FAQ - häufig gestellte Fragen zum christlichen Glauben

Versammlung heute

7.1 Was bedeutet das Wort «Versammlung», «Kirche» oder «Gemeinde»?

Das griechische Wort «ekklesia», das mit Kirche, Versammlung oder Gemeinde übersetzt wird, bedeutet «Herausgerufene, herausgerufen». Die Versammlung (Kirche, Gemeinde) hat nichts mit dieser Welt zu tun. Sie gehört zum Himmel. Sie ist aus dieser Welt herausgerufen worden und gehört Christus.

7.2 Was ist die Versammlung?

Gottes Wort kennt nur eine Versammlung (Kirche, Gemeinde). Sie besteht aus allen glaubenden Christen, die das Evangelium ihres Heils gehört und geglaubt haben (Eph 1,13). Sie sind zu einem Leib zusammengefügt worden, nicht etwa durch eine Mitgliedschaft in irgendeiner Organisation, sondern durch den Heiligen Geist (Apg 2,47; 1. Kor 12,13; Eph 1,23).

7.3 Seit wann gibt es die Versammlung?

Die Versammlung gibt es seit Pfingsten, also 50 Tage nach der Auferstehung des Herrn (Apg 2).

- Warum nicht früher?

Die Versammlung konnte nicht früher entstehen, weil Christus zuerst sterben, auferstehen und verherrlicht werden musste, bevor der Heilige Geist auf die Erde kommen konnte (Joh 7,37–39). In Matthäus 16 bestand die Versammlung noch nicht; sie musste erst noch gebildet werden: «Auf diesen Felsen werde ich meine Versammlung bauen» (V. 18).

- Warum nicht später?

Manche haben gedacht, die Versammlung sei erst später entstanden, weil am Pfingsttag nur Juden in jenem Obersaal in Jerusalem anwesend waren. Die Glaubenden aus den Nationen wurden erst später hinzugefügt (Apg 10; 11). Doch der Anfang der Versammlung muss an Pfingsten in Apostelgeschichte 2 gewesen sein, weil wir am Ende des Kapitels lesen, dass «der Herr täglich zu der Versammlung hinzufügte, die gerettet werden sollten». Somit gab es die Versammlung bereits.

7.4 War die Versammlung schon im Alten Testament bekannt?

Nein. Das Geheimnis von Christus und seiner Versammlung war damals «noch nicht kundgetan» (Eph 3,4.5). Es war die Aufgabe des Apostels Paulus, diese Wahrheit zu verkündigen (Eph 3,2.7.8). Das Alte Testament enthält wohl Vorbilder auf die Versammlung (z.B. Eva, Rebekka). Aber niemand konnte – ohne das Licht des Neuen Testaments – in diesen Bildern die Wahrheit über die Versammlung erkennen.

7.5 Wer gehört heute zu dieser Versammlung?

Alle, die das Evangelium ihres Heils geglaubt haben und so zu dem einen Leib hinzugefügt wurden (Eph 1,13; 1. Kor 12,13), also die, die sich zum Herrn Jesus Christus bekehrt haben – seien es Personen aus dem Volk Israel oder von den Nationen.

7.6 Wie kann man ein Glied am Leib Christi werden?

Dazu braucht man gar nichts zu tun. Wer dem Evangelium glaubt, ist schon ein Glied der «Versammlung des lebendigen Gottes», der einzigen Versammlung (oder Kirche), die man im Neuen Testament  finden kann. Man braucht nicht erst irgendwo bei irgendeiner Organisation oder Kirche Mitglied zu werden. Jeder echte Glaubende ist und bleibt ein Glied am Leib Christi (1. Kor 12,12.13).

7.7 Warum benutzt das Neue Testament Bilder für die Versammlung?

Wie würdest du einem Pygmäen im Regenwald – der noch nie ein Flugzeug gesehen hat – erklären, was ein Flugzeug ist? Zweifellos würdest du Bilder benutzen, z.B. dass ein Flugzeug wie ein ganz grosser Vogel aussieht, aber aus Metall besteht und nicht auf Bäumen landen kann, dass es Benzin trinkt statt Wasser, usw. Das würde diesem Pygmäen einen Eindruck davon vermitteln, was ein Flugzeug ist. In ähnlicher Weise benutzt Gott Bilder, mit denen wir vertraut sind (Leib, Braut, Haus), um uns zu erklären, was die Versammlung ist.

