Die Briefe des Johannes

2. Johannes

Die Briefe des Johannes

Bevor wir zu den Einzelheiten dieses kurzen Briefes kommen, wollen wir auf einige Merkmale allgemeiner Art eingehen.

Verfasser

Der Name des Verfassers wird nicht erwähnt. Diese Eigentümlichkeit kennzeichnet auch den ersten und den dritten Brief, jedoch besteht in keinem Fall ein Zweifel, dass Johannes der Schreiber ist. Der Stil ist derselbe, übereinstimmend auch mit dem Evangelium, das seinen Namen trägt. Es ist sehr bemerkenswert, dass Johannes, außer in der Offenbarung, nicht ein einziges Mal in seinen Schriften seinen eigenen Namen erwähnt. Das entspricht durchaus dem Inhalt seiner Schriften.

Sein Evangelium und seine Briefe behandeln ein solch hervorragendes Thema – Gott offenbart in dem, der kein Geringerer war als „der Sohn des Vaters“ –, dass der menschliche Schreiber in der Herrlichkeit eines solchen Lichts nicht beachtet wird.

Der 2. Brief

Dieser zweite Brief (wie auch der dritte) scheint eine Art Anhang oder Nachschrift zu dem ersten Brief zu sein. Er war offensichtlich zunächst einmal eine Mitteilung privaten Charakters an eine gewisse christliche Frau und ihre Familie, dann aber verlieh Gott diesem Brief Dauerhaftigkeit, indem Er ihn den Blättern der Schrift zufügen ließ, weil er sehr nötige Belehrungen enthält, die wir sonst nicht finden.

Es ist der einzige Brief, der an eine Frau gerichtet ist, und die Belehrung gewinnt durch diese Tatsache an Bedeutung.

Johannes betont hier die „Wahrheit“

In den Versen 1 und 2 wird der denkbar größte Nachdruck auf die Wahrheit gelegt. Der Brief selbst enthält Anweisungen darüber, was gegebenenfalls zur Verteidigung der Wahrheit zu tun ist. Zuerst finden wir, dass alle christlichen Beziehungen und Zuneigungen auf die Wahrheit gegründet sind und von ihr regiert werden müssen. Die den Christen eigene Liebe ist „in der Wahrheit“, weil sie aus der Tatsache hervorgeht, dass wir aus Gott geboren sind, wie uns der erste Brief gezeigt hat. Als aus Gott Geborene sind wir „in dem Wahrhaftigen“, und Liebe, wie sie der Wahrheit entspricht, kommt auf in unseren Herzen. Deshalb findet die Liebe, die Johannes zu dieser erwählten Frau und ihren Kindern empfand, einen Platz auch in den Herzen all derer, die, als aus Gott geboren, zur Erkenntnis der Wahrheit gebracht worden sind.

Aber diese Liebe fand nicht nur ihren Ursprung in der Erkenntnis der Wahrheit, sie fand auch Ausdruck „um der Wahrheit willen“. Die Wahrheit ist von überragender Bedeutung, da die Welt von Irrtum und Trug erfüllt ist, und wir sollten bereit sein, um ihretwillen zu leiden. Viele haben gelitten, sogar bis zum Märtyrertod.

Doch hier geht es nicht darum, dass wir um der Wahrheit willen leiden, sondern dass wir um der Wahrheit willen lieben. Das wirkt sich zweifach aus: die Liebe muss aufrichtig und ohne Parteilichkeit sein, die dem Fleisch so natürlich ist. Sie muss sich ferner dem Bösen gegenüber unduldsam erweisen, da Wahrheit und Irrtum sich niemals vertragen. Die zweite dieser beiden Erwägungen wird in diesem Brief vorgestellt. Der dritte Brief behandelt die erste.

Die Wahrheit wird mit göttlichen Personen verbunden

Die beiden Aussagen über die Wahrheit, die Vers 2 enthält, sind sehr bedeutungsvoll. Die Wahrheit (1) „bleibt in uns“ und (2) „wird mit uns sein in Ewigkeit“. Wir verbinden die beiden Gedanken mit zwei Aussprüchen: einem aus dem ersten Brief „der Geist ist die Wahrheit“, einem anderen aus dem Mund unseres Herrn im Evangelium, „ich bin die Wahrheit'.

