Die letzten Dinge

Die Hochzeit des Lammes und das Gericht an den feindlichen Nationen

Die letzten Dinge

Freude im Himmel über den Sturz Babylons

„Nach diesem hörte ich etwas wie eine laute Stimme einer großen Volksmenge in dem Himmel, die sprach: Halleluja! Das Heil und die Herrlichkeit und die Macht unseres Gottes! Denn wahrhaftig und gerecht sind seine Gerichte; denn er hat die große Hure gerichtet, die die Erde mit ihrer Hurerei verdorben hat, und hat das Blut seiner Knechte gerächt an ihrer Hand. Und zum anderen Mal sprachen sie: Halleluja! Und ihr Rauch steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und die vierundzwanzig Ältesten und die vier lebendigen Wesen fielen nieder und beteten Gott an, der auf dem Thron sitzt, und sagten: Amen, Halleluja! Und eine Stimme kam aus dem Thron hervor, die sprach: Lobt unseren Gott, alle seine Knechte und die ihr ihn fürchtet, die Kleinen und die Großen!“ (19,1–5).

Dieses Kapitel bringt endlich den vollen Triumph unseres Herrn Jesus Christus. Die letzten Hindernisse werden beseitigt, die dem Antritt seiner glorreichen Herrschaft über die Erde noch im Weg stehen. Im Gegensatz zu der großen Wehklage derer, die auf der Erde wohnen, über die Zertrümmerung aller irdischen Herrlichkeit, hören wir nun im Himmel einen allgemeinen Jubel über den Fall Babylons, der abtrünnigen, untreuen Kirche, die zur Hure geworden ist. Das ist auch gar nicht anders denkbar, denn der Himmel ist der Bereich der Vollkommenheit und Heiligkeit, sowie der Vollentfaltung der Herrlichkeit Gottes. Wie sehr müssen demnach auch die verherrlichten Heiligen, samt allen Himmelsbewohnern den Gräuel dieses Systems, dieses Zerrbildes dessen, was Christus sich zubereitet hat, empfinden. Darum ist auch die Freude im Himmel unbeschreiblich groß, besonders im Hinblick darauf, dass dieses, für den Triumph des Herrn so Schädliche, endlich beseitigt ist.

Darum hört Johannes jetzt die Stimme einer großen Volksmenge. Es ist ohne Frage der Jubel aller Heiligen im Himmel über die vollzogene Rache an denen, die den Heiligen so viel Leiden zugefügt haben. Es entspricht dem Charakter der Endzeit, und des Weiteren handelt es sich ja vor allem um die Wiederherstellung der Ehre des Herrn. Darum ist es auch bezeichnend, dass hier viermal das „Halleluja!“ (Off 19,1.3.4.6) ausgerufen wird („Halleluja“ bedeutet „Lobt den Herrn“), weil nun zum ersten Mal das volle, durch nichts mehr eingeschränkte Lob Gottes gehört wird. Darum finden wir dieses Wort im ganzen Neuen Testament nur hier. Im Alten Testament finden wir es nur in den Psalmen und zwar vom 104. Psalm an, und immer dann – wie hier im 19. Kapitel der Offenbarung – wenn ein Sieg des Herrn vorausgegangen ist. Hier hören wir es zuerst aus dem Mund der jubelnden großen Volksmenge, zweitens stimmen die vier lebendigen Wesen und die vierundzwanzig Ältesten anbetend und niederfallend mit ein, und drittens fordert eine Stimme aus dem Thron alle „Knechte“, d.h. sowohl alle Heiligen im Himmel, als auch die auf der Erde, sowie die himmlischen Heerscharen, auf, dieses Lob Gott darzubringen, und so erfolgt viertens in Vers 6 das gewaltige Halleluja der gesamten Anbeter.

Bei dieser Gelegenheit hören wir zum letzten Mal von den „Ältesten“, da nun ihre offizielle Aufgabe, für die bedrängten Heiligen auf der Erde einzustehen, für immer beendet ist, da diese nun ihr herrliches Ziel erreicht haben. Fortan werden die himmlischen Heiligen nur noch in ihrer innigen Verbindung mit ihrem Herrn und Haupt und in ihrer persönlichen Herrlichkeit gesehen.

Die Hochzeit des Lammes

„Und ich hörte etwas wie eine Stimme einer großen Volksmenge und wie ein Rauschen vieler Wasser und wie ein Rollen starker Donner, die sprachen: Halleluja! Denn der Herr, unser Gott, der Allmächtige, hat die Herrschaft angetreten“ (19,6).

