Der zweite Brief an die Korinther

Kapitel 1

Der zweite Brief an die Korinther

Paulus wendet sich als ein durch den Willen Gottes berufener Apostel zum zweiten Male an die Versammlung zu Korinth, sowie an alle Heiligen, die in Achaja wohnten, von welcher Provinz Korinth die Hauptstadt war (Vers 1).

Er hat in diesem zweiten Brief nicht nötig, wie im ersten, damit zu beginnen, die Korinther an ihre Berufung und ihre Vorrechte als „Geheiligte in Christus Jesus“ zu erinnern, weil die Heiligkeit jetzt vorhanden war. Der erste Brief hatte jene heilsame Wirkung, wozu der Apostel ihn unter der Leitung des Heiligen Geistes bestimmt hatte, hervorgebracht. Das Gewissen der Korinther war aufgeweckt, und ihr Eifer gegen das Böse wieder erwacht. Dies ist immer das gesegnete Resultat, wenn das Gewissen eines nachlässigen oder gefallenen Christen durch die Wirksamkeit des Geistes in Wahrheit erreicht wird. Und sobald die Heiligkeit des Wandels hervorgebracht ist, erfreut sich das Herz in Gott und ist für Seine Liebe und Seine Ermunterung geöffnet und empfänglich. So war es bei den Korinthern. Der Apostel konnte jetzt von Gott, von der Offenbarung Seiner Gnade und Liebe mit ihnen reden, und zugleich seine durch den Heiligen Geist gewirkten Gefühle gegen sie frei ausströmen lassen. Und diese Gefühle treten so einfach und wahr bei dem Apostel hervor, dass jedes einfältige Auge sie gleich als ein Werk des Geistes in seinem Herzen erkennt. „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Erbarmungen und Gott alles Trostes, Der uns tröstet in all unserer Drangsal, damit wir die trösten können, die in allerlei Drangsal sind, durch den Trost, mit welchem wir selbst von Gott getröstet werden, weil, gleichwie die Leiden des Christus gegen uns überschwänglich sind, also auch durch den Christus unser Trost überschwänglich ist. Es sei aber wir werden bedrängt, so ist es um eures Trostes und Heiles willen, das bewirkt wird im Ausharren in denselben Leiden, die auch wir leiden, (und unsere Hoffnung für euch ist fest), es sei wir werden getröstet, so ist es um eures Trostes und Heiles willen, indem wir wissen, dass, gleichwie ihr der Leiden teilhaftig seid, also auch des Trostes“ (Verse 3–7).

Zuerst erhebt sich das Herz des Apostels voll Lob und Dank zu dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus und erkennt Ihn an als die Quelle der Erbarmungen und den Urheber alles Trostes. Auf diese Weise werden sich stets die Gefühle eines Herzens kundgeben, das in wahrer Abhängigkeit von Gott und in Seiner Gegenwart wandelt. Der Apostel dankt Ihm für den reichen Trost, der ihm in all seiner Drangsal zuteil geworden ist; aber dann wendet sich sein Herz sogleich zu der Versammlung. Er weiß, welch einen gesegneten Platz sie in dem Herzen Gottes einnimmt, wie innig sie mit Christus verbunden ist. An sich selbst denkt er nicht, weder in seinen Leiden, noch in seinen Tröstungen. Christus und die Versammlung sind der stete Gegenstand seines Herzens. Seine Verherrlichung und ihre Wohlfahrt sind der leitende Gedanke und der bleibende Zweck in all seinen Mühen und Schwierigkeiten. Er ist zufrieden zu leiden, wenn er nur weiß, dass dadurch die Geliebten Gottes in Korinth in ihren Leiden getröstet und ermutigt und in dem von Gott verordneten Pfade befestigt werden. Er lässt denselben Trost, womit Gott zuerst sein eigenes Herz in seinen Leiden aufgerichtet hatte, in ihre Herzen ausströmen. Die erfahrenen Tröstungen in den mannigfachen Versuchungen machten ihn fähig, auch andere in ähnlichen Versuchungen zu ermuntern und zu erfreuen.