Die Wahrheit „bleibt in uns“, weil der Geist in uns wohnt, und Er ist Wahrheit. Er wird in diesem kurzen Brief nicht erwähnt, ist aber in diesen Worten mit inbegriffen. Er ist im subjektiven Sinn die Wahrheit in uns, denn Er spricht nicht „von“ oder „aus“ sich selbst, sondern Er verherrlicht Christus, der die Wahrheit ist, Er empfängt von dem Seinigen, um es uns zu verkündigen. Darum hat jeder Gläubige, in dem der Geist wohnt, die Wahrheit in sich bleibend – ein unermessliches Vorrecht und Bewahrungsmittel in einer trügerischen Welt.

Die Wahrheit und geistlicher „Instinkt“

Diese Tatsache führt zu dem Schluss, dass die Entlarvung und Zurückweisung böser Lehre bei dem Gläubigen nicht in erster Linie eine Sache des Intellekts oder der Kraft des Verstandes ist. Was da zuerst gefragt ist, möchten wir geistlichen Instinkt nennen. Reiner Intellekt lässt immer wieder auch wahre Gläubige irregehen. All die Irrtümer, unter denen die Kirche während neunzehn Jahrhunderten ihrer Geschichte gelitten hat, sind hauptsächlich von Menschen mit geistigem Scharfsinn in die Welt gesetzt worden.

Andererseits hat man völlig ungelehrte Gläubige bei der Abwehr von Irrlehren sagen hören: „Ich fühle einfach, dass das falsch ist, obgleich ich ihre Ideen nicht verstehe und sie auch nicht beurteilen kann.“ Diese Haltung bestätigt der Apostel, wenn er in diesem Brief seine Belehrungen sogar an eine Frau und ihre Kinder richtet.

Christus ist die personifizierte Wahrheit

Ebenso steht fest, und Gott sei Dank dafür, dass die Wahrheit mit uns sein wird in Ewigkeit, weil Christus die Wahrheit im objektiven Sinn ist und wir nie von Ihm getrennt werden. Sowohl die Wahrheit wie die Gnade sind voll und ganz erschienen, als der Herr Jesus kam. In Ihm steht all das, was Gott ist, völlig enthüllt vor uns. Von Ihm aus fallen Licht und Wahrheit auf alles, und die Dunkelheit, der Irrtum, die Unwirklichkeit vergehen. Wenn wir unsere Augen auf Jesus richten, schauen wir den, in dem die Wahrheit personifiziert ist. Die Wahrheit ist mit uns, damit wir sie betrachten und anbetend bewundern, und dann können wir nach ihrem Maßstab alles bewerten.

Dies ist für uns von tiefer Bedeutung in gegenwärtiger Zeit, wo Satan, der große Betrüger, noch auf freiem Fuß ist. Doch werden wir es immer nötig haben, dass die Wahrheit in Person vor unseren Augen steht, und so wird Er für immer bei uns sein. Lasst uns im Blick auf kritische Situationen unserer Tage nicht vergessen, dass Er als die Wahrheit der Prüfstein für jede Sache ist, die uns als Lehre vorgestellt wird, und dass der Geist, der in uns wohnt und unsere Sinne schärft, ebenfalls die Wahrheit ist.

Jeder Irrtum richtet sich auf Christus

Weil Christus die objektive Wahrheit ist, die wir anschauen, richtet sich jeder Irrtum, dessen Urheber direkt oder indirekt Satan ist, auf Christus. Nicht ohne Grund wird daher Seine Herrlichkeit in Vers 3 so völlig entfaltet. Jesus wird nicht nur der Herr und Christus genannt, sondern auch „der Sohn des Vaters“. Dies ist die einzige Stelle, wo dieser Ausdruck vorkommt, obwohl Er häufig der Sohn Gottes genannt wird. Der Vater unseres Herrn Jesus Christus hat viele Familien im Himmel wie auf der Erde, wie uns in Epheser 3,14.15 gesagt wird, doch der Herr Jesus ist einzig und allein der, der als der Sohn des Vaters den höchsten Platz einnimmt – Er ist der höchste Gegenstand Seiner Liebe.

Hier sehen wir, wer Er ist, und etwas später in diesem Brief werden wir sehen, was Er wurde.