Endlich, da mit dem Fall Babylons das letzte und große Hindernis, das der vollen Entfaltung der Ratschlüsse Gottes im Weg stand, gefallen ist, ist nunmehr der Augenblick der völligen Vereinigung der Brautgemeinde mit dem Herrn Jesus gekommen, ein Ereignis, das erst recht das Lob und die Bewunderung vonseiten der Himmelwelt hervorruft. Das eigentliche Ziel des göttlichen Ratschlusses ist nunmehr erreicht, nämlich, dass Christus nicht allein ist, sondern, inmitten seinesgleichen, in und bei Gott wohnen soll. Dies ist es auch, was Gott einstmals mit der Erschaffung Adams und der Entnahme seiner Gefährtin aus seinem Körper mit dem Begleitwort: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei“, zum Ausdruck bringen wollte. Indem nun Christus als Mensch zur Rechten Gottes erhoben ist, kann Er jetzt auch die erlösten Menschen zu sich erheben und mit sich vereinen, damit seine Wonne und Freude an ihnen sei (Spr 8,31).

Zunächst brechen alle Heiligen und Engel gemeinsam in Lob und Ehrung des Herrn aus, indem sie seinen Antritt der Herrschaft der Welt erheben. Nun ist auch der Augenblick der Erscheinung des Christus auf der Erde zum Gericht über alles Böse und zur Aufrichtung seines Messiasreiches gekommen. Daher vernehmen wir den dreifachen Titel: „Herr“, „Gott“ und „Allmächtiger“, Titel, in denen sich Gott dem Menschen zuerst in seiner ganzen überragenden Größe im Alten Testament offenbart hat, und die hier dem Sohn Gottes, Jesus Christus, zuerkannt werden als dem, dem in diesem Moment in besonderer Weise „alle Macht und Gewalt“ übergeben ist.

„Lasst uns fröhlich sein und frohlocken und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Frau hat sich bereitet“ (19,7).

Ehe Christus seine Herrschaft antritt, findet die Hochzeit im Himmel statt. Er wird hier das „Lamm“ genannt, womit auf besonders schöne Weise der Weg der Liebe angedeutet wird, auf dem Er seine Frau erworben hat. Sie ist, wie wir wissen, dazu bestimmt, den Herrn bei seiner Offenbarung in Herrlichkeit auf der Erde zu begleiten. Sie wird daran teilhaben und mit verherrlicht werden vor allen Menschen, diesen zu einem vernichtenden Zeugnis, sich selbst aber zur vollen Rechtfertigung vor ihren Widersachern. Auch darüber, dass diese Brautgemeinde für den Herrn bereitet ist, wird im Himmel großer Jubel und große Freude sein, ein Augenblick größter Offenbarung der göttlichen Herrlichkeit.

Seine Frau hat sich bereitet“. Diese Zubereitung begann schon auf der Erde durch das Werk des Herrn Jesus, das Er für uns am Kreuz vollbrachte, und dann durch das Wachstum in der Gnade und die praktische Ausgestaltung seines Bildes in uns. O wie wichtig ist unser Wandel im Blick auf diese Tatsache! Vergessen wir nicht, mit dem, was wir in Abhängigkeit und Treue wirken, weben wir unser himmlisches Kleid, formen unsere spätere Krone und erwirken unseren Lohn (1. Kor 3). Noch vor der Hochzeit, wenn der Herr uns droben eingeführt haben wird, werden wir vor dem Richterstuhl des Christus erscheinen (2. Kor 5,10), allerdings nicht, um gerichtet zu werden, sondern um „offenbar“ zu werden, einerseits vor uns selbst, um zu sehen, wie unendlich groß die Liebe und das Werk für uns ist, und andererseits, um unseren sicherlich unverdienten Lohn und unsere Kronen in Empfang zu nehmen. Hier wird der Ort sein, wo die Brautgemeinde und auch die Freunde des Bräutigams zur Hochzeit geschmückt werden.

„Und es wurde ihr gegeben, dass sie sich kleide in feines Leinen, glänzend und rein; denn das feine Leinen sind die Gerechtigkeiten der Heiligen“ (19,8).