Zugleich haben wir Gelegenheit, die Langmut Gottes zu bewundern. Inmitten der Leiden für Christus hatten die Korinther an einer Sünde teilgenommen, die Seinen Namen auf eine traurige Weise verunehrte – an einer Sünde, die selbst unter den Nationen nicht stattfand. Dennoch hatte ihnen Gott Seine Gnade nicht entzogen. Er ließ sie an jenen Leiden teilnehmen, welche die Echtheit ihres Christentums bezeugten. Und diese Leiden gaben dem Apostel die Versicherung, dass sie sich, wie groß auch ihre Schwachheit gewesen sein mochte, an demselben Trost des Christus erfreuen würden, womit auch sein Herz getröstet worden war. Und er kannte diesen Trost, er hatte dessen Tiefe und Wirklichkeit erfahren, er wusste, dass er von Gott kam und ein Zeichen Seiner Gunst war. Auch erweckte das Böse in der korinthischen Versammlung kein Misstrauen in seinem Herzen über das vorhandene Gute, sondern er schloss vielmehr aus diesem, dass jenes weggetan war. So handelt die Gnade immer; und diese Gnade erfüllte das Herz des Paulus, weil er Christus, der Quelle aller Gnade und Kraft, nahe war. Der Trost aber, den Paulus erfahren hatte, stand im Verhältnis zu seinen Leiden. Waren die Leiden des Christus überschwänglich, so waren es auch die Tröstungen durch den Christus. Sie werden die Leiden des Christus genannt, um ihren Charakter zu bezeichnen. Es waren dieselben Leiden, die Christus selbst während Seines Wandels und Zeugnisses hienieden erfahren hatte – die Leiden um der Wahrheit und der Gerechtigkeit willen. Alle Erfahrungen aber, seien es Leiden oder Tröstungen, die dem Apostel und seinen Mitarbeitern zuteil wurden, dienten zum Besten der Versammlung. Waren sie in Bedrängnis, so wurden andere dadurch getröstet und ermutigt, indem diese sahen, dass jene, die von Gott geehrt waren, sich in denselben Leiden befanden. Und darin ausharrend, wurde das Bewusstsein der Übereinstimmung in derselben gesegneten Sache und die darin erfahrene Gemeinschaft mit Gott zu einem reichen Trost und Segen für sie. Waren sie getröstet, so war es ebenfalls zum Trost und Heil anderer, indem diese in ihren eigenen Bedrängnissen Mitgenossen desselben Trostes wurden. Köstliches Band der Gnade! Jene Leiden der Korinther dienten dazu, in dem Herzen des Apostels die Liebe zu ihnen und das Vertrauen zu ihrer Aufrichtigkeit aufs neue zu beleben und zu erfrischen; sie überzeugten ihn davon, dass Gott noch mit ihnen war, und versicherten ihn zugleich, dass sie auch Teilhaber des Trostes sein würden.

Nachdem nun der Apostel seine Gefühle auf diese Weise hatte ausströmen lassen, macht er sie mit den von ihm durchlebten Drangsalen selbst bekannt, indem er sowohl in Betreff seiner Leiden, als auch der darin erfahrenen Tröstungen, auf ihre Teilnahme rechnet. „Denn wir wollen nicht, dass ihr unkundig seid, Brüder, was unsere Drangsal betrifft, die uns in Asien widerfahren ist, dass wir übermäßig beschwert wurden über Vermögen, so dass wir selbst am Leben verzweifelten“ (Vers 8).

Diese Gelegenheit brachte das bestimmte Bewusstsein von dem, was Leben und Tod ist, vor die Seele des Apostels. Für das menschliche Auge blieb kein Ausweg, für das natürliche Leben keine Hoffnung mehr. Wie aber fand ihn diese Versuchung? Mit dem „Urteil des Todes“ in seinem Herzen. „Wir selbst aber hatten das Urteil des Todes in uns selbst, damit unser Vertrauen nicht auf uns selbst wäre, sondern auf Gott, Der die Toten auferweckt“ (Vers 9). Mit diesen Worten drückt der Apostel nicht so sehr die Größe seiner Leiden aus, sondern berührt vielmehr den Hauptgedanken einer Wahrheit, die in den folgenden Kapiteln dieses Briefes auf eine so klare und ausführliche Weise dargestellt wird. Paulus trug das Kreuz des Christus, das Urteil des Todes stets in seinem Herzen. Er hielt sich „selbst für tot und Gott lebend in Christus Jesus, unserm Herrn.“ Nahm man ihm das äußere Leben, so nahm man ihm nichts; denn er war schon mit Christus gekreuzigt. Wenn der Tod einen Menschen findet, bei dem das natürliche Leben nicht mehr in Betracht kommt, so nimmt er ihm nur das, was bereits weggenommen ist. Das Vertrauen des Apostels blieb stets auf den Gott gerichtet, der die Toten auferweckt; und die Kraft des Lebens des Christus erfüllte so ganz seine Seele, dass alles, was dem alten Menschen angehörte, für ihn praktisch verschwunden war. Aber Gott, Der die Toten auferweckt, ist zugleich der Retter aus Todesgefahren; „Welcher uns von so großem Tod errettet hat und errettet, auf welchen wir unsere Hoffnung gesetzt haben, dass Er uns auch ferner erretten werde“ (Vers 10), d. h. aus den noch vorhandenen Gefahren.

