Betrachtung über das erste Buch Mose (Synopsis)

Vorwort

Betrachtung über das erste Buch Mose (Synopsis)

Die folgende Übersicht (Synopsis) wurde ursprünglich in französischer Sprache geschrieben und herausgegeben, und zwar nach dem Wunsch und mehr für den unmittelbaren Gebrauch von Christen, die diese Sprache sprechen.

Nur wenige Worte sind erforderlich, um den Leser mit der gegenwärtigen Ausgabe bekannt zu machen. Er soll keinen Kommentar erwarten, noch soll er andererseits annehmen, dass er ein Buch hat, welches er lesen kann, ohne fortwährend auf das Wort selbst an der Stelle, die betrachtet wird, Bezug zu nehmen. Der Zweck dieses Buches ist es, einem Christen, der das Wort Gottes mit Nutzen zu lesen wünscht, dazu zu verhelfen, die Tragweite und den Zusammenhang seines Inhalts zu erfassen. Obwohl ein Kommentar dem Leser zweifellos wegen vieler Stellen helfen würde, in denen Gott dem Kommentator im wesentlichen die Absicht des Geistes Gottes zu verstehen gegeben hat, oder sprachliche Grundsätze zu vermitteln und Auskünfte zu liefern, die es einem anderen erleichtern, jene Absicht zu entdecken; wenn er jedoch vorgibt, den Inhalt der Schrift zu geben, oder wenn der, der diese Übersicht benutzt, dieses in seinen Bemerkungen sucht, dann kann ein solcher Kommentar die Seele nur irreführen und arm machen. Selbst dann, wenn ein Kommentar immer richtig ist, kann er höchstens das geben, was der Kommentator selbst aus der gegebenen Schriftstelle gelernt hat. Auch der vollständigste und weiseste Kommentar muss von der lebendigen Fülle des göttlichen Wortes sehr weit entfernt sein. Der jetzt vorgestellte Überblick gibt nichts dergleichen vor. Zutiefst davon überzeugt, dass die uns von Gott gegebenen Schriften göttlich eingegeben sind, und durch tägliche und sich steigernde Entdeckungen seiner Fülle, Tiefe und Vollkommenheit in dieser Überzeugung bestätigt, durch Gnade immer mehr der vorzüglichen Vollkommenheit seiner Teile und des wunderbaren Zusammenhangs des Ganzen bewusst, hofft der Schreiber nur, dem Leser beim Studieren der Schriften zu helfen.

Die Schriften haben einen lebendigen Ursprung, und ihre Verfassung ist von einer lebendigen Kraft durchdrungen, daher auch die Unendlichkeit ihrer Tragweite und die Unmöglichkeit, irgendeinen ihrer Teile vom Ganzen abzusondern, weil ein Gott der lebendige Mittelpunkt ist, dem alles entfließt, weil ein Christus der lebendige Mittelpunkt ist, um den sich die ganze Wahrheit dreht und auf den sie sich bezieht, obwohl in mannigfaltiger Herrlichkeit, und weil ein Geist die göttliche Lebenskraft ist, die ihre Stärke aus ihrer Quelle in Gott in die kleinsten Verzweigungen der allvereinten Wahrheit trägt, indem sie von der Herrlichkeit, der Gnade und der Wahrheit Dessen zeugt, den Gott als den Gegenstand und Mittelpunkt und Haupt von allem darstellt, was mit Ihm in Verbindung steht, und der übrigens Gott über allem ist, gepriesen in Ewigkeit.

