Ein Wort über die christliche Taufe

2. Kapitel

Wenn wir jetzt nach weiteren Belehrungen über die Taufe in den Briefen der Apostel forschen, so tritt uns als erste und vielleicht bedeutsamste Stelle Römer 6,3+4 entgegen. In Beantwortung der Frage, ob wir, die wir der Sünde gestorben sind, noch in ihr verharren sollten, damit Gottes Gnade durch ihre Vergebung sich um so reicher entfalten könne — eine Frage, der Paulus zunächst ein entschiedenes: „Das sei ferne!“ entgegenstellt -, erinnert der Apostel die Gläubigen in Rom an die Belehrung, die sie ohne Zweifel über die Taufe erhalten hatten. „Oder wisset ihr nicht“, fragt er sie, „dass wir, so viele auf Christum Jesum getauft worden, auf seinen Tod getauft worden sind? So sind wir nun mit Ihm begraben worden durch die Taufe auf den Tod, auf dass, gleichwie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, also auch wir in Neuheit des Lebens wandeln.“

Klarer und bestimmter könnte die Tatsache, auf die wir bereits hinwiesen, dass nämlich die christliche Taufe auf den Tod Christi Jesu, d. i. auf einen gekreuzigten und gestorbenen Heiland, vollzogen wird, nicht festgestellt werden. Im 6. Verse sagt Paulus, indem er die Gläubigen in Rom mit sich einsmacht: „Wir wissen, dass unser alter Mensch (in Christo) mitgekreuzigt worden ist“, dass Gott uns also nach unserem früheren Zustand als mit Christus gestorben betrachtet, „auf dass der Leib der Sünde (eben jener ganze frühere Zustand im Fleische) abgetan sei“. Was tut man aber mit einem Gestorbenen? Nicht wahr? man begräbt ihn. Nun, das gerade ist es, was in der Taufe geschieht. Das Hinabgesenktwerden des Täuflings in das Wassergrab, sein Verschwinden darin ist das eindrucksvolle Zeugnis, das so verständlich redende Bild von seinem Gestorben- und Begrabensein mit Christus, das aus dem Wasser Heraufsteigen das Bild von seiner Auferstehung mit Ihm.

Der Apostel geht zwar an dieser Stelle nicht so weit, dass er den Gläubigen „mit Christo auferweckt“ nennt, er zieht im 5. Verse nur die notwendige Folgerung: „Wenn wir mit Christo einsgemacht worden sind in der Gleichheit seines Todes, so werden wir es auch in der seiner Auferstehung sein.“ Wenn das aber so ist, was sollen wir dann tun? In unserem alten Wesen fortleben, der Sünde in ihren mannigfaltigen Formen weiter dienen? Nein, wir sagen mit dem Apostel: „Das sei ferne!“ Wir sind berufen und befähigt, „in Neuheit des Lebens zu wandeln (V. 4). Und das wird uns nicht etwa als ein Gebot auferlegt, wir sind nicht unter ein „ihr sollt“ gestellt, nein, aus der ersten Tatsache, dass Christus durch die Herrlichkeit des Vaters auferweckt worden ist, leitet der Apostel die zweite her, dass wir, die mit Ihm durch die Taufe auf den Tod Begrabenen, aber selbstverständlich nicht im Grabe Gebliebenen, fortan als neue, auferstandene Menschen wandeln. Ist das eine wahr, so geht das andere notwendig daraus hervor.

Der Christ ist also nicht etwa berufen, täglich der Sünde zu sterben, immer wieder das Fleisch zu kreuzigen. Nein, beides ist ein für allemal am Kreuze geschehen, und der Glaube erfasst diese Tatsache. Der Gläubige ist der Sünde gestorben, hat das Fleisch gekreuzigt. „Die aber des Christus sind“ - also ausnahmslos alle, die in Wahrheit an Christus glauben — „haben das Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Lüsten“ (Gal. 5,24).

Diese große, herrliche Tatsache kommt in der Taufe zum Ausdruck. Das ist ihre Bedeutung, ihr bildlicher Sinn, der sich im Laufe der Jahrhunderte nicht verändert hat. Inwieweit der einzelne Gläubige die Bedeutung der Taufe in seinem praktischen Leben zur Darstellung und Auswirkung bringt, ist eine zweite Frage. Der Apostel Paulus zerschlug seinen Leib und führte ihn in Knechtschaft, auf dass er nicht, nachdem er anderen gepredigt hatte, selbst verwerflich erfunden würde (1.Kor. 9,27). Er verwirklichte in seinem täglichen Leben das am Kreuz über ihn ergangene Gericht.