7.8 Was bedeutet es, wenn die Versammlung beschrieben wird als:

- Leib Christi?

Wenn Gott davon spricht, dass die Versammlung ein Leib oder Körper ist, dann beinhaltet das nach 1. Korinther 12, dass

  • wir alle verschieden sind, wie auch die Glieder unseres Körpers alle verschieden sind und unterschiedliche Funktionen haben;
  • es eine Einheit gibt, wie die Glieder unseres Körpers zusammen eine Einheit bilden;
  • Christus das Haupt der Versammlung ist (siehe   3.10). Dies ist die wichtigste Tatsache.

- Haus Gottes?

In einem Haus muss alles so eingerichtet werden, wie der Hausherr es will. So ist es auch im Haus Gottes:

  • Da gibt es eine göttliche Ordnung, die beachtet werden soll (1. Tim 3,15);
  • Da wird die Herrlichkeit des Hausherrn entfaltet, und Er wird geehrt (Ps 26,8);
  • Da muss alles heilig sein (Ps 93,5).

Die angeführten Stellen aus den Psalmen beziehen sich natürlich auf den Tempel Gottes im Alten Testament. Sie zeigen aber, dass Ehre, Herrlichkeit und Heiligkeit zum Haus Gottes gehören. Die Versammlung ist heute der Wohnort Gottes (Eph 2,19–22).

- Braut Christi?

Das Bild der Braut hat mit Zuneigung und einer überaus innigen und unlösbaren Beziehung zu tun (1. Mose 2,24). Es zeigt uns, dass es eine Beziehung der Liebe zwischen Christus und der Versammlung gibt (Eph 5,25ff). Die Zuneigung der Versammlung muss ungeteilt sein – nur für Christus (2. Kor 11,2). Die Braut hat nur ein grosses Verlangen: Das Kommen des Bräutigams! «Amen, komm Herr Jesus» (Off 22,17.20).

7.9 Was meinen wir, wenn wir von der «Versammlung in ...» sprechen?

Wir müssen verstehen, dass die Versammlung Gottes in ihrem globalen Aspekt (Eph 1,22.23) oder in ihrem örtlichen Aspekt (1. Kor 12,27), gesehen werden kann. Die Versammlung Gottes an einem bestimmten Ort (= lokaler Aspekt) ist der Ausdruck der Versammlung Gottes als Ganzes (= globaler Aspekt).

Die Versammlung Gottes in einer Ortschaft (z.B. in Antiochien) bestand aus allen Glaubenden in Antiochien. Sie war also ein Teil der Versammlung Gottes (siehe   7.2).

  • Damals, zur Zeit des Neuen Testaments, war dies leicht zu erkennen, weil sich alle nach demselben Prinzip versammelten. Wenn sie zu zahlreich wurden, um sich alle an einem Ort zu treffen, kamen sie in verschiedenen Häusern zusammen, taten dies aber in Gemeinschaft miteinander. Nur sie waren als Christen bekannt, und kein Ungläubiger wagte es, sich ihnen anzuschliessen (Apg 5,13).
  • Heute ist das alles etwas komplizierter. Trotzdem sind Gottes Grundsätze immer anwendbar. Die Menschen haben Kirchen, Gemeinden, Organisationen, Sekten usw. gegründet, indem sie Mitgliedschaften einführten (eine andere Mitgliedschaft als die, ein Glied des Leibes Christi zu sein). Wie kann man dann jetzt die Versammlung Gottes an einem Ort «sehen» oder «zeigen»? Nur, indem man auf der Grundlage der Bibel mit allen anderen, die auch diesen Wunsch haben, zusammenkommt. Man muss sich aber bewusst sein, dass die, die gerade zusammenkommen, nicht unbedingt die ganze Versammlung an diesem Ort sind.