Natürlich muss auch die Braut hochzeitlich geschmückt werden, damit sie der Herrlichkeit des Bräutigams voll und ganz entspricht. Sie wird, außer den Kronen, herrliche Kleider von feinem, glänzenden, reinen Byssus (Leinwand) empfangen, Kleider wie die des Herrn bei seiner Verklärung auf dem Berg (Mk 9,3; Mt 17,2). Sie werden „die Gerechtigkeiten der Heiligen“ genannt, d. h. deren gerechte Taten. Welche wunderbare Gnade und Liebe des Herrn, unser schwaches Tun in solchem herrlichen Glanz herauszustellen, da doch alles durch Ihn selbst gewirkt und nichts anderes als seine Gabe ist! Aber auch dies gehört zu seiner Verherrlichung. Möchten wir doch dieses höchste Ziel bei allem, was wir tun, nie aus dem Auge lassen.

Wie so ganz anders, wie viel reiner, heller, wertbeständiger und wertvoller ist dies doch alles als der äußerliche, heuchlerische Schmuck der „Frau auf dem Tier“, der doch nur Sünde, Verderben und Blutvergießen zudeckt und tarnt und darum samt seiner Trägerin plötzlich verschwinden wird! Auch ist die Herrlichkeit der Brautgemeinde, der Kirche, viel höher und herrlicher als die Israels in seinem ihm verheißenen Königreich. Wohl wird uns Israel auch in dem Bild einer Braut gezeigt, besonders in Psalm 45 und im Lied der Lieder; diese Herrlichkeit ist aber nur für die Erde und in einem reservierteren Sinn, denn von einer Hochzeit lesen wir nichts. Wohl wird Israel eine „Königin“ genannt und wird die vollkommene Liebe des Königs und Messias' genießen, aber nirgends ist für dieses das überaus innige Verhältnis angedeutet, wie es im Neuen Testament für die Ekklesia gesagt ist, die allerdings für den Himmel und nicht für die Erde bestimmt ist. Schon der Ausdruck „Braut oder Frau des Lammes“ schließt das Bundesvolk des Alten Testaments völlig aus, dieser Ausdruck gehört ganz dem Neuen Testament an und ist nur mit dem neuen Volk Gottes, der Ekklesia, die aus allen Völkern gesammelt ist, verbunden.

„Und er spricht zu mir: Schreibe: Glückselig, die geladen sind zum Hochzeitsmahl des Lammes! Und er spricht zu mir: Dies sind die wahrhaftigen Worte Gottes“ (19,9).

Die Geladenen, also die Gäste der Hochzeit, die Freunde des Hochzeitpaares – wer sind diese, und wer ist die Braut selbst? Nun, die Braut ist uns in Epheser 5,24–32 deutlich und herrlich vor Augen geführt: es ist die Ekklesia, die Versammlung, die aus allen Nationen heraus erkaufte und auserwählte Kirche, die Er sich selbst rein und heilig und tadellos dargestellt hat. Die Freunde und Gäste aber sind die übrigen himmlischen Heiligen, die des Alten Testaments, von Adam bis zu Johannes dem Täufer, sowie die aus Juden und Nationen, die noch nach der Entrückung ihr treues Festhalten am Zeugnis von Jesus Christus mit dem Leben bezahlt haben, also jene, denen wir in Kapitel 6 unter dem Altar und in Kapitel 15 vor dem gläsernen Meer begegnet sind (vgl. auch Johannes den Täufer in Joh 3,29, wo dieser sich selbst „Freund des Bräutigams“ nennt). Welche wunderbare Tatsache: zwei deutlich unterschiedene Gruppen Heiliger, die aber dasselbe herrliche Los genießen, und dies nicht nur für eine abgemessene Zeit, sondern für immer! Natürlich genießt die Brautgemeinde dennoch einen gewissen Vorrang, nämlich das Vorrecht, der vornehmste Gegenstand der Wonne des Herrn, seine Vertraute, Mitteilhaberin seines Erbes, seiner Herrschaft und seiner Ratschlüsse zu sein.

Es ist der Engel, der Johannes, von Kapitel 17 an, das Geschehen gezeigt und erklärt hat, der mit Recht dieses „Glückselig!“ ausruft. Denn die Engel haben daran kein Anrecht, da sie nach Hebräer 1 dienende Geister zum Wohl der Heiligen sind.

Die Engel sind erhoben
Zum Dienen und zum Loben,
Doch Söhne sind sie nicht.

Sie sehen und bewundern wohl die ganze wunderbare Tatsache und verherrlichen Gott hierüber, ohne aber eigentlichen Einblick in dieses Geheimnis zu haben (1. Pet 1,12). Sicherlich ist diese Glückseligkeit für die Teilhaber unendlich groß, denn es ist für sie das Teilhaben am Triumph des Herrn selbst und an seiner Liebe. Denn Christus hat damit den Gipfelpunkt der Ratschlüsse Gottes erreicht, worauf Er heute noch sehnlichst wartet, sehnlicher, als wir dies zu tun imstande sind (2. Thes 3,5; Off 3,10). Denn bis dahin war sein Triumph noch nicht vollkommen; er kann es erst sein, wenn Er die Seinen, ohne Ausnahme, endlich jenseits des Bösen und des Todes in seiner Herrlichkeit versammelt und mit Ihm vereinigt hat.

