Die erste Botschaft des Propheten (1.Kön 17,1)

Die Regierung Ahabs, des Sohnes Omris, war für Israel eine finstere und traurige Zeit. Die Ungerechtigkeit hatte sich zu einer furchtbaren Höhe gesteigert. Die Sünden Jerobeams waren nichts im Vergleich mit dem finsteren Register der Übertretungen Ahabs. Die gottlose Isebel, die Tochter des unbeschnittenen Königs der Zidonier, wurde erwählt, die Gefährtin seines Herzens und seines Thrones zu sein. Und dieser Umstand allein war genug, das Elend Israels und die gänzliche Zerstörung ihrer alten Anbetung darzutun. Der Geist Gottes fasst die ganze Sache in diese Worte zusammen: „Ahab tat mehr, den HERRN, den Gott Israels, zu reizen, als alle die Könige von Israel, die vor ihm gewesen waren“ (1. Kön 16,33). Dies sagt genug von ihm. Die ganze Reihe der Könige, von Jerobeam an, hatte Übles getan vor dem Herrn; aber mehr zu tun, als sie alle, bezeichnete keinen gewöhnlichen Grad von Schlechtigkeit. Doch ein solcher war Ahab – ein solcher war der Mann, der den Thron des alten Volkes Gottes einnahm, als Elia, der Tisbiter, seine Laufbahn des prophetischen Zeugnisses betrat.

In der Betrachtung einer Szene, wie sie die Regierung Ahabs darstellt, gibt es etwas besonders Trauriges. Jedes Licht war ausgelöscht, jede Stimme des Zeugnisses verstummt; das Firmament, an welchem von Zeit zu Zeit glänzende Lichter geleuchtet hatten, war mit schwarzen Wolken bedeckt; ja, der Tod schien sich über die ganze Szene auszubreiten und der Teufel alles völlig in seiner Hand zu haben. Da endlich erweckte Gott in Seiner Gnade Seinem armen, unterdrückten und irregeleiteten Volke ein glänzendes und mächtiges Zeugnis für Sich in der Person unseres Propheten. Und in solch einer Zeit ist es gerade, dass ein wahres Zeugnis für Gott die mächtigste Wirkung hervorbringt und den ausgedehntesten Einfluss ausübt. Nach einer langen Dürre wird ein Regenschauer in seiner ganzen erfrischenden Kraft gefühlt. Der Schauplatz war vorbereitet für einen mutigen Zeugen, der mit göttlicher Energie dem Strom des Menschen entgegenzuwirken verstand.

Es ist höchst lehrreich zu bemerken, dass Elia, bevor er öffentlich auftrat, im Verborgenen erzogen und geübt wurde. Dies ist ein Zug in der Geschichte aller Knechte Gottes, sogar Den nicht ausgenommen, der in besonderer Weise der Knecht war. Alle wurden im Verborgenen bei Gott erzogen, ehe sie im Öffentlichen unter den Menschen wirkten. Und jene, die am tiefsten in den Sinn und den Wert dieser verborgenen Erziehung eingegangen sind, sind am wirksamsten und ausdauerndsten in ihrem öffentlichen Dienst und Zeugnis erfunden worden. Jeder Gläubige, der im Öffentlichen eine Stellung einnimmt, hat alle Ursache, für die Folgen zu zittern, die das Maß der verborgenen Übung seiner Seele vor Gott überschreitet; er wird dahinter zurückbleiben. Wenn der Oberbau das Maß der Kraft des Fundaments übersteigt, so wird das Gebäude wanken oder fallen. Wenn die Ausbreitung der Zweige eines Baumes die Stärke und Tiefe der Wurzeln übertrifft, so wird er dem Sturm nicht zu widerstehen vermögen. Ebenso ist es mit Gott allein sein; sein Geist muss besonders geübt werden; er muss durch die tiefen Wasser seiner eigenen Erfahrungen hindurchgehen; anders wird sein Zeugnis nur in Worten, und nicht in der Kraft bestehen. Sein Ohr muss zuvor zum Hören geöffnet sein, ehe sein Mund fähig ist, zu sprechen wie der Gelehrte. Was ist aus jenen scheinbar glänzenden Lichtern geworden, die von Zeit zu Zeit plötzlich auf dem Pfad der Kirche aufblitzten und ebenso plötzlich hinter der Wolke verschwanden? Woher kamen sie und wohin sind sie gegangen, und warum verschwanden sie so schnell? Es waren nur Funken menschlicher Flammen. Da war keine Tiefe, keine Kraft zur Ausdauer, keine Wirklichkeit in ihnen; deshalb schienen sie eine Zeit und verschwanden so plötzlich, ohne ein anderes Resultat hervorzubringen, als die Finsternis, oder wenigstens das traurige Bewusstsein derselben, zu vermehren. Jeder wahre Diener Gottes sollte fähig sein, in gewissem Maß mit dem Apostel zu sagen: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Erbarmungen und Gott allen Trostes, der uns tröstet in all unserer Bedrängnis, damit wir die trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, durch den Trost, mit dem wir selbst von Gott getröstet werden“ (2. Kor 1,3+4)!