7.10 Was bedeutet es, «zum Namen des Herrn Jesus hin versammelt» zu sein?

Ein Christ möchte grundsätzlich alles im Namen des Herrn tun, sogar essen und trinken (Kol 3,17). Aber wenn man sich in seinem Namen versammeln möchte (Mt 18,20), muss der Herr der Mittelpunkt des Zusammenkommens sein. Er muss die Leitung haben und im Brennpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Man kann nur im Namen des Herrn versammelt sein, wenn man seine Autorität anerkennt. Kurz zusammengefasst:

  • «wo» – ein Ort, den Gott erwählt hat (5. Mose 12);
  • «zwei oder drei»: eine göttlich bestimmte Mindestzahl für ein Zeugnis für Christus;
  • «versammelt sind»: die göttliche Kraft (versammelt durch den Heiligen Geist);
  • «versammelt»: eine göttliche Einheit;
  • «zu meinem Namen hin»: der göttliche Name des Herrn Jesus Christus, der versammelt;
  • «da bin ich»: die Gegenwart einer göttlichen Person: Christus;
  • «in ihrer Mitte»: das göttliche Zentrum.

Zusammenfassend können wir sagen: um nach Matthäus 18,20 zusammenzukommen, muss

  • der Herr der Mittelpunkt der Zusammenkunft sein;
  • der Leib des Christus die Grundlage sein;
  • die Autorität des Herrn durch Absonderung vom Bösen anerkannt werden.

7.11 Was ist ein Zusammenkommen «als Versammlung»?

Das ist ein Zusammenkommen, zu dem «die ganze Versammlung» an einem Ort zusammenkommt (1. Kor 14,23), und zwar «als Versammlung» (1. Kor 11,18). Wenn wir sagen «die ganze Versammlung», dann meint das natürlich jene, die dazu bereit und in der Lage sind. Das Neue Testament gibt uns mindestens drei Zwecke oder Arten solcher Zusammenkünfte an:

  • zum Brechen des Brotes (Apg 20,7; 1. Kor 11,23–26);
  • zum Beten (Apg 12,5.12 und Mt 18,19.20);
  • zur Erbauung (1. Kor 14,5.12.22–25).

7.12 Wer leitet die Zusammenkünfte? Ist das die Aufgabe eines Pastors? Oder von Ältesten?

Wenn Glaubende zum Namen des Herrn hin versammelt sind (Mt 18,20), muss Christus im Mittelpunkt stehen (siehe   7.10). Er lenkt alles. Es ist nicht eine Zusammenkunft, die von einem (oder mehreren) Menschen geleitet wird. Christus hat die Autorität und der Heilige Geist wirkt und lenkt «wie er will» (1. Kor 12,4–6.11). So sollte jeder Bruder (da die Frauen in der Versammlung schweigen; 1. Kor 14,34) bereit sein, sich vom Geist gebrauchen zu lassen. Er kommt seiner Aufgabe nach, indem er ein Lied vorschlägt, laut betet oder zur Erbauung anderer redet (1. Kor 14,26–33).

7.13 Wer sollte den «Dienst des Wortes» tun?

Mit «Dienst des Wortes» (Apg 6,4) meint die Schrift das Predigen und Lehren des Wortes Gottes, also die Belehrung von Glaubenden. Das sollte von denen getan werden, die dazu eine Gabe bekommen haben (Lehrer und Hirten; 1. Kor 12; Röm 12), bzw. als Gabe der Versammlung geschenkt worden sind (Eph 4). Dieser Dienst kann auch einen prophetischen Charakter tragen. Das ist ein Wort von Gott, das zur richtigen Zeit gesprochen und die Herzen und Gewissen der Zuhörer trifft.

Gottes Wort kennt keine Versammlungen (Kirchen), in denen eine Person, etwa ein einzelner «Pastor» den Dienst des Wortes tut. So gab es auch in Antiochien mehrere «Propheten und Lehrer» (Apg 13,1). Paulus sagt zu den Korinthern: «Wie ist es nun, Brüder, wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder von euch einen Psalm, eine Lehre ... Alles geschehe zur Erbauung» (1. Kor 14,26). Alles muss in Liebe getan werden und in der heiligen Ehrfurcht, die die Gegenwart Gottes mit sich bringt.

7.14 Was ist der Unterschied zwischen Gaben und Ämtern?

Gaben sind geistliche Fähigkeiten, z.B. die von Lehrern oder Evangelisten. Mit Ämtern meinen wir die Aufgaben von Dienern (Diakonen) und Ältesten, die übrigens immer in der Mehrzahl genannt werden.