In der Wahrheit wandeln

Der Apostel freute sich sehr, dass er einige von den Kindern der auserwählten Frau in der Wahrheit wandelnd gefunden hatte. Sie bekannten nicht nur die Wahrheit und hielten sie fest, sondern sie wandelten darin das heißt, ihre Wege und ihre Tätigkeit wurden von ihr bestimmt. Der Vater selbst hat dies geboten. Seine Wahrheit hat uns zu dem Zweck erreicht, dass wir durch sie regiert werden. Nichts Geringeres ist wohlgefällig vor Ihm.

Der Apostel wendet sich jetzt an die auserwählte Frau und bittet sie, in diesen Spuren weiterzugehen. Er denkt an die nachfolgenden Belehrungen, die er ihr hinsichtlich derer geben würde, die nicht Wahrheit, sondern Irrtum verbreiten.

Das Gebot, einander zu lieben

Zuallererst besteht er (Vers 5) auf dem großen Gebot, dass wir einander lieben – das Gebot, mit dem wir schon sehr vertraut sind, nachdem wir den ersten Brief gelesen haben. Hier wiederholt er, dass es sich nicht um ein neues Gebot handelt, das jetzt erst eingesetzt worden sei. Dieses Gebot haben wir von Anfang, von jenem ersten Augenblick an, wo das wahre Licht in Christus zu leuchten begann Die Liebe Gottes wurde in Christus offenbart, und sie verlangt und erzeugt Liebe in denen, die sie empfangen haben.

Aber dann muss die Liebe sich im Gehorsam gegen über dem Willen Gottes auch praktisch bewähren. Es kann Liebe auf den Lippen ohne Gehorsam im Leben geben. Und im besonderen bedeutet das Gebot der Liebe, dass wir unseren Wandel in dem führen und darin fortfahren, was uns von Anfang an in Christus kundgetan worden ist.

Die jetzt drohende Gefahr lag darin, dass unter verschiedenen bestimmten Vorwänden einige abgewandt werden konnten, um Ideen zu folgen und zu gehorchen, die dem von Anfang verkündigten Evangelium fremd waren.

Die Verführer

Sehr klar spricht Johannes in Vers 7. Viele waren in die Welt „ausgegangen“, die nichts anderes als Verführer waren. Er sagt nicht, beachten wir es, „ausgegangen in die Kirche“, sondern „in die Welt“. Offensichtlich spielt er auf die Menschen an, vor denen er uns in Kapitel 2 des ersten Briefes warnte. Diese, so sagt er, „sind von uns ausgegangen“. Damit wehrt er die Vortäuschung einer Verbindung mit der Kirche ab.

Sie haben anscheinend der Kirche Gottes den Rücken zugekehrt und sind in die Welt ausgegangen als Missionare mit größerem „Licht“, als es die Kirche besaß. Unter dem Einfluss von Mächten der Finsternis wurden sie Verkündiger von Anschauungen, die in Wirklichkeit eine geschickte Vermischung heidnischer Philosophie und christlicher Begriffe waren. Sie sprachen wohl noch über Christus, aber ihr „Christus“ war nicht der Christus Gottes.

Christus – aber nicht der „geschriebene“ Christus

All die neunzehn Jahrhunderte hindurch sind Vorstellungen dieser tödlichen Art vorgebracht worden, doch ihre früheste Form war die, auf die hier angespielt wird, die Leugnung Jesu Christi als im Fleisch gekommen. Dieser besondere Punkt wird auch am Anfang von Kapitel 4 des ersten Briefes erwähnt. Bei der Betrachtung jener Stelle sahen wir, dass die Leugnung sowohl Seine Gottheit als Seine Menschheit umfasst; denn die Tatsache, dass Er „im Fleisch“ kam, zeigt, dass Er in der Tat ein Mensch war, und die Tatsache, dass Er existierte, um so in dieser Weise im Fleisch zu „kommen“, zeigt, dass Er mehr als ein Mensch war, nämlich Gott. Dass diese Propagandisten nicht die Wahrheit betreffs Christus bekannten, stempelt sie zu Betrügern und Antichristen.