Seien wir seine Nachahmer!

Wer da fragt: „Sollen wir in der Sünde verharren, auf dass die Gnade überströme?“ ja, wer es irgendwie leicht mit der Sünde nimmt, der alten Natur Raum lässt, mit einem Wort, wer vergisst, dass er ein für allemal der Sünde gestorben ist und deshalb in keiner Weise mehr ihr, sondern Gott leben sollte in Christo Jesu, der bedarf der Erinnerung an die Bedeutung der an ihm vollzogenen Taufe. Die Gläubigen in Rom bedurften jedenfalls einer solchen Erinnerung, und wollte Gott, dass auch wir uns immer von neuem diese ernste, in der Taufe zur Darstellung gebrachte Wahrheit ins Gedächtnis zurückrufen möchten!

Beschäftigen wir uns noch einen Augenblick mit der Frage, was für Menschen der Apostel unter den „wir“ in Vers 2ff. einbezieht. Unter ihnen gab es Juden, die einst, gleich ihm, für das Gesetz geeifert, Heiden, die den Götzen gedient, Menschen, die vorwitzige Künste getrieben (Apg. 19,19), Sünder auch, die in den gröbsten Sünden und Ausschweifungen gelebt hatten (1.Kor. 6,9-11). In Bezug auf alle diese Menschen hatte die in der Taufe dargestellte Absonderung von alledem stattgefunden, was sie früher in sittlicher Beziehung gekennzeichnet hatte, geradeso wie ein gestorbener und begrabener Mensch von allem abgesondert ist, was ihm während seines einstigen Lebens anhaftete. Aber nicht nur das. Alle diese Menschen waren nun auch als „Lebende aus den Toten“, als völlig neue Menschen berufen, Gott zu leben und ihre Glieder, mit denen sie einst der Sünde gedient hatten, nunmehr „Gott darzustellen zu Werkzeugen der Gerechtigkeit“.

Der Getaufte sieht also alles, was dem „Fleische“ mit seinen trügerischen Lüsten angehört, in dem Grabe Christi zurückgelassen. Als mit Christo begraben durch die Taufe auf den Tod, in welchem alles, was er einst war, dem Gericht Gottes verfallen ist, hat er fortan Tag für Tag zu lernen, was alles ein Wandel in Neuheit des Lebens in sich schließt. Das ist in der Tat ein gesegnetes Lernen im Dienste Dessen, dem er jetzt angehört, und von dem er lernt. Der Gläubige ist ein Eigentum Dessen geworden, der „ein für allemal der Sünde gestorben, das, was Er lebt, Gott lebt“ (V. 10). Er hat in der Taufe „Christum angezogen“, und so sollte fortan in Wort und Werk und allem Wesen Christus und sonst nichts zu lesen sein.

Dies führt uns zu einer anderen Stelle, die von der Taufe redet, zu Galater 3,27+28. Der Apostel begründet dort die Tatsache, dass die gläubigen Galater „alle Söhne Gottes durch den Glauben an Christum Jesum“ waren, mit den Worten: „Denn so viele euer auf Christum getauft worden sind, ihr habt Christum angezogen. Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Weib; denn ihr alle seid einer in Christo Jesu.“

Paulus tritt hier nicht derselben Gefahr entgegen wie im Römerbrief. Dort handelte es sich, wie wir sahen, um die Frage: „Sollten wir in der Sünde verharren?“, d.h. also um das Verharren in oder um die Rückkehr zu den früheren bösen Lebensgewohnheiten. Bei den Galatern lag eine andere Gefahr vor. Sie hatten jüdisch gesinnten Lehrern ihr Ohr geliehen, die sie unter das Gesetz und damit zu den schwachen und armseligen Elementen einer fleischlichen Religion zurückführen wollten. Aber in beiden Fällen begegnet der Apostel dem drohenden Abirren durch die Erinnerung an die Taufe.

Die natürlichen Neigungen unserer Herzen sind entweder fleischlich oder gesetzlich. So verschieden diese Neigungen sein und so ungleich sie beurteilt werden mögen, im Lichte des Wortes Gottes sind beide nur böse und führen, wenn auch nicht auf dem gleichen Wege, zu dem gleichen Ziele, zum Abirren von der Wahrheit und zur Verfälschung der Lehre vom Kreuze. Die Galater waren sogar nahe daran, „von Christo abgetrennt“ zu werden, „aus der Gnade zu fallen“ und damit den Boden des Christentums überhaupt zu verlassen (Kap. 5,4). Und doch waren sie „Söhne Gottes“, geliebte Kinder, nicht Knechte, sondern freie Söhne.