Die Korinther hatten durch ihre Gebete ihre Teilnahme an den Drangsalen des Apostels bewiesen und waren durch dieselben zu seiner Rettung behilflich gewesen. Paulus bekennt so gern, dass er ihr Schuldner ist. Selbst die durch ihn offenbar gewordenen Gaben bezeichnet er zum Teil als eine Frucht ihrer Gebete, und weil es so war, so musste auch sein Erfolg am Evangelium ihr eigenes Interesse sein und daher auch jetzt durch die Danksagung vieler zur Verherrlichung Gottes ausschlagen; „indem auch ihr durch das Flehen für uns mitwirkt, damit für die mittelst vieler Personen uns verliehene Gnadengabe durch viele für uns Danksagung dargebracht werde“ (Vers 11).

Aus dem bisher Gesagten sehen wir deutlich, dass der Apostel von der Aufrichtigkeit ihrer Demütigung überzeugt war. Der erste Brief hatte ihr Gewissen erreicht; das Böse war aus ihrer Mitte beseitigt. Der Apostel konnte jetzt, wie wir gesehen haben, den Gefühlen seines Herzens gegen sie freien Lauf lassen. Er spricht von seinen Drangsalen und den ihrigen und macht sie zu Mitgenossen seines Trostes; er rechnet auf ihr Interesse an seinen Leiden und seinen Freuden und spricht von ihrer Mitwirkung durch ihre Gebete und von ihrer Danksagung zur Verherrlichung Gottes – kurz, er offenbart die innige Gemeinschaft, in der sie zu ihm und dem Werk des Christus standen. Und in diesem Vertrauen setzt er seine Mitteilungen fort. Gab es auch noch etliche in Korinth, die den Apostel nicht anerkennen wollten, so erklärt er hier auf eine ganz feierliche Weise, dass er das Bewusstsein mit sich umhertrage, in ungeheuchelter Lauterkeit seinen Verkehr in der Welt, und namentlich unter ihnen, gehabt zu haben. „Denn unser Rühmen ist dieses: das Zeugnis unseres Gewissens, dass wir in Einfalt und Lauterkeit Gottes, nicht in fleischlicher Weisheit, sondern in der Gnade Gottes unsern Verkehr in der Welt gehabt haben, am meisten aber bei euch“ (Vers 12). Und aus dieser Ursache konnte er auch auf ihre Gebete Anspruch machen. Die Beschuldigung, dass der Inhalt seiner Briefe nicht der Ausdruck seines Herzens sei, entkräftet der Apostel dadurch, dass er sagt: „Denn wir schreiben euch nichts anderes, als was ihr kennt oder auch anerkennt“ (Vers 13), d. h. wir verhehlen unsere Meinung nicht. Das Geschriebene war in völliger Übereinstimmung mit dem, was sie auch mündlich unter ihnen gelehrt hatten und was von ihnen anerkannt worden war. Und er fügt hinzu: „Ich hoffe aber, dass ihr es auch bis ans Ende anerkennen werdet“, dass eure Gesinnung sich nicht ändern wird. Und so wie die meisten unter ihnen den Apostel und seine Mitarbeiter, im Blick auf ihr lauteres Verhalten und ihre Anerkennung von Seiten Gottes, für ihren Ruhm hielten, so waren auch sie selbst der Ruhm des Apostels am Tag des Christus (Vers 14). Sie waren durch das Wort der Wahrheit von ihm gezeugt, und er hoffte auf ihre Bewährung. Und in diesem Vertrauen war es seine Absicht gewesen, zu ihnen zu kommen, um ihre Herzen zu ermuntern und im Glauben zu befestigen. Er hatte sie sogar einer doppelten Gnade teilhaftig machen wollen, indem er sie sowohl auf seiner Hinreise nach Mazedonien, wo er augenblicklich war, als auch auf seiner Rückreise von dort zu besuchen gedachte – ein deutlicher Beweis seiner Liebe gegen sie und wie gern er unter ihnen war (Verse 15–16). Er hatte aber später sein Vorhaben aufgegeben und war deshalb von etlichen beschuldigt worden, dass er in Betreff seiner Vorsätze leichtfertig und fleischlich handle.

