich predigen. Aber das ist hier nicht die Bedeutung des Wortes. Es geht hier darum, wie wir uns darstellen in unserem ganzen Sein, durch das, was wir tun, und durch das, was wir sprechen, also durch unser ganzes Leben. In unserem Leben muss die Welt Gott und den Herrn Jesus sehen, all ihre Herrlichkeiten. Wenn wir alle so wären, wie wir sein sollten, würde das so sein. Der Herr hat uns nun in die Welt gestellt, damit wir jetzt schon tun, was Er künftig in Vollkommenheit tun wird.

Als heilige Priester gehen wir also in das Heiligtum, und als königliche Priester kommen wir zum Zeugnis wieder heraus. Das ist die normale Reihenfolge, wie wir sie auch in den Bildern des Alten Testaments sehen (3. Mo 9,23; 3. Mo 16). Es kann auch nicht anders sein, denn der Dienst als heilige Priester im Heiligtum ist die Quelle des Dienstes, den wir als königliche Priester ausüben. In dem letzten haben wir in unserem Sein den Herrn zu offenbaren. Um das tun zu können, muss eine sittliche Übereinstimmung bestehen. Nun, wie kann diese zustande kommen? Wir wissen, dass das allein geschehen kann, indem wir die Herrlichkeit des Herrn anschauen (2. Kor 3,18).

Wir gehen als heilige Priester in das Heiligtum, um dort unsere Opfer darzubringen: die Frucht der Lippen, die Seinen Namen bekennen (Heb 13,15). Wir sind dort beschäftigt mit Seinem heiligen Leben auf der Erde (Speisopfer; 3. Mo 2) und mit Seinem wunderbaren Sterben auf dem Kreuz, wo Er Gott über alles verherrlichte und gutmachte, was wir Gott gegenüber Verkehrtes getan hatten (Brandopfer; 3. Mo 1), und was die Grundlage unserer Gemeinschaft mit Gott ist (Friedensopfer; 3. Mo 3). Sollte das Anschauen und Bewundern aller dieser sittlichen Herrlichkeit keinen Einfluss auf uns ausüben? Sollte das Bewusstsein, dass Er auf Erden lebte und danach am Kreuze starb, weil Er uns lieb hat, uns retten wollte vom ewigen Verderben und uns zu Teilhabern alles dessen machen wollte, was im Herzen Gottes für uns war, uns nicht zu Ihm hinziehen, so dass unsere Herzen warm werden in Liebe und Bewunderung? Dann sehen wir auf den Herrn, wo Er nun ist; auf den verherrlichten Menschen im Himmel. Nun, der Blick auf Ihn in der Herrlichkeit macht uns sittlich gleichförmig mit Ihm. Wir werden verändert entsprechend des Bildes Seiner Herrlichkeit (2. Kor 3,18; 2. Mo 34,29). Dann können wir ausgehen als königliche Priester, um all Seine Herrlichkeiten zu verkündigen. Die Menschen werden sie an unserem Verhalten, an unserem Lebenswandel, an unseren Worten sehen.

Wir sehen also, dass unser Priesterdienst etwas ganz anderes ist als die Verkündigung des Evangeliums gegenüber den Ungläubigen einerseits und die Vorstellung des Wortes Gottes gegenüber den Gläubigen andererseits. Das letztere ist die Aufgabe derer, die dafür von Gott die Gabe empfangen haben. Es ist mehr der Dienst eines Leviten. Aber Priester ist jeder Gläubige, ob jung oder alt, Mann oder Frau. Das Evangelium und der Dienst der Wortverkündigung ist die Gabe Gottes an die Menschen. Der Priesterdienst im Heiligtum ist die Gabe der Menschen an Gott; und der königliche Priesterdienst auf Erden ist nicht die Gabe, sondern die Offenbarung Gottes. Die Bezeichnung einer Predigt als Gottesdienst beweist folglich den vollkommenen Mangel an Verständnis über das, was nach dem Wort Gottes Gottesdienst oder Anbetung und Dienst der Versammlung ist.