Gaben sind für den ganzen Leib Christi (Eph 4,11.12). So kann beispielsweise ein Lehrer in anderen Städten oder Ländern die Glaubenden belehren. Aber Ämter beziehen sich auf einen Ort: «Älteste in jeder Stadt» (Tit 1,5), und: «Die Ältesten nun unter euch ermahne ich ... hütet die Herde Gottes, die bei euch ist» (1. Pet 5,1.2).

7.15 Warum ist es heute nicht mehr richtig, Älteste anzustellen?

Im Neuen Testament wurden Älteste immer von Aposteln (Apg 14,23) angestellt – oder solchen, die dazu einen ausdrücklichen Auftrag von einem Apostel hatten (Tit 1,5). Heute haben wir keine Apostel mehr (weil diese den Herrn gesehen haben mussten, Apg 1,21.22; und auch Apg 9,3–6 in Verbindung mit 1. Kor 15,8). Daher kann es auch keine apostolischen Beauftragten mehr geben, die noch Älteste anstellen könnten.

Aber es gibt immer noch Männer, die die Merkmale oder Qualifikationen von Ältesten haben (1. Tim 3,1–7). Solche, die diese Anforderungen erfüllen, können auch heute noch die Aufgaben von Ältesten ausführen (1. Pet 5,2; Apg 20,28).

7.16 Welche Gaben werden im Neuen Testament erwähnt?

In Epheser 4 werden fünf wichtige Gaben genannt, die Christus gegeben hat:

  1. Apostel – Männer, die den Herrn gesehen hatten (Apg 1,22; 9,4.5) und mit besonderer Autorität als Gesandte des Herrn tätig waren.
  2. Propheten – solche, die prophezeiten (also das Wort Gottes zum Volk, d.h. den Glaubenden, redeten). Bevor das Neue Testament vollständig war, hatten Propheten Offenbarungen (Eph 3,5). Heute ist die Bibel vollständig, darum gibt es keine neuen Offenbarungen mehr. Dennoch existiert auch heute noch ein prophetischer Dienst: Er besteht darin, ein Wort von Gott, das gerade für diesen Moment bestimmt ist, an andere Glaubende zu deren Erbauung zu richten (1. Kor 14). Aber ein solches Wort gründet sich auf die Bibel und ist somit keine neue Offenbarung. Es gab auch Frauen, die weissagten (Apg 21,9), aber in ihrem Aufgabenbereich und natürlich nicht in der Versammlung (1. Kor 14,34).
  3. Evangelisten – bringen verlorenen Sündern das Evangelium und weisen sie zum Herrn und in die Versammlung. Ein gutes Beispiel ist Philippus, der Evangelist (Apg 21,8) und seine Tätigkeit in Apostelgeschichte 8.
  4. Hirten – kümmern sich um die einzelnen Personen, wie ein Hirte sich um die Schafe kümmert. Das Wort «Pastor» bedeutet ja Hirte. Heute verstehen viele darunter eine Art «Einer-tut-alles-Person». Aber das ist nicht die Aufgabe des Hirten wie sie in der Bibel beschrieben wird.
  5. Lehrer – haben die Fähigkeit, die Wahrheit des Wortes Gottes so zu erklären, dass die Herzen der Hörer erwärmt und für die Wahrheit – die Person des Herrn Jesus – «brennend» werden (Lk 24,27.32).

Ausserdem gibt es noch viele andere Gaben (1. Kor 12 und Röm 12). Man beachte auch, dass keine dieser Stellen eine vollständige Liste aller Gaben beinhaltet.

7.17 Die Gaben der Zeichen und Wunder

a) Welche Bedeutung hatten sie in der Anfangszeit?

Warum gab Gott Wundergaben? Zur Evangelisation? Für emotionale Schauspiele? Oder um die Leiden der Glaubenden zu lindern? Für keines von diesen.

Gott gab Zeichengaben, um sichtbar zu machen, dass Er einen neuen Anfang geschaffen hatte. Die Zeit des Gesetzes war vorüber. Gott hatte durch den Heiligen Geist die Versammlung gebildet. Daher gab Er den Jüngern am Pfingsttag (am Tag, an dem die Versammlung begann;   7.3) die Fähigkeit, in fremden Sprachen zu reden, die von den anwesenden Leuten verstanden wurden. Wer konnte leugnen, dass dies ein Werk Gottes war?