Vers 8 enthält ein Grußwort an alle, die da in Wort und Lehre arbeiten. Wenn Gläubige, denen sie dienen, von der Wahrheit abgewandt werden, können sie an dem künftigen Tag keinen vollen Lohn erwarten. Ihr Lohn ist eng verbunden mit der Treue und dem Wohlergehen der Gläubigen. In der Anmerkung des Johannes klingt eine Warnung mit, die uns an die bemerkenswerten Worte des Apostels Paulus in Apostelgeschichte 20,31 erinnert.

Das über die Wahrheit hinausgehen ist eine große Gefahr

Vers 8 ist eingeschaltet, und Vers 9 nimmt den Faden von Vers 7 wieder auf. Diese antichristlichen Betrüger blieben nicht in der Lehre des Christus. Sie überschritten sie oder gingen weiter zu neuen und besseren Einsichten, wie sie meinten. Wir haben diese Art von Weisheit heute völlig ausgereift in dem, was als „Modernismus“ bekannt ist.

Der Modernist glaubt, dass Religion oder Theologie eine menschliche Wissenschaft sei und dass sie wie alle anderen Wissenschaften nicht stehenbleiben dürfe, sondern mit den Zeiten und der Mehrung aller menschlichen Erkenntnis fortschreiten müsse. So geht er in großem Vertrauen auf das vorwärts, was ihm als ein helleres Licht erscheint. Einem Modernisten ist wirklich keine Lehre heilig. Es gibt kaum eine Lehre der Schrift, die er unangetastet lässt.

Und es gibt Formen des Modernismus, die in der religiösen Welt kaum als „modernistisch“ eingeordnet würden. Doch sind sie deshalb nicht weniger unheilvoll. Sie mögen bis jetzt nur in bestimmten einzelnen Punkten „weitergehen“ oder „Fortschritte machen“. Aber die ganze Vorstellung von einem „Weitergehen“ oder „Fortschritt“ ist an sich schon falsch. Wenn es eine Entwicklung in einigen Einzelheiten des Glaubens gäbe, warum dann nicht in allen?

Es gibt Wachstum – in unserem persönlichen Verständnis

Allerdings sollte es in unserem Verständnis der Wahrheit ein Wachstum geben. Das ist eine völlig andere Sache, die in Kapitel 2 des ersten Briefes sehr klar dargestellt und nachdrücklich eingeschärft worden ist. Kinder sollten Jünglinge werden und Jünglinge zur gegebenen Zeit Väter. Und das, weil sie im Verständnis dessen zunehmen, was von Anfang an verkündigt worden ist. Der Glaube an Christus ist göttlicher Art. Er ist von Gott her gegeben, und folglich kann man ihn nicht verbessern oder weiterentwickeln. Lasst uns diese Tatsache doch sehr entschieden festhalten.

Es ist allerdings möglich, daran festzuhalten, dass die Wahrheit von Gott gekommen ist, und dennoch nicht in der Lehre des Christus zu bleiben, weil einfältiger Glaube von Intellektualismus unlogischen Beweisführungen überdeckt werden kann. Diese Gefahr bedroht ganz besonders diejenigen, die mehr über die Wahrheit reden als in ihr wandeln. Das mag tatsächlich im Ergebnis zu eben der gleichen Abweichung von der Lehre des Christus führen.

Ein solches Abweichen bedeutet nun, dass der Übertreter Gott nicht hat. Er hat weder den Vater noch den Sohn, denn es ist unmöglich, den Einen ohne den Anderen zu haben. Wer in Lehre bleibt, das ist in der Wahrheit, hat Beide.

Liebe beinhaltet und betont Gehorsam

Um den Gehorsam gegenüber dem Gebot -„wie ihr von Anfang gehört habt, dass ihr darin wandeln sollt“ (V 6) – zu stützen, bedarf es einer ganz klaren Abweisung all dessen, was die Wahrheit über Christus leugnet oder nicht bekennt. Vers 10 macht das sehr deutlich. Die Abweisung von Bösem und von Irrtum ist nicht unvereinbar mit der Liebe göttlicher Art, vielmehr drückt sich diese Liebe dadurch aus. Selbst bei Eltern wird echte Liebe zu dem Kind sich ebensowohl in der Verweigerung all dessen ausdrücken, was das Kind gefährden könnte, wie darin, es mit allem Guten zu versorgen.