“…ein heiliges Volk, ein Volk zum Besitztum…“

Heilig bedeutet abgesondert. Angewendet auf Menschen bedeutet es abgesondert für Gott, losgelöst und abgesondert von allem, womit ein natürlicher Mensch nach dem Sündenfall verbunden ist: Welt und Sünde. Gott hatte Israel vom Götzendienst befreit (Jos 24,2-14), damit sie Ihm dienen und sich nur Ihm widmeten. Aber das Volk Israel verwarf Ihn und sagte: „Wir haben keinen König als nur den Kaiser“ (Joh 19,15). „Sein Blut (das des Herrn Jesus) komme über uns und unsere Kinder“ (Mt 27,25)!

Selbst in der Anfangszeit hatte das Volk keine wahre Heiligkeit. Die zwei Söhne Aarons, die aus der Mitte des ganzen Volkes ausgewählt und besonders geweiht wurden, um sich Gott nähern zu können, starben, als sie das erste Mal in das Heiligtum eintraten (3. Mo 10). Und Aaron, der Hohepriester, durfte nur einmal im Jahr hineingehen, und dann nicht ohne Rauchwerk und Blut (3. Mo 16,1-4). Dann durfte er nicht seine gewöhnliche priesterliche Kleidung tragen, sondern weiße Leinenkleider, die ein Bild sind von der praktischen Heiligkeit (Off 19,8). Wie spricht das auf der anderen Seite gleichzeitig von der Tragweite praktischer Unheiligkeit und praktischem Fernsein von Gott durch die Sünde! Aber wir sind gewaschen in dem Blut des Lammes. Der Heilige Geist sagt denselben Gläubigen, an die dieser Brief gerichtet ist, dass sie Freimütigkeit haben, durch den zerrissenen Vorhang in das Heiligtum einzutreten (Heb 10,19). Durch die Wiedergeburt abgesondert von der Welt (Kap 1,2), auch von ihrem alten Volk, und durch das Blut des Lammes erlöst (Kap 1,19) von ihrem unheiligen Leben und gewaschen von ihren Sünden, waren sie ein wirklich heiliges Volk.

Musste Gott im Hinblick auf Israels Untreue und Sünde sagen: „Nicht mein Volk“ (Hos 1,9), so konnte Er die, deren Glaube den Widerstand und Unglauben des eigenen Volkes durchbrach und den verworfenen Messias annahm (Mt 11,12), als Sein Volk erkennen und ein öffentliches Zeugnis davon geben. Durch Paulus sagt uns der Heilige Geist, dass Gott Sein Siegel auf jeden setzt, der das Evangelium, die Frohe Botschaft von dem geschlachteten Lamm, glaubt (Eph 1,13; 2. Kor 1,22). Der Heilige Geist kommt, um in ihm zu wohnen und ist dadurch ein öffentliche Zeugnis davon, dass Gott einen solchen als Sein Eigentum anerkennt. Petrus hat dies noch am selben Tag angekündigt, an dem der Heilige Geist auf die Erde kam, um in denen zu wohnen, die an den Herrn Jesus glauben (Apg 2,38).

Wenn wir die Stellen in der Schrift verfolgen, in denen über Licht und Finsternis gesprochen wird, meine ich, dass wir zu dem Schluss gelangen können, dass Finsternis Unwissenheit über Gott und Licht die Erkenntnis Gottes ist. Gott ist Licht, und in Ihm ist gar keine Finsternis (1. Joh 1,5). Nun, Der uns Gott kundgemacht hat, war das Wort, der vollkommene Ausdruck dessen, was Gott ist (Joh 1,18). Das liegt in der Bedeutung des griechischen Wortes begründet (siehe meine Anmerkungen zu Kap 1,23). In dem Wort war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen (Joh 1,1-5). „Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen“ (Joh 17,3).

Darum sagt die Schrift weiter: „In welchen der Gott dieser Welt den Sinn der Ungläubigen verblendet hat, damit ihnen nicht ausstrahle der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus, welcher das Bild Gottes ist ... Denn der Gott, der aus Finsternis Licht leuchten hieß, ist es, der in unsere Herzen geleuchtet hat zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi“ (2. Kor 4,4-6).

Wir waren ohne Gott in der Welt (Eph 2,12). Wörtlich steht im Griechischen, dass wir Atheisten waren. Wir waren verfinstert am Verstand und entfremdet dem Leben aus Gott wegen der Unwissenheit, die in uns war (Eph 4,18). „Denn einst waret ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn“ (Eph 5,8).