Man sollte auch beachten, dass die Sprachen (oder «Zungen») ein Zeichen für die Juden waren (1. Kor 14,21). Manchmal fanden Heilungen statt (z.B. Apg 3), aber nicht, um die Leiden der Glaubenden zu lindern, sondern um Ungläubigen ein Zeichen zu geben (Apg 4,16.30 und Heb 2,4).

b) Welche Bedeutung haben sie heute?

Die Gaben der Wunder und Zeichen waren für den Anfang (Heb 2,3.4). Sie waren der nach aussen sichtbare Beweis, dass die Versammlung ein Werk Gottes war, etwas völlig Neues, ein Neuanfang. Natürlich kann Gott auch heute noch Wunder tun, und Er tut es. Aber das ist etwas ganz anderes als die Zeichengaben.

Wie steht es mit den «Sprachen»? Darf ich mal fragen: Kennst du eine Person, die in einer Fremdsprache reden kann, die sie nie gelernt hat (denn genau das passierte in Apostelgeschichte 2)? Und wo Menschen «in Sprachen» reden, frage ich:

  • Halten sie sich an die «Spielregeln» von 1. Korinther 14?
  • Wird jeder Beitrag übersetzt (1. Kor 14,13.27)?
  • Werden die «Sprachen» als Zeichen für Ungläubige benutzt (1. Kor 14,22)?
  • Schweigen die Frauen in der Versammlung (1. Kor 14,34)?

Wenn Gott eine Gabe gibt (die im Neuen Testament beschrieben wird), wollen wir diese anerkennen. Aber hüten wir uns vor Täuschungen – vor falschen, nicht in biblischer Weise ausgeübten Gaben, selbst wenn sie als «Gaben» angepriesen werden.

7.18 Was bedeutet «der Ruin (oder Verfall)  der Versammlung»?

Dieser Ausdruck bedeutet einfach, dass die Dinge heute ganz anders sind, als Gott sie ursprünglich vorgesehen hatte: Gottes Ratschluss hat sich zwar nicht verändert und die Versammlung ist immer noch der Leib Christi (Eph 4,4), aber der Mensch hat in der praktischen Verwirklichung und Darstellung der einen Versammlung schwer versagt. Christen sind heute in viele Gruppen aufgesplittert. Viele sind als «Mitglieder» einer kirchlichen Organisation beigetreten – anstatt sich einfach als «Glieder» am Leib Christi zu verhalten (  7.6). Man hat vielerorts das «Ein-Pastor-Prinzip» eingeführt. Hinzu kommt, dass heute viel Böses im christlichen Bekenntnis vorhanden ist:

  • kirchlich Böses, z.B. «Sekten» (Gal 5,20);
  • lehrmässig Böses (über Christus, seine Person, seine Sündlosigkeit, seine Menschwerdung, sein Menschsein, sein Erlösungswerk, die Heilsbotschaft, usw.), dann auch die Leugnung der wörtlichen Inspiration der Bibel (siehe Kapitel 8);
  • moralisch Böses, das in vielen Gemeinden toleriert wird (1. Kor 5; Unzucht, Ehebruch, Intimverkehr vor der Ehe, usw.).

Man scheint in einer abwärts führenden Spirale zu sein. Dazu gehört auch, dass man in vielen christlichen Gemeinschaften nicht einmal mehr die Notwendigkeit der Trennung vom Bösen praktiziert.

7.19 Wie kann man in der Zeit des Ruins und der Zersplitterung noch christliche Einheit darstellen?

Hat der Mensch nun alles verdorben? Ja, aber das heisst nicht, dass es nun unmöglich ist, die biblischen Grundsätze zu praktizieren. Selbst wenn die Menschen christliche Organisationen gründen, so kann man dennoch einfach das tun, was die Bibel sagt: nämlich sich zum Namen des Herrn Jesus hin versammeln (Mt 18,20), indem man weiss, dass man ein Glied am Leib Christi ist (1. Kor 12,12.13).

Bete einfach, und der Herr kann dir andere Glaubende zeigen, die Ihn auch als Herrn anerkennen und Ihm gehorsam sein möchten (2. Tim 2,22). Versammle dich mit solchen, und setz das, was die Bibel lehrt, nach bestem Wissen und Gewissen in die Praxis um. Das heisst nicht, dass man eine neue Gemeinde gründet. Gott hat seine Versammlung (Gemeinde) schon längst gegründet, nämlich vor 2000 Jahren – das reicht, eine weitere möchte Er nicht. Wir brauchen heute nur anzuerkennen, dass Er es getan hat, und uns dem entsprechend zu verhalten.