Dass dies alles so unbegrenzt herrliche, sichere und gewisse Wirklichkeit sein wird, bestätigt der Engel damit, dass er beifügt: „Dies sind die wahrhaftigen Worte Gottes“, Worte dessen, der selbst die Wahrheit in Person ist. Dies ist wiederum ein Beweis, wie sehr es Gott daran gelegen ist, seine Worte und seine Verheißungen unerschütterlich in unseren Herzen zu verankern und zu verwurzeln (2. Kor 1,18–22; Heb 6,16–20).

„Und ich fiel zu seinen Füßen nieder, um ihn anzubeten. Und er spricht zu mir: Sieh zu, tu es nicht. Ich bin dein Mitknecht und der deiner Brüder, die das Zeugnis Jesu haben; bete Gott an. Denn der Geist der Weissagung ist das Zeugnis Jesu“ (19,10).

Alles Gehörte und Gesehene ist für Johannes so überwältigend groß, dass er anbetend niederfällt, in dem Empfinden, vor der Heiligkeit des Herrn selbst zu sein, obwohl es nur ein Bote, ein dienender Engel ist, dem solche Ehrbezeugung nicht gebührt. Dieser Vorfall gibt uns eine Ahnung davon, wie unendlich erhabener die himmlischen Dinge, selbst die, die himmlischen Geschöpfe betreffenden, sind. Es übersteigt unseren Verstand. Wie unzulänglich sind doch unsere Vorstellungen vom Himmel! Geleitet durch den Geist, kann das Auge des Glaubens das eine und andere in einem Bruchstück erkennen, aber niemals erfassen. Wie unangebracht ist es also, wegen der uns stückweise möglichen geringen Erkenntnis, sich darauf etwas einzubilden (1. Kor 8,1–3). Darum wiederholt der Engel mit Recht, dass der Geist der Wahrheit keinem Geschöpf, weder Engel noch Mensch eigen ist, sondern dass dies alles das Zeugnis des Herrn Jesus Christus, Gottes selbst ist, aus seinem Mund kommend und von Ihm selbst zeugend. Der Zweck aller Offenbarung ist nicht bloß Orientierung über die kommenden Ereignisse, sondern vor allem die Verherrlichung des Herrn Jesus.

Die Erscheinung des Herrn Jesus zum Gericht

„Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, genannt „Treu und Wahrhaftig“, und er richtet und führt Krieg in Gerechtigkeit“ (19,11).

Jetzt ist die große Stunde gekommen, in der unser Herr wieder auf die Erde herabsteigt, und zwar diesmal in Macht und Herrlichkeit. Er wird persönlich an allen Widersachern Gericht ausüben, die Erde von allem Bösen reinigen und endlich sein messianisches Friedensreich aufrichten. Auf der Erde tobt ein totales Wüten gegen alles, was den Namen des Christus trägt, im Tempel in Jerusalem ist der große Gräuel der Verwüstung“ (Mt 24,15) aufgestellt, und der getreue Überrest schreit aus dem Staub zu Ihm um Befreiung.

Von dieser Wiederkunft auf die Erde reden manche Stellen im Alten wie im Neuen Testament. Nach Judas 14–15 hat schon Henoch davon geweissagt und die Propheten, vor allem Matthäus 24–25 redet davon, sowie die beiden Briefe an die Thessalonicher. Diese Erscheinung (Epiphania) wird sichtbar vor aller Welt erfolgen, denn die Menschen müssen Ihn dann erkennen als den, den sie verworfen und bekämpft haben, und der jetzt in königlicher Macht gekommen ist, um sie zu richten und ihnen zu vergelten. Sein altes Bundesvolk Israel erkennt Ihn zuerst an seinen Wundmalen, als den, den sie gekreuzigt haben. Ein treuer Überrest wendet sich an Ihn in Reue und Buße und erfährt Gnade (Sach 12; Off 1,7), bevor Er sich als König auf den Thron in Zion setzen wird, während seine Feinde Ihn mit Schrecken als Rächer und Richter erkennen müssen.