Dieses alles als ein Ganzes und vollkommen wiederzugeben, würde den Geber selbst erfordern. Sogar beim Lernen wissen wir stückweise und weissagen stückweise. Je mehr wir – anfangend von den entferntesten Blättern und Zweigen dieser Offenbarung des Sinnes Gottes, durch die wir erreicht worden sind, als wir von Ihm weit entfernt waren – sie bis zu ihrem Mittelpunkt verfolgen und von dort abermals auf ihren Umfang und ihre Mannigfaltigkeit hingeschaut haben, desto mehr lernen wir ihre Unendlichkeit und auch die Schwäche unserer Auffassung kennen. Wir erfahren – gepriesen sei Gott! –, dass die Liebe, die ihre Quelle ist, in unvermischter Vollkommenheit und in der völligsten Entfaltung in jenen Offenbarungen zu finden ist, die uns sogar in unserem verlorenen Zustand erreichte. In alledem ist derselbe vollkommene Gott der Liebe. Die Entfaltungen der göttlichen Weisheit in den Ratschlüssen aber, in denen Gott sich kundgemacht hat, bleiben für uns immer als ein Gegenstand des Erforschens, in der jede neue Entdeckung, indem sie unser geistliches Verständnis steigert, uns die Unendlichkeit des Ganzen, und wie sie unser Verständnis übersteigt, immer klarer macht. Es gibt aber große führende Grundsätze und Wahrheiten, auf die in den verschiedenen Büchern, die die Schrift ausmachen, hinzuweisen die Erkenntnis der verschiedenen Teile der Schriften fördern mag. Hier wird versucht, das zu tun. Folglich hat der Leser von diesem Überblick nichts mehr zu erwarten als einen Versuch, ihm beim Studium der Schriften zu helfen. Alles, was ihn davon ablenken mag, wäre ihm schädlich; das, was ihm dabei hilft, möge nützlich sein. Er kann nicht einmal viel Nutzen aus dem Nachlesen dieser Zeilen ziehen, es sei denn, dass er sie wie ein Begleitschreiben zu dem Studium des Textes selbst gebraucht.

Aus dem Gesagten wird man leicht verstehen, dass der Schreiber durchaus die Unvollkommenheit dessen, was er geschrieben hat, empfindet. Oft hätte er gewünscht, die Entfaltungen einzufügen, die er genossen hat, während er besondere Abschnitte eingehend ausgelegt oder sie auf die Herzen und das Gewissen anderer gelegt hat; das hätte ihn aber vom Zweck dieses Werkes abgelenkt. Dennoch hofft er, dass für das Erforschen der Schriften durch den Leser die rechte Richtschnur gegeben ist; aber nur die Gnade allein kann dieses Forschen wirksam machen.

Er kann diese kurze Einführung zu diesem Buch nicht abschließen, ohne die Wirkung, welche die Entdeckung der Vollkommenheit und des göttlich geordneten Zusammenhangs der Schriften auf seinen Verstand im Blick auf den sogenannten Rationalismus bewirkt hat, zum Ausdruck zu bringen. Durch, das so benannte System wird nichts bewiesen, außer einem absoluten Fehlen göttlicher Einsicht, einer mit der Anmaßung der Vernunft verbundenen Armut, einer Abwesenheit moralischen Urteils, eines kleinlichen Sichhaltens an das Äußere, zusammen mit einer Blindheit für die göttliche und unendliche Fülle in Bezug auf das Wesentliche, die durch ihre falsche Anmaßung verächtlich wäre, wenn sie nicht ein Gegenstand des Mitleids um derer willen wäre, bei denen diese Anmaßungen zu finden sind. Niemand außer Gott kann von dem Hochmut menschlicher Anmaßung befreien. Der Hochmut aber, der Gott ausschließt, weil er unfähig ist, Ihn zu entdecken, und dann von seinem Werk redet und in das Wirken seiner Waffen nach dem Maß seiner eigenen Kraft hineinpfuscht, kann nichts außer seine eigene verächtliche Torheit beweisen. Die Unwissenheit ist allgemein zuversichtlich weil sie unwissend ist, und solcherart ist die Vernunft des Menschen, wenn sie es mit den Dingen Gottes zu tun hat. Es muss dem Schreiber verziehen werden, dass er in diesen Tagen in Bezug auf diesen Punkt deutlich redet. Die Anmaßungen der ungläubigen Vernunft stecken sogar Christen an.

Er möchte hinzufügen, dass er nicht bezweckt hat, die gesegneten Früchte zu entfalten, die das Wort in der Gesinnung und Lebensweise dessen, der es annimmt, erzeugt, noch die Empfindungen, die beim Lesen desselben in seinen eigenen Gedanken bewirkt worden sind, sondern dem Leser bei der Entdeckung dessen, was sie hervorgebracht hat, zu helfen. Möge der Herr ihm nur das Wort so göttlich kostbar machen, wie es dem Schreiber gewesen ist, und beiden immer kostbarer!