Das siebzehnte Kapitel im 1. Buche der Könige erzählt uns von dem ersten öffentlichen Auftreten des Elia; allein in Jakobus macht uns der Geist eine Mitteilung von dem, was diesem öffentlichen Auftreten vorausging – eine wichtige Unterweisung für uns, worin auch unser Dienst bestehen möge. Jenes Buch führt unsern Propheten in einer Weise ein, die uns etwas befremden könnte. Er lässt ihn auf einmal mit jener großen und feierlichen Ankündigung auftreten: „So sagt der HERR“; aber es sagt uns an dieser Stelle kein Wort von des Propheten vorhergegangener Übung – kein Wort darüber, wie er zu der Überzeugung gekommen sei, dass Gott also gesprochen habe. Es zeigt uns ihn einfach in der heiligen Ausübung einer Kraft, die er im Verborgenen bei Gott erlangt hatte; es zeigt uns ihn öffentlich auftreten und handeln und weiter nichts. Der Apostel aber teilt uns sein Gebet zu Gott im Verborgenen mit, bevor er im öffentlichen Dienst vor den Menschen hervortrat. „Elia war ein Mensch von gleichen Empfindungen wie wir; und er betete ernstlich, dass es nicht regnen möge, und es regnete nicht auf der Erde drei Jahre und sechs Monate“ (Jak 5,17). Wenn uns der Heilige Geist diese wichtige Tatsache nicht mitgeteilt hätte, so würde uns ein sehr wichtiger Antrieb zum Gebet mangeln; aber die Schrift ist vollkommen – göttlich vollkommen; es fehlt ihr nichts, was sie haben sollte, und sie hat nichts, was ihr fehlen sollte. Und deshalb berichtet uns Jakobus von Elias verborgenen Augenblicken des Gebets und des Ringens und zeigt uns ihn in seiner Zurückgezogenheit auf dem Gebirge Gilead, wo er ohne Zweifel Leid trug über den beklagenswerten Zustand der Dinge in Israel, und auch seinen Geist stärkte für den Dienst, den er erfüllen sollte. Dieser Umstand in dem Leben unseres Propheten versieht uns in der Tat mit einer höchst wichtigen Lektion. Wir leben in einer Zeit von mehr als gewöhnlicher Unfruchtbarkeit und geistlicher Dürre. Der Zustand der Kirche ist sehr geeignet, uns an Hesekiels Feld mit den verdorrten Gebeinen zu erinnern. Wir haben nicht nur mit den Übeln zu kämpfen, welche die vergangenen Zeitalter kennzeichneten, sondern auch mit der herangereiften Verderbtheit einer Zeit, worin die verschiedenen Übel der heidnischen Welt mit dem Mantel des christlichen Bekenntnisses verbunden und zugedeckt sind. Und wenn wir uns dem Zustand derer zuwenden, von deren Erkenntnis und Bekenntnis der Wahrheit wir natürlicherweise eine gesündere und kräftigere christliche Tätigkeit zu erwarten haben sollten, so finden wir leider in vielen – ja, in den meisten Fällen, dass die Erkenntnis nur eine kalte, einflusslose Theorie ist, und das Bekenntnis oberflächlich, ohne Kraft über die Gefühle und Zuneigungen des inwendigen Menschen. Unter den Personen dieser Klassen werden viele solcher angetroffen, für welche die Wahrheit Gottes wenig oder gar kein Interesse, keine Anziehungskraft besitzt. Sie wissen so viel, dass ihnen nichts dargestellt werden kann, womit sie nicht schon bekannt sind; und daraus entspringt auch jene Teilnahmslosigkeit, womit sie auf jede Darstellung der Wahrheit horchen. Sie kommt nicht zu ihnen in dem anziehenden Gewand einer Neuigkeit, und darum haben sie kein Ohr für dieselbe. Wohin nun soll sich der Gläubige unter solchen Umständen wenden? Wozu soll er seine Zuflucht nehmen? Zum Gebet – zum geduldigen, anhaltenden Gebet – zur verborgenen Gemeinschaft mit Gott – zur tiefen und wirklichen Übung der Seele in Seiner Gegenwart. Auf diesem Weg werden wir den wirklichen Wert unserer eigenen Person und der Dinge um uns her kennen lernen; und nicht allein das, sondern wir werden auch geistliche Kraft erlangen, um für Gott unter unsern Brüdern oder gegen die Welt zu handeln. „Elia war ein Mensch von gleichen Empfindungen wie wir“; und er befand sich inmitten eines traurigen Abfalls und einer ausgedehnten Entfremdung des Herzens von Gott. Er sah die Treue dahinsinken unter den Kindern der Menschen; er sah den Strom des Bösen sich erheben rund um sich her. Der Altar Baals hatte den Altar des HERRN verdrängt, und das Geschrei der Baalspriester hatte die heiligen Gesänge der Leviten verdrängt; mit einem Wort, alles um ihn her war im Verfall; Er sah es, er weinte darüber; aber er tat noch mehr: „er betete ernstlich“. Dies war die Zuflucht – die sichere unfehlbare Zuflucht des betrübten Propheten. Er zog sich in die Gegenwart Gottes zurück. Dort schüttete er sein Herz aus; dort weinte er über den Verfall und das Elend seines geliebten Volkes. Er war wirklich tief bewegt über den traurigen Zustand der Dinge um ihn her, und darum betete er, und betete wie er sollte – nicht kalt, förmlich oder gelegentlich, sondern ernstlich und anhaltend.