So sollten selbst diese Frau und ihre Kinder nichts mit einem Menschen zu tun haben, der zu ihnen kam und die wahre Lehre des Christus nicht brachte. Sie sollten ihn nicht ins Haus aufnehmen und ihn auch nicht grüßen. Im Fall einer Begegnung sollten sie ihn so entschieden wie möglich abweisen. Es ist betont auffällig, dass ein solches Verhalten einer Frau und ihren Kindern auferlegt wird.

Man geht doch gewöhnlich davon aus, dass sie in solchen Dingen eine geringere Verantwortung hätten als andere Gläubige. Die Schlussfolgerung ist eindeutig: Es geht hier um eine Verantwortung, die auf uns allen als einzelnen ruht und die wir nicht ungestraft beiseite schieben können.

Keine weitere geistliche Beurteilung ist gefragt, sondern Gehorsam

Es wird nicht von uns verlangt, dass wir diesen Menschen auf seinen geistlichen Zustand hin beurteilen. Nur die Lehre, die er bringt, haben wir zu beurteilen. Es kommt nicht darauf an, ob er in Einzelfragen gut Bescheid weiß oder nicht, zum Beispiel in Fragen der Haushaltungen oder der Prophetie oder dergleichen. Nur um diesen einen Punkt geht es: Bringt er die Lehre des Christus, oder bringt er sie nicht?! Es wird bei einer christlichen Frau oder ihren Kindern vorausgesetzt, dass sie in der Lage sind, dies zu unterscheiden und richtig zu handeln.

Beachten wir auch, dass der Mensch, der sie aufsucht, ein Propagandist ist, ein Wanderprediger. Er kommt an deine Türe als Bote einer Sache, die besser sein soll als das, was du erkannt hast. Im vorliegenden Fall geht es nicht um einen Gläubige mit einem geringen Verständnis, der dabei ist, sich in etwas Falsches zu verstricken, das ihn von Christus wegzieht.

Allzuoft kommt es heutzutage vor, dass eine Menge von Irrtümern propagiert wird, wahre Gläubige dadurch verwirrt werden, schwanken und schließlich falschen Einflüssen unterliegen. Mit ihnen sollte man anders umgehen, wie es uns in Galater 6,1, Judas 22.23 und anderswo gezeigt wird.

Bei dem Bringen eines falschen Christus gibt es keinen Kompromiss!

Wenn der Mensch, der einen falschen Christus predigt, an deine Tür kommt, so kann man bei der Zurückweisung seiner Person und seiner Lehre nie zu weit gehen. Selbst ein Gruß ist ein Teilnehmen an seinen bösen Werken. Wir sollten uns auch nicht zu der geringsten Verbindung mit einer solch bösen Sache hergeben.

Dies sollte uns zeigen, wie überaus kostbar und wertvoll die Lehre des Christus ist! Sie ist der Eckstein unseres allerheiligsten Glaubens, und wenn sie erschüttert würde, so würde alles in Trümmer zusammenstürzen. Sie muss gehütet werden, koste es, was es wolle.

Schlussgedanken

Auch Vers 12 weist darauf hin. Es gab da noch manches andere, was der Apostel der auserwählten Frau und ihren Kindern zu sagen hatte – zweifellos Dinge von geistlicher Bedeutung. Er blickte ein wenig voraus und wollte in Kürze, falls er es einrichten konnte, darüber mündlich sprechen. Diese Weise würde mehr zur Freude Anlass geben. Doch die Fragen, über die er schrieb, gestatteten keinen Aufschub. Papier und Tinte mochten dürftig erscheinen im Vergleich zu einem Besuch, aber es war eben ein dringlicher Anlass, und sie sollten in der Lage sein, die Wahrheit zu verteidigen.

Beachten wir schließlich noch, dass Johannes von sich als „dem Ältesten“ spricht, obwohl er seinen Namen nicht erwähnt. Der Brief liefert uns ein Beispiel von der Art des Dienstes, wie ihn Älteste (griech. „Presbyter“) in biblischen Tagen ausgeübt haben. Durch praktische Richtlinien gaben sie denen Anleitung, die in den Wegen des Herrn weniger belehrt waren. Sie hüteten die Herde Gottes.

Durch diesen kurzen, doch inspirierten Brief wachte der Apostel Johannes über die Seelen der auserwählten Frau und ihrer Kinder und behütete sie vor den drohenden Verwüstungen durch einige Wölfe Satans.

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