Wie aber konnte der Apostel sie „Söhne Gottes“ nennen? Waren sie solche geworden durch die Taufe? Nein; sie waren Söhne durch den Glauben an Christus Jesus; aber indem sie auf Christus getauft worden waren, hatten sie Christus angezogen, hatten dadurch kundgegeben, dass sie jetzt in diesem neuen Kleide, in einer ganz neuen Stellung vor Gott standen. Sie waren nicht mehr, wie früher, Juden und Griechen, Sklaven und Freie, standen nicht mehr als männlich und weiblich vor Gott. „In Christus“ gibt es solche völkischen und gesellschaftlichen Unterschiede nicht mehr; da macht es nichts aus, ob ein Mensch einst „nahe“ oder „fern“ war, ob er in hoher oder niedriger Stellung, ob weiß, braun oder schwarz, ob Mann oder Weib ist. Alle, die in der Taufe mit dem gestorbenen und auferstandenen Herrn einsgemacht worden waren, hatten „Christum angezogen“ und standen nun mit Ihm, dem Auferstandenen, auf jenem Boden der neuen Schöpfung, wo es die genannten Unterschiede nicht mehr gibt. Sie waren „Menschen in Christo“ geworden. In ihrem neuen, auf Christus gegründeten und in Ihm geschaffenen Verhältnis zu Gott waren alle gleich, waren einer in Christus, gehörten alle zu dem wahren Samen Abrahams, und waren somit Erben, Erben Gottes und Miterben Christi (Römer 8,17).

Dass diese kostbare Seite der Wahrheit in ihrer Taufe auf Christus zum Ausdruck gekommen war, hatten die Galater zur Zeit wohl nicht verstanden, wie auch heute so viele Gläubige es nicht verstehen; die Gnade hat dann aber ihre Torheit benutzt, um sie über diesen Punkt zu belehren. Aus diesem Umstand ziehen auch wir heute noch Nutzen. Selbstverständlich dürfen wir bei dem Wort „einer in Christo“ nicht an die Einheit des Leibes Christi denken, wie sie uns in dem Brief an die Epheser vorgestellt wird. Nicht durch die Wassertaufe, sondern durch die Taufe mit dem Heiligen Geist sind wir zu einem Leibe getauft. Dennoch hören wir, wenn im Anfang von Epheser 4 die durch den Geist geschaffene Einheit geschildert wird, nicht nur von einem Leibe und einem Geiste usw., sondern auch von einem Herrn, von einem Glauben und einer Taufe. Wie es nur einen Glauben, den christlichen Glauben, gibt, so gibt es auch nur eine Taufe, die christliche Taufe, mag sie verstanden oder nicht verstanden, richtig oder unrichtig ausgeübt oder auch an Personen vollzogen werden, denen sie nicht zukommt.

Wenden wir uns jetzt zu der dritten Stelle in den Briefen der Apostel, die auf die Taufe Bezug nimmt. Wir finden sie in Kolosser 2. Der Zustand der Kolosser ähnelte in einem Sinne dem der Galater. Auch in ihrer Mitte hatten böse Arbeiter ihr Werk getan, und sie standen in Gefahr, als Beute weggeführt zu werden „durch die Philosophie und durch eitlen Betrug, nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt und nicht nach Christo“ (V. 8). Zwei Schlingen hatte der Feind ihnen in den Weg gelegt, die eine stand in Verbindung mit der heidnischen Weltweisheit, die andere mit dem Judentum. Judaistische Lehrer suchten sie zur Beobachtung von allerlei menschlichen Satzungen, Halten von Tagen, Speise- und Trankvorschriften zu führen und dadurch von Christus, dem Haupte Seines Leibes, abzulenken und die Wahrheit zu verfälschen. Zugleich hatten sie ihnen menschliche Spekulationen gebracht über die unsichtbare Geisterwelt, über Engeldienst, über das vermeintlich Gott Wohlgefällige einer übertriebenen Enthaltsamkeit, die dem Leibe die Befriedigung der notwendigsten Bedürfnisse versagt — lauter Dinge, die dem Herzen nicht Christus köstlicher machen, sondern unter dem Schein von Demut dem Hochmut des Menschen schmeicheln, ihn selbst in seinem einfältigen Glauben erschüttern und „um den Kampfpreis bringen“ (V. 18).

