Der erste Brief an Timotheus

Warnung vor dem Hochmut des Fleisches und Unterweisung zur Gottseligkeit

Der erste Brief an Timotheus

Der Apostel hat uns vor dem religiösen Fleisch, das von der Wahrheit abfällt und sich ein Leben der Enthaltsamkeit erwählt (Kapitel 4) und vor der weltlichen Gesinnung, die zu Schamlosigkeit und Genusssucht führt (Kapitel 5), gewarnt. In diesem abschließenden Kapitel werden wir nun vor dem Hochmut des Fleisches gewarnt, der das Geld begehrt und sich nach irdischen Vorteilen ausstreckt. Wieder besteht der Apostel auf der praktischen Gottseligkeit, um diesen Arten des Bösen begegnen zu können (Verse 3.5.6.11).

Im Verlauf seiner Ermahnungen stellt der Apostel uns gläubige Sklaven (Verse 1 und 2), stolze und unwissende Lehrer der Christenheit (Verse 3 bis 8), Abgeirrte, die durch die Reichtümer dieser Welt verlockt wurden (Verse 9 und 10), den Menschen Gottes (Verse 11 und 12), Christus, das vollkommene Vorbild (Verse 13 und 16), Gläubige, die in dieser Welt Reichtümer besitzen (Verse 17 bis 19) und solche, die sich zu der sogenannten Kenntnis bekennen (Verse 20 und 21), vor.

Gläubige Sklaven (Verse 1 und 2)

Vers 1: Das Kapitel beginnt mit Unterweisungen für gläubige Sklaven. Diese könnten versuchen, das Christentum als ein Mittel zur Verbesserung ihrer sozialen Stellung zu benutzen. Das Wesen der Sklaverei mag tatsächlich dem Geist des Christentums vollständig entgegen sein, trotzdem aber ist es nicht das große Ziel des Hauses Gottes, die Welt zu verbessern oder zu berichtigen, noch, die Vorteile derer zu suchen, die dieses Haus bilden, sondern die Herrlichkeit des Namens Gottes aufrechtzuerhalten und von der Wahrheit zu zeugen und sie zu stützen. Ein gläubiger Sklave sollte deshalb seinem ungläubigen Gebieter alle Ehre erweisen, damit es in seinem Verhalten nichts geben möge, was einen Makel auf den Namen dessen bringen könnte, der in diesem Haus wohnt, oder was die Wahrheit verleugnen könnte, die dieses Haus aufrechterhalten soll.

Vers 2: Der Apostel warnt nun in besonderer Weise die gläubigen Sklaven, die auch einen gläubigen Gebieter haben. Die Tatsache, dass sein Gebieter ein Bruder im Herrn ist, sollte nicht dazu benutzt werden, den einem Herrn von seinem Knecht gebührenden Respekt außer acht zu lassen. Jeder Mangel an dem gehörigen Respekt würde ein Versuch des Sklaven sein, das Christentum dazu zu benutzen, seine soziale Stellung zu verbessern und dadurch seinen eigenen irdischen Vorteil zu suchen.

In der Versammlung stehen Sklaven und Gebieter auf einem gemeinsamen Boden – beide sind gleich vor dem Herrn. Dort kann tatsächlich ein Sklave aufgrund seines geistlichen Zustandes oder aufgrund einer Gnadengabe eine führende Stellung einnehmen, mehr als sein Gebieter. Möchten sich jedoch die gläubigen Sklaven davor hüten und bewahren lassen, dass sie in die Versuchung kommen, die Vorrechte der Versammlung als Grund für ungebührliche Vertraulichkeit in den tagtäglichen Angelegenheiten ihren Gebietern gegenüber zu gebrauchen. Statt in ihren Pflichten den gläubigen Herren gegenüber nachlässig zu werden, sollten sie diesen vielmehr dienen, weil sie Treue und Geliebte sind und an den christlichen Wohltaten teilhaben.