Übersetzt aus dem Französischen aus der Zeitschrift „Études sur La Parole“.

J. N. Darby

Lieber Leser!

Auf diesen Seiten stelle ich Dir den Anfang eines Werkes vor, das, wie ich hoffe, Dir beim Studieren des kostbaren Wortes Gottes von Nutzen sein wird. Ich wünsche auch, dass die Überblicke, die Du darin finden wirst, indem sie dich einen Blick auf einen Teil des im Wort enthaltenen Reichtums werfen lassen, Dich dazu veranlassen, es sorgfältig zu studieren. Ich bin mir der großen und zahlreichen Unvollkommenheiten dieses Überblicks bewusst, bewusster als Du Dir sein kannst. Wie gering unsere Wertschätzung des Wortes auch sein mag, wie wenig man seinen göttlichen Charakter empfunden haben mag, so wird jedes menschliche Werk in Bezug darauf in den Augen eines Gläubigen gar farblos und armselig sein. Das empfinde ich, und ich möchte einige Worte sagen, um Dir meine Absicht beim Herausgeben dieser Gedanken zu erklären und dich wissen zu lassen, was Du beim Betrachten derselben zu erwarten hast.

Vor einigen Jahren schlug ein Bruder vor, ich sollte dieses Werk unternehmen, aber bisher bin ich vor dieser Aufgabe zurückgeschreckt, und zwar eher wegen eines Bewusstseins meiner Unfähigkeit zu solch einem Unternehmen, als weil ich im Dienst des Herrn beschäftigt bin, obwohl letzteres teilweise für die Verzögerung verantwortlich sein dürfte. Das Empfinden, dass der Herr nahe ist, neigte mich dazu, mich eher dem Dienst zu widmen als Arbeit in meinem Studierzimmer zu unternehmen. Die Bedürfnisse von Brüdern, die auch auf dem Feld des Herrn beschäftigt sind, und die meisten von ihnen in einer nützlicheren Weise als ich, bewogen mich dazu, mich an dieses Werk zu machen, jedoch ohne, wie ich hoffe, eine gebührende Demut zu verlieren, die ich lieber behalten möchte als überhaupt irgendein Werk zu vollbringen. Doch fielen etliche Angelegenheiten ins Gewicht, die mich daran hinderten, diese Aufgabe zu beginnen.

Erstens war es die riesengroße Verantwortung, die, wenn es um das Wort Gottes geht, auf demjenigen lastet, der die Gedanken von Christen lenken möchte, und, wie bescheiden es auch sei, Gedanken als die Absicht des Geistes Gottes darzustellen. Wie schwer wirkt sich ein Irrtum aus, wenn man die lieben Kinder Gottes beim Verstehen seiner Gedanken und seines Willens irreleitet, oder das als den Zweck seiner kostbaren Mitteilungen hinstellt, was dies gar nicht sein mag!

Noch eine Erwägung hielt mich zurück; es war die Furcht, dass irgendjemand annehmen könnte, in diesem Werk den ganzen Inhalt des Wortes zu finden. Der schwere und ernste Schaden aller Kommentare ist, dass sie für diesen Gedanken Raum machen; in dieser Weise fördern sie die Trägheit des Herzens und den Mangel an Geistlichkeit, die sich mit ein paar Erläuterungen begnügen, die, obwohl sie an sich gut sein mögen, doch nur wenige vom Wort angedeutete Gedanken wiedergeben und unendlich zu kurz kommen, um sein Leben, seine Kraft und seinen Reichtum mitzuteilen. Nichts ist so schädlich wie diese Trägheit, die es vorzieht, bei einigen wenigen Gedanken zu verweilen, anstatt das göttliche Wort selbst zu ergründen, was der Seele versagt bleibt, die den Herrn nicht ernsthaft mit Fleiß, Geistlichkeit und Ergebenheit sucht, nämlich die Erkenntnis, die Er allein geben kann. Deshalb wird der Leser hier keinen Anspruch darauf finden, ihm den ganzen Inhalt des Wortes zu geben. Er wird – jedenfalls ist dies mein Wunsch und der Zweck meines Werkes gewesen – einige Hinweise finden, die ihm beim Studium der Bibel helfen werden, die ihm aber ohne dieses Studium nichts nützen werden. Ich hätte ihm einen schädlichen Dienst erwiesen, hätte ich ihm dazu verholfen, Gedanken aufzusammeln, und ihn gleichzeitig von dem lebendigen und wahren Wort abgelenkt, das uns mit Gott selbst in Berührung bringt, das unser Herz vor jenes Auge stellt, das alles sieht, das alles beurteilt, das uns aber sieht, um uns zu helfen und uns zu segnen.