Hier haben wir ein segensreiches Beispiel für uns. Es gab kaum eine Zeit, wo das inbrünstige Gebet in der Kirche Gottes so nötig war, wie die gegenwärtige. Der Teufel scheint seine ganze boshafte Macht auszuüben, um die Herzen schlaff zu machen und das Zeugnis des Volkes Gottes zu verhindern. Bei vielen macht er Gebrauch von ihren äußeren Berufsgeschäften, bei anderen von ihren häuslichen Versuchungen, und bei noch anderen von ihrem persönlichen Kummer und Kampf. Da gibt es „viele Widersacher“; und nichts als die mächtige Kraft Gottes kann uns befähigen, dagegen zu kämpfen und zu überwinden. Elia war nicht nur berufen, persönlich unbefleckt durch das Böse hindurchzugehen, sondern auch einen Einfluss auf andere auszuüben. Er war berufen, für Gott zu handeln unter einem entarteten Geschlecht; er hatte sich zu bemühen, sein Volk zurückzubringen zu dem Gott ihrer Väter. Wie viel mehr hatte er es deshalb nötig, den Herrn im Verborgenen zu suchen, sich geistliche Kraft zu sammeln in der Gegenwart Gottes, wodurch allein er nicht nur für sich selbst entrinnen, sondern auch segensreich für andere wirken konnte. Elia fühlte dies alles, und darum „betete er ernstlich, dass es nicht regnen möge“. Auf diese Weise führte er Gott in die Szene ein und verfehlte auch nicht seinen Zweck. „Es regnete nicht!“ Wegen Seiner eigenen Herrlichkeit wird Gott Sich niemals weigern, zu handeln, wenn der Glaube sich an Ihn wendet; und wir wissen, dass es einfach aus diesem Grund war, dass der Prophet sich an Ihn wandte. Es konnte ihm keine Freude gewähren, das Land in eine dürre und unfruchtbare Wüste verwandelt oder seine Brüder durch Hunger und all die damit verbundenen Schrecken dahinschwinden zu sehen. Nein, es war einfach, um die Herzen der Kinder zu bekehren zu den Vätern – um die Nation zurückzubringen zu ihrer früheren Anbetung – um auszurotten jene falschen Grundsätze, die das Herz des Volkes eingenommen hatten. Für solche Zwecke betete unser Prophet ernstlich, dass es nicht regnen möge; und Gott neigte Sein Ohr zu ihm und erhörte ihn, weil das Gebet in der Seele Seines teuren Knechtes das Erzeugnis Seines Geistes war. Wir können in der Tat sagen: „Es ist gut, auf den Herrn zu harren“. Es führt nicht nur zu glücklichen Erfolgen, wie wir hier sehen, sondern es liegt auch viel Erquickung und Trost in der Übung selbst. Wie wahrhaft köstlich ist es für den Versuchten und geprüften Gläubigen, sich mit Gott allein zu finden! Wie gesegnet ist es, sein Herz auszuschütten und seine Gefühle aufsteigen zu lassen zu Dem, der allein fähig ist, uns über die niederdrückende Macht der gegenwärtigen Dinge zu erheben zu der Ruhe und dem Licht Seiner höchst gesegneten Gegenwart! Möchten wir darum nur alle völliger auf den Herrn harren, und die Schwierigkeiten unserer Tage zu einer Gelegenheit machen, recht nahe zu dem Gnadenstuhl hinzutreten, so werden wir nicht nur einen gesegneten Einfluss in unserem besonderen Kreis ausüben, sondern es werden auch unsere Herzen durch das verborgene Harren auf unseren Vater getröstet und ermutigt sein; „denn die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft“. Köstliche Verheißung! Möchten wir sie nur mehr und mehr genießen!