Diesmal wird Er aber auch nicht allein erscheinen, sondern in Begleitung aller seiner Heerscharen, vor allem mit allen seinen Heiligen, aber auch mit seinen Legionen Engeln, wenn sie hier auch nicht erwähnt sind, da sie ja die Vollstrecker seiner Gerichte sind. Sie werden aber an anderen Stellen, z. B. Matthäus 16,27; Markus 8,38 und Lukas 9,26 ausdrücklich als solche genannt. Es handelt sich eben in unserem Abschnitt besonders um die Offenbarwerdung, sowohl des Herrn in seiner königlichen Eigenschaft, als auch seiner Heiligen, als die von Ihm Anerkannten und Verherrlichten. Im Grund zeigen alle angegebenen Einzelheiten die Tatsache und Wahrheit von alledem, was der Unglaube leugnet, das die Menschen nun aber unwiderlegbar erkennen müssen.

Hierzu öffnet sich der Himmel; der Herr erscheint inmitten seiner Heerscharen. Im Gleichnis von den zehn Jungfrauen hören wir, dass der Himmel nach dem Einzug der Brautgemeinde verschlossen wird. Alle, die Jesus nicht als ihren Erlöser angenommen haben, sind draußen, für ewig draußen. Wohl öffnet sich der Himmel hier noch einmal, aber nicht, um jemand Einlass zu gewähren, sondern zur Ausübung des Gerichts. Johannes sieht den Herrn als siegreichen König in Macht und Herrlichkeit, vom Himmel kommend. Das weiße Pferd ist einerseits das Symbol der richtenden und siegenden Gewalt und andererseits das der unbestechlichen Gerechtigkeit des Richters, der auf dem Pferd sitzt. Dieser trägt hier einen besonderen Namen: Treu und wahrhaftig. Dieser Titel soll den Menschen einprägen, dass eben trotz alles Zweifelns und Leugnens dennoch alles im Wort Gottes volle, reale Wahrheit ist und sich unbedingt erfüllen wird, allerdings dann nicht mehr in Gnade, sondern zum Gericht.

„Seine Augen aber sind eine Feuerflamme, und auf seinem Haupt sind viele Diademe, und er trägt einen Namen geschrieben, den niemand kennt als nur er selbst“ (19,12).

Seine Augen sind eine Feuerflamme“. So hat sie Johannes schon im 1. Kapitel gesehen, wo Christus sich ihm als Richter gezeigt hat. Seine Augen sind bis ins Innerste durchdringend, überführend und verurteilend; nichts kann ihnen entgehen. Die „Diademe“ auf seinem Haupt reden von der Summe aller Kronen. Es sind nicht nur eine, oder drei, wie die Papstkrone, sondern viele, denn alle Kronen gehören Ihm, dem König aller Könige. Er trägt einen Namen, „den niemand kennt, als nur er selbst“. Welches erhabene Zeugnis seiner Gottheit, die niemand ergründen kann! Denn indem die Menschen meinen, Gott mit ihrem beschränkten Verstand erfassen zu können, ziehen sie den Herrn tatsächlich auf ein menschliches Niveau herab, Ihn, der doch in all seinem Wesen unser Erkennen und Erfassen weit übersteigt. Das Wesen seiner Göttlichkeit ist für uns verborgen: Er hat einen Namen, den kein Mensch erkennen kann. Nur die Göttlichkeit kann das Göttliche erfassen. Die Diademe reden auch von Herrschaft. Wahrlich, kein Schrecken wird seinen Feinden erspart bleiben. Sie müssen nun den, der in Niedrigkeit unter ihnen lebte, und dem sie zum Spott die Dornenkrone aufdrückten, als den erkennen, der der König und Gebieter der Welt ist.

„Und er ist bekleidet mit einem in Blut getauchten Gewand, und sein Name heißt: das Wort Gottes“ (19,13).

Das in Blut getauchte Gewand ist das Zeugnis davon, dass Er kommt, um die Kelter der Rache und des Grimmes Gottes zu treten. Die Kelter als das Symbol und Instrument der Vergeltung Gottes ist auch schon im Alten Testament genannt, z. B. in Jesaja 63,1–6 und im Neuen Testament in Offenbarung 14,14–20. Sie zeichnet zugleich die Überreife zum Gericht, denn die Sünde der Menschen schreit zum Himmel. Der Name: „Das Wort Gottes“ redet hier davon, dass das Wort Gottes, das die Menschen verlacht, verdreht und oft verbrannt, aber niemals überwunden haben, jetzt in Macht richtend gegen sie zeugt und lebendige Tatsache wird. Es wird den gottfeindlichen Menschen gar nichts übersehen und nichts geschenkt, was sie sich im Trotz gegenüber dem dreimal heiligen Gott angemaßt haben. Wenn Er auch heute noch schweigt, so werden doch alle Worte aufbewahrt auf den Augenblick der Vergeltung Gottes.