Bisher nun hatte der Apostel über die Beweggründe seiner Handlungsweise geschwiegen, weil sie es nicht zu ertragen vermochten; jetzt aber war ihr Zustand derart, dass er frei darüber reden konnte. Nur die Liebe zu ihnen hatte ihn geleitet, nicht zu kommen; und nur die Liebe leitete ihn jetzt, ihnen sein Herz zu öffnen, ihnen die Beweggründe seiner Handlungsweise zu offenbaren und ihr Gewissen darüber zu beruhigen. Zugleich aber bewahrt er seine Freiheit in Christus. Er war ihr Diener in der Liebe; aber er war frei und nur Christus verantwortlich. Er war Herr seiner Handlungsweise, aber in der Unterwürfigkeit des Christus. Und diese Unterwürfigkeit, sowie die Liebe zu ihnen, hatten ihn geleitet, so zu handeln, wie er getan hatte. Wir sehen hier, wie er auf der einen Seite seine Autorität wahrt und auf der andern seine Liebe und Zärtlichkeit offenbart. Beides war nötig. Bei ihrer moralischen Schlaffheit bedurften sie mit aller Zärtlichkeit und Sorgfalt behandelt zu werden, damit sie nicht störrisch wurden; aber zugleich musste die Autorität aufrecht erhalten werden, damit sie nicht durch Einräumen zu großer Freiheit auf schlechte Wege gerieten.

Paulus hatte also nicht in Leichtfertigkeit gehandelt und dem Fleisch nach den Vorsatz gefasst, die Korinther zu besuchen, um ihn nachher ebenso leichtfertig wieder aufzugeben (Vers 17), sondern die Liebe war es, die ihn bewogen hatte, den Besuch aufzuschieben. Es war ihm ein unerträglicher Gedanke, zu denen, die er liebte, mit der Rute kommen zu müssen. Seine Handlungsweise war also nicht die Folge seines Wankelmuts, nicht ein fleischliches Ja-ja und Nein-nein, sondern war voll Gewissheit und Sicherheit.

Paulus aber bleibt nicht lange bei sich selbst stehen. Er ist so sehr von dem Heil erfüllt, und sein Herz so ganz mit Christus beschäftigt, dass er das Wort über die Festigkeit seiner eigenen Grundsätze sofort abbricht und zu der Festigkeit der Wahrheit Gottes übergeht. Er zeigt die sichere Grundlage des Christentums und stellt die großen Grundsätze der christlichen Freude und Gewissheit dar. Zuerst erinnert er an die Treue Gottes, Der das unter den Korinthern verkündigte Wort nicht ungewiss, nicht zwiespältig – „nicht Ja und Nein“ – hatte sein lassen. „Denn der Sohn Gottes, Jesus Christus, Der unter euch durch uns gepredigt worden ist, durch mich und Silvanus und Timotheus, wurde nicht Ja und Nein, sondern es ist Ja in Ihm“ (Vers 19). In Christus war und ist völlige Gewissheit. So wie Er unter ihnen verkündigt worden war, so blieb es unbeweglich fest. Es war nicht erst Ja und dann Nein, sondern das Ja blieb immer Ja. Gott hat das in Christus bestätigt und gewiss gemacht, wozu Seine Macht und Weisheit, ja Seine ganze Vollkommenheit erforderlich war. „Denn so viele der Verheißungen Gottes sind, in Ihm ist das Ja und in Ihm das Amen, Gott zur Herrlichkeit durch uns. Der uns aber mit euch befestigt in Christus und uns gesalbt hat, ist Gott, Der uns auch versiegelt und das Pfand des Geistes in unsere Herzen gegeben hat“ (Verse 20–22).

