Betrachtung über das erste Buch Mose (Synopsis)

Kapitel 2

Betrachtung über das erste Buch Mose (Synopsis)

Gottes Ruhe

Die ersten drei Verse von Kapitel 2 gehören zu Kapitel 1. Es ist die Ruhe Gottes: Er ruhte von Seinem Werk, und es war alles sehr gut.

Beziehung des Menschen mit Gott: die besondere Art und Weise seiner Erschaffung

In Kapitel 2 haben wir die Beziehungen des Menschen mit Gott und sein eigenes Teil als solcher. Deshalb wird Jehova 1 Gott eingeführt: nicht nur Gott als ein Schöpfer, sondern Gott in Beziehung zu denen, die Er erschaffen hat. Deshalb haben wir hier die besondere Art und Weise der Erschaffung des Menschen.

Der Garten Eden

Betreffs des Gartens sind nur ein paar Worte erforderlich. Es war ein Ort der Wonne (Lieblichkeiten). Eden bedeutet Wohlgefallen. Er ist völlig verschwunden, und das war so beabsichtigt; durch wenigstens zwei der Flüsse finden wir aber, daß er wirklich auf dieser jetzigen Erde gewesen ist. Jehova Elohim hatte den Menschen gebildet, Jehova Elohim hatte den Garten gepflanzt. Der Fluss Gottes, um die Erde zu bewässern, hatte hier seine Quelle. Die frischen Quellen Gottes befinden sich am Orte Seiner Wonne. Der Mensch wurde dort hineingesetzt, um den Garten zu bebauen und zu bewahren. Der Mensch und die Erde befinden sich jetzt beide im Verfall.

Die zwei Bäume: Verantwortung im Gehorsam des Menschen und eine unumschränkte Quelle des Lebens

In diesem Kapitel haben wir aber insbesondere die besonderen Beziehungen des Menschen mit Gott, mit seinem Weibe (ein Vorbild von Christo und Seiner Kirche) und mit der Schöpfung; und die beiden großen Grundsätze, die dem allem betreffs des Menschen entspringen, sind in dem Garten, wohin der Mensch in Segnung gesetzt wurde, festgesetzt worden, nämlich Verantwortlichkeit im Gehorsam und eine unumschränkte Quelle des Lebens – der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen und der Baum des Lebens. In diesen zwei Dingen, in der Aussöhnung dieser beiden, liegt das Los jedes Menschen 2.

Diese Versöhnung ist ohne Christum unmöglich. Es ist die im Gesetz aufgeworfene und in Christo in Gnade beantwortete Frage. Das Gesetz stellte Leben als das Ergebnis des vollkommenen Gehorsams dessen, der Gutes und Böses kannte, hin, d. h. es machte es vom Ergebnis unserer Verantwortlichkeit abhängig. Indem Er die Folge der Verfehlung des Menschen ertrug, wird Christus (in der Kraft eines Lebens, das den Sieg über den Tod, die Folge jenes Ungehorsams, errungen hatte) zu einer für das Böse unerreichbaren Quelle des ewigen Lebens, und zwar in einer Gerechtigkeit, die vollkommen in Übereinstimmung mit einem Werke steht, das die ganze Schuld von dem, der an ihr teilhatte, wegnahm, in einer Gerechtigkeit, in der wir übrigens vor Gott, Seinem Sinne und Seiner gerechten Natur und Seinem Willen, Seiner Herrlichkeit gemäß stehen. Sein Priestertum 3 bezieht sich auf die Einzelheiten der Entfaltung dieses Lebens inmitten des Bösen, und auf den Platz der göttlichen Vollkommenheit, auf den wir durch Sein Werk gesetzt worden sind, und versöhnt unsere gegenwärtigen Schwachheiten mit unserem uns von Gott verliehenen Platz vor Ihm.

Im Garten war die Erkenntnis des Guten und Bösen noch nicht vorhanden; die Prüfung bestand darin, sich im Gehorsam einer Handlung zu enthalten, die, wenn sie nicht verboten wäre, keine Sünde war. Es war nicht ein Verbot der Sünde wie am Sinai, noch ein Anspruch auf Gutes, als Gutes und Böses bekannt waren.

Der Mensch im Gegensatz zu jedem anderen Geschöpf

Im Gegensatz zu jedem anderen Geschöpf hienieden fand der Zustand des Menschen seinen Ursprung darin, daß der Mensch, anstatt durch das bloße Wort Gottes dem Erdboden oder dem Wasser als ein lebendiges Wesen entsprungen zu sein, aus dem Staube gebildet und gestaltet wurde, und Gott stellt ihn als ein lebendiges Wesen in eine unmittelbare Beziehung zu Sich Selbst, um so mehr als er dadurch zu einem lebendigen Wesen wird, daß Gott den Odem des Lebens in seine Nase haucht.

Der Mensch steht durch seine Herkunft in unmittelbarer Beziehung zu Gott

Alle Lebewesen werden lebendige Seelen genannt, und es wird gesagt, daß sie den Odem des Lebens haben; Gott hauchte aber nicht in die Nase von einem von ihnen, auf daß sie zu lebendigen Seelen würden. Der Mensch aber war durch sein Dasein in unmittelbarer Beziehung zu Gott, da er sein Leben unmittelbar von Ihm Selbst empfing; deshalb wird er in Apostelgeschichte 17 (Apg 17,28) das Geschlecht Gottes genannt, und bei Lukas heißt es: „(der Sohn) des Adam, (der Sohn) des Gottes“ (Lk 3,38).