Derart ausgerüstet betrat nun Elia, der Tisbiter seinen Pfad des Dienstes. Er kam hervor, bewaffnet vom Heiligtum Gottes mit göttlicher Kraft, um mit seinen Mitmenschen zu handeln und auf sie zu wirken. Es liegt viel Kraft in den Worten: „So wahr der HERR, der Gott Israels lebt, vor dem ich stehe“. Sie bringen in einer ganz besonderen Weise das Fundament vor uns, auf dem die Seele dieses ausgezeichneten Dieners Gottes ruhte, und zugleich den Grundsatz, der ihn in seinem Lauf des Dienstes aufrecht hielt. Er stand „vor dem HERRN, dem Gott Israels“; und in dieser Stellung konnte er mit einem Maß von Kraft und Autorität reden. Wie wenig aber wusste Ahab von den verborgenen Übungen der Seele des Elia, bevor dieser hervortrat, um zu seinem Gewissen zu reden! Er wusste nicht, dass Elia im Verborgenen auf seinen Knien gewesen war, bevor er sich im Öffentlichen zeigte. Er wusste nichts von allem diesem; aber Elia wusste es, und darum konnte er unerschrocken dem Haupt des Bösen gegenüberstehen. Er konnte zu dem König Ahab selbst reden und ihm die Gerichte eines beleidigten Gottes ankündigen. Hierin kann unser Prophet als ein schönes Muster für alle gelten, die berufen sind, im Namen des Herrn zu reden. Sie alle sollten, kraft ihres göttlichen Auftrags, gänzlich erhaben sein über den Einfluss menschlicher Meinung. Wie oft ereignete es sich, dass Gläubige mit einem Maß von Kraft und Freiheit in Gegenwart Einiger reden können, während sie vor andern gefesselt, ja oft ganz und gar verhindert sind. Dies würde sicher nicht der Fall sein, wenn das bestimmte Bewusstsein sie erfüllte, dass sie ihren Auftrag von oben empfangen hätten, und wenn sie diesen Auftrag in der Gegenwart des lebendigen Gottes ausübten. Der Bote des Herrn sollte nie beeinflusst werden durch jene, denen er seine Botschaft auszurichten hat. Er sollte über ihnen stehen, während er zu gleicher Zeit den niedrigen Platz eines Dieners einnimmt. Seine Sprache sollte sein: „Mir aber ist es das Geringste, dass ich von euch oder von einem menschlichen Tag beurteilt werde“ (1. Kor 4,3).