Welch eine Erlösung! Wir kannten Gott nicht und hätten ewig in dieser Finsternis bleiben müssen, wenn Er nicht eingegriffen hätte. Aber der Ruf Seiner Macht, dem wir nicht widerstehen konnten, rückte uns aus der Finsternis und brachte uns in Sein wunderbares Licht (Kol 1,12+13). Wir kennen Ihn durch den Herrn Jesus. „Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns ein Verständnis gegeben hat, so dass wir den Wahrhaftigen kennenlernen können! Und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (1. Joh 5,20). Und wir wandeln in dem Licht, gleichwie Er in dem Licht ist. Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, reinigt uns von aller Sünde (1. Joh 1,7).

Wenn wir daran denken, wird dann nicht ein tiefer Wunsch in unseren Herzen wach, die Tugenden, all die herrlichen Eigenschaften Dessen, Der das zustande gebracht hat, und Den wir nun kennen, zu verkündigen, mit Worten und auch mit Taten, in unserem Leben zu zeigen, wer Er ist? Nun, Gott hat uns gemacht zu „einem auserwählten Geschlecht, einem königlichen Priestertum, einem heiligen Volk, einem Volk des Eigentums“, auf dass wir es tun sollten. Einmal wird die Erde erfüllt sein von der Erkenntnis des Herrn, so, wie die Wasser den Meerboden bedecken (Jes 11,9+10). Jetzt kennt die Welt Ihn nicht - es ist Nacht. Aber in der Nacht Seiner Verwerfung dürfen wir Seine Tugenden demonstrieren; diese wunderbaren Tugenden, die wir kennengelernt haben, als sie sich in wunderbarer Gnade uns gegenüber offenbarten, als wir kraftlos, gottlos, Sünder und Feinde waren (Rö 5,6-10).

Kapitel 2 Vers 10: „...die (ihr) einst „nicht ein Volk“ (waret), jetzt aber ein Volk Gottes (seid); die (ihr) „nicht Barmherzigkeit empfangen hattet“, jetzt aber Barmherzigkeit empfangen habt.“

Um diese Verse richtig verstehen zu können, müssen wir Hosea 1 und 2 lesen. Da sagt Gott zu Israel (den 10 Stämmen), dass sie nach all ihrer Untreue und ihrem Abfall nicht mehr Sein Volk seien (Lo-Ammi) und keiner Barmherzigkeit mehr teilhaftig würden (Lo-Ruchama). Wie wir in 2. Mose 19 gesehen haben, waren ihnen die Segnungen verheißen unter der Voraussetzung, dass sie gehorsam waren. Aber sie waren immer nur ungehorsam gewesen. So bestand durchaus keine Hoffnung, dass sie die Verheißungen empfangen würden.

Dann zeigt Gott Seine wunderbare Gnade. Nachdem Er sie gerichtet haben wird, wird Er ihnen aufgrund der Gnade doch die Segnungen geben. Und das auf eine ganz wunderbare Weise, die für den menschlichen Verstand unerklärlich ist. Gerade an der Stelle, wo zu ihnen gesagt wird, sie seien nicht Sein Volk, wird zu ihnen gesagt werden: Ihr seid Kinder des lebendigen Gottes (Hos 1,10). Das Tal Achor soll ihnen eine Tür der Hoffnung sein (Hos 2,14). Das „Tal Achor“ bedeutet: „Unglückstal“. Es ist die Stelle, wo das erste Gericht Gottes über das Volk in dem Land stattfand (Jos 7,26). Nun, der Ort des Gerichts wird geradezu die Tür der Hoffnung werden. Die Gnade wird sich rühmen wider das Gericht. Wo die Sünde überströmend wurde, da ist die Gnade noch weit überschwänglicher geworden. Aber sie wird herrschen durch Gerechtigkeit (Rö 5,20+21)!

Wie sehen wir diese göttliche Weisheit geoffenbart an dem Kreuz! Dort richtete Gott die Sünde in Seinem nichts verschonenden Gericht. In dem Bild von der roten Kuh sehen wir, dass das Sündopfer durch das Feuer, das ein Bild von der prüfenden, alles erprobenden Heiligkeit Gottes ist, ganz verzehrt wurde. Selbst das Blut musste verbrannt werden (4. Mo 19). Aber gerade das Kreuz, wo wir mit Entsetzen das schreckliche Gericht Gottes über die Sünde und den Sünder sehen, ist für uns die Tür der Hoffnung. Da sehen wir, dass es Rettung gibt, dass wir trotz unseres Zustandes doch die Gaben Gottes empfangen können, und das auf einem Weg der Gerechtigkeit. Gott ist gerecht, wenn Er dem, der den Herrn Jesus annimmt und damit Teil an Seinem Werk hat, die Sünden vergibt und ihm alles das gibt, was Er bereits vor der Schöpfung in Seinem Herzen hatte, den Menschen zu geben. Die Gnade herrscht durch Gerechtigkeit zum ewigen Leben (Rö 5,21). Das Gericht über die Sünde (aber angewendet auf Den, Der keine Sünde kannte) ist für uns die Tür zu allen Segnungen.