„Und die Kriegsheere, die in dem Himmel sind, folgten ihm auf weißen Pferden, angetan mit feinem Leinen, weiß und rein“ (19,14).

Der Herr ist, wie wir bereits feststellten, von seinen Heerscharen begleitet, nämlich von allen seinen Heiligen, aber auch von allen Engeln, deren Aufgabe die Vollstreckung des Gerichts sein wird. Sie werden hier zwar nicht erwähnt, weil es sich in diesen Versen ausdrücklich um die Offenbarwerdung handelt, sowohl der Heiligen als auch des Herrn selbst. Er selbst wird besonders als König offenbart, der zum Gericht gekommen ist und es auch ausführt, aber nicht allein deswegen, sondern auch zum Offenbarwerden aller verherrlichten Heiligen, zum Zeugnis gegen alle unbekehrten Menschen, die sie früher verlacht, verhöhnt, verspottet und gar getötet haben. Diese müssen nun feststellen, dass Er diese Geringen anerkennt und was Er aus ihnen gemacht hat, eben voll und ganz das, was Gottes Wort verheißen hat. Zugleich wird aber auch Er, der Herr, selbst in seinen Heiligen verherrlicht und so vor den Augen der Menschen offenbart. Sie werden ja auch auf weißen Pferden sitzend, in herrlichen weißen Kleidern und mit den erworbenen Kronen gesehen, also in derselben Herrlichkeit wie der Herr selbst. Es ist jedoch kein Rot an ihren Gewändern, denn es ist nicht ihre Sache, zu richten, sondern den Herrn zu verherrlichen.

„Und aus seinem Mund geht hervor ein zweischneidiges, scharfes Schwert, damit er die Nationen damit schlage; und er wird sie weiden mit eiserner Rute, und er tritt die Kelter des Weines des Grimmes des Zornes Gottes, des Allmächtigen“ (19,15).

Welche erhabenen, feierlich-ernsten Worte! Sie kommen aus dem Mund des Herrn als König und Richter. Johannes sieht ein scharfes, zweischneidiges Schwert aus seinem heiligen Mund hervorgehen. Es ist das Wort der lebendigen Macht Gottes; das Wort, das Leben hervorbringen, sowie durch seinen Hauch es auszulöschen vermag. Welche gewaltige Autorität: Sein Wort! Es ist hier nicht mehr die rettende Botschaft des Heils, sondern das unbestechliche, gewaltige, richtende Wort dessen, der Augen hat wie Feuerflammen; das Wort der Gerechtigkeit und Macht Gottes. Es verurteilt nicht nur, sondern es schafft auch die unmittelbare Ausführung des göttlichen Urteils. Es wirft durch den Hauch seines Mundes die anstürmenden Horden vernichtend zu Boden, wie einst die Nennung seines Namens: „Ich bin's“, die Häscher des demütigen Jesus zu Boden warf, so dass sie nichts zu unternehmen vermochten. Die „eiserne Rute“ betrifft wohl mehr die weiteren Gerichte beim Beginn seiner Regierung, die Säuberung der Erde von allem Bösen.

„Und er trägt auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte einen Namen geschrieben: König der Könige und Herr der Herren“ (19,16).

Noch einmal wird ein Name angegeben, der die überragende Größe des Herrn zum Ausdruck bringt: „König der Könige und Herr der Herren“. Dieser Name steht auf seinem Gewand geschrieben und an seiner Hüfte, so dass er den Menschen in die Augen springen muss. Wir wissen, dass in der Heiligen Schrift der Name mit der Person, die ihn trägt, meistens identisch ist. Als Christus in Niedrigkeit und in Gnade auf der Erde war, wollten die Menschen nichts von Ihm wissen. „Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche!“, war der Ruf einer gottfernen, Christus hassenden Menschheit. Sie lehnten den Heiligen und Gerechten ab, verwarfen Ihn, krönten Ihn zum Spott mit einer Dornenkrone und hefteten den, der nur Gedanken der Liebe zu ihnen hatte, ans Kreuz. Ist die Einstellung der heutigen Generation zum Sohn Gottes anders geworden? Ach, wir wissen wohl, käme Christus noch einmal auf diese Erde, sie würden an Ihm nicht anders handeln. Nun kommt Christus tatsächlich noch einmal aus Himmelshöhen auf die Erde herab, aber nicht in Niedrigkeit, sondern in Macht und Herrlichkeit. Dann werden alle Menschen sich vor Ihm beugen müssen und erkennen, dass Er „König der Könige“ und „Herr der Herren“ ist. Das wird aber nicht zu ihrem Heil sein, sondern zum Gericht, das sie sich in frivoler Ablehnung, der in dem Erlöser angebotenen Gnade, selbst aufgeladen haben. So mündet der herrliche „Name, der über jeden Namen ist“ in einen dreifachen Namen aus: „Treu und Wahrhaftig“, „das Wort Gottes“ und „König der Könige und Herr der Herren“, über dem erst noch ein höherer Name seines göttlichen Wesens steht, den gar kein Geschöpf fassen, noch verstehen kann.