Unwissende Lehrer, von der Wahrheit entblößt (Verse 3 bis 8)

Vers 3: Es ist also eindeutig, dass das Christentum nicht ein System zur Verbesserung oder Förderung unserer sozialen Stellung in dieser Welt ist. Es ist wahr, dass der Gläubige auf seinem Weg durch diese Welt Gutes tun soll und dass die Anwesenheit von Gläubigen in einem zu erwartenden guten Zustand nützliche Auswirkungen haben wird; trotzdem ist es nicht  das große Ziel des Hauses Gottes, die Welt zu verbessern, sondern ein Zeugnis von der Gnade Gottes zu sein, damit noch Menschen aus dieser Welt herausgerettet werden können. Denn diese Welt geht trotz ihrer Zivilisation und so mancher sozialen Verbesserung ihrem Gericht entgegen.

Offensichtlich gab es in jenen frühen Tagen solche, die etwas anderes lehrten. Sie betrachteten das Christentum als bloßes Mittel zur Verbesserung der sozialen Zustände von Männern und Frauen, um dadurch diese Welt besser und freundlicher zu gestalten. Höchstwahrscheinlich hatten sie gelehrt, dass ein bekehrter Sklave, der nun unter die Herrschaft Christi gekommen war, sich als befreit von seinem irdischen Gebieter betrachten konnte. Eine solche Ansicht jedoch steht im Widerspruch zu „den gesunden Worten, die unseres Herrn Jesus Christus sind, und der Lehre, die nach der Gottseligkeit ist“.

Der Apostel führt hier also wieder die Gottseligkeit an, diesmal als ein Bewahrungsmittel vor dem Missbrauch der Vorzüge des Christentums. Die Gottseligkeit geht Hand in Hand mit der Furcht Gottes; sie vertraut auf den lebendigen Gott, der ein Erhalter aller Menschen ist. Wenn wir auf diese Weise unseren Weg gehen, werden wir davor bewahrt bleiben, das Christentum einfach als ein Mittel zur Verbesserung unserer irdischen Stellung gebrauchen zu wollen.

Verse 4 und 5: Nachdem der Apostel gezeigt hat, dass die Gottseligkeit ein Bewahrungsmittel vor dem Missbrauch des Christentums ist, erklärt er nun, dass solche, die etwas anderes lehren, von dem Hochmut des Fleisches angetrieben werden. Stolz, der auf sich selbst vertraut und seine eigene Wichtigkeit zu behaupten sucht, steht in vollem Gegensatz zur Gottseligkeit, die auf Gott vertraut und nach seiner Verherrlichung trachtet.

Hinter diesem Hochmut steht die Unwissenheit über die Gedanken des Herrn, wie sie uns in seinem Wort mitgeteilt werden. Unwissenheit über die Gedanken des Herrn entsteht daraus, dass man dem menschlichem Geist erlaubt, sich mit den endlosen Fragen, die der Mensch aufwirft, und mit Auseinandersetzungen über bloße Worte zu beschäftigen. Der moralischen und sittlichen Kraft des christlichen Glaubens, die in der Seele wirksam ist und zu einem Leben der Gottseligkeit führt, stehen diese Menschen vollkommen gleichgültig gegenüber und betrachten das Christentum als eine Angelegenheit von Streitfragen und Wortgezänken.

Solche Wortgezänke, anstatt gegründeter Gottseligkeit, geben nur Gelegenheit dazu, dass sich die Werke des Fleisches offenbar machen. Der Stolz, der durch diese endlosen Streitfragen sich selbst in den Vordergrund stellen will, wird zwangsläufig zu Neid führen, denn der menschliche Stolz duldet keine Konkurrenz. Und das Fleisch wird natürlicherweise gegen die ankämpfen, auf die es neidisch ist. Neid führt also zu Hader, und solche Rivalitäten untereinander werden dazu führen, Lästerungen gegen den anderen auszusprechen. Die Kenntnis solcher in Umlauf gebrachten Lästerungen wird böse Verdächtigungen und beständige Zänkereien hervorrufen. Dies ist die böse Ernte, die der Neid hervorbringt. Es gibt keine größere Macht für das Böse zwischen den Heiligen Gottes, als das Dulden des Neides im Herzen. Der weise Salomo sagt: „Grimm ist grausam, und Zorn eine überströmende Flut; wer aber kann bestehen vor der Eifersucht“ (Spr 27,4)! Es war Neid, der zu dem ersten Mord in dieser Welt führte; und es war Neid, der zu dem größten Mord in dieser Welt führte. Pilatus „wusste, dass sie ihn aus Neid überliefert hatten“ (Mt 27,18).