Beachten wir, dass der Apostel auch diesen ernsten Gefahren gegenüber die Gläubigen an das erinnert, was sie einmal in der Taufe zum Ausdruck gebracht hatten. Hören wir seine Worte! Nachdem er ihnen ins Gedächtnis gerufen hatte, dass sie in Christus, dem Haupte jedes Fürstentums und jeder Gewalt, „vollendet“ waren, all jener Dinge also wahrlich nicht bedurften, fährt er fort: „... in welchem ihr auch beschnitten worden seid mit einer nicht mit Händen geschehenen Beschneidung, in dem Ausziehen des Leibes des Fleisches, in der Beschneidung des Christus, mit Ihm begraben in der Taufe, in welcher ihr auch mitauferweckt worden seid durch den Glauben an die wirksame Kraft Gottes, der Ihn aus den Toten auf erweckt hat“ (V. 10 - 12).

Die geistliche Bedeutung der im Alten Bunde buchstäblich vollzogenen Beschneidung war das Todesurteil über den Menschen im Fleische. Dem Menschen, so wie er von Natur vor Gott steht, gebührt nichts anderes. Nun, dieses Urteil war an den Gläubigen zu Kolossä in dem Tode Christi, „der Beschneidung des Christus“, wie der Apostel diesen Tod nennt, vollzogen worden. Indem sie durch den Glauben mit Ihm, dem Gestorbenen, in Verbindung traten, waren sie mit einer „nicht mit Händen geschehenen Beschneidung“ beschnitten worden und hatten damit „den Leib des Fleisches“, den ganzen verderbten Zustand, in welchem sie von Natur waren, „ausgezogen“. Der Tod, dem unser heiliger Stellvertreter am Kreuze begegnen, und dessen ganze Furchtbarkeit Er dort schmecken musste, ist der Tod des Gläubigen, ist das Aufhören seines Zustandes als Mensch im Fleische. Jesus allein hat das große Werk vollbracht, nur Er konnte es vollbringen, aber durch den Glauben kommt es uns zugute, wird in seiner Vollkommenheit und Wirksamkeit unser Teil, so dass wir jetzt schon in Christus unseren Platz haben und bald auch mit Ihm droben haben werden.

„Mit ihm begraben in der Taufe“ — so sahen wir es schon im Römerbrief —, aber der Apostel geht hier einen Schritt weiter, indem er hinzufügt: „... in welcher ihr auch mitauferweckt worden seid.“ Damit aber niemand an eine der Taufhandlung als solcher innewohnende Kraft denken möchte, fährt er fort: „... durch den Glauben an die wirksame Kraft Gottes, der Ihn aus den Toten auferweckt hat.“ Es braucht kaum wiederholt zu werden, dass es sich in diesen Stellen immer nur um eine Auferstehung in geistlichem Sinne handelt. Einst tot, geistlich tot in unseren Vergehungen und in dem unbeschnittenen Zustand unseres Fleisches, sind wir jetzt mit Christus „mitlebendig gemacht, indem Er uns alle Vergehungen vergeben hat“.

Weiterhin behandelt dann der Apostel die praktische Anwendung dieses Gestorben- und Auferwecktseins auf die Gesinnung und das ganze fernere Leben des Gläubigen. Mit Christus den Elementen der Welt gestorben und mit Ihm auferweckt, lebt er nicht mehr so „in der Welt“, als gehörte er noch zu ihr (V. 20), sinnt auch nicht mehr auf das, was auf der Erde ist, sondern auf das, was droben ist, wo der Christus ist, dessen Offenbarung er erwartet, um dann auch selbst mit Ihm in Herrlichkeit geoffenbart zu werden (Kap. 3, 1-4).

Oh, diese „wirksame Kraft Gottes“, wie sie sich in dem Tode und der Auferstehung unseres Herrn geoffenbart hat — wie unvergleichlich groß und herrlich ist sie! Sie hier mit der Taufe in Verbindung gebracht zu sehen, zeigt uns wiederum, wie wichtig und bedeutungsvoll diese nach dem Urteil des Geistes Gottes ist und wie die Erinnerung an sie und das verständnisvolle Eingehen auf ihr Wesen und ihre Bedeutung uns viel geistlichen Nutzen bringen muss. Doch noch einmal: Hüten wir uns vor der Gefahr, mehr aus ihr zu machen, als was sie ist — ein Symbol, ein Bild!