Dies war in ganz besonderer Weise der Fall bei unserem gesegneten Herrn. Wie wenig wurde Er berührt durch die Gedanken oder Urteile jener, zu denen Er sprach! Sie mochten widersprechen, sich widersetzen oder verwerfen; aber dieses verleitete Ihn keinen Augenblick, die Tatsache aus dem Auge zu verlieren, dass Er von Gott gesandt war. Während Seiner ganzen Laufbahn trug Er die heilige und ermutigende Versicherung in Sich, die ausgedrückt ist in jenen Worten: „Der Geist des Herrn ist auf mir; weil er mich gesalbt hat, Armen gute Botschaft zu verkündigen…“ (Lk 4,18). Dies war das Fundament Seines Dienstes als Sohn des Menschen. Er stand „in der Kraft des Geistes“, und darum fehlte Er nie darin, Gottes Diener zu sein, und stand als solcher ganz und gar über dem Einfluss jener, mit denen Er zu tun hatte. „Meine Lehre ist nicht mein“, sagte Er, „sondern dessen, der mich gesandt hat“ (Joh 7,16). Er konnte in Wahrheit sagen: „Der HERR, der Gott Israels, vor dessen Angesicht ich stehe“. Er war immer der „Bote des HERRN, der die Botschaft des HERRN an das Volk“ hatte (Hag 1,13). Und sollten nicht alle, die den Platz eines Dieners oder eines Boten des Herrn einnehmen, diese heilige Erhebung der Seele über die Menschen und über die Umstände völliger zu erlangen suchen? Sollten sie nicht danach trachten, weniger unter der Macht der menschlichen Gedanken und Gefühle zu sein? Was haben wir mit den Gedanken der Menschen über uns zu tun? Nichts. Ob sie hören oder nicht hören, ob sie annehmen oder verwerfen werden, ob wir um unserer Werke willen hochgeschätzt werden oder keine Ehre erlangen, – unser Trachten, ja unser beständiges Trachten sollte nur sein, „uns selbst in allem als Gottes Diener zu erweisen“ (2. Kor 6,4).

Lasst uns ferner die Kraft und Autorität beachten, mit welcher unser Prophet sprach: „…wenn es in diesen Jahren Tau und Regen geben wird, es sei denn auf mein Wort“! Er fühlte eine solche Gewissheit in der Tatsache, dass er vor dem HERRN stand und des HERRN Worte sprach und dass er so völlig eins war mit dem HERRN, dass er hinzufügen konnte: „es sei denn auf mein Wort“. Dies war das Vorrecht des Boten des HERRN, als er dessen Botschaft ausrichtete; und dies waren die bewunderungswürdigen Ergebnisse des verborgenen Gebets. „Elia war ein Mensch von gleichen Empfindungen wie wir; und er betete ernstlich, dass es nicht regnen möge, und es regnete nicht auf der Erde drei Jahre und sechs Monate“ (Jak 5,17). Möge dies für alle jene, die für Gott zu wirken wünschen in diesen Tagen der Schwachheit, zu einem mächtigen Antrieb werden! Wir haben nötig, in dem wirklichen Empfinden unserer Bedürfnisse mehr in der Gegenwart Gottes zu sein. Und je tiefer wir dieses Bedürfnis fühlen, desto mehr werden wir den Geist des Gebets haben; – jenen Geist, der Gott in Seinen Platz als Geber, und uns in unseren Platz als Empfänger stellt. Aber wie oft werden wir getäuscht durch die bloße Form des Gebets – durch die feierliche Aussprache der Worte, die ohne Wirklichkeit sind! Es gibt auch viele, die vom Gebet einen Gott machen, und viele, die ihre Gebete zwischen ihre Seele und den Gott ihres Gebets stellen. Dies ist eine gefährliche Schlinge. Wir sollten immer dafür Sorge tragen, dass unsere Gebete der natürliche Ausfluss des Geistes in uns sind, und nicht nur die gehorsame Erfüllung einer Sache, von der man denkt, dass sie geschehen müsse.

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