Ach! Dieser Neid kann sich auch unter dem wahren Volk des Herrn zeigen. Hier führt es der Apostel auf den Stolz des Herzens zurück, das verderbt und von der Wahrheit des Christentums entblößt ist. Der tieferliegende Beweggrund bei solchen ist irdischer Gewinn, daher meinen sie auch, dass „Gewinn“ das Ergebnis der Gottseligkeit sei. Mit anderen Worten gesagt predigen sie, dass das Christentum bloß ein Mittel zur Verbesserung unseres Zustandes sei und nebensächliche Ergänzung unserer weltlichen und irdischen Vorteile. Dies ist, wie wir aus der Geschichte Hiobs wissen, tatsächlich eine Unterstellung Satans. Hiob war ein frommer und gottesfürchtiger Mann, aber, so sagte Satan: „Ist es umsonst, dass Hiob Gott fürchtet“ (Hiob 1,9)? Diese gemeine Unterstellung Satans bedeutete also, dass es so etwas wie Gottseligkeit gar nicht gibt; und wenn ein Mensch ein Bekenntnis von Frömmigkeit ablegt, heißt das nicht, dass er Gott fürchtet oder sich um ihn kümmert, sondern dass er einfach weiß, dass es sich lohnt und zu seinem irdischen und weltlichen Vorteil ist. Satan sagte zu Gott: „Aber strecke einmal deine Hand aus und taste alles an, was er hat, ob er sich nicht offen von dir lossagen wird“ (Hiob 1,11). Der HERR ließ diese schreckliche Unwahrheit Satans geschehen, um ihn vollständig bloßzustellen. Es wurde dem Satan erlaubt, Hiob alles dessen zu berauben, was dieser besaß – und am Ende stand Satan als Lügner da. Anstatt sich von Gott loszusagen, fiel Hiob vor dem HERRN zur Erde nieder und betete an. „Und er sprach: Der HERR hat gegeben, der HERR hat genommen, der Name des HERRN sei gepriesen“ (Hiob 1,20.21).

Verse 6 bis 8: Folglich beweisen sowohl die Wahrheit, als auch die Erfahrungen des Volkes Gottes, dass die Gottseligkeit nicht nur „Gewinn“ ist, sondern in Verbindung mit Genügsamkeit, die auf Gott vertraut, ist sie sogar „ein großer Gewinn“. Wir haben nichts in die Welt hineingebracht, und welche Reichtümer wir auf unserem Weg durch diese Welt auch erwerben mögen, es ist offenbar, dass wir nichts hinausbringen können. Wenn wir Nahrung und Kleidung haben – und selbst ein Sklave hatte diese Dinge – so wollen wir uns daran genügen lassen.

Abgeirrte, die durch die Reichtümer dieser Welt verlockt werden (Verse 9 und 10)

Verse 9 und 10: Im Gegensatz zu der gottesfürchtigen Genügsamkeit steht die Rastlosigkeit solcher, die reich werden wollen. Der Apostel zeigt später, dass der Wohlstand seine Fallstricke hat; aber die Seele wird nicht unbedingt durch den Besitz von gewissem Wohlstand ruiniert, sondern durch den Wunsch, reich zu sein. Es ist betont worden, dass der Ausdruck „wollen“ hier den Gedanken der Entschlossenheit beinhaltet. Die Gefahr ist da, dass der Gläubige, statt sich mit dem Verdienst des Lebensunterhalts zu begnügen, sein Herz mit Entschlossenheit darauf richtet, reich zu werden. Es ist besser für uns, „mit Herzensentschluss bei dem Herrn zu verharren“ (Apg 11,23).

Der Apostel warnt uns aufs neue vor den schlimmen Folgen, die aus dem Wunsch reich zu werden hervorkommen. Alle werden versucht, wer aber reich werden will, findet sich in versteckten Fallstricken des Feindes gefangen wieder. Darüber hinaus öffnet der Wunsch, reich zu werden, den Weg für unvernünftige und schädliche Lüste, weil er die Eitelkeit und den Stolz des Fleisches befriedigen will und der Selbstsucht und dem Ehrgeiz nachgibt. Dies sind die Dinge, die den Menschen in Verderben und Untergang versenken. Es ist nicht einfach das Geld, sondern die Geldliebe, die die Wurzel alles Bösen ist (Anmerkung: Fußnote bei JND New Testament with full notes: „Dies heißt nicht, dass es keine andere Wurzel gibt, sondern dass die Geldliebe dadurch charakterisiert wird, dass sie die Wurzel alles Bösen ist“). Wie ernst, dass es auch für einen Gläubigen möglich ist, in diese Dinge hineingezogen zu werden, die Verderben und Untergang über die Menschen dieser Welt bringen. Schon in den Tagen des Apostels waren etliche begierig nach Reichtum gewesen und waren dadurch doch nur von dem Glauben abgeirrt und hatten sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrt.