Adams Beziehung zu Gott, seiner Frau und der niederen Schöpfung

Es ist wichtig, dieses Kapitel zu betrachten, weil es in einer besonderen Weise alle Grundsätze der Beziehungen des Menschen festsetzt, sei es zu Gott, zu seinem Weibe oder zur niederen Schöpfung. Hier waren alle Dinge in ihrer eigenen Ordnung als Geschöpfe Gottes in Verbindung mit der Erde; jedoch war des Menschen Arbeit nicht das Mittel zu ihrem Wachstum und ihrer Fruchtbarkeit, noch verlieh Regen vom Himmel Fruchtbarkeit von oben. Der Dunst, der sie befeuchtete, stieg von der Erde auf, indem er durch Macht und Segen heraufgezogen wurde, er kam aber nicht hernieder. Der Mensch nahm jedoch in seiner Stellung in bezug auf Gott eine besondere ein. Der Mensch wohnte nicht im Himmel; Gott wohnte nicht auf der Erde. Gott hatte aber einen Ort besonderer Segnung und Wonne zum Wohnort des Menschen gebildet, und dort besuchte Er ihn. Aus diesem Garten, wohin er durch die Hand Gottes als Herrscher der Welt gesetzt wurde, strömten Flüsse, die die Außenwelt bewässerten und ihr das Gepräge verliehen. Auf Adam lastete die Pflicht des Gehorsams. Als das Bild Gottes auf Erden – in Abwesenheit des Bösen von seiner Natur – und als der Mittelpunkt eines weiten Systems um ihn her und dessen Verbindung mit ihm lag seine eigentliche Segnung in seiner unmittelbaren Verbindung mit Gott und in seinem Umgang mit Ihm, und zwar nach der Stellung, in die er hingestellt war.

Adams Segen ist durch Abhängigkeit und Umgang mit Gott gesichert

Sobald Gott ein Volk erlöst hatte, wohnte Er unter ihnen. Seine beständige Anwesenheit ist die Folge der Erlösung und kommt nur durch sie zustande (2. Mo 29,46). Hier schuf, segnete und besuchte Er. Als der bewusste Mittelpunkt von allem um sich her erschaffen, hatte Adam seinen Segen und seine Sicherheit in der Abhängigkeit von Gott und im Umgang mit Ihm. Wie wir sehen werden, büßte er das ein und wurde zum begehrenden Mittelpunkt seiner eigenen Wünsche und seines Ehrgeizes, die er niemals befriedigen konnte.

Die Stellung des ersten und unschuldigen Adams

Die Stellung des unschuldigen und ersten Adam war nun: Die irdische Natur beim Menschen war in ihrer Vollkommenheit so, er stand in Beziehung zu Gott durch die Schöpfung und durch den Odem des Lebens, der in ihm als ihrem Mittelpunkt war; Genuss; eine Quelle beständigen Lebens, und eines Mittels, die Verantwortung auf die Probe zu stellen; die Quellen weltweiter Erfrischung für die Welt ringsum; und wenn er in seinem erschaffenen Zustand bleibt, in glückseligem Umgang mit Gott auf dieser Grundlage – solcherart war seine Stellung. Auf daß er hienieden nicht allein sei, sondern daß er eine Gefährtin, Gemeinschaft und den Genuss der Zuneigung haben sollte, bildete Gott – nicht noch einen Mann, denn dann wäre der eine nicht ein Mittelpunkt gewesen, sondern aus dem einen Manne selbst – sein Weib, damit die Vereinigung eine absolute und Adam das Haupt und der Mittelpunkt von allem sei. Übrigens empfängt er sie aus der Hand Gottes Selbst. Solcherart war die Natur rings um den Menschen: das, was Gott immer anerkennt und wogegen der Mensch niemals ungestraft sündigt, obwohl die Sünde alles verdorben hat; das Bild dessen, was Christus, die Kirche und das Weltall am Ende in der Kraft des gehorsamen Menschen sein werden. Bisher war alles Unschuld, es bestand kein Bewusstsein des Bösen.

Fußnoten

  • 1 Das ist Jehova Elohim, sowohl ein persönlicher Name als auch als Gottheit. Es war auch wichtig, daß Israel wissen sollte, daß ihr Gott der ursprüngliche Schöpfer von allem war. Immerhin wird dieser nur dann gebraucht, wenn besondere Wege und Beziehungen zum Menschen eingeführt werden. Die Unterscheidung zwischen Jehovitischen und Elohistischen Schriftstücken ist ein bloßes Kinderspiel, und sie entspringt einer völligen Unwissenheit der Wege und des Sinnes Gottes. Für den einen oder den anderen gibt es immer einen Grund. Elohim ist einfach Gott; obwohl selbstexistierend, ist Jehova die handelnde, herrschende Person in der Zeit, der immer Derselbe bleibt und es mit anderen zu tun hat, Der, welcher ist und war und Der da kommt.
  • 2 In Eden waren diese zwei Grundsätze vorhanden, Gehorsam und Leben; der Mensch versagte, lud den Tod auf sich und wurde vom Leben dort ausgeschlossen. Das Gesetz behandelte den Menschen nicht als verloren, obwohl es bewies, daß er es war, es nahm aber diese beiden Grundsätze auf und machte Leben vom Gehorsam abhängig. Christus nimmt für uns die Folge des Versagens auf dem Kreuze auf Sich, und Er ist für uns die Quelle göttlichen Lebens, und zwar in einem neuen Auferstehungszustande.
  • 3 Der Unterschied zwischen Priestertum und Fürsprache wird an seinem Platze bei Johannes und im Hebräerbrief behandelt. Hier bemerke ich nur, daß sich Priestertum auf Hilfe und Zugang zu Gott bezieht, Fürsprache aber auf Verfehlung.
Nächstes Kapitel »« Vorheriges Kapitel