In diesen Versen gibt es zwei Punkte von großer Wichtigkeit: die Bestätigung aller Verheißungen in Christus, und unser Genuss an der Wirkung dieser Verheißungen. Es handelt sich hier nicht um die Wahrheit, dass Gott Verheißungen gemacht hat, sondern um die Gewissheit der Erfüllung der von Gott gegebenen Verheißungen und um die Tatsache, dass Gott Seine Verheißungen nicht ändert. Gott hatte Verheißungen gegeben, dem Abraham ohne Bedingung und Israel mit Bedingung; aber in Christus waren nicht bloß Verheißungen gegeben, sondern in Ihm ist das Amen der Verheißungen, die Erfüllung und Verwirklichung derselben. „Denn so viele der Verheißungen Gottes sind ...“ Mit diesen Worten fasst der Apostel alles zusammen: die Vergebung der Sünden, das ewige Leben, die Gerechtigkeit, die Gabe des Heiligen Geistes, die Herrlichkeit – kurz, alles ist in Christus erschienen. In Ihm hat Gott alle Seine Verheißungen bestätigt, „in Ihm ist das Ja und das Amen.“ Unter dem Gesetz konnte die Erfüllung der Verheißungen nicht erlangt werden, weil da vom Menschen etwas gefordert wird. Die Verheißungen waren mit Bedingung; das Gesetz forderte die Gerechtigkeit des Menschen, und diese fehlte. Trotz aller Anstrengung erlangte der Sünder die verheißene Sache nicht; das Ja und Amen blieb aus. Es ist unmöglich, irgendeine Wirkung der Verheißungen außer Christus zu haben. Alles, was Gott verheißen hat, ist in Ihm und wird in Ihm allein empfangen, ja, in Ihm besitzen wir alles.

Wir finden hier aber noch mehr. Die Gläubigen sind der Gegenstand der Ratschlüsse Gottes, deren Offenbarung in den Verheißungen enthalten ist. Das Ziel und der Hauptpunkt dieser Ratschlüsse aber ist die Herrlichkeit, die Ehre Gottes – ja, die Herrlichkeit Dessen, der sich in Seinen Wegen unumschränkter Gnade an uns verherrlicht hat; denn in diesen Wegen hat Er offenbart und dargestellt, was Er ist. Deshalb ist die Erfüllung und Verwirklichung Tatsache – „das Ja und das Amen“ – der Verheißungen „zur Herrlichkeit Gottes durch uns in Christus.“

Hiermit kommen wir zum zweiten Teil der Gnadenwege Gottes; zur Herrlichkeit Gottes „durch uns“. Es handelt sich jetzt um den Genuss dieser Verheißungen. Christus ist alles, und alles ist in Ihm; aber auch wir sind in Christus, nicht nach der Schwachheit und Unbeständigkeit des menschlichen Willens, sondern nach dem Willen Gottes. „Der uns aber mit euch befestigt in Christus und uns gesalbt hat, ist Gott“ (Vers 21). Die Erfüllung aller Verheißungen ist in Christus, und wir sind durch Gott in Ihm befestigt, so dass wir in Ihm alles, was Gott uns verheißen hat, mit Sicherheit besitzen. Der Apostel spricht hier von dem Weg, auf dem wir durch die Macht Gottes in Seine Gegenwart gebracht sind, d. h. in die Stellung, in welche die Macht Gottes uns nach Seinem Ratschluss einführte. Doch nicht allein das, sondern wir sind auch durch Gott gesalbt worden; wir haben durch Jesus den Heiligen Geist empfangen. Durch diese Salbung des Geistes sind wir fähig gemacht, das zu verstehen, was uns in Christus gegeben ist. Der Heilige Geist ist uns aber nicht allein zur Erkenntnis der Gaben in Christus gegeben, sondern Gott hat uns auch durch denselben Sein Siegel aufgedrückt, ebenso wie Christus, als Gott Selbst Ihn bei Seiner Taufe durch Johannes im Jordan salbte. Durch dieses Siegel sind wir für Gott abgesondert, für Ihn beiseite gestellt. Endlich aber ist der Geist, mit Dem wir versiegelt sind, in unsern Herzen das Unterpfand der zukünftigen Herrlichkeit, das Unterpfand alles dessen, was wir nachher in und mit Christus besitzen sollen.

Wir haben hier also drei Offenbarungen des Heiligen Geistes: Wir sind gesalbt, um die Gedanken Gottes und die Dinge, die in der Herrlichkeit unser Teil sind, zu verstehen; wir sind in Betreff unserer Person mit dem Siegel Gottes gezeichnet, um jetzt schon, als abgesondert von der Welt, zu genießen, was uns in Christus Jesus gegeben ist; und wir haben den Geist als Unterpfand der zukünftigen Herrlichkeit in unsern Herzen. Alles ist so vollkommen sicher und gewiss, weil es in Christus ist. Gott hat dafür gesorgt, dass keine Ungewissheit mehr da sei; Er lässt uns schon jetzt von diesen herrlichen Dingen genießen und hat uns auch hinsichtlich des völligen Genusses und Besitzes fest und gewiss gemacht.

Nächstes Kapitel »« Vorheriges Kapitel