Der Mensch Gottes (Verse 11 und 12)

Verse 11 und 12: Als Gegensatz zu denen, die von dem Glauben abgeirrt sind, stellt uns der Apostel nun die Kennzeichen des Menschen Gottes vor. Im Neuen Testament kommt der Ausdruck „Mensch Gottes“ nur in den Briefen an Timotheus vor. In dieser Stelle hier wird er ausdrücklich auf Timotheus angewendet; im 2.Timotheus-Brief wird er auf alle angewendet, die in bösen Zeiten in treuem Gehorsam dem Wort Gottes gegenüber wandeln (2. Tim 3,16). Es gibt Dinge, vor denen der Mensch Gottes zu fliehen hat; Dinge, nach welchen er streben soll; Dinge für welche er kämpfen soll; etwas soll er ergreifen; und etwas soll er bekennen.

Der Mensch Gottes wird vor den unvernünftigen und schädlichen Lüsten, von denen der Apostel gesprochen hat, fliehen. Jedoch ist es nicht genug, das Böse zu vermeiden, es muss auch das Streben nach dem Guten vorhanden sein. Deshalb soll der Mensch Gottes nach Gerechtigkeit, Gottseligkeit, Glauben, Liebe, Ausharren und Sanftmut des Geistes streben. Wie die anderen sich auch verhalten mögen, der Mensch Gottes trachtet danach, seinen Weg in Übereinstimmung mit unserer Beziehung untereinander als Geschwister zu gehen – das ist Gerechtigkeit. Aber diese Gerechtigkeit zueinander wird in heiliger Furcht, in der wir uns unserer Beziehung zu Gott und dessen, was ihm gebührt, bewusst sind, ausgeübt – das ist Gottseligkeit. Weiterhin strebt der Mensch Gottes nach Glauben, welcher Christus zum Gegenstand hat, und nach Liebe, die sich den Geschwistern gegenüber erweist und Böses und Beleidigungen in stillem Ausharren und in Sanftmut statt in Ungeduld und Ärger erträgt.

Doch darüber hinaus wird sich der Mensch Gottes nicht damit begnügen, vor dem Bösen zu fliehen und gewissen großen moralischen Qualitäten nachzustreben. Diese Dinge sind in der Tat von höchster Wichtigkeit, doch der Mensch Gottes begnügt sich nicht mit der Prägung eines schönen individuellen Charakters, während ihm die Aufrechterhaltung der Wahrheit des Christentums gleichgültig ist. Er ist sich bewusst, dass die großen Wahrheiten des Christentums dem beständigen und vernichtenden Widerstand Satans ausgesetzt sind, und er schreckt vor dem Kampf des Glaubens nicht zurück.

Außerdem wird der Mensch Gottes sich in dem Kampf des Glaubens des ewigen Lebens erinnern, das, obwohl er es schon besitzt, doch in all seiner Fülle noch vor ihm liegt. Er soll es in gegenwärtiger Freude als Nahrung für seine Hoffnung ergreifen.

Schließlich wird der Mensch Gottes, wenn er vom Bösen flieht, dem Guten nachstrebt, für den Glauben kämpft und das ewige Leben ergreift, auch ein solcher sein, der in seinem Leben ein gutes Bekenntnis vor anderen ablegt. Er wird ein lebendiger Zeuge der Wahrheit, die er bekennt.

Das vollkommene Vorbild

Verse 13 bis 16: Um uns zu dem Bewahren dieses Gebotes zu ermuntern, erinnert uns der Apostel daran, dass wir vor dem einen leben, der alles am Leben erhält. Wird er die Seinen nicht auch trotz der Schwere des Kampfes, den wir zu bestehen haben, zu erhalten vermögen? Mehr noch, wenn wir zur Treue aufgerufen werden, lasst uns nicht vergessen, dass wir uns vor den Augen dessen befinden, der vor uns in diesem Kampf gewesen ist. Er hat angesichts des Widerspruchs von Seiten der Sünder und des Neides und der Beschimpfungen in absoluter Treue Gott gegenüber gehandelt, indem er in Geduld und Sanftmut die Wahrheit aufrechterhalten und dadurch das gute Bekenntnis bezeugt hat.