Krieg und Ende der beiden satanischen Tiere

„Und ich sah einen Engel in der Sonne stehen, und er rief mit lauter Stimme und sprach zu allen Vögeln, die inmitten des Himmels fliegen: Kommt her, versammelt euch zu dem großen Mahl Gottes, damit ihr Fleisch von Königen fresst und Fleisch von Obersten und Fleisch von Starken und Fleisch von Pferden und von denen, die darauf sitzen, und Fleisch von allen, sowohl von Freien als Sklaven, sowohl von Kleinen als Großen“ (19,17–18).

Hier wird der Herr gesehen, wie Er zum Kampf gegen seine Widersacher auszieht. Er wird daher nicht mehr mit dem Namen „das Lamm“ bezeichnet, sondern als „der, der auf dem Pferd sitzt“, d. h. der, der jetzt in seiner ganzen richterlichen Souveränität, Gewalt und Macht kommt, um alles ins Reine zu bringen.

Dies wird durch die gleich von vornherein ergehende Einladung zum großen Mahl Gottes an die Raubvögel der Erde, zur Reinigung der Erde von den Leichen der Empörer gegen den Herrn, unterstrichen. Die Raubvögel, eigentlich Aasgeier, sind ja in den heißen Ländern gewissermaßen die Gesundheitspolizei, indem sie mit widerlicher Gier das Land von Aasen säubern. Mag dies nun wörtlich zu verstehen sein oder nicht, so soll damit auf alle Fälle die furchtbare Totalität des göttlichen Gerichts zum Ausdruck gebracht werden. Welcher Kontrast gegenüber der Einladung zum Hochzeitsmahl, einer nie endenden Glückseligkeit! Es ist das „Mahl Gottes“, d. h. das Mahl des gerechten und heiligen Gottes über seine dem Bösen verfallenen Geschöpfe zum vernichtenden, ewigen Gericht und zur Verdammnis über sie. Der Geist Gottes benutzt im Wort Gottes öfters solche Gegenüberstellungen, um uns einerseits die ganze Fülle seiner Heilsgedanken und andererseits das ganze Gewicht des Endergebnisses des Bösen vor Augen zu führen, damit wir einen tiefen Begriff von dem bekommen möchten, was die Sünde in den heiligen Augen Gottes ist. Es soll eine Mahnung an alle Menschen sein, wohl zu beachten, dass Gottes Gnade und Liebe gegen uns zwar unendlich groß und die dem Glauben gegebenen Verheißungen unbeschränkt sind, aber dass Er auf der anderen Seite keinerlei Sünde für geringfügig achtet und dass diese zum furchtbaren Gericht Gottes führen muss.

„Und ich sah das Tier und die Könige der Erde und ihre Heere versammelt, um den Krieg zu führen mit dem, der auf dem Pferd saß, und mit seinem Heer“ (19,19).

Schon in Offenbarung 17,14 ist angedeutet, dass das „Tier“, der Römische Cäsar, sich mit seinen verbündeten Königen zum offenen Krieg gegen das Lamm – wie sie meinen – aufmachen wird. Sie sind zuerst gegen die noch übrige, zurückgebliebene tote Namenchristenheit und gegen die den Messias ablehnenden Juden ausgezogen, in der Meinung, Gott und seinen Christus aus der Welt austilgen zu können. Jetzt aber ist der Herr selbst in seiner ganzen Macht und Herrlichkeit erschienen, um mit jenen abzurechnen. Aber der Römische Kaiser und die Könige mit ihm sind so verblendet und vermessen, dass sie meinen, gegen das Lamm, den Herrn des Himmels und der Erde, einen Kriegszug unternehmen zu können und es zu überwinden.