7.20 Wer sollte zum Brotbrechen zugelassen werden?

Jeder Glaubende – der nicht mit Sünde in Verbindung steht. Warum jeder Glaubende? Ganz einfach: Weil es grundsätzlich das Vorrecht aller Glieder des Leibes Christi ist, am Brotbrechen teilzunehmen (1. Kor 10,17). Was aber, wenn Sünden hindernd im Weg stehen? Wie kann es so weit kommen? Hauptsächlich aus drei Gründen:

  • Moralisch Böses: Der Mann in 1. Korinther 5 zum Beispiel musste wegen Hurerei «hinausgetan» werden, d.h. er konnte sich nicht mehr innerhalb der christlichen Gemeinschaft bewegen, also auch nicht mehr am Mahl des Herrn teilnehmen.
  • Böse Lehre: Wenn jemand nicht die Lehre des Christus bringt (2. Joh 9–11), darf man ihn nicht einmal in das Haus aufnehmen oder grüssen, wie viel weniger das Mahl des Herrn mit ihm essen. Auch böse Lehre – was die Schrift «Sauerteig» nennt (Gal 5,9) – schliesst von der Teilnahme am Abendmahl aus.
  • Verbindung mit Bösem (2. Tim 2,21): Wer einen bösen Lehrer grüsst (2. Joh 9–11) «hat Teil an seinen bösen Werken». Solche, die den Götzentempel in Korinth besuchten, nahmen dadurch (ob sie es wollten oder nicht) am Dämonentisch teil (obwohl sie selbst gar nicht an die Dämonen glaubten, 1. Kor 10,19–22). Siehe auch 1. Korinther 15,33; Offenbarung 2,14.

7.21 In welchem Verhältnis stehen örtliche Versammlungen zueinander?

Eine örtliche Versammlung ist ein Teil der gesamten Versammlung Gottes und eine Darstellung von ihr (1. Kor 1,2). Örtliche Versammlungen handeln daher in Harmonie miteinander, so wie auch die verschiedenen Teile des menschlichen Körpers miteinander und nicht gegeneinander arbeiten. Es ist offensichtlich, dass der Leib nicht aus Versammlungen besteht, sondern aus einzelnen Glaubenden – aber die Einzelnen in einer örtlichen Versammlung sind alle Glieder des einen Leibes: «Da ist ein Leib» (Eph 4,4), und da ist ein Haupt im Himmel, Christus selbst. Er möchte die Glaubenden und die Versammlungen nach seinen Gedanken und in Harmonie miteinander leiten.

Die örtliche Versammlung ist nur der Ausdruck und die Darstellung der einen Versammlung Gottes (1. Kor 10,17; 12,27, siehe auch   7.9).Wenn eine örtliche Versammlung eine Entscheidung trifft, z.B. in der Zulassung eines Glaubenden oder in der Zucht, ist diese Entscheidung bindend für alle anderen Versammlungen. Im Himmel wird ein solcher Beschluss anerkannt: «Was ihr auf der Erde binden werdet, wird im Himmel gebunden sein» (Mt 18,18).

Paulus sagt wiederholt, dass seine Anweisungen an die Korinther auch an allen anderen Orten gültig waren (1. Kor 1,2; 4,17; 7,17; 11,16).

7.22 Was ist kirchliche Zucht (oder Versammlungszucht)?

Das Ziel von Versammlungszucht ist die Wiederherstellung (Sinnesänderung und Umkehr) der Person, die in einer Weise gehandelt hat, die mit der christlichen Lehre nicht zu vereinbaren ist. Die Art der Zucht, die angewandt wird, hängt vom jeweiligen Fall ab. Es gibt verschiedene Arten der Zucht:

  • Zurechtbringung einer Person, die von einem Fehltritt übereilt wurde: Galater 6,1.2.- Warnen und ein Sich-Zurückziehen von Personen, die unordentlich wandeln: 1. Thessalonicher 5,14; 2. Thessalonicher 3,6.14.15.
  • öffentliche Zurechtweisung: 1. Timotheus 5,20; Galater 2,11–14.
  • Acht haben auf den, der Zwiespalt anrichtet: Titus 3,10.11; Römer 16,17.
  • Redeverbot: 1. Timotheus 1,3.4; vgl. Titus 1,10.11.
  • Ein Zur-Rede-stellen bei einem Vergehen einer anderen Person gegenüber: Matthäus 18,15ff.
  • Ausschluss von aller christlichen Gemeinschaft: Dies ist die schwerwiegendste Form der Versammlungszucht. Die Versammlung muss sich demütigen und zugeben, dass sie nichts Weiteres tun kann als den Fall Gottes Händen zu überlassen (lies 1. Korinther 5).

7.23 Was ist eine Sekte?

Das Wort wird mit etwas unterschiedlichen Bedeutungen benutzt. Ursprünglich bezeichnete es eine «Schule» oder «Partei», die auf bestimmten Meinungen ihres Gründers basierte. Sekten in diesem Sinn entstehen, wenn eine bestimmte Lehre aufgestellt (oder eine biblische Lehre überbetont) wird und man, um dieser Schule oder Partei anhängen zu dürfen, diese Lehre annehmen bzw. dem Leiter der Gruppe beipflichten muss. So war es in Korinth: Dort bestand die Neigung, einen Lieblingslehrer zu wählen und ihm zu folgen (1. Kor 1,11–13; 3,3–5). Da war auch die Gefahr, dass der daraus entstehende Gruppengeist zur Bildung von Sekten führen würde (siehe 1. Kor 11,18.19).

Im alltäglichen Sprachgebrauch werden heute verschiedene (und manchmal alle) christlichen Gruppen «Sekten» genannt – normalerweise mit abwertendem Unterton (siehe Apg 24,5.14; 28,22).

Was macht nun aus biblischer Sicht eine Gruppe von Christen zu einer Sekte oder «sektiererisch»? In der Hauptsache zwei Dinge:

  • Der eine Fall ist, dass man eine Organisation gründet, der man beitreten muss, bevor man christliche Gemeinschaft mit den anderen «Mitgliedern» haben kann.
  • Der andere Fall ist, dass man denen, die an der christlichen Gemeinschaft teilnehmen möchten, Bedingungen auferlegt – nicht die biblischen Bedingungen der Reinheit in Wandel, Lehre und Verbindungen – sondern ausserbiblische Bedingungen (wie z.B. bestimmte Bekleidungsvorschriften oder zusätzliche Gebote/Verbote).

7.24 Was macht eine Benennung (Denomination) aus?

Wenn du zu einer Denomination (einer Organisation mit einem Namen) gehörst, bedenke bitte Folgendes: Die frühen Christen hatten keinen Namen. Sie wurden einfach als «Christen» bezeichnet, weil jeder wusste, dass sie mit Christus zu tun hatten, dass sie sich zu Ihm bekehrt hatten und seine Interessen verfolgten. Warum sollte man heute einen Namen annehmen, wenn uns die Bibel nicht dazu verpflichtet? Seien wir damit zufrieden, einfach Glieder am Leib Christi zu sein (  7.6)! Alles andere ist faktisch eine Leugnung der Einheit des Leibes.

7.25 Wie verhält man sich gegenüber Christen, mit denen man nicht den gleichen gottesdienstlichen Weg geht?

Sie sind unsere Brüder und Schwestern in Christus. Wir können vielleicht nicht den gleichen gottesdienstlichen Weg gehen wie sie (d.h. mit ihnen das Brot brechen), aber wir lieben sie. Wie zeigen wir ihnen diese Liebe? Indem wir ihr Bestes suchen. Indem wir für sie beten und auf brüderliche Weise versuchen, ihnen zu helfen, sie zu erbauen und in ihrem Glaubensleben zu fördern.

7.26 Was ist wichtiger: lehrmässige Exaktheit oder Hingabe an Christus?

Es hat keinen Sinn, diese beiden Dinge gegeneinander auszuspielen. Wir brauchen beides. Lehre ohne Hingabe könnte mit einem Skelett ohne Fleisch verglichen werden. Hingabe ohne Lehre ist wie ein Körper, der kein Skelett hat, das ihm die Standfestigkeit gibt.

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