Eine weitere und mehr persönliche Erwägung wog ein wenig bei mir – die Tatsache, dass die Aufgabe tatsächlich sehr groß war. Der Einfluss dieses Gedankens verschwand in der Hoffnung, meinen Geschwistern dienlich zu sein, wie auch in der großen Freude, die ich beim Ausführen des Werkes voraussah und die ich auch erlebte. Selbst wenn mein Leser keinen großen Nutzen daraus ziehen wird, so habe ich den großen Trost, dass es mir großen Gewinn eingebracht hat. Wie es auch sei, bedaure ich nicht, es unternommen zu haben. Ich flehe den Leser an, diese Seiten nicht ohne die Begleitung der Seiten des Wortes zu lesen und sie nur zum Studium des Wortes zu gebrauchen. Meine Absicht ist, dass das Wort studiert werde, und ich hoffe sogar, dass es unmöglich sein wird, diese Schriftstücke anders zu lesen als nur beim Studieren des Wortes.

Schließlich habe ich nicht vor, über das Ergebnis, das die Wahrheit in mir erzeugt hat, zu reden, noch will ich den gottseligen Gemütsbewegungen Ausdruck verleihen, die aus dem Herzen aufwallen, wenn das Wort recht gelesen wird. Ich beabsichtige, meinem Leser zu helfen, das zu verstehen, was diese Gefühle hervorbringen sollten. Ich ziehe vor, sie durch die Gnade in seinem Herzen aufwallen zu lassen, als ihm viel davon mitzuteilen, was in dem meinigen stattgefunden hat. Ich drücke einfach den Wunsch aus, dass das Ergebnis nicht bloß die Freude der Erkenntnis sei, sondern der wahren Gemeinschaft mit Gott.

Ich habe nur noch ein Wort hinzuzufügen. Ich beabsichtige, eine Zusammenfassung aller Bücher der Bibel herauszugeben und, insoweit wie es mir gegeben werden mag, auf die Absicht des Heiligen Geistes in jedem Buch hinzuweisen. Da dies ein großes Unternehmen ist, schien es, dass das Werk gut in Teilen herausgegeben werden könnte. Die fünf Bücher Mose kommen einem natürlich wie eine Gruppe vor, die gesondert erscheinen könnte. Meine Arbeit betreffs der anderen Bücher ist gut vorgeschritten, so dass ich hoffe, wenn Gott will, bald die Herausgabe dieses Werkes wieder aufzunehmen. Es ist süß zu denken, dass meine Brüder mir durch ihre Gebete helfen werden, auf dass ich bei dem Werk von Gott geleitet werde, und dass Sein Geist über ihm den Vorsitz führen möchte, und dass es auf diese Weise uns allen zum Segen werden möge.

Ich darf dieses Vorwort nicht beenden, ohne meinem Leser mitzuteilen, dass, wenn er auf diesen Seiten etwas Erbauliches findet, er dies in großem Maß der Sorgfalt und dem liebevollen Interesse unseres Bruders M. H. Parlier verdankt, der mir bei der Herausgabe viel geholfen hat.

Möge Dir die Belehrung des Heiligen Geistes selbst gewährt werden, lieber Leser; möge das Wort in diesen letzten Tagen immer kostbarer werden, und möge eine gehorsame Gesinnung, verbunden mit Liebe zu allem, was Christus gehört, bei Dir sein. Dies ist der Wunsch deines liebenden Bruders in Ihm.

J. N. Darby
Nächstes Kapitel »