Es ist das Endziel aller Wirksamkeit Satans, indem er die Menschen zu grenzenloser Überhebung, Machtgier und Auflehnung gegen Gott anstachelt, also ein überströmendes Maß von Bosheit, Lüge und Betrug offenbart. Nun können das Tier und die Menschen sicherlich nicht mehr in Unkenntnis sein, mit wem sie sich eingelassen haben, denn der Herr kommt ja nicht im Verborgenen, sondern in voller Offenbarung seiner Macht und Herrlichkeit. Die Verfinsterung der Geister ist aber so groß, die teuflische Verführung so mächtig, und die Verstockung der Herzen so tief, dass die Menschen dem Irrwahn verfallen und unvernünftig sein werden. Aber auch hierin erfüllt sich Gottes Plan. Das beweist die Mobilisation der Raubvögel im vorhergehenden Vers, die von einem „Engel in der Sonne“, d. h. einem Engel von höchster Autorität, also vom Herrn selbst, ergeht.

„Und das Tier wurde ergriffen und der falsche Prophet, der mit ihm war, der die Zeichen vor ihm tat, womit er die verführte, die das Malzeichen des Tieres annahmen und die sein Bild anbeteten – lebendig wurden die zwei in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt“ (19,20).

Bezeichnenderweise wendet sich der Herr vorab gegen die beiden Hauptpersonen der feindlichen Heere, an deren Führer, den Römischen Kaiser und den Antichristen, der als Vasall des Cäsaren zu diesem stoßen wird. Der letztere wird hier nur „der falsche Prophet“ genannt, nach der neutestamentlichen Schilderung ein hochgradiger, religiöser Verführer und Diktator. Falscher Messias und Hoherpriester kann er nur für Israel sein, dessen Belange weniger im Blickfeld des Neuen Testamentes liegen.

Diese beiden Haupträdelsführer werden ohne weiteres „lebendig in den Feuersee, der mit Schwefel brennt“, geworfen werden, also in ihrem Körper an ihre endgültige, ewige Bestimmung, die sich niemals ändert, mildert oder erlischt. In 2. Thessalonicher 2,8 lesen wir, dass der Herr sie „verzehren wird durch den Hauch seines Mundes“. Beides legt klar, dass diese durch das einfache, gebietende Wort des Herrn in den Feuersee geworfen werden, ebenso, wie in der Zeit seines Erdenlebens die Dämonen auf sein Wort hin weichen mussten, wohin Er wollte. Beide Stellen bedeuten wohl auch, dass der Kaiser und der Antichrist nicht bloß fleischgewordene Menschen sein werden, sondern fleischgewordene Dämonenfürsten. Dies ist ja schon, von Anfang der Schöpfung an, das Bestreben der gefallenen Engel gewesen, weshalb Gott die Menschen, die sich mit diesen eingelassen hatten, durch die Sintflut vernichtete. Heute ist die Menschheit durch das Überhandnehmen der okkulten (geheimen) Wissenschaften wieder dahin gelangt, dass sie angefangen hat, ihre Körper den Dämonen zur Verfügung zu stellen.

„Und die Übrigen wurden getötet mit dem Schwert dessen, der auf dem Pferd saß, dem Schwert, das aus seinem Mund hervorging; und alle Vögel wurden von ihrem Fleisch gesättigt“ (19,21).

Die gesamte Römische Heeresmacht mit allen ihren Verbündeten wird niedergeschmettert und getötet „durch das Schwert, das aus seinem Mund hervorgeht“. Dieses von Vers 20 unterschiedene Gericht ist der Begebenheit ähnlich, die die Häscher im Garten Gethsemane zu Boden warf. Dennoch ist ihr Urteil aufbewahrt bis zum Gericht der Toten vor dem großen weißen Thron. Nach anderen Stellen, z. B. Matthäus 24, werden die Engel, die den Herrn ja bei seiner Erscheinung begleiten, ausführende Organe des Gerichtes sein.

Außerdem werden nach den Propheten und Matthäus 25,31–46 noch weitere Gerichtsschläge erfolgen, die, alle zusammen, das in Offenbarung 16,16 erwähnte Harmagedon ausmachen; denn nach der Prophezeiung sollen ja alle Völker der Erde ihr Gericht im Land Israel empfangen. Da aber alle übrigen Gerichte mehr mit der Sache Israels in Verbindung stehen, die nicht Gegenstand des Neuen Testamentes ist, wird hier nur das Gericht über den Antichristen und das Römische Reich erwähnt, die mehr aus der Entwicklung der Namenchristenheit hervorgehen werden.

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