Diese Warnung führt uns wie von selbst zu der letzten Stelle, in welcher der Geist Gottes von der Taufe redet, zu 1.Petr. 3,21+22, indem sie dort wirklich ein Bild oder eigentlich ein „Gegenbild“ (vergl. Hebr. 9,24) genannt wird. In den vorhergehenden Versen belehrt der Apostel die jüdischen Gläubigen, an die er schrieb, über die Tatsache, dass der Herr einst, als die Langmut Gottes harrte, in demselben Geist, in welchem Er nach vollbrachtem Werke lebendig gemacht worden ist (V. 18), hinging, um durch Noah 1 den damals lebenden (jetzt als „Geister“ im Gefängnis weilenden) Menschen Buße zu predigen. Doch die Menschen verachteten damals die Langmut Gottes, wie Israel es auch zur Zeit des Apostels tat — keiner hörte auf die ernsten Mahnungen des Knechtes Gottes - und nur wenige, nur acht Seelen, wurden in der Arche durch Wasser gerettet. Die „große Flut“ war das Ende alles Fleisches jener Tage; die Menschheit war reif zum Gericht, und nur Noah fand Gnade in den Augen Gottes, indem er, dem göttlichen Gebot folgend, die Arche baute und nun durch Wasser (das allen anderen Menschen den Tod brachte), oder durch Wasser hindurch, mit seiner Familie in der Arche geborgen, gerettet und auf den Boden der durch das Gericht gereinigten Erde, gleichsam in eine völlig neu erstandene Welt hinübergetragen wurde.

Zur Zeit der Abfassung unseres Briefes war, wie wir schon früher hörten, auch Israel als Volk reif zum Gericht, und die Zahl der vor diesem Gericht Bewahrten war nur klein. So ist auch heute die Zahl der von dem kommenden Zorn Erretteten verhältnismäßig klein und wird klein bleiben. Aber ob wenige oder viele, sie alle sind — mit Christo in der Gleichheit Seines Todes einsgemacht, gleichsam in der Arche geborgen - vor dem Gericht, das diese Welt bald treffen muss, in Sicherheit gebracht. Der Zorn kommt nicht über sie; eine völlig neue Welt, die himmlische Herrlichkeit, ist das Teil, das sie erwarten. Gerade das Gericht, welches ihren Stellvertreter in dessen Tode am Kreuze getroffen hat, ist das Mittel zu ihrer Errettung geworden.

Wir verstehen jetzt besser die Worte unseres Apostels: „... welches Gegenbild auch euch jetzt errettet, das ist die Taufe.“ Wohl um jeder unrichtigen Auffassung vorzubeugen, als läge in der äußeren Handlung irgendwelche errettende Kraft, fügt Petrus sogleich hinzu: „...nicht ein Ablegen der Unreinigkeit des Fleisches“ — an äußere Waschungen des Leibes waren die Israeliten ja gewöhnt —, „sondern das Begehren eines guten Gewissens vor Gott, durch die Auferstehung Jesu Christi.“ Der Gläubige besitzt durch die Auferstehung seines Stellvertreters, der seiner Übertretungen wegen dahingegeben und seiner Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist, indem Er alle seine Sünden im Tode zurückgelassen hat und nun zur Rechten Gottes ist (V. 22), ein gutes Gewissen. Der Apostel kann daher die Taufe mit Recht „das Begehren“ (oder: die Forderung, das Zeugnis) dieses guten, vollkommen gemachten Gewissens „vor Gott“ nennen. Indem wir in der Taufe in geistlichem Sinne durch den Tod gehen, schauen wir dankbar und glücklichen Herzens zu dem auf, der alle unsere Sünden im Tode gesühnt hat und nun als Haupt über alles zur Rechten der Majestät droben thront.

Ich schließe mit einer kurzen Zusammenfassung des im Vorstehenden Gesagten. Wir sahen die Taufe nacheinander in Verbindung gebracht mit der Vergebung oder Abwaschung unserer Sünden, mit unserem der Sünde Gestorbensein, mit dem Gestorben- und Auferstandensein des Gläubigen mit Christus, mit unserer Einführung in eine ganz neue Stellung als Söhne Gottes in Christus, wo es keinerlei äußere Unterschiede mehr gibt — alle einer in Christus, und Christus alles und in allen von unserer Beschneidung in dem Ausziehen des Leibes des Fleisches, in der Beschneidung des Christus, und schließlich von unserer völligen Errettung durch die Auferstehung Jesu Christi.

Wahrlich, es ist der Mühe wert, über die Bedeutung der Taufe in allen diesen Beziehungen unter Gebet nachzusinnen und die im Blick auf sie gegebenen kostbaren Belehrungen des Heiligen Geistes sich zu eigen zu machen.

Fußnoten

  • 1 Der Geist Christi war in den Propheten des Alten Testaments und redete durch sie (1. Pet 1,11; vgl. auch 2. Pet 1,21).
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