Treue wird außerdem einmal ihre Belohnung finden. Deshalb muss das Gebot unbefleckt und unsträflich bewahrt werden bis zur Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus. Die Herrlichkeit dieser Erscheinung wird eine Antwort auf jede noch so geringe Treue unsererseits mit sich bringen, wie sie in der Tat auch die herrliche Antwort auf die vollkommene Treue Christi sein wird. Dann, wenn dieser Eine, der von Menschen geschmäht, beleidigt und gekreuzigt wurde, in Herrlichkeit erscheinen wird, wird dies nicht nur die völlige Antwort auf all seine Treue sein, sondern auch die vollkommene Darstellung alles dessen, was Gott ist. Der ganzen Welt wird dann gezeigt werden, was dem Glauben jetzt schon geoffenbart ist, dass nämlich in der Person Christi Gott als der selige und alleinige Machthaber, der König der Könige und der Herr der Herren geoffenbart werden wird. Er ist der Eine, der allein in der Majestät seiner Gottheit absolute Unsterblichkeit besitzt und ein unzugängliches Licht bewohnt.

Diejenigen, die das Haus Gottes bilden, mögen in ihrem Zeugnis für Gott versagen, der Mensch Gottes mag Gott nur in geringem Maße darstellen – aber in Christus wird Gott zu seiner ewigen Verherrlichung vollkommen dargestellt sein!

Die Reichen in dem gegenwärtigen Zeitlauf (Verse 17 bis 19)

Verse 17 bis 19: Der Apostel hat nun eine besondere Ermahnung für solche unter den Gläubigen, die in dieser Welt reich sind. Sie werden nämlich von zwei Gefahren bedrängt: erstens führen Reichtümer ihre Besitzer zu der Neigung, eine Haltung des Hochmuts einzunehmen, indem sie von sich denken, dass sie aufgrund ihrer Reichtümer besser als andere sind; zweitens ist es eine zwangsläufige Angewohnheit, auf die Reichtümer, die doch bestenfalls ungewiss und vergänglich sind, zu vertrauen.

Das Bewahrungsmittel vor diesen Fallstricken wird in dem Vertrauen auf den lebendigen Gott gefunden, der uns alles reichlich darreicht zum Genuss. Wie reich ein Mensch auch immer sein mag, er empfängt und genießt, was Gott gibt!

Vertrauen auf den lebendigen Gott, den Geber jeder guten Gabe, macht den Reichen fähig, ebenso ein Geber zu werden; doch Gott hat einen fröhlichen Geber lieb, daher wird der Reiche ermahnt, freigiebig und mitteilsam zu sein. Auf diese Weise handelnd wird er sich im Blick auf zukünftige Segnungen einen guten Vorrat anlegen, anstatt sich Reichtümer für diese gegenwärtige Zeit anzusammeln. Der Mensch, der im Blick auf die Zukunft ansammelt, wird das wirkliche Leben ergreifen – im Gegensatz zu dem Leben des Wohlstandes und der Maßlosigkeit, das durch irdische Reichtümer ermöglicht wird.

Der angeblich Gelehrte (Verse 20 und 21)

Verse 20 und 21: Zum Schluss werden wir darauf hingewiesen, das anvertraute Gut zu bewahren. Die ganze Wahrheit des Christentums ist der Verantwortlichkeit der Heiligen anvertraut worden. Sie haben sie gegen alle Widerstände festzuhalten. Hier werden wir speziell vor den Widerständen der menschlichen Gedankengebilde gewarnt.  Diese stellen ihre völlige Verkehrtheit dadurch unter Beweis, dass sie Gott, seine Schöpfung und seine Offenbarung ihrer menschlichen Vorstellungskraft unterwerfen, anstatt selbst ihm und seinem Wort unterworfen zu sein. In überheblicher Weise mit ihren ungläubigen Gedankengebilden beschäftigt, waren sie von dem Glauben abgeirrt.

« Vorheriges Kapitel