So ist es auch mit dem Volk Israel. Nachdem Gott Sein Gericht über sie ausgeübt haben wird, wird der Überrest an den Herrn Jesus glauben und auf dieses Weise an den Folgen Seines Werkes teilhaben. Gott wird sie annehmen und ihnen alles geben, was Er unter der Voraussetzung des Gehorsams verheißen hatte. Dann aber empfangen sie es aufgrund des Gehorsams des Einen, Dessen, Der gehorsam war bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuze (Phil 2,8). Wie sehen wir hier, dass Gott über allem steht. Der Ungehorsam des Menschen, der Zustand des Geschöpfes, all die Wirksamkeit Satans, kann nicht verhindern, dass Gott Seine Ratschlüsse des Segens ausführen wird. Rufen wir hier nicht mit dem Apostel aus: „O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unausforschlich sind seine Gerichte und unausspürbar seine Wege! Denn wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Mitberater gewesen. [...] Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge; ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen“ (Rö 11,33).

Das ganze Volk als solches konnte die Segnungen noch nicht empfangen. Die 10 Stämme waren weggeführt und unter die Völker zerstreut worden. Die zwei Stämme wurden später ebenfalls weggeführt, aber ein Überrest wurde 70 Jahre danach durch Gottes Gnade wieder zurückgebracht. Aber als ihnen die Segnungen angeboten wurden, verwarfen und kreuzigten sie Den, Der sie als Einziger in die gesegnete Stellung hätte bringen können. So wurden auch die zwei Stämme beiseite gestellt. Von diesem Augenblick an steht auch über Juda und Benjamin geschrieben: Lo-Ammi und Lo-Ruchama. Das war der Zustand der Empfänger dieses Briefes, bevor sie an den Herrn Jesus glaubten und Ihn angenommen hatten. Das griechische Wort in Vers 10 für „keine Barmherzigkeit empfangen habt“ steht in einer Form (Partizip Perfekt), die angibt, dass es ein anhaltender Zustand ist.

Nun jedoch hatten sie den Herrn Jesus angenommen. Als Folge davon hatten sie im Voraus alles empfangen, was einst das Teil des ganzen Volkes sein wird, wenigstens sofern sie im Glauben lebten, und nicht auf Grund von „sehen“ (Joh 20,29). Das griechische Wort für „Barmherzigkeit empfangen haben“ steht in der Form des Aorist. Es hat also ein für allemal stattgefunden mit bleibenden Folgen. Wir, die Gläubigen aus den Nationen, haben dasselbe Teil. Der Heilige Geist ließ Paulus in einem Brief, der sowohl an die Gläubigen aus dem Volk der Juden als auch an diejenigen aus den heidnischen Völkern gerichtet war, die Stellen aus Hosea 1 und 2 auch anwenden (Rö 9). Alle, die den Herrn Jesus angenommen haben als ihren Heiland und Herrn, sind nun in der Stellung, dass sie Barmherzigkeit empfangen haben. Das ganze Volk Israel aber hat jetzt kein Teil an der Barmherzigkeit.

Aber dies bedeutet nicht, dass Hosea 1 und 2 in kommenden Tagen nicht auch für das Volk Israel erfüllt werden wird. Die Prophezeiungen in diesen Kapiteln sind in erster Linie für das Volk Israel. Aber Gott hat Seinen Verheißungen eine solche Tragweite gegeben, dass auch wir einen Platz darin finden, wir, an die Gott vor Grundlegung der Welt gedacht hat (Eph 1,4). Denn an uns hat Gott die Unveränderlichkeit Seiner Ratschlüsse deutlicher bewiesen, als Er es jemals in Seinen Wegen mit dem Volk Israel zeigen wird. „Denn die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar“ (Rö 11,29).

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